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Michael Gehler Finis Neutralität? - Archive of European Integration

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<strong>Finis</strong> <strong>Neutralität</strong>?<br />

die EG-Mitgliedschaft, ohne daß es unter den Herrschaftseliten eine größere<br />

Debatte um die <strong>Neutralität</strong> gegeben hätte. Diese politische Entscheidung<br />

wird damit erklärt, ein Mittel zur wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit und<br />

einen Ausweg aus dem Dilemma der unwillkommenen bilateralen Abhängigkeit<br />

von London zu finden. 110 Irlands <strong>Neutralität</strong> stellte aufgrund ihres<br />

unpräzisen Charakters und fehlender völkerrechtlicher Bindung kein ernstzunehmendes<br />

Hindernis für <strong>Integration</strong>sambitionen dar.<br />

b) Finnland<br />

Finnland war im Kalten Krieg ständig mit dem Interessenkonflikt zwischen<br />

Sicherheits- und Handelspolitik (d.h. <strong>Neutralität</strong>s- und <strong>Integration</strong>spolitik)<br />

konfrontiert. Ökonomisch und geistig-kulturell zählte es sich zum Westen,<br />

geostrategisch wie -politisch wurde es zur sowjetischen Einflußsphäre gerechnet.<br />

Die Staatspräsidenten Juho Kusti Paasikivi (1946-1956) und Urho<br />

Kekkonen (1956-1981) gaben dem außenpolitischen Status und damit der<br />

Wahrung der guten Beziehungen zur UdSSR den Vorrang, versuchten aber<br />

gleichzeitig, die Konkurrenzfähigkeit des Landes auf den westlichen Märkten<br />

zu erhalten. Eine Mitgliedschaft in der kleinen Freihandelszone wurde<br />

als zu riskant empfunden, so daß am 27. März 1961 lediglich eine Assoziierung,<br />

die FINEFTA, erfolgte, die bis 1986 ultima ratio der finnischen <strong>Integration</strong>spolitik<br />

blieb. Die Anglo-Amerikaner bemühten sich, Helsinki zu<br />

einem Beitritt zur OECD und zum Europarat zu bewegen, um das Land politisch<br />

mehr an den Westen heranzuführen. Die Finnen agierten aber äußerst<br />

behutsam, sondierten die Möglichkeiten und entschlossen sich letztlich<br />

erst 1968, der OECD beizutreten, nachdem sie vorher schon informell<br />

bei der OEEC-Nachfolge-Organisation mitgewirkt hatten. 111<br />

Die Norderweiterung der EG 1972 zwang auch Finnland (neben den EF-<br />

TA-Vollmitgliedern), das Verhältnis zur Gemeinschaft auf eine neue<br />

Grundlage zu stellen. Wieder mußte Helsinki die Haltung des Kreml er-<br />

110 Maurice FitzGerald, Irish Neutrality and <strong>European</strong> <strong>Integration</strong> 1960-1972, S. 150,<br />

152, 158 (Zitat), 164, 167-171.<br />

111 Pekka Visuri, Die finnische <strong>Neutralität</strong> und die europäische <strong>Integration</strong> 1960-1973,<br />

in: <strong>Gehler</strong>/Steininger (Hg.), Die Neutralen und die europäische <strong>Integration</strong> 1945-<br />

1995, S. 239, 241, 243.<br />

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