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MBZ Ausgabe 09/2009 - Zahnärztekammer Berlin

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Bundestagswahl<br />

Am 27. September wird gewählt. Haben Sie Ihre<br />

Wahlentscheidung schon getroffen? Als Unterstützung werden wir Ihnen<br />

mit dem nächsten Rundschreiben die Wahlaussagen der derzeit im Bundestag<br />

vertretenen Parteien zur Gesundheitspolitik präsentieren.<br />

Was immer man sich von dieser Wahl verspricht, je nach politischer<br />

Einstellung und Ausrichtung, ein Wunsch eint wohl alle: Bitte keine<br />

Fortsetzung dieser großen Koalition!<br />

Aber noch befinden wir uns im Wahlkampf, die Zeit der Versprechungen<br />

ist wieder da. Obwohl die Bundesrepublik vor den Auswirkungen<br />

der schärfsten Rezession der Nachkriegszeit steht, führen die<br />

Parteien einen Wahlkampf, „als hätten sie im Keller eine Goldmine entdeckt“,<br />

so Der Spiegel. Union und FDP stellen Arbeitnehmern und Selbständigen<br />

höhere Freibeträge für die Altersvorsorge und Geringverdienern<br />

höhere Renten in Aussicht. Da wollen sich die Sozialdemokraten<br />

nicht lumpen lassen. Sie wollen die Altersteilzeit verlängern und die Prävention<br />

im Gesundheitswesen ausbauen. Ganz nebenbei will Herr Steinmeier<br />

4 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen und damit bis 2020 für<br />

Vollbeschäftigung sorgen. Wenn er denn gewählt werden sollte.<br />

Das Problem ist nur, dass alle Versprechungen im Widerspruch zur absehbaren<br />

Finanzentwicklung stehen.<br />

Spätestens im nächsten Jahr ist ein scharfes Sparprogramm fällig und<br />

es ist sehr fraglich, ob eine neue Regierung um tiefe Einschnitte im sozialen<br />

Netz herumkommen wird. Denn steigende Arbeitslosenzahlen<br />

bedeuten nicht nur Mehrausgaben für die Arbeitslosenversicherung,<br />

sie lassen Steuereinnahmen schrumpfen genauso wie die Beiträge für<br />

die Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung. Dabei wird der<br />

Umbau der gesetzlichen Krankenversicherung unter dem Dach des Gesundheitsfonds<br />

besonders prekär. Jetzt geht dem Fonds das Geld aus<br />

und die nächste Regierung steht vor dem Dilemma, akzeptieren zu<br />

müssen, dass entweder die Kassen Zusatzbeiträge erheben oder aber<br />

man dem Drängen auf höhere Steuerzuschüsse nachkommt.<br />

Eine wesentliche Grundlage für den wachsenden Finanzierungsbedarf<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung ist die Auswirkung der demographischen<br />

Entwicklung auf die Morbidität, als da sind: die Zunahme<br />

an Diabetes, Schlaganfällen, Herzinfarkten, Krebserkrankungen<br />

und Demenzfällen. Eine gleichlaufende Entwicklung ist bei<br />

der Pflegebedürftigkeit zu beobachten. Deshalb ist die Diskussion über<br />

Art und Umfang des Leistungskataloges der GKV in vollem Gange,<br />

spätesten seit dem Deutschen Ärztetag im Mai. Denn, dass es zu Leistungseinschränkungen<br />

keine Alternative geben wird, gleichgültig wie<br />

man sie bezeichnet, Budgetierung, Rationierung oder Priorisierung,<br />

dürfte niemand ernsthaft bezweifeln.<br />

Die Ausgangssituation ist allerdings schwierig. Wer immer dieses<br />

Thema anspricht, wird umgehend der sozialen Demontage bezich-<br />

tigt. „In Deutschland fehlt eine sachbezogene Diskussionskultur im<br />

Gegensatz zu anderen Ländern, in denen emotionslos darüber diskutiert<br />

wird, dass Einschränkungen un- vermeidlich sind“, stellt Prof.<br />

Dr. Fritz Beske vom Institut für Gesundheits-System-Forschung in<br />

Kiel fest.<br />

Die Zahnärzte sind, anders als die Ärzte, in dieser Diskussion gut<br />

aufgestellt, nachdem die VV der KZBV im Sommer die „Perspektive<br />

Mundgesundheit – Ziele und Konzepte für die Weiterentwicklung<br />

der vertragszahnärztlichen Versorgung“ (vgl. zm - Zahnärztliche<br />

Mitteilungen Nr. 14/20<strong>09</strong>) beschlossen hat.<br />

So steht die nächste Regierung vor einer Reformaufgabe, wie sie schon<br />

lange kein Kabinett mehr zu bewältigen hatte. Ob unter diesen Bedingungen<br />

tatsächlich bald eine Ost-West-Angleichung bei den Zahnärzten<br />

stattfinden wird, wie versprochen, muss wohl eher kritisch gesehen<br />

werden.<br />

Eine neue GOZ wird aber kommen, vielleicht der vorliegende Referentenentwurf.<br />

Ich tippe eher auf einen Mix aus HOZ der Bundeszahnärztekammer<br />

und Referentenentwurf des BMG, damit sich alle Parteien<br />

darin wieder finden können. Das wird aber auch von der Neubesetzung<br />

im BMG – CDU, FDP oder SPD (?) – abhängen.<br />

Auch die elektronische Gesundheitskarte wird kommen, in <strong>Berlin</strong><br />

wohl erst Anfang 2011 – wieder eine dieser Reformen, die für die<br />

Zahnärzte außer Kosten für eventuell neue Hard- und Software nichts<br />

bringen wird.<br />

Und ebenfalls bis 2011 wird das leidige Thema „Qualitätsmanagement“<br />

in unseren Praxen eingeführt werden müssen. Die Anforderungen<br />

sind zwar überschaubar, erfordern aber wieder zusätzlichen<br />

Arbeitsaufwand, und zwar unbezahlten!<br />

Bleibt die Frage nach dem Erhalt von KVen und KZVen. Allen Unkenrufen<br />

zum Trotz werden sie nach meiner Einschätzung weiter bestehen<br />

bleiben. Denn durchgehend ist allen Akteuren auf der gesundheitspolitischen<br />

Bühne klar, dass KVen und KZVen nicht so schlecht sind, wie sie<br />

von den jeweils im Amt befindlichen Gesundheitsministern/innen von<br />

Blüm bis Schmidt dargestellt werden – ganz im Gegenteil!<br />

Welche Partei sollte man also wählen? Ganz gleich, mit welcher Partei<br />

Sie sympathisieren, der Einwand von Daniel Bahr, gesundheitspolitischer<br />

Sprecher der FDP, ist schwer zu widerlegen, wenn er die Bilanz<br />

der Großen Koalition in der Gesundheitspolitik als „verheerend“<br />

bezeichnet. Das gilt für die letzten 20 Jahre allerdings genauso! Und<br />

da hatten wir Gesundheitsminister von der CDU, der CSU, den Grünen<br />

und der SPD. Von der FDP gab es noch keinen. Vielleicht war das<br />

auch besser so. Vielleicht bekommen wir aber jetzt einen. Ich wünsche<br />

Ihnen eine gute Wahl!<br />

Ihr Jörg-Peter Husemann<br />

E d i t o r i a l<br />

<strong>MBZ</strong> Heft 9 20<strong>09</strong> 1

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