MBZ Ausgabe 09/2009 - Zahnärztekammer Berlin

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s ta n d E s p o l i t i K 22 Was bedeuten diese Regelungen für Struktur und Weiterentwicklung des Gesundheitswesens? Ergebnis: Fehlanzeige! 3. Prognose. In der heutigen Zeit sollte im Gesundheitswesen kein Gesetz mehr verabschiedet werden, dass sich nicht an den Anforderungen an eine künftige Gesundheitsversorgung und damit an der Zukunft orientiert. Dies gilt in erster Linie für die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Gesundheitsversorgung einschließlich des erforderlichen Fachpersonals und auf die vorhersehbaren Kosten dieser Entwicklung. Die Anforderungen, die auf das Gesundheitswesen zukommen, sind erheblich. Und was enthält das GKV-WSG zu dieser Problematik? Ergebnis: Fehlanzeige! Schlussfolgerung Die Politik und der Gesetzgeber messen mit zweierlei Maß. Sie fordern und verordnen für alle Bereich des Gesundheitswesens Ehrlichkeit, Transparenz mit Offenlegung aller Daten, sie fordern Qualität und verordnen Kontrolle. Sie fordern Kostenkontrolle und Kostendämpfung, verursachen aber gleichzeitig über Der Senat von Berlin hat offenbar nur vorsorglich einen Streit über Sonntagsarbeit in Arztpraxen vom Zaun gebrochen, wie aus einer kleinen Anfrage des CDU-Abgeordneten Mario Czaja im Berliner Abgeordnetenhaus hervorgeht. Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz in Arztpraxen seien ihm bisher in keinem einzigen Fall bekannt geworden. Die Frage des CDU-Abgeordneten, ob es Beschwerden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wegen der Nichteinhaltung des Sonntagsarbeitsverbotes in Arztpraxen gegeben habe, musste der Staatssekretär in der Senatsgesundheitsverwaltung, Benjamin Hoff (Die Linke), verneinen: „Auf Nachfrage teilte das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LAGetSi) mit, dass keine Beschwerden von Beschäftigten aus Arztpraxen vorliegen.“ Diese Aussage sei „jedoch noch kein sicheres Zeichen dafür, dass nicht gegen Arbeitszeitvorschriften verstoßen wird“. Beschwerden über solche Vorstöße gingen aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes anonym ein und „bei sehr kleinen Arbeitseinheiten wie den Artpraxen kann das LAGetSi als Ordnungsbehörde diese Anonymität jedoch nicht sicherstellen.“ usnahmen im Gesundheitsbereich In seiner Antwort ging der Staatssekretär auf die Bedeutung der Arbeitsruhe an Sonntagen ein. Das Arbeitszeitgesetz weise als Ziele die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Arbeitszeitgestaltung sowie „die Sonntage und die staatlich an- MBZ Heft 9 2009 immer neue Vorschriften und Verfahrensregeln neue Kosten. So beträgt der Mehraufwand allein der KV Westfalen-Lippe für die Umsetzung der im SGB V auf 10 Seiten bis ins letzte Detail geregelten Honorarreform 1,3 Millionen Euro jährlich. Sie verlangen Bürokratieabbau und verdrängen, dass sich in aller Regel Verwaltungen ihre Aufgaben nicht selber suchen, sondern Einrichtungen zur Umsetzung gesetzlicher Vorschriften oder anderer Vorgaben sind. Wer von der Politik Bürokratieabbau fordert, kann Vorbild dadurch sein, dass gesetzliche Reglungen und Verwaltungsvorschriften zurückgenommen werden. Nur so gewinnt die Forderung nach Bürokratieabbau an Ehrlichkeit und verspricht Aussicht auf Erfolg. Es gilt nahezu ohne Ausnahme, dass nichts von den Forderungen, die an Dritte gestellt werden, im eigenen Zuständigkeitsbereich umgesetzt wird. Die Politik und der Gesetzgeber messen mit zweierlei Maß, auch ein Grund für die zunehmende Politikverdrossenheit. Prof. Dr. Fritz Beske Anmerkung der MBZ-Redaktion: Prof. Dr. med. Fritz Beske ist Leiter des Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel. Streit über Sonntagsöffnungen nur vorsorglich angezettelt erkannten Feiertage als Tage der Arbeitszeitruhe“ aus. Von diesen Grundsätzen könne nur ausnahmsweise im öffentlichen Interesse abgewichen werden. Im Arbeitszeitgesetz gebe es daher einen Katalog mit jenen Tätigkeitsbe- Mario Czaja reichen, für die anerkanntermaßen ein öffentliches Interesse für eine Beschäftigung an Sonn- und Feiertagen bestehe, sofern diese Arbeiten nicht auf einen Werktag verschoben werden könnten. Dies seien im ambulanten Gesundheitsbereich Fälle, in denen Sachverhalte einer täglichen Behandlung oder Beobachtung bedürften, beispielsweise neben der Methadonabgabe insbesondere die palliativen Behandlungen von Karzinompatienten sowie die Home-Care-Versorgung. Reinhold Schlitt Anmerkung der MBZ-Redaktion: Dieser Artikel wurde in gekürzter Fassung mit freundlicher Genehmigung von der KV Berlin übernommen. Wir berichteten in der MBZ Heft 6 Juni 2009 über dieses Thema.
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