Junges Altes Hagen

Junges Altes Hagen Junges Altes Hagen

06.12.2012 Aufrufe

24 GEDICHTE UND DÖNEKES Ich stehe am Strand und schaue aufs Meer, auf das weite unendliche Meer. Die Wellen gleiten über den Sand, ein ewiges hin und her. Ein Schiff zieht weit draußen seine Bahn. Wohin mag es fahren, wann kommt es an? Ist es beladen mit großer Fracht Oder ein Traumschiff in weißer Pracht? Wo die Menschen gerne den Alltag vergessen Und für eine Zeit das Schöne genießen. Träume am Meer Mich fröstelt, es ist kühler geworden, ein Gewitter zieht auf, dunkle Wolken von Norden. Wetterleuchten erscheint über’m Meer in der Ferne. Wie schade, ich bliebe doch noch zu gerne. So trete ich den Heimweg an Und denke noch sehr lange daran – An die Träume am unendlichen Meer Und hoffe, ich komme bald wieder her. Edith Brechtefeld Foto: Rosmarie Melchert Mein Lieblingsplatz ist der Felsen am Ort, ich sitze und träume so gerne dort. Dann schaue ich in die Tiefe hinein, da unten muß Atlantis sein, versunken im Meer vor viel tausend Jahren, weil die Menschen niemals zufrieden waren. Atlantis, diese wunderschöne Stadt, die das Meer restlos verschlungen hat. Im Sonnenschein seh’ ich die goldenen Spitzen Der Türme auf den Wellen wie Sterne blitzen.

GEDICHTE UND DÖNEKES Ännchen von Tharau Wenn deutsche Reisegruppen die Stadt Memel (heute Klaipeda) besuchen, führt sie die Stadtführerin auch auf den Theaterplatz. Mittelpunkt des Platzes ist der Simon- Dach-Brunnen mit der Figur eines jungen Mädchens. Der ostpreußische Barockdichter Simon Dach (1606 - 1659), der in Memel geboren wurde, sah die junge Frau bei ihrer Hochzeit mit einem Pastor in Königsberg und war von ihrer Schönheit so verzaubert, daß er sie in einem Gedicht verewigte: „Anke van Tharaw öß, de my geföllt, Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt“ reimte er im ostpreußischen Platt. Die junge Frau, die er so besang, heiratete in ihrem Leben noch zweimal, immer einen Pastor. Im Jahr 1778 übertrug Johann Gottfried Herder das Gedicht ins Hochdeutsche, wobei er dichterische Freiheit nahm. Auf dem Denkmal sind seine Verse verewigt. 1825 vertonte der Komponist Friedrich Silcher das Gedicht und schuf das Lied, das viele als Volkslied kennen. Ännchen von Tharau ist`s, die mir gefällt. Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz. Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut. Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, wir sind gesinnt beieinander zu stahn. Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung sein. Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut. Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, je mehr ihn Hagel und Regen anficht; so wird die Lieb’ in uns mächtig und groß durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth. Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! Würdest du gleich einmal von mir getrennt, lebtest dort, wo man die Sonne nicht kennt; ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer, durch Eisen und Kerker, durch feindliches Heer. Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! Geschäftstüchtige Einheimische verteilen Notenblätter mit deutschen Texten an die Besucher und begleiten auf dem Schifferklavier die Sängerinnen und Sänger. Text und Foto: Helmut Korte 25

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GEDICHTE UND DÖNEKES<br />

Ich stehe am Strand und schaue aufs Meer,<br />

auf das weite unendliche Meer.<br />

Die Wellen gleiten über den Sand,<br />

ein ewiges hin und her.<br />

Ein Schiff zieht weit draußen seine Bahn.<br />

Wohin mag es fahren, wann kommt es an?<br />

Ist es beladen mit großer Fracht<br />

Oder ein Traumschiff in weißer Pracht?<br />

Wo die Menschen gerne den Alltag vergessen<br />

Und für eine Zeit das Schöne genießen.<br />

Träume am Meer<br />

Mich fröstelt, es ist kühler geworden,<br />

ein Gewitter zieht auf, dunkle Wolken von Norden.<br />

Wetterleuchten erscheint über’m Meer in der Ferne.<br />

Wie schade, ich bliebe doch noch zu gerne.<br />

So trete ich den Heimweg an<br />

Und denke noch sehr lange daran –<br />

An die Träume am unendlichen Meer<br />

Und hoffe, ich komme bald wieder her.<br />

Edith Brechtefeld<br />

Foto: Rosmarie Melchert<br />

Mein Lieblingsplatz ist der Felsen am Ort,<br />

ich sitze und träume so gerne dort.<br />

Dann schaue ich in die Tiefe hinein,<br />

da unten muß Atlantis sein,<br />

versunken im Meer vor viel tausend Jahren,<br />

weil die Menschen niemals zufrieden waren.<br />

Atlantis, diese wunderschöne Stadt,<br />

die das Meer restlos verschlungen hat.<br />

Im Sonnenschein seh’ ich die goldenen Spitzen<br />

Der Türme auf den Wellen wie Sterne blitzen.

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