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Michael Gehler Finis Neutralität? - Archive of European Integration

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<strong>Michael</strong> <strong>Gehler</strong><br />

kunden und zwischen östlichen und westlichen Interessen einen Ausgleich<br />

finden. Der Zoll- und Handelsvertrag mit der EWG wurde erst am 5. Oktober<br />

1973 abgeschlossen, nachdem die übrigen bilateralen Abkommen zwischen<br />

EFTA-Staaten und der EG bereits in Kraft waren. Industrieller Freihandel<br />

war mit der prekären geostrategischen Lage des Landes vereinbar,<br />

da jegliche politische Bindung an die EG ausgeschlossen war (der Vertrag<br />

enthielt keine Evolutivklausel). Finnlands <strong>Neutralität</strong> wurde mit diesem<br />

Vertrag allerdings bereits auf die sicherheitspolitische Ebene reduziert, da<br />

auf außenwirtschaftlichem Feld bereits ein Vorstoß in die westliche Hemisphäre<br />

gelungen war. In den 70er Jahren blieb das Land dann integrationspolitisch<br />

aber Status quo-orientiert, um das Erreichte nicht zu gefährden,<br />

während es den KSZE-Prozeß maßgeblich förderte und die Bühne<br />

für die Schlußakte von Helsinki 112 bot.<br />

c) Schweden<br />

Schweden betrachtete seine <strong>Neutralität</strong>spolitik - ganz im Unterschied zu<br />

Finnland - weder für die EFTA-Mitgliedschaft noch für eine EWG-<br />

Annäherung als grundsätzliches Hindernis. Mikael af Malmborg zufolge<br />

war das Land aber von den „outer seven“ mit der EFTA-Lösung zunächst<br />

am meisten zufrieden. Handelsminister Gunnar Lange betrachtete 1960 die<br />

Stockholmer Konvention als wichtigstes Abkommen, das sein Land im 20.<br />

Jh. geschlossen hatte. Aus handelspolitischen Gründen war Schweden im<br />

Laufe der 60er Jahre jedoch gezwungen, seine Haltung zu modifizieren.<br />

Der irische, dänische und britische EWG-Beitrittsantrag von 1961 schufen<br />

Handlungsbedarf. Bis dato war ein Drittel der schwedischen Ausfuhr in den<br />

„Gemeinsamen Markt“ gegangen. Sollten die drei genannten Länder plus<br />

Norwegen der EG beitreten, würden es zwei Drittel sein. Von den Beitrittsgegnern<br />

wurde die <strong>Neutralität</strong> ins Treffen geführt, während es der Regierung,<br />

die die Dinge pragmatisch sah, primär um die Beibehaltung der nationalen<br />

Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie die Beziehungen zu Drittstaa-<br />

112 Helmut Liedermann, Die Schlußakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit<br />

in Europa (KSZE), ÖZA, Jg. 16, Heft 1 (1976), S. 3-22; Wilfried Loth,<br />

Helsinki, 1. August 1975. Entspannung und Abrüstung (20 Tage im 20. Jahrhundert,<br />

hg. v. Norbert Frei, Klaus-Dietmar Henke und Hans Woller), München 1998.

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