Korridore für Wildtiere in der Schweiz - Schweizer ...
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Dieses Kapitel stellt anhand wissenschaftlicher Literatur die Diskussion um die<br />
Biotopvernetzung mittels <strong>Korridore</strong>n vor. Schwergewichtig werden mögliche Vorund<br />
Nachteile von <strong>Korridore</strong>n aufgezählt und Beispiele aus Experimenten, Felduntersuchungen<br />
und Modellierungen vorgestellt.<br />
Laut BLAB (1992) ist <strong>der</strong> Artenschwund nur durch Verstärkung <strong>der</strong> Schutzgebietsresp.<br />
Biotopverbundaktivitäten und durch flächendeckende Massnahmen wie z.B.<br />
grossräumige Extensivierungen zu stoppen. Unter den zehn allgeme<strong>in</strong>en Grundsätzen<br />
<strong>für</strong> die Biotopschutzplanung führt er Punkte auf, die <strong>Korridore</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren<br />
S<strong>in</strong>ne umfassen: So sollen <strong>in</strong> engem Verbund liegende Biotope den Genfluss<br />
erhalten, Raumbarrieren durch Trittste<strong>in</strong>biotope aufgehoben, Teillebensräume bei<br />
Mehrbiotopbewohnern vernetzt sowie Lebensraum- bzw. Wan<strong>der</strong>barrieren mittels<br />
<strong>Korridore</strong>n, Trittste<strong>in</strong>biotopen o<strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>hemmnisse wie<strong>der</strong> durchgängig<br />
gemacht werden. HEYDEMANN (1986) präzisiert den Biotopschutz <strong>für</strong> Arten<br />
mit den folgenden Doppelbiotop-Ansprüchen: (a) Brut- und Nahrungsbiotop, (b)<br />
Sommer- und Überw<strong>in</strong>terungsbiotop, (c) Jugend- und Erwachsenen-Biotop, (d)<br />
Trocken- und Nässephase-Biotop. Weiter führt er Strategien zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
ökologischen Barriere-Wirkung von landwirtschaftlichen Intensiv-Kulturen auf.<br />
Die Vor- und Nachteile von <strong>Korridore</strong>n beschreiben z.B. DAWSON (1994), NEW-<br />
MARK (1993), NOSS (1987, 1993), SIMBERLOFF & COX (1987) und SIMBERLOFF ET<br />
AL. (1992) zusammenfassend, jedoch unterschiedlich gewichtet. DAWSON (1994)<br />
untersucht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ausführlichen Bericht die dem Korridor-Konzept zu Grunde<br />
liegenden Theorien wie z.B. Inseltheorie, Metapopulationen, „M<strong>in</strong>imum Viable<br />
Populations“ o<strong>der</strong> Randeffekt aufgrund publizierter Literatur. Zudem h<strong>in</strong>terfragt er<br />
kritisch, ob <strong>Korridore</strong> Arten vor dem Aussterben retten o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> landschaftlichen<br />
Ebene funktionieren können. Er kommt zum Schluss, dass <strong>Korridore</strong> manchmal<br />
e<strong>in</strong>zelnen Tieren das Überleben ermöglichen können, <strong>in</strong>dem sie Zugang zu<br />
benötigten Ressourcen verschaffen. Zudem sollen Populationen von gewissen Tierund<br />
Pflanzenarten mittels Immigrationen erhalten und wan<strong>der</strong>nde Tiere <strong>in</strong> ihren<br />
saisonalen Bewegungen unterstützt werden können. Des Weiteren schlägt er vor,<br />
dass <strong>Korridore</strong> so breit und zusammenhängend wie möglich erhalten, verbessert<br />
o<strong>der</strong> vorgesehen werden sollen und dass ihre Struktur den Bedürfnissen <strong>der</strong><br />
Zielarten angepasst se<strong>in</strong> soll.<br />
Gemäss NEWMARK (1993) o<strong>der</strong> NOSS (1987, 1993) können die Vorteile von <strong>Korridore</strong>n<br />
<strong>in</strong> etwa wie folgt zusammengefasst werden: (a) <strong>Korridore</strong> erhöhen die E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsrate<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schutzgebiet. Die Biodiversität kann so erhalten resp. erhöht<br />
o<strong>der</strong> die Populationsgrösse bestimmter Arten erhöht und damit die Aussterbewahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Zudem können Inzuchtersche<strong>in</strong>ungen vermieden<br />
und damit die genetische Variabilität <strong>in</strong>nerhalb von Populationen erhalten werden.<br />
(b) <strong>Korridore</strong> können grössere Gebiete <strong>für</strong> Tierarten mit grossem Raumanspruch<br />
zur Nahrungssuche bereitstellen. <strong>Korridore</strong> bieten zudem (c) Schutz vor Prädatoren<br />
während Bewegungen zwischen isolierten Flächen, stellen (d) e<strong>in</strong>e Mischung von<br />
verschiedenen Habitaten und Sukzessionsstadien <strong>für</strong> Tierarten mit Ansprüchen an<br />
verschiedene Habitate während unterschiedlichen Aktivitäten o<strong>der</strong> Stadien ihrer<br />
3 Biotopvernetzung und <strong>Korridore</strong> 29