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Michael Gehler Finis Neutralität? - Archive of European Integration

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42<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Gehler</strong><br />

rungsunion leitete 114 , durch den EWG-Ministerrat im Februar 1971 und die<br />

Entscheidung, dieses Vorhaben Anfang der 80er Jahre zu realisieren, führten<br />

neben dem „Davignon-Bericht“, benannt nach Etienne Davignon, dazu,<br />

daß Stockholm von seinen Ambitionen abließ. Die Entscheidung fiel letztlich<br />

aus sicherheitspolitischen Gründen gegen eine Mitgliedschaft. Af<br />

Malmborg zieht die Schlußfolgerung, daß im Kontext der schwedischen<br />

EWG-Politik das Thema „Bewahrung der <strong>Neutralität</strong>“ der gemeinsame nationale<br />

Nenner blieb und einen identitätsstiftenden innerstaatlichen Konsens<br />

erzeugte. Dahinter standen auch ideologische Überlegungen und ein<br />

gewisser Ethnozentrismus. Nationale Selbstbestimmung stand über allem,<br />

während es an Identifikation für die Gemeinschaftsidee mangelte. Die Vorbehalte<br />

in der EG schienen damit bestätigt. So blieben als Alternativen nur<br />

die Freihandelsabkommen, die am 1. Januar 1973 in Kraft traten und im<br />

Falle Schwedens, der Schweiz und Österreichs immerhin eine Evolutivklausel<br />

enthielten, also zukünftige integrationspolitische Dynamisierungschancen<br />

<strong>of</strong>fenließen. 115<br />

d) Schweiz<br />

Nachdem für die Schweiz als klassischer Freihandelsnation enttäuschenden<br />

Ausgang der FHZ-Verhandlungen 1958 war es wenigstens gelungen, ein<br />

GATT-Beitrittsstatut auszuhandeln, für die Landwirtschaft galt jedoch nur<br />

ein provisorisches Reglement. Als EFTA-Mitglied blieb die Eidgenossenschaft<br />

dem Handelsliberalismus verhaftet. Parallel mit den übrigen EFTA-<br />

Neutralen koordinierten die Schweizer mit Österreichern und Schweden<br />

114 Siehe hierzu Robert Frank, Pierre Werner (Luxemburger Biographien 2), Luxembourg<br />

1988; Pierre Werner, Itinéraires luxembourgeois et européens, Evolutions et<br />

Souvenirs 1945-1985, Tome I-II, Luxembourg 1992.<br />

115 Af Malmborg, Sweden’s Long Road, S. 325-331, 334-336; Laut Paul Luif, Neutrale<br />

und europäische <strong>Integration</strong>. Neue Aspekte einer alten Problematik, ÖZP, Jg. 16,<br />

Heft 2 (1987), S. 117-131, hier S. 125, lehnte Stockholm im März 1971 wegen der<br />

verstärkten politischen Zusammenarbeit der EG zwar eine Vollmitgliedschaft ab,<br />

wünschte jedoch eine engere wirtschaftliche Kooperation auf der Basis einer Zollunion.<br />

Die Freihandelsverträge hätten den Erwartungen nicht entsprochen. Zur historischen<br />

nationalen und europäischen Identitätsentwicklung der peripheren, kleinen<br />

und neutralen Staaten weiterführend Wolfram Kaiser, Culturally Embedded

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