Alles auf Anfang - Stellenmarkt von sueddeutsche.de

Alles auf Anfang - Stellenmarkt von sueddeutsche.de Alles auf Anfang - Stellenmarkt von sueddeutsche.de

stellenmarkt.sueddeutsche.de
von stellenmarkt.sueddeutsche.de Mehr von diesem Publisher
07.12.2012 Aufrufe

24 bewerben Uni&Job Der Schnittmusterschüler Cem Cako hat gelernt, wie man avantgardistische Mode macht. Flämisch kann er jetzt auch. Alles kein Grund, sich auszuruhen. Schließlich will er nach Paris und ein großer Couturier werden. Das bedeutet: vortanzen ohne Ende Von Jutta Göricke Elektroklänge martern den Raum, Models staksen wie Flamingos auf der Flucht über einen spiegelschwarzen Laufsteg. Sie tragen Kreationen von acht jungen Modemachern zur Schau. Jeder dieser Nachwuchskräfte will, kaum der Schule entfleucht, „Designer for Tomorrow“ werden. So heißt der Wettbewerb hier auf der Berliner Fashion Week, wo Hugo Boss neben Labels wie „Kaviar Gauche“ oder „Lala Berlin“ vortanzen lässt. Cem Cako ist einer der Auserwählten, die beim Casting auflaufen dürfen. Auserwählt deshalb, weil eine hochkarätige Jury seine Teilnahme befürwortet hat und weil ihn seine Herkunft adelt, die Antwerpener Modeakademie. Als Absolvent einer Eliteschule musste er sich schon zigfach Wettbewerbssituationen aussetzen – wie seine Konkurrenten auch. Denn, und das gilt erst recht für die Modebranche: Das ganze Leben ist eine Bewerbung. Und wir sind nur die Kandidaten. Eine Modenschau ist ein bisschen hysterisch und ein bisschen kalt. Und so stellt man sich auch Leute vor, die Mode machen, vor allem solche, die damit noch am Anfang stehen und die – ganz feinnervige Naturen – nicht anders können, als die böse Konkurrenz mit kühler Arroganz wegzubeißen. Aber das stimmt nicht, zumindest nicht für den Jahrgang, der sich gerade aufmacht, die Welt zu erobern. Dieser Jahrgang ist nett und bescheiden und freundlich, selbst im Abgang. Michael Sontag von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, der nicht gewonnen hat, freut sich zum Beispiel „wahnsinnig für Julia, die gewonnen hat mit den fetten Stricksachen“. Es ist modern, jung und unprätentiös zu sein. Obwohl Oscar Wilde, oberste Dandy-Referenz, einst meinte, dass Natürlichkeit eine Pose sei, die sich sehr schwer durchhalten lasse. Dasselbe gilt wohl auch für die Jugend. Was ist Pose, was Natur? Cem Cako ist nett und bescheiden. Er ist höflich, gelassen und ernsthaft. Und er hat die ungewöhnlichste Lebensgeschichte, die man mit 28 Jahren nur haben kann. Da sind erstens: die Eltern. Türkische Gastarbeiter, die in den sechziger Jahren nach Schorndorf bei Stuttgart auswandern, weil sie den Kindern optimale Ausbildungsmöglichkeiten bieten wollen. Da sind zweitens: die drei älteren Schwestern, die Abitur und es damit ihren Eltern recht machen. Später studieren sie, i Trainiert. Studenten erhöhen ihre Karrierechancen, wenn sie schon während des Studiums ihre Beschäftigungsfähigkeit fördern. Das können sie zum Beispiel in einem der Career Center, die die meisten Unis anbieten. In Employability- Kursen kann man sich dort etwa in Soft Skills üben oder handfeste Verhandlungstrainings absolvieren. Praxisnähe ist garantiert, da das Ganze in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft passiert. Ein Jackett hat zwei Seiten. Foto: Martin Grothmaak Ökotrophologie und BWL. Da ist drittens: Cem, der Widerborstige, der das Lernen verweigert und in der Sonderschule landet. Als der Vater sogar dort zum Direktor gerufen wird und nur traurig sagt: „So isser halt, wir lieben ihn trotzdem“, wird der pubertierende Renitenzler auch ganz traurig und zieht die Reißleine. „Erst da habe ich’s kapiert und wollte im System bestehen.“ Das ist der Startschuss für Cem, den zähen Burschen, der trotz aller Höhenflüge, die da kommen werden, nie die Bodenhaftung verliert. Er kämpft sich durch die Schulformen und macht am Geschenkt. Die Gelegenheit, Berührungsängste vor der Agentur für Arbeit abzulegen: Hier erhält man nicht nur bis zu 260 Euro im Jahr für Bewerbungsschreiben, sondern hat auch die Chance, Reisekosten zu Vorstellungsgesprächen erstattet zu bekommen. Und hat es mit der Bewerbung in einer anderen Stadt geklappt, übernimmt die Agentur möglicherweise auch die Umzugs- und „Trennungs“- Kosten. Einfach bei der örtlichen Dependance nachfragen! Ausgeplaudert. 60 Prozent der deutschen Anwender halten beim Online-Netzwerken Berufliches und Privates nicht auseinander. Das ergab eine Studie der Londoner Business-Plattform Linkedin. Befragt wurden mehr als 1500 Geschäftsleute in Deutschland, Großbritannien und Frankreich, die Mitglied in einem Online-Business-Netzwerk sind. Dabei zeigen sich Arbeitgeber nicht unbedingt amüsiert über die Verquickung von Beruf und Privatleben. Ende ein Einser-Abitur, „zusammen mit der Tochter der Lehrerin, die mich für lernbehindert hielt.“ Da ein richtig guter Sohn Arzt wird, studiert Cem Cako Medizin, aber nur drei Wochen lang. Das Künstlerische und die Mode haben ihn gepackt. Er probiert nacheinander Dreadlocks und blaue Haare aus, am Hip-Hop interessieren ihn in erster Linie die Klamotten, weniger die Musik. Er hospitiert als Kostümdesignassistent am Stuttgarter Staatstheater und an der Wiener Burg. Eine Bewerbung in Berlin- Weißensee scheitert, obwohl er den Eingangstest bravourös meistert: Die Kandi- Gepokert. Kommt im Bewerbungsgespräch das Thema Gehaltsvorstellung auf, sollte man darauf eine Antwort wissen. Es sei hilfreich, sich vorher die untere Grenze, die man mindestens zum Leben braucht, und eine höhere Summe als Wunschgehalt zu überlegen, empfiehlt Christine Öttl, Coach aus München. Wichtig: Man sollte immer sagen können, warum man sein Geld wert ist und notfalls auch auf Ausweichangebote wie Dienstwagen eingehen. daten sollen für das asiatische Mammuthuhn, das wegen seiner empfindlichen Füße den europäischen Boden nicht verträgt, Schuhe entwerfen. Cem Cako sieht nicht ein, dass ein Huhn nicht barfuß laufen darf und reicht statt der Fußschoner ein hübsch verpacktes Kästchen mit Samen für den passenden Vegetationsboden ein. Sein eigentliches Ziel aber ist: Antwerpen. Schon wegen des guten Namens. Seit die „Antwerp Six“ Walter van Beirendonck, Ann Demeulemeester, Marina Yee, Dries van Noten, Dirk van Saene und Dirk Bikkembergs, allesamt Absolventen der dortigen Kunsthochschule, Ende der achtziger Jahre auf der Londoner Modemesse mit ihren schlemmerartigen Figurinen und Marienkäferkostümen den Durchbruch schafften, ist die flämische Stadt Inbegriff avantgardisti- Das Etikett „Antwerpen“ reicht nicht. Also ab nach New York, Berufserfahrung sammeln scher Körperverpackungen. Und was sagen Cems Eltern dazu? „Ich weiß nicht, ob sie meinen Beruf wirklich verstehen. Aber sie haben immer großen Wert darauf gelegt, dass wir Kinder unseren ureigenen Charakter ausbilden. Und so war die Exmatrikulation kein Drama.“ Ein Billy Elliott, der zuerst nicht tanzen durfte, ist er also nicht. Und ganz fremd ist die Modebranche den Eltern auch nicht, weil die Großfamilie daheim im Istanbuler Basar in Lederwaren macht. Da das Interview in Antwerpen auf Englisch geführt werden wird, geht Cem Cako erst mal für drei Monate in die USA. Dort lernt er am Santa Monica- College für den TOEFL-Test und jobbt in einem Cafe und als Claqueur bei einer Fernsehshow, um das Ganze zu finanzieren. Man merkt, er will wirklich. Die Aufnahmeprüfung dauert drei Tage, ist hart und hat mit Mode nicht viel zu tun: Cako muss eine Mappe mit rein künstlerischen Arbeiten einreichen, das Farbempfinden wird getestet, und im Interview kommt die Frage auf: What do you love? Meine Mutter, sagt er. Es ist 2004, Cem Cako ist 24 Jahre alt, und er wird eingeladen, sich die nächsten vier Jahre durch den „Fleischwolf“, wie die Schule unter Eingeweihten heißt, drehen zu lassen. Er arbeitet Tag und Nacht, keine Zeit zum Feiern, ständig Präsentationen und öffentliche Kritiken, mit Ausreden braucht man gar Erhofft. Trotz schlechter Konjunktur erwarten Studenten in Deutschland satte Einstiegsgehälter. Im Schnitt hoffen sie auf einen Jahresbruttoverdienst von 37 000 Euro, so eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Angehende Ingenieure und Juristen gehen sogar von 40 000 beziehungsweise 40 400 Euro aus. Während Männer im Schnitt auf ein Jahresgehalt von 38 700 Euro setzten, begnügten sich ihre Kommilitoninnen laut Studie mit 35 100 Euro.

Uni&Job bewerben 25 Man trägt Selbstbewusstsein. Cem Cako in seinem Stuttgarter Atelier Foto: Martin Grothmaak nicht erst zu kommen, nur Höchstleistung zählt. Wer nicht nähen kann, muss es sich in Heimarbeit selbst beibringen. Cako spricht bald flämisch. Auch das wird erwartet. Er entwickelt seinen eigenen, einen reduzierten, fast minimalistischen Stil. Das trifft sich gut, wo es ihm doch an finanziellen Mitteln mangelt. Er hat – ebenso talentierte – Kommilitonen, die über eine Wohnung mit Hausangestellten und über 20 000 Euro pro Monat verfügen. Ihre Entwürfe lassen sie produzieren. Cako hat 30 Euro die Woche, wohnt für 220 Euro warm. Er macht Schulden und alles selber. Während der Abschlussarbeit nimmt er 18 Kilo ab. i Befristet. Fast jede zweite Neueinstellung ist laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg befristet. Im öffentlichen Dienst gelte dies sogar für zwei Drittel der neuen Verträge. Und nur ein Viertel der befristeten Anstellungen münde in den Verwaltungen in eine Übernahme. In der Industrie würden hingegen fast zwei Drittel übernommen. Befristungen seien dort oft verlängerte Probezeiten. Am Ende ist Cako einer von zwölf Mitstreitern, die das Studium bestehen – 120 waren es zu Beginn. Jetzt ist er ein „belgischer Designer“, der tragbare Männermode macht – und fällt erst mal in ein tiefes, schwarzes Loch. Antwerpen hin oder her: Wer direkt von der Akademie kommt, hat kaum Jobchancen. Ein bis zwei Jahre Berufserfahrung braucht man schon. Er beschließt, diese Erfahrung in New York zu machen, wo er, mit seiner Mappe unterm Arm, Klinken putzt bei Donna Karan und Co. Das Bewerben hört eben nie auf. Die Resonanz auf seine Arbeit ist gut, manchmal zu gut. Von einem Verspätet. Wer erfolgreich sein will, sollte pünktlich sein. Darauf weist die Etikette Trainer International (ETI) in Hamburg hin. Es werde als grobe Unhöflichkeit aufgefasst, einen Geschäftspartner warten zu lassen. Pünktlichkeit zeuge nicht nur von guten Manieren und Disziplin, sondern sei auch ein Zeichen der Wertschätzung. Man hört gar von Bewerbern, die zu spät zum Vorstellungsgespräch kommen, weil sie keinen Parkplatz gefunden haben – unverzeihlich. Geschmeidig. Geisteswissenschaftler verfügen im Schnitt über mehr Schlüsselkompetenzen als andere Studenten. Dadurch finde ein Teil von ihnen schnell einen Job, so Gregor Fabian vom Hochschul-Informations-System. Es gebe aber auch Geisteswissenschaftler, die ihr Studium rein nach inhaltlichen Interessen ausrichteten. Das habe später häufig ein niedrigeres Einkommen und nicht selten Arbeit auf Honorar- und Werkvertragsbasis zur Folge. Designer bekommt er zu hören: „Sorry, aber ich will nicht morgens in mein Atelier kommen und wissen, dass du besser bist.“ Ein paar Projekte zieht er an Land, bei Tim Hamilton zum Beispiel. In Neuseeland gibt es viele Schafe und noch mehr Wolle. Dort wird er „Strick“ probieren Aber Amerika ist ihm zu kommerziell, er kehrt zurück nach Stuttgart, wo er ein kleines Atelier mietet. Ein karger, weißer Raum in einem riesigen Nazikasten, Parliert. Eine Fremdsprache reicht nicht mehr. „Sprachkompetente Mitarbeiter sind heute unerlässlich“, sagt Astrid Jäger, Projektleiterin der Fachkonferenz „Sprachen & Beruf“ in Berlin. Deshalb habe laut einer aktuellen Marktanalyse ein Großteil der Unternehmen das Budget für Fremdsprachentrainings erhöht. Arbeitgeber erwarteten, dass einer Bewerbung etablierte Zertifikate, unumstritten ist etwa TELC – The European Language Certificate – beigelegt würden. in dem Kreative untergekommen sind. Dort hängt seine Abschlusskollektion, lila Shorts mit Schößchen und plissiertem Gürtel. Oder gefältelte Jacketts und tuaregartige Hosen, alles in Schwarz, Weiß und schimmerndem Mattgold gehalten. Von hier aus wird er durchstarten: Erst geht er nach Neuseeland. Dort gibt es viele Schafe und noch mehr Wolle. Die Uni in Dunedin hat ihn eingeladen, „Strick“ auszuprobieren. Das reizt ihn. Und danach wird er den – vorläufig – finalen Bewerbungsmarathon angehen, in Paris. Cem Cako sieht seine Zukunft in einem klassischen Haute-Couture-Haus. Das ist besser als Arzt zu sein. Gefühlt. Karrierepläne allein von rationalen Entscheidungen dominieren zu lassen, sei zumindest langfristig keine vernünftige Strategie, sagt Tobias Constantin Haupt, Psychologe der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wer seine Karriere sehr bewusst plant, dabei aber nicht auf seinen Bauch hört, gerate leicht in psychische Konflikte. Das könne später dazu führen, die Motivation zum Vorankommen und für die Arbeit überhaupt zu verlieren.

Uni&Job bewerben 25<br />

Man trägt Selbstbewusstsein. Cem Cako in seinem Stuttgarter Atelier Foto: Martin Grothmaak<br />

nicht erst zu kommen, nur Höchstleistung<br />

zählt. Wer nicht nähen kann, muss<br />

es sich in Heimarbeit selbst beibringen.<br />

Cako spricht bald flämisch. Auch das<br />

wird erwartet. Er entwickelt seinen eigenen,<br />

einen reduzierten, fast minimalistischen<br />

Stil. Das trifft sich gut, wo es ihm<br />

doch an finanziellen Mitteln mangelt. Er<br />

hat – ebenso talentierte – Kommilitonen,<br />

die über eine Wohnung mit Hausangestellten<br />

und über 20 000 Euro pro Monat<br />

verfügen. Ihre Entwürfe lassen sie produzieren.<br />

Cako hat 30 Euro die Woche,<br />

wohnt für 220 Euro warm. Er macht<br />

Schul<strong>de</strong>n und alles selber. Während <strong>de</strong>r<br />

Abschlussarbeit nimmt er 18 Kilo ab.<br />

i<br />

Befristet. Fast je<strong>de</strong><br />

zweite Neueinstellung<br />

ist laut <strong>de</strong>m Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung (IAB) in Nürnberg<br />

befristet. Im öffentlichen<br />

Dienst gelte dies sogar für zwei<br />

Drittel <strong>de</strong>r neuen Verträge. Und<br />

nur ein Viertel <strong>de</strong>r befristeten<br />

Anstellungen mün<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Verwaltungen in eine Übernahme.<br />

In <strong>de</strong>r Industrie wür<strong>de</strong>n hingegen<br />

fast zwei Drittel übernommen.<br />

Befristungen seien dort<br />

oft verlängerte Probezeiten.<br />

Am En<strong>de</strong> ist Cako einer <strong>von</strong> zwölf Mitstreitern,<br />

die das Studium bestehen –<br />

120 waren es zu Beginn.<br />

Jetzt ist er ein „belgischer Designer“,<br />

<strong>de</strong>r tragbare Männermo<strong>de</strong> macht – und<br />

fällt erst mal in ein tiefes, schwarzes<br />

Loch. Antwerpen hin o<strong>de</strong>r her: Wer<br />

direkt <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie kommt, hat<br />

kaum Jobchancen. Ein bis zwei Jahre Berufserfahrung<br />

braucht man schon.<br />

Er beschließt, diese Erfahrung in New<br />

York zu machen, wo er, mit seiner Mappe<br />

unterm Arm, Klinken putzt bei Donna<br />

Karan und Co. Das Bewerben hört<br />

eben nie <strong>auf</strong>. Die Resonanz <strong>auf</strong> seine Arbeit<br />

ist gut, manchmal zu gut. Von einem<br />

Verspätet. Wer erfolgreich sein<br />

will, sollte pünktlich sein. Dar<strong>auf</strong><br />

weist die Etikette Trainer International<br />

(ETI) in Hamburg hin. Es<br />

wer<strong>de</strong> als grobe Unhöflichkeit<br />

<strong>auf</strong>gefasst, einen Geschäftspartner<br />

warten zu lassen. Pünktlichkeit<br />

zeuge nicht nur <strong>von</strong> guten<br />

Manieren und Disziplin, son<strong>de</strong>rn<br />

sei auch ein Zeichen <strong>de</strong>r<br />

Wertschätzung. Man hört gar<br />

<strong>von</strong> Bewerbern, die zu spät zum<br />

Vorstellungsgespräch kommen,<br />

weil sie keinen Parkplatz gefun<strong>de</strong>n<br />

haben – unverzeihlich.<br />

Geschmeidig. Geisteswissenschaftler<br />

verfügen im Schnitt<br />

über mehr Schlüsselkompetenzen<br />

als an<strong>de</strong>re Stu<strong>de</strong>nten. Dadurch<br />

fin<strong>de</strong> ein Teil <strong>von</strong> ihnen<br />

schnell einen Job, so Gregor<br />

Fabian vom Hochschul-Informations-System.<br />

Es gebe aber auch<br />

Geisteswissenschaftler, die<br />

ihr Studium rein nach inhaltlichen<br />

Interessen ausrichteten.<br />

Das habe später häufig ein niedrigeres<br />

Einkommen und nicht<br />

selten Arbeit <strong>auf</strong> Honorar- und<br />

Werkvertragsbasis zur Folge.<br />

Designer bekommt er zu hören: „Sorry,<br />

aber ich will nicht morgens in mein Atelier<br />

kommen und wissen, dass du besser<br />

bist.“ Ein paar Projekte zieht er an<br />

Land, bei Tim Hamilton zum Beispiel.<br />

In Neuseeland gibt es viele<br />

Schafe und noch mehr Wolle.<br />

Dort wird er „Strick“ probieren<br />

Aber Amerika ist ihm zu kommerziell,<br />

er kehrt zurück nach Stuttgart, wo er ein<br />

kleines Atelier mietet. Ein karger, weißer<br />

Raum in einem riesigen Nazikasten,<br />

Parliert. Eine Fremdsprache<br />

reicht nicht mehr. „Sprachkompetente<br />

Mitarbeiter sind heute<br />

unerlässlich“, sagt Astrid Jäger,<br />

Projektleiterin <strong>de</strong>r Fachkonferenz<br />

„Sprachen & Beruf“ in Berlin.<br />

Deshalb habe laut einer aktuellen<br />

Marktanalyse ein Großteil<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen das Budget<br />

für Fremdsprachentrainings<br />

erhöht. Arbeitgeber erwarteten,<br />

dass einer Bewerbung etablierte<br />

Zertifikate, unumstritten ist etwa<br />

TELC – The European Language<br />

Certificate – beigelegt wür<strong>de</strong>n.<br />

in <strong>de</strong>m Kreative untergekommen sind.<br />

Dort hängt seine Abschlusskollektion, lila<br />

Shorts mit Schößchen und plissiertem<br />

Gürtel. O<strong>de</strong>r gefältelte Jacketts und tuaregartige<br />

Hosen, alles in Schwarz, Weiß<br />

und schimmern<strong>de</strong>m Mattgold gehalten.<br />

Von hier aus wird er durchstarten: Erst<br />

geht er nach Neuseeland. Dort gibt es viele<br />

Schafe und noch mehr Wolle. Die Uni<br />

in Dunedin hat ihn eingela<strong>de</strong>n, „Strick“<br />

auszuprobieren. Das reizt ihn. Und danach<br />

wird er <strong>de</strong>n – vorläufig – finalen Bewerbungsmarathon<br />

angehen, in Paris.<br />

Cem Cako sieht seine Zukunft in einem<br />

klassischen Haute-Couture-Haus. Das<br />

ist besser als Arzt zu sein.<br />

Gefühlt. Karrierepläne allein<br />

<strong>von</strong> rationalen Entscheidungen<br />

dominieren zu lassen, sei zumin<strong>de</strong>st<br />

langfristig keine vernünftige<br />

Strategie, sagt Tobias Constantin<br />

Haupt, Psychologe <strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München. Wer seine Karriere<br />

sehr bewusst plant, dabei aber<br />

nicht <strong>auf</strong> seinen Bauch hört,<br />

gerate leicht in psychische Konflikte.<br />

Das könne später dazu<br />

führen, die Motivation zum Vorankommen<br />

und für die Arbeit<br />

überhaupt zu verlieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!