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Michael Gehler Finis Neutralität? - Archive of European Integration

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50<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Gehler</strong><br />

EWR kein Ziel mehr für sich, sondern nur noch eine Interimslösung. Bern<br />

war gezwungen, den acquis communautaire en bloc in den EWR-Vertrag<br />

zu übernehmen. Das traditionelle Konzept sektorieller Kooperation mit der<br />

EG - klassischer Bilateralismus - war damit durchlöchert. Nach einer leidenschaftlichen<br />

öffentlichen Debatte ergab der Schweizer „Volksentscheid“<br />

am 6. Dezember 1992 ein äußerst knappes Negativ-Ergebnis<br />

(50,3%) – die französische Westschweiz votierte mehrheitlich für, die<br />

deutschsprachige Ostschweiz tendenziell gegen den EWR, nachdem die<br />

eidgenössische Regierung am 20. Mai 1992 bereits ein Beitrittsgesuch in<br />

Brüssel deponiert hatte und damit mit ihrer EWR-Politik sehr unglaubwürdig<br />

geworden war. Nun hatte sie nichts erreicht: weder EWR noch EG! 129<br />

Für Jahre war damit das Thema EG-<strong>Integration</strong> in der Schweiz von der Tagesordnung<br />

abgesetzt. In jüngster Zeit flammte die EG-Debatte in der<br />

Schweiz über die Möglichkeit eines zweiten EWR, die Fortsetzung des Bilateralismus<br />

oder dem EU-Beitritt wieder auf. 130<br />

e) Österreich<br />

Mit dem Beitrittsantrag vom 17. Juli 1989 reagierte Österreich wie bisher<br />

auf Fortschritte im <strong>Integration</strong>sprozeß und versuchte dabei einen Ausschluß<br />

zu verhindern. Der Ballhausplatz orientierte sich nun an der neuen Vorgabe<br />

129 Peter Moser, Die schweizerische <strong>Integration</strong>spolitik 1986-1993, in: <strong>Gehler</strong>/<br />

Steininger (Hg.), Die Neutralen und die europäische <strong>Integration</strong> 1945-1995, S. 421-<br />

435, hier S. 422-428 und zur Vorgeschichte: Thomas Schwendimann, Wien drängt,<br />

Bern wartet ab. Unterschiedliche <strong>Integration</strong>skonzepte Österreichs und der Schweiz<br />

zwischen 1985 und 1989, in: <strong>Gehler</strong>/Steininger (Hg.), Österreich und die europäische<br />

<strong>Integration</strong>, S. 267-290; Ders., Herausforderung Europa. <strong>Integration</strong>spolitische<br />

Debatten in Österreich und in der Schweiz 1985-1989 (Europäische Hochschulschriften<br />

XXXI/236), Bern - Berlin - Frankfurt/Main - New York - Paris - Wien<br />

1993, S. 198-268; zur EWR-Problematik in der Schweiz ferner: Petra Huth-Spiess,<br />

Europäisierung oder „Entschweizerung“? Der Abstimmungskampf der Schweiz um<br />

den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum, Bern 1996; Laurent Goetschel,<br />

Zwischen Effizienz und Akzeptanz. Die Information der Schweizer Behörden im<br />

Hinblick auf die Volksabstimmung über den EWR-Vertrag vom 6. Dezember 1992,<br />

Bern 1999 und die konzise Zusammenfassung von Heinrich Christen, Die Schweiz<br />

– ein etwas anderer Weg nach Europa. Zur <strong>Integration</strong>sgeschichte eines Außenseiters,<br />

in: Neue Zürcher Zeitung, 30. Dezember 1999.<br />

130 Vgl. Artikel zur Schweizer Europapolitik in: Neue Zürcher Zeitung, 31. Mai 2000,<br />

2. Juni 2000 und 5. Juni 2000.

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