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BUSINESS - TextilWirtschaft

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Alle Fotos: Chris Rügge<br />

<strong>BUSINESS</strong><br />

22 <strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009<br />

DEUTSCHER MODEHANDELS-KONGRESS<br />

Agenda Agenda 2010: 2010:<br />

Was zu tun ist


2009 ist ein schwieriges Jahr, keine Frage.<br />

Doch für die Modebranche ist es besser gelaufen,<br />

als von vielen befürchtet. Und so zeigten sich die<br />

Referenten beim Deutschen Modehandels-Kongress<br />

denn auch vorsichtig optimistisch für<br />

das Jahr 2010.<br />

Roland Tichy ist ein Freund klarer Worte. Das bewies der Chefredakteur<br />

der WirtschaftsWoche als Keynote-Speaker zum Auftakt<br />

des von der <strong>TextilWirtschaft</strong> und dem BTE organisierten<br />

Deutschen Modehandels-Kongresses. Tichy bescheinigt den politischen<br />

Parteien eine weitgehende Konzeptlosigkeit, was besonders<br />

bedenklich sei, da in Sozial- und Wirtschaftspolitik große Aufgaben<br />

anständen. Angesichts der Robustheit, die die deutsche Wirtschaft bisher<br />

in der Krise ausgezeichnet habe, sei er für das Jahr 2010 dennoch<br />

„gemäßigt optimistisch“.<br />

Diese Mischung aus krisenbedingter Vorsicht und einem verhaltenen<br />

Optimismus zog sich durch die meisten Referate und Diskussionen auf<br />

dem Modehandels-Kongress, zu dem rund 500 Gäste nach Düsseldorf<br />

gekommen waren. Das Jahr 2009 sei für den Fachhandel besser gelaufen,<br />

als befürchtet, erklärte Dr. Daniel Terberger. Das kommende<br />

Jahr werde sicher erneut „knüppelhart“, so der Katag-Chef. Dennoch<br />

rechne er mit einem kleinen Wachstum.<br />

Terberger diskutierte mit Ludwig Görtz-Geschäftsführer Christoph von<br />

Guionneau, AppelrathCüpper-Chef Frank Rheinboldt und Zara<br />

Deutschland-Geschäftsführer Arndt Brockmann über die Aussichten<br />

für den deutschen Modehandel im Jahr 2010. Krisenzeiten sind für gut<br />

aufgestellte Unternehmen gute Zeiten, um Marktanteile zu gewinnen,<br />

war sich die Runde einig. Von Guionneau formulierte es so: „Wir leben<br />

im Jahrzehnt der Firmenkonjunkturen.“<br />

Der österreichische Sport-Fachhändler Christoph Bründl sieht das genauso.<br />

Er interessiert sich wenig für die Wettbewerber und viel für seine<br />

Mitarbeiter und vor allem die Kunden. „Es muss menscheln“, ist Bründl<br />

überzeugt. Um seine Kunden zu Fans zu machen, setzt er in seinen<br />

architektonisch stets besonderen Läden auf „Magic Moments“.<br />

Am falschen Ende zu sparen, wäre in diesen konjunkturell so schwierigen<br />

Zeiten ein völlig falsches Signal, erklärte Claus-Dietrich Lahrs,<br />

Vorstandschef von Hugo Boss. Deshalb habe der Metzinger Modekonzern<br />

in diesem Jahr seine Marketing-Aktivitäten von Schauen über<br />

Partys bis hin zum Kunst- und Sport-Sponsoring sogar weiter ausgebaut.<br />

„Marke braucht Darstellung“, betont auch Andreas Baumgärtner. Der<br />

Marc O’Polo-Geschäftsführer diskutierte mit Ahlers-Vorstandschefin<br />

Dr. Stella Ahlers, Olymp-Chef Mark Bezner und Diesel Deutschland-<br />

Geschäftsführer Thorsten Link über die aktuelle Lage und die Aussichten<br />

für 2010. Hoffnung mache der Industrie vor allem das verhältnismäßig<br />

stabile Geschäft im Heimatmarkt, so die einhellige Meinung.<br />

Link: „Die Deutschen schlagen sich gut.“ �MO<br />

WirtschaftsWoche-Chefredakteur Roland Tichy (oben): „Für die neue<br />

Bundesregierung wird es eine große Herausforderung sein, das Verhältnis<br />

zwischen Leistungserbringer und Leistungsempfänger zu sortieren.“<br />

Hugo Boss-Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs (Mitte)<br />

plädierte dafür, gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten nicht<br />

am Marketing zu sparen.<br />

TW-Herausgeber Peter Paul Polte moderierte den<br />

Deutschen Modehandels-Kongress.<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009 23


<strong>BUSINESS</strong><br />

„Ich bin gemäßigt optimistisch“<br />

Roland Tichy, Chefredakteur der WirtschaftsWoche, über die neue<br />

Bundesregierung, ihre Wirtschaftspolitik und aktuelle Herausforderungen<br />

Die Frage „Wie geht es mit der Wirtschaftspolitik<br />

in Berlin nach der Bundestagswahl<br />

weiter?“ zu beantworten, ist ein bisschen<br />

wie der sprichwörtliche Blick in die<br />

Kristallkugel. Und so stützte Roland Tichy,<br />

Chefredakteur der WirtschaftsWoche, der<br />

mit seiner Rede den Auftakt des Modehandels-Kongresses<br />

machte, seine Prognose für<br />

die kommenden vier Jahre auf den druckfrischen<br />

schwarz-gelben Koalitionsvertrag<br />

und aktuelle Problemfelder.<br />

Steuerreform, Energiepolitik und soziale Gerechtigkeit<br />

sind für ihn dabei die großen Themen.<br />

„Für die neue Bundesregierung wird es<br />

eine große Herausforderung sein, das Verhältnis<br />

zwischen Leistungserbringer und<br />

Leistungsempfänger zu sortieren“, sagte Tichy.<br />

In der Steuerdebatte konzentriere sich<br />

die Politik viel zu stark auf die gesellschaftlichen<br />

Randbereiche, dabei werde übersehen,<br />

wie wichtig der Mittelbauch der deutschen<br />

Gesellschaft sei.<br />

„Das verfügbare Einkommen ist gerade in<br />

dem Bereich, in dem sich die Masse befindet,<br />

zunehmend von der Steuerbelastung bestimmt“,<br />

sagte Tichy. Eine Steuerreform sei<br />

zwingend notwendig. Denn teilweise sei die<br />

steuerliche Belastung so hoch, dass eine vierköpfige<br />

Familie mit einem Verdiener genauso<br />

viel zur Verfügung habe wie eine Familie,<br />

die Hartz-IV bekommt. „Wir reden immer<br />

über die, die etwas kriegen, aber nicht über<br />

die, die etwas geben.“<br />

Für eine grundlegende Steuerreform sieht<br />

Tichy allerdings schwarz. „Im Augenblick<br />

spüre ich das Bestreben beider Koalitions-<br />

Entscheidend für die<br />

Wirtschaftspolitik<br />

der neuen Bundesregierung<br />

ist die wirtschaftlicheEntwicklung,<br />

sagt<br />

Roland Tichy.<br />

24 <strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009<br />

parteien, eher vorsichtig an die großen Reformen<br />

zu gehen.“ Das Problem sei nicht nur<br />

die unterschiedliche Ausrichtung der Koalitionäre,<br />

sondern auch das veränderte Verhalten<br />

der Wähler. Die Parteien verlören Stammwähler.<br />

Die Wähler entschieden sich immer<br />

häufiger spontan, wo sie ihr Kreuz machen.<br />

Die entscheidende Phase des Wahlkampfes<br />

sei dadurch in den letzten zwei Wochen vor<br />

dem Wahltag. Wenig Zeit für die Parteien, die<br />

Wähler zu überzeugen. „Es geht nicht um<br />

große Konzepte, sondern darum, ein Thema<br />

zu finden, um das sich die Wähler dann scharen.“<br />

Die Folge dieser Konzeptlosigkeit: Nach der<br />

Wahl müssten die Parteien in den Koalitionsverhandlungen<br />

ihr Profil schärfen und sich<br />

auf Positionen festlegen. Der Verhandlungsspielraum<br />

werde dadurch immer geringer.<br />

„Die Koalitionsverträge werden heute in Leinen<br />

gebunden, weil man am Anfang festlegen<br />

muss, was man macht, weil man davor<br />

kein Profil festgelegt hat.“<br />

Bei allen Unsicherheiten ist für Tichy eines<br />

sicher: Der entscheidende Faktor für die Wirtschaftspolitik<br />

der neuen Bundesregierung ist<br />

die wirtschaftliche Entwicklung. Die Szenarien<br />

seien vielfältig. Ein kurzer, tiefer Abschwung,<br />

gefolgt von einem ebenso steilen<br />

Aufschwung; ein langes, tiefes konjunkturelles<br />

Tal; ein dauerhafter Abschwung oder ein<br />

steiler Abschwung, gefolgt von einer raschen<br />

Erholung – allerdings auf einem niedrigeren<br />

Niveau. „Ich bin gemäßigt optimistisch“,<br />

sagt Tichy. „Das ist für einen deutschen Trübsalblaser<br />

nicht schlecht.“ �AF<br />

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1 Mathias Eckert (S. Oliver), Dr. Dirk Seifert (Charles<br />

Vögele)<br />

2 Arndt Brockmann (Zara), Dirk Büscher, Norbert<br />

Lock (beide Marc Cain)<br />

3 Michael Hanfstängel (Seak Software), Marcus<br />

Schönhart (Katag), Joachim Gehrig, Robert Lämbgen<br />

(beide Baur Versand)<br />

4 Abram Nette (SinnLeffers), Helmut Wirsieg (NKD)<br />

5 Dr. Matthias Händle (Hamm-Reno Group), Martin<br />

Krist (Esprit)


1 Steffen Jost (Jakob Jost/BTE), Klaus Magnus<br />

(Modehaus Magnus/BTE)<br />

2 Petra Gottwald (Deutscher Fachverlag), Harry Ley<br />

(Robert Ley)<br />

3 Bärbel Isert (Icon), Matthias Klein (FR2 Capital)<br />

4 Hermann Jörg, Marc Kleibl (beide C & A)<br />

5 Oliver Bachmann (TW), Ulrich Fischer<br />

(Modehaus Fischer)<br />

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Das Jahrzehnt der<br />

Firmenkonjunkturen<br />

Handel geht mit Vorsicht, aber optimistisch ins Jahr 2010<br />

Was ist zu tun in Vorbereitung auf das Jahr<br />

2010? Diese Frage steht derzeit bei vielen<br />

Einzelhändlern auf der Agenda. Anlässlich<br />

des Modehandels-Kongresses präsentierte<br />

TW-Chefredakteur Jürgen Müller eine<br />

Studie der <strong>TextilWirtschaft</strong> und des BTE. Ein<br />

wichtiges Kern-Ergebnis: Die Mitglieder des<br />

TW-Testclubs sind positiver gestimmt als<br />

noch vor einem Jahr.<br />

Über vielen Plänen schwebt allerdings das<br />

Motto „Safety first“. Liquiditätssicherung<br />

steht dabei an erster Stelle. Müller: „Die guten<br />

Häuser wollen sogar expandieren, wobei<br />

sich das Investitionsklima insgesamt verschlechtert.“<br />

In einer Talkrunde diskutierten die Verantwortlichen<br />

von vier Unternehmen aus verschiedenen<br />

Sparten des Einzelhandels über<br />

die Aussichten für das nächste Jahr. Für die<br />

Katag-Häuser kann Vorstand Dr. Daniel Terberger<br />

keine Katastrophenstimmung ausmachen:<br />

„Der Fachhandel erzielt im Jahr 2009<br />

ordentliche Zahlen. Es ist besser gelaufen als<br />

befürchtet. Das Jahr 2010 wird knüppelhart,<br />

wir sind jedoch optimistisch und gehen von 1<br />

bis 2 % Wachstum aus. Die guten Häuser<br />

werden auch 3 bis 4 % schaffen.“<br />

Frank Rheinboldt, Chef von AppelrathCüpper,<br />

sieht seine Häuser in einer Repositionierungsphase.<br />

Er erklärt: „Bei uns war das erste<br />

Halbjahr deutlich schlechter. Ab April 2009<br />

waren wir erfolgreicher. Wir merken allerdings,<br />

dass die Frequenz rückläufig ist. Wir<br />

haben Chancen als Filialisten, wir müssen<br />

uns aber die Funktionalität einiger Städte wie<br />

Kiel oder Essen ansehen.“<br />

Ein Wachstum auf vergleichbarer Fläche erzielte<br />

Zara im laufenden Jahr. Deutschland-<br />

Chef Arndt Brockmann dazu: „Wir kommen<br />

an unsere Leistungsziffern heran. Es wird<br />

Volumen frei, weil einige Mitbewerber<br />

Mit TW-Chefredakteur Jürgen Müller diskutierten<br />

Frank Rheinboldt, Daniel Terberger, Arndt<br />

Brockmann und Christoph von Guionneau (v.li.).<br />

schwächeln.“ Daher werde Zara 2010 neue<br />

Läden in Deutschland eröffnen.<br />

Auch in der Schuhbranche herrscht Optimismus.<br />

Ludwig Görtz-Geschäftsführer Christoph<br />

von Guionneau: „Wir gehen für 2010<br />

von einem zweistelligen Wachstum aus. Wir<br />

leben im Jahrzehnt der Firmenkonjunkturen.<br />

Es gibt in der Schuhbranche zu viel Fläche<br />

und einen Einbruch im Preissegment.<br />

Wir haben aber festgestellt, dass erstaunlich<br />

hohe Preissteigerungen im Top-Genre möglich<br />

sind.“<br />

In schwierigen Zeiten überdenken viele Unternehmer<br />

ihr Handeln besonders intensiv.<br />

Kundenfrequenz ist dabei ein großes Thema.<br />

Rheinboldt: „Wir wollen weg von der Zeitungsbeilage<br />

und arbeiten intensiv an einer<br />

Kundenkarte und einer E-Mail-Datenbank.<br />

Bei Zara sollen die Schaufenster noch häufiger<br />

neu gestaltet werden. Und bei Görtz heißt<br />

die Devise: Jeden Kunden kennenlernen und<br />

alles für die Kundenbindung tun.<br />

Intensiv und sehr sensibel geht der Handel<br />

an die Frage der Preise heran. Sensible Kunden<br />

achten ganz genau auf ein passendes<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei Zara wurden<br />

die Anfangspreislagen gestärkt. Andererseits<br />

die hochwertige Kollektion Zara Studio ausgebaut.<br />

Beides mit Erfolg. Von Guionneau<br />

hat festgestellt: „Der gleiche Kunde verhält<br />

sich im Laufe der Saison völlig anders. Für die<br />

erste Saisonhälfte gilt eine ganz andere Strategie<br />

als für die zweite. Wir müssen an diesen<br />

Strategien arbeiten.“<br />

Von Rabatten und Scheinmarketing halten<br />

die Talkrunden-Teilnehmer nicht viel. „Die<br />

Zeiten mit 30 bis 50 % Rabatt sind vorbei“,<br />

sagt Terberger. Die Runde war sich einig, dass<br />

das Jahr 2009 besser laufe als befürchtet.<br />

Von Guionneau lieferte das bestmögliche<br />

Schlusswort: „Wir haben keine Krise.“ �CW<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009 25


<strong>BUSINESS</strong><br />

Hugo Boss bleibt selbstbewusst<br />

Claus-Dietrich Lahrs über die Marken- und Retail-Strategie des Konzerns<br />

Jahrelang kannte Hugo Boss nur einen<br />

Weg: nach oben. In diesem Jahr melden die<br />

Metzinger jedes Quartal rückläufige Umsätze.<br />

Doch Konzernvorstand Claus-Dietrich<br />

Lahrs mag seinen Konzern nicht auf die „trockenen<br />

Zahlen“ reduziert sehen. „Natürlich<br />

haben wir die Wirtschaftskrise gespürt, aber<br />

wir haben das Jahr genutzt, um uns zu restrukturieren“,<br />

erklärt er. Und gerade in die-<br />

Claus-Dietrich Lahrs: „Natürlich haben wir die<br />

Wirtschaftskrise gespürt. Aber wir haben das Jahr<br />

genutzt, um uns zu restrukturieren.“<br />

26 <strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009<br />

sen schwereren Zeiten habe der Konzern seine<br />

Marken-Aktivitäten noch weiter ausgebaut:<br />

Schauen, Partys, Kunst- und Sport-<br />

Sponsorings – dafür soll Hugo Boss weiterhin<br />

stehen.<br />

Aber auch modisch und strategisch verkündete<br />

der Boss-Chef seine Ziele. So soll dem<br />

wachsenden Trendsegment Sportswear<br />

Rechnung getragen werden und Boss Black<br />

eine separate Sportswear-Abteilung bekommen.<br />

Das Golf-Label Boss Green wird es ab<br />

2010 auch für Frauen geben. Boss Selection<br />

soll unter dem neuen Marken-Manager Michael<br />

Ködel, der von Zegna kommt, noch höher<br />

positioniert werden.<br />

Viel Potenzial sieht Lahrs auch noch in der<br />

Damenmode, die derzeit um die 200 Mill.<br />

Euro Umsatz erzielt. Ebenfalls steigern will<br />

er den Umsatzanteil des eigenen Retails, und<br />

zwar bis 2014 von 30 auf 39%. Vor allem in<br />

Asien soll Hugo Boss über eigene Läden expandieren.<br />

Auch E-Commerce steht im Fokus.<br />

„Mit unserem Web-Shop haben wir zwar<br />

spät begonnen, aber nächstes Jahr werden<br />

wir hier mehr Umsatz erzielen als unser<br />

größter Store in Paris auf den Champs-<br />

Élysées.“ �PA<br />

Mit Wohlfühl-Ambiente zum Erfolg<br />

Sport-Fachhändler Christoph Bründl erklärt, wie Kunden zu Fans werden<br />

Kunden muss man locken, Fans kommen<br />

von selbst. Was liegt also näher, als Kunden<br />

zu Fans zu machen? Das ist einfacher<br />

gesagt als getan. Die österreichische Sporthaus-Kette<br />

Bründl hat es offenbar geschafft.<br />

Geschäftsführer Christoph Bründl verriet in<br />

Düsseldorf eindrucksvoll und mit viel Humor<br />

sein Erfolgsrezept.<br />

Christoph Bründl ist überzeugt, dass die Krise in<br />

Wahrheit eine „Werte- und Innovationskrise“ ist. Sein<br />

Gegenmittel: Werte glaubwürdig leben, etwa durch<br />

„Kundenberührung“ und eine besondere „Shop-Aura“.<br />

Sein Geschäftsmodell besteht aus vier Pfeilern:<br />

Frequenzerhöhung, Shopping-Erlebnis,<br />

Magic Moments und Kundentreue. Für<br />

die nötige Frequenz sorgt das 1956 gegründete<br />

Familienunternehmen, indem es architektonisch<br />

anspruchsvolle Gebäude an landschaftlich<br />

reizvollen Orten errichtet. Im Inneren<br />

sorgt ein „Wohlfühlambiente“ aus<br />

Bars, Internet-Stationen und 3 D-Kinos dafür,<br />

dass der Kunde möglichst lange im Laden<br />

verweilt. Das Shopping-Erlebnis werde durch<br />

ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ein<br />

Top-Sortiment, Serviceleistungen und „Kundenberührung“<br />

geschaffen. „Es muss menscheln“,<br />

erklärt der Österreicher.<br />

Für magische Momente sorgen bei Bründl<br />

Animateure, Live Acts, Butler und ausgefallene<br />

Einkaufstaschen. Dahinter steckt die Philosophie,<br />

Werte glaubwürdig zu leben. „In<br />

Wahrheit ist die aktuelle Krise eine Werteund<br />

Innovationskrise“, sagt Bründl. Er warnt<br />

eindrücklich vor Gejammer. Schließlich ziehe<br />

Panik automatisch geistige Lähmung<br />

nach sich. Wichtig seien zudem ein effektives<br />

Stimmungs-Management sowie ein „Denken<br />

und Handeln in Generationen“. �BR<br />

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1 Johannes Schick (Höltl), Steffen Jost (Jakob Jost)<br />

2 Claudia Rothwange (SIC), Klaus Weber (Intex)<br />

3 Denis Kulms, Iris Donecker (beide Tom Tailor)<br />

4 Hans-Peter Vankerkom (Hagemeyer), Thorsten<br />

Müller (Dobotex International), Ulrich Grohs (Falke)<br />

5 Claus W. Vocke (Wilh. Ranck), Holger Wellner<br />

(Wellner das Modehaus)


1 Jörg Koopmann (KooBra), Jochen Sperber<br />

(René Lezard)<br />

2 Holger Knapp (TW), Gerhard Wöhrl (Rudolf Wöhrl)<br />

3 Lars E. Pedersen (Bestseller), Andreas Weuster<br />

4 Lothar Reiff (Lothar Reiff Consultancy), Rainer<br />

Mentz (Mexx)<br />

5 Lana Kupczyk (TW), Jürgen Richter (Gelco)<br />

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„Die Deutschen schlagen sich gut“<br />

Die Industrie ist für 2010 vorsichtig optimistisch und will wieder investieren<br />

Deutschland hat sich entgegen der Erwartungen<br />

im Jahr der Krise gut entwickelt.<br />

Zu diesem Schluss kamen die Teilnehmer<br />

der Diskussionsrunde zum Thema Chancen<br />

und Herausforderungen für die Industrie.<br />

„Die Deutschen schlagen sich gut“, sagt Diesel<br />

Deutschland-Chef Thorsten Link. Für das<br />

kommende Jahr planen Marc O’Polo, Ahlers,<br />

Olymp und Diesel wieder ein kleines Umsatz-Plus.<br />

„Aber“, so Mark Bezner, „Leistung wird 2010<br />

noch mehr zählen als bisher.“ Der geschäftsführende<br />

Gesellschafter des Hemdenherstellers<br />

Olymp will weiter konsequent in die Markenbildung<br />

investieren und deshalb erneut<br />

die Marketing-Ausgaben erhöhen. Bei Diesel<br />

spielt das Marketing ebenfalls eine große Rolle.<br />

„Ein gut gemachtes Produkt alleine reicht<br />

nicht aus“, so Link.<br />

Investiert wird auch bei der Herforder Ahlers<br />

AG. „Wir haben viel Geld in die Beschaffung<br />

gesteckt, diesen Weg gehen wir weiter“, so<br />

Vorstandschefin Dr. Stella Ahlers. Um noch<br />

besser mit dem Handel zusammenzuarbeiten,<br />

soll darüber hinaus auch in die IT investiert<br />

werden, kündigt sie an.<br />

„Marke braucht Darstellung“, ist Marc O’Polo-Geschäftsführer<br />

Andreas Baumgärtner<br />

überzeugt. Deshalb werden die Stephanskirchner<br />

einen Schwerpunkt ihrer Investitionen<br />

2010 auf die Logistik legen.<br />

Auf die immer wieder von den Handelspartnern<br />

thematisierten Eckpreislagen reagieren<br />

die Unternehmen unterschiedlich. Diesel<br />

spüre den Preisdruck kaum, sagt Link. Das<br />

Gros der Umsätze werde in den Preislagen<br />

zwischen 120 und 140 Euro gemacht. „Wir<br />

schaffen es, unseren Premiumwert durchzusetzen,<br />

trotzdem arbeiten wir permanent<br />

daran, die wichtigen Eckpreislagen immer<br />

besser zu treffen.“ Der Preisbereich müsse<br />

der Marke entsprechen, so Baumgärtner.<br />

Marc O’Polo habe nicht den Druck, günstiger<br />

werden zu müssen.<br />

Mit TW-Chefredakteur Michael Werner diskutierten Mark Bezner,<br />

Dr. Stella Ahlers, Thorsten Link und Andreas Baumgärtner (v.li.).<br />

Auf die Krise mit noch mehr Ware zu reagieren,<br />

sei nicht sinnvoll. „Wer jetzt auf Basics<br />

setzt, bekommt 2010 ein richtiges Problem“,<br />

sagt Link. Ware gebe es genug, meint auch<br />

Baumgärtner. „Entscheidend sind doch die<br />

richtigen Themen für die richtigen Kunden<br />

zum richtigen Zeitpunkt.“ Bei Olymp ist Mode<br />

ebenfalls ein großes Thema. Bezner: „Wir<br />

versuchen früh, Trends zu erkennen und<br />

auch zwischendrin immer noch zu reagieren.<br />

Aber ohne Vororder geht es, zumindest<br />

bei uns, nicht.“<br />

Der immer wieder laut werdenden Forderung,<br />

die gleiche Qualität zu günstigeren<br />

Preisen anzubieten, könne man nicht so einfach<br />

nachkommen, war sich die von TW-<br />

Chefredakteur Michael Werner geleitete<br />

Runde einig. Stella Ahlers: „Ich denke das<br />

geht nicht. Wir wollen ein qualitativ hochwertiges<br />

Produkt anbieten, das kostet halt ein<br />

bisschen was.“ Preis-Leistung ist das Konzept<br />

bei Olymp, davon gehe er nicht ab, sagt<br />

Bezner. „Die Eingangskalkulation ist schließlich<br />

nicht alles.“<br />

In Bezug auf das Flächen-Management hätten<br />

Handel und Industrie mittlerweile ihre<br />

Hausaufgaben ganz gut gemacht. Für die<br />

Präsentation der Marke gibt es allerdings<br />

kein Patentrezept, sagt Baumgärtner. „Wir<br />

wollen beispielsweise auf der Fläche nicht zu<br />

perfekt dargestellt werden.“ Handlungsbedarf<br />

beim Kollektionsrhythmus sieht Bezner<br />

nicht. Vier Kollektionen mit acht Lieferterminen<br />

pro Jahr und ein großes NOS-Programm<br />

seien für Olymp völlig ausreichend. Austausch<br />

bzw. Rücknahme von Artikeln gebe es<br />

nicht. „Bei Produkten in unserer Preislage<br />

ergibt das keinen Sinn.“<br />

Bei Marc O’Polo sind Rücknahmeforderungen<br />

der Händler ein wichtiges Thema. Baumgärtner:<br />

„Wir wollen die Quoten natürlich so<br />

gering wie möglich halten, zumal wir auch<br />

kein Interesse daran haben, noch mehr Outlets<br />

zu eröffnen.“ �UB<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009 27


<strong>BUSINESS</strong><br />

Neue Bilder von Frau und Mann<br />

Elke Giese über ein Straßenfoto-Projekt von DMI und CBR-Gruppe<br />

Mode gilt als Indikator für gesellschaftliche<br />

Veränderungen. „Das muss doch<br />

auch im Alltag sichtbar werden“, dachte sich<br />

Elke Giese, Fashion Koordinatorin beim<br />

Deutschen Mode-Institut. Also ließ das DMI<br />

in Kooperation mit der CBR-Gruppe ein Jahr<br />

lang modeaffine Menschen auf den Straßen<br />

von Berlin und Bielefeld fotografieren. 5000<br />

Fotos entstanden zwischen Mai 2008 und<br />

Elke Giese: „Das Interesse an Mode als Teil des Selfdesigns<br />

ist groß, Collage ist das Gestaltungsprinzip.<br />

Klassische Kombi-Kollektionen und ordentliche Rückwandpräsentationen<br />

passen nicht dazu.“<br />

28 <strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009<br />

April 2009. Elke Giese hat das Material analysiert<br />

– „Die Looks haben sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren total verändert“ – und<br />

ihre Beobachtungen in sechs Thesen zusammengefasst.<br />

1. Brüche statt Harmonie: Die Menschen tragen<br />

überwiegend keine geschlossenen, kompletten<br />

Outfits mehr. 2. Kreativität und Individualität<br />

sind wichtiger als Statussymbole.<br />

Die vermeintliche Nachlässigkeit wird mit<br />

großer Kompetenz hergestellt. Stichwort:<br />

Selfdesign. 3. Sportswear und Denim haben<br />

den letzten Winkel unseres Lebens erreicht.<br />

Selbst junge Herren-Anzüge müssen Casual-<br />

Anklänge haben. 4. Weiche Körper in harten<br />

Stiefeln – das neue Bild von Weiblichkeit. Die<br />

Frauen tragen überwiegend zarte Kleider und<br />

Tops, dazu derbe Sneaker und wehrhafte<br />

Stiefel. 5. Die neuen Fashion Victims sind<br />

männlich. Bemerkenswert viele Männer setzen<br />

Mode bewusst ein, um ihre Attraktivität<br />

zu steigern. 6. Die Straße gibt Impulse für<br />

High Fashion. Fashion-Collage als Gestaltungsprinzip<br />

war zunächst in den Städten zu<br />

sehen, erst später in Designer-Kollektionen.<br />

In den Metropolen entstehen immer wieder<br />

Trends unabhängig vom Laufsteg. �AL<br />

Lastesel und Zugpferd zugleich<br />

Sozialforscher Martin Werding über die Rolle der Mittelschicht in der Krise<br />

Ist die Mittelschicht Lastesel oder Zugpferd<br />

in der Wirtschaftskrise? Der Wissenschaftler<br />

Martin Werding wäre kein solcher, wenn<br />

er auf diese Frage keine differenzierte Antwort<br />

geben würde. „Sie ist beides“, sagt der<br />

Professor für Sozialpolitik an der Ruhr-Universität<br />

Bochum. Lastesel insofern, als die<br />

gesellschaftliche Mitte die finanzpolitischen<br />

Martin Werding: „Die Mitte entscheidet Wahlen und<br />

stabilisiert das politische System. Somit ist eine starke<br />

und gesellschaftlich einflussreiche Mitte gut für<br />

Wohlstand und Wachstum.“<br />

Folgen der Krise tragen müsse. Der Grund:<br />

Nach Werdings Einschätzung wird die Regierung<br />

früher oder später mit einem Mix aus<br />

Ausgabensenkung, Steuererhöhung und Inflation<br />

auf die Haushaltsmisere reagieren.<br />

„Das trifft die Mitte, da 70 % der Abgabenlast<br />

von dieser Gruppe erbracht werden.“<br />

Heißester Kandidat für Steuererhöhungen<br />

sei die Mehrwertsteuer, da diese weder Investitionen<br />

noch das Exportgeschäft belaste.<br />

Schlecht sehe es dagegen für Unternehmen<br />

aus, die mit Importgütern handeln. Schließlich<br />

würden sich dadurch die Verbraucherpreise<br />

erhöhen.<br />

Dennoch räumt Werding der Mitte gute<br />

Chancen ein, eine treibende Kraft in der kommenden<br />

Erholung zu sein. Vorausgesetzt, die<br />

Regierung macht zuvor ihre Hausaufgaben:<br />

Der Arbeitsmarkt müsse weiter dereguliert<br />

und die Rahmenbedingungen für Bildung,<br />

Forschung und Entwicklung verbessert werden.<br />

„Man muss Handel und Gewerbe Freiräume<br />

geben, damit diese Zugpferd der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung werden und dafür<br />

sorgen, dass Deutschland nach der Krise wieder<br />

aufsteigt“, sagt der Sozialökonom. �BR<br />

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1 Klaus J. Stange, Jürgen Dax (BTE), Rüdiger Jung<br />

(LDT Nagold)<br />

2 Michael Werner (TW), Michael Simon (Gardeur)<br />

3 Gerd Müller-Thomkins (DMI), Andreas<br />

Baumgärtner (Marc O’Polo)<br />

4 Hans-Peter Vankerkom (Hagemeyer), Andreas<br />

Hilgenstock (Engelhorn), Christoph Huber<br />

(Garhammer)<br />

5 Karl Schwitzke (Schwitzke & Partner), Hans-Joachim<br />

Kühn (Jeans Fritz)


1 Michael Alten (Olsen), Wolfram Schur (Dodenhof)<br />

2 Helmut Wirsieg (NKD), Hans-Dieter Ernst<br />

(Ernsting’s familiy)<br />

3 Christel Wickerath (TW), Alexandra Denzer<br />

(Ebel Moden)<br />

4 Sebo Kramer (Leffers), Franz-Bernhard Wagener<br />

(Wagener)<br />

5 Andreas Schulten (d.vision), Miriam Dietz (Igedo)<br />

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Mehr Teile, mehr Rendite<br />

Beim Effizienztag Mode drehte sich alles um Optimierung<br />

In Zeiten wie diesen ist Effizienz mehr denn<br />

je gefragt. Prozessoptimierungen von der<br />

Produktentwicklung bis zum POS sollten eigentlich<br />

immer Konjunktur haben. Wie vielfältig<br />

die Stellschrauben allein im Handel<br />

und in der Zusammenarbeit von Handel und<br />

Industrie sind – ergänzt um Lösungen von<br />

Dienstleistern und Beratern –, zeigte einmal<br />

mehr der Effizienztag Mode, der im Vorfeld<br />

des Deutschen Modehandels-Kongresses<br />

stattfand. Rund 290 Teilnehmer nutzten die<br />

Gelegenheit, sich mit Effizienzsteigerung in<br />

Industrie und Handel zu beschäftigen. 33<br />

Aussteller, Sponsoren und Partner unterstützten<br />

die Veranstaltung.<br />

Unterschiedliche Facetten deckten die Referenten<br />

in ihren Vorträgen zum Thema Effizienzsteigerung<br />

im Handel ab. Claudia Engel-Hutner<br />

von Hutner Training, Kronburg,<br />

und Michael Hanfstängl von Seak Software,<br />

München, rückten die Mitarbeiter in den Fokus.<br />

Engel-Hutner unterstrich die Bedeutung<br />

von Personalentwicklung für die Verkaufsleistung<br />

von Einzelnen und schließlich<br />

des ganzen Teams. „Ziel muss es sein, möglichst<br />

viele Mitarbeiter zu Leistungsträgern<br />

zu entwickeln. Das schafft Freiräume für den<br />

Chef“, sagte Engel-Hutner.<br />

Hanfstängl erläuterte, wie eine optimierte<br />

Personaleinsatzplanung zu Umsatzsteigerung<br />

führen kann. „Eine optimale Personaleinsatzplanung<br />

mündet in mehr Zeit für Service<br />

und Beratung an starken Tagen“, so<br />

Hanfstängl. 85 % und mehr des Personalbudgets<br />

würden häufig allein für die Mindestbesetzung<br />

ausgegeben. Damit mangele es in<br />

der Regel an Spielraum für Tage und Stunden<br />

höchster Frequenz im Laden.<br />

Andreas Unger von der Agentur Hutter<br />

& Unger, Wertingen, stellte dar, wie gut<br />

geplantes Marketing nicht nur zur Umsatz-,<br />

sondern auch zur Renditesteigerung beitragen<br />

kann. Noch nicht alle Unternehmen sind<br />

seiner Ansicht nach wirklich im Informationszeitalter<br />

angekommen. Er appellierte an<br />

Industrie und Handel, die von beiden Seiten<br />

erhobenen Daten gemeinsam zu nutzen, um<br />

Absatzpotenziale zu heben. „Der Handel<br />

nutzt seine Kundeninformationssysteme oft<br />

unzureichend“, konstatierte Unger.<br />

Georg Amling vom Fashion House Lu in Ludwigshafen<br />

appellierte an die Industrie, den<br />

Handel dabei zu unterstützen, die Ware dann<br />

auf die Fläche zu bringen, wenn die Verbraucher<br />

diese nachfragten. Er stellte in seinem<br />

Vortrag die bestehenden Lieferrhythmen eines<br />

Großteils der Lieferanten in Frage. „Eine<br />

saisonale Verlagerung um vier Wochen ergibt<br />

Sinn“, sagte Amling. Zudem bemängelte<br />

er, dass bei vielen Modeanbietern die Produktinnovationen<br />

im ersten Drittel der Sai-<br />

son verheizt würden. „Auch der<br />

Internetverkauf der Industrie<br />

muss an den Handel angepasst<br />

werden.“<br />

Dafür hat Claus Wilhelm Vocke<br />

vom Modehaus Ranck in Sulingen<br />

eine Lösung parat. Er stellte<br />

sein Kooperationsmodell für<br />

E-Commerce vor, bei dem Industrie<br />

und Handel gemeinsam profitieren<br />

können. Er will ein Webprojekt<br />

namens Fashion Galerie<br />

aufsetzen, mit dessen Hilfe auch<br />

kleinere Einzelhändler, für die<br />

sich das Etablieren eines eigenen<br />

Web-Shops nicht lohnen würde,<br />

einen Shop im Netz realisieren<br />

können. „Auch auf Industrieseite<br />

könnten vor allem die kleineren<br />

Labels von einem solchen<br />

Modell profitieren, da es für diese<br />

sehr schwer ist, einen breiten<br />

Marktzugang zu bekommen“, so<br />

Vocke. Fashion Galerie werde etwa<br />

ab dem kommenden Herbst<br />

zusammen mit Partnern alle<br />

Dienstleistungen rund um das E-<br />

Commerce-Geschäft übernehmen:<br />

vom Installieren des Online-Shops<br />

bis hin zur logistischen<br />

Abwicklung. Derzeit würden<br />

Gespräche mit Händlern geführt.<br />

In einem zweiten Schritt<br />

wolle man auf die Industrie zugehen.<br />

Auf das Optimierungspotenzial<br />

durch Quellensicherung wies<br />

René Preloger vom Düsseldorfer<br />

Beratungshaus Tailorit hin. Damit<br />

rückte er die gesamte Wertschöpfungskette<br />

in den Blick der<br />

Zuhörer. Er präsentierte Ergebnisse<br />

einer Studie, wonach die<br />

Sicherungsquote im deutschen<br />

Modehandel bei durchschnittlich<br />

35 % liegt. „Gleichzeitig gaben<br />

die Unternehmen an, eigentlich<br />

lieber 58 % der Ware sichern<br />

zu wollen, um die Inventurdifferenzen<br />

zu verringern“,<br />

sagte Preloger. Ein wichtiger<br />

Schritt zu einer Erhöhung der Sicherungsquote<br />

sei der Einsatz<br />

von Quellensicherung, bei der<br />

das Sicherungsetikett bereits<br />

während des Produktionsprozesses<br />

an die Kleidung angebracht<br />

wird. Darin stecke großes<br />

Potenzial, von dem vor allem<br />

Vertikale teilweise schon heute<br />

profitierten. �CL<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 46 _ 2009 29<br />

Claudia Engel-Hutner<br />

(Hutner Training), Michael<br />

Hanfstängl (Seak Software),<br />

René Preloger (Tailorit),<br />

Andreas Unger (Hutter &<br />

Unger) Georg Amling<br />

(Fashion House Lu) und<br />

Claus Wilhelm Vocke (Wilh.<br />

Ranck, von oben) referierten<br />

beim Effizienztag Mode.

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