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Uni&Job<br />

DEFGH | Wissen, wie man weiterkommt | 28. März 2009<br />

<strong>Alles</strong> <strong>auf</strong> <strong>Anfang</strong><br />

Gretchenfrage Machen unsere Hochschulen schlaue Mädchen dumm?<br />

Himmelsstürmer Von Peterchens Mondfahrt und winzigen Löchern im All<br />

Fernliebe Grenzenlose Lei<strong>de</strong>nschaft: Er studiert in Caracas, sie in Berlin<br />

Arbeitswelt Zukunftsforscher Horst Opaschowski weiß, was kommt<br />

Tragwerk Ein Stuttgarter Mo<strong>de</strong><strong>de</strong>signer <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Sprung nach Paris


DIE UNTERNEHMERISCHE HOCHSCHULE ®<br />

MCI MANAGEMENT CENTER INNSBRUCK<br />

BACHELORSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

Management, Communication & IT BA 6 D & E<br />

Management & Recht BA 6 D & E<br />

Mechatronik / Schwerpunkt Maschinenbau BSc 6 D & E<br />

Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement BA 6 D & E<br />

Soziale Arbeit BA 6 D & E<br />

Tourismus- & Freizeitwirtschaft BA 6 D & E<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Biotechnologie BSc 6 D & E<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Regelungstechnik BSc 6 D & E<br />

Wirtschaft & Management** BA 6 D & E<br />

MASTERSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

Entrepreneurship & Tourismus MA 4 D & E<br />

International Business & Law (ab 2010) MA 4 E<br />

International Business (ab 2012)** MA 4 E<br />

International Health Care Management MA 4 E<br />

Management, Communication & IT (ab 2010) MA 4 E<br />

Mechatronik - Maschinenbau (ab 2011)** MSc 4 D & E<br />

Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management (ab 2010) MA 4 D & E<br />

Umwelt-, Verfahrens- & Biotechnologie MSc 4 D & E<br />

Wirtschaftsingenieurwesen (ab 2010) MSc 4 D & E<br />

EXECUTIVE MASTERSTUDIUM ABSCHLUSS SEM. SPRACHE VZ BB<br />

General Management Executive MBA MBA 4 D & E<br />

Master of Science in Management MSc MSc 4 D (E)<br />

LL.M. Internationales Wirtschafts- & Steuerrecht LL.M. 4 D (E)<br />

MANAGEMENT-LEHRGÄNGE<br />

ANRECHENBAR<br />

AUF<br />

SEM.<br />

Banking & Finance MBA, MSc 2<br />

Controlling MBA, MSc 2<br />

General Management MBA, MSc 2<br />

Innovations- & Prozessmanagement MBA, MSc 2<br />

International Management MBA, MSc 1<br />

Management, Psychologie & Lea<strong>de</strong>rship MSc 1<br />

MANAGEMENT-SEMINARE<br />

Impulse für Management, Führung & Kommunikation<br />

MANAGEMENT-LEHRGÄNGE<br />

ANRECHENBAR<br />

AUF<br />

SEM.<br />

Marketing MBA, MSc 2<br />

Patent- & Lizenzmanagement MBA, MSc 1<br />

Personalmanagement MBA, MSc 2<br />

Tourismus- & Freizeitmanagement MBA, MSc 2<br />

Unternehmenskommunikation MBA, MSc 2<br />

Wirtschafts- & Unternehmensrecht MBA,MSc,LL.M. 2<br />

FIRMENTRAININGS<br />

Innovative Programme für Firmen & Verwaltung<br />

* Gesamtauswertung aller gerankten Studiengänge basierend <strong>auf</strong> Umfragen unter Personalentschei<strong>de</strong>rn/-innen, Industriemagazin 04/2007 und 02/2008. ** Der Studiengang befin<strong>de</strong>t sich bei Drucklegung im gesetzlichen<br />

Akkreditierungsverfahren; Än<strong>de</strong>rungen vorbehalten I Sprache: D = Deutsch, E = Englisch, D & E = Deutsch mit nennenswertem Englischanteil, D (E) = Deutsch mit punktuellem Englischanteil I VZ = Vollzeit,<br />

BB = Berufsbegleitend I Bild © Stubaier Gletscher<br />

open<br />

house.<br />

SAMSTAG, 28.03.2009<br />

9 – 14 UHR INFO & BERATUNG<br />

www.mci.edu/openhouse | www.mci.edu/info<br />

6020 Innsbruck / Austria<br />

Universitätsstraße 15<br />

+43 512 2070<br />

office@mci.edu<br />

www.mci.edu


Uni&Job fin<strong>de</strong>n 3<br />

träumen<br />

4<br />

leben<br />

22<br />

Peterchen wollte immer<br />

schon <strong>de</strong>n Weltraum und<br />

seine unendlichen Weiten<br />

erforschen. Deshalb studiert<br />

er jetzt Astronomie<br />

Julia aus Deutschland hat<br />

ihr Herz an Will aus Kanada<br />

verloren. Warum manche<br />

Gastsemester nie <strong>auf</strong>hören<br />

und trotz<strong>de</strong>m glücklich en<strong>de</strong>n<br />

Impressum<br />

Editorial<br />

<strong>de</strong>nken<br />

6<br />

24<br />

26<br />

Verantwortlich<br />

Werner Schmidt<br />

Redaktion<br />

Dr. Jutta Göricke<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Julia Bönisch, Christine Demmer, Georg Etscheit, Dr. Jutta<br />

Göricke, Meredith Haaf, Isa Hoffinger, Sarah-Kristin Merz,<br />

Alexan<strong>de</strong>r Mühlauer, Jutta Pilgram, Max Scharnigg, Paula<br />

Scheidt, Nadja Scholz, Dr. Tanjev Schultz, Sylvia C. Schuster,<br />

Christina Wächter, Peter-Christian Zinn, Laura Schoen<br />

Titelfoto<br />

Peter Hinschläger<br />

Bildredaktion<br />

Jane Dulfaqar<br />

Layout<br />

Katherin Baka, Julia Kienscherf, Michaela Lehner<br />

Anzeigen<br />

Jürgen Maukner<br />

Liegt es etwa an <strong>de</strong>n<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen selbst, dass sie<br />

still sind wie die Lämmer und<br />

<strong>de</strong>n Männern das Sagen im<br />

Seminar überlassen?<br />

bewerben<br />

Der <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m L<strong>auf</strong>steg tanzt. Ein<br />

Mo<strong>de</strong>macher will nach Paris<br />

Stinkkäse zu Ostern. Der<br />

Erfolg origineller Anschreiben<br />

studieren<br />

12<br />

14<br />

28<br />

30<br />

Inserentenverzeichnis<br />

arbeiten<br />

13 Aldi GmbH & Co. KG<br />

15 Allianz Deutschland AG<br />

32 Bernd Blindow Schulen<br />

29 Booz & Company GmbH<br />

31 Bun<strong>de</strong>samt für Wehrtechnik und Beschaffung<br />

26 Dell GmbH<br />

32 EUROCENTRES<br />

33 FOM Fachhochschule für Oekonomie & Management<br />

19 Freie Universität Bozen<br />

26 HANNOVER LEASING GmbH & Co. KG<br />

32 HFH Hamburger Fern-Hochschule<br />

30 International School of Management (ISM) GmbH<br />

35 Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG<br />

2 MCI, Management Center Innsbruck<br />

11 McKinsey & Company, Inc.<br />

27 Peek & Cloppenburg KG<br />

21 PricewaterhouseCoopers AG<br />

31 Private Universität im Fürstentum Liechtenstein<br />

7 RWE AG<br />

Der Lesesaal <strong>de</strong>r Zukunft ist<br />

laut und hat eine Chillzone<br />

Wer Master wer<strong>de</strong>n will, muss<br />

sich or<strong>de</strong>ntlich anstrengen<br />

Welche Chancen <strong>de</strong>r Arbeitsmarkt<br />

heute und morgen bietet<br />

Committen Sie sich asap!<br />

Vokabeln für Berufseinsteiger<br />

reisen<br />

20<br />

staunen<br />

34<br />

Eigentlich sollte alles in Bewegung sein: die Zentralstelle für die Vergabe <strong>von</strong> Studienplätzen, die Anpassung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Semesterzeiten an internationale Gepflogenheiten. Doch was ist? Stillstand ist. Stocken, Bocken, Kompetenzgerangel.<br />

Erst im übernächsten Wintersemester soll das Zulassungschaos an <strong>de</strong>n Unis geordnet sein, mit <strong>de</strong>r guten alten Tante ZVS<br />

als Managerin. (Seite 10) Auch das Studium stockt. Wer seinen Bachelor in <strong>de</strong>r Tasche hat, kann nicht, wie ursprünglich<br />

vorgesehen, automatisch mit <strong>de</strong>m Master-Studium weitermachen. Die Hochschulen lassen da nur die Besten ran. (Seite 14)<br />

Wann sich die Semesterzeiten än<strong>de</strong>rn und damit die Reisefreiheit für Stu<strong>de</strong>nten und Dozenten garantiert ist, steht in <strong>de</strong>n<br />

Sternen. (Seite 12) Wer trotz <strong>de</strong>r widrigen Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Sprung in ferne Län<strong>de</strong>r schafft, kann was erleben. Entwe<strong>de</strong>r trifft er<br />

dort die große Liebe (Seite 22) o<strong>de</strong>r <strong>auf</strong> sehr große Häuser (Seite 20). Ein Besuch im Ausland för<strong>de</strong>rt die Sprachkompetenz,<br />

genauso wie unser Job-ABC für Berufsanfänger. (Seite 30) Die Redaktion wünscht viel Spaß bei <strong>de</strong>r Lektüre!<br />

Aachener Stu<strong>de</strong>nten haben<br />

das Drachentor <strong>von</strong> Kunming<br />

besucht und gemeinsam mit<br />

chinesischen Kommilitonen<br />

eine Trabantenstadt geplant<br />

Es gibt Dinge, die man vor<br />

<strong>de</strong>m Start ins Berufsleben<br />

unbedingt gelernt haben<br />

sollte. Zum Beispiel, wie<br />

man überzeugend blubbert<br />

17 Siemens AG<br />

36 The Boston Consulting Group GmbH<br />

33 Universität St.Gallen<br />

30 WHU – Otto Beisheim School of Management


4 träumen Uni&Job<br />

Schon immer haben<br />

Menschen versucht,<br />

<strong>de</strong>n Himmel zu vermessen<br />

und Sternbewegungen<br />

zu <strong>de</strong>uten, weil sie<br />

verstehen wollten, was<br />

die Welt im Innersten<br />

zusammenhält. Astronomie<br />

ist eine <strong>de</strong>r ältesten<br />

Wissenschaften<br />

und Astronom einer<br />

<strong>de</strong>r ältesten Traumberufe.<br />

Peter-Christian<br />

Zinn gehört zu <strong>de</strong>n<br />

Nachwuchstalenten,<br />

die in die Fußstapfen<br />

<strong>von</strong> Galileo Galilei<br />

und Johannes Kepler<br />

treten.<br />

Foto: Peter Hinschläger


Uni&Job träumen 5<br />

Sternengucker<br />

Das Universum ist voller Löcher. Die will ein Bochumer Astronomiestu<strong>de</strong>nt stopfen.<br />

Mit einem Riesenteleskop misst er in Chile <strong>de</strong>n Himmel aus. Im Ruhrgebiet wäre es dafür viel zu hell<br />

Von Peter-Christian Zinn<br />

Von Astronomie begeistert zu sein, ist nicht schwer.<br />

Der Weltraum ist im Grun<strong>de</strong> ein riesiges Laboratorium,<br />

in <strong>de</strong>m die wil<strong>de</strong>sten Experimente unter <strong>de</strong>n exotischsten<br />

Bedingungen abl<strong>auf</strong>en, und wir müssen<br />

nichts an<strong>de</strong>res tun, als unsere Fernrohre und Messinstrumente<br />

<strong>auf</strong> das Experiment zu richten, das uns<br />

gera<strong>de</strong> am meisten interessiert.<br />

Um Fernrohre allerdings überhaupt irgendwohin<br />

ausrichten zu können, müssen sie erst mal richtig funktionieren.<br />

Genau darum habe ich mich die letzten Monate<br />

in meiner Bachelor-Arbeit gekümmert: ein Teleskop,<br />

genauer gesagt ein kleines Radioteleskop, zu programmieren<br />

und <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Dach unseres Instituts in Bochum<br />

ans L<strong>auf</strong>en zu bringen, sodass es sich nun vollautomatisch<br />

<strong>auf</strong> eine beliebige Himmelsposition einstellt<br />

und auch die Bewegung <strong>von</strong> Objekten am Himmel<br />

mitführt.<br />

Auch wenn meine Erkenntnisse nicht weltbewegend<br />

waren: Schon bei meiner Bachelor-Arbeit ist eine Verbindung<br />

zu <strong>de</strong>n großen Rätseln mo<strong>de</strong>rner Astrophysik<br />

gegeben. Mit <strong>de</strong>m Teleskop kann man nämlich die Rotation<br />

unserer Milchstraße vermessen, die Aufschluss<br />

über die Verteilung <strong>de</strong>r Dunklen Materie in unserer Galaxie<br />

gibt, die nur durch ihre Gravitation gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

kann und für die es bis jetzt noch keinen Platz im<br />

Standardmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Physik gibt.<br />

Die Dunkle Energie beschleunigt die<br />

Expansion <strong>de</strong>s Weltalls. Dabei weiß<br />

noch kein Mensch, was sie eigentlich ist<br />

Um keine romantischen – und falschen – Vorstellungen<br />

zu nähren: Die Arbeit direkt an einem Teleskop ist<br />

eine große Ausnahme im Astronomie-Studium. Dieses<br />

kleine Radioteleskop, das zu Lehrzwecken genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

soll, ist so nur in Bochum vorhan<strong>de</strong>n. Die meisten<br />

Astronomie-Stu<strong>de</strong>nten greifen <strong>auf</strong> bestehen<strong>de</strong> Daten<br />

zurück, selbst Doktoran<strong>de</strong>n starten selten eigene Beobachtungskampagnen,<br />

<strong>de</strong>nn die mo<strong>de</strong>rnen Großteleskope<br />

– und nur mit <strong>de</strong>nen können heutzutage noch echte<br />

Ent<strong>de</strong>ckungen gemacht wer<strong>de</strong>n – sind vielfach überbucht.<br />

Schon Johannes Kepler hat die jahrelang minutiös<br />

gesammelten Himmelsdaten <strong>de</strong>s Prager Hofastronomen<br />

Tycho Brahe benutzt, um das erste astronomische<br />

System mit elliptischen Bahnen zu berechnen.<br />

i<br />

Peter-Christian<br />

Zinn, 20, studiert an<br />

<strong>de</strong>r Ruhr-Universität<br />

Bochum Physik und<br />

Astronomie und arbeitet am<br />

Astronomischen Institut als Wissenschaftliche<br />

Hilfskraft. Gera<strong>de</strong><br />

hat er seine Bachelor-Arbeit<br />

über die Programmierung und<br />

Inbetriebnahme eines kleinen<br />

Radioteleskops zu Lehrzwecken<br />

abgeschlossen und beschäftigt<br />

sich nun im Master-Studium<br />

mit <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r ersten<br />

Galaxien im Universum.<br />

Feierabend. Galileo Galilei<br />

erkun<strong>de</strong>te vor 400 Jahren erstmals<br />

mit einem Fernrohr <strong>de</strong>n<br />

Nachthimmel. Seine Beobachtungsergebnisse<br />

sind in <strong>de</strong>m<br />

Buch „Si<strong>de</strong>reus Nuncius“ festgehalten,<br />

illustriert mit wun<strong>de</strong>rschönen,<br />

lavierten Fe<strong>de</strong>rzeichnungen<br />

vom Mond. Ebenfalls 1609 Jahr<br />

erschien mit <strong>de</strong>r „Astronomia<br />

Nova“ <strong>von</strong> Johannes Kepler ein<br />

Werk, das <strong>de</strong>n Weg zum mo<strong>de</strong>rnen<br />

Verständnis <strong>de</strong>s Sonnensystems<br />

wies. Grün<strong>de</strong> genug, das<br />

Jahr <strong>de</strong>r Astronomie zu feiern.<br />

Ich bin jetzt wissenschaftliche Hilfskraft und teile<br />

mir ein Büro mit einem Doktoran<strong>de</strong>n. Wenn ich morgens<br />

zur Arbeit komme, erwarten mich nur ein großer<br />

Computer und mehrere Laptops. Wir brauchen unterschiedliche<br />

Rechner – zum einen für ganz normale Windows-Anwendungen,<br />

zum an<strong>de</strong>ren aber auch zum Beispiel<br />

für die Auswerteprogramme <strong>von</strong> Teleskopdaten,<br />

die unter Linux l<strong>auf</strong>en.<br />

Zurzeit beschäftige ich mich mit <strong>de</strong>n Eigenschaften<br />

früher Galaxien. Da müssen jetzt vor allem mehr Beobachtungsdaten<br />

her, <strong>de</strong>shalb ist das Ziel ein Antrag <strong>auf</strong><br />

Beobachtungszeit am VLT, <strong>de</strong>m Very Large Telescope<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Südsternwarte ESO im Nor<strong>de</strong>n Chiles,<br />

eines <strong>de</strong>r größten und mo<strong>de</strong>rnsten Teleskope <strong>de</strong>r<br />

Welt. Seminare habe ich auch belegt, eines zur Physik<br />

<strong>von</strong> Sternen, ein an<strong>de</strong>res zur theoretischen Astrophysik,<br />

wo ich über einen experimentellen Test für manche<br />

Theorien <strong>de</strong>r Quantengravitation referiert habe. Damit<br />

ich das auch nur ansatzweise verstehe, ist auch<br />

eine Vorlesung über die allgemeine Relativitätstheorie<br />

<strong>auf</strong> meinem Stun<strong>de</strong>nplan, dazu noch eine über Kernphysik<br />

und eine über Festkörperphysik. Außer<strong>de</strong>m ein<br />

Kurs zu Mathematik am PC, <strong>de</strong>nn per Hand zu rechnen,<br />

ist völlig out ;-).<br />

Reich wird ein Astronom nicht. Er braucht für seine<br />

Arbeit eine an<strong>de</strong>re Triebfe<strong>de</strong>r: die Neugier zu forschen.<br />

Die Beobachtungen <strong>de</strong>r letzten Jahrzehnte haben uns<br />

schon einen richtig dicken Brocken Arbeit beschert.<br />

Denn <strong>de</strong>r tiefere Blick ins All zeigt die beschleunigte<br />

Expansion <strong>de</strong>s Universums. Das ist <strong>de</strong>r Effekt, für <strong>de</strong>n<br />

die sogenannte Dunkle Energie verantwortlich ist, <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r noch kein Mensch eine Ahnung hat, was das wirklich<br />

ist. Er hat nur diesen merkwürdigen Namen.<br />

Und um diesen Namen mit Leben füllen zu können,<br />

muss die Physik insgesamt ihr Grundproblem lösen:<br />

die Unvereinbarkeit ihrer bei<strong>de</strong>n Eckpfeiler, <strong>de</strong>r Relativitäts-<br />

und <strong>de</strong>r Quantentheorie. Wegen genau dieser<br />

Unverträglichkeit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n fundamentalen Theorien<br />

ist es so schwierig, <strong>de</strong>m Universum auch seine letzten<br />

Geheimnisse zu entreißen, <strong>de</strong>nn die spielen sich alle im<br />

Überschneidungsbereich <strong>von</strong> Relativität und Quanten<br />

ab. Zum Beispiel ist das <strong>de</strong>r Bereich ganz kurz nach<br />

<strong>de</strong>m Urknall, aber auch heutige Schwarze Löcher sind<br />

solche Überschneidungsphänomene. Die sind gigantisch<br />

groß und schwer und somit <strong>von</strong> <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Relativitätstheorie vorausgesagt. Kein Mensch weiß<br />

aber, wie „kleine“, also nur subatomar große Schwarze<br />

Löcher aussehen o<strong>de</strong>r ob es die überhaupt gibt.<br />

Ich mag es, dass es zwischen Astronomen weltweit<br />

eine gewisse gegenseitige Grundsympathie und auch<br />

Besichtigungstour. Wer eine<br />

Vorstellung da<strong>von</strong> bekommen<br />

will, wie Astronomen in früheren<br />

Zeiten gearbeitet haben, kann<br />

in <strong>de</strong>r „Woche <strong>de</strong>r Historischen<br />

Sternwarten“ vom 18. bis 25.<br />

Juni zum Beispiel in Göttingen,<br />

Bamberg, Hei<strong>de</strong>lberg o<strong>de</strong>r Potsdam<br />

in die Röhre schauen. O<strong>de</strong>r<br />

Messinstrumente wie Jakobsstab,<br />

Geometrisches Quadrat<br />

und Torquetum bewun<strong>de</strong>rn, die<br />

noch ganz ohne optische Hilfen<br />

auskamen. Mehr zum Thema<br />

unter www.astronomie2009.<strong>de</strong><br />

Toleranz gibt. Das merkt man beson<strong>de</strong>rs bei Vorträgen<br />

<strong>von</strong> internationalen Gästen, die oft an unserem Institut<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Über einen Sachverhalt kann in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Community noch so hitzig und kontrovers<br />

diskutiert wer<strong>de</strong>n. Sind einmal Beweise vorgelegt<br />

– ob nun mathematischer o<strong>de</strong>r besser: experimenteller<br />

Natur – müssen alle Kritiker verstummen und diese Seite<br />

<strong>de</strong>r Natur als Faktum anerkennen, auch wenn sie in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit noch so vehement gegen eben diese<br />

Tatsache argumentiert haben.<br />

Aber auch <strong>de</strong>r Wissenschaftler, <strong>de</strong>r neue Erkenntnisse<br />

gewonnen hat und momentan als <strong>de</strong>r große Held<br />

dasteht, kann immer noch wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n, sofern<br />

jemand an<strong>de</strong>res nur das ergiebigere Experiment o<strong>de</strong>r<br />

die ergiebigere Theorie fin<strong>de</strong>t. Natürlich wird <strong>de</strong>r<br />

wi<strong>de</strong>rlegte Wissenschaftler darüber nicht gera<strong>de</strong> glücklich<br />

sein, aber eine Abneigung o<strong>de</strong>r gar einen persönlichen<br />

Groll gegen seinen Kollegen wird er nicht empfin<strong>de</strong>n.<br />

Die vielen Ent<strong>de</strong>ckungen, die man noch<br />

machen wird, wer<strong>de</strong>n unser Verständnis<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Welt nachhaltig verän<strong>de</strong>rn<br />

Manchmal wer<strong>de</strong> ich gefragt, welchen Sinn die Lösung<br />

dieser Fundamentalprobleme <strong>de</strong>nn überhaupt<br />

hat. Und ob es gerechtfertigt ist, angesichts Millionen<br />

hungern<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r gigantische Summen für Teleskope<br />

und Beschleuniger auszugeben. Je<strong>de</strong>r Physiker weiß,<br />

dass das Überleben <strong>de</strong>r Menschheit nicht da<strong>von</strong> abhängt,<br />

ob wir irgendwann auch die letzten paar Sekun<strong>de</strong>nbruchteile<br />

begreifen, die uns heute noch vom Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Urknalls trennen. Die Astrophysik genügt<br />

zugegebenermaßen nicht direkt <strong>de</strong>n Kosten-Nutzen-<br />

Überlegungen mo<strong>de</strong>rner Forschungspolitik. Sie befriedigt<br />

ein viel tiefer gehen<strong>de</strong>s Bedürfnis <strong>de</strong>r Menschen –<br />

die Suche nach <strong>de</strong>r Wahrheit.<br />

Das ist vielleicht zu pathetisch. Doch das Ziel ist<br />

klar. Ein immer tieferes Verständnis <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r<br />

Dinge und eine immer größere Macht, die Welt, in <strong>de</strong>r<br />

wir leben, verän<strong>de</strong>rn zu können. Denn erst, wenn ich<br />

etwas wirklich verstan<strong>de</strong>n habe, kann ich mich mit <strong>de</strong>r<br />

Frage beschäftigen, wie ich es verän<strong>de</strong>rn kann. Daher<br />

bin ich fest da<strong>von</strong> überzeugt, dass die vielen Ent<strong>de</strong>ckungen,<br />

die man im Universum noch machen wird,<br />

unser Verständnis <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Welt und unser Leben in ihr<br />

nachhaltig verän<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n. Bei diesen Ent<strong>de</strong>ckungen<br />

dabei zu sein, ist mein Traum.<br />

Mann im Mond? Wer sehen<br />

will, was <strong>auf</strong> unserem Trabanten<br />

los ist, kann im Kölner Wallraf-<br />

Richartz-Museum die Ausstellung<br />

„Der Mond“ besuchen. Die<br />

Exponate reichen <strong>von</strong> mittelalterlichen<br />

Bil<strong>de</strong>rn vom Mond über<br />

astronomische Instrumente bis<br />

hin zu Raumfahrt-Fotografien.<br />

Zu <strong>de</strong>n Höhepunkten gehören<br />

zwei Original-Ausgaben <strong>von</strong><br />

Galileos „Si<strong>de</strong>reus Nuncius“<br />

und Manets Bild „Mondschein<br />

über <strong>de</strong>m Hafen <strong>von</strong> Boulogne“.<br />

Noch bis zum 16. August.<br />

Beobachtungsposten. Im<br />

März ist das Wintersechseck am<br />

südlichen Himmel noch zu sehen.<br />

Eine gute Gelegenheit, <strong>de</strong>n<br />

Großen Orionnebel ins Visier<br />

zu nehmen, <strong>de</strong>r 1350 Lichtjahre<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> entfernt und eines<br />

<strong>de</strong>r aktivsten Sternentstehungsgebiete<br />

in <strong>de</strong>r galaktischen Nachbarschaft<br />

ist. Wer Pech mit <strong>de</strong>m<br />

Wetter hat o<strong>de</strong>r richtig scharfe<br />

Bil<strong>de</strong>r braucht, kann das Hubble<br />

Space Telelescope (HST) zu<br />

Hilfe nehmen, unter http://hubblesite.org/newscenter/archive.


6 <strong>de</strong>nken Uni&Job<br />

Vorbil<strong>de</strong>r spielen eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätsfindung. Aber muss man <strong>de</strong>shalb gleich aus Angela Merkel eine Barbiepuppe machen? Foto: Reuters<br />

„Wenn das <strong>de</strong>n Damen nicht zu abstrakt ist“<br />

Inzwischen gibt es mehr Stu<strong>de</strong>ntinnen als Stu<strong>de</strong>nten. Dennoch dominieren nach wie vor männliche Akteure<br />

die Seminare. Sie ergattern die Doktoran<strong>de</strong>nstellen und Professuren. Woran liegt das nur?<br />

Von Meredith Haaf<br />

Wer in <strong>de</strong>n Siebzigern über Geschlechterdiskriminierung<br />

in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

re<strong>de</strong>n wollte, musste <strong>auf</strong> die „katholische<br />

Arbeitertochter vom Land“ zu<br />

sprechen kommen. Von allen Bildungsbenachteiligten<br />

war sie diejenige, die am<br />

schlechtesten gestellt war. Wollte sie<br />

<strong>auf</strong>s Gymnasium, bekam sie <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

Eltern zu hören: „Du heiratest ja eh.“<br />

Dass die Zahl <strong>de</strong>r Professorinnen an<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Hochschulen bis in die<br />

neunziger Jahre verschwin<strong>de</strong>nd gering<br />

blieb, ließ sich lange Zeit mit <strong>de</strong>m historischen<br />

Vorsprung <strong>de</strong>r Männer erklären.<br />

Bis vor ein paar Jahren wur<strong>de</strong>n aus Schü-<br />

i<br />

Frühe Prägung.<br />

Erziehung trägt entschei<strong>de</strong>nd<br />

dazu bei,<br />

dass Frauen Wettbewerbssituationen<br />

scheuen. Das<br />

vermuten viele, britische Forscher<br />

haben es jetzt aber auch<br />

nachgewiesen. Sie haben festgestellt,<br />

dass Schülerinnen reiner<br />

Mädchenschulen so risikobereit<br />

und kompetitiv sind wie<br />

gleichaltrige Jungen – im Gegensatz<br />

zu Mädchen aus gemischten<br />

Schulen. Download unter<br />

http://ftp.iza.org/dp4026.pdf<br />

lerinnen wirklich seltener Stu<strong>de</strong>ntinnen<br />

und aus Absolventinnen erst recht seltener<br />

promovierte Forscherinnen. Dann<br />

kamen Gleichstellungsbe<strong>auf</strong>tragte und<br />

Frauenför<strong>de</strong>rung in die Bildungsinstitu-<br />

Der Meinungsführer ist<br />

männlich, die Mädchen<br />

sitzen da und schweigen<br />

tionen. Und heute gilt das Vorurteil,<br />

Bildung lohne sich für Frauen nicht, in<br />

<strong>de</strong>n meisten Kreisen als überholt: Katholische<br />

Mädchen vom Land gehen selbstverständlich<br />

<strong>auf</strong>s Gymnasium, wenn sie<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Noten haben. Dann<br />

Falsche Wahl. Noch immer<br />

studieren Frauen meist typische<br />

Frauenfächer. Die bringen<br />

aber später weniger Einkommen<br />

und einen geringeren Status.<br />

Zu<strong>de</strong>m arbeiten Hochschulabsolventinnen<br />

direkt nach <strong>de</strong>m Studium<br />

eher im öffentlichen Dienst,<br />

Männer dagegen meist in <strong>de</strong>r<br />

Privatwirtschaft, wo es bessere<br />

Karriere- und Verdienstmöglichkeiten<br />

gibt. Das ist in einer Studie<br />

<strong>de</strong>s Wissenschaftszentrums<br />

Berlin für Sozialforschung nachzulesen.<br />

www.wzb.eu<br />

Forsche Frauen? Mittlerweile<br />

haben mehr Frauen als Männer<br />

einen Uni-Abschluss. Bei <strong>de</strong>n<br />

Professorenstellen sieht das<br />

noch ganz an<strong>de</strong>rs aus: Nur 16,2<br />

Prozent <strong>de</strong>r Professoren sind<br />

Frauen. Einer Studie <strong>de</strong>s Kompetenzzentrums<br />

Frauen in Wissenschaft<br />

und Forschung zufolge<br />

sehen sich fast 50 Prozent aller<br />

Wissenschaftlerinnen mit Kind<br />

beruflich im Nachteil. Kein Wun<strong>de</strong>r,<br />

dass gebil<strong>de</strong>te Frauen oft<br />

keine Kin<strong>de</strong>r haben, wie <strong>de</strong>r<br />

Familienbericht 2006 ausweist.<br />

studieren sie in Münster, Bamberg o<strong>de</strong>r<br />

München Geschichte <strong>auf</strong> Lehramt, Romanistik<br />

o<strong>de</strong>r auch Physik. Mehr als 50<br />

Prozent <strong>de</strong>r Hochschulabsolventinnen<br />

sind weiblich. Frauen machen nicht nur<br />

bessere Abschlüsse als Männer, son<strong>de</strong>rn<br />

diese meist auch früher.<br />

Man könnte also meinen, dass <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>ntinnen<br />

heute die Uni gehört, wenigstens<br />

zur Hälfte. Tatsächlich sind aber<br />

laut Statistischem Bun<strong>de</strong>samt nur 16<br />

Prozent aller Professuren <strong>von</strong> Frauen besetzt,<br />

und nur zehn Prozent <strong>de</strong>r C4-Professorinnen<br />

sind Frauen. Der aka<strong>de</strong>mische<br />

Mittelbau – <strong>de</strong>r sich hauptsächlich<br />

aus unterbezahlten, prekären Ausbeutungsstellen<br />

zusammensetzt – wird zwar<br />

zu mehr als einem Drittel <strong>von</strong> Frauen ge-<br />

Frauen in <strong>de</strong>r Uni<br />

Anteil <strong>de</strong>r Frauen in Prozent<br />

(Fach-)Abiturienten<br />

Hochschulabsolventen<br />

Studienanfänger<br />

Promotionen<br />

Habilitationen<br />

24,3<br />

Professoren<br />

16,2<br />

C4-Professoren<br />

10,0<br />

42,2<br />

stellt. Trotz<strong>de</strong>m sind gera<strong>de</strong> mal ein Viertel<br />

aller Habilitationen <strong>von</strong> Frauen.<br />

Woran das liegt, ist oft beschrieben<br />

wor<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>utsche Universität ist<br />

eine familienfeindliche Institution. Und<br />

Forscherkarrieren wer<strong>de</strong>n zwischen En<strong>de</strong><br />

zwanzig und En<strong>de</strong> vierzig gemacht,<br />

also in <strong>de</strong>r Zeit, in <strong>de</strong>r Frauen Kin<strong>de</strong>r<br />

bekommen.<br />

Doch sind Frauen <strong>auf</strong> eine merkwürdige<br />

Art auch dort unterpräsent, wo sie<br />

zahlenmäßig kein Problem haben. In<br />

geisteswissenschaftlichen Seminaren<br />

kann man immer wie<strong>de</strong>r dieselbe Dynamik<br />

beobachten. Das Sprechverhalten<br />

läuft oft genug entlang <strong>de</strong>r Geschlechtergrenze:<br />

Hier die männlichen Meinungsführer,<br />

Streithähne und Rechthaber,<br />

50,8<br />

49,8<br />

SZ-Graphik: Schachinger, Quelle: Stat. Bun<strong>de</strong>samt, Stand 2007<br />

56,1<br />

Fieses Foul. Frauen in Deutschland<br />

verdienen im Durchschnitt<br />

23 Prozent weniger als Männer –<br />

und stehen damit im europäischen<br />

Vergleich ganz schlecht<br />

da. Auch bekommen weniger<br />

Frauen Urlaubsgeld, und sie<br />

leisten eher unbezahlte Überstun<strong>de</strong>n,<br />

so eine Studie <strong>de</strong>r<br />

Hans-Böckler-Stiftung. Dazu<br />

passt, dass laut Erhebungen <strong>de</strong>s<br />

Lübecker Informationsdienstleisters<br />

Databyte in <strong>de</strong>utschen Chefetagen<br />

nur je<strong>de</strong>r sechste Posten<br />

mit einer Frau besetzt ist.


Uni&Job <strong>de</strong>nken 7<br />

dort die lange Reihe <strong>de</strong>r schweigen<strong>de</strong>n<br />

Mädchen, die <strong>de</strong>n Text zwar bunt angemarkert,<br />

aber trotz<strong>de</strong>m nichts über ihn<br />

zu sagen haben.<br />

Vor allem in Seminaren mit nachgiebigen<br />

Dozenten gibt es immer min<strong>de</strong>stens<br />

einen Typen, <strong>de</strong>r es schafft, <strong>de</strong>n Diskussionsverl<strong>auf</strong><br />

seinem verbalen Beharrungsvermögen<br />

und seinen steilen Thesen unterzuordnen.<br />

Dass dieser Alpha-Nerd<br />

weiblich ist, bil<strong>de</strong>t eher die Ausnahme<br />

und wird dann auch zumeist mit gebühren<strong>de</strong>m<br />

Erstaunen wahrgenommen. Die<br />

vorauseilen<strong>de</strong> weibliche Zurückhaltung<br />

tritt sogar in Fächern wie Romanistik zu<br />

Tage, wo man sich bisweilen fragt, ob<br />

Männer hier überhaupt zugelassen sind,<br />

so selten sind sie.<br />

Anerkannt ist dieses Gefälle eigentlich<br />

nur im naturwissenschaftlich-technischen<br />

Bereich. Macht hier eine Stu<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>n Mund <strong>auf</strong>, reagieren Professoren<br />

und Kommilitonen dar<strong>auf</strong> immer noch<br />

oft mit einem Gestus, <strong>de</strong>r allenfalls<br />

einem <strong>von</strong> Elektrotechnik sprechen<strong>de</strong>n<br />

Pferd angemessen wäre. Je<strong>de</strong> Maschinenbauerin<br />

o<strong>de</strong>r Bauingenieurin hat min<strong>de</strong>stens<br />

eine Anekdote <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Dozenten<br />

zu erzählen, <strong>de</strong>r die anwesen<strong>de</strong>n Hörerinnen<br />

mit grienen<strong>de</strong>n Sprüchen à la:<br />

„Wenn das jetzt für die Damen nicht zu<br />

abstrakt ist“ geson<strong>de</strong>rt würdigte. Obwohl<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen in <strong>de</strong>n Ingenieurswissenschaften<br />

eher selten ein ausgeprägtes<br />

Gen<strong>de</strong>rbewusstsein kultivieren,<br />

sind es doch sie, die <strong>de</strong>n Geschlechterkampf<br />

im Graben führen.<br />

Vornehme Zurückhaltung<br />

zählt genauso viel wie<br />

mangeln<strong>de</strong> Kompetenz<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen <strong>de</strong>r Geisteswissenschaften<br />

erfahren Sexismus eher als intellektuell<br />

verbrämte Nachlässigkeit. Ein Professor<br />

machte neulich <strong>de</strong>n Witz <strong>von</strong> Frauen<br />

und an<strong>de</strong>ren Min<strong>de</strong>rheiten, er machte<br />

ihn direkt in ein Seminar hinein, das<br />

ziemlich genau zu 50 Prozent <strong>von</strong> Frauen<br />

besucht wird. Das ist jetzt alles nicht<br />

so richtig schlimm – aber so richtig i<strong>de</strong>al<br />

ist es auch nicht.<br />

Zwei Zitate aus einem Hauptseminar,<br />

das ich besucht habe. Stu<strong>de</strong>ntin: „Also,<br />

ich merke schon, dass ich teilweise<br />

Probleme habe mitzuhalten.“ Stu<strong>de</strong>nt:<br />

„Man muss sich auch einfach mal trauen,<br />

Schrott zu re<strong>de</strong>n. Ist doch egal, ob<br />

das stimmt. Hauptsache, es kommt etwas<br />

in Gang.“ Es spricht natürlich auch<br />

einiges dafür, sich nicht in Diskussionen<br />

einzubringen, wenn man keine fundierte<br />

Meinung hat und keinen Wert <strong>auf</strong> Profilierung<br />

legt. An<strong>de</strong>rerseits funktioniert<br />

das Prinzip „Karriere machen“ aber genau<br />

dadurch. Vornehme Zurückhaltung<br />

in einem Spiel, in <strong>de</strong>m es darum geht,<br />

sich durchzusetzen, zählt genauso viel<br />

wie mangeln<strong>de</strong> Kompetenz. Und intellektuelle<br />

Beschei<strong>de</strong>nheit ist als Tugend<br />

gar nicht mal so unanfechtbar.<br />

Flotter Auftritt. Runter<br />

mit <strong>de</strong>r Piepsstimme, i aus mit <strong>de</strong>r Maus: Wer<br />

alte Muster brechen will,<br />

kann das in einem Frauen-Seminar<br />

lernen. Zum Beispiel am 24. und<br />

25. April in München. Dort sollen<br />

Situationen aus <strong>de</strong>m Berufsalltag<br />

in Hinblick <strong>auf</strong> verbale und nonverbale<br />

Interaktionen untersucht<br />

und bearbeitet und das persönliche<br />

Ausdrucks- und Handlungsspektrum<br />

erweitert wer<strong>de</strong>n. Da<br />

kann Stu<strong>de</strong>ntin schon mal üben.<br />

www.frauenaka<strong>de</strong>mie-zak.<strong>de</strong><br />

Doch genau in die flüchten sich immer<br />

noch viele Frauen. Das drückt sich dann<br />

in beharrlicher Schweigsamkeit aus<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Hang, „Ich bin mir nicht<br />

sicher, aber . . .“ an <strong>de</strong>n <strong>Anfang</strong> je<strong>de</strong>r<br />

Wortmeldung zu stellen. Und setzt <strong>de</strong>n<br />

Trend für die spätere Karriere. Schließlich<br />

dient die Universität auch dazu, seine<br />

Fähigkeiten im Umgang mit an<strong>de</strong>ren<br />

zu schulen.<br />

Natürlich hängt das auch mit einem<br />

Mangel an Vorbil<strong>de</strong>rn zusammen. Professorinnen<br />

sind ohnehin selten, und inspirieren<strong>de</strong><br />

Lehrerinnen gibt es unter Frau-<br />

en auch nicht öfter als unter Männern.<br />

Einen Professor kann man sich als Stu<strong>de</strong>ntin<br />

vielleicht als intellektuelles Vorbild<br />

o<strong>de</strong>r als Mentor nehmen, doch wenn<br />

es um Fragen <strong>de</strong>r Karriere- und Lebensplanung<br />

geht, kann sich eine Frau nicht<br />

an einem Mann orientieren, solange sie<br />

Kin<strong>de</strong>r bekommen will. Da verweigern<br />

sich die Rahmenbedingungen.<br />

Es ist diffizil gewor<strong>de</strong>n. Die katholische<br />

Arbeitertochter kann <strong>de</strong>n besten<br />

Zugang zu Bildung bekommen. Wenn<br />

sie sich dauernd selbst im Weg steht,<br />

verliert sie am En<strong>de</strong> trotz<strong>de</strong>m.<br />

ECHTE LEUCHTEN<br />

AB SOFORT GESUCHT.<br />

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Haben Sie ein helles Köpfchen – und einen klaren Blick für echte Karrierechancen?<br />

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Als Energieversorger ist es unser Ziel, auch das Unternehmen RWE stetig zu erneuern.<br />

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(m/w), als qualifi zierter Direkteinsteiger (m/w) in einem konkreten Aufgabenbereich<br />

o<strong>de</strong>r als Teilnehmer (m/w) <strong>de</strong>s konzernweiten International Graduate Programme.<br />

Bewerbungen <strong>von</strong> Männern und Frauen sind uns gleichermaßen willkommen.<br />

Meredith Haaf, 26,<br />

studiert Geschichte<br />

und Philosophie in<br />

München. Sie ist<br />

Mitautorin <strong>de</strong>s Bestsellers<br />

„Wir Alphamädchen.<br />

Warum<br />

Feminismus das<br />

Leben schöner<br />

macht“. Das Buch<br />

ist 2008 bei Hoffmann<br />

& Campe<br />

erschienen.<br />

Foto: S. Füssenich


8 studieren Uni&Job<br />

Der große Absprung<br />

Je<strong>de</strong>r fünfte Stu<strong>de</strong>nt verlässt die Hochschule ohne Abschluss.<br />

Warum es so viele Abbrecher gibt und wie sie auch ohne aka<strong>de</strong>mischen Titel durchstarten<br />

Von Nadja Scholz<br />

Es ist ein zerknirschter Brief, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

SPD-Bun<strong>de</strong>stagsabgeordnete Niels Annen<br />

im vergangen Sommer an seine Genossen<br />

schreibt. Der 35-Jährige erklärt<br />

darin, dass er sein Geschichtsstudium<br />

abbricht. Im Wahljahr 2005 hatte er<br />

noch vollmundig versprochen, er wer<strong>de</strong><br />

das Studium abschließen. Aber nach „26<br />

o<strong>de</strong>r 27“ Semestern – so genau hat er am<br />

En<strong>de</strong> nicht mehr mitgezählt – schmeißt<br />

er dann doch. Zwar hat er alle Scheine<br />

beisammen und könnte mit <strong>de</strong>r Magisterarbeit<br />

beginnen. Aber er scheitert an<br />

einer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Prüfung: <strong>de</strong>m Latinum.<br />

Schluss, aus, Annen ist raus.<br />

i<br />

Ansichtssache.<br />

„Bologna wirkt“ – so<br />

feierte das Bildungsministerium<br />

im Sommer<br />

2008 die insgesamt leicht<br />

gesunkene Abbrecherquote. Die<br />

Quote <strong>von</strong> 20 Prozent sei „ganz<br />

wesentlich“ <strong>de</strong>r Umstellung <strong>auf</strong><br />

<strong>de</strong>n Bachelor zu verdanken.<br />

Dabei fin<strong>de</strong>n sich gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Fächern mit Bachelor-Abschluss<br />

<strong>auf</strong>fallend viele Abbrecher: An<br />

<strong>de</strong>n Universitäten liegt die Quote<br />

hier bei 25, an <strong>de</strong>n Fachhochschulen<br />

gar bei 39 Prozent.<br />

Bill Gates hat es getan, Herbert Grönemeyer auch. Foto: ddp<br />

Für Niels Annen ist <strong>de</strong>r Studienabbruch<br />

ein berufliches Desaster. Er ist<br />

prominent, <strong>von</strong> ihm wird viel erwartet.<br />

Scheitern darf nicht sein. Deshalb <strong>de</strong>r<br />

Brief: Geständnis und Entschuldigung<br />

zugleich. Aber immerhin hat er, an<strong>de</strong>rs<br />

als die meisten Abbrecher, schon entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Schritte im Berufsleben zurückgelegt.<br />

Das wird ihm die Zukunft erleichtern.<br />

Die vielen an<strong>de</strong>ren Stu<strong>de</strong>nten,<br />

die das Handtuch werfen, gucken dagegen<br />

oft erst einmal in die Röhre. Wer das<br />

Studium <strong>auf</strong>gibt, steht unweigerlich vor<br />

<strong>de</strong>r Frage: Wie soll es jetzt weitergehen?<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>s Hochschul-Informations-Systems<br />

(HIS) in Hannover verlässt<br />

je<strong>de</strong>r fünfte Stu<strong>de</strong>nt die Uni ohne<br />

Abschluss. Das ist zwar ein leichter<br />

Studienabbrecher an Universitäten und Fachhochschulen<br />

Von je 100 Studienanfängern verließen<br />

die Universität ohne Abschluss<br />

Mathe, Naturwissenschaften<br />

28<br />

Sprach-, Kulturwiss., Sport<br />

27<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

25<br />

Rechts-, Wirtsch.-, Sozialwiss. 19<br />

Kunst/Kunstwissenschaften<br />

Lehramt<br />

Agrar-, Forst-, Ernährungswiss.<br />

Medizin/Gesundheitswiss.<br />

insgesamt<br />

5<br />

7<br />

8<br />

12<br />

SZ-Graphik: Ei<strong>de</strong>n; Quelle: HIS, Bezugsjahrgang Absolventen 2006<br />

20<br />

Von je 100 Studienanfängern verließen<br />

die Fachhochschule ohne Abschluss<br />

Ingenieurswissenschaften<br />

26<br />

Mathematik, Naturwissenschaften<br />

Wirtschaftswissenschaften, Sozialwesen<br />

19<br />

Agrar-, Forst-, Ernährungswissenschaften<br />

12<br />

insgesamt<br />

Rückgang im Vergleich zu <strong>de</strong>n Vorjahren,<br />

gegenüber an<strong>de</strong>ren EU-Staaten immer<br />

noch viel. Was aus <strong>de</strong>r Statistik<br />

nicht hervorgeht: Kaum ein Stu<strong>de</strong>nt<br />

geht einfach so. Viele ringen monatelang<br />

mit <strong>de</strong>m Gedanken, bis die Entscheidung<br />

fällt. Wer abbricht, hat versagt:<br />

Das ist das herrschen<strong>de</strong> Bild, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />

niemand gern abgebil<strong>de</strong>t sein möchte.<br />

Da tröstet auch ein Hinweis <strong>auf</strong> prominente<br />

Abbrecher wie Bill Gates, Herbert<br />

Grönemeyer o<strong>de</strong>r Wolfgang Joop wenig.<br />

Wer es vom Tellerwäscher zum Millionär<br />

gebracht hat, hat immer gut lachen.<br />

Alina Wallbaum hat zwei Jahre für<br />

die Entscheidung gebraucht. Die 30-Jährige<br />

hat in Weimar Medienkultur studiert<br />

und schon früh gemerkt, dass sie<br />

22<br />

26<br />

Auswahl. Germanistik in Hei<strong>de</strong>lberg<br />

ist nicht gleich Germanistik<br />

in Freiburg – viele Unis setzen<br />

heute eigene Schwerpunkte.<br />

Zugleich wächst die Bandbreite<br />

<strong>de</strong>r Studienfächer: Statt Jura<br />

studiert man nun „Business<br />

Law“ o<strong>de</strong>r Informationsrecht.<br />

Am besten erkundigt man sich<br />

bei <strong>de</strong>n Unis über die einzelnen<br />

Fächer und ihre Ausrichtung. So<br />

steigt die Wahrscheinlichkeit,<br />

einen Studiengang zu fin<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r gut zu <strong>de</strong>n eigenen Bedürfnissen<br />

und Fähigkeiten passt.<br />

sich damit nicht wohl fühlt: „Je<strong>de</strong> Hausarbeit<br />

hat mich extrem angestrengt, ich<br />

war voller Versagensängste und Selbstzweifel“,<br />

sagt sie. Schon nach wenigen<br />

Semestern überlegt sie, das Studium an<br />

<strong>de</strong>n Nagel zu hängen. „Das Problem war<br />

nur, dass ich die Prüfungen immer sehr<br />

gut bestan<strong>de</strong>n habe und so viel positive<br />

Rückmeldung bekommen habe, dass ich<br />

mich selbst zum Weitermachen gezwungen<br />

habe“, sagt sie heute.<br />

Auch ihre Familie bestärkt sie in ihrem<br />

Bemühen, am Ball zu bleiben. Wallbaum<br />

hält durch, acht Jahre lang. Und<br />

schafft es schließlich – mit einem Notenschnitt<br />

<strong>von</strong> 2,0 – bis zum Diplom. Acht<br />

Jahre, in <strong>de</strong>nen sie sich immer wie<strong>de</strong>r<br />

zwingen muss. Sie lei<strong>de</strong>t unter <strong>de</strong>pressi-<br />

Akquisition. MINT steht nicht<br />

für Pfefferminz, son<strong>de</strong>rn für Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaft,<br />

Technik. In <strong>de</strong>n<br />

MINT-Fächern ist die Abbrecherquote<br />

zum Leidwesen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaft beson<strong>de</strong>rs<br />

hoch. Denn gera<strong>de</strong> hier wer<strong>de</strong>n<br />

Absolventen gesucht: Im Sommer<br />

2008 gab es mehr als<br />

140 000 offene Stellen für MINTler.<br />

Initiativen versuchen nun,<br />

mehr junge Menschen für ein<br />

MINT-Studium zu begeistern<br />

(www.mintzukunft.<strong>de</strong>).


Uni&Job studieren 9<br />

ven Verstimmungen und Arbeitsblocka<strong>de</strong>n.<br />

Die Stu<strong>de</strong>ntin sucht psychologische<br />

Hilfe. Doch auch <strong>von</strong> dort gibt es nur die<br />

Devise: durchhalten. Während <strong>de</strong>r Diplomphase<br />

fühlt sich Alina Wallbaum<br />

dann <strong>von</strong> ihrem Betreuer völlig allein gelassen,<br />

ihr fehlt die fachliche Unterstützung.<br />

Sie gibt <strong>auf</strong>. Mitten im Diplom,<br />

kurz vor <strong>de</strong>m Ziel.<br />

Das war im Sommer 2008. „Als die<br />

Entscheidung gefallen war, das Studium<br />

abzubrechen, fühlte ich mich <strong>auf</strong> einen<br />

Schlag viel besser“, sagt sie. Seither hat<br />

sie neue Energie – und neue Pläne. Sie<br />

hat sich um einen Ausbildungsplatz im<br />

Gesundheitsbereich beworben und<br />

gleich mehrere Zusagen bekommen.<br />

„Ich fin<strong>de</strong> es sehr problematisch, dass in<br />

unserer leistungsorientierten Gesellschaft<br />

dieser Druck herrscht, um je<strong>de</strong>n<br />

Preis durchzuhalten“, sagt sie. „Als gäbe<br />

es kein Leben nach <strong>de</strong>m Studienabbruch.<br />

Diese scheinbare Ausweglosigkeit<br />

hat mich krank gemacht.“<br />

Ulrich Heublein vom HIS hat mehrfach<br />

untersucht, warum Stu<strong>de</strong>nten in<br />

Deutschland das Studium hinwerfen.<br />

Zu <strong>de</strong>n Hauptmotiven, sagt er, gehören<br />

Probleme bei <strong>de</strong>r Studienfinanzierung,<br />

falsche Erwartungen an das Fach,<br />

Schwierigkeiten mit <strong>de</strong>n Leistungsanfor<strong>de</strong>rungen,<br />

familiäre Probleme und<br />

Krankheit. Meist kommt gleich mehreres<br />

zusammen.<br />

„Ich hasse es nun mal, am<br />

Schreibtisch zu sitzen. Wie soll<br />

ich da Konstrukteur wer<strong>de</strong>n?“<br />

Auch Alina Wallbaum ist mit falschen<br />

Erwartungen an das Studium herangegangen.<br />

Einmal schon hatte sie innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Fachs <strong>de</strong>n Schwerpunkt gewechselt<br />

– <strong>von</strong> Linguistik zu Medienkultur.<br />

„Ich dachte damals, dass Medienkultur<br />

praktischer ausgerichtet ist“,<br />

sagt sie. Ein Irrtum, <strong>de</strong>r auch an<strong>de</strong>ren wi<strong>de</strong>rfährt.<br />

Heublein: „Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Geisteswissenschaften<br />

erleben die Studieren<strong>de</strong>n<br />

sehr oft, dass sich die Inhalte nicht<br />

mit ihren Vorstellungen <strong>de</strong>cken.“<br />

Beispiel Germanistik: „Man schreibt<br />

sich ein, weil man sich zur Literatur hingezogen<br />

fühlt. Dann aber muss man sich<br />

plötzlich durch sprachwissenschaftliche<br />

Theorien quälen o<strong>de</strong>r an die geliebten<br />

Texte mit einem distanzierten, analytischen<br />

Blick herangehen.“ Für viele ist<br />

das eine große Enttäuschung, <strong>de</strong>shalb ist<br />

die Abbruchquote unter <strong>de</strong>n Spracho<strong>de</strong>r<br />

Kulturwissenschaftlern extrem<br />

hoch. Fast ein Drittel gibt vorzeitig <strong>auf</strong>.<br />

Hinzu kommt bei diesen Fächern,<br />

dass das Berufsziel nicht ein<strong>de</strong>utig ist.<br />

Während Lehramts-, Medizin- o<strong>de</strong>r<br />

Pharmazie-Stu<strong>de</strong>nten recht genau wissen,<br />

wie ihre Arbeit später aussehen<br />

wird, ist etwa bei Germanisten alles und<br />

gar nichts drin: Journalismus, Werbung<br />

o<strong>de</strong>r in die PR-Branche? O<strong>de</strong>r doch lieber<br />

in die Wissenschaft?<br />

i<br />

Auswechslung.<br />

Fach wechseln statt<br />

Handtuch werfen:<br />

Laut Deutschem Stu<strong>de</strong>ntenwerk<br />

wechselt rund ein<br />

Fünftel aller Stu<strong>de</strong>nten das<br />

Fach. Wer sich dazu entschlossen<br />

hat, sollte schnell machen –<br />

um <strong>de</strong>n Bafög-Anspruch zu<br />

erhalten. Schlechte Karten hat,<br />

wer erst nach <strong>de</strong>m vierten Semester<br />

wechselt: Ohne „unabweisbaren<br />

Grund“ – etwa gesundheitliche<br />

Probleme – zahlt<br />

<strong>de</strong>r Staat keinen Cent mehr.<br />

Mit <strong>de</strong>m Bachelor-Abschluss, <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren an vielen Fachhochschulen<br />

und Universitäten eingeführt<br />

wor<strong>de</strong>n ist, war ursprünglich auch die<br />

Hoffnung verbun<strong>de</strong>n, Stu<strong>de</strong>nten vor<br />

<strong>de</strong>m vorzeitigen Aufgeben <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mischen<br />

L<strong>auf</strong>bahn zu bewahren. Gera<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>n Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

sieht Heublein diesen Effekt bestätigt.<br />

Dort ist die Abbrecherquote gesunken.<br />

Dass <strong>de</strong>r neue Schnellschluss jedoch<br />

kein generelles Allheilmittel gegen <strong>de</strong>n<br />

Abbruch ist, hat sich am <strong>de</strong>utlichsten in<br />

<strong>de</strong>n Fachhochschul-Studiengängen Maschinenbau<br />

und Elektrotechnik gezeigt.<br />

Dort ist die Zahl <strong>de</strong>r Abbrecher unter<br />

<strong>de</strong>n Bachelor-Anwärtern überdurchschnittlich<br />

hoch. Da das Studium in drei<br />

Jahren über die Bühne gebracht wer<strong>de</strong>n<br />

soll, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ohnehin schon anspruchsvolle<br />

Stoff stark verdichtet. Außer<strong>de</strong>m<br />

haben viele Stu<strong>de</strong>nten zuvor eine Ausbildung<br />

gemacht o<strong>de</strong>r gejobbt. Im Schnitt<br />

sind sie 23 Jahre alt, wenn sie ihr Fachhochschulstudium<br />

<strong>auf</strong>nehmen: weit weg<br />

vom Mathewissen <strong>de</strong>r Schulzeit, aber<br />

schon mittendrin im Leben mit einem relativ<br />

hohen Standard, <strong>de</strong>n die meisten<br />

nicht mehr missen möchten. Viele jobben<br />

<strong>de</strong>shalb nebenher. Ein explosiver<br />

Mix, <strong>de</strong>r häufig zum Abbruch führt.<br />

Aber auch bei <strong>de</strong>n Ingenieurswissenschaften<br />

an Universitäten, die noch mit<br />

<strong>de</strong>m Diplom abschließen, gibt es nach<br />

wie vor überdurchschnittlich viele Abbrecher.<br />

Matthias Wolf wäre fast einer<br />

<strong>von</strong> ihnen gewor<strong>de</strong>n. Er hat zehn Semester<br />

Maschinenbau in Mag<strong>de</strong>burg studiert.<br />

Um sein Diplom zu bekommen,<br />

muss er auch ein Semester in einem Unternehmen<br />

arbeiten.<br />

Diese Aussicht hasst er. „Ich weiß<br />

jetzt schon, dass ich nie Konstrukteur<br />

wer<strong>de</strong>, weil ich einfach nicht am Schreibtisch<br />

sitzen kann“, sagt er. Statt <strong>de</strong>ssen<br />

wür<strong>de</strong> er viel lieber in seinen alten Beruf<br />

zurückkehren, er ist gelernter Mechaniker.<br />

„Aber alle in meinem Umfeld sagen<br />

mir, dass ich jetzt noch die paar Monate<br />

durchhalten soll und es dann in <strong>de</strong>r Tasche<br />

habe“, sagt er. „Und mein Verstand<br />

sagt mir das auch. Aber ich sehe einfach<br />

keinen Sinn darin.“ Kaum ein Tag, an<br />

<strong>de</strong>m Wolf nicht darüber nach<strong>de</strong>nkt, alles<br />

hinzuwerfen. „Es kann gut sein, dass<br />

ich mich eines Tages ärgere, wenn ich<br />

jetzt <strong>auf</strong>gebe. Aber die Vorstellung, in<br />

diesem Unternehmen zu arbeiten, ist einfach<br />

zu quälend.“<br />

Der Maschinenbaustu<strong>de</strong>nt hat sein<br />

Problem in einem Forum <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Internetseite<br />

www.studienabbrecher.com geschil<strong>de</strong>rt.<br />

Dort holen sich verzweifelte<br />

Studieren<strong>de</strong> Rat <strong>von</strong> Lei<strong>de</strong>nsgenossen.<br />

Wolf wur<strong>de</strong> dort oft ermuntert, <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n<br />

Fall weiterzumachen. Aber es gab<br />

auch Stimmen, die ihm zum Abbruch<br />

rieten: Viele Chefs wür<strong>de</strong>n es sogar schätzen,<br />

wenn die Bewerber auch mal unkonventionelle<br />

Wege eingeschlagen hätten.<br />

Tatsächlich werben <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Internetplattform<br />

einige Unternehmen gezielt<br />

Abbrecher, um sie <strong>auf</strong> ihren eigenen Be-<br />

Fachwechsel<br />

Studieren<strong>de</strong> mit Fach- und/o<strong>de</strong>r<br />

Abschlusswechsel 2006,<br />

Angaben in Prozent<br />

20<br />

alle Hochschulen<br />

22<br />

16<br />

Universitäten Fachhochschulen<br />

SZ-Graphik: Ei<strong>de</strong>n; Quelle: Bildungsbericht 2008<br />

Alternative. 3323 grundständige<br />

und 3052 weiterführen<strong>de</strong><br />

Studienfächer sind unter<br />

www.hochschulkompass.<strong>de</strong><br />

verzeichnet. Darunter gibt es –<br />

für alle, die BWL nicht mehr<br />

ertragen können – Orchi<strong>de</strong>enfächer<br />

wie Pfer<strong>de</strong>wissenschaften,<br />

Blockflöte o<strong>de</strong>r Papyrologie.<br />

Quer<strong>de</strong>nker wer<strong>de</strong>n auch<br />

im Ausland fündig: Italienische<br />

Unis haben Blumenwissenschaften<br />

und Hun<strong>de</strong>hygiene zu bieten.<br />

In England kann man das<br />

Studienfach „Beatles“ wählen.<br />

rufsaka<strong>de</strong>mien auszubil<strong>de</strong>n. Der Studienabbruch<br />

also nicht als Makel, son<strong>de</strong>rn<br />

als Zeichen für Selbstbewusstsein und<br />

Entscheidungsfreu<strong>de</strong>?<br />

Im Hochschulteam <strong>de</strong>r Agentur für<br />

Arbeit in Berlin Mitte sieht man das kritisch.<br />

„Bevor jemand das Studium <strong>auf</strong>gibt,<br />

schauen wir uns zusammen sehr genau<br />

seine Bedürfnisse und Fähigkeiten<br />

an“, sagt Beraterin Heike Kuss. Erst<br />

wenn eine wirklich passen<strong>de</strong> Alternative<br />

gefun<strong>de</strong>n ist, wird <strong>de</strong>r Abbruch in Erwägung<br />

gezogen. Allerdings empfiehlt<br />

sie, immer langfristig zu <strong>de</strong>nken: „Arbeitsmarktpolitisch<br />

kann man es nicht<br />

an<strong>de</strong>rs sagen: Je höher jemand qualifiziert<br />

ist, <strong>de</strong>sto seltener trifft ihn die Arbeitslosigkeit.“<br />

Das Abschlusszeugnis:<br />

ein Türöffner.<br />

„Die Volkswirtschaft und ihre<br />

Theorien sind interessant.<br />

Allein, wo liegt ihr Nutzen?“<br />

Das kann Alexandra Rex bestätigen.<br />

Sie ist Personalreferentin bei einem großen<br />

Online-Versandhan<strong>de</strong>l. „Wenn sich<br />

bei uns externe Kandidaten ohne Studienabschluss<br />

für leiten<strong>de</strong> Positionen bewerben,<br />

haben sie keine Chance“, sagt<br />

sie. An<strong>de</strong>rs sieht es bei hausinternen Bewerbern<br />

aus: „Wenn ich sie kenne und<br />

<strong>von</strong> ihrer Leistung überzeugt bin, kann<br />

es auch mal ohne Studium klappen.“ Bei<br />

Kollegen stößt solche Entscheidungen<br />

manchmal <strong>auf</strong> Unverständnis. Rex<br />

bleibt dann gelassen: „Na und? Ich hab<br />

ja auch kein Diplom.“<br />

Ausweg. Viele müssen neben<br />

<strong>de</strong>m Studium jobben und brauchen<br />

länger bis zum Abschluss.<br />

Zugleich versiegt <strong>de</strong>r Geldstrom,<br />

je länger das Studium dauert:<br />

Nach <strong>de</strong>m zehnten Semester<br />

kappen die Eltern ihre finanzielle<br />

Hilfe um mehr als die Hälfte, so<br />

eine Umfrage <strong>de</strong>r stu<strong>de</strong>ntischen<br />

Unternehmensberatung Univativ<br />

in Darmstadt. Einen Ausweg<br />

können spezielle Studienabschlussdarlehen<br />

bieten. Informationen<br />

darüber gibt es bei <strong>de</strong>n<br />

Stu<strong>de</strong>ntenwerken.<br />

Die Personalreferentin hat selbst eine<br />

typische Abbrecherkarriere hinter sich.<br />

Sechs Jahre war sie in Volkswirtschaftslehre<br />

eingeschrieben. „Ich habe etliche<br />

Theorien gelernt, aber mir blieb ihr Nutzen<br />

fremd“, sagt sie. Die Freiheit, <strong>de</strong>n<br />

Stun<strong>de</strong>nplan selbst zu basteln, wur<strong>de</strong><br />

ihr zum Verhängnis. Sie wirkte wie ein<br />

Freifahrtschein zum Rumgammeln. Ein<br />

verschulteres, praxisbezogeneres Studium<br />

hätte ihr besser getan.<br />

Den Entschluss, das Studium <strong>auf</strong>zugeben,<br />

fasste Rex nicht <strong>von</strong> einem Tag <strong>auf</strong><br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren. Sie wohnte zwar noch im<br />

Stu<strong>de</strong>ntenwohnheim, ging aber irgendwann<br />

nicht mehr zu <strong>de</strong>n Seminaren.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen begann sie zu jobben, sortierte<br />

drei Jahre lang Briefe bei <strong>de</strong>r Post. Irgendwann<br />

wur<strong>de</strong> ihr schlagartig klar:<br />

So geht es nicht weiter. „Ich war 30 Jahre<br />

alt und lebte <strong>auf</strong> 20 Quadratmetern in<br />

einer Studi-WG“, sagt sie. Am meisten<br />

nervte sie die Frage: Und, was machst du<br />

so beruflich?<br />

Alexandra Rex heuerte im Callcenter<br />

eines Han<strong>de</strong>lsunternehmens an. Und<br />

dort packte sie <strong>de</strong>r Ehrgeiz. Der Job lag<br />

ihr, sie bekam viel Bestätigung. Sie arbeitete<br />

immer mehr, arbeitete sich hoch.<br />

Acht Jahre später ist sie in <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

angekommen. „Damit hätte<br />

ich damals nicht gerechnet.“ Manchmal<br />

<strong>de</strong>nkt sie, dass sie sich viel hätte ersparen<br />

können, wenn sie das Studium zu En<strong>de</strong><br />

gebracht hätte. Aber dann wür<strong>de</strong> ihr<br />

jetzt auch etwas fehlen: Verständnis für<br />

krumme Lebensläufe. Mit <strong>de</strong>m Knick in<br />

ihrer eigenen Biografie kann sie heute<br />

umgehen. „Die Wun<strong>de</strong> ist verheilt“, sagt<br />

sie. „Aber eine Narbe ist geblieben.“<br />

Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> kommt ein <strong>Anfang</strong>. Foto: ddp<br />

Anreiz. In Hessen will man die<br />

Hochschulen locken: Nach <strong>de</strong>m<br />

Willen <strong>von</strong> Wissenschaftsministerin<br />

Eva Kühne-Hörmann (CDU)<br />

sollen Unis, die beson<strong>de</strong>rs gute<br />

Absolventenquoten vorzuweisen<br />

haben, finanziell belohnt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Gesetzesän<strong>de</strong>rung ist noch dieses<br />

Jahr geplant. Gleichzeitig<br />

sollen die Hochschulen besser<br />

beraten: „Der optimale Fall wäre,<br />

dass es durch gute Beratung<br />

keine Studienabbrecher mehr<br />

gäbe“, so Kühne-Hörmann.


10 studieren Uni&Job<br />

Nimm zwei<br />

Seit die Hochschulen ihre Bewerber selbst aussuchen, bleiben Tausen<strong>de</strong> begehrter Studienplätze leer.<br />

Jetzt haben die Verantwortlichen ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zulassungschaos angekündigt – aber erst für Herbst 2011<br />

Von Tanjev Schultz<br />

Sogar <strong>de</strong>n Lehrern platzte <strong>de</strong>r Kragen.<br />

Seit Jahren müssen sie sich anhören,<br />

wie ihre Abiturienten über das<br />

Durcheinan<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Zulassung zum<br />

Studium stöhnen. Die Studienangebote<br />

wer<strong>de</strong>n immer unübersichtlicher und<br />

mit ihnen die Bewerbungsverfahren.<br />

Wenn die Unis das Chaos nicht in <strong>de</strong>n<br />

Griff bekämen, „wird ihnen <strong>de</strong>r ganze<br />

La<strong>de</strong>n um die Ohren fliegen“, schimpft<br />

Heinz-Peter Meidinger, Chef <strong>de</strong>s Philologenverbands.<br />

Er hat mitverfolgt, wie<br />

sich die Hochschulen und die ZVS, die<br />

Zentralstelle für die Vergabe <strong>von</strong> Studienplätzen,<br />

monatelang über ein neues<br />

Bewerbungssystem stritten und eine<br />

Lösung verschleppten. Wenn es <strong>de</strong>shalb<br />

im Herbst wie<strong>de</strong>r zum Chaos komme,<br />

wür<strong>de</strong>n die Pädagogen eine „konzertierte<br />

Kampagne“ für eine gesetzliche Regelung<br />

starten, droht <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r<br />

Gymnasiallehrer.<br />

Die alte Tante ZVS soll sich<br />

zur Servicestelle für Stu<strong>de</strong>nten<br />

und Hochschulen mausern<br />

Seit die Hochschulen ihre Stu<strong>de</strong>nten<br />

weitgehend selbst auswählen dürfen<br />

und sie über die Hälfte aller Studiengänge<br />

einen Numerus clausus verhängt haben,<br />

bewerben sich viele Abiturienten<br />

vorsichtshalber an zig Unis. Bisher gibt<br />

es aber, außer bei <strong>de</strong>n wenigen zentral<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r ZVS vergebenen Plätzen (etwa<br />

in Medizin), keinen automatischen Abgleich,<br />

sodass am En<strong>de</strong> Tausen<strong>de</strong> begehrte<br />

Plätze frei bleiben o<strong>de</strong>r erst spät<br />

nachbesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

An <strong>de</strong>r Universität Frankfurt wur<strong>de</strong>n<br />

im Wintersemester mehr als 800 Plätze<br />

in zulassungsbeschränkten Studiengängen<br />

nicht genutzt, in Dres<strong>de</strong>n blieben<br />

500 Plätze frei. „Manche springen in letzter<br />

Sekun<strong>de</strong> ab, wenn sie woan<strong>de</strong>rs angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n“, sagt Marcel Brückmann,<br />

Geschichtsstu<strong>de</strong>nt in Siegen. Der<br />

25-Jährige hofft, dass einheitliche Termine<br />

für die Zulassung die Lage entspannen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dann könnte zumin<strong>de</strong>st das<br />

Nachrückverfahren schneller beginnen.<br />

Das hofft auch Bun<strong>de</strong>sbildungsministerin<br />

Annette Schavan (CDU). Sie traf<br />

sich mehrmals zu Krisengesprächen mit<br />

Vertretern <strong>de</strong>r ZVS und <strong>de</strong>r Universitäten.<br />

Im März verkün<strong>de</strong>ten sie, die Hochschulen<br />

wür<strong>de</strong>n ihre Zulassungsbeschei<strong>de</strong><br />

nun zu einem einheitlichen Termin<br />

versen<strong>de</strong>n. Bewerbungsschluss für zulas-<br />

i<br />

Alle zusammen. Die<br />

Zentralstelle für die<br />

Vergabe <strong>von</strong> Studienplätzen<br />

(ZVS) mit Sitz<br />

in Dortmund ist eine Einrichtung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r. Sie verteilt<br />

seit 1972 die freien Plätze für<br />

Studienanfänger in Fächern,<br />

die bun<strong>de</strong>sweit zulassungsbeschränkt<br />

sind. In einem komplizierten<br />

Quotensystem wird nach<br />

Abiturnote, Wartezeit und im<br />

hochschuleigenen Auswahlverfahren<br />

ermittelt, wer einen Studienplatz<br />

erhält – und wer nicht.<br />

Um seine Chancen <strong>auf</strong> einen Studienplatz zu erhöhen, bewirbt sich <strong>de</strong>r clevere Abiturient<br />

gleich an zwei, drei, vier Universitäten. Foto: Robert Haas<br />

sungsbeschränkte Studiengänge ist am<br />

15. Juli, Mitte August sollen alle Kandidaten<br />

nun wissen, an welche Unis sie gehen<br />

können. Freie Plätze sollen in einer<br />

Internet-Börse angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein automatischer Datenabgleich,<br />

<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rt, dass sich das Nachrückverfahren<br />

in die Länge zieht, kann hingegen<br />

erst im Herbst 2011 starten – ursprünglich<br />

war dafür 2009, dann 2010 geplant.<br />

Damit <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r Bewerbung<br />

für die Hochschulen und die Bewerber<br />

bun<strong>de</strong>sweit und unmittelbar im Internet<br />

abrufbar ist, muss erst eine neue Software<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n vielen<br />

Wünschen <strong>de</strong>r Hochschulen entspricht.<br />

Je<strong>de</strong>r für sich. Bis zum Jahr<br />

1999 verteilte die ZVS die Plätze<br />

in <strong>de</strong>n bun<strong>de</strong>sweit zulassungsbeschränkten<br />

Fächern in Alleinherrschaft,<br />

vorrangig nach Abiturnote<br />

und Wartezeit. Seit<br />

2000 können die Hochschulen<br />

einen Teil <strong>de</strong>r Bewerber selbst<br />

auswählen. So sollen sie um die<br />

besten Stu<strong>de</strong>nten kämpfen und<br />

ihr Profil schärfen. Inzwischen<br />

wer<strong>de</strong>n 60 Prozent <strong>de</strong>r Plätze in<br />

Auswahlverfahren <strong>de</strong>r Hochschulen<br />

vergeben – je<strong>de</strong> Uni hat ihre<br />

eigene Auswahlmetho<strong>de</strong>.<br />

Koordiniert. So soll das Verfahren<br />

vom Herbst 2011 an funktionieren:<br />

Man bewirbt sich bis<br />

Mitte Juli an höchstens zwölf<br />

Unis online. Diese suchen sich<br />

ihre Erstsemester nach eigenen<br />

Kriterien aus, verschicken ihre<br />

Zulassungsangebote bis Mitte<br />

August und veröffentlichen<br />

Wartelisten. Nimmt ein Bewerber<br />

<strong>de</strong>n Platz an, verschwin<strong>de</strong>t<br />

er automatisch aus <strong>de</strong>n Listen.<br />

Im September wer<strong>de</strong>n noch<br />

unbesetzte Plätze in einem<br />

„Clearing-Verfahren“ vergeben.<br />

Denn diese verlangen oft nicht nur eine<br />

gute Abiturnote, sie können auch Essays,<br />

berufliche Erfahrungen, spezielle<br />

Eignungstests o<strong>de</strong>r sogar persönliche Gespräche<br />

in ihre Entscheidung mit einbeziehen.<br />

Die Unis wollen außer<strong>de</strong>m verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass sie in einem zentralisierten<br />

Verfahren ihre gera<strong>de</strong> erst gewonnene<br />

Autonomie bei <strong>de</strong>r Zulassung wie<strong>de</strong>r<br />

einbüßen. Deshalb betrachten viele Rektoren<br />

die ZVS, die früher als Behör<strong>de</strong><br />

zur „Stu<strong>de</strong>ntenlandverschickung“ berüchtigt<br />

war, mit großer Skepsis.<br />

Nach <strong>de</strong>n Plänen <strong>de</strong>r Kultusminister<br />

soll die ZVS zu einer Servicestelle umgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n, die das neue Bewerbungs-<br />

Ganz allein. Auch ein Einser-<br />

Abitur ist unter Umstän<strong>de</strong>n nicht<br />

gut genug: Eine Düsseldorferin<br />

erhielt trotz <strong>de</strong>r Abiturnote 1,0<br />

keinen Jura-Studienplatz. Bei<br />

<strong>de</strong>r ZVS-Online-Bewerbung<br />

hatte sie versehentlich angegeben,<br />

ihre Wunsch-Uni Düsseldorf<br />

sei nicht die nächstgelegene<br />

Hochschule. Doch auch<br />

„soziale Kriterien“ wie die Nähe<br />

zum Wohnort will die ZVS erfüllt<br />

sehen. Da nützte es auch nichts,<br />

dass die Abiturientin sogar eine<br />

Klasse übersprungen hatte.<br />

system für die Hochschulen und Studienbewerber<br />

managt, ohne diese zu bevormun<strong>de</strong>n.<br />

Doch mittlerweile ist offen, ob<br />

die ZVS diese Rolle spielen kann – und<br />

darf. Viele Bildungspolitiker trauen jedoch<br />

auch <strong>de</strong>n Unis nicht über <strong>de</strong>n Weg.<br />

Politiker <strong>de</strong>r SPD, <strong>de</strong>r Grünen und <strong>de</strong>r<br />

Linken for<strong>de</strong>rn ein Gesetz, mit <strong>de</strong>m das<br />

Zulassungsverfahren bun<strong>de</strong>sweit verbindlich<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n soll. Ministerin<br />

Schavan und die Rektoren setzen dagegen<br />

<strong>auf</strong> freiwillige Teilnahme.<br />

Bochum ist beson<strong>de</strong>rs<br />

schnell – und sichert sich<br />

die besten Kandidaten<br />

Und so ist nicht sicher, ob sich wirklich<br />

alle Hochschulen an <strong>de</strong>n neuen Regeln<br />

beteiligen wer<strong>de</strong>n. Die Universität<br />

Hamburg betont, man sträube sich gegen<br />

ein zentrales System, und man habe<br />

ein sehr gut funktionieren<strong>de</strong>s eigenes<br />

Zulassungsverfahren. An <strong>de</strong>r Universität<br />

Bochum heißt es: „Ein Zulassungschaos<br />

gibt es bei uns nicht.“<br />

Immerhin wollen sich die Bochumer<br />

<strong>de</strong>nnoch an <strong>de</strong>m geplanten neuen Verfahren<br />

beteiligen. Sie wollen dabei aber<br />

schneller sein als ihre Konkurrenten:<br />

Abiturienten mit sehr guten Noten bekommen<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Uni Bochum direkt<br />

nach Eingang ihrer Bewerbung eine<br />

Zulassungsbescheinigung, auch dann,<br />

wenn die bun<strong>de</strong>sweite Frist, also <strong>de</strong>r<br />

15. Juli, noch nicht verstrichen ist. Dadurch<br />

könnten sich die Abiturienten<br />

Mehrfachbewerbungen an an<strong>de</strong>ren<br />

Hochschulen sparen – mit <strong>de</strong>m für Bochum<br />

schönen Nebeneffekt, dass die Uni<br />

sich viele sehr gute Schüler sichert. Bochum<br />

sei nun mal forschungsstark, „da<br />

wollen wir natürlich auch sehr gute Leute<br />

zu uns locken“, sagt Bochums Prorektorin<br />

für Lehre, Uta Wilkens.<br />

Aus solchen Grün<strong>de</strong>n sind viele Professoren<br />

auch gar nicht so unglücklich<br />

über <strong>de</strong>n weit verbreiteten Numerus<br />

clausus, <strong>de</strong>r Bewerber, die nur mäßige<br />

Schulnoten haben, abwehrt. Doch weil<br />

in diesem und in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren<br />

durch das verkürzte Gymnasium beson<strong>de</strong>rs<br />

viele Abiturienten an die Universitäten<br />

drängen, hätten we<strong>de</strong>r die Bewerber<br />

noch die Lehrer o<strong>de</strong>r Politiker Verständnis<br />

dafür, wenn wegen unkoordinierter<br />

Zulassungsverfahren Tausen<strong>de</strong><br />

Studienplätze ungenutzt blieben. Die<br />

Hochschulen in Nordrhein-Westfalen<br />

haben <strong>de</strong>shalb sogar versprochen, die<br />

Zahl <strong>de</strong>r zulassungsbeschränkten Studiengänge<br />

zu reduzieren.<br />

Immer mehr. Wegen <strong>de</strong>s Wirrwarrs<br />

um die Vergabe <strong>von</strong> Studienplätzen<br />

klagen sich immer<br />

mehr junge Leute in die Hörsäle.<br />

Denn gera<strong>de</strong> in Numerus clausus-Fächern<br />

bleiben durch Mehrfachbewerbungen<br />

und Doppeleinschreibungen<br />

Plätze unbesetzt<br />

– die Unis sind aber verpflichtet,<br />

ihre Kapazitäten auszuschöpfen.<br />

Der Deutsche Hochschulverband<br />

schätzt, dass inzwischen<br />

20 000 <strong>de</strong>r 350 000<br />

Neueinschreibungen pro Jahr<br />

gerichtlich eingeklagt wur<strong>de</strong>n.


Irgendwann<br />

erzählt je<strong>de</strong>r<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r besten<br />

Zeit im Leben.<br />

karriere.mckinsey.<strong>de</strong><br />

Building Global Lea<strong>de</strong>rs


12 studieren Uni&Job<br />

Ruhe bitte!<br />

Muss das eigentlich immer noch sein? Abgebrochene Fingernägel und ein rosa<br />

Bestellzettel mit Durchschlagpapier, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m höchst unwahrscheinliche Autorennamen<br />

wie „Shcmifhuber, Ewrin“ stehen? Ja, das muss sein. Aber nicht etwa, weil die<br />

Fernleihe sich <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m technischen Stand <strong>de</strong>r Eisenzeit befin<strong>de</strong>t und man aus diesem<br />

Grund ungeschickt <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Tastatur einer mechanischen Schreibmaschine herumhackt:<br />

Auch wenn die Digitalisierung an <strong>de</strong>utschen Hochschulbibliotheken weit fortgeschritten<br />

ist, führt weiterhin kein Weg daran vorbei, nach Büchern und Aufsätzen<br />

aus Bestän<strong>de</strong>n, die noch nicht elektronisch erfasst sind, in doppelter Ausführung und<br />

<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Postweg zu suchen. Erst 20 Jahre ist es her, dass die Uni-Bibliotheken sich<br />

ans Digitalisieren ihrer insgesamt mehr als 227 Millionen Bücher machten, wobei<br />

es zunächst einmal nur darum ging, bibliographische Angaben und <strong>de</strong>n Standort <strong>de</strong>r<br />

Werke <strong>auf</strong>zunehmen. Dieses Projekt ist – nicht zuletzt mangels Arbeitskapazität –<br />

noch lange nicht abgeschlossen. Das sagt Heike Budnitz <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Universitäts- und<br />

Forschungs-Bibliothek Erfurt-Gotha, wo vom 2. bis 5. Juni <strong>de</strong>r diesjährige Bibliothekartag<br />

stattfin<strong>de</strong>t. Doch wer<strong>de</strong> jetzt auch damit begonnen, die Inhalte einzuscannen,<br />

das nächste Mammutprojekt. Was das für die Lesekultur be<strong>de</strong>utet? Budnitz sagt, im<br />

Lesesaal <strong>de</strong>r Zukunft säßen die Menschen vorm Rechner. Aber man solle nicht <strong>de</strong>n<br />

Teufel an die Wand malen, Bücher wür<strong>de</strong>n auch noch gelesen, richtige Bücher zum<br />

Anfassen mit Seiten zum Umblättern. Für wen <strong>de</strong>r Lesesaal ein Ort <strong>de</strong>r Kontemplation<br />

und Ruhe sein soll, wird allerdings enttäuscht sein. Immer mehr wer<strong>de</strong> die Bibliothek<br />

zu einem Treffpunkt, wo Gruppenarbeiten an vernetzten PCs entstehen und wo je<strong>de</strong><br />

Art <strong>von</strong> Geschnatter willkommen sei. Nur vereinzelt gebe es Chillzonen, sagt Budnitz.<br />

Da können sich die Büchereien ein Beispiel an <strong>de</strong>n USA nehmen, wo Studieren<strong>de</strong><br />

schon seit Jahrzehnten <strong>auf</strong> bequemen Sesseln abhängen und nach anstrengen<strong>de</strong>r<br />

Lektüre ein Nickerchen machen. Immerhin gibt es in <strong>de</strong>r Fachhochschulbibliothek <strong>von</strong><br />

Regensburg schon ein knallrotes Le<strong>de</strong>rsofa zum „Anlesen“, wie es offiziell heißt. (göri)<br />

Foto: dpa<br />

Steinig und schwer<br />

Wer an einer ausländischen Universität studieren möchte, muss damit rechnen, Zeit zu<br />

verlieren. Denn bevor man zu Hause mit <strong>de</strong>n Prüfungen <strong>de</strong>s Wintersemesters durch ist,<br />

hat das Sommersemester an manchen ausländischen Unis bereits begonnen. Schon<br />

seit mehreren Jahren wird <strong>de</strong>shalb darüber diskutiert, die <strong>de</strong>utschen Semesterzeiten<br />

an die internationalen Gepflogenheiten anzupassen, also die Semesteranfangszeiten<br />

vorzuverlegen. Passiert ist aber bisher nichts, obwohl die Dringlichkeit gesehen<br />

wird. „Wenn das nicht geschieht, wird die Mobilität <strong>de</strong>utscher Stu<strong>de</strong>nten massiv erschwert“,<br />

heißt es bei <strong>de</strong>r Deutschen Hochschulrektorenkonferenz. Auch für ausländische<br />

Studieren<strong>de</strong>, die nach Deutschland kommen wollen, wür<strong>de</strong> eine Anpassung <strong>de</strong>n<br />

Wechsel vereinfachen. Zustimmen muss aber die Kultusministerkonferenz, und die<br />

wehrt sich bisher. Zur Zeit strömen die geburtenstarken Jahrgänge an die Hochschulen,<br />

<strong>de</strong>shalb sei <strong>de</strong>r Zeitpunkt ungünstig. Außer<strong>de</strong>m hätten die Unis mit <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Bologna-Reform alle Hän<strong>de</strong> voll zu tun. Vereinzelt kam auch Kritik aus <strong>de</strong>n Hochschulen:<br />

Eine Verschiebung <strong>de</strong>r Semesterzeiten wür<strong>de</strong> die vorgesehenen Praktika<br />

und an<strong>de</strong>re interne Abläufe stören. Die einzige Hochschule, die sich im Alleingang<br />

an das internationale System angeglichen hat, ist die Universität Mannheim. „Es war<br />

ein großer bürokratischer Aufwand, sogar größer, als wir erwartet haben, aber es hat<br />

sich gelohnt“, sagt Uni-Sprecher Achim Fischer. Für die Dozenten hat die Reform Vorund<br />

Nachteile: In Deutschland wer<strong>de</strong>n viele wissenschaftliche Tagungen im Herbst<br />

abgehalten, noch in <strong>de</strong>n Semesterferien. Dann hat in Mannheim bereits wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Lehrbetrieb begonnen. Dafür können Wissenschaftler nun aber viel einfacher die meist<br />

im Juni stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n internationalen Veranstaltungen besuchen. Die Stu<strong>de</strong>nten wüssten<br />

die Reform zu schätzen, sagt Fischer. Viele entschie<strong>de</strong>n sich nun aus genau diesem<br />

Grund für die Uni Mannheim. (PAS)<br />

Foto: dpa<br />

Schweineschnitzel<br />

und Salat<br />

Wer vormittags über Büchern brütet, braucht<br />

mittags frische Energie. Deshalb geht er in<br />

die Mensa. In <strong>de</strong>r Regensburgerstraße in<br />

Nürnberg wird er rundum gesund bedient,<br />

weshalb die Futterkrippe jetzt <strong>von</strong> Lesern<br />

<strong>de</strong>r Zeitschrift Unicum zur beliebtesten Mensa<br />

in Deutschland gewählt wur<strong>de</strong>. Das Etablissement<br />

besuchen vor allem angehen<strong>de</strong><br />

Grund- und Hauptschullehrerinnen. „Da ist<br />

das Salatbuffet <strong>de</strong>r Renner“, sagt Joachim<br />

Gollwitzer, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Stu<strong>de</strong>ntenwerks<br />

Nürnberg. Es gibt auch viel Gemüse,<br />

alle Gerichte wer<strong>de</strong>n möglichst fettarm gekocht,<br />

das Schnitzel ist nicht paniert, Rahmsoße<br />

wird weggelassen. Ganz an<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r<br />

Würzburger „Burse“, <strong>de</strong>m zweiten Sieger.<br />

Weil die Stu<strong>de</strong>nten es so wollen, kann man<br />

hier je<strong>de</strong>n Tag fettige Fritten essen. „Ungesun<strong>de</strong>s<br />

ist sehr beliebt“, sagt Küchenchef<br />

Uwe Brachmann. „Schnitzel, Currywurst,<br />

Hamburger – solche Gerichte kommen immer<br />

gut an.“ Aber auch die Mensa Würzburg<br />

will jetzt <strong>auf</strong> die Vorlieben <strong>de</strong>r weiblichen<br />

Gäste eingehen: Passend zur Jahreszeit hat<br />

Brachmann ein paar beson<strong>de</strong>rs leichte Gerichte<br />

<strong>auf</strong> die Speisekarte gesetzt: Geflügel,<br />

Fisch und vegetarische Speisen. Außer<strong>de</strong>m<br />

steht Biofood <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Programm, und für<br />

Allergiker sind sogar glutenfreie Soßen im<br />

Angebot. Ob die Gesundkost wirklich<br />

Currywurst und Schweineschnitzel aus <strong>de</strong>m<br />

Rennen schlägt? (PAS)<br />

Foto: Alessandra Schellnegger


14 studieren Uni&Job<br />

Hat man am En<strong>de</strong> nur als Master-Absolvent das große Los gezogen? „Es gibt die Angst, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Bachelor zu sitzen und nur ein Aka<strong>de</strong>miker zweiter Klasse zu sein“, sagt<br />

Sebastian Schultz vom Potsdamer AStA. Foto: Bildmaschine<br />

„Warum in Nieten investieren?“<br />

Eigentlich war es so gedacht: Man macht erst mal <strong>de</strong>n Bachelor, dann hat man schon einen Abschluss in <strong>de</strong>r Tasche.<br />

Später vertieft man sein Wissen und geht als Master hinaus in die Berufswelt. Nun soll für viele nach <strong>de</strong>m Bachelor Schluss sein<br />

Von Tanjev Schultz<br />

Versuchskaninchen. Immer wie<strong>de</strong>r<br />

fällt dieses Wort, wenn Bachelor-Stu<strong>de</strong>nten<br />

über ihre Lage berichten. Noch<br />

immer läuft es an vielen Hochschulen<br />

nicht rund, die Curricula in <strong>de</strong>n neuen<br />

Studiengängen sind wie erste Tests in<br />

einer langen Versuchsreihe. Derweil verfliegt<br />

die Zeit, und Stu<strong>de</strong>ntinnen wie<br />

Angela Vöhringer müssen schon über<br />

<strong>de</strong>n nächsten Schritt nach<strong>de</strong>nken – <strong>de</strong>n<br />

Schritt zum Master. Doch auch da fühlt<br />

sich die Freiburger Psychologie-Stu<strong>de</strong>ntin<br />

wie ein Labortier. Denn <strong>de</strong>r Zugang<br />

zum Master ist eingeschränkt, es gibt<br />

Quoten und Notenvorgaben, mit <strong>de</strong>nen<br />

aber noch tüchtig experimentiert wird.<br />

Nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>r Kultusminister<br />

und <strong>de</strong>r Hochschulen soll nicht je<strong>de</strong>r Bachelor-Absolvent<br />

sein Studium bis zum<br />

Master fortsetzen. „Es gibt <strong>de</strong>shalb viele<br />

Unsicherheiten“, sagt Angela Vöhringer.<br />

Sie kommt jetzt ins vierte Semester,<br />

ein Jahr später könnte sie bereits ihren<br />

ersten Abschluss machen, anschließend<br />

muss sie <strong>de</strong>n Sprung zum Master schaffen:<br />

„Mit <strong>de</strong>m Bachelor allein kann man<br />

in Psychologie ja nicht viel anfangen.“<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Semestern wusste<br />

niemand in Freiburg genau, wie viele<br />

Plätze es im Master-Studiengang geben<br />

wird und welche Noten man mitbringen<br />

muss. Viele Unis setzen ein Bachelor-<br />

Zeugnis mit <strong>de</strong>r Note 2,5 o<strong>de</strong>r besser voraus,<br />

bun<strong>de</strong>sweit verlangt knapp die Hälf-<br />

i<br />

Abgelöst. Bachelor<br />

und Master haben in<br />

kurzer Zeit die klassischen<br />

Abschlüsse<br />

überholt. Mittlerweile schließen<br />

75 Prozent aller Studiengänge<br />

an <strong>de</strong>utschen Hochschulen mit<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n internationalen Titeln<br />

ab. Während es in Bayern etwa<br />

40 Prozent sind, wur<strong>de</strong>n in Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

schon mehr als 90<br />

Prozent <strong>de</strong>r Studiengänge umgestellt.<br />

Bis zum Jahr 2010 sollen<br />

Diplom und Magister komplett<br />

durch BA und MA ersetzt sein.<br />

te aller Master-Angebote beson<strong>de</strong>re Qualifikationen<br />

<strong>de</strong>r Bewerber. Viele Professoren,<br />

aber auch Stu<strong>de</strong>nten begrüßen solche<br />

Hür<strong>de</strong>n, weil sie dazu beitragen wür<strong>de</strong>n,<br />

jene loszuwer<strong>de</strong>n, die man sonst<br />

„mitschleppen“ müsste. Studienplätze<br />

sind teuer – „warum soll man das Geld<br />

in Nieten stecken?“, fragt provokant ein<br />

Stu<strong>de</strong>nt in einem Online-Forum.<br />

Wer in Potsdam Master<br />

wer<strong>de</strong>n will, muss zu <strong>de</strong>n<br />

besten zwei Dritteln gehören<br />

Kritiker dagegen halten das Ganze<br />

für ein Sparmo<strong>de</strong>ll, mit <strong>de</strong>m Politiker<br />

die Aka<strong>de</strong>mikerquote durch ein zweifelhaftes<br />

Bachelor-Schnellstudium in die<br />

Höhe treiben, während <strong>de</strong>r Master nur<br />

noch einem exklusiven Kreis zugestan<strong>de</strong>n<br />

wird. Professoren wie Hans Spada,<br />

Psychologe an <strong>de</strong>r Universität Freiburg,<br />

verweisen allerdings dar<strong>auf</strong>, dass bereits<br />

in <strong>de</strong>n alten Diplom-Studiengängen<br />

nicht alle bis zum En<strong>de</strong> durchhielten:<br />

„Es gibt eine natürliche Schwundquote<br />

im L<strong>auf</strong>e <strong>de</strong>r Semester.“ Manche<br />

brechen ihr Studium ab, an<strong>de</strong>re begnügen<br />

sich mit <strong>de</strong>m Bachelor.<br />

In Potsdam wehren sich Stu<strong>de</strong>ntenvertreter<br />

jedoch auch gegen die klaren Notenvorgaben.<br />

Sie haben eine Klage gegen<br />

die Übertrittsregeln ihrer Uni beim<br />

Oberverwaltungsgericht Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

eingereicht und for<strong>de</strong>rn einen<br />

Abgeklärt. Die Unternehmen<br />

sind überwiegend zufrie<strong>de</strong>n mit<br />

Bachelor- und Master-Absolventen.<br />

Bei einer Umfrage <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertages<br />

gaben 67 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen an, dass sich<br />

ihre Erwartungen beim Einsatz<br />

<strong>von</strong> Bachelors erfüllt haben.<br />

Beim Master waren es sogar<br />

70 Prozent. Allerdings hatte erst<br />

ein knappes Viertel <strong>de</strong>r mehr<br />

als 2000 befragten Arbeitgeber<br />

tatsächlich Erfahrungen mit <strong>de</strong>n<br />

neuen Abschlüssen gemacht.<br />

Abgespeckt. Ob Bachelor-Absolventen<br />

weniger verdienen<br />

sollen als Berufseinsteiger mit<br />

Diplom – darüber herrscht Uneinigkeit<br />

unter <strong>de</strong>n Personalchefs.<br />

Nach einer Umfrage <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für Personalführung<br />

erhalten Bachelors<br />

in etwa <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Firmen<br />

weniger Geld als Diplom-Absolventen<br />

– in <strong>de</strong>r Regel beträgt die<br />

Differenz jedoch weniger als 20<br />

Prozent. In <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Hälfte<br />

<strong>de</strong>r Betriebe gibt es keine Unterschie<strong>de</strong><br />

beim Einstiegsgehalt.<br />

„Master für alle“. Sebastian Schultz<br />

vom AStA sagt: „Es gibt die Angst, am<br />

En<strong>de</strong> <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Bachelor zu sitzen und<br />

nur ein Aka<strong>de</strong>miker zweiter Klasse zu<br />

sein.“ Die Übergangshür<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n<br />

außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m sozialen Klima scha<strong>de</strong>n,<br />

sagt <strong>de</strong>r Pädagogik-Stu<strong>de</strong>nt, <strong>de</strong>r froh<br />

darüber ist, selbst noch nach <strong>de</strong>m alten<br />

Magister-Mo<strong>de</strong>ll studieren zu können.<br />

Als Hür<strong>de</strong> vor Master-Programmen<br />

gibt es an <strong>de</strong>r Universität Potsdam nicht<br />

nur Notenvorgaben, in BWL zum Beispiel<br />

muss <strong>de</strong>r Bachelor mit <strong>de</strong>r Note gut<br />

o<strong>de</strong>r besser abgeschlossen sein. In Informatik<br />

will die Hochschule zum Master<br />

nur zulassen, wer zu <strong>de</strong>n besten zwei<br />

Dritteln eines Bachelor-Jahrgangs<br />

zählt. Der Anwalt <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten, <strong>de</strong>r<br />

Münsteraner Jurist Wilhelm Achelpöhler,<br />

hält das für beson<strong>de</strong>rs unsinnig:<br />

„Was ist, wenn sich Bachelor-Absolventen<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Jahrgängen bewerben?<br />

Dann hätten die einen Nachteil,<br />

die in <strong>de</strong>m besseren Jahrgang waren.“<br />

Achelpöhler moniert, dass es in Bran<strong>de</strong>nburg<br />

nicht einmal eine lan<strong>de</strong>sgesetzliche<br />

Grundlage für die Zugangsbeschränkungen<br />

zum Master gebe. Ihm<br />

geht es aber auch ums Grundsätzliche.<br />

„Die Ambitionen <strong>de</strong>r Hochschulen und<br />

<strong>de</strong>r Ministerien, Stu<strong>de</strong>nten rauszufiltern,<br />

sind gewaltig“, beklagt <strong>de</strong>r Jurist,<br />

<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten bun<strong>de</strong>sweit auch schon in<br />

Prozessen gegen Studiengebühren zur<br />

Seite stand. Achelpöhler beruft sich <strong>auf</strong><br />

die im Grundgesetz verankerte Berufsfreiheit.<br />

Aus dieser hatte das Bun<strong>de</strong>sver-<br />

Abgehängt. Ebenfalls unklar<br />

ist, ob Bachelor-Absolventen<br />

künftig mit Kandidaten konkurrieren<br />

wer<strong>de</strong>n, die nach <strong>de</strong>r<br />

Schule eine Lehre gemacht haben.<br />

Derzeit wer<strong>de</strong>n Bachelors<br />

in <strong>de</strong>n meisten Firmen <strong>de</strong>r Gruppe<br />

<strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>miker zugeordnet.<br />

Auf lange Sicht könnte es<br />

jedoch passieren, dass sie Positionen<br />

einnehmen, die bisher<br />

<strong>von</strong> Menschen mit Berufsausbildung<br />

ausgefüllt wer<strong>de</strong>n. Das<br />

ergab eine Studie <strong>de</strong>s Instituts<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft Köln.<br />

fassunggericht einst, in seinem berühmten<br />

Numerus-clausus-Urteil <strong>von</strong> 1972,<br />

abgeleitet, dass Zulassungsbeschränkungen<br />

nur zulässig sind, wenn die Hochschulen<br />

ihre Kapazitäten voll ausschöpfen.<br />

Eine Notengrenze, die allein dazu<br />

dient, schlechte Bewerber abzuwehren,<br />

sei <strong>de</strong>shalb unzulässig, argumentieren<br />

nun die Stu<strong>de</strong>ntenvertreter.<br />

Die Kultusminister und die Hochschulen<br />

stehen dagegen <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Standpunkt,<br />

dass ja bereits <strong>de</strong>r Bachelor ein berufsqualifizieren<strong>de</strong>r<br />

Abschluss sei. Sie nennen<br />

ihn einen „Regelabschluss“, was impliziert,<br />

dass <strong>de</strong>r Master nur als Zusatzangebot<br />

für bestimmte Absolventen zu<br />

Schließlich darf auch niemand<br />

mit Hauptschulabschluss<br />

an die Universität<br />

betrachten ist. So gesehen wären die Notenvorgaben<br />

beim Übergang in Master-<br />

Angebote nicht mit <strong>de</strong>m Numerus clausus<br />

für Studienanfänger zu vergleichen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>r Berufswahl folge<br />

schließlich auch nicht, dass je<strong>de</strong>r Bürger<br />

studieren dürfe; ein Hauptschulabsolvent<br />

wer<strong>de</strong> nicht zum Studium zugelassen,<br />

<strong>de</strong>nn es zählt das Abitur (o<strong>de</strong>r Vergleichbares<br />

wie ein Meisterbrief). Und<br />

bei <strong>de</strong>n neuen Studienabschlüssen gebe<br />

es eben neue Kriterien. Im Master-Versuchs<strong>auf</strong>bau<br />

reicht das Abitur dann nur<br />

noch bis zum Bachelor.<br />

Abgewechselt. Vor <strong>de</strong>m Master<br />

sammeln viele Bachelor-Absolventen<br />

erst mal Berufspraxis.<br />

Nach einer Umfrage <strong>de</strong>s Centrums<br />

für Hochschulentwicklung<br />

unter BWL-Stu<strong>de</strong>nten gehen<br />

Fachhochschul- und Uni-Bachelors<br />

unterschiedlich vor: Je<strong>de</strong>r<br />

vierte FH-Bachelor übte vor <strong>de</strong>m<br />

Master einen Beruf aus, 19 Prozent<br />

machten ein Praktikum. Bei<br />

Uni-Absolventen war es umgekehrt:<br />

Fast je<strong>de</strong>r Dritte entschied<br />

sich für ein Praktikum, nur 14<br />

Prozent nahmen einen Job an.


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16 studieren Uni&Job<br />

Ja, ich will<br />

Der innere Schweinehund bringt einen dazu, alles mögliche zu tun – außer an <strong>de</strong>r Seminararbeit weiterzuschreiben. Das ist<br />

gut gegen Spülberge, aber schlecht fürs Studium. Ein Online-Test soll dabei helfen, innere Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu überwin<strong>de</strong>n<br />

Von Max Scharnigg<br />

Der Reiz einer Fernuniversität besteht<br />

seit jeher darin, dass sie fern ist. Im<br />

Gegensatz zu einem Fernseher sogar so<br />

fern, dass man sie gar nicht sieht, son<strong>de</strong>rn<br />

fast immer nur Post <strong>von</strong> ihr bekommt.<br />

Was die soziale Wärme angeht,<br />

ist so ein Studium kein Gewinn. Aber<br />

was das blanke Lernen betrifft: Müsste<br />

es nicht ohne all die stören<strong>de</strong>n Nebengeräusche<br />

gera<strong>de</strong>zu flutschen?<br />

Das müsste es – wenn da nur nicht die<br />

unselige Prokrastination wäre! Denn<br />

zum Aufschieben und Schweinehund<br />

Gassi führen neigt noch stärker, wer<br />

ganz alleine vor sich hinstudiert. Die<br />

Fernuniversität Hagen kennt diese Gefahr<br />

und stellt <strong>de</strong>swegen im Internet<br />

einen Willenstest zur Verfügung, in <strong>de</strong>m<br />

man seine Motivation abprüfen kann.<br />

Eine prima Einrichtung, auch für Stu<strong>de</strong>nten<br />

mit Campusanbindung.<br />

Der Test, für <strong>de</strong>ssen Bewältigung<br />

15 Minuten veranschlagt wer<strong>de</strong>n, geht<br />

in seinen Kapiteln immer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r gleichen<br />

<strong>de</strong>speraten Ausgangslage aus. Sie<br />

lautet: „Arbeite ich gera<strong>de</strong> nicht zielgerichtet<br />

o<strong>de</strong>r unkonzentriert, dann . . .“<br />

und dürfte somit einen häufigen Status<br />

Quo an vielen Schreibtischen zusammenfassen.<br />

Dar<strong>auf</strong> dann bietet <strong>de</strong>r Test in seinen<br />

Antwortbögen die vielverzweigten<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Motivierung und Ablenkung,<br />

<strong>auf</strong> die man so verfällt – und<br />

die man natürlich auch kennt, wenn<br />

man nicht an einer Fernuniversität ist.<br />

i<br />

Eigenwillig. Knapp<br />

20 Minuten dauert <strong>de</strong>r<br />

„Willenstest“, <strong>de</strong>n die<br />

Fernuniversität Hagen<br />

für Stu<strong>de</strong>nten mit Antriebsproblemen<br />

entwickelt hat. Wer <strong>de</strong>n<br />

Fragebogen ausfüllt, erhält kostenlos<br />

ein „<strong>de</strong>tailliertes Profil<br />

seines Studienverhaltens“. Falls<br />

er es nicht schon vorher wusste,<br />

erfährt er so beispielsweise, wie<br />

gut er sich zum Lernen motivieren<br />

kann und ob er seine Emotionen<br />

unter Kontrolle hat. http://<br />

willenstest.fernuni-hagen.<strong>de</strong><br />

Bei <strong>de</strong>n Durchhaltestrategien steht<br />

dabei das Prinzip <strong>de</strong>r Belohnung ganz<br />

oben, das ja schon seit <strong>de</strong>r Karotte und<br />

<strong>de</strong>m Esel bekannt ist. Belohne ich mich,<br />

wenn ich ein „Teilziel erreicht habe, z.B.<br />

mit spazieren gehen, Freun<strong>de</strong> einla<strong>de</strong>n,<br />

CD k<strong>auf</strong>en?“, wie <strong>de</strong>r Test anheimstellt?<br />

O<strong>de</strong>r vielleicht mit <strong>de</strong>m Gedanken an<br />

„Dinge, dir mir normalerweise Freu<strong>de</strong><br />

machen“?<br />

Wie auch immer man sich hier selber<br />

einordnet – das Problem am Selberbelohnen<br />

ist erfahrungsgemäß, dass mit<br />

fortschreiten<strong>de</strong>r Schwierigkeit <strong>de</strong>r<br />

Lohn und die dafür <strong>auf</strong>gebrachte Leistung<br />

in keinem Zusammenhang stehen<br />

und man sich irgendwann für nur einen<br />

geschriebenen Satz schon mit einem<br />

Stück Kuchen o<strong>de</strong>r einem Eink<strong>auf</strong>sbummel<br />

belohnt. Außer<strong>de</strong>m bietet das Beloh-<br />

Falsche Freun<strong>de</strong>: Wer sich<br />

notorisch Erfolgreiche vorhält,<br />

fühlt sich bald als Versager<br />

nungsprinzip schon vorher einen gravieren<strong>de</strong>n<br />

Nachteil – das Aus<strong>de</strong>nken einer<br />

schönen Belohnung lenkt massiv ab.<br />

Man könnte ja schließlich schnell mal im<br />

Online-Reiseportal nachschauen, wo<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Belohnungstrip für die Diplomarbeit<br />

hingehen soll – und schon ist wie<strong>de</strong>r<br />

eine Nachmittag perdu.<br />

Das Gegenteil <strong>de</strong>s Selbstbelohnungsprinzips<br />

ist die Selbsteinschüchterung.<br />

Eine Taktik, <strong>de</strong>r ziemlich viele Antwor-<br />

Eigenbrötlerisch. Es hilft alles<br />

nichts, kurz vor <strong>de</strong>r Prüfung<br />

sollte man besser alleine pauken.<br />

„Lernen in <strong>de</strong>r Gruppe kostet<br />

zu viel Zeit“, erklärt <strong>de</strong>r Hagener<br />

Didaktikprofessor Theo Bastiaens.<br />

Beson<strong>de</strong>rs schwierig sei<br />

es bei Gruppen, die vom Dozenten<br />

zusammengestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Da seien die Teilnehmer oft nicht<br />

kooperativ genug. Ebenfalls<br />

nicht zu empfehlen: Gruppen mit<br />

mehr als sieben Personen. „Da<br />

ist eine Koordination fast nicht<br />

mehr möglich“, so Bastiaens.<br />

Eigenständig. Web-Vorlesungen<br />

können zu mehr eigenständigem<br />

Lernen anregen. „Viele<br />

Stu<strong>de</strong>nten kommen in die Vorlesung,<br />

malen Folien ab und <strong>de</strong>nken,<br />

sie hätten viel für ihr Studium<br />

getan – das ist aber eine<br />

Illusion“, fin<strong>de</strong>t Professor Rolf<br />

Arnold <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Technischen<br />

Universität Kaiserslautern. Web-<br />

Lernen basiere häufig <strong>auf</strong> mehr<br />

Eigeninitiative und leite zum<br />

selbständigen Arbeiten an. Doch<br />

auch hier gelte: „Learning per<br />

Downloading funktioniert nicht.“<br />

ten im Hagener Willenstest zuzuordnen<br />

sind. Da kann man sich zum Beispiel vor<br />

Augen führen, „wie konsequent die Kommilitonen<br />

ihre Aufgaben verfolgen“.<br />

Nun, das ist zwar nicht schön, aber sicherlich<br />

stimulieren<strong>de</strong>r als das ewige<br />

Belohnen. Gerne hält man sich zum Beispiel<br />

Thomas Mann vor, <strong>de</strong>r ja bekanntermaßen<br />

schon im Alter <strong>von</strong> 25 Jahren<br />

seine „Bud<strong>de</strong>nbrooks“ abgegeben hatte.<br />

In <strong>de</strong>rlei Schockerkenntnis liegt auch<br />

die Gefahr <strong>de</strong>r Einschüchterung – total<br />

nie<strong>de</strong>rschmettern<strong>de</strong> Lethargie ist da<br />

nämlich nicht ganz ausgeschlossen.<br />

O<strong>de</strong>r, um mit <strong>de</strong>m Willenstest zu sprechen,<br />

„Das schaffe ich nie!“.<br />

Bevor es so weit ist, sollte man lieber<br />

<strong>auf</strong> alternative Wege <strong>de</strong>r Effizienzoptimierung<br />

ausweichen, <strong>de</strong>r Testbogen bietet<br />

dazu noch etliche Vorschläge, auch<br />

solche, <strong>auf</strong> die man nicht gekommen wäre.<br />

Schwierig aber erscheint es, sich bei<br />

akuter Unlust zum Beispiel vorzustellen,<br />

„wie schön es sein könnte, Aufgaben<br />

mühelos zu bewältigen“. Und läuft man<br />

bei Antwort 19 nicht Gefahr, leicht verschroben<br />

zu wer<strong>de</strong>n? Denn da „re<strong>de</strong> ich<br />

laut mit mir über die aktuelle Aufgabe“.<br />

Sinnvoller und praxisnäher sind Kompromisse<br />

wie die „Überarbeitung <strong>de</strong>r<br />

Prioritäten“ o<strong>de</strong>r dass man sich „möglichst<br />

vielfältige Verwertungsmöglichkeiten<br />

meines Arbeitsergebnisses“ vorstellt.<br />

Wer kennt ihn schließlich nicht,<br />

<strong>de</strong>n wohltuen<strong>de</strong>n Schub, <strong>de</strong>n eine gleichzeitige<br />

Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Anspruchs erzeugt,<br />

gepaart mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, dass man Teile<br />

<strong>de</strong>s Vorwortes doch auch als Fazit <strong>de</strong>r<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r verlorenen Motivation. Foto: AP<br />

Was bedrückt Stu<strong>de</strong>nten?<br />

Mit welchen leistungsbezogenen<br />

Problemen Stu<strong>de</strong>nten Beratungsstellen<br />

<strong>auf</strong>suchen, Angaben in Prozent<br />

Zweifel, das Studium fortzuführen<br />

16<br />

Arbeitsorganisation, Zeitmanagement<br />

15<br />

Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten<br />

14<br />

Prüfungsangst<br />

13<br />

Lern-/Leistungsprobleme<br />

11<br />

Studienabschlussprobleme<br />

8<br />

SZ-Graphik: Ei<strong>de</strong>n; Quelle: DSW/HIS<br />

Arbeit übernehmen könnte? Eine in diesem<br />

Zusammenhang wichtige Antwort<br />

<strong>auf</strong> akute Arbeitskrisen fehlt übrigens<br />

in <strong>de</strong>m Test: das Vorwärtskommen<br />

durch Verän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r technischen Parameter.<br />

Also das geschickte Vergrößern<br />

<strong>von</strong> Schriftabstän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r großzügige<br />

Umgang mit Absätzen, wenn es darum<br />

geht, dringend erfor<strong>de</strong>rliche Umfänge<br />

für Semesterarbeiten zu erreichen.<br />

Ein Waldspaziergang zum<br />

Auffrischen: Dar<strong>auf</strong> wäre<br />

ich selber nie gekommen<br />

Nicht zuletzt aber ist dieser online abrufbare<br />

Test eine sich selbst erfüllen<strong>de</strong><br />

Prophezeiung, <strong>de</strong>nn er hält seine Proban<strong>de</strong>n<br />

min<strong>de</strong>stens eine halbe Stun<strong>de</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Arbeit ab. Solange braucht man min<strong>de</strong>stens,<br />

um das <strong>de</strong>tailliert berechnete,<br />

persönliche Testergebnis zu studieren,<br />

das einen fortan beschwingt und rationell<br />

durch <strong>de</strong>n Lerntag bringen soll. Die<br />

dabei vorgestellten Optimierungsvorschläge<br />

reichen <strong>von</strong> abstrakter Kost, bestehend<br />

aus Begriffen wie „Lernzeiträumen“,<br />

die man sich schaffen muss, und<br />

„Volitionsakkus“, die immer wie<strong>de</strong>r <strong>auf</strong>gela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n müssen, bis hin zu erstaunlich<br />

praxisnahen Vorschlägen.<br />

Man sollte, so steht es in einer Auflösung,<br />

wenn man nicht weiterkommt, mit<br />

<strong>de</strong>r Straßenbahn in <strong>de</strong>n Wald fahren.<br />

Klingt phantastisch. Und alleine wäre<br />

man einfach nie dr<strong>auf</strong> gekommen.<br />

Eigennützig. Probleme mit<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsorganisation, mit <strong>de</strong>m<br />

Zeitmanagement und Konzentrationsschwierigkeiten<br />

stehen<br />

ganz oben <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r Anliegen,<br />

mit <strong>de</strong>nen Stu<strong>de</strong>nten<br />

eine Beratungsstelle <strong>auf</strong>suchen<br />

– gleich hinter grundsätzlichen<br />

Zweifeln, ob sie das Studium<br />

überhaupt fortsetzen sollen. Das<br />

ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r letzten Sozialerhebung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerks.<br />

Insgesamt gaben<br />

66 Prozent aller Studieren<strong>de</strong>n<br />

an, Beratungsbedarf zu haben.


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Antworten.


18 studieren Uni&Job<br />

Makabres Erbe<br />

In <strong>de</strong>n Archiven <strong>de</strong>utscher Universitäten lagern grausige Überbleibsel aus <strong>de</strong>r Kolonialzeit: Schä<strong>de</strong>l <strong>von</strong> Herero-Kriegern und<br />

australischen Ureinwohnern, mit <strong>de</strong>nen einst Rassenkundler ihre hanebüchenen Thesen „wissenschaftlich“ untermauern wollten<br />

Von Georg Etscheit<br />

Beobachtet <strong>von</strong> zwei Kamera<strong>de</strong>n, legt<br />

ein <strong>de</strong>utscher Soldat einen menschlichen<br />

Schä<strong>de</strong>l vorsichtig in eine längliche<br />

Kiste. Im Hintergrund liegen weitere<br />

Schä<strong>de</strong>l <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n. Sie sollen,<br />

wie es in <strong>de</strong>r Bildunterschrift heißt, nach<br />

Berlin gesandt wer<strong>de</strong>n, wo sie „zu wissenschaftlichen<br />

Messungen“ verwen<strong>de</strong>t<br />

wür<strong>de</strong>n. Die Schä<strong>de</strong>l stammen <strong>von</strong> „gehängten<br />

o<strong>de</strong>r gefallenen Hereros“ und<br />

seien <strong>von</strong> „Hererofrauen mittels Glasscherben<br />

vom Fleisch befreit und versandfähig<br />

gemacht“ wor<strong>de</strong>n.<br />

Makabres Zeugnis eines Völkermor<strong>de</strong>s.<br />

Solcherlei Motive wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Sol-<br />

daten in Deutsch-Südwestafrika, <strong>de</strong>m<br />

heutigen Namibia, als Feldpostkarten in<br />

die ferne Heimat gesandt. 1904 hatte<br />

sich in <strong>de</strong>r Kolonie eines <strong>de</strong>r schwärzesten<br />

Kapitel <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kolonialgeschichte<br />

ereignet. Der zunächst erfolgreiche<br />

Aufstand <strong>de</strong>s Herero- und Nama-<br />

Volkes gegen die weißen Eindringlinge<br />

wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen „Schutztruppen“<br />

erbarmungslos nie<strong>de</strong>rgeschlagen.<br />

Bis zu 80 Prozent <strong>de</strong>r 40 000 bis 100 000<br />

Herero und bis zu 50 Prozent <strong>de</strong>r etwa<br />

22 000 Nama sollen dabei ums Leben<br />

gekommen sein.<br />

Die Schä<strong>de</strong>l lan<strong>de</strong>ten in <strong>de</strong>n anthropologischen<br />

Sammlungen <strong>de</strong>utscher Universitäten<br />

und Forschungsinstitute, zuweilen<br />

auch in Privatarchiven. Bis vor<br />

wenigen Jahren interessierte sich kaum<br />

jemand für das menschenverachten<strong>de</strong><br />

Erbe. Erst jetzt, hun<strong>de</strong>rt Jahre nach <strong>de</strong>m<br />

Massenmord, <strong>de</strong>r so etwas war wie <strong>de</strong>r<br />

Vorbote zu noch schrecklicheren Ereignissen<br />

in <strong>de</strong>r Nazizeit, hat an <strong>de</strong>r Univer-<br />

Anthropologen or<strong>de</strong>rten<br />

menschliche Präparate beim<br />

Hamburger Übersee-Versand<br />

sität Freiburg und <strong>de</strong>r Berliner Charité<br />

die Aufarbeitung dieses wenig beachteten<br />

Kapitels <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Vergangenheit<br />

begonnen. Ziel ist es, jene Schä<strong>de</strong>l,<br />

die noch mehr o<strong>de</strong>r weniger einwandfrei<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n können, an die namibische<br />

Regierung zur „wür<strong>de</strong>vollen“<br />

Bestattung zurückzugeben. Auch Schä<strong>de</strong>l<br />

australischer Ureinwohner, die En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 19. und <strong>Anfang</strong> <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

unter ethisch fragwürdigen Bedingungen<br />

nach Deutschland kamen, sollen in<br />

absehbarer Zeit retourniert wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Archiv <strong>de</strong>r Freiburger Albert-Ludwigs-Universität<br />

lagern etwa 1600 Menschenschä<strong>de</strong>l<br />

in grauen Archivkartons.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um die Sammlung <strong>de</strong>s<br />

Anatomen und Anthropologen Alexan<strong>de</strong>r<br />

Ecker (1816-1887).<br />

„Solche Schä<strong>de</strong>lsammlungen gehörten<br />

an <strong>de</strong>n Universitäten zum Standard.<br />

Das war nichts Ungewöhnliches“, sagt<br />

Dieter Speck, Leiter <strong>de</strong>s Freiburger


Uni&Job studieren19<br />

Uni-Archivs. Beson<strong>de</strong>rs große Kollektionen<br />

befan<strong>de</strong>n sich unter an<strong>de</strong>rem in Freiburg,<br />

Göttingen und in Berlin. Und auch<br />

Anthropologe Ecker sammelte „alles,<br />

was ihm unter die Finger kam“, sagt<br />

Speck. Er grub mittelalterliche Reihengräber<br />

am Oberrhein aus, ließ sich<br />

menschliche Präparate als Reisesouvenirs<br />

mitbringen o<strong>de</strong>r or<strong>de</strong>rte Schä<strong>de</strong>l bei<br />

einem Versandhaus in Hamburg, das<br />

einen schwungvollen Han<strong>de</strong>l mit ethnografischen<br />

Artikeln trieb.<br />

Freiburger Stu<strong>de</strong>nten haben<br />

es geschafft, Schä<strong>de</strong>l <strong>von</strong><br />

Aborigines zuzuordnen<br />

Nach Eckers Tod führte Eugen Fischer<br />

die Sammlung weiter, <strong>de</strong>r unter<br />

<strong>de</strong>n Nazis zu einem <strong>de</strong>r berüchtigsten<br />

<strong>de</strong>utschen „Rassehygieniker“ <strong>auf</strong>steigen<br />

sollte. Fischers Forschungsthema<br />

waren „Mischlinge“ <strong>von</strong> Buren und Einheimischen.<br />

Er unternahm 1908 sogar<br />

eine Expedition ins Herero-Gebiet, um<br />

<strong>de</strong>n sogenannten „Rehobother Bastar<strong>de</strong>n“<br />

<strong>auf</strong> die Spur zu kommen, <strong>de</strong>nen er,<br />

wenig verwun<strong>de</strong>rlich, eine höhere Begabung<br />

zusprach als <strong>de</strong>r „reinrassigen“ indigenen<br />

Bevölkerung. Sie hatten <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Truppen bei <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlagung<br />

<strong>de</strong>s Herero- und Nama-Aufstan<strong>de</strong>s<br />

ein Jahr zuvor geholfen.<br />

Die Sammlung Ecker hatte ein wechselvolles<br />

Schicksal, wur<strong>de</strong> in bei<strong>de</strong>n<br />

Weltkriegen stark in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen.<br />

Die alten Inventarlisten gingen<br />

verloren. Die erhaltenen Informationen<br />

zu <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>ln, <strong>auf</strong> angehängten Zetteln<br />

o<strong>de</strong>r beiliegen<strong>de</strong>n Karteikarten,<br />

sind wi<strong>de</strong>rsprüchlich o<strong>de</strong>r falsch zugeordnet.<br />

„Das ist heute ein heilloses<br />

Durcheinan<strong>de</strong>r“, sagt Speck.<br />

Durch akribische Nachforschungen<br />

schafften es die Studieren<strong>de</strong>n Daniel<br />

Möller und Alexandra Rü<strong>de</strong>ll, 19 Schä<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>m Herkunftsland Australien zuzuordnen.<br />

Dabei gelang es unter an<strong>de</strong>rem,<br />

Bestellnummern <strong>de</strong>s Hamburger Ethno-<br />

Versandhauses <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>ln mit<br />

Schwarzlicht sichtbar zu machen und<br />

mit alten Dokumenten abzugleichen.<br />

Letzte Sicherheit gibt es aber noch<br />

nicht. Ob es sich wirklich um die sterblichen<br />

Überreste australischer Aborigines<br />

han<strong>de</strong>lt, könnte wohl mit einer Genanalyse<br />

und an<strong>de</strong>ren chemisch-physikalischen<br />

Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Für die fehlt aber bislang<br />

noch das Geld.<br />

„Wenn das klappt, wer<strong>de</strong>n wir uns<br />

Schä<strong>de</strong>ln widmen, die vermutlich aus<br />

Namibia kommen“, sagt die Freiburger<br />

Anthropologin Ursula Wittwer-Back-<br />

ofen. „Wir wollen <strong>auf</strong> je<strong>de</strong>n Fall gewappnet<br />

sein, falls offizielle Anfragen <strong>de</strong>r namibischen<br />

o<strong>de</strong>r australischen Regierung<br />

an uns herangetragen wer<strong>de</strong>n.“ An <strong>de</strong>r<br />

Berliner Charité gibt es bereits Anfragen<br />

bei<strong>de</strong>r Regierungen, die um eine Rückführung<br />

<strong>von</strong> Gebeinen und Schä<strong>de</strong>ln ersuchen.<br />

Nach einem kritischen Fernsehbericht<br />

über das heikle Erbe <strong>de</strong>r Kolonialzeit<br />

im vergangenen Sommer för<strong>de</strong>rten<br />

Recherchen in <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Anatomie<br />

und <strong>de</strong>s Medizinhistorischen Museums<br />

<strong>de</strong>r Charité zutage, dass zehn <strong>de</strong>r<br />

etwa 10 000 ethnografischen Objekte,<br />

die an <strong>de</strong>r Charité verwaltet wer<strong>de</strong>n, die<br />

Bezeichnung „Herero“ tragen. „Zumin<strong>de</strong>st<br />

bei neun Schä<strong>de</strong>ln halten wir einen<br />

wür<strong>de</strong>vollen Transfer nach Namibia für<br />

sinnvoll“, sagt Claudia Peter, Sprecherin<br />

<strong>de</strong>r Berliner Universitätsmedizin. Allerdings<br />

könne eine vollständige Sicherheit<br />

über die Herkunft <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>l aus<br />

<strong>de</strong>m Kontext <strong>de</strong>s Völkermor<strong>de</strong>s „wohl<br />

nicht mehr erreicht wer<strong>de</strong>n“.<br />

I<strong>de</strong>ntifiziert wur<strong>de</strong>n auch 18 Schä<strong>de</strong>l,<br />

die vermutlich <strong>von</strong> australischen Aborigines<br />

stammen. Erst im November hatte<br />

die Charité als erste wissenschaftliche<br />

Einrichtung in Deutschland einen „letter<br />

of intent“ mit Australien unterzeichnet,<br />

wonach die Schä<strong>de</strong>l australischer<br />

Ureinwohner, die En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

<strong>de</strong>n Weg nach Berlin fan<strong>de</strong>n, „für<br />

eine wür<strong>de</strong>volle Bestattung“ zurückgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

„Zu spät und nicht konsequent genug“,<br />

so wertet <strong>de</strong>r Berliner Kolonialismusforscher<br />

Joachim Zeller das Aufklärungsbemühen<br />

<strong>de</strong>r Universitäten. „Die<br />

Schä<strong>de</strong>lfrage ist noch lange nicht geklärt“,<br />

sagt Zeller, <strong>de</strong>r ein Buch über <strong>de</strong>n<br />

Posieren für <strong>de</strong>n Feind: Kriegsgefangene Herero in Ketten, um<br />

1907/08. Foto: National Archives of Namibia, Windhoek<br />

Völkermord an <strong>de</strong>n Herero und Nama<br />

geschrieben hat. Um endgültig Klarheit<br />

über die Bestän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>utschen anatomischen<br />

Sammlungen zu bekommen, for<strong>de</strong>rt<br />

Zeller eine Untersuchung durch ein<br />

unabhängiges Expertengremium. „Wer<br />

weiß, welche Überraschungen wir noch<br />

Auch unangenehme<br />

Wissenschaftsgeschichte<br />

muss erforscht wer<strong>de</strong>n<br />

erleben.“ Auch <strong>de</strong>r Freiburger Journalist<br />

Heiko Wegmann, <strong>de</strong>r die Internetseite<br />

freiburg-postkolonial.<strong>de</strong> betreibt,<br />

sieht in <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lfrage weiter eine<br />

Bringschuld <strong>de</strong>r betroffenen Hochschulen.<br />

Die Unis müssten die Aufklärung aktiver<br />

vorantreiben und dafür die nötigen<br />

Mittel bereitstellen. Schließlich gehe es<br />

hier ja auch um ein wichtiges Stück <strong>de</strong>r<br />

eigenen Wissenschaftsgeschichte.<br />

6:1*<br />

* Einzigartiges Verhältnis: An <strong>de</strong>r Uni Bozen<br />

kommen 6 Studieren<strong>de</strong> <strong>auf</strong> 1 Lehren<strong>de</strong>n.<br />

Das bringt dich ebenso schnell voran wie ein<br />

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20 reisen Uni&Job<br />

Kunming wächst weiter: Die Provinzhauptstadt im Südwesten Chinas hat schon jetzt mehr als fünf Millionen Einwohner. Für die vielen Zuwan<strong>de</strong>rer wer<strong>de</strong>n l<strong>auf</strong>end<br />

neue Stadtteile aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n gestampft. Aachener Stu<strong>de</strong>nten haben die Planungen unter die Lupe genommen. Foto: laif<br />

Trip in die Trabantenstadt<br />

Vom Slum zur Megacity: Chinesische Stadtplanung ist rigoros, brachial und monumental. Das hat eine Gruppe <strong>von</strong> Aachener<br />

Architektur-Stu<strong>de</strong>nten festgestellt, die in einem Workshop an <strong>de</strong>r Universität <strong>von</strong> Kunming ein Bauprojekt begleitet haben<br />

Von Sarah-Kristin Merz<br />

und Sylvia Carola Schuster<br />

5. September. Vor drei Jahren hat Lian<br />

Wang sein Architekturstudium bei uns<br />

an <strong>de</strong>r Fachhochschule Aachen been<strong>de</strong>t.<br />

Jetzt ist er Assistent an <strong>de</strong>r Uni im südchinesischen<br />

Kunming und hat uns eingela<strong>de</strong>n,<br />

in einem Workshop gemeinsam<br />

mit seinen Stu<strong>de</strong>nten einen Masterplan<br />

zur Neubebauung eines Stadtteils für<br />

100 000 Menschen zu erarbeiten – Kunming<br />

hat viele Zuwan<strong>de</strong>rer und muss<br />

ständig Platz für neue Bewohner schaffen.<br />

Das Projekt gibt es wirklich, aber<br />

unsere Arbeit ist natürlich ein Planspiel.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r, die hier im<br />

Dreck spielen, wer<strong>de</strong>n<br />

bald umziehen müssen<br />

6. September. Zwei Stu<strong>de</strong>ntinnen <strong>de</strong>r<br />

Kunming University of Science and<br />

Technology holen uns vom Flughafen ab<br />

und bringen uns zum Gästehaus. Der<br />

Verkehr ist hektisch. Menschen transportieren<br />

große Lasten <strong>auf</strong> Fahrrä<strong>de</strong>rn.<br />

Überall sieht man kleine Verk<strong>auf</strong>sstän<strong>de</strong>.<br />

Im überfüllten öffentlichen Bus erreichen<br />

wir – neun Kommilitonen und unser<br />

Professor Dietmar Castro – die Uni,<br />

<strong>auf</strong> einem <strong>de</strong>r drei Campusgelän<strong>de</strong> Kunmings<br />

gelegen. Ein bewachtes Eingangstor<br />

und ein menschenleerer, weitläufiger<br />

Vorplatz unterschei<strong>de</strong>n die Hochschule<br />

<strong>von</strong> unserer in Aachen. Von außen<br />

wirkt <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>komplex verhältnismäßig<br />

mo<strong>de</strong>rn und gepflegt, die Hörsäle<br />

und Gänge sind jedoch verschmutzt<br />

mit Zigarettenstummeln und an<strong>de</strong>ren<br />

Abfällen. Der größte Teil <strong>de</strong>r 27 000 Stu<strong>de</strong>nten<br />

lebt in <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Wohnheimen.<br />

Nach Geschlechtern getrennte<br />

Gebäu<strong>de</strong> bieten in kleinen Vierbettzimmern<br />

kaum Platz zum Wohnen, Lernen<br />

und Leben. Zum Einstieg besuchen wir<br />

eine ökologische Siedlung am Rand <strong>de</strong>r<br />

Stadt. Kunming ist die Hauptstadt <strong>de</strong>r<br />

Provinz Yunnan. Sie liegt knapp 1900<br />

Meter über <strong>de</strong>m Meeresspiegel, und das<br />

macht sich bemerkbar. Bei angenehmen<br />

25 Grad Wärme – Kunming heißt wegen<br />

<strong>de</strong>s ganzjährig mil<strong>de</strong>n Klimas „Stadt<br />

<strong>de</strong>s ewigen Frühlings“ – sind wir schon<br />

nach kleinen Fußmärschen erschöpft –<br />

die dünne Luft ist ungewohnt.<br />

Ein Führer erklärt uns, dass man beim<br />

Bau <strong>de</strong>r einzelnen Wohnhäuser dar<strong>auf</strong><br />

geachtet hat, möglichst wenig in die Natur<br />

einzugreifen. Natürlich aussehen<strong>de</strong><br />

Wasserläufe und ein See prägen das Bild<br />

<strong>de</strong>r Siedlung, das Ableiten und die Reinigung<br />

<strong>de</strong>s Abwassers spielen eine wichtige<br />

Rolle. Nur: Was bringt die Reinigung<br />

<strong>von</strong> Abwasser, das später wie<strong>de</strong>r mit<br />

ungereinigten Abwässern zusammengeführt<br />

wird? Und was hilft Mülltrennung<br />

in <strong>de</strong>r vorbildlichen Siedlung, wenn die<br />

Müllabfuhr nicht dar<strong>auf</strong> eingestellt ist?<br />

7. September. Bevor unser eigentlicher<br />

Workshop beginnt, haben wir heute die<br />

Gelegenheit, unsere Zeichenkünste zu<br />

verbessern. Wir besuchen dazu Longmen,<br />

das Drachentor in <strong>de</strong>n Westbergen<br />

<strong>von</strong> Kunming. Hier haben wir die schöne<br />

Möglichkeit, traditionelle chinesische<br />

Gebäu<strong>de</strong> zu zeichnen.<br />

8. September. In <strong>de</strong>r Universität lernen<br />

wir die Stu<strong>de</strong>nten kennen, mit <strong>de</strong>nen wir<br />

zusammenarbeiten wer<strong>de</strong>n. Schnell sind<br />

drei Gruppen gefun<strong>de</strong>n, jeweils bestehend<br />

aus drei <strong>de</strong>utschen und etwa doppelt<br />

so vielen chinesischen Stu<strong>de</strong>nten.<br />

Gemeinsam machen wir uns per Bus <strong>auf</strong><br />

<strong>de</strong>n Weg, um das Gebiet zu besichtigen,<br />

um das sich unsere städtebaulichen<br />

Überlegungen drehen sollen. „Unser“<br />

Planungsgebiet grenzt zur einen Seite<br />

an <strong>de</strong>n Flughafen, zur an<strong>de</strong>ren an die<br />

„Century Town“, das größte Bauprojekt<br />

in ganz China im Jahr 2007. Als wir inmitten<br />

<strong>von</strong> Century Town anhalten, erscheint<br />

uns die Umgebung irreal. Wo<br />

man auch hinschaut, überall gleichartige<br />

Gebäu<strong>de</strong>. Wohnhäuser, sechzehn<br />

Stockwerke hoch, mit grau gekachelten<br />

Fassa<strong>de</strong>n, grünen Fensterrahmen und<br />

kleinen „barocken“ Balkonen samt Box<br />

für die Klimaanlage. Für <strong>de</strong>n Bewohner<br />

äußert sich die „I<strong>de</strong>ntität“ seiner Wohnung<br />

ausschließlich in einer Straßen-<br />

Deutsch-chinesische Gruppenarbeit an<br />

<strong>de</strong>r Uni <strong>von</strong> Kunming. Foto: Schuster<br />

und einer Hausnummer. Wer sein Wohnsilo<br />

betreten will, muss einen Ziffernco<strong>de</strong><br />

eingeben, damit ihn <strong>de</strong>r Wachmann<br />

passieren lässt. Alle Straßen <strong>de</strong>r Century<br />

Town haben eines gemeinsam: Sie sind<br />

menschenleer.<br />

Das benachbarte Gebiet, unser eigentliches<br />

Planungsterrain, ist <strong>de</strong>r totale<br />

Gegensatz – noch. Einige mehrstöckige<br />

Häuser sind in einem äußerlich guten Zustand,<br />

an<strong>de</strong>re niedrige Lehmhäuser erwecken<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, als wür<strong>de</strong>n sie<br />

je<strong>de</strong>n Moment in sich zusammenfallen.<br />

Familien hocken vor ihren Häusern neben<br />

einer kleinen Feuerstelle und essen<br />

o<strong>de</strong>r unterhalten sich. Vor einem Haus-<br />

eingang liegen Früchte zum Trocknen in<br />

<strong>de</strong>r Sonne. Wir folgen <strong>de</strong>m unbefestigten<br />

Pfad in die Siedlung hinein. Aus <strong>de</strong>n<br />

heruntergekommenen Häusern führen<br />

Rohre, die Fäkalien in einen Bach ableiten.<br />

Der Gestank ist ekelerregend,<br />

und allein <strong>de</strong>r Gedanke daran, dass das<br />

am Ufer angepflanzte Gemüse gegessen<br />

wird, verursacht Übelkeit. Die im Dreck<br />

spielen<strong>de</strong>n, halbnackten Kin<strong>de</strong>r besuchen<br />

keine Schule. Sie wissen noch<br />

nicht, dass ihnen ein Umzug bevorsteht.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Neustrukturierung <strong>de</strong>s<br />

Stadtteils wer<strong>de</strong>n die alten Häuser und<br />

Geschäfte abgerissen. Entschädigungen<br />

gibt es nicht.<br />

Unsere chinesische Kommilitonen raten<br />

uns, nicht weiter darüber nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Als wir trotz<strong>de</strong>m unsere Bestürzung<br />

äußern, reagiert eine <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntinnen<br />

mit einem Vortrag über ihre Ziele:<br />

Sie wer<strong>de</strong> künftig Menschen helfen, ihre<br />

verwahrlosten Häuser durch mo<strong>de</strong>rne<br />

Wohnungen mit besserer Hygiene zu ersetzen.<br />

Wir fragen uns, ob sie weiß, dass<br />

die Menschen, die jetzt hier leben, die<br />

Mieten in <strong>de</strong>m geplanten Großprojekt<br />

nicht wer<strong>de</strong>n zahlen können.<br />

9. September. Unser Seminarraum erinnert<br />

ein bisschen an ein Klassenzimmer<br />

einer <strong>de</strong>utschen Grundschule. Wir schieben<br />

die kleinen Pulte zurecht, um Gruppentische<br />

zu schaffen und sind sehr<br />

motiviert, an die Arbeit zu gehen. Es gibt<br />

bereits einen Masterplan, <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m zum<br />

Beispiel Straßenzüge sowie Geschäftsund<br />

Wohnflächen eingetragen sind. Unsere<br />

Aufgabe ist es nun, diesen Plan zu<br />

analysieren und kritisch zu hinterfragen.<br />

Umgangssprache ist Englisch, was<br />

sich schnell als Problem herausstellt.<br />

Einige <strong>de</strong>r chinesischen Kommilitonen<br />

sprechen wenig Englisch, an<strong>de</strong>re gar<br />

nicht. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass es schnell zu<br />

Missverständnissen kommt.


Uni&Job reisen 21<br />

Nach einer Weile schaffen wir es, unsere<br />

Meinungen auszutauschen, stoßen<br />

aber bald schon <strong>auf</strong> Gegensätze. Es wird<br />

zum Beispiel kontrovers darüber diskutiert,<br />

ob <strong>de</strong>r Anteil an Bürogebäu<strong>de</strong>n im<br />

Verhältnis zu <strong>de</strong>n Wohngebäu<strong>de</strong>n nicht<br />

zu groß ist, ob ein Krankenhaus im Zentrum<br />

<strong>de</strong>s Gebietes stehen muss, welcher<br />

Hierarchisierung die Straßen unterworfen<br />

sind und wie sinnvoll es ist, dass die<br />

Hauptverkehrsstraße so oft <strong>de</strong>n Bach<br />

kreuzt. Es fällt uns schwer, die Argumente<br />

<strong>de</strong>r chinesischen Stu<strong>de</strong>nten nachzuvollziehen.<br />

Umgekehrt entsprechen<br />

auch unsere Vorstellungen nicht <strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>süblichen<br />

Ansätzen. Die Diskussionen<br />

führen oft zu keiner Einigung, nicht<br />

mal zu einem Kompromiss.<br />

10. September. Die ersten Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Analyse wer<strong>de</strong>n festgehalten. Wir<br />

können uns einige Verbesserungen vorstellen:<br />

Durch eine Verlegung mehrerer<br />

Straßen, die im ursprünglichen Plan<br />

parallel zum Bach verl<strong>auf</strong>en, schaffen<br />

wir die Möglichkeit für Passanten, sich<br />

am Bach <strong>auf</strong>zuhalten. Wir kritisieren –<br />

sehr zum Unmut unserer chinesischen<br />

Kommilitonen – die Dimensionen <strong>de</strong>r geplanten<br />

Regierungsbauten und sind teilweise<br />

etwas verunsichert: Sind unsere<br />

Vorstellungen <strong>von</strong> einer funktionieren<strong>de</strong>n<br />

Stadt so verkehrt?<br />

11. September. Wir können uns vorstellen,<br />

entlang <strong>de</strong>r wichtigen Verkehrsa<strong>de</strong>rn<br />

relativ hohe Bürogebäu<strong>de</strong> als<br />

Schallschutz für dahinterliegen<strong>de</strong> niedrigere<br />

Wohnhäuser einzuplanen. Die<br />

www.pwc.<strong>de</strong><br />

Straßen könnten in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Bachl<strong>auf</strong>s<br />

reduziert o<strong>de</strong>r in größerer Entfernung<br />

vorbeigeführt wer<strong>de</strong>n. Wie in<br />

Deutschland sehen wir ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Abstand zwischen <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n vor<br />

und machen uns Gedanken über die Belichtung<br />

<strong>de</strong>r Wohnungen und Büros.<br />

Lei<strong>de</strong>r gehen die Vorstellungen <strong>von</strong><br />

einem i<strong>de</strong>alen Wohn- und Bürogebiet irgendwann<br />

so weit auseinan<strong>de</strong>r, dass wir<br />

in nach Nationalitäten getrennten Gruppen<br />

arbeiten und uns nur gelegentlich zu<br />

Diskussionen treffen.<br />

Wir haben es uns einfacher vorgestellt,<br />

mit <strong>de</strong>n chinesischen Stu<strong>de</strong>nten<br />

zusammenzuarbeiten, weil wir Teamwork<br />

gewöhnt sind und mit <strong>de</strong>n dabei<br />

Fast wie daheim: Fünf DJs<br />

beschallen die Räume mit<br />

Electro und Black Music<br />

<strong>auf</strong>treten<strong>de</strong>n Problemen meist gut umgehen<br />

können. Doch eine Woche gemeinsamer<br />

Planung lässt die Unterschie<strong>de</strong> in<br />

unseren Denkweisen und Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>utlich zu Tage treten.<br />

12. September. Zwei weitere Tage verbringen<br />

wir in <strong>de</strong>r Uni, setzen uns mit<br />

<strong>de</strong>r Bebauung, <strong>de</strong>n Freiflächen und <strong>de</strong>r<br />

Infrastruktur <strong>de</strong>s Planungsgebietes auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Wir zeichnen Pläne, sammeln<br />

Fotos, erstellen Skizzen. Die Aben<strong>de</strong> nutzen<br />

wir, um die Stadt kennenzulernen.<br />

Die Türsteher <strong>de</strong>s besten Clubs <strong>de</strong>r<br />

Stadt zeigen sich erfreut über unsere An-<br />

wesenheit. Die Ausstattung ist sehr mo<strong>de</strong>rn<br />

und kostspielig: Plasmabildschirme,<br />

<strong>auf</strong>wendige Lichtanlagen und luxuriöse<br />

Sanitärräume. Fünf DJs beschallen<br />

die Räumlichkeiten mit House, Electro<br />

und Black Music. Man behan<strong>de</strong>lt uns<br />

wie VIPs und stellt uns zwei allgegenwärtige<br />

Kellner zur Verfügung, die uns mit<br />

immer neuen Obstschalen als Geschenke<br />

<strong>de</strong>s Hauses verwöhnen.<br />

Die Preise kommen uns normal vor,<br />

sie entsprechen <strong>de</strong>nen in Deutschland.<br />

Be<strong>de</strong>nkt man allerdings, dass das chinesische<br />

Pro-Kopf-Einkommen bei etwa<br />

700 Yuan im Monat liegt – umgerechnet<br />

etwa 70 Euro –, so hat je<strong>de</strong>r <strong>von</strong> uns im<br />

L<strong>auf</strong>e <strong>de</strong>s Abends ein Drittel da<strong>von</strong> für<br />

Getränke ausgegeben.<br />

Im Club kommen wir mit <strong>de</strong>r englischsprachigen<br />

jungen Bevölkerung in Kontakt.<br />

Man spricht uns an, lädt uns ein<br />

und fotografiert uns. Erst später erfahren<br />

wir, dass es sich ausschließlich um<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r oberen Gesellschaftsschicht<br />

han<strong>de</strong>lt, die hier verkehren.<br />

14. September. Es ist Sonntagmorgen,<br />

Tag <strong>de</strong>r Abschlusspräsentation. Es gibt<br />

sowohl Lob als auch Kritik. Es ist scha<strong>de</strong>,<br />

dass unser Bemühen um einen alternativen<br />

Masterplan zu keiner konkreten<br />

Umsetzung führen wird. Die zukünftige<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Areals ist längst beschlossen.<br />

15. September. Abschiedsessen im Restaurant<br />

<strong>de</strong>s Gästehauses <strong>de</strong>r Universität.<br />

Ein run<strong>de</strong>r Tisch ist für uns Stu<strong>de</strong>nten<br />

einge<strong>de</strong>ckt, ein zweiter für die Profes-<br />

Keine Lust <strong>auf</strong> Schema F?<br />

Hier ist Plan B.<br />

Sie wollen keinen Job mit Standardprozessen und festen Strukturen, son<strong>de</strong>rn lieber<br />

Gestaltungsfreiheit und ein breites Aufgabenspektrum? Dann sind Sie bei PwC genau<br />

richtig. Denn so vielfältig die Einsatzmöglichkeiten unserer Mitarbeiter sind, so individuell<br />

sind auch die Lösungsansätze für unsere Kun<strong>de</strong>n. Sicher ist nur eins: Erfolgreiche<br />

Wirtschaftsprüfung setzt eine Menge Kreativität voraus – und <strong>de</strong>n Mut, immer neue<br />

Wege zu gehen. Wir freuen uns <strong>auf</strong> Ihre Bewerbung unter www.pwc-career.<strong>de</strong><br />

PricewaterhouseCoopers. Die Voraus<strong>de</strong>nker.<br />

soren und Organisatoren. Kaum haben<br />

wir uns hingesetzt, müssen wir schon<br />

wie<strong>de</strong>r <strong>auf</strong>stehen – Professor Castro<br />

spricht einen Toast aus. Im L<strong>auf</strong>e <strong>de</strong>r<br />

nächsten Stun<strong>de</strong> verbringen wir in etwa<br />

gleich viel Zeit im Sitzen wie im Stehen.<br />

Es ist üblich, dass je<strong>de</strong>r am Tisch sich einmal<br />

toastend zu Wort mel<strong>de</strong>t. Genau so<br />

üblich ist es auch, dass <strong>de</strong>r Gastgeber<br />

<strong>de</strong>n finanziellen Teil <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

übernimmt.<br />

Die Dimensionen <strong>de</strong>r<br />

Bauvorhaben sind für<br />

Europäer schier unvorstellbar<br />

China ist ein so vielfältiges Land mit<br />

interessanten Menschen, einer ganz an<strong>de</strong>ren<br />

Lebens- und Arbeitsweise und eindrucksvoller<br />

Architektur. Die Größe <strong>de</strong>r<br />

Bauvorhaben in China ist schier unvorstellbar.<br />

In <strong>de</strong>r Nähe <strong>von</strong> Schanghai zum<br />

Beispiel soll mal eben eine Stadt errichtet<br />

wer<strong>de</strong>n, die ein Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Bevölkerung <strong>auf</strong>nehmen könnte.<br />

In Kunming gibt es Wohnraum für<br />

100 000 Menschen <strong>auf</strong> einer Fläche, <strong>auf</strong><br />

<strong>de</strong>r man in Deutschland gera<strong>de</strong> mal eine<br />

größere Einfamilienhaus-Siedlung planen<br />

wür<strong>de</strong>.<br />

Sicherlich hat die Woche eine Menge<br />

fachlicher Erkenntnisse gebracht, <strong>de</strong>n<br />

Gewinn an Erfahrung in punkto Teamarbeit<br />

und Kommunikation schätzen wir<br />

aber wesentlich höher ein. Eine wertvolle<br />

Erfahrung für uns, die uns anspornt,<br />

noch mehr <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Welt zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

© März 2009. PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die an<strong>de</strong>ren selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen <strong>de</strong>r<br />

PricewaterhouseCoopers International Limited.


22 leben Uni&Job<br />

Grenzenlos verliebt<br />

Wer in einem an<strong>de</strong>ren Land studiert, lernt nicht nur eine frem<strong>de</strong> Kultur kennen, son<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>t manchmal<br />

auch seine große Liebe. Doch Einwan<strong>de</strong>rungsgesetze und Vorurteile machen es binationalen Paaren nicht leicht<br />

Von Isa Hoffinger<br />

Abends, wenn es kühler wird, fängt<br />

für die meisten Stu<strong>de</strong>nten in Córdoba<br />

das Leben an. Dann lässt <strong>de</strong>r Verkehrslärm<br />

nach, und die Bars im Amüsierviertel<br />

<strong>de</strong>r Stadt füllen sich mit Leuten.<br />

Mit sieben Universitäten ist Córdoba<br />

das Bildungszentrum Argentiniens.<br />

150 000 Stu<strong>de</strong>nten leben hier. Auch Jana<br />

Neuhaus ist zum Studieren nach Córdoba<br />

gekommen, „weil es hier billiger ist<br />

als in Buenos Aires und man nicht so viel<br />

Angst haben muss, überfallen zu wer<strong>de</strong>n“,<br />

sagt sie.<br />

Ein Jahr hat Jana in Córdoba<br />

verbracht, heute Nacht zieht die<br />

24-Jährige zum letzten Mal um die<br />

Häuser. Acht Stun<strong>de</strong>n bleiben ihr noch.<br />

Dann wird sie ins Flugzeug steigen,<br />

i<br />

Zu langsam. Ein<br />

Auslandssemester<br />

lässt sich in BachelorundMaster-Studiengänge<br />

nicht mehr so leicht einbauen.<br />

Während in <strong>de</strong>n alten<br />

Diplom-Studiengängen fast<br />

je<strong>de</strong>r Vierte ins Ausland ging,<br />

lag die Quote bei Bachelor-Stu<strong>de</strong>nten<br />

an Unis im Jahr 2007 nur<br />

bei 15 Prozent. An <strong>de</strong>n Fachhochschulen<br />

legten sogar nur<br />

neun Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten ein<br />

Gastsemester ein, so das Hochschul-Informations-System.<br />

bepackt mit einem großen Rucksack und<br />

vielen Erinnerungen, aber ohne ihren<br />

Freund Michel.<br />

„Ich wusste immer, dass ich gehen<br />

muss, <strong>de</strong>nn ich möchte an <strong>de</strong>r Uni Leipzig<br />

mein Diplom in Übersetzung machen.<br />

Den Gedanken an <strong>de</strong>n Abschied<br />

schiebt man einfach weg“, sagt sie. Nach<br />

Hause zu fliegen, fällt ihr nicht leicht.<br />

Der 33-jährige Michel La Rossa ist ihre<br />

erste große Liebe. Er verk<strong>auf</strong>t Schmuck<br />

<strong>auf</strong> einem Basar für Kunsthandwerk<br />

und hört gern „Quartetto“, die rebellische<br />

Musik <strong>de</strong>r Arbeitslosen, die in Córdoba<br />

hin und wie<strong>de</strong>r die Straßen blockieren<br />

und Wegezoll verlangen. Kennengelernt<br />

hat Jana ihren Freund bei <strong>de</strong>r Zimmersuche.<br />

„Ich bin in Michels Wohngemeinschaft<br />

gezogen. Nach ein paar Wochen<br />

haben wir uns ineinan<strong>de</strong>r verliebt“,<br />

erzählt sie.<br />

Zu fremd. Wenn schon ins<br />

Ausland, dann in ein vertrautes<br />

Nachbarland. Nur wenige Stu<strong>de</strong>nten<br />

wollen während ihres<br />

Gastsemesters möglichst<br />

weit weg. 65 Prozent bleiben in<br />

Westeuropa. Am reiselustigsten<br />

sind übrigens Sprach-, Kultur-<br />

und Sportwissenschaftler:<br />

29 Prozent <strong>von</strong> ihnen gehen eine<br />

Zeitlang ins Ausland. Am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Rangliste stehen nach Angaben<br />

<strong>de</strong>r Hochschul-Informations-System<br />

GmbH angehen<strong>de</strong><br />

Ingenieure mit 16 Prozent.<br />

70 70,9<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Seit zehn Monaten sind Jana und Michel<br />

je<strong>de</strong>n Tag zusammen. Nun liegen<br />

bald 12 000 Kilometer zwischen ihnen.<br />

Ein einfacher Flug <strong>von</strong> Argentinien nach<br />

Deutschland kostet 800 Euro, das sind<br />

keine guten Voraussetzungen für eine<br />

Michel muss <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Behör<strong>de</strong>n glaubhaft machen,<br />

dass er wie<strong>de</strong>r abreisen wird<br />

Fernbeziehung. Außer<strong>de</strong>m bekäme Michel<br />

vielleicht gar kein Visum, um Jana<br />

zu besuchen. Alle Bürger aus Nicht-EU-<br />

Staaten, die keinen Job in Deutschland<br />

haben, müssen eine Einladung <strong>von</strong> Deutschen<br />

vorweisen, damit sie als Tourist<br />

einreisen dürfen. Und sie müssen <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n<br />

glaubhaft machen, dass sie wie-<br />

Stu<strong>de</strong>nten bleiben zu Hause<br />

So viel Prozent <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten machen folgen<strong>de</strong> Erfahrungen<br />

54,5 Inlandspraktikum<br />

30<br />

32,8 nichts<br />

20<br />

10<br />

24,0<br />

16,8<br />

14,9<br />

16,4 Auslandssemester<br />

15,6 Auslandspraktikum<br />

0 3,5<br />

2,3<br />

Auslandsstudium<br />

mit Abschluss<br />

2004 2005 2006 2007<br />

SZ-Graphik: Hanna Ei<strong>de</strong>n;<br />

Quelle: Continental<br />

Herzschmerz in<br />

Argentinien: Seit<br />

zehn Monaten sind<br />

Jana Neuhaus und<br />

Michel La Rossa ein<br />

Paar. Jetzt muss Jana<br />

zurück nach Leipzig,<br />

um ihr Diplom zu<br />

machen. Ob Michel ihr<br />

folgen darf, ist fraglich.<br />

<strong>de</strong>r in ihr Land zurückgehen. Jana und<br />

Michel haben für dieses Problem noch<br />

keine Lösung gefun<strong>de</strong>n.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>s Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes<br />

gibt es 2,5 Millionen binationale<br />

Ehepaare in Deutschland. Dazu kommen<br />

73 000 Lebensgemeinschaften, in<br />

<strong>de</strong>nen nur <strong>de</strong>r Mann Deutscher ist und<br />

105 000 Lebensgemeinschaften, in <strong>de</strong>nen<br />

nur die Frau Deutsche ist. „Für unsere<br />

Gesellschaft spielen solche Paare eine<br />

große Rolle. Sie leisten im Kleinen, was<br />

auch im Großen für Deutschland wichtig<br />

ist: Vertrautes mit Frem<strong>de</strong>m zu verbin<strong>de</strong>n<br />

und etwas Neues zu schaffen“,<br />

sagt Cornelia Spohn vom Verband binationaler<br />

Familien und Partnerschaften<br />

(IAF). Der Verband bietet Beratungen<br />

für Paare an. Meistens mel<strong>de</strong>n sich Leute,<br />

die wissen möchten, wie sie ihren Partner<br />

nach Deutschland holen können.<br />

Zu teuer. Stu<strong>de</strong>nten können<br />

immer weniger Praktika und<br />

Auslands<strong>auf</strong>enthalte vorweisen.<br />

Das belegt eine repräsentative<br />

Umfrage <strong>de</strong>s Automobilzulieferers<br />

Continental. Demnach haben<br />

die Stu<strong>de</strong>nten zwar begriffen,<br />

dass internationale Kenntnisse<br />

und Erfahrungen in Zukunft<br />

immer wichtiger wer<strong>de</strong>n. „ Ihr<br />

eigenes Verhalten spiegelt dies<br />

aber nicht wi<strong>de</strong>r“, hieß es bei<br />

<strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Studie. Die<br />

Grün<strong>de</strong> seien Geldprobleme,<br />

Zeitmangel und Bürokratie.


Uni&Job leben 23<br />

Auch viele Stu<strong>de</strong>nten sind darunter.<br />

„Junge Menschen sind heute sehr kosmopolitisch.<br />

Sie haben kaum Vorbehalte an<strong>de</strong>ren<br />

Kulturen gegenüber, das sind gute<br />

Voraussetzungen für eine Partnerschaft“,<br />

sagt Cornelia Spohn. Warum es<br />

Einwan<strong>de</strong>rungsgesetze überhaupt gebe,<br />

verstün<strong>de</strong>n junge Menschen oft nicht.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r. Für <strong>de</strong>utsche Studieren<strong>de</strong><br />

ist es leicht, längere Zeit woan<strong>de</strong>rs zu<br />

leben. Ob Praktika, Sprachkurse, freiwillige<br />

Dienste o<strong>de</strong>r ein Auslandssemester:<br />

Viele Stu<strong>de</strong>nten nutzen heute die Chance,<br />

die Welt zu ent<strong>de</strong>cken. Manche <strong>von</strong> ihnen,<br />

die unterwegs <strong>von</strong> Amors Pfeil getroffen<br />

wur<strong>de</strong>n, kommen mit gebrochenem<br />

Herzen zurück. An<strong>de</strong>re heiraten.<br />

Denn oft ist das die einzige Möglichkeit,<br />

keine Fernbeziehung führen zu müssen.<br />

Je<strong>de</strong>nfalls dann, wenn <strong>de</strong>r Traummann<br />

o<strong>de</strong>r die Traumfrau nicht aus Europa<br />

kommen.<br />

Julia Kassubek und Daniel Lopez<br />

haben sich vor zwei Jahren in Caracas<br />

kennengelernt. Die 30-jährige Julia arbeitete<br />

für <strong>de</strong>n Deutschen Aka<strong>de</strong>mischen<br />

Austauschdienst (DAAD), <strong>de</strong>r<br />

25-jährige Daniel studierte Kommunikationswissenschaften.<br />

Ein halbes Jahr<br />

später haben sie geheiratet. Die Hochzeit<br />

fand <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Isla Margarita statt, in<br />

Daniels Heimat Venezuela. Weil Julia<br />

einen neuen Job und Daniel einen Studienplatz<br />

samt Stipendium in Berlin bekam,<br />

zog das Paar nach Deutschland.<br />

Vorurteile belasten binationale<br />

Beziehungen mehr als<br />

Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten<br />

In Berlin hatten sie allerdings Probleme<br />

mit <strong>de</strong>r Anerkennung ihrer Ehe. „Da<br />

in vielen außereuropäischen Län<strong>de</strong>rn<br />

Pässe gefälscht wer<strong>de</strong>n, muss ein Auslän<strong>de</strong>r<br />

oft beweisen, dass er auch <strong>de</strong>rjenige<br />

ist, <strong>de</strong>r er vorgibt zu sein“, erklärt<br />

Spohn. Umgekehrt müssen Deutsche,<br />

die zum Beispiel nach Lateinamerika<br />

auswan<strong>de</strong>rn möchten, nur darlegen,<br />

dass sie ihren Unterhalt bestreiten können,<br />

und Geld für ein Visum bezahlen.<br />

Viele Paare, meint Spohn, wür<strong>de</strong>n sich<br />

wegen <strong>de</strong>r Schwierigkeiten mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Behör<strong>de</strong>n überlegen, ob sie nicht<br />

lieber im Ausland leben wollen.<br />

Die 22-jährige Julia Shaw und <strong>de</strong>r<br />

27-jährige Will Shaw haben sich für ein<br />

Leben in Wills Heimat Kanada entschie<strong>de</strong>n.<br />

Bei<strong>de</strong> lernten sich vor drei Jahren<br />

an <strong>de</strong>r Universität Vancouver kennen,<br />

an <strong>de</strong>r Julia Psychologie studierte. „Kanada<br />

ist multikulturell“, sagt sie, „binationale<br />

Paare sind hier nicht ungewöhnlich“.<br />

Nach drei Monaten mit Will ging<br />

Julia für ein halbes Jahr nach Thailand.<br />

„Als ich wie<strong>de</strong>r in Kanada war, waren<br />

wir noch verliebter als vorher.“<br />

Nach einer Studie <strong>de</strong>r Psychologin<br />

Fanny Jimenez <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Berliner Humboldt-Universität<br />

sind Paare, die vorübergehend<br />

Fernbeziehungen führen, im<br />

i<br />

Distanz. Keine an<strong>de</strong>re<br />

Lebensphase eignet<br />

sich so gut für<br />

Fernbeziehungen wie<br />

das Studium. Min<strong>de</strong>stens einmal<br />

im Monat sollten sich Paare aber<br />

sehen, rät die Berliner Psychologin<br />

Fanny Jimenez, die über<br />

„Distanz und Nähe in Fernbeziehungen“<br />

promoviert. Sonst bröckele<br />

das Gefühl, sich <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren verlassen zu können.<br />

Wichtig seien auch Rituale wie<br />

die „Guten-Morgen-SMS“ o<strong>de</strong>r<br />

ein gemeinsames Online-Spiel.<br />

Durchschnitt nicht unzufrie<strong>de</strong>ner als<br />

Paare, die zusammenleben. Auch die<br />

Trennungsrate ist offenbar nicht größer.<br />

Zumin<strong>de</strong>st dann nicht, wenn bei<strong>de</strong> Partner<br />

wissen, dass sie irgendwann im selben<br />

Land wohnen können. Probleme wegen<br />

<strong>de</strong>r Aufenthaltsgenehmigung o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Lebenswelten,<br />

aus <strong>de</strong>nen Julia und Will Shaw kommen,<br />

gab es bisher keine.<br />

„Binationale Paare haben die gleichen<br />

Alltagsprobleme wie an<strong>de</strong>re Paare<br />

auch“, sagt Cornelia Spohn. Allerdings<br />

sei <strong>de</strong>r Druck, <strong>de</strong>r <strong>auf</strong> ihnen laste, grundsätzlich<br />

größer. Das liege nicht nur daran,<br />

dass sie sich schon in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>s<br />

Kennenlernens überlegen müssten, in<br />

welchem Land sie leben wollen o<strong>de</strong>r oft<br />

eine Fernbeziehung führen müssten.<br />

„Manche Deutsche müssen sich lei<strong>de</strong>r<br />

immer noch in ihrem Bekanntenkreis<br />

rechtfertigen und wer<strong>de</strong>n gefragt, ob es<br />

<strong>de</strong>nn unbedingt ein Auslän<strong>de</strong>r sein<br />

muss, mit <strong>de</strong>m sie zusammen sein wollen“,<br />

sagt Spohn. Solche Vorurteile belasteten<br />

die Paare mehr als Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten.<br />

Nicht nur in Deutschland, auch im<br />

Ausland gibt es Vorurteile binationalen<br />

Paaren gegenüber. Rajesh Sivathanu<br />

Pillai wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> seiner Familie vor einer<br />

Heirat mit einer Deutschen gewarnt.<br />

Für Jette Delbeck, die sich während<br />

eines Praktikums in Indien in Rajesh verliebt<br />

hatte, war es nicht leicht, Rajeshs<br />

Eltern <strong>von</strong> ihren „ehrlichen Absichten“<br />

zu überzeugen. „Rajeshs Brü<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

arrangiert verheiratet, seine Eltern haben<br />

die Frauen ausgesucht. Sie haben<br />

Rajesh gesagt, dass ich mich bestimmt<br />

schei<strong>de</strong>n lassen wür<strong>de</strong>, weil in Deutschland<br />

doch die Ehen wie Hem<strong>de</strong>n gewech-<br />

Nähe. Die Kilometerzahl, die ein<br />

Pärchen real trennt, spielt für die<br />

Beziehungszufrie<strong>de</strong>nheit keine<br />

Rolle. Auch das hat Fanny Jimenez<br />

in ihrer Doktorarbeit herausgefun<strong>de</strong>n.<br />

Was die Dauer ihrer<br />

Beziehung, die Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>von</strong> Seitensprüngen und<br />

die Trennungsrate betrifft, unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich die 1400 befragten<br />

Fernverliebten nicht <strong>von</strong><br />

Pärchen, die ganz konventionell<br />

zusammenleben. Allerdings sei<br />

<strong>de</strong>r Sex besser, wenn man sich<br />

so wenig sieht, so die Studie.<br />

Zu viel Nähe. Laut Statistik<br />

en<strong>de</strong>t das typische Fernbeziehungsalter<br />

mit 35 Jahren. Das<br />

Zusammenziehen wird für viele<br />

erprobte Fernlieben<strong>de</strong> zur Herausfor<strong>de</strong>rung:<br />

Ein Drittel <strong>de</strong>r<br />

Paare trennt sich in <strong>de</strong>n ersten<br />

drei Monaten. „Aus zu viel Distanz<br />

wird plötzlich zu viel Nähe“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Hamburger Psychologe<br />

Christian van <strong>de</strong>r En<strong>de</strong>. Er rät:<br />

erst mal zwei Wohnungen am<br />

selben Ort mieten o<strong>de</strong>r gemeinsam<br />

eine neue Wohnung einrichten,<br />

statt zum Partner zu ziehen.<br />

selt wer<strong>de</strong>n“, sagt Jette. Seit vier Jahren<br />

sind die 25-jährige Jette und <strong>de</strong>r 33-jährige<br />

Rajesh nun ein Ehepaar. „Wir haben<br />

zuerst in Thiruvananthapuram geheiratet,<br />

<strong>de</strong>r Hauptstadt <strong>de</strong>s Staates Kerala,<br />

und dann stan<strong>de</strong>samtlich in Kassel“,<br />

erzählt Jette Delbeck, „es hat ein<br />

Jahr gedauert, bis wir alle Papiere zusammen<br />

hatten.“<br />

Weil Jette in Dres<strong>de</strong>n Verkehrswirtschaft<br />

studieren wollte, kündigte Rajesh<br />

seinen Job in Indien und machte sich in<br />

Dres<strong>de</strong>n mit einem Reisebüro selbständig.<br />

„Am <strong>Anfang</strong> war es hier nicht leicht<br />

für Rajesh“, erzählt Jette, „er hatte kei-<br />

Was Stu<strong>de</strong>nten wichtig ist<br />

Angaben in Prozent<br />

Annerkennung im Beruf erwerben<br />

2008<br />

2002<br />

Jette Delbeck musste ihre<br />

indischen Schwiegereltern<br />

erst mal da<strong>von</strong> überzeugen,<br />

dass sie es ernst meint. In<br />

Deutschland, so dachte die<br />

Familie <strong>von</strong> Bräutigam<br />

Rajesh Sivathanu Pillai,<br />

wechseln die Frauen ihre<br />

Ehemänner wie Unterwäsche.<br />

Julia und Will Shaw<br />

haben sich in Vancouver<br />

kennengelernt. In Kanada<br />

sind binationale Paare<br />

nichts Außergewöhnliches.<br />

Fotos: Hoffinger (1), privat (2)<br />

ne Freun<strong>de</strong>, alles war neu für ihn.“ Auch<br />

<strong>de</strong>r kulturelle Unterschied war ein Problem.<br />

„Ein Konfliktpunkt war zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Umgang mit Zärtlichkeiten in<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit. Ich umarme Rajesh<br />

gern mal <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Straße. Rajesh war das<br />

unangenehm, er hat dann aber gesehen,<br />

dass es hier normal ist“, sagt Jette.<br />

Heute haben bei<strong>de</strong> kaum noch Konflikte.<br />

„Ich habe immer versucht, die Beziehung<br />

zu <strong>de</strong>r Person Rajesh zu sehen<br />

und nicht zu <strong>de</strong>m In<strong>de</strong>r“, sagt Jette,<br />

„wenn einem das gelingt, ist nicht mehr<br />

Toleranz nötig als für je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Beziehung<br />

auch.“<br />

78<br />

85<br />

Sich <strong>de</strong>r Familie/Partnerschaft zu widmen<br />

72<br />

67<br />

Im Beruf Überdurchschnittliches leisten<br />

57<br />

67<br />

Eine leiten<strong>de</strong> Funktion zu übernehmen<br />

47<br />

57<br />

SZ-Graphik: Ei<strong>de</strong>n; Quelle: HIS<br />

Zu wenig Nähe. Privates Glück<br />

ist Stu<strong>de</strong>nten heute wichtiger als<br />

Karriere. Nach einer Studie <strong>de</strong>r<br />

Hochschul-Informations-System<br />

GmbH haben sich die Prioritäten<br />

zwischen 2002 und 2008 <strong>de</strong>utlich<br />

verschoben. Während damals<br />

57 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

angaben, eine leiten<strong>de</strong> Funktion<br />

anzustreben, seien es heute nur<br />

noch 47 Prozent. Zugleich gaben<br />

aktuell 72 Prozent an, sich<br />

in starkem Maße <strong>de</strong>m Partner<br />

und <strong>de</strong>r Familie widmen zu wollen,<br />

fünf Prozent mehr als 2002.


24 bewerben Uni&Job<br />

Der Schnittmusterschüler<br />

Cem Cako hat gelernt, wie man avantgardistische Mo<strong>de</strong> macht. Flämisch kann er jetzt auch. <strong>Alles</strong> kein Grund,<br />

sich auszuruhen. Schließlich will er nach Paris und ein großer Couturier wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet: vortanzen ohne En<strong>de</strong><br />

Von Jutta Göricke<br />

Elektroklänge martern <strong>de</strong>n Raum,<br />

Mo<strong>de</strong>ls staksen wie Flamingos <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r<br />

Flucht über einen spiegelschwarzen<br />

L<strong>auf</strong>steg. Sie tragen Kreationen <strong>von</strong><br />

acht jungen Mo<strong>de</strong>machern zur Schau.<br />

Je<strong>de</strong>r dieser Nachwuchskräfte will,<br />

kaum <strong>de</strong>r Schule entfleucht, „Designer<br />

for Tomorrow“ wer<strong>de</strong>n. So heißt <strong>de</strong>r<br />

Wettbewerb hier <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Berliner Fashion<br />

Week, wo Hugo Boss neben Labels<br />

wie „Kaviar Gauche“ o<strong>de</strong>r „Lala Berlin“<br />

vortanzen lässt.<br />

Cem Cako ist einer <strong>de</strong>r Auserwählten,<br />

die beim Casting <strong>auf</strong>l<strong>auf</strong>en dürfen. Auserwählt<br />

<strong>de</strong>shalb, weil eine hochkarätige<br />

Jury seine Teilnahme befürwortet hat<br />

und weil ihn seine Herkunft a<strong>de</strong>lt, die<br />

Antwerpener Mo<strong>de</strong>aka<strong>de</strong>mie. Als Absolvent<br />

einer Eliteschule musste er sich<br />

schon zigfach Wettbewerbssituationen<br />

aussetzen – wie seine Konkurrenten<br />

auch. Denn, und das gilt erst recht für<br />

die Mo<strong>de</strong>branche: Das ganze Leben ist<br />

eine Bewerbung. Und wir sind nur die<br />

Kandidaten.<br />

Eine Mo<strong>de</strong>nschau ist ein bisschen hysterisch<br />

und ein bisschen kalt. Und so<br />

stellt man sich auch Leute vor, die Mo<strong>de</strong><br />

machen, vor allem solche, die damit<br />

noch am <strong>Anfang</strong> stehen und die – ganz<br />

feinnervige Naturen – nicht an<strong>de</strong>rs können,<br />

als die böse Konkurrenz mit kühler<br />

Arroganz wegzubeißen.<br />

Aber das stimmt nicht, zumin<strong>de</strong>st<br />

nicht für <strong>de</strong>n Jahrgang, <strong>de</strong>r sich gera<strong>de</strong><br />

<strong>auf</strong>macht, die Welt zu erobern. Dieser<br />

Jahrgang ist nett und beschei<strong>de</strong>n und<br />

freundlich, selbst im Abgang. Michael<br />

Sontag <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Kunsthochschule Berlin-Weißensee,<br />

<strong>de</strong>r nicht gewonnen hat,<br />

freut sich zum Beispiel „wahnsinnig für<br />

Julia, die gewonnen hat mit <strong>de</strong>n fetten<br />

Stricksachen“. Es ist mo<strong>de</strong>rn, jung und<br />

unprätentiös zu sein. Obwohl Oscar Wil<strong>de</strong>,<br />

oberste Dandy-Referenz, einst meinte,<br />

dass Natürlichkeit eine Pose sei, die<br />

sich sehr schwer durchhalten lasse. Dasselbe<br />

gilt wohl auch für die Jugend.<br />

Was ist Pose, was Natur? Cem Cako ist<br />

nett und beschei<strong>de</strong>n. Er ist höflich, gelassen<br />

und ernsthaft. Und er hat die ungewöhnlichste<br />

Lebensgeschichte, die man<br />

mit 28 Jahren nur haben kann. Da sind<br />

erstens: die Eltern. Türkische Gastarbeiter,<br />

die in <strong>de</strong>n sechziger Jahren nach<br />

Schorndorf bei Stuttgart auswan<strong>de</strong>rn,<br />

weil sie <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn optimale Ausbildungsmöglichkeiten<br />

bieten wollen. Da<br />

sind zweitens: die drei älteren Schwestern,<br />

die Abitur und es damit ihren Eltern<br />

recht machen. Später studieren sie,<br />

i<br />

Trainiert. Stu<strong>de</strong>nten<br />

erhöhen ihre Karrierechancen,<br />

wenn sie<br />

schon während <strong>de</strong>s<br />

Studiums ihre Beschäftigungsfähigkeit<br />

för<strong>de</strong>rn. Das können<br />

sie zum Beispiel in einem <strong>de</strong>r<br />

Career Center, die die meisten<br />

Unis anbieten. In Employability-<br />

Kursen kann man sich dort etwa<br />

in Soft Skills üben o<strong>de</strong>r handfeste<br />

Verhandlungstrainings absolvieren.<br />

Praxisnähe ist garantiert,<br />

da das Ganze in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Wirtschaft passiert.<br />

Ein Jackett hat zwei Seiten. Foto: Martin Grothmaak<br />

Ökotrophologie und BWL. Da ist drittens:<br />

Cem, <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rborstige, <strong>de</strong>r das<br />

Lernen verweigert und in <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rschule<br />

lan<strong>de</strong>t. Als <strong>de</strong>r Vater sogar dort<br />

zum Direktor gerufen wird und nur traurig<br />

sagt: „So isser halt, wir lieben ihn<br />

trotz<strong>de</strong>m“, wird <strong>de</strong>r pubertieren<strong>de</strong> Renitenzler<br />

auch ganz traurig und zieht die<br />

Reißleine. „Erst da habe ich’s kapiert<br />

und wollte im System bestehen.“<br />

Das ist <strong>de</strong>r Startschuss für Cem, <strong>de</strong>n<br />

zähen Burschen, <strong>de</strong>r trotz aller Höhenflüge,<br />

die da kommen wer<strong>de</strong>n, nie die Bo<strong>de</strong>nhaftung<br />

verliert. Er kämpft sich<br />

durch die Schulformen und macht am<br />

Geschenkt. Die Gelegenheit,<br />

Berührungsängste vor <strong>de</strong>r Agentur<br />

für Arbeit abzulegen: Hier<br />

erhält man nicht nur bis zu 260<br />

Euro im Jahr für Bewerbungsschreiben,<br />

son<strong>de</strong>rn hat auch die<br />

Chance, Reisekosten zu Vorstellungsgesprächen<br />

erstattet<br />

zu bekommen. Und hat es mit<br />

<strong>de</strong>r Bewerbung in einer an<strong>de</strong>ren<br />

Stadt geklappt, übernimmt die<br />

Agentur möglicherweise auch<br />

die Umzugs- und „Trennungs“-<br />

Kosten. Einfach bei <strong>de</strong>r örtlichen<br />

Dependance nachfragen!<br />

Ausgeplau<strong>de</strong>rt. 60 Prozent<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Anwen<strong>de</strong>r halten<br />

beim Online-Netzwerken Berufliches<br />

und Privates nicht auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Das ergab eine Studie<br />

<strong>de</strong>r Londoner Business-Plattform<br />

Linkedin. Befragt wur<strong>de</strong>n<br />

mehr als 1500 Geschäftsleute<br />

in Deutschland, Großbritannien<br />

und Frankreich, die Mitglied in<br />

einem Online-Business-Netzwerk<br />

sind. Dabei zeigen sich<br />

Arbeitgeber nicht unbedingt<br />

amüsiert über die Verquickung<br />

<strong>von</strong> Beruf und Privatleben.<br />

En<strong>de</strong> ein Einser-Abitur, „zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Tochter <strong>de</strong>r Lehrerin, die mich für<br />

lernbehin<strong>de</strong>rt hielt.“ Da ein richtig guter<br />

Sohn Arzt wird, studiert Cem Cako<br />

Medizin, aber nur drei Wochen lang.<br />

Das Künstlerische und die Mo<strong>de</strong> haben<br />

ihn gepackt. Er probiert nacheinan<strong>de</strong>r<br />

Dreadlocks und blaue Haare aus, am<br />

Hip-Hop interessieren ihn in erster Linie<br />

die Klamotten, weniger die Musik.<br />

Er hospitiert als Kostüm<strong>de</strong>signassistent<br />

am Stuttgarter Staatstheater und an <strong>de</strong>r<br />

Wiener Burg. Eine Bewerbung in Berlin-<br />

Weißensee scheitert, obwohl er <strong>de</strong>n Eingangstest<br />

bravourös meistert: Die Kandi-<br />

Gepokert. Kommt im Bewerbungsgespräch<br />

das Thema Gehaltsvorstellung<br />

<strong>auf</strong>, sollte man<br />

dar<strong>auf</strong> eine Antwort wissen. Es<br />

sei hilfreich, sich vorher die untere<br />

Grenze, die man min<strong>de</strong>stens<br />

zum Leben braucht, und eine<br />

höhere Summe als Wunschgehalt<br />

zu überlegen, empfiehlt<br />

Christine Öttl, Coach aus München.<br />

Wichtig: Man sollte immer<br />

sagen können, warum man sein<br />

Geld wert ist und notfalls auch<br />

<strong>auf</strong> Ausweichangebote wie<br />

Dienstwagen eingehen.<br />

daten sollen für das asiatische Mammuthuhn,<br />

das wegen seiner empfindlichen<br />

Füße <strong>de</strong>n europäischen Bo<strong>de</strong>n nicht verträgt,<br />

Schuhe entwerfen. Cem Cako<br />

sieht nicht ein, dass ein Huhn nicht barfuß<br />

l<strong>auf</strong>en darf und reicht statt <strong>de</strong>r Fußschoner<br />

ein hübsch verpacktes Kästchen<br />

mit Samen für <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Vegetationsbo<strong>de</strong>n<br />

ein.<br />

Sein eigentliches Ziel aber ist: Antwerpen.<br />

Schon wegen <strong>de</strong>s guten Namens.<br />

Seit die „Antwerp Six“ Walter van Beirendonck,<br />

Ann Demeulemeester, Marina<br />

Yee, Dries van Noten, Dirk van Saene<br />

und Dirk Bikkembergs, allesamt Absolventen<br />

<strong>de</strong>r dortigen Kunsthochschule,<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r achtziger Jahre <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Londoner<br />

Mo<strong>de</strong>messe mit ihren schlemmerartigen<br />

Figurinen und Marienkäferkostümen<br />

<strong>de</strong>n Durchbruch schafften, ist die<br />

flämische Stadt Inbegriff avantgardisti-<br />

Das Etikett „Antwerpen“ reicht<br />

nicht. Also ab nach New York,<br />

Berufserfahrung sammeln<br />

scher Körperverpackungen.<br />

Und was sagen Cems Eltern dazu?<br />

„Ich weiß nicht, ob sie meinen Beruf<br />

wirklich verstehen. Aber sie haben immer<br />

großen Wert dar<strong>auf</strong> gelegt, dass wir<br />

Kin<strong>de</strong>r unseren ureigenen Charakter<br />

ausbil<strong>de</strong>n. Und so war die Exmatrikulation<br />

kein Drama.“ Ein Billy Elliott, <strong>de</strong>r<br />

zuerst nicht tanzen durfte, ist er also<br />

nicht. Und ganz fremd ist die Mo<strong>de</strong>branche<br />

<strong>de</strong>n Eltern auch nicht, weil die Großfamilie<br />

daheim im Istanbuler Basar in<br />

Le<strong>de</strong>rwaren macht.<br />

Da das Interview in Antwerpen <strong>auf</strong><br />

Englisch geführt wer<strong>de</strong>n wird, geht Cem<br />

Cako erst mal für drei Monate in die<br />

USA. Dort lernt er am Santa Monica-<br />

College für <strong>de</strong>n TOEFL-Test und jobbt<br />

in einem Cafe und als Claqueur bei einer<br />

Fernsehshow, um das Ganze zu finanzieren.<br />

Man merkt, er will wirklich.<br />

Die Aufnahmeprüfung dauert drei<br />

Tage, ist hart und hat mit Mo<strong>de</strong> nicht<br />

viel zu tun: Cako muss eine Mappe mit<br />

rein künstlerischen Arbeiten einreichen,<br />

das Farbempfin<strong>de</strong>n wird getestet, und<br />

im Interview kommt die Frage <strong>auf</strong>: What<br />

do you love? Meine Mutter, sagt er. Es ist<br />

2004, Cem Cako ist 24 Jahre alt, und er<br />

wird eingela<strong>de</strong>n, sich die nächsten vier<br />

Jahre durch <strong>de</strong>n „Fleischwolf“, wie die<br />

Schule unter Eingeweihten heißt,<br />

drehen zu lassen. Er arbeitet Tag und<br />

Nacht, keine Zeit zum Feiern, ständig<br />

Präsentationen und öffentliche Kritiken,<br />

mit Ausre<strong>de</strong>n braucht man gar<br />

Erhofft. Trotz schlechter Konjunktur<br />

erwarten Stu<strong>de</strong>nten in<br />

Deutschland satte Einstiegsgehälter.<br />

Im Schnitt hoffen sie<br />

<strong>auf</strong> einen Jahresbruttoverdienst<br />

<strong>von</strong> 37 000 Euro, so eine Studie<br />

<strong>de</strong>r Beratungsgesellschaft Ernst<br />

& Young. Angehen<strong>de</strong> Ingenieure<br />

und Juristen gehen sogar <strong>von</strong><br />

40 000 beziehungsweise 40 400<br />

Euro aus. Während Männer im<br />

Schnitt <strong>auf</strong> ein Jahresgehalt<br />

<strong>von</strong> 38 700 Euro setzten, begnügten<br />

sich ihre Kommilitoninnen<br />

laut Studie mit 35 100 Euro.


Uni&Job bewerben 25<br />

Man trägt Selbstbewusstsein. Cem Cako in seinem Stuttgarter Atelier Foto: Martin Grothmaak<br />

nicht erst zu kommen, nur Höchstleistung<br />

zählt. Wer nicht nähen kann, muss<br />

es sich in Heimarbeit selbst beibringen.<br />

Cako spricht bald flämisch. Auch das<br />

wird erwartet. Er entwickelt seinen eigenen,<br />

einen reduzierten, fast minimalistischen<br />

Stil. Das trifft sich gut, wo es ihm<br />

doch an finanziellen Mitteln mangelt. Er<br />

hat – ebenso talentierte – Kommilitonen,<br />

die über eine Wohnung mit Hausangestellten<br />

und über 20 000 Euro pro Monat<br />

verfügen. Ihre Entwürfe lassen sie produzieren.<br />

Cako hat 30 Euro die Woche,<br />

wohnt für 220 Euro warm. Er macht<br />

Schul<strong>de</strong>n und alles selber. Während <strong>de</strong>r<br />

Abschlussarbeit nimmt er 18 Kilo ab.<br />

i<br />

Befristet. Fast je<strong>de</strong><br />

zweite Neueinstellung<br />

ist laut <strong>de</strong>m Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung (IAB) in Nürnberg<br />

befristet. Im öffentlichen<br />

Dienst gelte dies sogar für zwei<br />

Drittel <strong>de</strong>r neuen Verträge. Und<br />

nur ein Viertel <strong>de</strong>r befristeten<br />

Anstellungen mün<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Verwaltungen in eine Übernahme.<br />

In <strong>de</strong>r Industrie wür<strong>de</strong>n hingegen<br />

fast zwei Drittel übernommen.<br />

Befristungen seien dort<br />

oft verlängerte Probezeiten.<br />

Am En<strong>de</strong> ist Cako einer <strong>von</strong> zwölf Mitstreitern,<br />

die das Studium bestehen –<br />

120 waren es zu Beginn.<br />

Jetzt ist er ein „belgischer Designer“,<br />

<strong>de</strong>r tragbare Männermo<strong>de</strong> macht – und<br />

fällt erst mal in ein tiefes, schwarzes<br />

Loch. Antwerpen hin o<strong>de</strong>r her: Wer<br />

direkt <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie kommt, hat<br />

kaum Jobchancen. Ein bis zwei Jahre Berufserfahrung<br />

braucht man schon.<br />

Er beschließt, diese Erfahrung in New<br />

York zu machen, wo er, mit seiner Mappe<br />

unterm Arm, Klinken putzt bei Donna<br />

Karan und Co. Das Bewerben hört<br />

eben nie <strong>auf</strong>. Die Resonanz <strong>auf</strong> seine Arbeit<br />

ist gut, manchmal zu gut. Von einem<br />

Verspätet. Wer erfolgreich sein<br />

will, sollte pünktlich sein. Dar<strong>auf</strong><br />

weist die Etikette Trainer International<br />

(ETI) in Hamburg hin. Es<br />

wer<strong>de</strong> als grobe Unhöflichkeit<br />

<strong>auf</strong>gefasst, einen Geschäftspartner<br />

warten zu lassen. Pünktlichkeit<br />

zeuge nicht nur <strong>von</strong> guten<br />

Manieren und Disziplin, son<strong>de</strong>rn<br />

sei auch ein Zeichen <strong>de</strong>r<br />

Wertschätzung. Man hört gar<br />

<strong>von</strong> Bewerbern, die zu spät zum<br />

Vorstellungsgespräch kommen,<br />

weil sie keinen Parkplatz gefun<strong>de</strong>n<br />

haben – unverzeihlich.<br />

Geschmeidig. Geisteswissenschaftler<br />

verfügen im Schnitt<br />

über mehr Schlüsselkompetenzen<br />

als an<strong>de</strong>re Stu<strong>de</strong>nten. Dadurch<br />

fin<strong>de</strong> ein Teil <strong>von</strong> ihnen<br />

schnell einen Job, so Gregor<br />

Fabian vom Hochschul-Informations-System.<br />

Es gebe aber auch<br />

Geisteswissenschaftler, die<br />

ihr Studium rein nach inhaltlichen<br />

Interessen ausrichteten.<br />

Das habe später häufig ein niedrigeres<br />

Einkommen und nicht<br />

selten Arbeit <strong>auf</strong> Honorar- und<br />

Werkvertragsbasis zur Folge.<br />

Designer bekommt er zu hören: „Sorry,<br />

aber ich will nicht morgens in mein Atelier<br />

kommen und wissen, dass du besser<br />

bist.“ Ein paar Projekte zieht er an<br />

Land, bei Tim Hamilton zum Beispiel.<br />

In Neuseeland gibt es viele<br />

Schafe und noch mehr Wolle.<br />

Dort wird er „Strick“ probieren<br />

Aber Amerika ist ihm zu kommerziell,<br />

er kehrt zurück nach Stuttgart, wo er ein<br />

kleines Atelier mietet. Ein karger, weißer<br />

Raum in einem riesigen Nazikasten,<br />

Parliert. Eine Fremdsprache<br />

reicht nicht mehr. „Sprachkompetente<br />

Mitarbeiter sind heute<br />

unerlässlich“, sagt Astrid Jäger,<br />

Projektleiterin <strong>de</strong>r Fachkonferenz<br />

„Sprachen & Beruf“ in Berlin.<br />

Deshalb habe laut einer aktuellen<br />

Marktanalyse ein Großteil<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen das Budget<br />

für Fremdsprachentrainings<br />

erhöht. Arbeitgeber erwarteten,<br />

dass einer Bewerbung etablierte<br />

Zertifikate, unumstritten ist etwa<br />

TELC – The European Language<br />

Certificate – beigelegt wür<strong>de</strong>n.<br />

in <strong>de</strong>m Kreative untergekommen sind.<br />

Dort hängt seine Abschlusskollektion, lila<br />

Shorts mit Schößchen und plissiertem<br />

Gürtel. O<strong>de</strong>r gefältelte Jacketts und tuaregartige<br />

Hosen, alles in Schwarz, Weiß<br />

und schimmern<strong>de</strong>m Mattgold gehalten.<br />

Von hier aus wird er durchstarten: Erst<br />

geht er nach Neuseeland. Dort gibt es viele<br />

Schafe und noch mehr Wolle. Die Uni<br />

in Dunedin hat ihn eingela<strong>de</strong>n, „Strick“<br />

auszuprobieren. Das reizt ihn. Und danach<br />

wird er <strong>de</strong>n – vorläufig – finalen Bewerbungsmarathon<br />

angehen, in Paris.<br />

Cem Cako sieht seine Zukunft in einem<br />

klassischen Haute-Couture-Haus. Das<br />

ist besser als Arzt zu sein.<br />

Gefühlt. Karrierepläne allein<br />

<strong>von</strong> rationalen Entscheidungen<br />

dominieren zu lassen, sei zumin<strong>de</strong>st<br />

langfristig keine vernünftige<br />

Strategie, sagt Tobias Constantin<br />

Haupt, Psychologe <strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München. Wer seine Karriere<br />

sehr bewusst plant, dabei aber<br />

nicht <strong>auf</strong> seinen Bauch hört,<br />

gerate leicht in psychische Konflikte.<br />

Das könne später dazu<br />

führen, die Motivation zum Vorankommen<br />

und für die Arbeit<br />

überhaupt zu verlieren.


26 bewerben Uni&Job<br />

„Im Jogginganzug fühle ich mich wohler“<br />

Ein perfektes Anschreiben und höfliches Auftreten – das sollte eigentlich selbstverständlich sein.<br />

Doch Bewerber bringen Personaler immer wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n gleichen Fehlern zur Verzweiflung<br />

Von Julia Bönisch<br />

Um Himmels willen nicht gewöhnlich<br />

sein! So lautet das gängige Credo<br />

<strong>de</strong>r Karriereratgeber. Schließlich soll<br />

<strong>de</strong>r Bewerber aus <strong>de</strong>r Masse herausstechen<br />

und <strong>de</strong>r Personalabteilung <strong>auf</strong>fallen.<br />

Wer normal und langweilig ist,<br />

hat bei <strong>de</strong>r Jobsuche angeblich nur<br />

schlechte Chancen.<br />

Diese Ratschläge nehmen manche Bewerber<br />

lei<strong>de</strong>r allzu ernst – und schießen<br />

übers Ziel hinaus, wie eine Umfrage<br />

unter Führungskräften und Personalentwicklern<br />

offenbarte. Darin berichteten<br />

Manager <strong>von</strong> einem Bewerber,<br />

<strong>de</strong>r zum Vorstellungsgespräch seine<br />

Mutter zum Händchenhalten mitbrachte.<br />

Ein an<strong>de</strong>rer Kandidat zün<strong>de</strong>te<br />

sich, ohne zu fragen, eine Zigarette an.<br />

Ein dritter sorgte für einen garantiert<br />

unvergesslichen Auftritt, als er <strong>auf</strong> die<br />

Erläuterung <strong>de</strong>s gängigen Dressco<strong>de</strong>s<br />

im Unternehmen antwortete: „Ach,<br />

wissen Sie, im Jogginganzug fühle ich<br />

mich wohler.“<br />

Doch auch mit <strong>de</strong>utlich weniger originellen<br />

Patzern gelingt es Bewerbern,<br />

sich ins Abseits zu stellen und ihre<br />

Chancen <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Traumjob zu vermasseln.<br />

So reagiert je<strong>de</strong>r Personaler allergisch<br />

<strong>auf</strong> Serienbriefe und Massenanschreiben.<br />

„Das ist ein Zeichen für<br />

Nachlässigkeit und mangeln<strong>de</strong> Wertschätzung“,<br />

sagt Alfred Quenzler, Lei-<br />

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Merksatz: L<strong>auf</strong>e niemals ohne Beinkleid zum Vorstellungsgespräch <strong>auf</strong>, auch<br />

nicht im Hochsommer. Foto: AP<br />

ter Personalmarketing bei Audi. Regelmäßig<br />

hat er Mappen <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Tisch,<br />

<strong>de</strong>nen ein Anschreiben beiliegt, das<br />

eigentlich an BMW o<strong>de</strong>r Opel gerichtet<br />

ist. „So etwas sortieren wir gleich aus.“<br />

Bei <strong>de</strong>r Rechtschreibung, ebenfalls<br />

eine beliebte Fehlerquelle, ist Quenzler<br />

nicht ganz so streng. „Ein Flüchtigkeitsfehler<br />

kann schon mal passieren.“<br />

Wenn eine Bewerbung allerdings vor<br />

Verschreibern strotze, wer<strong>de</strong> es eng für<br />

<strong>de</strong>n Kandidaten. „Audi ist ein addraktiver<br />

Arbeitgeber“ – <strong>de</strong>r Autor dieser Zeilen,<br />

offensichtlich ein fränkischer Bewerber,<br />

hatte zum Beispiel keine Aussicht<br />

<strong>auf</strong> Erfolg. Und das nicht nur wegen<br />

<strong>de</strong>r lautmalerischen Schreibweise:<br />

Der Handkäs mit Musik<br />

wur<strong>de</strong> über die Ostertage zur<br />

olfaktorischen Katastrophe<br />

„Wir bekommen etwa 66 000 Bewerbungen<br />

pro Jahr“, erklärt Quenzler.<br />

„Was wir wirklich nicht mehr sehen<br />

können, sind solche Floskeln.“<br />

Sein Rat an alle Jobsuchen<strong>de</strong>n: sich<br />

nicht zu sehr an <strong>de</strong>r Ratgeberliteratur<br />

orientieren – sonst klingen alle Kandidaten<br />

gleich und austauschbar. Das Anschreiben<br />

müsse transportieren, dass<br />

sich ein Bewerber wirklich für das Unternehmen<br />

interessiere und er sich<br />

schon mit ihm beschäftigt habe.


Uni&Job bewerben 27<br />

Doch auch mit einer makellosen Mappe<br />

hat ein Bewerber noch lange keine Garantie<br />

<strong>auf</strong> seinen Traumjob. Wer das perfekte<br />

Anschreiben inklusive tollem Foto<br />

und gelungenen Arbeitsproben <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

E-Mail-Adresse „fussballgott@web.<strong>de</strong>“<br />

o<strong>de</strong>r „superbiene3@yahoo.com“ absen<strong>de</strong>t,<br />

für <strong>de</strong>n en<strong>de</strong>t die Karriere schon, bevor<br />

sie überhaupt begonnen hat.<br />

Wer nun glaubt, in kreativen Branchen<br />

wer<strong>de</strong> <strong>auf</strong> solche Formalitäten<br />

nicht so viel Wert gelegt, <strong>de</strong>r irrt. „Selbstverständlich<br />

wollen wir keine schlampigen<br />

Bewerbungen“, bestätigt Inka Wittmann,<br />

Personalleiterin bei <strong>de</strong>r Werbeagentur<br />

Jung <strong>von</strong> Matt. Ein Bewerber,<br />

<strong>de</strong>r sein Anschreiben mit <strong>de</strong>r Anre<strong>de</strong><br />

„Sehr geehrte Damen und Herren“ beginnt,<br />

ist bei ihr ebenfalls unten durch.<br />

Man müsse sich schon die Mühe machen,<br />

im Internet die richtigen Ansprechpartner<br />

zu recherchieren. „So viel Zeit muss<br />

sein.“ Einen ebenso schlechten Eindruck<br />

hinterlassen Kandidaten, <strong>de</strong>ren<br />

Anschreiben vor Floskeln wie „Frischfleisch“<br />

o<strong>de</strong>r „frisches Blut für Ihr Unternehmen“<br />

strotzen. „Ausgetretene Pfa<strong>de</strong><br />

sollten Bewerber vermei<strong>de</strong>n.“<br />

Die richtige Mischung aus Kreativität<br />

und Seriosität zu fin<strong>de</strong>n, fällt <strong>de</strong>n Kandidaten<br />

jedoch nicht immer leicht – und so<br />

manche gute I<strong>de</strong>e erweist sich nach <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung schnell als nicht praktikabel.<br />

So erhielt Wittmann <strong>von</strong> einer Bewerberin<br />

aus Frankfurt einmal ein Pa-<br />

ket „Handkäs mit Musik“, also echten<br />

hessischen Sauermilchkäse. Lei<strong>de</strong>r traf<br />

das Paket am Gründonnerstag ein, und<br />

als sie nach Ostern an <strong>de</strong>n Schreibtisch<br />

zurückkehrte, stank es bestialisch. „Das<br />

Beispiel zeigt: Kandidaten sollten nicht<br />

zu viel Schnickschnack betreiben. Eine<br />

Bewerbung muss leicht, kompakt,<br />

schnell zu öffnen und schnell zu erfassen<br />

sein. Und am En<strong>de</strong> zählen für uns die Ar-<br />

beitsproben.“ Hat ein Bewerber dank guter<br />

Unterlagen die erste Hür<strong>de</strong> genommen<br />

und darf sich persönlich beim Unternehmen<br />

vorstellen, sollte er selbstver-<br />

Noch ein Merksatz: Orange Hosen eignen sich nicht zum Vortanzen, auch nicht bei<br />

Werbeagenturen, noch nicht mal bei holländischen Werbeagenturen. Foto: dpa<br />

KARRIERE<br />

LOUNGE<br />

27. Mai 2009<br />

ständlich die Etikette beachten: pünktlich<br />

und höflich sein, sich an <strong>de</strong>n Dressco<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Firma halten und das Handy<br />

ausschalten. Sowohl Alfred Quenzler<br />

<strong>von</strong> Audi als auch Inka Wittmann betonen,<br />

wie wichtig eine gute Vorbereitung<br />

Malkasten, Düsseldorf<br />

Informieren und bewerben Sie sich unter:<br />

www.peek-cloppenburg.<strong>de</strong>/karriere<br />

GENERAL<br />

MANAGEMENT<br />

PROGRAMM<br />

<strong>auf</strong> das Gespräch ist. Die Kandidaten<br />

sollten wissen, welche Position ihre Interviewpartner<br />

im Unternehmen beklei<strong>de</strong>n<br />

und sich bereits im Vorhinein ein<br />

paar Fragen zum Job und zur Firma<br />

überlegen. „Die Bewerber sind oft zu<br />

passiv“, sagt Wittmann. „Das Gespräch<br />

sollte keine Einbahnkommunikation<br />

sein, wir freuen uns, wenn die Kandidaten<br />

<strong>de</strong>n Mund <strong>auf</strong>machen.“ Wer aber mit<br />

<strong>de</strong>r Tür ins Haus fällt und sich als erstes<br />

nach Gehalt und Anzahl <strong>de</strong>r Urlaubstage<br />

erkundigt, katapultiert sich selbst<br />

aus <strong>de</strong>m Rennen.<br />

„Nur wer übertreibt, erzählt anschaulich“<br />

– bei<strong>de</strong>n Personalverantwortlichen<br />

sind schon Bewerber begegnet, die diesen<br />

Leitsatz allzu wörtlich genommen<br />

haben. So berichtet Quenzler <strong>von</strong> Bewerbern,<br />

die begeistert <strong>von</strong> ihrem Hobby<br />

Schach berichteten, um <strong>auf</strong> ihre tollen<br />

Analysefähigkeiten hinzuweisen. „Aber<br />

bei genauerem Nachfragen stellte sich<br />

heraus, dass <strong>de</strong>r Kandidat noch nicht<br />

mal wusste, wo Turm und Springer überhaupt<br />

stehen.“ Er empfiehlt, sich nicht<br />

besser zu verk<strong>auf</strong>en als man ist. Früher<br />

o<strong>de</strong>r später fliege das immer <strong>auf</strong>.<br />

Um <strong>auf</strong>zufallen, muss man also gar<br />

keine ungewöhnliche Mappe einsen<strong>de</strong>n<br />

und möglichst spritzig im Gespräch sein.<br />

Meist genügen schon ein fehlerfreies<br />

Anschreiben, gute Arbeitsproben und<br />

ein freundliches, gewinnen<strong>de</strong>s Auftreten<br />

im Vorstellungsgespräch.<br />

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28 arbeiten Uni&Job<br />

Lebst du schon o<strong>de</strong>r drehst du noch am Rad?<br />

Angst vor <strong>de</strong>r Krise? Braucht man nicht zu haben, sagt Zukunftsforscher Horst Opaschowski. Wo doch das Karriere-Denken<br />

jetzt schon ein En<strong>de</strong> hat und in 20 Jahren ohnehin nur noch je<strong>de</strong>r Zweite eine Vollzeit-Stelle fin<strong>de</strong>n wird<br />

Anruf bei Horst Opaschowski, 68, in<br />

Börnsen bei Hamburg. Es mel<strong>de</strong>t sich:<br />

Jörg Pilawa. Er sei gera<strong>de</strong> <strong>auf</strong> Familienbesuch<br />

und müsse erst mal gucken, ob<br />

Herr Opaschowski zu sprechen sei. Ist<br />

er. Gut gelaunt, sein Schwiegersohn Jörg<br />

ist ja da, spricht <strong>de</strong>r Zukunftsforscher<br />

über Arbeit und Krise.<br />

Von Alexan<strong>de</strong>r Mühlauer<br />

Warum arbeiten wir eigentlich?<br />

Na, um Geld zu verdienen, natürlich.<br />

Das ist alles?<br />

Erst mal muss man <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Arbeit leben<br />

können. Dann bringt sie natürlich auch<br />

Ansehen und Erfolgserlebnisse. Die<br />

Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Arbeit spielt jedoch für<br />

die meisten Beschäftigten nur eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Aber man studiert doch, um dann die Arbeit<br />

zu fin<strong>de</strong>n, die einem Freu<strong>de</strong> macht.<br />

Richtig. Zumin<strong>de</strong>st für die Uni-Absolventen<br />

gilt: Sie haben die einzigartige<br />

Chance, in einer privilegierteren Arbeit<br />

tätig zu sein.<br />

Warum einzigartig?<br />

Nur zwei <strong>von</strong> fünf Beschäftigten können<br />

sich überhaupt noch in <strong>de</strong>r Arbeit selbstverwirklichen.<br />

Das sind in <strong>de</strong>r Regel die<br />

Gut- und Bestausgebil<strong>de</strong>ten. Für alle<br />

übrigen setzt die Selbstverwirklichung<br />

erst nach Feierabend ein.<br />

Klingt traurig.<br />

Aber so ist es. Hinzu kommt: Je<strong>de</strong>s dritte<br />

Arbeitsverhältnis dauert kein ganzes<br />

Jahr mehr. Und viele Unternehmen können<br />

keine Job-Garantie mehr gewähren.<br />

Es gibt immer weniger Mitarbeiter, die<br />

einer Firma zeitlebens die Treue halten.<br />

Was man früher Betriebstreue nannte,<br />

die Loyalität zum Arbeitgeber, das gibt<br />

es nicht mehr. Ein Wir-Gefühl wird<br />

zwar erwartet, aber ist so gut wie nicht<br />

mehr da. In 20 Jahren wird nur noch<br />

je<strong>de</strong>r Zweite einen Vollzeit-Job haben.<br />

Das heißt, wir alle sind nur noch Job-<br />

Noma<strong>de</strong>n, die <strong>von</strong> einem Arbeitsplatz<br />

zum nächsten ziehen.<br />

Ganz so schlimm wird es nicht kommen.<br />

Mitunter ist <strong>de</strong>r Job-Noma<strong>de</strong> nur ein<br />

Phantom wi<strong>de</strong>r Willen – freiwillig gibt<br />

es ihn gar nicht.<br />

Wie das?<br />

Der Job-Noma<strong>de</strong> will angeblich kein<br />

Zuhause mehr haben und ständig umziehen<br />

– <strong>von</strong> Hamburg nach Dres<strong>de</strong>n,<br />

<strong>von</strong> dort nach New York und dann wie<strong>de</strong>r<br />

zurück nach Madrid. Er jagt immer<br />

<strong>de</strong>n Jobs hinterher. Er hat nicht nur <strong>de</strong>n<br />

Lebensabschnittspartner, son<strong>de</strong>rn auch<br />

ein Lebensabschnittsjob . . .<br />

. . . okay, aber Sie<br />

sprachen <strong>von</strong> einem<br />

Phantom . . .<br />

. . . ja, <strong>de</strong>nn in Wirklichkeit<br />

ist es an<strong>de</strong>rs:<br />

Was die Arbeitnehmer<br />

wirklich wollen,<br />

sind geregelte Arbeitsverhältnisse.<br />

Ist das <strong>de</strong>nn<br />

Wunsch<strong>de</strong>nken<br />

o<strong>de</strong>r Realität?<br />

Das genau ist das<br />

Problem: Insbeson<strong>de</strong>re die<br />

jungen Leute wollen eigentlich<br />

etwas an<strong>de</strong>res. Sie müssen<br />

daher <strong>de</strong>n Job-Noma<strong>de</strong>n<br />

„spielen“. 80 Prozent<br />

wollen in Wirklichkeit so arbeiten<br />

wie die Eltern – also<br />

mit Festanstellung und geregelten<br />

Arbeitszeiten. Der Wan<strong>de</strong>rarbeiter<br />

mit Rollcontainer,<br />

<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n Tag an einem an<strong>de</strong>ren<br />

Schreibtisch sitzt, <strong>de</strong>r wird <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmern <strong>auf</strong>gezwängt.<br />

Sie wollen das gar nicht.<br />

Sie beschreiben eine sehr hohe<br />

Unsicherheit, die <strong>de</strong>n Menschen<br />

gleichzeitig viel Mobilität und<br />

Flexibilität abverlangt. Ist<br />

das nötig, um überhaupt in <strong>de</strong>r<br />

Arbeitswelt <strong>de</strong>r Zukunft bestehen<br />

zu können?<br />

Wenn es so weitergeht wie bisher,<br />

dann ja.<br />

Gibt es <strong>de</strong>nn überhaupt eine Alternative?<br />

Die gibt es. Zurzeit fin<strong>de</strong>t ein Um<strong>de</strong>nken<br />

statt. Wenn ich wissen will, wo es<br />

hingeht, dann frage ich die Studieren<strong>de</strong>n<br />

in einer Großstadt. Das sind die<br />

Trendpioniere <strong>de</strong>r Zukunft.<br />

Je ehrgeiziger und<br />

zielstrebiger man an<br />

seiner Karriere arbeitet,<br />

<strong>de</strong>sto größer ist<br />

die Angst vorm Abrutschen.<br />

Doch für<br />

viele Absolventen<br />

und junge Berufstätige<br />

sind heute Familie<br />

und Freizeit wichtiger<br />

als ein grandioses<br />

Gehalt und ein<br />

dicker Dienstwagen.<br />

Sie wollen erst gar<br />

nicht so hoch hinaus<br />

o<strong>de</strong>r rutschen freiwillig<br />

runter. Das<br />

nennt man Downshiften.<br />

Fotos: dpa<br />

Und was sagen die Ihnen?<br />

Bei <strong>de</strong>r Lebenszielplanung steht die Karriere<br />

nicht mehr an oberster Stelle, son<strong>de</strong>rn<br />

das Gleichgewicht <strong>von</strong> Privat- und<br />

Berufsleben.<br />

Wie kam es zu <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>l?<br />

Die junge Generation nimmt eine Güterabwägung<br />

vor und stellt fest: Der Karrierismus<br />

allein bringt keine Lebenserfüllung.<br />

In <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Arbeitswelt<br />

wird man als Person geopfert.<br />

Stimmt ja auch, sonst wird <strong>de</strong>r Job-<br />

Noma<strong>de</strong> Wirklichkeit.<br />

Deshalb auch <strong>de</strong>r verständliche Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>de</strong>r jungen Generation gegen die<br />

gegenwärtige Arbeitswelt.<br />

Hat dieser Wi<strong>de</strong>rstand die Chance, sich<br />

durchzusetzen?<br />

Absolut, zum Beispiel durch innere<br />

Kündigung o<strong>de</strong>r heimlichen Ausstieg.<br />

Was wären die Folgen?<br />

Bei <strong>de</strong>n Führungskräften <strong>de</strong>r Zukunft<br />

fehlt dann <strong>de</strong>r letzte Einsatz und Leistungswille.<br />

Die ultimative Auspowerung<br />

fin<strong>de</strong>t nicht mehr statt. Man sagt<br />

„Das Bild <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>rarbeiters<br />

mit Rollcontainer wird <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmern <strong>auf</strong>gezwängt“<br />

sich: Lieber reduziere ich meine Karriereansprüche<br />

und bleibe in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Reihe. Dann kann ich wenigstens noch<br />

in <strong>de</strong>n Spiegel schauen – und mein eigenes<br />

Lebenskonzept verwirklichen.<br />

Also eine Form <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstands gegen<br />

das bestehen<strong>de</strong> System.<br />

Es ist eine Revolution und Evolution zugleich<br />

– verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>l vom<br />

quantitativen zum nachhaltigen Wohlstands<strong>de</strong>nken.<br />

Die Formel lautet: Lieber<br />

gut leben, statt viel haben.<br />

Sein statt Haben.<br />

Ja, weg vom einseitig materiellen, nur<br />

ökonomischen Denken hin zum Gleichgewicht<br />

<strong>de</strong>s Lebens.<br />

Warum kommt diese Revolution ausgerechnet<br />

jetzt?<br />

Weil die Menschen erkennen, dass sie<br />

<strong>de</strong>r permanente Kampf um mehr Geld<br />

um keinen Deut glücklicher macht –<br />

eher unglücklicher.<br />

Aber warum gera<strong>de</strong> jetzt?<br />

Verän<strong>de</strong>rungen kün<strong>de</strong>n sich immer<br />

in Krisenzeiten an. Solange die<br />

Arbeitswelt Anreize bereitstellen<br />

kann, die zum Wohlleben beitragen,<br />

<strong>de</strong>nkt man nicht groß darüber<br />

nach. Dann ist man im Hype <strong>de</strong>s<br />

Aufstiegs gefangen. Das konnten<br />

wir in <strong>de</strong>n achtziger und neunziger<br />

Jahren beobachten: Es ging<br />

immer nur <strong>auf</strong>wärts, bis die<br />

Luftblase <strong>de</strong>r New Economy<br />

platzte. Seither kann die<br />

Arbeitswelt diese Garantie<br />

nicht mehr einlösen.<br />

Viele wer<strong>de</strong>n arbeitslos.<br />

So ist es. Aber wer gut ausgebil<strong>de</strong>t<br />

ist, <strong>de</strong>n trifft es<br />

zuletzt.


Innovation trifft Tradition.<br />

Innovation entsteht bei uns<br />

aus Tradition. Das heißt: über<br />

90 Jahre Trends erkennen,<br />

brillante I<strong>de</strong>en entwickeln,<br />

neue Wachstumsmärkte<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren. Dabei profitieren<br />

wir <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Vielseitigkeit<br />

unserer Teams: unterschiedlichen<br />

Perspektiven,<br />

verschie<strong>de</strong>nen Kulturen.<br />

Weil junge Talente – mit und<br />

ohne Berufserfahrung – nur<br />

in einem außergewöhnlichen<br />

Umfeld lernen, über<br />

<strong>de</strong>n eigenen Tellerrand<br />

hinauszuschauen.<br />

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30 arbeiten Uni&Job<br />

Committen Sie sich, aber asap!<br />

Habe nun, ach, Firmenphilosophie studiert, Juristerei und Betriebswirtschaft. Und stehe, vor Fachwissen strotzend,<br />

da wie ein Tor, weil ich keine Ahnung habe, wo<strong>von</strong> die neuen Kollegen eigentlich re<strong>de</strong>n. Ein kleines Job-ABC für Anfänger<br />

A<br />

Asap. Abkürzung <strong>von</strong><br />

„As soon as possible“,<br />

und das heißt schnurstracks,<br />

am besten gestern. Das<br />

Kürzel hat nato-olivgrüne Wurzeln.<br />

Die korrekte Antwort <strong>auf</strong>:<br />

„Bringen Sie das asap in Ordnung“<br />

lautet also kurz und zackig:<br />

„YesSirMam!“. Vielleicht<br />

geht’s dann beim nächsten Mal<br />

ein bisschen freundlicher.<br />

B<br />

Benchmark. Vergleichen<strong>de</strong><br />

Wissenschaft<br />

<strong>de</strong>r Prozessoptimierer<br />

im Unternehmen: Sie ermitteln,<br />

was die Konkurrenz billiger<br />

o<strong>de</strong>r besser o<strong>de</strong>r schneller leistet<br />

und erheben die gefun<strong>de</strong>ne<br />

B. zum eigenen Ziel.<br />

C<br />

Commitment. Managers<br />

Lieblingswort mit<br />

zweifacher Be<strong>de</strong>utung.<br />

Vorgesetzte verstehen darunter<br />

die freiwillige, verbindliche Zusage<br />

ihrer Mitarbeiter, irgen<strong>de</strong>twas<br />

zu tun o<strong>de</strong>r zu lassen. Mitarbeiter<br />

verstehen darunter die<br />

sanktionsbewehrte Anweisung,<br />

BEWERBEN SIE<br />

SICH JETZT!<br />

irgen<strong>de</strong>twas tun o<strong>de</strong>r lassen zu<br />

müssen. Gängige Konjugation:<br />

Ich wer<strong>de</strong> committed, du wirst<br />

committed, er, sie, es wird committed<br />

. . .<br />

D<br />

Duck and Cover. Richtungsweisen<strong>de</strong>Variante<br />

<strong>von</strong> „Cover your<br />

Ass“. Be<strong>de</strong>utung: Möglichst tief<br />

in die Un<strong>auf</strong>fälligkeit abtauchen<br />

und sich dadurch in Sicherheit<br />

bringen. Als Überlebensstrategie<br />

bei Übernahmen und<br />

Firmenfusionen nicht zu empfehlen.<br />

Wo viele grün<strong>de</strong>ln, verfängt<br />

man sich leicht im<br />

Schleppnetz.<br />

E<br />

Einstielen. Typische<br />

Mittelmanagervokabel<br />

<strong>von</strong> unbekannter Herkunft,<br />

dafür aber um so weiterer<br />

Verbreitung. Steht für Planen,<br />

Organisieren, Vorbereiten<br />

und in Gang setzen. Wenn das<br />

Ziel annähernd in Sicht ist<br />

(o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eindruck <strong>de</strong>ssen erzeugt<br />

wer<strong>de</strong>n soll), wird <strong>de</strong>r<br />

Rest „eingetütet“.<br />

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F<br />

FTE. Abkürzung für<br />

„Full Time Equivalent“.<br />

Entspricht einer<br />

Vollzeitarbeitskraft mit einer<br />

Arbeitszeit <strong>von</strong> etwa 40 Wochenstun<strong>de</strong>n,<br />

spricht und rechnet<br />

sich aber viel flüssiger. In<br />

einer amorphen Masse geben<br />

sich FTE’s leicht als überflüssig<br />

zu erkennen.<br />

G<br />

Get-together. Formelles<br />

(Anzug) o<strong>de</strong>r informelles<br />

(E<strong>de</strong>ljeans) Treffen<br />

im Kollegenkreis, <strong>auf</strong> das<br />

keiner so richtig Lust hat. Wird<br />

vom Chef gern angeordnet, um<br />

sich einen Karrierepunkt in Mitarbeitermotivation<br />

und in <strong>de</strong>r<br />

Einholung <strong>von</strong> -> Commitments<br />

zu verdienen. Am nächsten<br />

Tag kann sich niemand<br />

mehr daran erinnern.<br />

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Hid<strong>de</strong>n Agenda. Der<br />

tatsächliche Plan, <strong>de</strong>r<br />

sich hinter <strong>de</strong>m nach<br />

außen hin verkün<strong>de</strong>ten verbirgt.<br />

Wird <strong>von</strong> einem o<strong>de</strong>r mehreren<br />

Managern so lange als<br />

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geheime Kommandosache unter<br />

Verschluss gehalten, bis die<br />

Gerüchte in eine völlig an<strong>de</strong>re<br />

Richtung überkochen. Der Versuch,<br />

die Wogen zu glätten,<br />

wird dann meist so verk<strong>auf</strong>t:<br />

„Wir wollten die Belegschaft<br />

nicht in Unruhe versetzen.“<br />

I<br />

Incentive. Anreiz für<br />

mehr, höhere, kostengünstigere<br />

o<strong>de</strong>r schnellere<br />

Leistung. In Absicht und<br />

Wirkung vergleichbar <strong>de</strong>r Mohrrübe<br />

beim Grautier: Hat <strong>de</strong>r<br />

Esel Hunger, dann wird sie emsig<br />

gefüttert; hat er keinen,<br />

dann bleibt sie links liegen. Was<br />

<strong>de</strong>n Schluss zulässt: Incentives<br />

funktionieren <strong>auf</strong> Dauer nur<br />

bei a) hungrigen o<strong>de</strong>r b) Eseln.<br />

J<br />

Jour fixe. In regelmäßigen<br />

Zeitintervallen<br />

stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Meeting<br />

mit <strong>de</strong>m Sinn, alle Beteiligten<br />

stets <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m L<strong>auf</strong>en<strong>de</strong>n („à<br />

jour“) zu halten. Talentierte<br />

Netzwerker lassen sich dort<br />

allenfalls zur Gesichtspflege<br />

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Karriere. Für viele<br />

eine feine Sache, aber<br />

nicht zu verwechseln<br />

mit <strong>de</strong>m englischen Begriff „Career“,<br />

<strong>de</strong>r für „beruflicher Wer<strong>de</strong>gang“<br />

steht. Zu einer Karriere<br />

im <strong>de</strong>utschen Sinn gehören<br />

ein Eckbüro, ein Dienstwagen,<br />

eine Assistentin und eine <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Firma bezahlte Haftpflichtversicherung<br />

gegen jedwe<strong>de</strong>n<br />

Anspruch <strong>auf</strong>grund <strong>von</strong> Fehlentscheidungen.<br />

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Lift-out. Hierbei wechseln<br />

nicht nur einzelne<br />

Mitarbeiter, son<strong>de</strong>rn<br />

ganze Abteilungen o<strong>de</strong>r Teams<br />

das Unternehmen. Der neue Arbeitgeber<br />

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Geschäftszweig rasch neu <strong>auf</strong>bauen.<br />

Aktuell sind Bankerbün<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r verstorbenen Lehman<br />

Brothers gefragt. Noch ist<br />

ungewiss, ob das eine gute o<strong>de</strong>r<br />

schlechte Nachricht ist.<br />

Information Day<br />

April 23, 2009<br />

Member of


Uni&Job arbeiten 31<br />

M<br />

Meilenstein. Nicht nur<br />

im Projektmanagement<br />

ein ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finiertes<br />

und überprüfbares Zwischenergebnis,<br />

das am En<strong>de</strong><br />

eines wichtigen Abschnitts erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Wird <strong>de</strong>r Meilenstein<br />

verfehlt, kann die Sache<br />

unter Gesichtswahrung <strong>de</strong>r<br />

Verantwortlichen still und leise<br />

abgeblasen wer<strong>de</strong>n. Gilt <strong>de</strong>shalb<br />

auch als Sollbruchstelle.<br />

N<br />

No-Go. Ablehnung<br />

eines Vorschlages o<strong>de</strong>r<br />

Absage an einen zuvor<br />

beschlossenen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

länger diskutierten Plan. Wird<br />

<strong>von</strong> höherer Warte immer dann<br />

verkün<strong>de</strong>t, wenn das einzugehen<strong>de</strong><br />

Risiko die Erfolgsaussichten<br />

übersteigt. Ist in <strong>de</strong>r Praxis<br />

allerdings nur dann <strong>von</strong> Be<strong>de</strong>utung,<br />

wenn die Entschei<strong>de</strong>r sicher<br />

sein können, beim Ausgang<br />

<strong>de</strong>s Vorhabens noch <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />

Posten zu sein.<br />

O<br />

Onboarding. Integration<br />

neuer Mitarbeiter in<br />

ein bestehen<strong>de</strong>s Team.<br />

Konstituieren<strong>de</strong> Elemente <strong>de</strong>r<br />

Anbordnahme sind a) <strong>de</strong>r Rundgang<br />

durch die Firma mit <strong>de</strong>m<br />

neuen Chef, b) das Lunch mit<br />

«<br />

<strong>de</strong>m Mentor und c) <strong>de</strong>r abendliche<br />

Umtrunk mit <strong>de</strong>n Kollegen.<br />

Vorsicht: Wenn dieser freundliche<br />

Anglizismus sich in sein<br />

<strong>de</strong>utsches Gegenteil verkehrt,<br />

läuft man Gefahr, ausgebootet<br />

zu wer<strong>de</strong>n.<br />

P<br />

Prozess. Gol<strong>de</strong>nes<br />

Kalb <strong>de</strong>r amtieren<strong>de</strong>n<br />

Entschei<strong>de</strong>r-Generation.<br />

Prozesse sollen schlank,<br />

schnell und geschmeidig durch<br />

das Unternehmen l<strong>auf</strong>en und<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeitern somit als Vorbild<br />

dienen. Die I<strong>de</strong>e dahinter:<br />

Wenn sich <strong>de</strong>r Prozess än<strong>de</strong>rt,<br />

än<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Mitarbeiter einfach<br />

mit. Das rechnet sich. Weigert<br />

sich Mitarbeiter, muss er<br />

mit Verän<strong>de</strong>rungen rechnen.<br />

Q<br />

Quick and dirty. Hingehu<strong>de</strong>lt,<br />

wie die<br />

Schwaben sagen.<br />

Weckt wehmütige Erinnerungen.<br />

Wie einst, als die Mama<br />

energisch um Ordnung im Kin<strong>de</strong>rzimmer<br />

bat: Klamotten in<br />

<strong>de</strong>n Schrank, Kippen aus <strong>de</strong>m<br />

Fenster und an <strong>de</strong>n sichtbaren<br />

Stellen <strong>de</strong>n Staub weggepustet.<br />

Macht kurzfristig starken Eindruck<br />

<strong>auf</strong> Vorgesetzte. Langfristig<br />

wienert <strong>de</strong>r Nachfolger.<br />

R<br />

Rating. Fa<strong>de</strong>nscheinige<br />

und oft subjektive<br />

Einschätzung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit<br />

eines Schuldners.<br />

Es wird diskutiert, das Rating<br />

auch <strong>auf</strong> die Personalbeurteilung<br />

anzuwen<strong>de</strong>n: Schließlich<br />

schul<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Mitarbeiter die vereinbarte<br />

Arbeitsleistung. Umgekehrt<br />

„ratet“ das Personal auch<br />

seinen Arbeitgeber. Feinsinnig<br />

nennt man das aber nicht Employer<br />

Rating, son<strong>de</strong>rn Employer<br />

Branding.<br />

S<br />

SLA. Kurz für „Service<br />

Level Agreement“: Mit<br />

einem schriftlichen<br />

-> Commitment besiegelte Vereinbarung<br />

über zu liefern<strong>de</strong><br />

Dienst- und Leistungsumfänge.<br />

Kann durch ausgefeilte -> Prozesse<br />

viel besser gesteuert und<br />

kontrolliert wer<strong>de</strong>n als die frühere<br />

Auftragsbeschreibung.<br />

Ganz gewiss.<br />

T<br />

Promotion Dr. scient. med. und MD-PhD<br />

E-Master in Vermögensrecht (LL.M.)<br />

E-Master in Mediation<br />

und Konfliktmanagement (M.M.)<br />

Die UFL bietet eine einzigartige<br />

Möglichkeit, berufsbegleitend und<br />

praxisorientiert <strong>von</strong> hervorragen<strong>de</strong>n<br />

und renommierten Dozenten<br />

unterrichtet zu wer<strong>de</strong>n.<br />

»<br />

Dr. med. Alexan<strong>de</strong>r Vonbank, Frastanz, Österreich<br />

Dorfstrasse 24 | LI-9495 Triesen | T +423 392 40 10<br />

Telko. Mo<strong>de</strong>rn und<br />

wichtig klingen<strong>de</strong> Abkürzung<br />

für Telefonkonferenz.<br />

Fin<strong>de</strong>t täglich und<br />

überall statt und spart erhebliche<br />

Reisekosten. Auch in einer<br />

Telko kann man sich als Aufstiegskandidat<br />

positionieren.<br />

www.ufl.li<br />

Die Grundregel <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Catwalk<br />

für Verbalstrategen: Niemals<br />

husten, selten Nein sagen<br />

und nur <strong>de</strong>m Chef beipflichten,<br />

gerne mit <strong>de</strong>m Hinweis: „Wenn<br />

ich noch ergänzen darf . . .“<br />

U<br />

Un<strong>de</strong>rperformer.<br />

Sprachliche Camouflage<br />

für Schlecht- o<strong>de</strong>r<br />

Min<strong>de</strong>rleister. Wer es zu diesem<br />

Ruf geschafft hat, sollte sich<br />

schleunigst nach einem neuen<br />

Hafen umsehen und an<strong>de</strong>rswo<br />

an Bord gehen (-> Onboarding).<br />

V<br />

Vorstand. Höchstes<br />

Entschei<strong>de</strong>rgremium<br />

für alle betrieblichen<br />

Belange, das nur <strong>de</strong>m Aufsichtsrat<br />

gegenüber Re<strong>de</strong> und Antwort<br />

stehen muss. Wer lange genug<br />

im Vorstand gestan<strong>de</strong>n hat,<br />

darf sich setzen und wird Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r.<br />

W<br />

Win-win. Eine Konstellation,<br />

aus <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong><br />

Parteien Gewinn ziehen.<br />

Gilt völlig zu Unrecht als<br />

die optimale Lösung, weil in <strong>de</strong>r<br />

Praxis damit niemand richtig<br />

glücklich ist. Außer <strong>de</strong>m entscheidungsschwachenVorgesetzten<br />

vielleicht, <strong>de</strong>r sich so<br />

um einen Top- o<strong>de</strong>r Hopp-Beschluss<br />

drücken kann.<br />

X<br />

X. Wie in <strong>de</strong>r Mathematik<br />

eine unbekannte<br />

Größe, die einen quantitativen<br />

o<strong>de</strong>r qualitativen Wert<br />

annehmen kann. Macht Gleichungen<br />

im Management zu<br />

einem wahren Kin<strong>de</strong>rspiel. Beispiel:<br />

„Wenn wir X Millionen<br />

da<strong>von</strong> absetzen, können wir Y<br />

Dollar dafür einsetzen. Machen<br />

wir’s doch einfach!“<br />

Y<br />

YABA. Yet another<br />

bloody acronym. Auf<br />

gut Deutsch: Noch so<br />

eine dämliche Abkürzung.<br />

Z<br />

Zeitfenster. Begrenzte<br />

Frist zur Lösung bestimmter<br />

Aufgaben<br />

o<strong>de</strong>r zur Bewältigung <strong>von</strong> Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

(niemals „Probleme“).<br />

Ist selbstverständlich<br />

immer zu knapp geschnitten,<br />

was ab einem gewissen Zeitpunkt<br />

zur Häufung <strong>von</strong><br />

-> asaps führt. Was <strong>de</strong>r Begriff<br />

mit „Zeit“ zu tun hat, ist damit<br />

klar. Aber warum es ein „Fenster“<br />

sein muss?<br />

Übersetzt <strong>von</strong> Christine Demmer


32 arbeiten Uni&Job<br />

Beim nächsten Chef bleibt alles, wie es ist<br />

Viele Berufseinsteiger plagt <strong>de</strong>r Frust – <strong>de</strong>r Job ist langweiliger als gedacht, die Kollegen sind es auch.<br />

Früher hätte man sich einfach nach einer Alternative umgesehen. In <strong>de</strong>r Krise ist das aber riskant. Was also tun?<br />

Von Christine Demmer<br />

Was hat man sich nicht alles erhofft.<br />

Eine wichtige, spannen<strong>de</strong> und unglaublich<br />

herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Arbeit. Die tägliche<br />

Portion Anerkennung <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Vorgesetzten.<br />

Nette Kumpels als Kollegen.<br />

Ein gutes Einkommen. Und dann hat<br />

man ihn tatsächlich gefun<strong>de</strong>n, seinen<br />

Traumjob – und fin<strong>de</strong>t ihn ganz, ganz,<br />

ganz schrecklich.<br />

Der Projektleiter ist doof, die Arbeit<br />

ätzend, die Kun<strong>de</strong>n frech, und die Kollegen<br />

quatschen einem ständig rein. So<br />

hatte man sich <strong>de</strong>n Einstieg in das Berufsleben<br />

wirklich nicht vorgestellt.<br />

„Beiß’ dich durch, schließlich ist die wirtschaftliche<br />

Situation im Moment alles<br />

an<strong>de</strong>re als super“, raten Eltern und Verwandte.<br />

Seit Menschenge<strong>de</strong>nken für<br />

<strong>de</strong>nselben Konzern tätig o<strong>de</strong>r beschei<strong>de</strong>n<br />

gewor<strong>de</strong>n, haben sie gut re<strong>de</strong>n.<br />

„Such’ dir was an<strong>de</strong>res“, empfiehlt die<br />

beste Freundin, öffnet <strong>de</strong>n Browser und<br />

knallt einen H<strong>auf</strong>en Stellenanzeigen <strong>auf</strong><br />

<strong>de</strong>n Tisch. „Bevor du uns auch noch mit<br />

<strong>de</strong>iner schlechten Laune ansteckst.“<br />

Man schenkt ihr einen dankbaren Blick.<br />

Recht hat sie. Ich such mir jetzt mein<br />

Ding. Frust im Job braucht niemand.<br />

Chancen nutzen –<br />

berufsbegleitend studieren.<br />

Die HFH bietet Ihnen an über<br />

40 Studienzentren in Deutschland<br />

und Österreich die Möglichkeit<br />

eines wohnortnahen und<br />

berufsbegleiten<strong>de</strong>n Studiums.<br />

7.500 Studieren<strong>de</strong> und mehr als<br />

2.000 Absolventen sind Ausdruck<br />

<strong>de</strong>s Vertrauens in unser bewährtes<br />

Fernstudienkonzept.<br />

For<strong>de</strong>rn Sie jetzt kostenlos Ihre<br />

Studienführer an.<br />

Wer sich nach kurzer Zeit im Job nicht wie<strong>de</strong>rzuerkennen glaubt, sollte seine Ansprüche<br />

<strong>de</strong>r Realität anpassen, sagen die Autoren Kitz und Tusch. Foto: Schulten<br />

„Frust im Job ist völlig normal“,<br />

behauptet dagegen ein Anwalt, <strong>de</strong>r neben<br />

Jura auch noch Psychologie studiert<br />

und als Drehbuchschreiber, Musiker<br />

und Lobbyist gearbeitet hat. Und ein<br />

Coach, <strong>de</strong>r früher als Wissenschaftler<br />

info@hamburger-fh.<strong>de</strong> Infoline: 040-350 94-360<br />

(mo.-do. 8-18 Uhr, fr. 8-17 Uhr)<br />

und Unternehmensberater unterwegs<br />

war, pflichtet ihm bei. Bei<strong>de</strong> sind zwar<br />

erst knapp über dreißig. Aber beruflich<br />

haben Volker Kitz und Manuel Tusch<br />

schon so viel durchgemacht, dass sie nur<br />

mehr schmerzlich lächeln, wenn ihnen<br />

Eurocentres passt sich<br />

Ihrem Kopf an!<br />

jemand einre<strong>de</strong>n will, <strong>de</strong>r Traumjob liege<br />

mal eben um die Ecke.<br />

Die bei<strong>de</strong>n glauben das nämlich nicht.<br />

O<strong>de</strong>r besser: Sie behaupten in ihrem<br />

„Frustjobkillerbuch“, Traumjobs gebe<br />

es gar nicht. Keinen einzigen, nirgendwo,<br />

niemals. Das grünere Gras <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r<br />

Nachbarwei<strong>de</strong>, das man sich versonnen<br />

im Labor und in langweiligen Meetings<br />

gedanklich ausmalt, sei nur eine Illusion.<br />

„Alle Jobs sind gleich“, beteuert Vol-<br />

Mehr als das Gehalt <strong>de</strong>s<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

dürfte kaum drin sein<br />

ker Kitz, <strong>de</strong>r multiprofessionelle Jurist,<br />

„es ist egal, für wen Sie arbeiten.“<br />

Frustrieren<strong>de</strong>r noch als die Mäkelei<br />

über die momentane Arbeit sei die unerfüllte<br />

Sehnsucht nach einer neuen Stelle,<br />

die sich höchstwahrscheinlich ebenso<br />

wenig als das Gelbe vom Ei erweisen<br />

wür<strong>de</strong>. „Woan<strong>de</strong>rs ist es auch nicht besser“,<br />

bekräftigt Manuel Tusch, „nur<br />

eben an<strong>de</strong>rs.“ Zwei Jahre, sagen die<br />

Autoren, hätten sie für ihr Buch recherchiert.<br />

„Nur selten haben wir Menschen<br />

getroffen, die morgens in <strong>de</strong>r U-Bahn,<br />

> Sprach<strong>auf</strong>enthalte weltweit<br />

> Eurocentres erstellt für je<strong>de</strong>n Kursteilnehmer ein persönliches Lernprogramm.<br />

Neu in England : kostenloses Training für Bewerbungsschreiben und<br />

Vorstellungsgespräche in Englisch ab 6-wöchigem Kurs<br />

(letzter Kursbeginn 29.6.09).<br />

Eurocentres, Seestr. 247, 8038 Zürich, Tel. 0221 / 973 09 222<br />

team-<strong>de</strong>@eurocentres.com<br />

Die Stiftung Eurocentres ist eine Organisation <strong>de</strong>s<br />

Migros Kulturprozents. Die Gewinne wer<strong>de</strong>n in die<br />

Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Sprachunterrichts investiert.<br />

www.eurocentres.com<br />

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DIPLOMA HOCHSCHULE<br />

diploma.<strong>de</strong><br />

Präsenz- o<strong>de</strong>r Fernstudium (FH)<br />

Wirtschaft Jura<br />

Bachelor Medizinalfachberufe<br />

Physio.- , Ergotherapie, Altenpflege,<br />

Master<br />

Krankenpflege, Logopädie<br />

BBS<br />

staatliche Abschlüsse<br />

Ortstarif:<br />

Logopädie<br />

01801 / 500 555<br />

Ergo-, Physiotherapie<br />

Gestaltung (Grafik-Design)<br />

Mo<strong>de</strong>-Design Biologie BTA<br />

Pharmazie PTA<br />

Fachoberschule<br />

Berufliches Gymnasium<br />

Neu: Beruf einschl. Abitur<br />

BERND-BLINDOW-SCHULE<br />

Uni&Job<br />

DEFGH | Wissen, wie man weiterkommt | 17. Oktober 2009<br />

Packeis und Pinguin Justus wird Forscher und bohrt Löcher in <strong>de</strong>n Südpol<br />

Sackgasse Bachelor Wer Master wer<strong>de</strong>n will, muss viele Hür<strong>de</strong>n nehmen<br />

Tradition verpflichtet In Princeton studiert <strong>de</strong>r Club <strong>de</strong>r großen Lichter<br />

Der kleine Unterschied Wie man seinen Lebensl<strong>auf</strong> gekonnt <strong>auf</strong>peppt<br />

Wir bleiben treu Welche Firmen Talenten trotz Krise die Stange halten<br />

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Spezial: Uni & Job<br />

Nächster Erscheinungstermin:<br />

Samstag, 17. Oktober 2009<br />

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Freitag, 11. September 2009<br />

(Än<strong>de</strong>rungen vorbehalten)<br />

Spezial: Karrierestart<br />

Erscheinungstermin:<br />

Samstag, 27. Juni 2009<br />

Anzeigenschluss:<br />

Freitag, 12. Juni 2009<br />

Kontakt:<br />

Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung<br />

Anzeigenverk<strong>auf</strong> <strong>Stellenmarkt</strong><br />

Frau Melanie Pala<br />

Telefon (089) 21 83-83 75<br />

stellen-anzeigen@<strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>.<strong>de</strong><br />

Kontakt Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung<br />

Anzeigenverk<strong>auf</strong> <strong>Stellenmarkt</strong>,<br />

Fr. Melanie Pala<br />

Tel. (089) 21 83-83 75<br />

stellen-anzeigen@<strong>sued<strong>de</strong>utsche</strong>.<strong>de</strong>


Uni&Job arbeiten 33<br />

<strong>auf</strong> <strong>de</strong>m Weg zur Arbeit, ein glückliches<br />

Strahlen in ihren Augen hatten.“<br />

Das klingt erschreckend, eröffnet<br />

aber nach Kilz und Tusch Handlungsoptionen:<br />

Vom ersten Tag an, <strong>de</strong>n man<br />

im Job verbringt, soll man sich bemühen,<br />

die <strong>auf</strong>kommen<strong>de</strong>n Enttäuschungen<br />

wie ein Naturgesetz anzunehmen<br />

und wegzustecken. Gegen Dauerregen<br />

ist man ja auch machtlos. Zum motivatorischen<br />

Ausgleich legt man sich, je<br />

nach Temperament und Bankkonto,<br />

eine heruntergekommene Datsche zu<br />

o<strong>de</strong>r beginnt eine Doktorarbeit. „Was<br />

auch immer Sie in Ihrem Job stört, wer<br />

auch immer Sie an Ihrem Arbeitsplatz<br />

in <strong>de</strong>n Wahnsinn treibt: Bleiben Sie!“,<br />

beschwören Kitz und Tusch <strong>de</strong>n enttäuschten<br />

Einsteiger. „Die Stelle, die<br />

Sie haben, ist vermutlich die beste, die<br />

Sie je bekommen können.“<br />

Man darf gern und auch längere Zeit<br />

<strong>auf</strong> diesen Sätzen herumkauen. Aber<br />

sie sollten nicht wischfest <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />

Whiteboard im Büro vom Fatalismus<br />

<strong>de</strong>s Bewohners zeugen. Der Vorgesetzte<br />

könnte ins Grübeln kommen.<br />

Wer sich mit <strong>de</strong>r „So isses nun mal“-<br />

Variante schwer tut, kann <strong>de</strong>n zweiten,<br />

<strong>de</strong>n selbsttherapeutischen Weg ein-<br />

schlagen. Und darüber nach<strong>de</strong>nken,<br />

woher eigentlich die Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

mit <strong>de</strong>m Job kommt. Denn wenn die Ursache<br />

<strong>de</strong>r Frustration erkannt ist, kann<br />

man dagegen angehen. Streiche Datsche,<br />

streiche Dissertation. Der Anwalt<br />

und <strong>de</strong>r Coach halten <strong>de</strong>n zweiten<br />

Weg für die weitaus bessere Metho<strong>de</strong>.<br />

Sie geht kin<strong>de</strong>rleicht. Man muss sich<br />

nur überlegen, warum man ursprünglich<br />

genau <strong>auf</strong> diesen Beruf hin studiert<br />

hat o<strong>de</strong>r <strong>auf</strong> jenen Betrieb verfallen<br />

ist, in <strong>de</strong>m es jetzt so gar nicht klappen<br />

will, und dann <strong>de</strong>n Realismus-<br />

Die Erwartungen <strong>von</strong> Familie<br />

und Freun<strong>de</strong>n nerven<br />

stärker als angenommen<br />

Mo<strong>de</strong> aus heutiger Warte zuschalten.<br />

Hatte man das große Geld im Blick?<br />

Mehr als das Gehalt <strong>de</strong>s Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

dürfte kaum drin sein. Ging<br />

es um Status und Ansehen? Immer<br />

wird es jeman<strong>de</strong>n geben, <strong>de</strong>r einen<br />

noch höheren Status und noch mehr<br />

Ansehen genießt. Wollte man die Welt<br />

verbessern? Da bleibt <strong>de</strong>r Frust, Sisy-<br />

The Flagship Management Program<br />

for Tomorrow's Global Lea<strong>de</strong>rs<br />

Master of Arts HSG in Strategy and<br />

International Management – SIM<br />

� ���������� ����������: A rigorous aca<strong>de</strong>mic<br />

program, with personal <strong>de</strong>velopment and coaching,<br />

entirely taught in English.<br />

� � ������ ������������� ����������: Select stu<strong>de</strong>nts<br />

from 14 countries with a proven aca<strong>de</strong>mic record<br />

(GMAT: 640-780).<br />

� ������ ��������: A broad array of international<br />

exchange and double-<strong>de</strong>gree programs (e.g. CEMS<br />

MIM, Nanyang MBA).<br />

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graduation. Top starting salary, approximately € 70’000.<br />

University of St.Gallen | SIM Program | 9000 St.Gallen |<br />

Switzerland | www.sim.unisg.ch | sim@unisg.ch<br />

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now!<br />

phos lässt grüßen, lei<strong>de</strong>r ohnehin nicht<br />

aus. „Mit <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>alismus sind untrennbar<br />

beson<strong>de</strong>rs hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

sich selbst verbun<strong>de</strong>n – und lei<strong>de</strong>r auch<br />

beson<strong>de</strong>rs unrealistische Erwartungen<br />

an <strong>de</strong>n Arbeitsalltag und an Erfolgserlebnisse“,<br />

sagt Volker Kitz. „Oft tragen<br />

überzogene Erwartungen die Schuld<br />

daran, wenn man sich in seinem Job<br />

nicht wohl fühlt. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

bil<strong>de</strong>n sich bestimmte Grundvorstellungen:<br />

über das künftige Einkommen,<br />

über die Macht, über die Freiheit.<br />

Solange man noch nicht da ist, malt<br />

man sich das immer perfekt aus.“<br />

Als trübten die eigenen Erwartungen<br />

nicht schon genug <strong>de</strong>n Realitätssinn,<br />

so kommen auch noch die Ansprüche<br />

<strong>von</strong> Familie und Freun<strong>de</strong>n hinzu.<br />

„Du musst dich ständig verän<strong>de</strong>rn,<br />

darfst nicht stehenbleiben, dir keinen<br />

Stillstand erlauben, musst <strong>de</strong>n Traumjob<br />

fin<strong>de</strong>n“, zählt Kitz die Appelle <strong>auf</strong>,<br />

die ausgesprochen o<strong>de</strong>r insgeheim an<br />

Berufseinsteiger gerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

„Das ist in diesem Lebensabschnitt<br />

und auch danach kaum zu erreichen.<br />

Die Kunst besteht darin, seine Erwartungen<br />

mit <strong>de</strong>r Realität in Übereinstimmung<br />

zu bringen – aber nicht so zu sen-<br />

ken, dass man <strong>de</strong>motiviert wird.“ Die<br />

erste Frustphase im Job kommt etwa<br />

ein halbes Jahr nach Arbeitsbeginn. Gera<strong>de</strong><br />

dann, wenn man begriffen hat,<br />

wie <strong>de</strong>r Chef tickt und wohin <strong>de</strong>r Hase<br />

läuft. Jetzt schläft die Ernüchterung<br />

mit ganzer Kraft <strong>auf</strong> die anfängliche<br />

Begeisterung. Zuerst zweifelt man an<br />

Konfuzius sagt: Suche dir<br />

eine Arbeit, die du liebst, und<br />

du wirst keinen Tag arbeiten<br />

seiner Entscheidung, dann womöglich<br />

an sich selbst. Wie weicht man <strong>de</strong>r Depri-Falle<br />

aus? „Sich mit klarem Blick<br />

umschauen, wie es <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren geht“,<br />

rät Kitz, „aber nicht <strong>de</strong>nen, die schon<br />

seit 20 Jahren im Dauerfrust vor sich<br />

hin arbeiten, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n gleich jungen<br />

Kollegen und solchen, die auch<br />

noch nicht so lange dabei sind.“<br />

Als vorbeugen<strong>de</strong> Maßnahme könnte<br />

man auch mal wie<strong>de</strong>r die fernöstlichen<br />

Philosophen studieren. „Suche dir eine<br />

Arbeit, die Du liebst“, empfiehlt Konfuzius,<br />

„und du brauchst keinen einzigen<br />

Tag zu arbeiten.“<br />

Master-Studium<br />

neben <strong>de</strong>m Beruf<br />

Hochschulstudienzentren in Aachen | Berlin | Bonn | Bremen | Dortmund | Duisburg |<br />

Düsseldorf | Essen | Frankfurt a. M. | Hamburg | Kassel | Köln | Leipzig | Mannheim |<br />

Marl | München | Neuss | Nürnberg | Siegen | Stuttgart und Luxemburg<br />

Graduate<br />

School<br />

MBA Master of<br />

Business Administration<br />

Master of Laws (LL.M.)<br />

Master of Arts (M.A.)<br />

IN DEN STUDIENRICHTUNGEN<br />

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34 staunen Uni&Job<br />

Blubb, ich bin ein Schlauberger<br />

In je<strong>de</strong>m Seminar hockt min<strong>de</strong>stens einer dieser eloquenten Guidos, die einen in Angststarre versetzen.<br />

Dagegen hilft nur eines: selber lernen, wie man heiße Luft produziert<br />

Von Christina Wächter<br />

Wer nicht schon nach <strong>de</strong>m ersten Uni-<br />

Besuch völlig eingeschüchtert ist (so viel<br />

Geist und Geschichte, so schöne Treppengelän<strong>de</strong>r,<br />

so intelligent aussehen<strong>de</strong><br />

Kommilitonen), <strong>de</strong>n erwischt es normalerweise<br />

in <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Proseminars.<br />

Nicht nur steht da vorne ein<br />

echter Professor mit Krei<strong>de</strong> am Ellbogen<br />

und einem perfekt abgenutzten Tweed-<br />

Jackett; auch die Mitseminaristen erscheinen<br />

so klug und man selbst im Gegensatz<br />

dazu gera<strong>de</strong>zu min<strong>de</strong>rbemittelt.<br />

In meinem Fall hatte dieses Proseminar<br />

<strong>de</strong>n Titel „Einführung in die Sprachphilosophie<br />

I“. Im L<strong>auf</strong>e <strong>de</strong>r ersten zwei<br />

Stun<strong>de</strong>n verwan<strong>de</strong>lte ich mich in ein<br />

angststarres Kaninchen und erwog in<br />

<strong>de</strong>n dar<strong>auf</strong>folgen<strong>de</strong>n Tagen eine radikale<br />

Neufokussierung meines Lebens in<br />

Richtung Raumpflege o<strong>de</strong>r Systemgastronomie.<br />

Nie, niemals wür<strong>de</strong> ich das<br />

Niveau <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren erreichen können!<br />

Dass ich dann doch nicht gleich in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Woche mein Studium <strong>auf</strong>gab,<br />

verdanke ich einem Kommilitonen, <strong>de</strong>r<br />

bis heute nichts <strong>von</strong> seinem Einfluss <strong>auf</strong><br />

meine aka<strong>de</strong>mische L<strong>auf</strong>bahn weiß.<br />

Dieser junge Mann, nennen wir ihn<br />

Guido, re<strong>de</strong>te und re<strong>de</strong>te, und wenn<br />

<strong>de</strong>r Professor mal kurz zu Wort<br />

kam, dann nahm Guido das zum<br />

Anlass, noch ein bisschen mehr zu<br />

re<strong>de</strong>n. Guido erzählte nicht einfach<br />

o<strong>de</strong>r stellte Fragen, Guido<br />

stellte Behauptungen <strong>auf</strong> und erschien<br />

mir dabei überaus schlau,<br />

selbstbewusst und kompetent.<br />

Aus lauter Verzweiflung über<br />

meine eigene Dummheit und<br />

weil ich dank Guidos Re<strong>de</strong>schwall<br />

eh nicht viel notieren konnte, begann<br />

ich, seinen Ergüssen zuzuhören und stellte<br />

nach und nach fest, dass Guidos angebliche<br />

Superintelligenz, die ich ihm<br />

Stufe drei: <strong>de</strong>n Gegner durch<br />

stakkatoartiges Hervorbrüllen<br />

<strong>von</strong> Fachtermini ausschalten<br />

großzügig unterstellt hatte, vor allem darin<br />

bestand, die Sätze <strong>de</strong>s Dozenten fast<br />

wortlaut zu wie<strong>de</strong>rholen und sie dabei<br />

als eigene Erkenntnisse zu verk<strong>auf</strong>en.<br />

Diese Einsicht traf mich wie ein Blitz:<br />

Neben <strong>de</strong>n zwei, drei wirklich schlauen<br />

Mitstu<strong>de</strong>nten saß eine Menge ganz normaler<br />

Menschen da neben mir in diesem<br />

Raum, die nicht intelligenter waren als<br />

ich. Sie beherrschten nur im Gegensatz<br />

zu mir schon eine wichtige Stu<strong>de</strong>nten-<br />

Disziplin: Sie konnten bluffen und betrieben<br />

diesen Sport mit einer bewun<strong>de</strong>rnswerten<br />

Ausdauer.<br />

Im L<strong>auf</strong>e meiner Feldstudien, die bis<br />

zum En<strong>de</strong> meines nicht gera<strong>de</strong> im<br />

Schnelldurchl<strong>auf</strong> absolvierten Studiums<br />

andauerten, stellte ich fest, dass es<br />

verschie<strong>de</strong>ne Formen <strong>de</strong>s Bluffens gibt,<br />

die sich in drei Hauptgruppen unterteilen<br />

lassen: Die Blen<strong>de</strong>r, die ihre Ahnungslosigkeit<br />

vorzüglich durch möglichst<br />

häufige Erwähnung ihrer Lebenserfahrungen<br />

überblen<strong>de</strong>n; die Ablenker,<br />

die je<strong>de</strong>s Thema immer wie<strong>de</strong>r <strong>auf</strong> die<br />

paar Fakten herunterbrechen, die sie<br />

herbeten können. Und die Fortgeschrit-<br />

Und dann fing ich an, haarsträuben<strong>de</strong> Behauptungen <strong>auf</strong>zustellen. Das stärkte mein Selbstbewusstsein.<br />

tenen, die durch stakkatoartiges Hervorbrüllen<br />

<strong>von</strong> Fachtermini <strong>de</strong>n Gesprächspartner<br />

zur Verzweiflung und dazu bringen,<br />

die Kommunikation abzubrechen.<br />

Und dann begann ich irgendwann,<br />

selbst zu bluffen. Wenn mir nach Mitarbeit<br />

war, mel<strong>de</strong>te ich mich zu Wort, verwen<strong>de</strong>te<br />

pro Satz drei Fachbegriffe, die<br />

ich abends kurz vor <strong>de</strong>m Schlafen im<br />

Fremdwörterlexikon nachgeschlagen<br />

hatte, und kam damit durch. Immer.<br />

Bluffen brachte mich weiter, es half<br />

mir, mein Selbstbewusstsein <strong>auf</strong>zupolieren,<br />

und vor allem fühlte ich mich<br />

wie eine wirkliche Stu<strong>de</strong>ntin. Und auch<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Uni konnte ich <strong>auf</strong> einmal<br />

beim Erwachsenenspiel mitmachen.<br />

In Diskussionen mit Freun<strong>de</strong>n stellte<br />

ich haarsträuben<strong>de</strong> Behauptungen <strong>auf</strong>,<br />

in Kneipenrun<strong>de</strong>n spielte ich mentales<br />

Armdrücken mit an<strong>de</strong>ren Schlaubergern,<br />

und in Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen mit<br />

Vorgesetzten blieb ich ebenfalls erstaunlich<br />

ruhig. Denn ich wusste, dass wir alle<br />

nur ein Spiel spielen: „So tun als ob“ ist<br />

eine <strong>de</strong>r häufigsten Verhandlungsstrategien<br />

im Erwachsenenleben. Wir tun so,<br />

als wären wir reizend und strotzten nur<br />

so vor Charme und Witz, wenn wir einen<br />

Menschen dazu bringen wollen, uns zu<br />

Illustration: Sylvia Neuner<br />

lieben. Wir tun so, als hätten wir alles im<br />

Griff, wenn <strong>de</strong>r Chef am Schreibtisch<br />

vorbeikommt, auch wenn wir in Wahrheit<br />

in <strong>de</strong>r letzten halben Stun<strong>de</strong> nicht<br />

mal ein lächerliches Solitär-Spiel gegen<br />

<strong>de</strong>n Computer gewonnen haben. Wir tun<br />

so, als wüssten wir, wie das mit <strong>de</strong>m Erwachsensein<br />

funktioniert, obwohl wir in<br />

Wahrheit vor lauter Angst vor <strong>de</strong>m Arzt,<br />

<strong>de</strong>m Finanzamt und <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

nachts nicht schlafen können. Denn wir<br />

haben keine Alternative. Wir müssen so<br />

lange tun als ob, bis wir es uns selbst<br />

glauben. Dann können wir es vielleicht<br />

irgendwann wirklich.


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