Titel 16 Run ans Netz Unsere Wirtschaft · INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG · 09/2006
IT-DIENSTLEISTER Der schnelle und sichere Weg ins Internet ist für Unternehmen die Voraussetzung für Kommunikation. Allerdings verfügen immer noch nicht alle Standorte über DSL. Diese werden jetzt per Funk erschlossen von Lars Böker / Stefan Bottler ILLUSTRATION: JOACHIM WIDMANN, FOTOS: BCC, BRUNZEL Wer schon einmal versucht hat, eine große Datei mit einem veralteten Modem aus dem Internet zu laden, weiß, was es heißt, einen Elefanten durch ein Nadelöhr zu schieben. Flinker geht es mit einem DSL-Anschluss, derbis zu 40 mal schnellerDaten aus dem Internet saugt. Vor allem für geschäftskritische Web-Anwendungen ist DSL daher mittlerweile ein Muss. Das ist Pech für Unternehmen, die sich auf der grünen Wiese niedergelassen haben, wo DSL oft gar nicht verfügbar ist. Weil die Infrastruktur für Breitbandanschlüsse teuer ist, haben sich die Anbieter bislang vor allem auf Ballungsräume konzentriert,wo viele Kunden auf kleinem Raum versorgt werden müssen. So erging es der Firma IBC Ingenieurbau Celle GmbH (www.ingbaucelle.de) in derniedersächsischen Stadt Celle. Weil es DSL im Gewerbegebiet Wietzenbruch in Celle nicht gab, orderte der mittelstän- dische Betrieb eine funkgestützteInternetanbindung, die mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von zwei Megabit pro Sekunde genau so schnell ist wie ein DSL-Anschluss aus der Dose. »Für unsere Arbeit ist eine schnelle und sichere Internetanbindung ein wichtigerErfolgsfaktor, weil wir so schneller und einfacher kommunizieren können«, sagt Rolf Reinecke, Geschäftsführer des Unternehmens. Lars Böker <strong>IHK</strong>-Berater für E-Commerce Innovation und Umwelt » Im IT-Bereich muss das eigene Unternehmen nicht immer Innovationsführer sein, gerade wenn das Kerngeschäft in anderen Sektoren liegt. Dennoch darf man IT-Entwicklungen nicht verpassen. Josef Glöckl-Frohnholzner Geschäftsführer BCC Business Communication Company GmbH Neben dem Wireless Broadband Anbieter Highspeed Wireless-Lan GmbH aus Celle gibt es bisher rund ein halbes Dutzend Unternehmen, die technische Alternativen zu »echtem« DSL anbieten. Entweder über Funktechnik (hierbei gibt es die Möglichkeiten WiMAXauf 3,4 GHz oderauf einerFunktechnologie im 5 GHz Bereich) oder via Satellit (Satelliten DSL). Bei WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access) wird die Verbindung zum Internet überRichtfunk und Empfangsstationen hergestellt. An der Übertragungstechnik im 3,5 Gigahertz- Band arbeiten derzeit über 300 internationale Unternehmen, darunter Alcatel, Deutsche Telekom, Ericsson, Intel, Nokia und Siemens. WiMAX ist damit auf dem Weg zum internationalen Standard fürfunkgestütztes Internet. Unter optimalen Bedingungen auf freier Fläche können Übertragungsgeschwindigkeiten bis 70 Megabit pro Sekunde und Funkreichweiten bis 50 Kilometer hergestellt werden, was weit über den gängigen WLAN-Standards liegt. In der Praxis werden diese Werte jedoch so gut wie nie erreicht. Bei Standardprodukten werden die Übertragungsraten kaum mehrals 10 Megabit in derSekunde betragen und über 5 bis 10 km hinausgehen. Trotz dieser Einschränkungen gilt WiMAX längst als vollwertige Alternative zu UMTS und anderen Hochgeschwindigkeitsnetzen. Voraussichtlich im Spätherbst 2006 wird die Bundesnetzagentur in Bonn (vormals Regu- lierungsbehörde fürTelekommunikation und Post) flächendeckend WiMAX-Lizenzen im 3,5 Gigahertz-Band versteigern. Rund 100 Unternehmen haben ein entsprechendes Papier bereits beantragt, neun wollen sogar Frequenzen im gesamten Bundesgebiet anbieten. Arcor testet WiMAX derzeit in Kaiserslautern, die Telekom hat ein entsprechendes Projekt in St. Augustin bei Bonn unlängst abgeschlossen. Von diesen Regionen einmal abgesehen,wird sich derAufbau der Infrastruktur hinziehen: In vielen Regionen dürften funkgestützte Breitbandangebote kaum ¸ 09/2006 · INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG · Unsere Wirtschaft 17