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Michael Gehler Finis Neutralität? - Archive of European Integration

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<strong>Finis</strong> <strong>Neutralität</strong>?<br />

der Zwischenkriegszeit (Anschluß an Deutschland, Mitteleuropa- und Donaukonföderationspläne)<br />

76 sowie Produkt des (ersten) Kalten Kriegs (1947-<br />

1955) und daher weit weniger tief verankert, war Ergebnis einer Verwendungszusage<br />

der österreichischen Regierungsdelegation im Moskauer Memorandum<br />

vom 15. April und einer unilateralen Erklärung vom 26. Oktober<br />

1955, die als Bundesverfassungsgesetz (BVG) verankert wurde. Sie<br />

basiert nicht auf einem völkerrechtlichen Vertrag, sondern einem innerstaatlich<br />

erlassenen Gesetz. Völkerrechtliche Verankerung erfuhr sie durch<br />

dessen Notifikation, die mit der Bitte um Anerkennung verbunden war. Die<br />

Mehrzahl der Staaten leistete dieser Folge. Die Erklärung zur „immerwährenden<br />

<strong>Neutralität</strong>“ war der Preis für den Abmarsch der Roten Armee. 77 Sie<br />

veranlaßte nicht nur die Russen, sondern auch die westlichen Truppenrestbestände<br />

zum Abzug. <strong>Neutralität</strong> hat also nachweisbar demilitarisierende<br />

bzw. okkupationsdiminuierende Funktion. Ihre Bewährungsprobe bestand<br />

sie während der Ungarnaufstände und ihrer Niederschlagung durch die Ro-<br />

S. 339-340 und Karl Zemanek, „Zeitgemäße“ <strong>Neutralität</strong>?, in: ebd., S. 355-367, hier<br />

S. 359-367 sowie die Feststellungen von Felix Ermacora, Konrad Ginther, Anton<br />

Pelinka, Alois Riklin, Dietrich Schindler und Luzius Wildhaber, Immerwährende<br />

<strong>Neutralität</strong> im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts - Kommentare zu den Aussagen<br />

Rudolf L. Bindschedlers und Karl Zemaneks, ÖZA, 17 Jg., Heft 1 (1977), S. 3-22<br />

und Bindschedlers Erwiderung: Immerwährende <strong>Neutralität</strong> - Bemerkungen zu den<br />

Kommentaren, ebd., S. 132-133 sowie die Replik Zemaneks, „Zeitgemäße“ <strong>Neutralität</strong>?<br />

- Schlußbemerkungen, ebd., Heft 2-3, S. 134-136; zur Vorgeschichte der österreichischen<br />

<strong>Neutralität</strong>, Überlegungen zu Blockfreiheit 1945-1953 und in Erwartung<br />

sowjetischer Neutralisierungspläne 1953 Gerald Stourzh, Um Einheit und<br />

Freiheit. Staatsvertrag, <strong>Neutralität</strong> und das Ende der Ost-West-Besetzung Österreichs<br />

1945-1955 (Studien zu Politik und Verwaltung 62), Wien - Köln - Graz<br />

41998, S. 241-301.<br />

75 Vgl. hierzu Zemanek, „Zeitgemäße“ <strong>Neutralität</strong>?, S. 356-357, 358-359 und auch<br />

den aufschlußreichen Vergleich von Emil Spannocchi, Gegenüberstellung der<br />

Handhabung der militärischen <strong>Neutralität</strong> in Österreich und der Schweiz, ÖZA, 15<br />

Jg., Heft 3 (1975), S. 131-148 sowie Dietmut Majer, <strong>Neutralität</strong>srecht und <strong>Neutralität</strong>spolitik<br />

am Beispiel Österreichs und der Schweiz, Heidelberg 1987.<br />

76 Hierzu die Kapitel I. und II in: <strong>Michael</strong> <strong>Gehler</strong>, Der lange Weg nach Europa: Österreich<br />

vom Ende der Monarchie bis zur EU 1918-2000, Bd. 1: Darstellung, Bozen –<br />

Innsbruck – Wien – München 2002.<br />

77 Christian Jenny, Konsensformel oder Vorbild? Die Entstehung der österreichischen<br />

<strong>Neutralität</strong> und ihr Schweizer Muster (Schriftenreihe der Schweizer Gesellschaft<br />

für Außenpolitik 12), Bern – Stuttgart 1995, S. 133-200; Stourzh, Um Einheit und<br />

Freiheit, S. 549-567.<br />

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