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2010 - Gfiarig

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Die Zillertaler Wanderhändler (Teil 2)<br />

Armut und Not, vielleicht aber<br />

auch der sprichwörtlich angeborene<br />

Geschäftssinn der Zillertaler<br />

waren es, die bereits<br />

im 17. Und 18. Jhdt. junge Leute<br />

aus dem Tal als Wanderhändler<br />

in viele europäische Länder<br />

lockten. Neben den Handschuhverkäufern<br />

(siehe „gfiarig“ Ausg.<br />

16) waren es vor allem die „Ölträger“,<br />

die sich einen Namen<br />

machten.<br />

Von „Ölverlegern und Ölträgern“:<br />

Der ehemalige Feldarzt des<br />

Salzburger Erzbischofs, Peter<br />

Schragl, ließ sich 1685 in Kal-<br />

tenbach nieder. Das Patent der<br />

Landesherren erlaubte ihm die<br />

Herstellung von „Hausmitteln“.<br />

Er beherrschte die Kunst, aus<br />

Kräutern wie Lavendel, Rosmarin,<br />

Melisse oder auch aus<br />

Wacholder und Tannenzapfen<br />

Essenzen zu pressen und destillieren,<br />

um daraus Salben, Tinkturen<br />

und Öle herzustellen.<br />

Da diese Produkte im In- und<br />

Ausland reißenden Absatz fanden,<br />

bemühten sich bald mehrere<br />

Landsleute, die Destillierkunst<br />

zu erlernen, um ebenfalls ein<br />

Herstellerpatent zu erhalten.<br />

Nikolaus Prechtl aus Schlitters<br />

war mit seiner „Asanckh-, Kien-<br />

und Tamarisken Ölprennerei“ um<br />

1768 einer der erfolgreichsten<br />

„Ölverleger“ (Erzeuger).<br />

Zu den vorher genannten Kräutern<br />

kamen bald Beigaben wie<br />

Mohnextrakte, Nelken, Honig,<br />

Holunder, Kamille aber auch exotische<br />

Ingredienzen wie Skorpione<br />

und Kröten.<br />

„Theriak“, als „Mithridat“ verkauft<br />

(benannt nach König<br />

Mithridates), erwies sich als das<br />

erfolgreichste Produkt der Ölverleger.<br />

Mit diesen Mitteln also wanderten<br />

zahlreiche Zillertaler Hausierer<br />

mit ihrer Öltruhe -„einem<br />

viereckigen koffermäßigen roth<br />

oder grün gestrichenen Schrank<br />

von einem Fuß Tiefe, der an Bän-<br />

Regional, seit<br />

Jahrzehnten bewährt!<br />

Handweberei Waldner<br />

52 53<br />

Flugblatt eines Zillertaler Ölträgers, Titelblatt<br />

„Die lustige Melancholie“, 1775. TLM<br />

dern auf dem Rücken hing“ - weit<br />

übers Land und boten meist singend<br />

ihre Ware an.<br />

Freilich mischte manch gar<br />

zu Tüchtiger unter ihnen auch<br />

selbsthergestellte fragwürdige<br />

„Lebensessenzen“ unter die Heilmittel,<br />

wodurch das Gewerbe in<br />

Verruf gebracht wurde.<br />

Auch der medizinische Fortschritt<br />

im 19. Jhdt. dürfte dem<br />

Berufsstand zugesetzt haben.<br />

Trotz wiederholter Hausierverbote<br />

wurde der Ölhandel bis ca.<br />

1850 betrieben. Eine Apotheke<br />

in Schwaz soll sogar noch 1945<br />

„Skorpionöl“ verkauft haben.<br />

Literaturangabe: Schwazer Bezirksbuch<br />

und Pinzer: Zillertal, Tuxertal und Gerlostal<br />

Regionalität mit Qualität<br />

A-6274 Aschau<br />

Telefon +43 (0) 5282 / 2041<br />

www.handweberei-zillertal.at<br />

So lange der Vorrat reicht! | Teppich ohne Abbildung!

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