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MBZ Ausgabe 09/2009 - Zahnärztekammer Berlin

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Aktuelle Aspekte zur Sinusbodenelevation<br />

Das Einbringen enossaler Implantate im Oberkieferseitenzahnbereich<br />

ist häufig auf Grund atrophischer Kieferverhältnisse<br />

erschwert. Neben dem vertikalen und horizontalen Knochenverlust<br />

durch Atrophie des zahnlosen Kieferkamms tritt die<br />

Ausdehnung der Kieferhöhle in die zahnlosen Kieferabschnitte,<br />

so dass häufig ein nur wenige Millimeter dicker Knochen verbleibt.<br />

Das Einbringen von Implantaten ist dann zunächst nicht möglich.<br />

Zur radiologischen Diagnostik sind eine Panoramaschichtaufnahme<br />

und eine Nasennebenhöhlenaufnahme erforderlich. Eine<br />

Computertomographie oder DVT wird in den Fällen benötigt, in<br />

denen auf konventionellen Aufnahmen keine eindeutige Diagnose<br />

gestellt werden kann.<br />

Seit der Erstbeschreibung durch Boyne und James (1980) stellt<br />

die Sinusbodenelevation (Sinuslift) die Methode der Wahl dar,<br />

um im atrophierten Oberkieferseitenzahnbereich Implantate einbringen<br />

zu können. Nach Ablösen von Schleimhaut und Periost<br />

wird mit einer diamantierten Fräse ein Fenster in die faziale Kieferhöhlenwand<br />

präpariert, ohne Periost und Kieferhöhlenschleimhaut<br />

(Schneider’sche Membran) zu verletzen. Anschließend wird<br />

die Kieferhöhlenschleimhaut vom Knochen abgelöst, um ein Lager<br />

zum Einbringen von Knochen bzw. Knochenersatzmaterial im<br />

Recessus alveolaris zu schaffen. Sollte es zu einer Perforation der<br />

Kieferhöhlenschleimhaut kommen, wird diese mit einer resorbierbaren<br />

Membran abgedeckt.<br />

Unter den Augmentationsmaterialien gilt autologer Knochen als<br />

Goldstandard (Khouri 1999), allerdings haben sich Knochenersatzmaterialien<br />

als gleichwertiges Augmentationsmaterial etabliert.<br />

Es handelt sich um Biomaterialien, in die der Knochen einwachsen<br />

kann (Osteokonduktion). Diese Knochenregeneration geht von<br />

den freiliegenden Knochenflächen des Recessus alveolaris aus, im<br />

Laufe von 6 – 9 Monaten kommt es dann zur völligen Verknöcherung<br />

des eingebrachten Materials. Anschließend ist das Einbringen<br />

von enossalen Implantaten problemlos möglich (Abb.).<br />

a b c<br />

a Ausgeprägte Ausdehnung der Kieferhöhle in den Alveolarfortsatz<br />

nach lange Jahre zurückliegendem Verlust von 26,<br />

kieferorthopädische Aufrichtung von 27. Die Knochendicke<br />

beträgt weniger als 3 mm.<br />

b Teilweise knöchern durchbautes Knochenersatzmaterial,<br />

4 Monate postoperativ.<br />

c Vollständig verknöchertes Knochenersatzmaterial und regelrecht<br />

eingeheiltes Implantat, etwa 1 Jahr nach Behandlungsbeginn.<br />

Sofern der Alveolarknochen noch 4 – 5 Millimeter dick und ausreichend<br />

stabil ist, um eine Primärstabilität von Implantaten zu<br />

gewährleisten, kann auch ein einzeitiges Vorgehen gewählt werden.<br />

Nach Präparation des fazialen Fensters und Ablösen der<br />

Kieferhöhlenschleimhaut werden in üblicher Weise Implantate<br />

eingebracht, die zunächst frei in das neu geschaffene Lager<br />

ragen. Der verbliebene Hohlraum wird mit autologem Knochen<br />

oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Die Implantate sind dann<br />

nach 6 Monaten belastbar.<br />

Fehlen nur wenige Millimeter Knochenhöhe im Seitenzahnbereich,<br />

ist auch ein interner Sinuslift ohne Eröffnung der fazialen<br />

Kieferhöhlenwand möglich. Dabei wird die Kavität zur Aufnahme<br />

des Implantates bis auf die dünne Kortikalis des Kieferhöhlenbodens<br />

präpariert, diese wird anschließend mit geeigneten<br />

Hohlmeißeln angehoben. Bei Bedarf kann in die geschaffene<br />

Kavität Knochenersatzmaterial oder Spongiosa eingebracht werden.<br />

Eine endoskopische Kontrolle ist möglich.<br />

Die Sinusbodenelevation ist in der modernen Implantatprothetik<br />

unverzichtbar, da es so in den meisten Fällen gelingt, auch im<br />

atrophen Oberkieferseitenzahnbereich ausreichend belastbare<br />

Implantate einzubringen.<br />

Literatur<br />

Boyne, P. J., James, R. A.:<br />

Grafting of the maxillary sinus floor with autogenous marrow<br />

and bone. J Oral Surg 1980, 38 (613 – 616)<br />

Khouri, F.:<br />

Augmentation of the sinus floor with mandibular bone block<br />

and simultaneous implantation. A 6 year clinical investigation.<br />

Int J Oral Maxillofac Implant<br />

1999, 14 (557 – 564)<br />

Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Michael Herzog<br />

Von 1968 bis 1973 Studium der Zahnheilkunde | Von<br />

1972 bis 1977 Studium der Medizin | Von 1979 bis<br />

1983 Weiterbildung zum Arzt für Mund-Kiefer-<br />

Gesichtschirurgie, Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie<br />

der Universität zu Köln | 1980 Promotion<br />

zum Dr. med. dent. | 1981 Promotion zum Dr. med.<br />

| Von 1983 bis 1985 Erwerb der Zusatzbezeichnung<br />

„Plastische Operationen“ an der Klinik für Mund-<br />

Kiefer-Gesichtschirurgie der Universität zu Köln<br />

(Prof. Dr. Dr. H.-D. Pape) | Von 1985 bis 1997<br />

leitender Oberarzt an der Klinik für Mund-Kiefer-<br />

Gesichtschirurgie der Technischen Universität<br />

München (Prof. Dr. Dr. H.-H. Horch) | 1989 Habilitation<br />

| Seit 1997 Chefarzt der Klinik für Mund-Kiefer-<br />

Gesichtschirurgie des Unfallkrankenhauses <strong>Berlin</strong><br />

Mit der Lupenbrille auf Du & Du<br />

4037.0 12.<strong>09</strong>.20<strong>09</strong> <strong>09</strong>:00-14:00<br />

Weitere Infos für Fortbildung: www.pfaff-berlin.de<br />

<strong>MBZ</strong> Heft 9 20<strong>09</strong><br />

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