Korridore für Wildtiere in der Schweiz - Schweizer ...
Korridore für Wildtiere in der Schweiz - Schweizer ...
Korridore für Wildtiere in der Schweiz - Schweizer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Mensch überzieht unser Land mit e<strong>in</strong>em Netz von Verkehrswegen, das immer<br />
dichter wird. Mehr als 70'000 km National-, Kantons- und Geme<strong>in</strong>destrassen sowie<br />
5000 km Bahnl<strong>in</strong>ien ziehen sich durch die <strong>Schweiz</strong>. Wir nutzen dieses Netz täglich,<br />
es ist <strong>für</strong> uns Menschen lebenswichtig: 33 km legt <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er/die <strong>Schweiz</strong>er<strong>in</strong><br />
im Durchschnitt täglich zurück, zwei Drittel davon mit dem Auto. Das menschliche<br />
Verkehrsnetz ist unübersehbar, deutlich hörbar, sogar riechbar. Es gibt jedoch noch<br />
e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es <strong>für</strong> uns weitgehend unsichtbares Netz, das schon wesentlich älter ist als<br />
das Verkehrsnetz des Menschen und vor allem <strong>in</strong> den Dämmerungs- und Nachtstunden<br />
genutzt wird. Es ist das Netz <strong>der</strong> Wildwechsel, denn auch die Tiere können<br />
ohne Mobilität nicht überleben.<br />
Durch die e<strong>in</strong>gezäunten Autobahnen und durch Strassen mit hoher Verkehrsdichte,<br />
sowie durch Schnellbahnstrecken wird die <strong>Schweiz</strong> und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Mittelland<br />
zu e<strong>in</strong>em Tierpark mit Wildtiergattern. Die Mobilität <strong>der</strong> Tiere wird stark e<strong>in</strong>geschränkt<br />
und <strong>der</strong> Austausch zwischen Teilpopulationen wird verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Flächenverlust<br />
und Störungen durch die Verkehrswege verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n den Lebensraum<br />
zusätzlich. Mit je<strong>der</strong> neuen Autobahn o<strong>der</strong> Schnellbahnl<strong>in</strong>ie, die gebaut wird, werden<br />
diese Gatter noch kle<strong>in</strong>er. Die Teilpopulationen von e<strong>in</strong>zelnen <strong>Wildtiere</strong>n können<br />
<strong>in</strong> diesen Kompartimenten unter e<strong>in</strong>e kritische Grösse fallen, die <strong>für</strong> das langfristige<br />
Überleben <strong>der</strong> Art notwendig wäre.<br />
Die Mobiltätsbedürfnisse <strong>der</strong> Tiere wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit bei <strong>der</strong> Planung<br />
von Verkehrswegen zuwenig berücksichtigt, obwohl Wildtierbiologen seit anfangs<br />
<strong>der</strong> 80er Jahre auf das Problem aufmerksam machten. Heute, da vor allem das Autobahnnetz<br />
weitgehend gebaut ist, besteht deshalb e<strong>in</strong> grosser Nachholbedarf: Das<br />
Verkehrsnetz <strong>der</strong> Tiere muss wie<strong>der</strong> durchgängig gemacht werden. Es braucht Planungsgrundlagen,<br />
um die wichtigsten Konfliktpunkte zu erkennen und die Sanierung<br />
und Erhaltung des nationalen Verkehrsnetzes <strong>der</strong> Tiere grossräumig zu planen.<br />
Das BUWAL hat deshalb 1996 die <strong>Schweiz</strong>erische Gesellschaft <strong>für</strong> Wildtierbiologie<br />
beauftragt, e<strong>in</strong>e Karte <strong>der</strong> überregional wichtigen <strong>Korridore</strong> und <strong>der</strong> Konfliktpunkte<br />
zu erstellen. Durchgeführt wurde die Arbeit von <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen<br />
Vogelwarte Sempach, die auf dem Gebiet Fauna-Verkehr über grosse und langjährige<br />
Erfahrung verfügt.<br />
Die nationalen und auch die <strong>in</strong>ternationalen Rechtsgrundlagen verpflichten den<br />
Bund und die Kantone, die Lebensräume von Fauna und Flora besser zu vernetzen.<br />
Die Isolation <strong>der</strong> Lebensräume wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren national und <strong>in</strong>ternational<br />
zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> wichtigsten Probleme im Naturschutz. Die neuen Kenntnisse über<br />
das nationale Netz <strong>der</strong> Wildtierkorridore fliessen deshalb auch <strong>in</strong> die Planung des<br />
„Nationalen Ökologie-Netzes“, welches den notwendigen Austausch <strong>für</strong> langfristig<br />
lebensfähige Tier-Populationen gewährleisten soll. Die <strong>Schweiz</strong> bildet mit ihrer<br />
zentralen Lage <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>en wichtigen Bestandteil des Pan-europäischen Ökologie-Netzes.<br />
Dieses wird von den Mitgliedsstaaten des Europarates im Rahmen <strong>der</strong><br />
Pan-europäischen Biodiversitäts-Strategie geplant, mit dem Ziel, heute vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
isolierte Lebensräume <strong>der</strong> europäischen Fauna wie<strong>der</strong> zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Zusammenfassung 7