Korridore für Wildtiere in der Schweiz - Schweizer ...
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Ermöglichung von Ausbreitungsbewegungen. Die Erhaltung e<strong>in</strong>er möglichst grossen<br />
genetischen Variabilität ist e<strong>in</strong> erklärtes Ziel des Naturschutzes, da damit e<strong>in</strong><br />
Optimum <strong>der</strong> Anpassungsfähigkeit an verän<strong>der</strong>te Umweltbed<strong>in</strong>gungen, e<strong>in</strong>e maximale<br />
Überlebensfähigkeit <strong>der</strong> Art, das Fortbestehen evolutiver Vorgänge und e<strong>in</strong>e<br />
maximale Möglichkeit zur eventuellen Nutzbarkeit durch e<strong>in</strong>zelne Arten gewährleistet<br />
ist (PLACHTER 1991). Ausbreitung ist e<strong>in</strong>e evolutionär stabile Strategie, d.h. e<strong>in</strong>e<br />
sesshafte Population wird sich <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Ausbreitungsstragie h<strong>in</strong> entwikkeln,<br />
während e<strong>in</strong>e Population von Ausbreitern ke<strong>in</strong>e Tendenz haben wird, die<br />
Fähigkeiten zur Ausbreitung zu verlieren. Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlichen und stabilen Umwelten<br />
s<strong>in</strong>d gewisse Ausbreitungstendenzen feststellbar (BEGON ET AL. 1991). Ohne<br />
genaue Kenntnisse e<strong>in</strong>er Tierart unterschätzt man allgeme<strong>in</strong> die <strong>für</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zeltier<br />
und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Population m<strong>in</strong>imal erfor<strong>der</strong>liche Fläche. Wir geben hier<br />
deshalb e<strong>in</strong>en Überblick über den Raumbedarf verschiedener Tiergruppen aufgrund<br />
von Beobachtungen und Schätzungen.<br />
2.1 Aktionsräume<br />
Jede Tierart hat e<strong>in</strong>e spezifische, genetisch fixierte Raumorganisation, von <strong>der</strong> sie<br />
nur beschränkt abweichen kann. Viele e<strong>in</strong>heimischen Säugetiere leben ortstreu. In<br />
ihrem Heimgebiet brauchen sie Nahrungsplätze, Ruhezonen, Zufluchtsorte, Wasserstellen<br />
und Fortpflanzungsgebiete (siehe auch Abbildung 1). E<strong>in</strong>ige Tierarten<br />
benötigen ausgedehnte Streifgebiete. Iltis und Baummar<strong>der</strong> zum Beispiel nutzen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Raum von über 1'000 ha bald dieses, bald jenes Gebiet zur Nahrungssuche.<br />
E<strong>in</strong> Netz von Tierpfaden (im jagdlichen Sprachgebrauch Wildwechsel) verb<strong>in</strong>det<br />
diese Gebiete.<br />
Die Aktionsräume standorttreuer Tiere richten sich <strong>in</strong> ihrer Ausdehnung nach den<br />
örtlichen Verhältnissen. Die vom E<strong>in</strong>zeltier beanspruchte Fläche wird von <strong>der</strong> Lebensraumqualität,<br />
dem Nahrungsangebot und <strong>der</strong> Bestandsdichte bee<strong>in</strong>flusst. Untersuchungen<br />
zum Raumverhalten ergaben <strong>für</strong> verschiedenste Tierarten spezifische<br />
Aktionsradien, die nur von wan<strong>der</strong>nden Tieren überschritten werden. Aus den artspezifischen<br />
Aktionsdistanzen und <strong>in</strong>dividuellen Raumnutzungsmustern lässt sich<br />
die Grösse <strong>der</strong> Aktionsräume (home ranges) schätzen. In Abbildung 2 s<strong>in</strong>d die Aktionsräume<br />
<strong>für</strong> grössere Säugetiere angegeben. E<strong>in</strong>en hohen Raumbedarf haben<br />
unter an<strong>der</strong>em Tiere, die am Ende <strong>der</strong> Nahrungskette stehen. So werden z.B. <strong>in</strong><br />
BREITENMOSER (1995) <strong>für</strong> den Luchs, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelgängerisch lebt, Aktionsräume von<br />
10'000 bis 40'000 ha angegeben, wobei Extremwerte bis 180'000 ha erreicht werden.<br />
Dabei sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Kerngebiet von 5'000 bis 20'000 ha exklusiv genutzt zu werden.<br />
Intakte Sozialverbände von Wildschwe<strong>in</strong>en leben im Jura <strong>in</strong> Wohngebieten<br />
von rund 800 bis 3'000 ha (BAETTIG 1995). Bei den Angaben zum Dachs handelt es<br />
sich um den Raumbedarf e<strong>in</strong>er Sippe, die laut LÜPS & WANDELER (1993) bis ca. 12<br />
Individuen umfassen kann.<br />
Es ist das Ziel, nicht nur den Aktionsraum <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zeltiere o<strong>der</strong> Verbände zu erhalten,<br />
son<strong>der</strong>n überlebensfähige Populationen. Nimmt man M<strong>in</strong>imalzahlen, so ergibt<br />
2 Raumbedarf verschiedener Tierarten 23