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Korridore für Wildtiere in der Schweiz - Schweizer ...

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1.1 Ausgangslage<br />

<strong>Wildtiere</strong> müssen <strong>in</strong> ihrem Lebensraum verschiedene Bedürfnisse z.B. bezüglich<br />

Nahrung, Fortpflanzung, Sozialkontakt und Ruhe befriedigen können. Entsprechend<br />

nutzen Tiere verschiedenartige Teile ihres Lebensraumes im saisonalen Verlauf<br />

(Abbildung 1). Die Ansprüche, und damit die Wahl des Lebensraumes, variieren<br />

beträchtlich von Tierart zu Tierart, genauso wie die zwischen Ressourcen zurückgelegten<br />

Distanzen, die mehrere Meter bis Dutzende von Kilometern betragen können.<br />

Für langfristig überlebensfähige Populationen braucht es e<strong>in</strong>en Austausch von<br />

Individuen zwischen Teilen <strong>der</strong> Population. Damit können die genetische Variabilität<br />

erhalten o<strong>der</strong> erhöht und genügend grosse lokale Populationen gebildet werden.<br />

In grossflächigen Lebensräumen, wie sie früher <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heimischen Fauna zur Verfügung<br />

standen, konnten sich die <strong>Wildtiere</strong> über weite Strecken ausbreiten und<br />

überlebensfähige Populationen bilden.<br />

Im zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>t wuchsen die Siedlungen. Das Verkehrsnetz wurde <strong>in</strong><br />

den vergangenen 50 Jahren immer dichter, und die <strong>in</strong>tensive Nutzung <strong>der</strong> Landschaft<br />

schuf grossflächig tierfe<strong>in</strong>dliche Zonen zwischen noch naturnahen und ungestörten<br />

Gebieten. Die ökonomisch orientierte Erschliessung durch die Zivilisation<br />

machte auch vor den Gebirgsregionen nicht Halt. Hier drang <strong>der</strong> Erholungs- und<br />

Sportbetrieb <strong>in</strong> jüngster Zeit <strong>in</strong> die abgelegensten Naturgebiete vor. Intensive Bewirtschaftung<br />

und Nutzung reduzieren nicht nur die ökologische Qualität, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Fläche <strong>der</strong> Lebensräume <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heimischen Tiere auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum.<br />

Heute setzen also anthropogene Strukturen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Siedlungsgebiete und<br />

Verkehrswege, immer dichtere, markante Grenzen. Grossräumige naturnahe Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen den Lebensräumen, saisonale Wan<strong>der</strong>ungen auf angestammten<br />

Routen und Ausbreitungsbewegungen von Tieren wurden stark bee<strong>in</strong>trächtigt und<br />

an vielen Orten unterbrochen. Die flächige Besiedlung und Erschliessung führte <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zu e<strong>in</strong>er ausgeprägten Fragmentierung <strong>der</strong> Landschaft. Ehemals grosse,<br />

zusammenhängende Gebiete, wie sie <strong>Wildtiere</strong> mit grossem Raumbedarf (z.B. Rothirsch,<br />

Wildschwe<strong>in</strong> und Luchs) benötigen, wurden zerschnitten. Dies verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

die natürliche Ausbreitung wildleben<strong>der</strong> Tiere <strong>in</strong> erheblichem Ausmass. Auch<br />

standorttreue Tiere wie Reh, Feldhase und Dachs werden durch Strassen und Siedlungen<br />

sowie durch den Erholungsdruck <strong>in</strong> ihrer Bewegungsfreiheit zunehmend<br />

e<strong>in</strong>geschränkt. E<strong>in</strong>zig <strong>für</strong> die flugfähigen Vögel stellt sich das Problem <strong>der</strong> Fragmentierung<br />

durch Barrieren kaum. Das Problem <strong>der</strong> Ausbreitung und grossflächig<br />

vorhandener Lebensräume wird sich auch bei e<strong>in</strong>er spontanen Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />

durch Bär und Wolf stellen. Unabhängig von gewissen Problemen mit e<strong>in</strong>zelnen<br />

Arten aus Sicht <strong>der</strong> Forst- und Landwirtschaft muss langfristig aus Artenschutzgründen<br />

<strong>der</strong> Bestand und Lebensraum dieser Tiere gesichert bleiben.<br />

Die Problematik <strong>der</strong> Fragmentierung wird erst heute vertieft diskutiert. Die Gesetzte<br />

enthalten nur ansatzweise Massnahmen zur Gewährleistung <strong>der</strong> grossräumigen Vernetzung<br />

von Lebensräumen. Über die Gesetzgebung wurde bisher versucht, den<br />

Lebensraum- und Artenverlust aufzuhalten (NHG: Bundesgesetz über den Natur-<br />

1 E<strong>in</strong>leitung 19

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