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Michael Gehler Finis Neutralität? - Archive of European Integration

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22<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Gehler</strong><br />

hältnis zwischen Helsinki und Moskau nicht belasten. Befürchtet wurden<br />

auch verstärkte Pressionen der UdSSR durch ihre vertraglich eingeräumte<br />

Präsenz auf finnischem Territorium. 63<br />

Der Zweck der schwedischen <strong>Neutralität</strong> bestand also primär in Beschwichtigung<br />

sowjetischer Sicherheitsinteressen, neben <strong>of</strong>fiziell deklarierter<br />

Ausklammerung des eigenen Territoriums als Operationsbasis für die westliche<br />

Allianz. Für den Fall eines sowjetischen Angriffs wurde jedoch mit<br />

diesem Szenario gerechnet. 64 Die flexible und primär auf den Ost-West-<br />

Konflikt, d.h. (geo-)strategisch ausgerichtete Politik lief auf „Bündnisfreiheit<br />

im Frieden und <strong>Neutralität</strong> im Krieg“ hinaus. 65 Das „Volksheim“<br />

(„folkshemmet“) war ihr identitätsstiftendes innenpolitisches Pendant. Erst<br />

ab den späten 80er Jahren setzte eine <strong>of</strong>fizielle Neudefinition des <strong>Neutralität</strong>sstatus<br />

ein. 66<br />

d) Schweiz<br />

Für die Schweiz waren territoriale Integrität und staatliche Unabhängigkeit<br />

früh mit <strong>Neutralität</strong> verknüpft. 1638 weigerte sie sich als erster Staat unter<br />

Bezugnahme auf diesen Grundsatz, ein Durchmarschrecht zu gestatten,<br />

womit die Basis zur Akzeptanz der Unversehrtheit eines Neutralen Territorium<br />

geschaffen wurde. 67 Die Schweizer <strong>Neutralität</strong> geht auf das 16. Jh.<br />

zurück, als die Eidgenossenschaft Gleichgewichtspolitik verfolgte und<br />

dauernde <strong>Neutralität</strong> praktizierte. Im Westfälischen Frieden (1648), der<br />

63 Krister Wahlbäck, Die Wurzeln der schwedischen <strong>Neutralität</strong>, Uppsala 1987; Rotter,<br />

Modelle der <strong>Neutralität</strong> in Europa, S. 292.<br />

64 Karl Molin, The Central Issues <strong>of</strong> Swedish Neutrality Policy, in: <strong>Gehler</strong>/Steininger<br />

(Hg.), Die Neutralen und die europäische <strong>Integration</strong> 1945-1995, S. 261-275, hier<br />

S. 268-269.<br />

65 Karl E. Birnbaum, Eine Politik der Bündnisfreiheit. Gedanken zur schwedischen<br />

Außenpolitik, Europa Archiv, 18. Jg., Heft 6 (1963), S. 225-233; Goetschel, Die<br />

Entwicklung der <strong>Neutralität</strong> und die schweizerische <strong>Integration</strong>spolitik, S. 361, aber<br />

auch Aurél B. J. Moser, Österreichs und Schwedens <strong>Neutralität</strong> im Vergleich, Zeitgeschichte,<br />

6. Jg., Heft 6, (1978/79), S. 246-265.<br />

66 Bo Stråth, Die große und stille Kehrtwendung: Die schwedische <strong>Integration</strong>spolitik<br />

1985-1994, in: <strong>Gehler</strong>/Steininger (Hg.), Die Neutralen und die europäische <strong>Integration</strong><br />

1945-1995, S. 337-354, hier S. 340-350.<br />

67 Vgl. Eger, <strong>Neutralität</strong> und Neutralismus, S. 293.

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