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Alles auf Anfang - Stellenmarkt von sueddeutsche.de

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Uni&Job <strong>de</strong>nken 7<br />

dort die lange Reihe <strong>de</strong>r schweigen<strong>de</strong>n<br />

Mädchen, die <strong>de</strong>n Text zwar bunt angemarkert,<br />

aber trotz<strong>de</strong>m nichts über ihn<br />

zu sagen haben.<br />

Vor allem in Seminaren mit nachgiebigen<br />

Dozenten gibt es immer min<strong>de</strong>stens<br />

einen Typen, <strong>de</strong>r es schafft, <strong>de</strong>n Diskussionsverl<strong>auf</strong><br />

seinem verbalen Beharrungsvermögen<br />

und seinen steilen Thesen unterzuordnen.<br />

Dass dieser Alpha-Nerd<br />

weiblich ist, bil<strong>de</strong>t eher die Ausnahme<br />

und wird dann auch zumeist mit gebühren<strong>de</strong>m<br />

Erstaunen wahrgenommen. Die<br />

vorauseilen<strong>de</strong> weibliche Zurückhaltung<br />

tritt sogar in Fächern wie Romanistik zu<br />

Tage, wo man sich bisweilen fragt, ob<br />

Männer hier überhaupt zugelassen sind,<br />

so selten sind sie.<br />

Anerkannt ist dieses Gefälle eigentlich<br />

nur im naturwissenschaftlich-technischen<br />

Bereich. Macht hier eine Stu<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>n Mund <strong>auf</strong>, reagieren Professoren<br />

und Kommilitonen dar<strong>auf</strong> immer noch<br />

oft mit einem Gestus, <strong>de</strong>r allenfalls<br />

einem <strong>von</strong> Elektrotechnik sprechen<strong>de</strong>n<br />

Pferd angemessen wäre. Je<strong>de</strong> Maschinenbauerin<br />

o<strong>de</strong>r Bauingenieurin hat min<strong>de</strong>stens<br />

eine Anekdote <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Dozenten<br />

zu erzählen, <strong>de</strong>r die anwesen<strong>de</strong>n Hörerinnen<br />

mit grienen<strong>de</strong>n Sprüchen à la:<br />

„Wenn das jetzt für die Damen nicht zu<br />

abstrakt ist“ geson<strong>de</strong>rt würdigte. Obwohl<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen in <strong>de</strong>n Ingenieurswissenschaften<br />

eher selten ein ausgeprägtes<br />

Gen<strong>de</strong>rbewusstsein kultivieren,<br />

sind es doch sie, die <strong>de</strong>n Geschlechterkampf<br />

im Graben führen.<br />

Vornehme Zurückhaltung<br />

zählt genauso viel wie<br />

mangeln<strong>de</strong> Kompetenz<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen <strong>de</strong>r Geisteswissenschaften<br />

erfahren Sexismus eher als intellektuell<br />

verbrämte Nachlässigkeit. Ein Professor<br />

machte neulich <strong>de</strong>n Witz <strong>von</strong> Frauen<br />

und an<strong>de</strong>ren Min<strong>de</strong>rheiten, er machte<br />

ihn direkt in ein Seminar hinein, das<br />

ziemlich genau zu 50 Prozent <strong>von</strong> Frauen<br />

besucht wird. Das ist jetzt alles nicht<br />

so richtig schlimm – aber so richtig i<strong>de</strong>al<br />

ist es auch nicht.<br />

Zwei Zitate aus einem Hauptseminar,<br />

das ich besucht habe. Stu<strong>de</strong>ntin: „Also,<br />

ich merke schon, dass ich teilweise<br />

Probleme habe mitzuhalten.“ Stu<strong>de</strong>nt:<br />

„Man muss sich auch einfach mal trauen,<br />

Schrott zu re<strong>de</strong>n. Ist doch egal, ob<br />

das stimmt. Hauptsache, es kommt etwas<br />

in Gang.“ Es spricht natürlich auch<br />

einiges dafür, sich nicht in Diskussionen<br />

einzubringen, wenn man keine fundierte<br />

Meinung hat und keinen Wert <strong>auf</strong> Profilierung<br />

legt. An<strong>de</strong>rerseits funktioniert<br />

das Prinzip „Karriere machen“ aber genau<br />

dadurch. Vornehme Zurückhaltung<br />

in einem Spiel, in <strong>de</strong>m es darum geht,<br />

sich durchzusetzen, zählt genauso viel<br />

wie mangeln<strong>de</strong> Kompetenz. Und intellektuelle<br />

Beschei<strong>de</strong>nheit ist als Tugend<br />

gar nicht mal so unanfechtbar.<br />

Flotter Auftritt. Runter<br />

mit <strong>de</strong>r Piepsstimme, i aus mit <strong>de</strong>r Maus: Wer<br />

alte Muster brechen will,<br />

kann das in einem Frauen-Seminar<br />

lernen. Zum Beispiel am 24. und<br />

25. April in München. Dort sollen<br />

Situationen aus <strong>de</strong>m Berufsalltag<br />

in Hinblick <strong>auf</strong> verbale und nonverbale<br />

Interaktionen untersucht<br />

und bearbeitet und das persönliche<br />

Ausdrucks- und Handlungsspektrum<br />

erweitert wer<strong>de</strong>n. Da<br />

kann Stu<strong>de</strong>ntin schon mal üben.<br />

www.frauenaka<strong>de</strong>mie-zak.<strong>de</strong><br />

Doch genau in die flüchten sich immer<br />

noch viele Frauen. Das drückt sich dann<br />

in beharrlicher Schweigsamkeit aus<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Hang, „Ich bin mir nicht<br />

sicher, aber . . .“ an <strong>de</strong>n <strong>Anfang</strong> je<strong>de</strong>r<br />

Wortmeldung zu stellen. Und setzt <strong>de</strong>n<br />

Trend für die spätere Karriere. Schließlich<br />

dient die Universität auch dazu, seine<br />

Fähigkeiten im Umgang mit an<strong>de</strong>ren<br />

zu schulen.<br />

Natürlich hängt das auch mit einem<br />

Mangel an Vorbil<strong>de</strong>rn zusammen. Professorinnen<br />

sind ohnehin selten, und inspirieren<strong>de</strong><br />

Lehrerinnen gibt es unter Frau-<br />

en auch nicht öfter als unter Männern.<br />

Einen Professor kann man sich als Stu<strong>de</strong>ntin<br />

vielleicht als intellektuelles Vorbild<br />

o<strong>de</strong>r als Mentor nehmen, doch wenn<br />

es um Fragen <strong>de</strong>r Karriere- und Lebensplanung<br />

geht, kann sich eine Frau nicht<br />

an einem Mann orientieren, solange sie<br />

Kin<strong>de</strong>r bekommen will. Da verweigern<br />

sich die Rahmenbedingungen.<br />

Es ist diffizil gewor<strong>de</strong>n. Die katholische<br />

Arbeitertochter kann <strong>de</strong>n besten<br />

Zugang zu Bildung bekommen. Wenn<br />

sie sich dauernd selbst im Weg steht,<br />

verliert sie am En<strong>de</strong> trotz<strong>de</strong>m.<br />

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Bewerbungen <strong>von</strong> Männern und Frauen sind uns gleichermaßen willkommen.<br />

Meredith Haaf, 26,<br />

studiert Geschichte<br />

und Philosophie in<br />

München. Sie ist<br />

Mitautorin <strong>de</strong>s Bestsellers<br />

„Wir Alphamädchen.<br />

Warum<br />

Feminismus das<br />

Leben schöner<br />

macht“. Das Buch<br />

ist 2008 bei Hoffmann<br />

& Campe<br />

erschienen.<br />

Foto: S. Füssenich

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