Amtsblatt - Bundesnetzagentur
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ISSN 1434-8128 G 9390<br />
<strong>Bundesnetzagentur</strong><br />
Bonn, 19. Dezember 2007<br />
<strong>Amtsblatt</strong> 24<br />
<strong>Bundesnetzagentur</strong> für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen<br />
Vor 10 Jahren wurde die heutige <strong>Bundesnetzagentur</strong> als Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gegründet. Daher wird das<br />
kommende Jahr in vielfältiger Weise Anlass geben, eine Zwischenbilanz zu ziehen und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.<br />
Die Umbenennung unserer Behörde und die erhebliche Erweiterung der Aufgaben um den Strom-, Gas- und Eisenbahnmarkt zeigen eindrucksvoll,<br />
wie dynamisch und zum Teil turbulent diese 10 Jahre wie im Flug vergangen sind.<br />
Selbst die letzte Meile, im Telekommunikationsmarkt anfangs noch fest in der Hand des Ex-Monopolisten, entwickelt sich zu einem immer<br />
stärker umkämpften Markt. Der Ausbau der Anschlussnetze für Geschwindigkeiten von 25, 50 oder gar 100 Mbit/s wird längst nicht mehr nur<br />
von der Deutschen Telekom vorangetrieben. Erste Stadtnetzbetreiber verlegen neue Netze mit Fibre to the Home-Technologie. Große Wettbewerber<br />
der Deutschen Telekom AG haben inzwischen angekündigt, eigene VDSL-Netze aufzubauen.<br />
Dass der Markt in Deutschland auf dem richtigen Weg ist, wird nicht zuletzt auch durch die erfreuliche Entwicklung im Breitbandbereich<br />
bestätigt. Allein zwischen Juli 2006 und Juli 2007 stieg die Zahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland um knapp 4,8 Millionen, womit<br />
Deutschland bei Wachstum unangefochten an der Spitze aller europäischen Länder liegt. Die von der <strong>Bundesnetzagentur</strong> in den Vorleistungsmärkten<br />
festgelegten Rahmenbedingungen sind offenbar gut geeignet, ein Klima für einen Wettbewerb zu schaffen, in dem sowohl<br />
Anbieter, die auf den Ausbau eigener Infrastruktur setzen als auch Anbieter, die sich überwiegend fremde Leitungen anmieten, im Markt<br />
bestehen können.<br />
Das unter großen Kontroversen im Jahr 1998 initiierte Konzept der Anmietung der Teilnehmeranschlussleitung ist daher ein deutsches<br />
Erfolgsmodell. Der Erfolg mit über sieben Millionen vermieteten Leitungen und einer Nachfrage von inzwischen ca. 300.000 zusätzlichen Leitungen<br />
pro Monat ist inzwischen so groß, dass wir uns gerade in diesen Tagen mit Sorge dem Problem widmen, wie dieser Nachfrageschub<br />
zeitgerecht abgewickelt werden kann.<br />
Nichtsdestotrotz ist Regulierung im TK-Markt noch nicht überflüssig. Die Wettbewerbserfolge basieren weitgehend auf regulierten Großhandelsprodukten<br />
(wie z.B. der TAL) und eine ex-post Aufsicht bleibt erforderlich, um Diskriminierungspraktiken zu vermindern und faire Wettbewerbsbedingungen<br />
zu gewährleisten.<br />
Noch nicht ganz so weit wie die Telekommunikationsmärkte ist der Bereich der Postdienste. Hier fällt erst zum 1. Januar 2008, also genau<br />
10 Jahre nachdem die <strong>Bundesnetzagentur</strong> ihre Arbeit aufgenommen hat, die Exklusivlizenz der Deutschen Post AG. Erst damit steht Wettbewerbern<br />
der gesamte Markt offen. Während in vielen Nischenbereichen schon lebhafter Wettbewerb herrscht, so z.B. bei förmlichen<br />
Zustellungen oder höherwertigen Dienstleistungen oder Massensendungen, wird nun auch im Bereich der sogenannten Standardbriefe<br />
Wettbewerb aufleben. Die Rahmenbedingungen hierfür hat die <strong>Bundesnetzagentur</strong> nicht zuletzt auch mit ihrer Entgeltentscheidung vom 20.<br />
November gesetzt, mit der der für den Standardbrief genehmigte Preis im Jahr 2008 stabil bleiben wird.<br />
Auch in den später hinzugekommen Regulierungssektoren Energie und Eisenbahnen funktioniert der Wettbewerb bislang eher verhalten.<br />
Bei den Energiemärkten bietet die Gemengelage aus einigen wenigen großen Erzeugern und Betreiber überregionaler Leitungsnetze sowie<br />
vieler kleiner Stadtwerke als Verteilnetzbetreiber zwar einerseits viele Chancen für kleine ebenso wie für große Unternehmen, gleichzeitig<br />
besteht aber auch ein erhebliches Potenzial für Behinderungen und Abgrenzungen gegen Wettbewerber.<br />
Ein wesentlicher Ansatzpunkt für den Wettbewerb ist der Zugang zu den Netzen und die für die Netznutzung zu zahlenden Preise. In einer<br />
ersten, in diesem Jahr abgeschlossen Runde wurden diese Entgelte überprüft. Bei einem beantragten Kostenvolumen im Gasbereich von<br />
3,7 Mrd. € konnten Kosten in Höhe von 450 Mio. € nicht anerkannt werden. Beim Strom konnten von 18,6 Mrd. € 2 Mrd. € nicht anerkannt<br />
werden. Diese Netzentgeltgenehmigungen haben auch unmittelbare Auswirkungen für die Endverbraucher. Die Stromnetzkosten wurden<br />
von durchschnittlich 7,30 ct/kWh auf 6,34 ct/kWh reduziert. Wenn dies zwar die Gesamthöhe der Strompreise nicht reduziert hat, konnte<br />
doch der Preisanstieg zumindest gedämpft werden.<br />
Neben dem Abschluss dieser ersten Entgeltgenehmigungsrunde und der Vorbereitung der zweiten Runde, Verbesserungen der Zugangsbedingungen<br />
zu Gas- und Stromnetzen sowie der Verringerung der Zahl der Gas-Marktgebiete war die Arbeit an den Rahmenbedingungen<br />
der Anreizregulierung eine der vordringlichsten Aufgaben der <strong>Bundesnetzagentur</strong> im Energiebereich. Mit in Kraft treten der Anreizregulierungsverordnung<br />
am 6. November kann nun damit begonnen werden, die vorbereitenden Arbeiten in Angriff zu nehmen, damit dieses Regulierungssystem<br />
pünktlich zum 1. Januar 2009 „in Betrieb“ gehen kann.<br />
Der Bereich der Eisenbahnen stand im vergangenen Jahr auf der politischen Bühne im Zeichen des geplanten Börsengangs der Deutschen<br />
Bahn AG. Gleichzeitig hat sich die <strong>Bundesnetzagentur</strong> der Vorbereitung eines neuen Entgeltregulierungsrahmens angenommen. Zwar konnten<br />
im Entgeltbereich im vergangenen Jahr aufgrund bestehender Regelungen bereits einige Fortschritte erzielt werden, so z.B. im Bereich<br />
Ladestraßen und bei den Sondertrassenzuschlägen. Insgesamt sollte das System der Entgeltregulierung sich aber auch normativ in Richtung<br />
einer kosteneffizienten Leistungserbringung entwickelt werden. Im Rahmen einer vom BMVBS eingesetzten Arbeitsgruppe, an der neben der<br />
<strong>Bundesnetzagentur</strong> Vertreter von Eisenbahnunternehmen, Ländern und Verbänden beteiligt waren, wurde hierfür wichtige Vorarbeit geleistet.<br />
Die Integration der Netzsektoren hat sich schon nach wenigen Jahren nicht nur bewährt, sondern sie trägt die ersten reifen Früchte. Die <strong>Bundesnetzagentur</strong><br />
wird zu einem Kompetenz- und Wissenszentrum für Fragen der Regulierung von Netzindustrienwerkfragen, wie es in anderen<br />
Ländern nicht vorhanden ist. Wir wollen diesen Erfahrungsschatz produktiv nutzbar machen und mit Wissenschaft und Forschung, aber<br />
auch mit den politischen Entscheidungsträgern teilen.<br />
10 Jahre Regulierung sind 10 Jahre eines permanenten Lernprozesses. Manchmal war es fast so schwer, wie einen Tiger zu reiten und meist<br />
mussten unter großem Zeitdruck gravierende und wichtige Entscheidungen für unsere Volkswirtschaft gefällt werden.<br />
Dass die <strong>Bundesnetzagentur</strong> dabei nicht nur den Kopf über Wasser behalten hat, sondern trotz vielfältiger, manchmal auch konstruktiver Kritik,<br />
inzwischen eine anerkannte Institution geworden ist, war nicht selbstverständlich. Es ist dem unvergleichlichen Elan und Engagement<br />
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch den vielen Freunden und Begleitern aus dem Bereich der Wissenschaft, der parlamentarischen<br />
Gremien, der Verbände, der Unternehmen und der Medien zu verdanken. Wir sind optimistisch, dass auf dieser Basis auch die<br />
zukünftigen Herausforderungen gemeistert werden können.<br />
Matthias Kurth