Guben in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 - ACOL ...
Guben in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 - ACOL ...
Guben in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 - ACOL ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
E<strong>in</strong>e Dokumentation<br />
<strong>Guben</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong><br />
<strong>1933</strong> – 1935<br />
<strong>ACOL</strong> Gesellschaft für Arbeitsför<strong>der</strong>ung mbH<br />
Cottbus<br />
Projektgruppe „Fit for <strong>Guben</strong>“
Inhaltsverzeichnis<br />
- 2 -<br />
Seite<br />
Vorwort 3<br />
H<strong>in</strong>weise zur Dokumentation 4<br />
Komplex 1 Wahlen 5<br />
Komplex 2 Aus- und Gleichschaltung 18<br />
Komplex 2.1 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 18<br />
Komplex 2.2 Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 24<br />
Komplex 2.3 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 27<br />
Komplex 2.4 weitere Parteien und Organisationen 28<br />
Komplex 2.5 Gewerkschaften 29<br />
Komplex 3 Deutsche Arbeitsfront (DAF), e<strong>in</strong>schließlich Freizeitorganisation<br />
„Kraft durch Freude“ (KdF)<br />
Komplex 4 Nationalsozialistische Betriebszellenorganisationen (NSBO) 34<br />
Komplex 5 Stahlhelm 38<br />
Komplex 6 Sturmabteilung (SA) / Schutzstaffeln (SS) 42<br />
Komplex 7 Hitlerjugend (HJ) / Bund Deutscher Mädel (BDM) 53<br />
Komplex 8 Freiwilliger Arbeitsdienst / Reichsarbeitsdienst (RAD) 64<br />
Komplex 9 Kommunale Ereignisse 66<br />
Komplex 10 Ereignisse im Zusammenhang mit dem jüdischen Leben <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> 76<br />
Komplex 11 Mitwirkung <strong>der</strong> Kirchen 85<br />
Komplex 12 <strong>Zeit</strong>zeugengespräche (Zusammenfassungen) 87<br />
Komplex 12.1 Gespräch mit Frau F. 87<br />
Komplex 12.2 Gespräch mit Frau und Herrn W. 88<br />
Komplex 12.3 Gespräch mit Herrn F. 92<br />
Verzeichnis wichtiger Abkürzungen 95<br />
Quellenverzeichnis 97<br />
31
Vorwort<br />
Im <strong>Zeit</strong>raum vom 22. Mai 2002 bis 21. Mai 2003 hat die <strong>ACOL</strong> Gesellschaft für Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />
mbH mit Mitteln <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>anstalt für Arbeit das Projekt „Fit for <strong>Guben</strong>“ für <strong>Guben</strong>er<br />
Jugendliche durchgeführt.<br />
E<strong>in</strong>e Projektgruppe hatte die Aufgabe, e<strong>in</strong>e Dokumentation zum Thema:<br />
- 3 -<br />
„<strong>Guben</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong>“<br />
von <strong>1933</strong> bis 1939 zu erarbeiten. Die vorgelegte Dokumentation umfasst davon den <strong>Zeit</strong>raum <strong>1933</strong> bis<br />
1935. Sie erhebt ke<strong>in</strong>en Anspruch auf e<strong>in</strong>e vollständige Übersicht über geschichtliche Ereignisse <strong>in</strong><br />
<strong>Guben</strong> <strong>in</strong> jenem <strong>Zeit</strong>abschnitt.<br />
Wir danken allen, die Unterstützung bei <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> Dokumentation gegeben haben.<br />
Beson<strong>der</strong>er Dank gilt den <strong>Zeit</strong>zeugen, die durch ihre persönlichen Er<strong>in</strong>nerungen an diese <strong>Zeit</strong><br />
die Dokumentation bereichert haben, sowie den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Stadtbibliothek und <strong>des</strong><br />
Archivs <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Stadtverwaltung.<br />
Die Projektgruppe<br />
M. Mackeprang (Leiter<strong>in</strong>)<br />
M. Bisch<br />
J. Donath<br />
S. Schiese<br />
Ch. Wenzke<br />
zurück
H<strong>in</strong>weise zur Dokumentation<br />
- 4 -<br />
Mit dieser Dokumentation wurde <strong>der</strong> Versuch unternommen, Fakten über die ersten Jahre <strong>des</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> speziell aus <strong>der</strong> damals ungeteilten Stadt <strong>Guben</strong> zusammenzutragen. Dabei<br />
wurde von folgenden Bed<strong>in</strong>gungen ausgegangen:<br />
Alle Unterlagen über die NSDAP <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> s<strong>in</strong>d verschollen, konnten also nicht herangezogen<br />
werden. Dies führte dazu, dass für diese Dokumentation nur mittelbare Quellen genutzt werden<br />
konnten. Gesicherte und authentische Angaben zur Organisation, zur Mitgliedschaft u.a. konnten<br />
<strong>des</strong>halb nur begrenzt gemacht werden. (Auf Anfrage teilte das Archiv <strong>der</strong> Stadtverwaltung <strong>Guben</strong> mit,<br />
dass im Ausgang <strong>des</strong> 2. Weltkrieges <strong>in</strong> Folge <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Stadt sämtliches Aktenmaterial<br />
vernichtet worden sei und ke<strong>in</strong>erlei Orig<strong>in</strong>alquellen angeboten werden könnten.)<br />
Als hauptsächliche Quelle wurde die „<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung“ genutzt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtbibliothek <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
für viele Jahrgänge als Mikrofilm vorliegt und die an e<strong>in</strong>em Lesegerät gesichtet werden konnte. Dabei<br />
hat sich die Projektgruppe auf selbst ausgewählte Artikel und Beiträge beschränkt. Erst im Verlaufe<br />
dieser Sichtung kristallisierten sich die <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte heraus, nach denen die<br />
Dokumentation geordnet worden ist.<br />
Auf e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>der</strong> aufgenommenen Passagen wurde von vorn here<strong>in</strong> verzichtet, weil auch diese<br />
Tageszeitung wenige Monate nach <strong>der</strong> Machtübernahme durch die Faschisten <strong>der</strong> umfassenden<br />
Gleichschaltung unterlag. Dadurch war die Auswahl <strong>der</strong> Artikel e<strong>in</strong>erseits und die Durchdr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong><br />
Informationen an<strong>der</strong>erseits so stark propagandistisch bee<strong>in</strong>flusst, dass e<strong>in</strong> vielseitig geprägtes Bild<br />
über diese <strong>Zeit</strong> unmöglich aus dieser Quelle alle<strong>in</strong> abgeleitet werden kann.<br />
An<strong>der</strong>e Parteien und politische Strömungen kamen <strong>in</strong> dieser Tageszeitung nicht mehr zu Wort – es<br />
sei denn <strong>in</strong> verunglimpfenden Berichterstattungen. Die <strong>in</strong> die Illegalität gedrängten Organisationen und<br />
Parteien hatten ke<strong>in</strong>e öffentlichen Publikationsmöglichkeiten mehr, die hätten als Quellen<br />
herangezogen werden können.<br />
Die Projektgruppe hat sich bemüht, mit <strong>Zeit</strong>zeugen Gespräche zu führen. Dies ist mit 4 Personen<br />
gelungen. In <strong>der</strong> Dokumentation s<strong>in</strong>d die behutsam vorgenommenen Zusammenfassungen von den<br />
aufgezeichneten Gesprächen enthalten. Im Verlaufe dieser Gespräche stellte sich heraus, dass sich<br />
die Gesprächspartner an die frühen Jahre ihrer K<strong>in</strong>dheit oft nur wenig er<strong>in</strong>nern konnten. Stärker waren<br />
ihnen Ereignisse und persönliche Erlebnisse <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung, die sich erst später abgespielt haben.<br />
Überlagernd waren dabei die Kriegs- und Nachkriegsereignisse. Außerdem muss berücksichtigt<br />
werden, dass sich Er<strong>in</strong>nerungen im Laufe <strong>der</strong> Jahre „verfärben“, weil sie von späteren Erlebnissen<br />
und Erkenntnissen bee<strong>in</strong>flusst e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Bedeutung erhalten können. Um die subjektiven<br />
E<strong>in</strong>flüsse weitgehend ausschließen zu können, hätten die historischen Tatsachen jener <strong>Zeit</strong> von e<strong>in</strong>er<br />
weit größeren Anzahl von <strong>Zeit</strong>zeugen angeführt werden müssen, aber für weitere<br />
Gesprächsführungen gab es nur begrenzte Möglichkeiten. Es war <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>zeugen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Dokumentation nicht namentlich genannt zu werden. Die Namen und Anschriften von drei Personen<br />
liegen <strong>der</strong> Redaktion vor. E<strong>in</strong>e Person ist zwischenzeitlich verstorben.<br />
Die Dokumentation ist nach solchen <strong>in</strong>haltlichen Komplexen geglie<strong>der</strong>t, die <strong>der</strong> Projektgruppe im<br />
Verlaufe <strong>des</strong> Quellenstudiums wichtig erschienen. Vollständigkeit bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Quellenbeiträge<br />
kann nicht vorliegen. Die Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung für die Monate April – Anfang Juli 1934<br />
standen zur Durchsicht nicht zur Verfügung und konnten demzufolge nicht berücksichtigt werden.<br />
Um die <strong>Guben</strong>er Ereignisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en geschichtlichen Kontext stellen zu können, hat sich die<br />
Projektgruppe entschlossen, außerdem wichtige Geschehnisse, die das Deutsche Reich <strong>in</strong>sgesamt<br />
betrafen, <strong>in</strong> die Dokumentation aufzunehmen.<br />
Alle aus Quellen <strong>in</strong> die Dokumentation aufgenommen Beiträge werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechtschreibung<br />
wie<strong>der</strong>gegeben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie ursprünglich veröffentlicht worden s<strong>in</strong>d. Die Nie<strong>der</strong>schriften <strong>der</strong><br />
<strong>Zeit</strong>zeugengespräche und an<strong>der</strong>e nicht an die Quellen gebundenen Ausführungen entsprechen <strong>der</strong><br />
deutschen Rechtschreibung von 1998.<br />
Wir hoffen, dass die vorgelegte Dokumentation e<strong>in</strong>e lesenswerte Veröffentlichung dargestellt bzw. als<br />
Anregung für kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung und weitere Recherche dienen kann.<br />
Um die Dokumentation mit multimedialen Mitteln nutzen zu können, kann auf Wunsch e<strong>in</strong>e CD-ROM<br />
bereitgestellt werden.<br />
Projektgruppe<br />
<strong>Guben</strong>, 12. Mai 2003 zurück
Komplex 1 - Wahlen<br />
- 5 -<br />
Wesentliche Ergebnisse <strong>der</strong> Reichstagswahl vom 05. März <strong>1933</strong> / Red.<br />
Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar <strong>1933</strong> wurde bereits am 28. Februar die „Verordnung zum Schutz von<br />
Volk und Staat beschlossen und vom Reichspräsidenten H<strong>in</strong>denburg <strong>in</strong> Kraft gesetzt, wodurch „bis auf weiteres“<br />
die Grundrechte praktisch außer Kraft gesetzt worden waren.<br />
Es folgten Inhaftierungen, Aufhebung <strong>des</strong> Brief- und Telefongeheimnisses, Verbot vom Presseorganen und<br />
Beschlagnahme von Eigentum. Anfänglich wurden beson<strong>der</strong>s kommunistischen Funktionäre die KPD verfolgt.<br />
An<strong>der</strong>seits versuchte die NSDAP durch gezielte Kampagnen die Bürger zu motivieren, ihre Stimmen für die<br />
NSDAP abzugeben.<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Reichstagswahl am 05. März <strong>1933</strong>:<br />
Wahlbeteiligung 88% (Rekordwahlbeteiligung)<br />
NSDAP 43,9% <strong>der</strong> Stimmen (Nur mit den Stimmen <strong>der</strong> „Kampffront „Schwarz-Weiß-Rot“<br />
kann Mehrheit im Reichstag erreicht werden.)<br />
SPD 18,2%<br />
KPD 12,2% (Den kommunistischen Reichstagsabgeordneten wurden kurz danach die<br />
Mandate aberkannt:)<br />
Mi diesem Wahlergebnis vom 05.03.<strong>1933</strong> und mit dem Ermächtigungsgesetz vom 23.03.<strong>1933</strong> war Hitler auf<br />
legitimierte demokratische Weise vom Parlament zum Diktator gewählt worden.<br />
Dr. von Leers über „Der <strong>Nationalsozialismus</strong> im Vormarsch“.<br />
Quelle: Alltag im Dritten Reich / Redaktion<br />
Die N.S.D.A.P., Ortsgruppe <strong>Guben</strong>, hatte gestern Abend zu e<strong>in</strong>er Versammlung im Kaisergarten den Juristen und<br />
Pg. Dr. von Leers als Redner verpflichtet. Der Redner, wurde von dem fast gefüllten Saal stürmisch begrüßt.<br />
Aufmerksam hörte die Versammlung se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressanten Ausführungen an und unterbrach den Redner<br />
stellenweise mit lebhaftem Beifall. Dr. von Leers, g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede von den <strong>Zeit</strong>en aus, da die<br />
nationalsozialistische Bewegung noch <strong>in</strong> den Anfängen steckte, und nach e<strong>in</strong>em kurzen Streifzug durch diese<br />
<strong>Zeit</strong> kam er zu se<strong>in</strong>em eigentlichen Thema „Der <strong>Nationalsozialismus</strong> im Vormarsch“. Er kam dann auf die <strong>in</strong>neren<br />
Verhältnisse zu sprechen, auf die Zerrissenheit im deutschen Volk, das zerschlagen <strong>in</strong> ungeheurer Not, Elend,<br />
Krankheit und Arbeitslosigkeit liege und alle überhaupt denkbaren Übel zeige, die seit Versailles über uns<br />
here<strong>in</strong>gebrochen seien. Alles Elend rühre nur daher, daß das deutsche Volk unfähig zur E<strong>in</strong>igkeit sei und daß es<br />
ke<strong>in</strong>e tatkräftige Regierung habe. Regierungen seien wohl genug gekommen und gegangen, doch immer noch<br />
sei nicht viel Positives geschehen. Nur die Bewegung <strong>der</strong> NSDAP sei e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em starken<br />
Machtfaktor geworden, dem sich e<strong>in</strong> Volk auf die Dauer nicht verschließen könne und dürfe. Dr. von Leers sagte,<br />
dass gewisse Richtungen wünschten, die nationalsozialistische Bewegung und ihre Führer möchten doch endlich<br />
mal müde se<strong>in</strong>, zu schaffen und kämpfen. Es gebe aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Partei niemand, <strong>der</strong> daran denke, müde zu<br />
werden. Und wenn es hieße, <strong>der</strong> Führer habe sich gewandelt, so sei hierzu nur zu sagen: das Ziel bleibt immer<br />
das gleiche, nur die Taktik unterliegt Än<strong>der</strong>ungen, die sich aus <strong>der</strong> Praxis heraus von selbst ergeben. Hitler habe<br />
befohlen, immer legal zu handeln, er selbst und alle Parteigenossen richteten sich danach; doch könnte die <strong>Zeit</strong><br />
gar nicht e<strong>in</strong>mal so fern se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Befehl käme! Starker Beifall dankte dem Vortragenden für<br />
Ausführungen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 27. Januar <strong>1933</strong>
- 6 -<br />
Wahlversammlung <strong>des</strong> Kampfblockes „Schwarz- Weiß- Rot“<br />
Die Wahlversammlung, die <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Deutschnationalen Volkspartei und dem Stahlhelm gebildete Kampfblock<br />
„Schwarz- Weiß- Rot“ <strong>in</strong> dem mit Wahlplakaten und Fahnen <strong>in</strong> den alten Reichsfarben geschmückten<br />
Schützenhaussaale <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> gestern abhielt, war überaus gut besucht. Die Lip’ sche Kapelle unterhielt die Gäste<br />
<strong>in</strong> angenehmer Weise und erntete für ihre stimmungsvollen Vorträge reichen Beifall. Studienrat Müller, <strong>der</strong> Leiter<br />
<strong>der</strong> Versammlung, schloß an se<strong>in</strong>e Begrüßungsworte, <strong>in</strong> denen er auf die Bedeutung <strong>des</strong> Zusammenschlusses<br />
<strong>der</strong> beiden Gruppen h<strong>in</strong>wies und <strong>der</strong> Freude darüber Ausdruck gab, daß endlich <strong>der</strong> Marxismus zum Teufel<br />
gejagt worden sei.<br />
Die Deutschen Mädel und die Liste <strong>der</strong> „Unpolitischen“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 18.-19.Februar <strong>1933</strong><br />
Von <strong>der</strong> Werbestelle <strong>des</strong> „Bund Deutscher Mädel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hitlerjugend“ geht uns folgen<strong>des</strong> E<strong>in</strong>gesandt zu: Junge<br />
Mädchen bis zu 25 Jahren gehören zum „Bund Deutscher Mädchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hitlerjugend“. Unser Bismarck war e<strong>in</strong><br />
großer Politiker und als solcher wohl auch „politisch“. Das seit 14 Jahren über Deutschland here<strong>in</strong>gebrochene<br />
Elend und die Not würde ke<strong>in</strong> Ende nehmen, wenn es nicht e<strong>in</strong>en Adolf Hitler gäbe- e<strong>in</strong>en Politiker. „Politik“, so<br />
sagt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Me<strong>in</strong> Kampf“, „ist Geschichte <strong>der</strong> Gegenwart“. Wir Frauen würden gern auf Politik<br />
verzichten, wenn wir überall Männer mit Verantwortungsgefühl wüßten. Da sich aber Männer im öffentlichen<br />
Leben „unpolitisch“ nennen, müssen Frauen und Mädchen sprechen. Wer unpolitisch ist, <strong>der</strong> sollte daheim<br />
bleiben und denen das Feld überlassen, die politisch s<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong> wollen. So wollen wir auch, daß Männer für<br />
das Wohl unserer lieben Stadt <strong>Guben</strong> sorgen, die nicht nur politisch s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n die Idee Adolf Hitlers <strong>in</strong> die Tat<br />
umsetzen wollen. Mit unserer Bitte wenden wir uns beson<strong>der</strong>s an die deutschen Frauen. Eure Stimme muß<br />
denen gehören, die im Vertrauen auf den Allmächtigen ihr großes Werk im Reich begonnen haben, den Parteien,<br />
die mit dem 30. Januar jenen Druck von <strong>der</strong> Seele unseres Volkes nahmen, <strong>der</strong> vierzehn Jahre auf ihm lastete.<br />
Helft daher alle mit, daß Deutschland <strong>in</strong> allen se<strong>in</strong>en Glie<strong>der</strong>n gesundet, schafft mit Eurer Stimme die<br />
Voraussetzung dafür, daß Ehre, Freiheit und Vaterland wie<strong>der</strong> bedeutungsvolle Begriffe werden, schafft Euren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> christliches Deutschland- stark und frei!<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 23. Februar <strong>1933</strong><br />
21. Februar <strong>1933</strong>: die Parteileitung <strong>der</strong> NSDAP beschließt, den 4. März zum „Tag <strong>der</strong> erwachenden Nation“<br />
auszurufen.<br />
Drei K.P.D.- Versammlungen verboten.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Heute hat die Ortspolizeibehörde sämtliche kommunistischen Versammlungen <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> verboten.<br />
Tag <strong>der</strong> erwachenden Nation<br />
(am 4. März <strong>1933</strong>, vor <strong>der</strong> Reichstagswahl am 5. März <strong>1933</strong>/Red.)<br />
<strong>Guben</strong> am Sonnabend und Sonntag<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 2. März <strong>1933</strong><br />
„Tag <strong>der</strong> erwachenden Nation“, das war am Sonnabend ke<strong>in</strong> Schlagwort <strong>der</strong> NSDAP, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Tatsache. Am<br />
Vormittag h<strong>in</strong>gen erst ganz vere<strong>in</strong>zelt Fahnen aus den Fenstern, aber allmählich kam e<strong>in</strong>e zur an<strong>der</strong>en und am<br />
späten Nachmittag waren verschiedene Straßenzüge wie <strong>in</strong> Vorkriegszeit beflaggt, nur mit dem Unterschied,<br />
dass zwischen den schwarz – weiß – roten auch sehr viele Hakenkreuzfahnen wehten. Am Abend zogen dann<br />
die braunen Bataillone <strong>Guben</strong>s <strong>in</strong> endlosen Zuge vom Ebertplatz durch die Kaltenborner-, Gas- und Frankfurter<br />
Straße mit kl<strong>in</strong>gendem Spiel zum Markt. Am Uhrenturm <strong>des</strong> Alten Rathauses war e<strong>in</strong> Großlautsprecher
- 7 -<br />
angebracht, durch den die nach Tausenden zählende Menge den letzten Sturmappell Hitlers klar und deutlich auf<br />
dem ganzen großen Platz hörte. Anschließend bildete sich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> langer Zug, <strong>der</strong> bei Fackellicht und unter<br />
den Klängen <strong>des</strong> Lipsch – Orchester durch die Stadt marschierte. Gegen ¼ 9 Uhr zog <strong>der</strong> Jungstahlhelm <strong>in</strong><br />
Stärke von 106 Mann mit Musik durch die Hauptstraßen zum Bahnhofsberg. Immer mehr Fahnen leuchteten auf.<br />
<strong>Guben</strong> erwachte tatsächlich und symbolisch aus dem Schlaf. Trotz <strong>des</strong> regnerischen Wetters war die<br />
Wahlbeteiligung am Vormittag außerordentlich lebhaft, mitunter mußten die Wähler Schlange stehen. Als dann<br />
um 6 Uhr abends die Wahllokale geschlossen wurden, hatten 28.689 <strong>Guben</strong>er, d. h. 94,5 Prozent, ihre Pflicht<br />
getan.<br />
Und wie<strong>der</strong> Wahl.<br />
Betrachtung zu den Ergebnissen im Stadt- und Landkreis.<br />
Quelle:<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 6. März <strong>1933</strong><br />
Das Ergebnis im Landkreise <strong>Guben</strong> br<strong>in</strong>gt bei e<strong>in</strong>er Gegenüberstellung mit <strong>der</strong> Stadt ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en<br />
Überraschungen. Die Nationalsozialisten haben auch hier rund 5000 Stimmen gewonnen und die Kampffront hat<br />
auch hier etwas, wenn auch unwesentlich, verloren. Im Landkreise s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs die Verluste <strong>der</strong><br />
Sozialdemokraten wesentlich größer als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt. Sie verloren rund 500 Stimmen und die Kommunisten<br />
verloren 600 Stimmen. An<strong>der</strong>e Parteien spielen im Landkreis so gut wie ke<strong>in</strong>e Rolle und man braucht nicht<br />
darüber zu reden. E<strong>in</strong>en Schluß darf man aus <strong>der</strong> gestrigen Wahl allerd<strong>in</strong>gs im Bezug auf den kommenden<br />
Sonntag ziehen: Es wird mit größter Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ke<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ksmehrheit mehr geben. Darüber zu reden, wie<br />
sich das auswirken kann o<strong>der</strong> auswirken sollte, muß e<strong>in</strong>er späteren Betrachtung überlassen bleiben. Die Wahlen<br />
aber sollen nach dem Willen <strong>der</strong> neuen Führer gerade das Gegenteil schaffen, nämlich den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Arbeit an<br />
<strong>der</strong> großen Bru<strong>der</strong>schaft <strong>des</strong> gesamten Volkes. Wir alle hoffen, dass das mehr bedeutet, als e<strong>in</strong>e Wahlparole. Wir<br />
hoffen, daß es zur Herzensges<strong>in</strong>nung aller gutges<strong>in</strong>nten Deutschen werden möge.<br />
Zahl <strong>der</strong><br />
abgegebenen<br />
Stimmen<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Reichstagswahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>:<br />
Amtlich festgestelltes Gesamtergebnis <strong>der</strong> gültigen Stimmen<br />
NSDAP SPD KPD<br />
Zentrumspartei<br />
Kampffront<br />
Schw.-w.-r.<br />
DVP<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 6. März <strong>1933</strong><br />
Christlich-<br />
Soz.Volks-dienst<br />
Deutsche<br />
Staatspartei Ungültig<br />
29631 12894 6874 4373 505 3336 427 513 109 159<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 6. März <strong>1933</strong>
Stimmbezirk Wahllokal<br />
- 8 -<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Reichspräsidentenwahlen <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> im April 1932<br />
Duesterberg<br />
(Stahlhelm)<br />
H<strong>in</strong>denburg<br />
(Wie<strong>der</strong>kandidatur)<br />
Hitler Thälmann<br />
(NSDAP) (KPD)<br />
W<strong>in</strong>ter<br />
(nicht bekannt)<br />
Ungültige<br />
Stimmen<br />
1 Restaurant Sprucke 73 425 124 258 0 0<br />
2 Restaurant Schulz, Deulowitzer Straße 97 580 259 122 10 5<br />
3 Turnhalle Pestalozzischule 103 607 251 65 4 0<br />
4 Restaurant Kadach 67 554 170 64 0 1<br />
5 Restaurant Feldschlößchen 103 604 251 65 4 0<br />
6 Restaurant Kupke 75 426 186 141 1 2<br />
7 Hotel Goldene Sonne 170 452 315 62 2 0<br />
8 Restaurant Busch<strong>in</strong>g 174 470 251 136 1 0<br />
9 Restaurant Liebenau 194 388 264 73 6 0<br />
10 Restaurant Hohm 164 497 284 69 0 8<br />
11 Saal <strong>des</strong> Ratskellers 161 443 341 146 6 0<br />
12 Restaurant Schützenhaus 244 385 276 40 1 0<br />
13 Turnhalle <strong>des</strong> Gymnasiums 112 421 200 90 4 8<br />
14 Hotel Goldenes Schiff 134 405 310 111 10 1<br />
15 Stadtschule, Zimmer 23 102 376 191 199 7 3<br />
16 Restaurant Reichshalle 99 339 181 64 1 0<br />
17 Gasthof Goldene Kugel 75 391 161 85 5 3<br />
18 Gasthof Kurzan 95 431 258 111 2 2<br />
19 Aula <strong>der</strong> Sandschule 94 476 200 96 1 2<br />
20 Restaurant Goldener Anker 67 663 209 197 0 0<br />
21 Turnhalle <strong>der</strong> H<strong>in</strong>denburgschule 113 496 144 118 5 0<br />
22 Restaurant Bellevue 94 472 136 100 0 5<br />
23 Restaurant Grüner Wald 53 499 114 176 0 1<br />
24 Restaurant Perwos We<strong>in</strong>stuben 64 427 251 130 2 2<br />
25 Landwirtschaftliche Schule 63 325 221 105 1 1<br />
26 Turnhalle Osterbergschule 118 443 251 93 1 0<br />
27 Lehrerzimmer <strong>der</strong> Osterbergschule 130 409 295 59 5 9<br />
28 Restaurant Brendel 93 631 220 191 4 0<br />
29 Restaurant Kaisergarten 99 419 210 85 0 0<br />
30 Restaurant L<strong>in</strong>dengarten 61 584 145 296 0 0<br />
31 Krankenhaus 11 20 35 9 0 1<br />
32 Naemi Wilkestift 30 72 23 7 1 0<br />
33 Pflegeheim 1 108 6 2 0 1<br />
34 Bürgerheim 18 59 4 0 0 0<br />
Stimmen Gesamt: 3351 14297 6737 3565 84 55<br />
Stimmenanzahl (<strong>in</strong>kl. ungültiger Stimmen): 28089<br />
Prozentualer Anteil aller Stimmen <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>: 11.93% 50.90% 23.99% 12.69% 0.30% 0.19%<br />
Stimmenanzahl ohne ungültige Stimmen: 28034<br />
Prozentualer Anteil <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>: 11.95% 51.00% 24.03% 12.72% 0.30%<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung 10.04.1932
- 9 -<br />
Kandidaten zur Stadtverordnetenwahl (am 12.03.<strong>1933</strong>/Red.)<br />
Der Aufmarsch <strong>der</strong> Parteien.<br />
Es werden, wie heute, am Schlußtag für die E<strong>in</strong>reichung, feststeht, sieben Listen aufgestellt werden.<br />
Die Nationalsozialisten<br />
haben 38 Kandidaten aufgestellt. An <strong>der</strong> Spitze stehen: 1. Maracke, Wilhelm, Rechtsanwalt, 2. Ritschke, Paul,<br />
Heizer, 3. Preuß, Arno, Buchhändler, 4. He<strong>in</strong>ze, Franz, Obst- und Gemüsegärtner, 5. Wilhelm, Friedrich, Lehrer,<br />
6. Alb<strong>in</strong>us, Kurt, Handlungsgehilfe, 7. Berger, Paul, Hutmacher, 8. Wonde, Wilhelm, Stadt<strong>in</strong>spektor, 9. Schultz,<br />
Emil, Fleischermeister, 10. Schmidt, Paul, Tuchfabrikant. Unter den weiteren 28 von <strong>der</strong> NSDAP aufgestellten<br />
Kandidaten bef<strong>in</strong>den sich u.a. Zahnarzt Dr. August Br<strong>in</strong>kmann, Kaufmann Oskar Koehler, Dr. med. Erich<br />
Zimmermann, Lehrer Walter Granitzki, Bauunternehmer Alfred Schulz. Auf <strong>der</strong> Liste <strong>des</strong><br />
Schwarz – Weiß – Roten Blocks<br />
f<strong>in</strong>den wir folgende Namen: Stephan Wilh., Stadtrat, Sauermann, Walter, Prokurist, Gadegast, Wilhelm, Arbeiter,<br />
Schmerwitz, Aug., Kaufmann, Mertens, Willi, Fabrikbesitzer, Kolewe, Wilhelm, Rittmeister a.D., Raschke, Karl,<br />
Obst- und Gemüsegärtner, Szepansky, Stefan, Lokomotivführer i.R.<br />
Der Christlich – nationale Block,<br />
<strong>in</strong> dem sich die Deutsche Volkspartei, Frauenorganisationen, christl.- soz. Gewerkschaften usw.<br />
zusammengeschlossen haben, sieht auf se<strong>in</strong>er Liste Frau Hermann, Lyzealoberlehrer<strong>in</strong>, Rademacher, Hellmut,<br />
evang. Arbeitersekretär, Knappe Max, Masch<strong>in</strong>enfabrikant und Zeunert, Kaufmannsgehilfe. Es folgt die<br />
Unpolitische Bürgerliste Dr. Kersten:<br />
1. Dr. Kersten, Wilhelm, Syndikus, 2. Kretschmar, Max, Schnei<strong>der</strong>meister, 3. Richter, Otto, Lehrer, 4. Schwarck,<br />
Bruno, Geschäftsführer, 5. Kle<strong>in</strong>dienst, Ernst, Justizbezirksrevisor, 6. Schwadke, Wilhelm, Brauereidirektor, 7.<br />
Noack, Fritz, Fleischermeister, 8. Fabian, Wilhelm, Postschaffner a.D., 9. Eckert, Gustav, Drogist, 10. He<strong>in</strong>rich,<br />
Schmiedemeister.<br />
Die Mieterliste<br />
führt Studienrat Ernst An<strong>der</strong>son.<br />
Die Sozialdemokratische Fraktion<br />
steht diesmal unter Führung von Gewerkschaftssekretär Ernst Hänchen, es folgt Former Willi Böhme und<br />
Verwaltungs<strong>in</strong>spektor Ernst Ste<strong>in</strong>hagen.<br />
Die Kommunistische Liste<br />
hat dasselbe Aussehen wie bisher.<br />
In dem kürzlich erschienenen Artikel über die „unpolitsche Bürgerliste Dr. Kersten“ ist unter den Organisationen,<br />
die sie unterstützen, versehentlich die „Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Handel, Handwerk und Gewerbe vergessen<br />
worden. Diese legt Wert darauf, daß sie auch genannt wird, was hiermit geschieht.<br />
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.<br />
In e<strong>in</strong>er Zuschrift an uns zu den Stadtverordnetenwahlen das Wort. Sie schreibt:<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 25.26. Februar <strong>1933</strong><br />
Für die kommenden Stadtverordnetenwahlen hat die NSDAP eigene Listen aufgestellt. Dieses nicht um „Politik“<br />
<strong>in</strong> die Kommunalpolitik h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zutragen, son<strong>der</strong>n um selbst Verantwortung zu übernehmen und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ihre Welt- und Lebensanschauung <strong>in</strong> die Kommunalparlamente und Körperschaften h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zutragen. Die<br />
nationalsozialistische Liste ist daher ke<strong>in</strong>e Liste von vielen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Wahrheit e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heitsliste, auf <strong>der</strong> getreu<br />
dem Grundsatz von <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft- alle Stände und Berufe nach ihrer Bedeutung <strong>in</strong> unserer Stadt<br />
vertreten s<strong>in</strong>d. Wenn es sich die nationalsozialistische Bewegung zur Aufgabe gemacht hat, endlich Schluß zu<br />
machen mit dem verbitterten Interessenkampf zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Parteien, Klassen und Berufsständen,<br />
dann muß sie das nicht nur tun im H<strong>in</strong>blick auf das Große, <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Reichs- und Län<strong>der</strong>wahlen, son<strong>der</strong>n<br />
darf sich auch nicht scheuen, den gleichen Kampf <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den zu führen. Die „Bürgerlichen“ messen schon<br />
immer mit Zweierlei Maß. Sie bekämpfen die sogenannte marxistische „Arbeiterpartei“ bei politischen Wahlen<br />
ebenso wie bei Kommunalwahlen. Sie setzen <strong>der</strong> marxistischen Liste „Bürgerliste“ entgegen und glauben<br />
dadurch den Marxismus über-w<strong>in</strong>den zu können. In Wahrheit tun sie damit alles, um ihn zu stärken und damit zu<br />
verewigen. Wer aber den marxistischen Klassengeist überw<strong>in</strong>den will, darf ihm nicht an<strong>der</strong>e Klassen entgegen<br />
setzen, son<strong>der</strong>n muß <strong>in</strong> den eigenen Reihen das gute Vorbild geben und immer danach trachten, den Geist <strong>der</strong><br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft zu schaffen, ihn zu mehren und zu erhalten. Deshalb darf ke<strong>in</strong> Kampf darum entbrennen, wer
- 10 -<br />
die meisten Vertreter se<strong>in</strong>es Stan<strong>des</strong>, se<strong>in</strong>es Berufes, se<strong>in</strong>er Interessengruppe <strong>in</strong> das Parlament schickt.<br />
Vertreter sollen sie alle se<strong>in</strong>, doch nicht die Zahl entscheidet ,son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Geist, <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Bann sie alle stehen.<br />
Der Nationalsozialist als Vorkämpfer und Träger <strong>des</strong> Geistes <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft kennt nicht Arbeiter,<br />
Beamte, Handwerker und Gewerbetreibende, son<strong>der</strong>n er wertet jeden e<strong>in</strong>zelnen davon nach se<strong>in</strong>er Leistung für<br />
die Ganzheit Volk und se<strong>in</strong>em Verhalten und se<strong>in</strong>er Mitarbeit an dem großen Werk <strong>der</strong> Deutschen Wie<strong>der</strong>geburt.<br />
Nach diesem Gesichtspunkt haben wir die gewählt, die als Träger <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> praktische Arbeit <strong>in</strong><br />
unserem Stadtparlament leisten sollen. Sie verfügen nicht über e<strong>in</strong>e vierzehnjährige Praxis, wie es bei an<strong>der</strong>en<br />
<strong>der</strong> Fall ist, aber sie verfügen dafür über e<strong>in</strong>en Geist, den die an<strong>der</strong>en vierzehn Jahren h<strong>in</strong>durch nicht aufgebracht<br />
haben und wohl auch <strong>in</strong> Zukunft nicht aufbr<strong>in</strong>gen werden. Die kommende nationalsozialistische Fraktion <strong>des</strong><br />
hiesigen Stadtparlaments ist sich <strong>der</strong> Arbeit bewusst, die sie zu leisten hat und sie weiß, welches Erbe sie<br />
übernimmt. Daher wird sie handeln nach den Grundsätzen nationalsozialistische Geme<strong>in</strong>depolitik und wird sich<br />
durchzusetzen wissen. Wer daher nicht Interessenpolitik aller Schattierungen will, son<strong>der</strong>n solche, die dem Wohle<br />
aller gilt, <strong>des</strong> nationalsozialistischen, denn nur so schafft er die Voraussetzung für die Durchführung <strong>des</strong><br />
Grundsatzes: Geme<strong>in</strong>nutz geht vor Eigennutz. Alle, ob Arbeiter, Bürger, Angestellte, Gewerbetreibende,<br />
Landwirte, Handwerker f<strong>in</strong>den ihre Vertretung auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei.<br />
Wer ist gewählt?<br />
Neue Namen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtverordnetenversammlung<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 25. - 26. Februar <strong>1933</strong><br />
Bei <strong>der</strong> Stadtverordnetenwahl am Sonntag s<strong>in</strong>d folgende 17 Nationalsozialisten <strong>in</strong> das Stadtparlament gewählt<br />
worden: Rechtsanwalt Wilhelm Maracke, Heizer Paul Ritschke, Buchhändler Arno Preuß, Gemüsegärtner Franz<br />
He<strong>in</strong>ze, Lehrer Friedrich Wilhelm, Handlungsgehilfe Kurt Alb<strong>in</strong>us, Hutmacher Paul Berger, Stadt<strong>in</strong>spektor Wilhelm<br />
Wonde, Fleischermeister Emil Schulz, Tuchfabrikant Paul Schmidt, Provisionsvertreter Erw<strong>in</strong> He<strong>in</strong>rich,<br />
Hutarbeiter Karl Schnabel, Friseurobermeister Richard Nipkow, Obersteuersekretär Richard Wittek, Kaufmann<br />
Erich Marggraff, Schnei<strong>der</strong> Robert Mehlich, Musterweber Georg Seidel.<br />
Kampffront Schwarz- Weis- Rot sendet folgende 4 Vertreter <strong>in</strong> die Stadtverordnetenversammlung: Stadtrat<br />
Wilhelm Stephan, Prokurist Walter Sauermann, Arbeiter Wilhelm Gadegast, Kaufmann August Schmerwitz.<br />
Von <strong>der</strong> Unpolitischen Liste s<strong>in</strong>d gewählt: Dr. Schumann und Max Kretschmar.<br />
Die Mieterliste wird durch Studienrat An<strong>der</strong>son vertreten se<strong>in</strong>.<br />
Von den Sozialdemokraten kommen folgende Vertreter <strong>in</strong>s Stadtparlament: Gewerkschaftssekretär Ernst<br />
Hänchen, Former Willy Böhme, Verwaltungs<strong>in</strong>spektor Ernst Ste<strong>in</strong>hagen, Arbeitsvermittler Otto Aigr<strong>in</strong>ger,<br />
Arbeitersekretär Albert Petzke, Gewerkschaftssekretär Hermann Brüll, Hutarbeiter Otto Alb<strong>in</strong>us, Lagerhalter Max<br />
Lehmann, Garnierer<strong>in</strong> Emma Peter.<br />
Von den Kommunisten s<strong>in</strong>d folgende 5 Kandidaten Stadtverordnete geworden: Werkmeister Fritz Garke,<br />
Schlosser Paul Schmidt, Schnei<strong>der</strong> Erich Berger, Arbeiter Gustav Hamann, Hutarbeiter Friedrich Schulze.<br />
Das Verzeichnis dürfte noch nicht die endgüldige Besetzung <strong>der</strong> Stadtverordnetenversammlung darstellen. Für<br />
Stadtverordnete, die Stadträte werden, rücken die entsprechenden Kandidaten nach. Zum Stadtrat können<br />
übrigens auch außerhalb <strong>des</strong> Stadtparlaments stehende Bürger gewählt werden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 14. März <strong>1933</strong>
Wahlbezirke<br />
- 11 -<br />
Stadtverordnetenwahl<br />
1. Restaurant Krause, Mühlenstraße 8 221 252 244 53 4 29 11 6<br />
2. Restaurant Schulz, Deulowitzer Straße 67 415 224 119 89 14 77 55 2<br />
3. Pestalozzischule, Turnhalle 410 235 70 105 20 56 44 3<br />
4. Restaurant Schultheißquelle, Kerkow, Kaltenborner Straße 2 280 294 80 62 15 41 48 4<br />
5. Restaurant Feldschlößchen, Kaltenborner Straße 32 472 220 125 103 14 38 64 2<br />
6. Restaurant Kupfe, Kupferhammerstraße 1 321 192 87 46 8 38 31 4<br />
7. Hotel Goldene Sonne, Bahnhofstraße 20, Ww. Schulz 461 100 52 166 14 80 37 2<br />
8. Restaurant Busch<strong>in</strong>g, Wilkestraße 35 454 186 121 120 10 53 28 5<br />
9. Restaurant Liebenau, Frankfurter Straße 2 463 108 61 132 20 43 33 4<br />
10. Restaurant Otto Hohm, Alte Poststraße 15 469 129 47 112 25 72 41 1<br />
11. Saal <strong>des</strong> Ratskellers, Markt 21 490 127 114 116 15 82 24<br />
12. Restaurant "Schützenhaus", L<strong>in</strong>dengraben 13 420 67 19 203 39 74 16 3<br />
13. Gymnasiums, Turnhalle, Neustadt 330 151 72 88 25 66 30<br />
14. Restaurant "Goldenes Schiff", Königstraße 46 390 138 82 103 20 52 36 3<br />
15. Stadtschule, Zimmer 23 255 139 147 51 14 31 19 3<br />
16. Restaurant "Reichshalle", Wer<strong>der</strong>mauer 1 347 109 69 112 30 48 21 1<br />
17. Gasthof "Goldene Kugel", Pförtner Straße 1 279 156 72 85 10 49 20 5<br />
18. Restaurant Kurzan, Pförtner Straße 40 380 173 97 64 9 37 37 3<br />
19. Sandschule, Aula 293 226 93 84 14 51 15 4<br />
20. Restaurant "Goldener Anker", Bösitzer Straße 33 342 409 157 35 5 53 25 3<br />
21. H<strong>in</strong>denburgschule, Turnhalle 283 202 106 76 18 53 19 8<br />
22. Restaurant "Beflevue", Scheegelner Straße 21 233 272 107 75 10 53 13 4<br />
23. Restaurant "Grüner Wald", Crossener Straße 144 207 286 142 45 9 27 4 1<br />
24. "Perwos We<strong>in</strong>stuben", Crossener Straße 34 405 165 129 47 8 48 21 2<br />
25. Landwirtschaftliche Schule, Crossener Straße 30 296 105 81 64 6 39 18 6<br />
26. Osterbergschule, Turnhalle 367 172 73 108 25 68 32 7<br />
27. Osterbergschule, Lehrerzimmer 450 137 48 123 19 61 29 3<br />
28. Restaurant Brendel, Triftstraße 57 372 329 179 75 10 56 15 7<br />
29. Restaurant "Kaisergarten", Triftstraße 10 332 172 76 78 10 41 29 5<br />
30. Restaurant "L<strong>in</strong>dengraben", Lahmoer Straße 1 199 344 267 68 6 34 19 6<br />
Wilkestift, Krankenhaus, Pflegeheim und Bürgerheim 150 48 10 104 15 15 2 2<br />
NSDAP<br />
SPD<br />
KPD<br />
Kampffront<br />
Schw.-w.-r.<br />
Christlichnationaler<br />
Block<br />
Unpolitische<br />
Bürgerliste<br />
Zusammen: 10786 5867 3146 2792 461 1565 836 109<br />
Mieter<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Montag, 13.03.<strong>1933</strong><br />
Ungültig
- 12 -<br />
Feierliche Eröffnung <strong>der</strong> Stadtverordneten- Versammlung.<br />
Am kommenden Dienstag wird zum ersten Male die am 12. März gewählte Stadtverordnetenversammlung<br />
zusammentreten. Die Eröffnung dieses neuen Stadtparlaments soll <strong>in</strong> feierlicher Weise erfolgen. Der große<br />
Stadtverordnetensaal wird mit schwarz- weiß- roten, mit Hakenkreuzfahnen und mit Grün ausgeschmückt. Das<br />
vor 1918 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtverordnetenversammlung hängende Kaiserbild Wilhelm I. ist wie<strong>der</strong> angebracht worden. Die<br />
Kommunisten s<strong>in</strong>d zu <strong>der</strong> Sitzung nicht geladen, ihre Stühle s<strong>in</strong>d aus dem Sitzungssaal entfernt worden. Für<br />
Tribünenbesucher ist nur e<strong>in</strong>e beschränkte Anzahl von Karten ausgegeben worden. Die Sitzung an sich dürfte<br />
sehr kurz se<strong>in</strong>. Es werden nur <strong>der</strong> neue Stadtverordnetenvorsteher, se<strong>in</strong> Stellvertreter und die beiden<br />
Schriftführer gewählt werden, und zwar nachdem vorher alle Stadtverordneten für ihr Amt verpflichtet worden<br />
s<strong>in</strong>d. Allgeme<strong>in</strong> ist man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>der</strong> Auffassung, daß Herr Rechtsanwalt Maracke das Amt <strong>des</strong><br />
Stadtverordnetenvorstehers übernimmt. Das wird aber nicht <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>, Herr Rechtsanwalt Maracke will Führer<br />
<strong>der</strong> NSDAP- Fraktion bleiben. Überhaupt soll man sich vor <strong>der</strong> im Augenblick recht betriebsamen<br />
Gerüchtemacherei hüten. Die NSDAP, die durch H<strong>in</strong>zutritt von Stadtv. Max Kretschmar 18 Sitze hat, wird auch<br />
bei <strong>der</strong> Umgestaltung <strong>der</strong> Verwaltung sehr vorsichtig vorgehen, damit <strong>der</strong> ordentliche Gang <strong>der</strong> Verwaltung selbst<br />
nicht gestört wird, und damit auch auf jeden Fall Ungerechtigkeiten vermieden bleiben. Beschlüsse über<br />
Absetzung und Neubesetzung von Posten s<strong>in</strong>d bisher nicht gefaßt worden. Die sogenannten schwarzen Listen<br />
gehören <strong>in</strong> das Reich <strong>der</strong> Fabel.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 25.-26. März <strong>1933</strong><br />
Pr<strong>in</strong>z August Wilhelm wirbt für Hitler / Massenversammlungen <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
(Wahlveranstaltung <strong>der</strong> NSDAP am 04.11.<strong>1933</strong> zur Reichstagswahl am 12.11.<strong>1933</strong>/Red.)<br />
Je näher <strong>der</strong> 12.November heranrückt, <strong>des</strong>to größer wird die Begeisterung und H<strong>in</strong>gabe <strong>des</strong> Volkes für die<br />
Aufgabe, die ihm an diesem Entscheidungstage gestellt ist. Den Beweis für diese Tatsache lieferte <strong>in</strong> voller<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit und Größe <strong>der</strong> Sonnabendabend, an dem die NSDAP <strong>in</strong> drei Sälen Wahlversammlungen abhielt,<br />
zu denen sie als Redner den Pg. Pr<strong>in</strong>zen August Wilhelm und die Oberbürgermeister von Sorau und Forst, Pg.<br />
Stumpf und He<strong>in</strong>rich gewonnen hatte. Wer sich nicht zeitig auf den Weg machte, bekam ke<strong>in</strong>en Platz; denn<br />
schon zwei Stunden vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Versammlung strömten die Menschen <strong>in</strong> die Säle und lange vor 20 Uhr war<br />
je<strong>der</strong> Platz besetzt. ... Was drängt heute auf e<strong>in</strong>mal die Leute <strong>in</strong> die Versammlungen? Fürwahr <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>z hat<br />
Recht, wenn er sagt: Die Versammlungen setzen die Herzen <strong>in</strong> Bewegung und reißen sie empor. Sie s<strong>in</strong>d<br />
Weihestunden, die unauslöschlich haften. So war es auch am Sonnabendabend. Im Kaisergarten wo <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>z<br />
zuerst sprach, wurde er von e<strong>in</strong>er jubelnden Menge mit Heilrufen begrüßt und e<strong>in</strong>e junge Dame überreichte ihm<br />
e<strong>in</strong>en Blumenstrauß.<br />
Nachdem <strong>der</strong> stellvertretende Kreisleiter, Pg. Ebert, den Pr<strong>in</strong>zen kurz begrüßt und ausgeführt hatte, daß wir uns<br />
freuen und stolz darauf s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en Hohenzollernpr<strong>in</strong>zen als Kämpfer für Adolf Hitler durch das Land ziehen zu<br />
sehen, nahm Pr<strong>in</strong>z August Wilhelm sogleich das Wort zu se<strong>in</strong>em Vortrage, <strong>in</strong> dem er etwa folgen<strong>des</strong> ausführte:<br />
Wenn e<strong>in</strong> Volk an e<strong>in</strong>em großen Abschnitt se<strong>in</strong>es Lebens angekommen ist, muß es sich ganz klar darüber<br />
werden, um was es geht. Ungeheuer ist die Begeisterung und Zustimmung zu dem heroischen Entschluß Adolf<br />
Hitlers <strong>in</strong> allen deutschen Gauen. Daß e<strong>in</strong> Mensch, <strong>der</strong> noch den Anspruch erhebt, e<strong>in</strong> Deutscher zu se<strong>in</strong>, hier<br />
mitmachen muß, darüber besteht ke<strong>in</strong> Zweifel. Aber dieser Schritt muß bewußt getan werden.<br />
Der Pr<strong>in</strong>z untersuchte nun im e<strong>in</strong>zelnen die Gründe, die überhaupt zu diesem Wahlgang geführt haben. Als wir<br />
am 5. März den letzten Reichstag gewählt hatten, da hat sicher je<strong>der</strong> geglaubt, daß das nun auf lange <strong>Zeit</strong> die<br />
letzte Wahl gewesen se<strong>in</strong> würde. Und nun schon wie<strong>der</strong> Wahl! Die Gegner, die es zwar nicht auf <strong>der</strong> Straße und<br />
<strong>in</strong> den Versammlungen, aber im geheimen immer noch gibt, machen aus <strong>der</strong> Tatsache <strong>der</strong> Wahl den<br />
Nationalsozialisten den Vorwurf , ihr seid euren Pr<strong>in</strong>zipien untreu geworden. Ihr habt früher den<br />
Parlamentarismus bekämpft und nun schafft ihr euch doch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Parlament. Dazu sei zu sagen, daß Hitler<br />
e<strong>in</strong>en solchen Vorwurf nicht zu scheuen braucht. Das muß auch <strong>der</strong> verbohrteste Gegner zugeben, daß Hitler,<br />
seit er an <strong>der</strong> Macht ist, noch ke<strong>in</strong>en Fehler gemacht hat. Im Gegenteil ist er von e<strong>in</strong>er Position zur an<strong>der</strong>en, von<br />
e<strong>in</strong>em Erfolg zum an<strong>der</strong>en geschritten und dadurch erst <strong>in</strong> die Lage versetzt worden, so sprechen zu können,<br />
wie er es getan hat.<br />
Wenn jetzt gewählt wird, so hat das se<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en Gründe. Die Emigranten haben es verstanden, über Hitler<br />
im Auslande die Me<strong>in</strong>ung zu verbreiten, daß er das ganze Volk knechte und niemand mehr se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung<br />
sagen dürfe. Um diese Behauptung zu wi<strong>der</strong>legen, wird abgestimmt und e<strong>in</strong> neues Parlament gewählt. Die Wahl<br />
hat also e<strong>in</strong>e große außenpolitische Bedeutung und es ist notwendig, dem Auslande e<strong>in</strong>e möglichst große und<br />
starke Geschlossenheit zu zeigen. Nach <strong>in</strong>nen ist sie e<strong>in</strong> Prüfste<strong>in</strong> für diejenigen, die da behaupten, begeisterte<br />
Anhänger Hitlers zu se<strong>in</strong>. Jetzt haben sie Gelegenheit, sich zu bewähren und zu zeigen, ob sie mit dem Herzen<br />
zu <strong>der</strong> Bewegung stehen o<strong>der</strong> nur aus praktischen Erwägungen. ... Wir alle aber müssen dankbar se<strong>in</strong>, daß wir<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Zeit</strong> leben , <strong>in</strong> <strong>der</strong> man aufhorchen muß auf die großen Schläge <strong>der</strong> Schicksalsuhr. Das Wun<strong>der</strong>bare an<br />
diesem Wahlkampf ist, wie <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>z weiter ausführte, die große, fast magnetische Anziehungskraft <strong>der</strong>
- 13 -<br />
Bewegung. Zu Zehntausenden, ja zu Hun<strong>der</strong>ttausenden strömen sie herbei, nicht auf Befehl <strong>des</strong> Führers; die<br />
Organisation setzt die Herzen <strong>in</strong> Bewegung und reißt sie empor für die große Sache. Und wer dann an e<strong>in</strong>er<br />
solchen Weihestunde, wie es die Versammlungen s<strong>in</strong>d, teilgenommen hat, <strong>der</strong> trägt mit <strong>der</strong> Runde von Ihnen die<br />
Lehre Hitlers immer weiter <strong>in</strong>s Land. Aber wir arbeiten damit nicht bloß für den 12.November, son<strong>der</strong>n für den<br />
Aufstieg <strong>des</strong> deutschen Volkes, für se<strong>in</strong>e Ehre und für se<strong>in</strong> Zusammenwachsen zu e<strong>in</strong>er Volksgeme<strong>in</strong>schaft, zur<br />
Nation. Und bei dieser Arbeit wird ke<strong>in</strong>er zurückbleiben und sich später den Vorwurf machen lassen wollen, daß<br />
er abseits gestanden hat. Je<strong>der</strong> ist berufen, an se<strong>in</strong>em Platze se<strong>in</strong>e Pflicht zu tun und es so ernst zu nehmen,<br />
wie <strong>der</strong> Führer es nimmt. ... Br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>es wie<strong>der</strong> zu Ehren nach <strong>der</strong> Schmach <strong>der</strong> letzten Jahre: Die alte<br />
unwandelbare deutsche Treue auch <strong>in</strong> diesem Kampfe um die Zukunft unseres Reiches. Haltet die Treue dem<br />
Manne <strong>der</strong> sie uns vorgelebt hat auch <strong>in</strong> den Tagen <strong>des</strong> Nie<strong>der</strong>ganges und <strong>der</strong> Schmach. Um so größer wird die<br />
Resonanz im Auslande se<strong>in</strong> und es wird <strong>der</strong> Zustand beseitigt werden, daß man glaubt, uns als Botokudenvolk<br />
behandeln zu können. Halten wir die Treue fest, dann braucht uns um die Zukunft unseres Volkes nicht bange<br />
zu se<strong>in</strong>. Aber wir wollen uns ke<strong>in</strong>en blauen Dunst vormachen. Darüber wollen wir uns klar se<strong>in</strong>, daß die letzte<br />
Entscheidung nicht <strong>in</strong> <strong>des</strong> Führers und <strong>in</strong> <strong>des</strong> deutschen Volkes Hand liegt, mag auch die Wahl e<strong>in</strong>en noch so<br />
erdrückenden Sieg ergeben. Wir können die an<strong>der</strong>en nicht zw<strong>in</strong>gen. Aber e<strong>in</strong>s können wir ihnen zeigen: Angst<br />
haben wir nicht! Die Festungen und die Waffen hat man uns genommen, aber wir haben uns e<strong>in</strong>en Panzer<br />
angeschafft, das ist unsere Volksgeme<strong>in</strong>schaft, zu <strong>der</strong> wir zusammenstehen <strong>in</strong> alter deutscher Treue. Der Pr<strong>in</strong>z<br />
führte weiter aus, daß er über die großen politischen Ziele und die große politische Bedeutung <strong>der</strong> Wahl nicht zu<br />
sprechen brauche. Darüber spricht <strong>der</strong> Führer und er tut es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise, daß wir <strong>in</strong>nerlich immer wie<strong>der</strong><br />
aufjauchzen, wenn wir die Belehrungen aus se<strong>in</strong>em kompetenten Munde empfangen. Se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nerpolitischen<br />
Gegner prophezeiten, daß er <strong>der</strong> große Agitator scheitern würde, wenn er an die Macht käme und e<strong>in</strong>gespannt<br />
se<strong>in</strong> würde <strong>in</strong> die Tretmühle <strong>des</strong> staatlichen Verwaltungsapparates. An<strong>der</strong>e fielen zwar, er aber stieg aus aller<br />
Bedrängnis und Not nur immer siegreicher empor. Große Programme auch für die Umgestaltung <strong>des</strong><br />
wirtschaftlichen Lebens wurden unter se<strong>in</strong>er Führung entwickelt. Dafür brauchten wir ihm ke<strong>in</strong>e Lobeshymnen zu<br />
s<strong>in</strong>gen, er bedarf <strong>des</strong> Lobes nicht. Aber an den Dank muß immer wie<strong>der</strong> er<strong>in</strong>nert werden. Den Dank können wir<br />
ihm am besten abstatten, wenn wir ihm unsere Herzen weihen. Wer am 12. November Ne<strong>in</strong> sagt, versündigt sich<br />
nicht nur gegen diese Dankespflicht, son<strong>der</strong>n schneidet sich auch <strong>in</strong>s eigene Fleisch, wenn er den Führer<br />
schwächt und ihn h<strong>in</strong><strong>der</strong>t, se<strong>in</strong> Programm durchzuführen. E<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong> am Wahltage ist nicht nur verbrecherisch, es<br />
ist geradezu idiotisch! Der Pr<strong>in</strong>z schloß se<strong>in</strong>e immer wie<strong>der</strong> von starkem Beifall begleiteten Ausführungen mit <strong>der</strong><br />
Mahnung, sich <strong>der</strong> großen Bedeutung <strong>des</strong> 12. November und <strong>der</strong> ungeheuren Verantwortung, die auf jedem<br />
e<strong>in</strong>zelnen Wähler liegt, bewußt zu se<strong>in</strong>. Es gilt, die Herzen <strong>in</strong> den kommenden Tagen immer wie<strong>der</strong> anzufeuern<br />
zum Glauben an den Führer, den <strong>der</strong> Glaube und die Kampfkraft se<strong>in</strong>er Getreuen auf se<strong>in</strong>e<br />
verantwortungsreiche Stellung gehoben hat, und ihm und dem Reich die Treue zu halten. Begleitet von dem<br />
Dank und dem Jubel <strong>der</strong> 2000 Zuhörer verließ <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>z sofort den Saal, um sich nach dem L<strong>in</strong>dengarten zu<br />
begeben.<br />
Nach e<strong>in</strong>er kurzen Pause sprach als zweiter Redner Bürgermeister Stumpf aus Sorau. Der Redner ließ<br />
hauptsächlich die verschiedenen November, die das deutsche Volk <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren erlebt hat, noch<br />
e<strong>in</strong>mal vor den Augen <strong>der</strong> Zuhörer vorüberziehen. Im November 1918 kämpften die deutschen Soldaten bis<br />
zuletzt e<strong>in</strong>en heldenmütigen Verzweiflungskampf, um die Ehre <strong>der</strong> Armee und die eigene Ehre zu retten. ...<br />
Ohne Bes<strong>in</strong>nung auf die Ehre kann es ke<strong>in</strong>en Aufstieg geben. ... In dieser <strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> Ehrlosigkeit hielt e<strong>in</strong> Mann die<br />
deutsche Ehre hoch und versuchte die besten Kräfte <strong>des</strong> Volkes wie<strong>der</strong> emporzureißen: Adolf Hitler. Im<br />
November 1923 versuchte er, mit Gewalt das Volk mit sich zu reißen. Es gelang nicht. Entsetzliches Elend wäre<br />
dem deutschen Volke erspart geblieben, wenn damals die Reaktion <strong>in</strong> München sich an<strong>der</strong>s verhalten hätte.<br />
Aber ansche<strong>in</strong>end muß e<strong>in</strong> Volk erst ganz tief s<strong>in</strong>ken, ehe es wie<strong>der</strong> zur Volksgeme<strong>in</strong>schaft zurückf<strong>in</strong>det. ... Jetzt<br />
muß das Volk zeigen, daß es außenpolitisch reif ist und se<strong>in</strong>e Ehre nicht antasten läßt. ... Darum am 12.<br />
November beweisen, daß wir e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d. Der Redner beschäftigte sich nun mit den Zweifelnden. Nörglern und<br />
Mießmachern. ... Für Millonen ist bereits Arbeit geschaffen. Im nächsten Jahre geht <strong>der</strong> Kampf weiter. Auch die<br />
an<strong>der</strong>en, die noch abseits stehen, weil sie noch <strong>in</strong> Not s<strong>in</strong>d, werden kommen, wenn sie sehen, daß <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaftsgedanke auch <strong>in</strong> den besser situierten Kreisen Fuß gefaßt hat. Darum heißt es opfern.<br />
Geme<strong>in</strong>nutz geht vor Eigennutz. ... Nachdem <strong>der</strong> Beifall verklungen und das Deutschlandlied und das Horst<br />
Wessel-Lied gesungen worden war, schloß Stellv. Kreisleiter Ebert die glänzend verlaufene Versammlung und<br />
es ist zu erwarten, daß <strong>der</strong> doppelte Mahnruf an die Treue, die Ehre und die Pflicht nicht wirkungslos se<strong>in</strong> wird.<br />
Die Parallel-Versammlungen Im "L<strong>in</strong>dengarten" und im "Bürgergarten" (Schnei<strong>der</strong>s Berg) boten gleichwie im<br />
"Kaisergarten" e<strong>in</strong> Bild nationaler Erhebung und allseitiger Zustimmung zu den Ausführungen <strong>der</strong> Redner. Die<br />
Kundgebung im L<strong>in</strong>dengarten. Als 20 Uhr 15 M<strong>in</strong>. e<strong>in</strong> Trupp SA und SS mit ihren Fahnen <strong>in</strong> den L<strong>in</strong>dengarten<br />
e<strong>in</strong>marschierte, war <strong>der</strong> festlich geschmückte Saal bereits dicht besetzt. E<strong>in</strong> Orchester, unterstützt von<br />
Spielleuten <strong>der</strong> SA unterhielt die schon lange vorher Erschienenen mit flotter Musik bis zum E<strong>in</strong>treffen <strong>des</strong> ersten<br />
Redners, Pg. Oberbürgermeister He<strong>in</strong>rich - Forst. In se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>leitenden Worten wies <strong>der</strong> Redner darauf h<strong>in</strong>, wie<br />
sehr die System-Parteien und die marxistische Regierung das Glück <strong>des</strong> Volkes verspielten, bis Adolf Hitler mit<br />
<strong>der</strong> Regierungsübernahme ihrem volksver<strong>der</strong>bende Treiben E<strong>in</strong>halt gebot. ... Groß ist die Not, aber wir alle, s<strong>in</strong>d<br />
zu Opfern bereit und gab dann leuchtende Beispiele hochherziger Opferfreudigkeit, die notwendig s<strong>in</strong>d, um Volk<br />
und Staat auch nach außen h<strong>in</strong> diejenige Geltung zu geben, die <strong>der</strong> Führer wünscht. ... Nach e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>weis<br />
darauf, daß <strong>der</strong> Führer durch Abschluß von Konkordaten mit <strong>der</strong> evangelischen und katholischen Kirche auch<br />
die Religionsfreiheit und den Kirchenfrieden wie<strong>der</strong>hergestellt habe, hob <strong>der</strong> Redner hervor dreierlei wolle <strong>der</strong><br />
Führer: Friedensdienst, Volksdienst und Gottesdienst und unter dieser Dreiheit sei uns auch <strong>der</strong> Segen Gottes<br />
gewiß.
- 14 -<br />
In diesem Augenblick erschollen im Vorraum zum Saale laute Kommandorufe und Trommelwirbel: Der SA.-<br />
Gruppenführer, Staatsrat Pr<strong>in</strong>z August Wilhelm von Preußen war erschienen und wurde beim Betreten bei<br />
Saales mit erhobenen Armen und freudigen Heilrufen begrüßt. Nachdem sich die Freudekundgebung über das<br />
Ersche<strong>in</strong>en <strong>des</strong> Pr<strong>in</strong>zen gelegt hatte, führte dieser e<strong>in</strong>leitend aus, daß dies <strong>in</strong> dieser Kampagne bereits die 42.<br />
Versammlung sei, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er zu sprechen habe, aber im H<strong>in</strong>blick auf die nimmer rastende Tätigkeit <strong>des</strong> Führers<br />
nehme er jede Anstrengung und Unbequemlichkeit gerne auf sich., denn je<strong>der</strong> habe se<strong>in</strong>e Pflicht zu tun, wenn<br />
es sich um das Wohl <strong>des</strong> Vaterlan<strong>des</strong> handle. ... Deshalb müssen wir wirklich deutsch Fühlenden unter allen<br />
Umständen zusammenhalten. Nachdem <strong>der</strong> Redner auf das große Werk <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terhilfe und auf die Verdienste<br />
Hitlers um die Beseitigung <strong>der</strong> Wirtschaftskrisis h<strong>in</strong>gewiesen, kam er auf Deutschlands Abrüstung zu sprechen<br />
und verlangte, daß nachdem Deutschland se<strong>in</strong>er Verpflichtung aus dem Versailler Vertrag nachgekommen ist,<br />
nunmehr auch die an<strong>der</strong>en Staaten Ihr Verspechen e<strong>in</strong>lösen sollten. ... Es gibt nur e<strong>in</strong>e Parole, so schloß <strong>der</strong><br />
Redner, und <strong>der</strong> folgen wir bis zum Grabe: Gehorsam und Treue!<br />
Im Bürgergarten. Die weitere Parallel-Versammlung im Bürgergarten (früher Schnei<strong>der</strong>s Berg) war zwar nicht so<br />
stark besucht, wie die an<strong>der</strong>en, vermutlich, weil von den dort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft wohnenden Bürgern<br />
allgeme<strong>in</strong> angenommen wurde, daß hier nur e<strong>in</strong>e Uebertragung <strong>der</strong> Reden stattf<strong>in</strong>de, aber ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Redner<br />
persönlich ersche<strong>in</strong>e. Deshalb zog man es natürlich vor, lieber gleich <strong>in</strong> den Kaisergarten zu gehen. Die<br />
Uebertragung <strong>der</strong> Reden aus dem "Kaisergarten" waren recht deutlich und aufmerksam folgten die Anwesenden<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Ausführungen dieser beiden Redner. ... Auch aus diesem Saal dürfte ke<strong>in</strong>er gegangen se<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />
nicht den festen Vorsatz gefaßt hätte, am 12. November se<strong>in</strong>e Pflicht zu tun.<br />
<strong>Guben</strong>s Arbeiter marschieren für Hitler.<br />
(nach e<strong>in</strong>er Rede von Hitler am 10.11.33 im Wahlkampf/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Montag, 6. November <strong>1933</strong><br />
So wie im ganzen Reiche, so haben auch <strong>in</strong> den <strong>Guben</strong>er Betrieben gestern die Arbeiter beisammen gesessen<br />
und die Worte ihres Führers gehört. Und je<strong>der</strong> Mann und jede Frau empfand es mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit wie nie<br />
zuvor, dass hier e<strong>in</strong> Mann <strong>des</strong> Volkes zu den Menschen <strong>des</strong> Volkes sprach. Empor gerissen von <strong>der</strong> Wucht<br />
dieser e<strong>in</strong>zigartigen Rede standen dann Arbeiter und Bauern, standen die deutschen Menschen auf und sangen<br />
mit den Kameraden drüben <strong>in</strong> den Siemens- Schuckert- Werken das Lied <strong>der</strong> Nation, das Horst Wessel- Lied.<br />
Millionenfach <strong>in</strong> Stadt und Land, <strong>in</strong> allen Fabriken, <strong>in</strong> allen Büros, und <strong>in</strong> den Stuben <strong>der</strong> Bauern, auf den Plätzen<br />
<strong>der</strong> Großstädte, erklang das Sieg Heil. Und für diesen letzten Sieg und die letzte Schlacht marschierten gestern<br />
abend unsere <strong>Guben</strong>er Arbeiterfrauen und Arbeitsmänner, marschierten sie <strong>in</strong> den Rhythmen <strong>der</strong> Kapellen,<br />
marschierten sie im Fackelglanz durch die Straßen h<strong>in</strong>auf nach dem Kaisergarten. Aber dieser Marsch war<br />
zugleich auch e<strong>in</strong> mächtiges Symbol für den ewigen Marsch <strong>in</strong> die neue <strong>Zeit</strong>, <strong>in</strong> die <strong>Zeit</strong>, die den neuen Adel<br />
deutscher Nation aufgerichtet hat, den Adel <strong>der</strong> Arbeit. ...<br />
Von den vielen Tausenden, die gestern durch die Straßen gezogen s<strong>in</strong>d, konnte natürlich nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>in</strong><br />
den weiten Sälen Unterkunft f<strong>in</strong>den. Aber die, denen es möglich war, den Frankfurter Redner zu hören, hatten e<strong>in</strong><br />
großes und mächtiges Erlebnis. ... Der Redner ließ nun noch e<strong>in</strong>mal die Geschichte <strong>des</strong> Dritten Reiches <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
richtigen Stützpunkten vorüber ziehen. ... Zum Schlusse se<strong>in</strong>er Betrachtungen <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> letzten<br />
Monate, die durch ihre Lebendigkeit, Klarheit, Sicherheit <strong>des</strong> Urteils und mitreißende Vortragskunst den<br />
vollbesetzten Saal entfesselte und immer wie<strong>der</strong> zu Beifallsstürmen h<strong>in</strong>riß, wandte sich <strong>der</strong> Redner mit e<strong>in</strong>er<br />
Mahnung zur richtigen Erfüllung <strong>der</strong> Wahlpflicht (und dann/Red.) folgte <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same Gesang <strong>des</strong><br />
Deutschlandlie<strong>des</strong> als würdiger Abschluß <strong>der</strong> glanzvollen Kundgebung, die sicher bei allen Teilnehmern von<br />
nachhaltigster Wirkung se<strong>in</strong> wird.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 11.-12. November <strong>1933</strong>
- 15 -<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Volksabstimmung und Reichstagswahl am 12. 11. <strong>1933</strong> <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
Stimm-<br />
Volksabstimmung Reichstagswahl<br />
Wahlbezirk<br />
berechtigte<br />
Ja Ne<strong>in</strong> Ungültig Liste Adolf<br />
Hitler<br />
Ungültig<br />
1. Restaurant Krause, Mühlenstraße 8 1057 840 158 33 816 177<br />
2. Restaurant Schulz, Deulowotzer Straße 67 1221 1088 77 28 1058 120<br />
3. Pestalozzischule, Turnhalle 1117 1006 67 21 986 108<br />
4. Rest. Schultheißquelle, Karl Kerkow, Kaltenbornerstraße 2 1036 866 111 34 841 170<br />
5. Restaurant Feldschlößchen, Kaltenborner Str. 32 1315 1189 86 26 1166 113<br />
6. Restaurant Kupfe, Kupferhammerstraße 1 967 819 100 20 791 16<br />
7. Hotel "Goldene Sonne", Bahnhofsstraße 20, Ww. Schulz 1085 990 37 5 973 2<br />
8. Restaurant Busch<strong>in</strong>g, Wilkestraße 35 1201 1068 73 24 1033 132<br />
9. Restaurant Liebenau, Frankfurter Straße 2 1055 967 41 15 945 70<br />
10. Restaurent Otto Hohm, Alte Poststraße 15 1117 1020 33 28 986 88<br />
11. Saal <strong>des</strong> Ratskeller, Markt 21 1228 1101 61 14 1082 85<br />
12. Restaurant "Schützenhaus", L<strong>in</strong>dengraben 13 1119 1030 31 11 1004 66<br />
13. Gymnasium, Turnhalle, Neustadt 947 841 44 19 826 85<br />
14. Restaurant "Goldenes Schiff", Königsstraße 46 1090 977 3 60 941 95<br />
15.Stadtschule, Zimmer 23 832 710 74 19 693 98<br />
16. Restaurant "Reichshalle", Wer<strong>der</strong>mauer 1 967 889 40 9 848 83<br />
17. Gasthof "Goldene Kugel", Pförtner Straße 1 830 712 82 18 700 104<br />
18. Restaurant Kurzan, Pförtner Straße 40 1008 900 69 22 900 84<br />
19. Sandschule, Aula 975 840 71 24 832 95<br />
20. Restaurant "Goldener Anker", Bösitzer Straße 33 1279 1104 18 125 1226 5<br />
21. H<strong>in</strong>denburgschule, Turnhalle 1031 907 23 18 894 100<br />
22. Restaurant "Beflevue", Scheegelner Straße 21 947 794 85 40 782 124<br />
23. Restaurant "Grüner Wald", Crossener Straße 144 1085 881 145 21 841 193<br />
24. Restaurant "Perwos We<strong>in</strong>stuben", Crossener Straße 34 1032 876 88 8 867 35<br />
25. Landwirtschaftliche Schule, Crossener Straße 30 816 713 54 3 691 21<br />
26. Osterbergschule, Turnhalle 1001 876 79 18 857 94<br />
27. Osterbergschule, Lehrerzimmer 1070 994 34 20 960 83<br />
28. Restaurant Brendel, Triststraße 57 1315 1061 185 34 1019 236<br />
29. Restaurant "Kaisergarten", Triststraße 10 893 771 82 3 757 31<br />
30. Restaurant "L<strong>in</strong>dengarten", Lahmoer Straße 1 1302 1010 213 39 996 189<br />
Städtisches Krankenhaus 109 106 2 1 104 5<br />
Naemi-Wilkestift 143 142 1 138 5<br />
Pflegeheim 123 122 1 121 2<br />
Bürgerheim 87 86 1 86 1<br />
Insgesamt: 32400 28296 2268 761 27760 2915
- 16 -<br />
13. November <strong>1933</strong>: Hitler dankt den „deutschen Volksgenossen und- Genoss<strong>in</strong>nen“ aus „übervollem Herzen“<br />
für „das geschichtliche e<strong>in</strong>zigartige Bekenntnis zu e<strong>in</strong>er wahrhaftigen Friedensliebe genauso auch zu unserer<br />
Ehre und zu unseren ewigen gleichen Rechten“.<br />
Bekenntnis und Sieg!<br />
Der Wahltag <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Mit unvergleichlichem Feuergeist s<strong>in</strong>d die politischen Soldaten Adolf Hitlers an die Durchführung dieses<br />
Wahlfeldzuges gegangen. Je<strong>der</strong> Deutsche wußte vorher, daß die Politik Hitlers sich auf die Mehrheit <strong>des</strong><br />
deutschen Volkes stützen kann. Je<strong>der</strong> Deutsche wußte auch, daß e<strong>in</strong>e Reichstagswahl den<br />
nationalsozialistischen Sieg im Gefolge haben mußte. Aber es kam nicht nur darauf an, Mehrheiten zu schaffen,<br />
es galt e<strong>in</strong> Bekenntnis vom deutschen Volke zu erlangen, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ungeheuren Größe die ganze Welt<br />
erschüttert und das weit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragt <strong>in</strong> das Jahrhun<strong>der</strong>t. Dieses Bekenntnis ist da. Mit ganz wenig Ausnahmen hat<br />
das gesamt deutsche Volk an <strong>der</strong> Wahlurne gestanden und je<strong>des</strong> Dorf und jede Stadt setzte den Ehrgeiz dare<strong>in</strong>,<br />
an die 100 Prozent-Grenze <strong>der</strong> Wahlbeteiligung heranzukommen. Diese 100 Prozent s<strong>in</strong>d im <strong>Guben</strong>er<br />
Landkreise <strong>in</strong> vielen Orten erreicht worden. In <strong>Guben</strong> selbst beteiligten sich etwas über 97 Prozent <strong>der</strong> gesamten<br />
wahlberechtigten Bevölkerung an <strong>der</strong> Wahl. Dieses außerordentliche Ergebnis ist auch <strong>in</strong> unserer Stadt nicht<br />
e<strong>in</strong>fach vom Himmel gefallen. Es galt für die politischen Truppen, für SA, SS, für das NSKK, für Stahlhelm und für<br />
die Amtswalter die letzte Kraft und Energie e<strong>in</strong>zusetzen, weniger um Gegner zu überzeugen, als um e<strong>in</strong>e<br />
Behäbigkeit vieler Bürger zu überw<strong>in</strong>den, die ke<strong>in</strong>e Berechtigung mehr <strong>in</strong> unseren Tagen hat. Es galt aber auch<br />
neben diesem Schlepperdienst kranke Menschen, die nicht selbst zur Urne gehen konnten, heranzuholen, und<br />
schon daran, daß das NSKK mit 500 Fahrten und rund 1800 gefahrenen Kilometern das Ergebnis se<strong>in</strong>er Tätigkeit<br />
herausgibt, ist zu erkennen, wie zielbewußt man überall an <strong>der</strong> Arbeit war. In diesem Zusammenhang muß die<br />
herrliche Hilfsarbeit <strong>der</strong> Sanitätskolonne vom Roten Kreuz dankbar gewürdigt werden. Wer bis 12 Uhr nicht an<br />
<strong>der</strong> Urne war, <strong>der</strong> sah bestimmt <strong>in</strong> kürzester Frist e<strong>in</strong>en SA-Mann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stube, <strong>der</strong> höflich, aber sehr bestimmt an<br />
die Staatsbürgerpflicht er<strong>in</strong>nerte.<br />
Der Wahltag, von Flaggen umwogt, begann sofort mit e<strong>in</strong>em energischen Auftakt Kurz nach 9 Uhr standen schon<br />
vor vielen Wahllokalen die Menschen Schlange. Sie wollten die ersten se<strong>in</strong>, die ihr Ja für Hitler aussprechen, sie<br />
wollten die ersten se<strong>in</strong>, die die neue Volksvertretung aufbauen helfen; e<strong>in</strong> prachtvoller Geist, e<strong>in</strong> prachtvoller<br />
Aufmarsch unserer Kameraden und Mitbürger. Ueber 90 Prozent von den abgegebenen gültigen Stimmen lauten<br />
bei <strong>der</strong> Volksabstimmung auf. Ja, es s<strong>in</strong>d bei genauer Berechnung fast 93 Prozent. Fast die ganze <strong>Guben</strong>er<br />
Bevölkerung stellt sich also mit e<strong>in</strong>mütiger Geschlossenheit h<strong>in</strong>ter Adolf Hitler. Diese Klarheit war auch e<strong>in</strong>mal für<br />
unsere Stadt notwendig, nun ist sie da und wir können unsere Schlüsse ziehen. Wenn wir es tun, so wollen wir<br />
dabei freilich nicht übersehen, daß 2268 <strong>Guben</strong>er <strong>der</strong> Schicksalsfrage e<strong>in</strong> glattes Ne<strong>in</strong> entgegengesetzt haben,<br />
und daß 761 e<strong>in</strong>en ungültigen Stimmzettel abgaben. Wir wollen nicht darüber h<strong>in</strong>weggehen, daß noch rund 3000<br />
Wahlberechtigte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt um uns s<strong>in</strong>d, die noch nicht bereit s<strong>in</strong>d, freudigen Herzens den Marsch <strong>in</strong> die neue<br />
<strong>Zeit</strong> mit anzutreten. Freilich, noch bei <strong>der</strong> letzten Reichstagswahl am 5. März <strong>1933</strong> brachten die Marxisten <strong>in</strong><br />
<strong>Guben</strong> trotz heftigster Bekämpfung über 11 000 Stimmen zusammen. Diese Front ist zerschlagen, denn <strong>in</strong> den<br />
3000 Stimmen, die nicht für Hitler abgegeben wurden, stecken noch nicht m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 1000, die nicht von<br />
Marxisten kommen, son<strong>der</strong>n von e<strong>in</strong>em Bürgertum, das sich noch nicht daran gewöhnen kann, daß <strong>in</strong><br />
Deutschland jetzt an<strong>der</strong>e Lie<strong>der</strong> gesungen werden als die <strong>der</strong> Reaktion. Die 3000 werden wissen müssen, daß<br />
je<strong>der</strong> Vorstoß von ihnen, und sei er noch so verdeckt, h<strong>in</strong>weggewischt werden wird wie e<strong>in</strong> stören<strong>der</strong> Schatten.<br />
Sie dürfen ferner wissen, daß das kämpfende Volk nach dem großen Bekenntnis und Siegesmarsch den Helm<br />
fester b<strong>in</strong>den wird und nicht eher ruhen wird, als bis auch diese 3000 Ja sagen und nicht mehr im Rücken <strong>der</strong><br />
Front stehen. Die Tatsache, daß bei <strong>der</strong> Reichstagswahl für die NSDAP e<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t Stimmen weniger<br />
abgegeben worden s<strong>in</strong>d als auf die Ja-Liste <strong>der</strong> Volksabstimmung, mag daher rühren, daß e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Wähler die<br />
Reichstagswahl für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerpolitisches Ereignis hielt, bei dem sie glaubten, das Recht zu haben, ihrer<br />
Verärgerung über irgend e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelmaßnahme, die ihnen nicht <strong>in</strong> den Kram paßte, Ausdruck verleihen zu<br />
dürfen. Dieser politsche Dilettantismus kann nur durch politische Tiefenarbeit überwunden werden und er wird<br />
überwunden werden.<br />
Es s<strong>in</strong>d aber schon zu viele Zeilen über dieses Häufle<strong>in</strong> <strong>der</strong>er geschrieben worden, die noch nicht da s<strong>in</strong>d. Das<br />
Entscheidende ist und bleibt: Die Front steht auch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> so fest und unerschütterlich, daß niemand mehr<br />
daran rütteln kann. Der Sieg, <strong>der</strong> gestern erfochten worden ist, ist mehr als e<strong>in</strong> Wahlkampfsieg, er ist e<strong>in</strong><br />
Bekenntnis von überwältigen<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerer Größe!<br />
Das Treuebekenntnis <strong>des</strong> Landkreises<br />
Die Volksabstimmung ist wie überall, so auch im Landkreise <strong>Guben</strong> zu e<strong>in</strong>er gewaltigen Vertrauenskundgebung<br />
für die Reichs- und Staatsregierung und für den Führer geworden. Rund 97% <strong>der</strong> Stimmen lauten im Landkreise<br />
<strong>Guben</strong> mit "Ja". Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert und erfreulich ist, daß nunmehr auch all die Geme<strong>in</strong>den im Norden<br />
<strong>des</strong> Kreises, <strong>in</strong> denen früher zahlreiche kommunistische Stimmen abgegeben worden s<strong>in</strong>d, nahezu geschlossen<br />
h<strong>in</strong>ter dem Führer stehen.<br />
In 42 Landgeme<strong>in</strong>den <strong>des</strong> Landkreises <strong>Guben</strong> hat ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Wähler mit "Ne<strong>in</strong>" gestimmt. In 16 von diesen<br />
Geme<strong>in</strong>den hat e<strong>in</strong>e 100%ige Wahlabstimmung stattgefunden, nicht e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Wahlberechtigten hat an <strong>der</strong><br />
Wahlurne gefehlt. In weiteren 17 Geme<strong>in</strong>den ist nur je e<strong>in</strong>e Stimme mit "Ne<strong>in</strong>" abgegeben worden.
Die Parole lautet:<br />
In allen Geme<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>mütig h<strong>in</strong>ter unserem Führer stehen, <strong>in</strong> Treue festhalten, <strong>in</strong> allen Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong><br />
denen noch e<strong>in</strong>ige Volksgenossen abseits stehen, auch diese noch gew<strong>in</strong>nen.<br />
- 17 -<br />
"Heil Hitler!"<br />
Kaempfe, Landrat. <strong>Guben</strong>, den 12. November <strong>1933</strong>.<br />
Der Ortsgruppenleiter <strong>der</strong> NSDAP Groß Breesen teilt uns mit, daß marxistische Elemente <strong>in</strong> <strong>der</strong> vergangenen<br />
Nacht die Fahne vom Kriegsdenkmal heruntergerissen haben.<br />
<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Montag, 19. November <strong>1933</strong><br />
12. Dezember <strong>1933</strong>: Der neue Reichstag tritt zu se<strong>in</strong>er konstituierenden Sitzung zusammen. Gör<strong>in</strong>g wird erneut<br />
zum Präsidenten gewählt, Kerrl, bisheriger Präsident <strong>des</strong> preußischen Landtages, zum ersten Vize-, Hermann<br />
Esser, bisheriger Präsident <strong>des</strong> bayerischen Landtages, zum zweiten Vizepräsident. Hitler rühmt vor den<br />
Abgeordneten <strong>der</strong> Fraktion <strong>der</strong> NSDAP diese als „Generation von Männern, die kühn, mutig, beharrlich und zäh<br />
nur an ihr Volk gedacht haben“. Diese Männer werden zu neuer parlamentarischer Arbeit aufgefor<strong>der</strong>t.<br />
zurück<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> - 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
Komplex 2 – Aus- und Gleichschaltung<br />
- 18 -<br />
2.1 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)<br />
NSDAP: Die Deutsche Arbeiterpartei vollzog e<strong>in</strong> halbes Jahr nach Hitlers Beitritt am 24.02.1920 die<br />
Umbenennung <strong>in</strong> Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; wählte das Hakenkreuz als Emblem. Nach dem<br />
Hitler – Putsch vom 09.11.1923 verboten, bestand die Partei <strong>in</strong> Ersatzorganisationen weiter und wurde am<br />
27.02.1925 neu gegründet. Am 10.10.1945 wurde die NSDAP durch Gesetz Nr.2 <strong>der</strong> Alliierten aufgelöst und<br />
verboten.<br />
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.<br />
In e<strong>in</strong>er Zuschrift an uns zu den Stadtverordnetenwahlen hat das Wort. Sie schreibt:<br />
Für die kommenden Stadtverordnetenwahlen hat die NSDAP eigene Listen aufgestellt. Dieses nicht um „Politik“<br />
<strong>in</strong> die Kommunalpolitik h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zutragen, son<strong>der</strong>n um selbst Verantwortung zu übernehmen und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ihre Welt- und Lebensanschauung <strong>in</strong> die Kommunalparlamente und Körperschaften h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zutragen. Die<br />
nationalsozialistische Liste ist daher ke<strong>in</strong>e Liste von vielen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Wahrheit e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heitsliste, auf <strong>der</strong> getreu<br />
dem Grundsatz von <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft- alle Stände und Berufe nach ihrer Bedeutung <strong>in</strong> unserer Stadt<br />
vertreten s<strong>in</strong>d. Wenn es sich die nationalsozialistische Bewegung zur Aufgabe gemacht hat, endlich Schluß zu<br />
machen mit dem verbitterten Interessenkampf zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Parteien, Klassen und Berufsständen,<br />
dann muß sie das nicht nur tun im H<strong>in</strong>blick auf das Große, <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Reichs- und Län<strong>der</strong>wahlen, son<strong>der</strong>n<br />
darf sich auch nicht scheuen, dem gleichen Kampf <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den zu führen. Die „Bürgerlichen“ messen<br />
schon immer mit zweierlei Maß. Sie bekämpfen die sogenannten marxistischen „Arbeiterpartei“ bei politischen<br />
Wahlen ebenso wie bei Kommunalwahlen. Sie setzen <strong>der</strong> marxistischen Liste „Bürgerliste“ entgegen und glauben<br />
dadurch den Marxismus über-w<strong>in</strong>den zu können. In Wahrheit tun sie damit alles, um ihn zu stärken und damit zu<br />
verewigen. Wer aber den marxistischen Klassengeist überw<strong>in</strong>den will, darf ihm nicht an<strong>der</strong>e Klassen entgegen<br />
setzen, son<strong>der</strong>n muß <strong>in</strong> den eigenen Reihen das gute Vorbild geben und immer danach trachten, den Geist <strong>der</strong><br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft zu schaffen, ihn zu mehren und zu erhalten. Deshalb darf ke<strong>in</strong> Kampf darum entbrennen, wer<br />
die meisten Vertreter se<strong>in</strong>es Stan<strong>des</strong>, se<strong>in</strong>es Berufes, se<strong>in</strong>er Interessengruppe <strong>in</strong> das Parlament schickt.<br />
Vertreter sollen sie alle se<strong>in</strong>, doch nicht die Zahl entscheidet ,son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Geist, <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Bann sie alle stehen.<br />
Der Nationalsozialist als Vorkämpfer und Träger <strong>des</strong> Geistes <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft kennt nicht Arbeiter,<br />
Beamte, Handwerker und Gewerbetreibende, son<strong>der</strong>n er wertet jeden e<strong>in</strong>zelnen davon nach se<strong>in</strong>er Leistung für<br />
die Ganzheit Volk und se<strong>in</strong>em Verhalten und se<strong>in</strong>er Mitarbeit an dem großen Werk <strong>der</strong> Deutschen Wie<strong>der</strong>geburt.<br />
Nach diesem Gesichtspunkt haben wir die gewählt die als Träger <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> praktische Arbeit <strong>in</strong><br />
unserem Stadtparlament leisten sollen. Sie verfügen nicht über e<strong>in</strong>e vierzehnjährige Praxis, wie es bei an<strong>der</strong>en<br />
<strong>der</strong> Fall ist, aber sie verfügen dafür über e<strong>in</strong>en Geist, den die an<strong>der</strong>en vierzehn Jahren h<strong>in</strong>durch nicht aufgebracht<br />
haben und wohl auch <strong>in</strong> Zukunft nicht aufbr<strong>in</strong>gen werden. Die kommende nationalsozialistische Fraktion <strong>des</strong><br />
hiesigen Stadtparlaments ist sich <strong>der</strong> Arbeit bewusst, die sie zu leisten hat und sie weiß, welches Erbe sie<br />
übernimmt. Daher wird sie handeln nach den Grundsätzen nat.- soz. Geme<strong>in</strong>depolitik und wird sich<br />
durchzusetzen wissen. Wer daher nicht Interessenpolitik aller Schattierungen will, son<strong>der</strong>n solche, die dem Wohle<br />
aller gilt, <strong>des</strong> nationalsozialistischen, denn nur so schafft er die Voraussetzung für die Durchführung <strong>des</strong><br />
Grundsatzes: Geme<strong>in</strong>nutz geht vor Eigennutz. Alle, ob Arbeiter, Bürger, Angestellte, Gewerbetreibende,<br />
Landwirte, Handwerker f<strong>in</strong>den ihre Vertretung auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei.<br />
Bismarckfeier <strong>der</strong> NSDAP<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 25. - 26. Februar <strong>1933</strong><br />
In diesen Tagen <strong>der</strong> nationalen Revolution, die wie e<strong>in</strong> Frühl<strong>in</strong>gssturm durch ganz Deutschland braust, steht groß<br />
und erhaben auch die Gestalt <strong>des</strong> eisernen Kanzlers am deutschen Horizont. Am 1. April 1815 … Vor 118<br />
Jahren, als <strong>der</strong> Adler Napoleons se<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gen vom Exil Elba löste und sich auf den Türmen von Notre Dame<br />
zu Paris nie<strong>der</strong>ließ, aber auch im gleichen Jahr, als Blücher den frechen Korsen vernichtend schlug. Und jetzt<br />
stehen wir wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Schwelle e<strong>in</strong>es neuen Reiches; <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>d im Innern ist bezwungen, <strong>der</strong> deutsche Adler<br />
regt schon wie<strong>der</strong> mächtig die wachsenden Schw<strong>in</strong>gen und rüttelt an hemmenden Ketten. E<strong>in</strong>er steht jetzt mitten<br />
unter uns: Bismarck! Bismarck, <strong>der</strong> da sagte: „Ich habe nie etwas an<strong>der</strong>es geraten, als uns auf die eigene<br />
nationale Kraft Deutschlands zu verlassen.“ Die Kaiserkrönung im Spiegelsaal zu Versailles war auch die<br />
Krönung se<strong>in</strong>es Lebenswerks. … Das Reich hatte Bismarck geschaffen, für e<strong>in</strong>e Volksgeme<strong>in</strong>schaft war die <strong>Zeit</strong><br />
noch nicht reif. Der „vierte“ Stand, das Proletariat, kam auf, ward stärker und stärker, verlor immer mehr den<br />
Kontakt mit den an<strong>der</strong>en. Trotzdem hielt das Gefüge Bismarcks bis 1918, dann kam das Chaos, alles brach<br />
zusammen, die Fe<strong>in</strong>de Bismarck hatten gesiegt. 11 Jahre dauerte es, bis <strong>der</strong> größte Teil <strong>des</strong> deutschen Volkes<br />
endlich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>sah, daß das 1870 gestiftete Erbe Bismarcks, für das Hun<strong>der</strong>ttausende im Weltkriege ihr<br />
kostbares Blut freudig dah<strong>in</strong>gegeben hatten, nicht verloren gehen dürfe. Wie diese, will dem gleichen Opfermut,
- 19 -<br />
mit <strong>der</strong>selben H<strong>in</strong>gabe und, wenn es se<strong>in</strong> muß, auch unter E<strong>in</strong>satz <strong>des</strong> Lebens zu streiten für Bismarcks<br />
Vermächtnis und es e<strong>in</strong>zuhämmern <strong>in</strong> das deutsche Herz, ist das Gebot <strong>der</strong> Stunde. Soweit <strong>in</strong> großen Zügen die<br />
Worte, die gestern Ortsgruppenleiter Gallus im Stadttheater aussprach. Die NSDAP konnte freudiger und stolzer<br />
denn je <strong>des</strong> Geburtstages Bismarcks gedenken. 11 Jahre lang war es unter <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> marxistischen<br />
Volksverhetzer verboten, an diesem Tage e<strong>in</strong> Wort <strong>des</strong> Dankes zu sprechen, wenn man vor se<strong>in</strong>em Denkmal<br />
e<strong>in</strong>e Blumenspende nie<strong>der</strong>legte. … Männer, die diese Anordnungen trafen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen ihrer eigenen<br />
Jämmerlichkeit zum Opfer gefallen. Das Stadttheater war überfüllt mit braunen und feldgrauen Uniformen,<br />
Spitzen <strong>der</strong> Behörden und <strong>der</strong> Gesellschaft waren anwesend, schwarz - weiß – rote und Hakenkreuzfahnen<br />
grüßten von den Rängen. Der Musikvere<strong>in</strong> und das Wolff`sche Orchester (45 Musiker) eröffnen den Abend<br />
würdig und wuchtig mit Beethovens Egmont - Ouvertüre. ... Intendant Ziegler spricht markig den Prolog und grüßt<br />
dann mit erhobener Rechten zur Loge, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberbürgermeister Laß und <strong>der</strong> Fraktionsführer Maracke sitzen. Die<br />
immer wie<strong>der</strong> gern gehörten Variationen aus dem Kaiserquartett von Haydn erkl<strong>in</strong>gen zart und <strong>in</strong>nig. … Was <strong>der</strong><br />
Dirigent da aus dem Orchester herausholte, wie er nuancierte und antrieb, das war Wagners würdig! Aufrüttelnd<br />
und begeisternd dann nach <strong>der</strong> Pause <strong>der</strong> Rütli -Schwur aus „Wilhelm Tell“, dargestellt von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>des</strong><br />
Stadttheaters, <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er grandiosen Dekoration von Prätorius. „Wir wollen se<strong>in</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zig Volk von Brü<strong>der</strong>n,<br />
<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Not uns trennen und Gefahr!“ Spontan werden die Hände emporgestreckt, das Deutschland- und Horst<br />
Wessel - Lied gesungen – die begeisternde <strong>Guben</strong>er Bismarck - Feier, <strong>der</strong>en Leitung Musiklehrer He<strong>in</strong>rich Wolf<br />
hatte, ist beendet.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 5. April <strong>1933</strong><br />
6. Mai <strong>1933</strong>: Der Völkische Beobachter schreibt: „Die Volksbüchere<strong>in</strong> enthalten immer noch zahlreichen<br />
zersetzenden Giftstoff... Diesem unerträglichen Zustand soll nun e<strong>in</strong> Ende gemacht werden... Es s<strong>in</strong>d danach aus<br />
<strong>der</strong> Volksbücherausleihe alle Bücher, <strong>Zeit</strong>schriften und <strong>Zeit</strong>ungen zurückzuziehen, die ihrem Charakter nach<br />
geeignet s<strong>in</strong>d, das von <strong>der</strong> Reichsregierung und den Staatsregierungen unternommene Werk <strong>der</strong> nationalen<br />
Erziehung zu stören, zu verzögern o<strong>der</strong> zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.“ Der Gesamtvorstand <strong>des</strong> Börsenvere<strong>in</strong>s für den<br />
deutschen Buchhandel gibt dazu bekannt: „In den zahlreichen uns aus allen Teilen <strong>des</strong> Reiches zugehenden<br />
Meldungen über bereits erfolgte o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Aussicht gestellte Beschlagnahme von Büchern <strong>in</strong> den<br />
Sortimentsbuchhandlungen...<br />
10. Mai <strong>1933</strong>: Auf dem Opernplatz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> werden – wie <strong>in</strong> fast allen Universitätsstädten – mehr als 20000<br />
Bücher „<strong>des</strong> undeutschen Geistes“ verbrannt; nach Schätzung <strong>des</strong> Völkischen Beobachters s<strong>in</strong>d es etwa 10000<br />
Zentner.<br />
Parteiamtliches<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Auf Anordnung <strong>des</strong> Reichjustizkommissars Dr. Frank ist bei den politischen Kreisen e<strong>in</strong>e Kreisrechtsstelle<br />
e<strong>in</strong>gerichtet worden. Ihre Aufgabe besteht u.a. dar<strong>in</strong>, die Parteidienststellen im Bezirke <strong>der</strong> Kreisleitung <strong>in</strong> allen<br />
vorkommenden Rechtsangelegenheiten zu beraten sowie den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> NSDAP Rechtsschutz zu gewähren<br />
bzw. zu vermitteln. Die Kreisrechtsstelle <strong>Guben</strong> hat ihre Tätigkeit aufgenommen. Die Parteidienststellen wenden<br />
sich mit ihren Rechtsangelegenheiten möglichst schriftlich an den unterzeichneten Rechtsstellenleiter im<br />
Landgericht. Die Vermittlung <strong>des</strong> Rechtsschutzes für die Parteigenossen habe ich me<strong>in</strong>em Stellvertreter, Pg.<br />
Rechtsanwalt Dr. Kloß <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>, übertragen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 11. Juli 1934
- 20 -<br />
Die NS-Rechtsbetreuung<br />
Die E<strong>in</strong>richtung im Amtsgerichtbezirk <strong>Guben</strong><br />
Der <strong>Nationalsozialismus</strong> sieht im Recht die Grundlagen se<strong>in</strong>es Aufbaus. Der Rechtssatz ist die anerkannte<br />
Festigung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gesamtbewegung erarbeiteten Grundsätze für das Geme<strong>in</strong>schaftsleben. Die<br />
nationalsozialistische Rechtsbetreuung ist zur Mitwirkung an diesem Aufbau <strong>des</strong> Rechtslebens berufen. Sie soll<br />
im Geiste <strong>des</strong> Führers <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>des</strong> Deutschen Volkes dienen. Diesem Dienste haben sich die alle<strong>in</strong><br />
berufenen Berater und Vertreter <strong>des</strong> deutschen Rechts, die Anwaltschaft ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Die<br />
Rechtsbetreuung <strong>der</strong> bedürftigen Volksgenossen durch sachlich geschulte und mit <strong>der</strong> Rechtserneuerung durch<br />
ihre Arbeit verwurzelte nationalsozialistische Anwälte bedeutet, wie <strong>der</strong> Reichsjustizkommissar gelegentlich <strong>der</strong><br />
Errichtung <strong>des</strong> Amtes für Rechtsbetreuung ausführte, e<strong>in</strong>en ungeheuren Fortschritt sozialer Art. Nicht mehr, wie<br />
bisher, ist <strong>der</strong> unkundige Volksgenosse darauf angewiesen, dem mehr o<strong>der</strong> weniger flüchtigen Rat e<strong>in</strong>es privaten<br />
Auskunftszirkels o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er juristischen Sprechstunden zu folgen.<br />
Die Rechtsbetreuer <strong>des</strong> deutschen Volkes werden mehr se<strong>in</strong>, als nur Berater und Ratgeber. Der NS-<br />
Rechtsbetreuer soll e<strong>in</strong> Führer <strong>des</strong> deutschen Volkes se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> das Volk <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vertrauenssphäre zum Recht<br />
zurückgeleitet. Die Aufgabe <strong>der</strong> NS-Rechtsbetreuung wird damit auch e<strong>in</strong>e ausgleichende vermittelnde se<strong>in</strong>, und<br />
die Durchführung von Rechtsstreitigkeiten nur da empfehlen, wo e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Weg für die Wahrung <strong>des</strong> Rechts<br />
nicht gegeben ist. Entsprechend dem Totalitätsanspruch <strong>der</strong> nationalsozialistischen Bewegung nimmt die NS.-<br />
Rechtsbetreuung für sich Ausschließlichkeit <strong>in</strong> Anspruch. Alle sonstigen rechtsberatenden Stellen werden<br />
ausgeschaltet bzw. auf ihr ureigenstes Gebiet beschränkt. So beschränkt sich die Tätigkeit <strong>der</strong> von <strong>der</strong> deutschen<br />
Arbeitsfront e<strong>in</strong>gerichteten Spezialrechtsberatungsstellen sachlich ausschließlich auf das Gebiet Arbeitsrecht und<br />
<strong>des</strong> Sozialversicherungsrechts und persönlich auf die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen Arbeitsfront. Wenn <strong>der</strong> NS-<br />
Rechtsbetreuung <strong>der</strong> großzügige Wurf e<strong>in</strong>er „Rechtshygiene“ gel<strong>in</strong>gen soll, so ist das Erreichen dieser<br />
Zielsetzung e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> Aufgabe <strong>der</strong> deutschen Anwaltschaft. Wenn sich die deutsche Anwaltschaft mit <strong>der</strong><br />
Uebernahme <strong>der</strong> NS-Rechtsbetreuung zu e<strong>in</strong>em großem persönlichen Opfer gegenüber dem Volksganzen<br />
entschlossen hat, so wird seitens <strong>der</strong> Volksgenossen erwartet, daß sie sich <strong>der</strong> NS-Rechtsbetreuung nur alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
den Fällen bedienen, wo e<strong>in</strong> tatsächlichen Bedürfnis vorliegt. Anspruch auf die NS-Rechtsbetreuung haben alle<br />
deutschen Volksgenossen, die zum Aufbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> gesetzlichen Anwaltsgebühren außerstande s<strong>in</strong>d. Dies wird<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Arbeitslosen -, Krisen- und Wohlfahrtsunterstützungsempfängern, sowie bei<br />
Schwerkriegsbeschädigten <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>. Diese Voraussetzung s<strong>in</strong>d von den Rechtssuchenden im Falle <strong>der</strong><br />
Inanspruchnahme <strong>der</strong> Rechtsbetreuung glaubhaft zu machen, und von dem Rechtsbetreuung tätigen Anwalt zu<br />
prüfen. An Verwaltungskosten werden für die NS-Rechtsbetreuung 0,20 RM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen und 0,50 RM <strong>in</strong><br />
umfangreichen Sachen erhoben. Auch dieser Verwaltungskostenbeitrag kann bei völliger Mittellosigkeit gänzlich<br />
erlassen werden. Die NS-Rechtsbetreuung Amtsgerichtsbezirk <strong>Guben</strong> wird ausschließlich ausgeübt durch die im<br />
BNSDJ (Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen) zusammengeschlossenen Rechtsanwälte: Bakker, Dr.<br />
Bewier, Biernert, Dr. Ebersbach, Dr. Fitsch, Gretz<strong>in</strong>ger, Gürttler, Geh. JR. Hoemann, Günther Hoemann, Jehser,<br />
Dr. Kloß, JR. Koch, Laß, Mertens, Dr. Mittag, Sarraz<strong>in</strong>, Schmidt, Dr. Schroeter, Schwoche, Seidel, Witzel. Die<br />
NS-Rechtsbetreuung Amtsgerichtbezirk <strong>Guben</strong> beg<strong>in</strong>nt ihre Tätigkeit mit dem 5. Juli 1934.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Donnerstag, 5.Juli 1934<br />
13. Juli <strong>1933</strong>: Durch Rundschreiben an alle Reichsbehörden und Lan<strong>des</strong>regierungen ordnet Frick für den<br />
dienstlichen Bereich die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> deutschen Grußes an. Er besteht „im Erheben <strong>des</strong> rechten Armes“.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Die politischen Leiter <strong>der</strong> NSDAP und <strong>der</strong> Gleichgeschalteten Verbände<br />
waren am Sonntag zu e<strong>in</strong>er Übung kommandiert. Sie traten <strong>in</strong> Stärke von etwa 150 Mann um 6 Uhr auf dem<br />
Hamdorffplatz an und marschierten dann mit frohem Gesang <strong>in</strong> das Gelände h<strong>in</strong>ter dem Platz <strong>der</strong><br />
Spielvere<strong>in</strong>igung, nördlich <strong>der</strong> Schießstände. Dort wurden e<strong>in</strong>ige stundenlang Fußübungen aller Art gemacht. Im<br />
Restaurant Königspark stärkten sich die Parteigenossen und blieben kurze <strong>Zeit</strong> kameradschaftlich beisammen.<br />
Der Rückmarsch durch die Stadt endete gegen 11 Uhr auf dem Hamdorffplatz. Der Zug erregte durch die<br />
auffallend gute Diszipl<strong>in</strong>, die stramme Haltung und die vielen mitgeführten Fahnen überall Bewun<strong>der</strong>ung. In<br />
e<strong>in</strong>em gesunden Körper e<strong>in</strong> gesun<strong>der</strong> Geist, das ist S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>der</strong>artiger Fußdienstübungen <strong>der</strong> politischen<br />
Leiter.<br />
Die Kreisleitung <strong>der</strong> NSDAP. <strong>Guben</strong> jetzt im Gewerkschaftshaus.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 17. Juli 1934
Heute verlegte die Kreisleitung <strong>der</strong> NSDAP. Stadtkreis <strong>Guben</strong> ihre Geschäftsräume nach Langestraße 4 im<br />
Gewerkschaftshaus. Der Geschäftsverkehr wird morgen, am 16. September, wie<strong>der</strong> aufgenommen.<br />
- 21 -<br />
668 <strong>Guben</strong>er starten am 1. September.<br />
(<strong>1933</strong> zum Reichsparteitag <strong>der</strong> NSDAP/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 15.September <strong>1933</strong><br />
Am Freitag, dem 1. September, wird <strong>Guben</strong> e<strong>in</strong> großartiges Schauspiel erleben: Unter kl<strong>in</strong>gendem Spiel<br />
marschieren <strong>in</strong> den Abendstunden viele hun<strong>der</strong>t Braunhemden zum Bahnhof. Das s<strong>in</strong>d die <strong>Guben</strong>er Teilnehmer<br />
am Reichsparteitag <strong>in</strong> Nürnberg. Man staunt, wenn man hört, <strong>in</strong> welcher Stärke sich die e<strong>in</strong>zelnen Formationen<br />
beteiligen: 30 Mann vom Standarten- und Sturmbannstab, 330 SA - Leute aus <strong>Guben</strong>- Stadt und- Land (die<br />
Standarte 37, also e<strong>in</strong>schließlich Fürstenberg und Brieskow, marschiert mit 450 Mann), 20 SS - Leute, 53 Mann<br />
Paradetrupp Stahlhelm, 60 Hitlerjungen und 175 Angehörige <strong>der</strong> politischen Organisation <strong>der</strong> NSDAP. 668<br />
<strong>Guben</strong>er also dürfen den gewaltigen Aufmarsch, den ersten Reichsparteitag im nationalsozialistischen<br />
Deutschland miterleben. Über die Organisation <strong>in</strong> Nürnberg berichten wir weiter unten ausführlich. Die<br />
Opferfreudigkeit <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Bevölkerung war groß: die Hitlerjungen, die pro Mann nur 5 RM Unkosten haben,<br />
sammelten soviel, dass sie völlig umsonst die Reise antreten können. An<strong>der</strong>s bei den SA.- Leuten. Da reichen die<br />
bisher auf das Konto <strong>der</strong> Standarte 37 bei <strong>der</strong> Kreissparkasse, Grüne Wiese, e<strong>in</strong>gezahlten Spenden gerade zu<br />
Tornistern und Zeltbahnen. Noch e<strong>in</strong>mal richtet <strong>der</strong> Obersturmbannführer hiermit die Bitte an die Bevölkerung,<br />
nach Kräften zu spenden und dadurch <strong>der</strong> SA., <strong>der</strong> Deutschland viel, wenn nicht alles verdankt, e<strong>in</strong>en<br />
bescheidenen Dank abzustatten.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 22. August <strong>1933</strong><br />
Das Fest <strong>der</strong> Handwerker<br />
40 Wagen und 4000 Innungsmitglie<strong>der</strong> im Festzuge. Der Auftakt zur Werbewoche<br />
Glanzvoll eröffnete gestern das <strong>Guben</strong>er Handwerk die Woche, die ihnen gehören soll. Kirchgang und<br />
Fahnenweihe standen am Anfang <strong>des</strong> festlichen Tages. Je<strong>der</strong> soll wissen, daß es hier <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> nicht nur<br />
Fabriken gibt, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> bodenständiges Handwerk. Hun<strong>der</strong>te selbständiger Handwerker geben<br />
tausenden Volksgenossen Arbeit und Brot und könnten noch viel mehr beschäftigen, wenn die Aufträge <strong>in</strong><br />
größerer Zahl e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen. Hier mitzuhelfen, die Wirtschaft anzukurbeln, sollte jedem Ehrenpflicht se<strong>in</strong>. Es hängt<br />
nur vom guten Willen je<strong>des</strong> E<strong>in</strong>zelnen ab, denn irgende<strong>in</strong>en Auftrag für das ehrsame Handwerk hat je<strong>der</strong>.<br />
Niemand verlangt Unmögliches von uns, aber irgende<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit, und wenn es nur e<strong>in</strong>e Reparatur für e<strong>in</strong> paar<br />
Mark ist, kann je<strong>der</strong> vergeben. Die <strong>Guben</strong>er Handwerker warben gestern mit allen Kräften für ihren Beruf, nun ist<br />
es an uns Angestellten, Beamten und Arbeitern, dem Volksgenossen Handwerker Arbeit und uns damit Freude<br />
zu geben: Der festliche Zug. Von <strong>der</strong> Kube–Straße an <strong>der</strong> „Sonne“, die Uferstraße entlang bis zur Berl<strong>in</strong>er Straße<br />
am „Kronpr<strong>in</strong>z“ stand gestern <strong>der</strong> Festzug und als <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> Innungsausschusses um 14.30 Uhr das<br />
Signal zum Abmarsch gab, da setzten sich 40 Festwagen, zahlreiche NSKK- und Privatwagen sowie an 4.000<br />
Handwerker, Gesellen und Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Bewegung. Es war e<strong>in</strong> kilometerlanger, farbenfreudiger Zug, <strong>des</strong>sen<br />
Vorbeimarsch über e<strong>in</strong>e halbe Stunde währte, nach dem allgeme<strong>in</strong>en Urteil <strong>der</strong> schönste Festzug; den <strong>Guben</strong> je<br />
sah. Gewiß hatten wir schon Umzüge, an denen 20.000 Menschen beteiligt waren, aber <strong>der</strong> gestrige war durch<br />
die riesige Zahl <strong>der</strong> dekorierten Festwagen, durch die weiße, schwarze, blaue Berufskleidung etwas ganz<br />
an<strong>der</strong>es als e<strong>in</strong>e Massendemonstration. Zahlreiche Wagen <strong>des</strong> Nationalsozialistischen Kraftfahrer–Korps, <strong>in</strong><br />
denen die Veteranen <strong>des</strong> Handwerks saßen, bildeten das Ende <strong>des</strong> glanzvollen Festzuges, <strong>des</strong>sen Aufstellung<br />
auf dem Markt erst gegen 16 Uhr beendet war.<br />
Auf dem Markt. Der Marktplatz zeigt e<strong>in</strong> festliches Bild. 17 hohe Fahnenmasten s<strong>in</strong>d an <strong>der</strong> Kirche errichtet. 20<br />
Wappen hängen <strong>in</strong> 45 Meter breiter Front unter den Flaggen <strong>des</strong> neuen Reiches. Die Wappen s<strong>in</strong>d stilisiert, nur<br />
auf Fernwirkung e<strong>in</strong>gestellt, also nicht echt, aber doch ungeme<strong>in</strong> plastisch und wirkungsvoll. Der Entwurf und die<br />
Ausführung lag <strong>in</strong> den Händen <strong>der</strong> Dekorateure Gensitz und Schulz. Abends ist das Bild im Licht von vier<br />
Sche<strong>in</strong>werfern fast noch schöner als am Tage.<br />
Pg. Kretschmar, <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>des</strong> Innungsausschusses, betrat die Rednertribüne zu folgen<strong>der</strong> Ansprache:<br />
„Deutsche Volksgenossen! Deutsche Handwerksmeister und Meister<strong>in</strong>nen, Handwerksgesellen und Lehrl<strong>in</strong>ge!<br />
E<strong>in</strong>en Gruß zuvor: „Heil Hitler!“ Am heutigen Tage nimmt die Werbewoche <strong>des</strong> deutschen Handwerks ihren<br />
Anfang. Ueberall <strong>in</strong> deutschen Landen bilden feierliche Gottesdienste, Platzkonzerte, Umzüge und ähnliche<br />
Veranstaltungen den festlichen Auftakt zu dem gewaltigen Appell, den die e<strong>in</strong>zelnen Gewerbezweige <strong>des</strong><br />
Handwerks an ihre Volksgenossen richten. Dieser Appell wird dann <strong>in</strong> den nächsten Tagen durch Kundgebungen,<br />
Ansprachen, Versammlungen, Vorträge und Ausstellungen fortgesetzt. Wir <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> haben unsererseits zu den<br />
Vorbereitungen <strong>der</strong> Reichshandwerkswoche beigetragen, soweit uns das nur irgend möglich war. Nunmehr<br />
haben unsere Volksgenossen das Wort! Sie werden den Beweis dafür liefern müssen, daß sie den Appell <strong>des</strong><br />
deutschen Handwerks verstanden haben. Möge die Reichshandwerkswoche zu e<strong>in</strong>em vollen Erfolg für das<br />
gesamte deutsche Handwerk führen, und möge dadurch auch das <strong>Guben</strong>er Handwerk den Segen dieser<br />
gewaltigen Kundgebung, die die Welt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Ausmaß noch nicht gesehen hat, deutlich zu verspüren<br />
bekommen! Wenn das Handwerk nun zum ersten Male nach <strong>der</strong> Machtübernahme durch den
- 22 -<br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige öffentliche Kundgebung veranstaltet, so hat es damit bewiesen, daß es<br />
lebensfähig und lebenswillig ist. Dem Handwerk ist es an diesem Tage auch e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit, <strong>der</strong><br />
Gefallenen zu gedenken, die den machtvollen Wie<strong>der</strong>aufstieg nicht mehr erleben durften. Der komm.<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke trat vor das Mikrophon. Er führte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ansprache u.a. folgen<strong>des</strong> aus: „In den<br />
acht Monaten seit <strong>der</strong> Machtergreifung hat <strong>der</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> schon mehrere große strahlende Feste<br />
gefeiert, und das mit Recht. Am 1. Mai war es das Fest <strong>der</strong> Deutschen Arbeit, das die Volksgeme<strong>in</strong>schaft zum<br />
Ausdruck brachte, daß wir alle Arbeiter s<strong>in</strong>d. Am 1. Oktober feierten wir das Erntefest. Es hat sich <strong>in</strong>zwischen<br />
e<strong>in</strong>e Notgeme<strong>in</strong>schaft auf Gedeih und Ver<strong>der</strong>b gegen Not, Hunger und Kälte gebildet. Das Volk hat e<strong>in</strong>sehen<br />
gelernt, daß wir tatsächlich e<strong>in</strong>e Notgeme<strong>in</strong>schaft bilden müssen, um den Führern zu zeigen, daß die Aermsten<br />
unserer Volksgenossen nicht alle<strong>in</strong> stehen. Auch das Fest <strong>des</strong> Handwerks wird heute vom gesamten deutschen<br />
Volke gefeiert. Die Auffassung ist heute Allgeme<strong>in</strong>gut geworden, daß das Glück <strong>des</strong> Volkes auch das Glück <strong>des</strong><br />
Handwerkerstan<strong>des</strong> bedeutet. Es s<strong>in</strong>d augenblicklich schicksalsschwere Stunden. Wir wissen nicht, was uns die<br />
nächsten Tage o<strong>der</strong> Stunden br<strong>in</strong>gen. Was kommt, wissen wir nicht; aber e<strong>in</strong>s wissen wir: mit dem deutschen<br />
Handwerk, mit dem deutschen Arbeiter, mit dem deutschen Bauern steht die Gesamtheit <strong>des</strong> deutschen Volkes <strong>in</strong><br />
unerschütterlicher Treue zu dem, <strong>der</strong> das Volk mit se<strong>in</strong>en Klassen und Ständen gee<strong>in</strong>t und zu e<strong>in</strong>em festen Block<br />
zusammengeschweißt hat. Gleich was kommen mag und soll, wir wollen hier unserem Führer für die schweren<br />
Tage, die ihm bevorstehen, Treue geloben, und durch nichts trennen von ihm, <strong>der</strong> 14 Jahre lang dem Volk die<br />
Treue hielt. Ihm gilt unser dreifaches Sieg Heil!“ Freudig reckten sich da die Arme empor und brausend,<br />
vieltausendstimmig klang das Sieg Heil, dann das Deutschland- und das Horst-Wessellied über den Platz. Dann<br />
sprach <strong>der</strong> Oberbürgermeister: „Hiermit erkläre ich die <strong>Guben</strong>er Handwerkswoche für eröffnet!“<br />
Dann trat Geschäftsführer Pg. Grade vor das Mikrophon und führte folgen<strong>des</strong> aus: „Deutsche Volksgenossen!<br />
Männer und Frauen vom deutschen Handwerk! Als am 30. Januar d. Js. unser großer Volkskanzler Adolf Hitler<br />
die Macht im Reiche übernahm und <strong>der</strong> Sieg <strong>der</strong> nationalen Bewegung am 5. März <strong>1933</strong> durch das<br />
überwältigende Wahlresultat bei <strong>der</strong> Wahl <strong>des</strong> Deutschen Reichstages und <strong>des</strong> Preußischen Landtages vollendet<br />
wurde, war es e<strong>in</strong>e selbstverständliche Pflicht <strong>des</strong> deutschen Handwerks, sich <strong>in</strong> ehrlicher Anerkennung <strong>des</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> restlos h<strong>in</strong>ter die Regierung Adolf Hitlers zu stellen. Dies konnte das deutsche Handwerk<br />
umso freudiger, weil es unter dem System <strong>der</strong> vergangenen 14 Jahre beson<strong>der</strong>s schwer zu leiden hatte. Die<br />
jeweiligen unter marxistischer Herrschaft stehenden Regierungen haben es niemals verstanden, das deutsche<br />
Handwerk für sich zu gew<strong>in</strong>nen, weil bewußt e<strong>in</strong>e mittelstandsfe<strong>in</strong>dliche Politik betrieben wurde. Regiebetriebe,<br />
Schwarzarbeit, Konsumvere<strong>in</strong>e, Warenhäuser, Trusts und Konzerte blühten auf unter dem liberalistisch –<br />
kapitalistischen System dieser marxistischen Regierungen, so daß das deutsche Handwerk, das immer das<br />
Fundament e<strong>in</strong>er gesunden Wirtschaft war, vollends an den Rand <strong>des</strong> Abgrun<strong>des</strong> gebracht wurde. In letzter<br />
M<strong>in</strong>ute kam die Rettung durch unseren Volkskanzler Adolf Hitler, <strong>der</strong> es sich nicht zur Aufgabe gemacht hat, nur<br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Stand zu helfen, son<strong>der</strong>n dem ganzen deutschen Volke. Die bisherigen Maßnahmen haben den<br />
Beweis erbracht, daß jetzt auch dem deutschen Handwerk geholfen wird und weitere e<strong>in</strong>schneidende<br />
Maßnahmen werden <strong>in</strong> Kürze zum Wohle <strong>des</strong> deutschen Handwerks durchgeführt werden. Das deutsche<br />
Handwerk darf aber nicht die Hände <strong>in</strong> den Schoß legen, son<strong>der</strong>n muß tatkräftig mitarbeiten an dem<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau unseres deutschen Vaterlan<strong>des</strong>. Die Reichshandwerkswoche soll den Auftakt hierzu bilden. Die<br />
heute <strong>in</strong> allen Städten unseres deutschen Vaterlan<strong>des</strong> stattf<strong>in</strong>denden Kundgebungen geben e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Begriff<br />
von <strong>der</strong> gewaltigen Größe <strong>des</strong> deutschen Handwerks, an<strong>der</strong>erseits wird aber auch unter Beweis gestellt, daß<br />
deutsche Wertarbeit und deutsche Qualitätsarbeit die Fundamente e<strong>in</strong>es gesunden Handwerksstan<strong>des</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
Schwarzarbeit und Pfuschertum, die Totengräber <strong>des</strong> ehrsamen Handwerksstan<strong>des</strong>, haben daher im Dritten<br />
Reich ke<strong>in</strong>en Platz mehr. An alle deutschen Volksgenossen ergeht daher <strong>in</strong> dieser Stunde die ernste Mahnung,<br />
das deutsche Handwerk und damit den deutschen Staat dadurch zu unterstützen, daß alle handwerksmäßigen<br />
Arbeiten auch dem deutschen Handwerk und für <strong>Guben</strong> dem örtlichen Handwerk zur Ausführung übertragen<br />
werden. Freudig will das deutsche Handwerk alle gerechten Lasten im neuen Staate auf sich nehmen, es<br />
erwartet aber auch die tatkräftige Unterstützung aller deutschen Volksgenossen. Der Wie<strong>der</strong>aufbau unseres<br />
deutschen Vaterlan<strong>des</strong>, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aber die restlose Beseitigung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit wird schneller erreicht,<br />
wenn nunmehr dem Handwerk nicht nur von reichs- und staatswegen, wie auch von den Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />
Arbeiten zugeführt werden, son<strong>der</strong>n wenn je<strong>der</strong> deutsche Volksgenosse sofort das Handwerk durch Vergebung<br />
kle<strong>in</strong>er Arbeiten, Reparaturen usw. unterstützt. Dann erst wird auch das Ziel und <strong>der</strong> Zweck dieser<br />
Reichshandwerkswoche erreicht werden. Ich richte daher an alle <strong>Guben</strong>er Volksgenossen die herzliche Bitte,<br />
dem <strong>Guben</strong>er Handwerk alle sofort möglichen Handwerkerarbeiten zuzuführen, damit auch <strong>der</strong> Wunsch unseres<br />
Stadtoberhauptes, <strong>des</strong> Herrn Oberbürgermeister Schmiedicke, auf schnellste völlige Beseitigung <strong>der</strong><br />
Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> bald <strong>in</strong> Erfüllung geht. In ehrlicher Volksgeme<strong>in</strong>schaft kämpft das <strong>Guben</strong>er<br />
Handwerk um die großen Ziele unseres Führers und Volkskanzlers Adolf Hitler, ohne den wir heute nicht hier<br />
stehen würden und dem wir weiter treue Gefolgschaft geloben.<br />
Kreisbefehl <strong>der</strong> NSDAP.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 16. Oktober <strong>1933</strong><br />
Politische Veranstaltungen im Gebiet <strong>des</strong> Stadtkreises <strong>Guben</strong> werden nur von <strong>der</strong> NSDAP. durchgeführt. Zur<br />
NSDAP. gehören selbstverständlich SA, SS und <strong>der</strong> Stahlhelm sowie alle übrigen NS.- Organisationen. Alle<br />
politischen Veranstaltungen bedürfen me<strong>in</strong>er ausdrücklichen Genehmigung. Als Kreisleiter <strong>der</strong> NSDAP trage ich<br />
alle<strong>in</strong> die Verantwortung für die Politik im Stadtkreise <strong>Guben</strong>.<br />
Heil Hitler!<br />
Der Kreisleiter.
- 23 -<br />
Schmiedicke, M. d. R.<br />
und Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 23. Oktober <strong>1933</strong><br />
6. November <strong>1933</strong>: Röhm erklärt, daß zukünftig <strong>der</strong> Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> SA Voraussetzung für die Aufnahme <strong>in</strong> die<br />
NSDAP sei.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> - 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Träger neuer Willensbildung<br />
Gauleiter Kube weihte und übergab <strong>der</strong> NSDAP das Parteihaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alten Poststraße<br />
Vor dem neuen Parteihaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alten Poststraße hatten kurz vor E<strong>in</strong>treffen <strong>des</strong> Gauleiters die politischen Leiter<br />
Aufstellung genommen. Schneidig hallte ihm <strong>der</strong> Gruß bei se<strong>in</strong>er Ankunft entgegen, nachdem ihm Meldung über<br />
das Antreten <strong>der</strong> politischen Leiter gemacht worden war. Gauleiter Kube hielt e<strong>in</strong>e kurze packende Ansprache, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> er u.a. sagte: Wenn das neue Haus <strong>der</strong> Partei übergeben wird, so ist damit e<strong>in</strong>e Zentralstelle für sie <strong>in</strong><br />
unserer Stadt geschaffen, e<strong>in</strong> Sammelpunkt aller Kraft. Wenn wir uns noch an die frühere <strong>Zeit</strong> er<strong>in</strong>nern, wo<br />
unsere Geschäftsstellen noch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Räumen untergebracht waren, so wollen wir uns freuen, daß wir es<br />
soweit gebracht haben. Träger <strong>der</strong> Willensbildung s<strong>in</strong>d wir Nationalsozialisten alle<strong>in</strong>, ob es den Herren von l<strong>in</strong>ks<br />
o<strong>der</strong> rechts paßt o<strong>der</strong> nicht. Wir müssen dafür sorgen, daß <strong>der</strong> Kampfgeist erhalten bleibt und uns alle erfüllt. Ihr,<br />
me<strong>in</strong>e politischen Leiter, seid dafür ausersehen, die politische Schulung durchzuführen. Noch niemals hat die<br />
deutsche Geschichte etwas <strong>der</strong>artiges auszuweisen. Niemals sah sie e<strong>in</strong>e solche Zahl politischer Wissensträger<br />
<strong>der</strong> Nation. Wenn wir unsere SA, SS und Hitler-Jugend ansehen, dann brauchen wir um Deutschland nicht bange<br />
zu se<strong>in</strong>. Wir alle wollen unsere Pflicht tun, dann folgt uns das Volk willig für immer. Es hat den Zwiespalt satt, es<br />
will <strong>in</strong> E<strong>in</strong>igkeit leben! Und dieser Bestimmung diene das Haus. Kreisleiter Schmiedicke gab den Befehl zur<br />
Flaggenhissung. Am E<strong>in</strong>gang zum Wege nach dem neuen Parteihaus stieg am Mast das Banner <strong>des</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> empor.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Montag, 3. Dezember 1934<br />
31. Dezember <strong>1933</strong>: Das vorläufige „Gesetz zur Gleichschaltung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit dem Reich“ (1.<br />
Gleichschaltungsgesetz) wird erlassen. Es veranlasst die Neu- bzw. Umbildung aller Landtage und<br />
Geme<strong>in</strong>deparlamente nach dem Reichstagswahlergebnis vom 5. März. Mit dem Gesetz f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Begriff<br />
„Gleichschaltung“ E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> den politischen Sprachgebrauch.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
30. Januar 1934: Das Reichskab<strong>in</strong>ett versammelt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reichskanzlei, um Hitler zum Jahrestag <strong>der</strong><br />
Machtübernahme zu gratulieren. Vizekanzler Papen gratuliert im Namen <strong>des</strong> Reichskab<strong>in</strong>etts. H<strong>in</strong>denburg<br />
empfängt Hitler aus diesem Anlaß zu e<strong>in</strong>er persönlichen Aussprache. Vor dem Reichstag beschwört <strong>der</strong> Kanzler<br />
noch e<strong>in</strong>mal die Not <strong>der</strong> letzten 14 Jahre und spricht sich das verdienst zu, <strong>1933</strong> bereitgewesen zu se<strong>in</strong>, „den<br />
geschichtlichen Auftrag zu vollstrecken“. Anläßlich <strong>des</strong> e<strong>in</strong>jährigen Bestehens <strong>der</strong> Kanzlerschaft Hitlers ruft <strong>der</strong><br />
Reichsm<strong>in</strong>ister für Volksaufklärung und Propaganda den 30. Jan. zum „Nationalen Gedenktag“ aus.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
2. Juli 1934:Die uniformierten Lan<strong>des</strong>beamten sowie die <strong>der</strong> Reichsbahn und- post haben auf ihrer Dienstmütze<br />
das Hoheitszeichen <strong>der</strong> NSDAP statt <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>kokarde zu tragen. Reichsm<strong>in</strong>ister Frick weist alle Beamten auf<br />
ihre unbed<strong>in</strong>gte Gehorsam- und Treuepflicht h<strong>in</strong>.<br />
Auch für Lan<strong>des</strong>beamte<br />
Hoheitszeichen <strong>der</strong> NSDAP.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Der Reichsm<strong>in</strong>ister <strong>des</strong> Inneren hat die uniformierten Reichsbeamten getroffene Anordnung, daß die<br />
Lan<strong>des</strong>kokarde an <strong>der</strong> Dienstmütze durch das Hoheitszeichen <strong>der</strong> NSDAP zu ersetzen ist, auf die uniformierten<br />
Lan<strong>des</strong>beamten ausgedehnt. Die uniformierten Lan<strong>des</strong>beamten tragen also künftig gleichfalls im oberen
- 24 -<br />
Mützenstreifen das Hoheitszeichen <strong>der</strong> NSDAP, im unteren Mützenstreifen die schwarzweißrote Kokarde. Die für<br />
die uniformierte Polizei und die Gendarmerie getroffene Son<strong>der</strong>regelung wird hierdurch nicht berührt.<br />
2.2 Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)<br />
zurück<br />
Am 27. Februar brannte <strong>der</strong> Reichstag<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 4. Juli 1934<br />
. Bis heute ist nicht e<strong>in</strong>deutig geklärt, wer die H<strong>in</strong>termänner <strong>der</strong> Brandstiftung waren. Am Schauplatz<br />
festgenommen wurde e<strong>in</strong> ehemaliger Kommunist, <strong>der</strong> Hollän<strong>der</strong> Mart<strong>in</strong>us van <strong>der</strong> Lubbe. Während die<br />
Nationalsozialisten alle Schuld an dem Brand den Kommunisten zuschoben und van <strong>der</strong> Lubbe im Dezember<br />
<strong>1933</strong> zum Tode verurteilen ließen, ist anzunehmen, dass die Nationalsozialisten selber die Täter gewesen s<strong>in</strong>d.<br />
Die politische Bedeutung liegt jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art und Weise, wie <strong>der</strong> Brand von den neuen Machthabern für ihre<br />
Zwecke genutzt wurde. Noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Brandnacht ordnete Gör<strong>in</strong>g die Verhaftung <strong>der</strong> Abgeordneten und führenden<br />
Funktionäre <strong>der</strong> KPD an; ihre sämtlichen Publikationen wurden verboten, die Parteibüros geschlossen. Den<br />
Sozialdemokraten entzog er für zwei Wochen die Erlaubnis jeglicher Pressearbeit, was angesichts <strong>der</strong><br />
bevorstehenden Wahl darauf h<strong>in</strong>auslief, dass die de facto mundtot gemacht wurden. Am 28. Februar wurde die<br />
„Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ im Kab<strong>in</strong>ett eilig beschlossen und am selben Tag von H<strong>in</strong>denburg<br />
unterzeichnet. Die sogenannte „Reichstagsbrandverordnung“ war <strong>der</strong>art abgefasst, dass sie praktisch alle<br />
Grundrechte „bis auf weiteres“ außer Kraft setzte und <strong>der</strong> Reichsregierung die Möglichkeit gab, die<br />
Län<strong>der</strong>regierungen gegen Reichskommissare auszutauschen. Mit <strong>der</strong> schon im Vortage beschlossenen<br />
„Verordnung gegen Verrat am deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe“ konnten die Polizeiorgane ohne<br />
richterliche Kontrolle Personen auf unbeschränkte <strong>Zeit</strong> <strong>in</strong>haftieren, Haussuchungen durchführen, Briefe öffnen,<br />
Telefongespräche abhören, <strong>Zeit</strong>ungen verbieten o<strong>der</strong> zensieren, Vere<strong>in</strong>e und Organisationen auflösen und<br />
Eigentum beschlagnahmen. Der offenen Willkür waren damit Tür und Tor geöffnet. Der Terror richtete sich<br />
zunächst vor allem gegen die Kommunisten. Ihr Parteiapparat wurde zerschlagen, Tausende von Funktionären<br />
verhaftet; alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Preußen s<strong>in</strong>d im März und April <strong>1933</strong> rund 25.000 Personen festgenommen worden. Mit diesen<br />
beiden Verordnungen, und nicht erst mit dem „Ermächtigungsgesetz“, wurde die Basis <strong>des</strong> Rechtsstaates<br />
verlassen und das Instrumentarium für die Willkürherrschaft <strong>der</strong> Partei geschaffen. Parallel zu den<br />
Terrormaßnahmen <strong>in</strong>szenierte die NSDAP e<strong>in</strong>e geschickte angelegte Kampagne, die sich vor allem an die<br />
Gefühle <strong>der</strong> Bürger wendete. Der Aufbruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e stolze Zukunft wurde prophezeit, Deutschland werde bald<br />
wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationales Ansehen genießen; vor allem wurden die Nationalsozialisten nicht müde, „Arbeit und Brot“<br />
zu versprechen – e<strong>in</strong>e Aussage, die angesichts <strong>der</strong> Zahl von etwa sechs Millionen Arbeitslosen zu Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong><br />
Jahres <strong>1933</strong> wohl am meisten Anklang bei den Massen fand.<br />
Quelle: Grube, Richter: Alltag im Dritten Reich, Verlag Hoffmann und Campe
- 25 -<br />
E<strong>in</strong> <strong>Guben</strong>er begann den Reichstagsbau<br />
Der Brand <strong>des</strong> Reichstagsgebäu<strong>des</strong> hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em alten <strong>Guben</strong>er, dem vielen bekannten Polier Leopold Reschke,<br />
alte Er<strong>in</strong>nerungen geweckt. Reschke war es, <strong>der</strong> mit noch zwei Kollegen den Reichstagsbau begann. Täglich<br />
wuchs dann die Zahl <strong>der</strong> Arbeiter, schließlich war es e<strong>in</strong>e riesige Werksgeme<strong>in</strong>schaft. Bis zur Fertigstellung <strong>des</strong><br />
Massivhauses (6 Jahre) ist Reschke ununterbrochen als Polier tätig gewesen. Nun 75jährig ist er noch so rüstig<br />
und ist ihm se<strong>in</strong> Jungwerk so ans Herz gewachsen, dass er sofort zum Wie<strong>der</strong>aufbau antreten würde.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 31. März <strong>1933</strong><br />
28. Februar <strong>1933</strong>: Gör<strong>in</strong>g erläutert se<strong>in</strong>e Sofortmaßnahmen: Schließung aller KPD-Lokale, höchste<br />
Alarmbereitschaft für Schutz- und Krim<strong>in</strong>alpolizei, Verhaftung aller KPD-Abgeordneten, Unterstützung <strong>der</strong> Polizei<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> durch 2000 SA.- und SS.- Leute.<br />
Drei K.P.D.- Versammlungen verboten.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Heute hat die Ortspolizeibehörde sämtliche kommunistischen Versammlungen <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> verboten.<br />
3. März <strong>1933</strong>: KPD-Führer E. Thälmann wird festgenommen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 2. März <strong>1933</strong><br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
8. März <strong>1933</strong>: Die Reichsregierung hebt die 81 Reichstagsmandate <strong>der</strong> KPD auf. Sie beschlagnahmt das Karl<br />
Liebknecht -Haus, den Sitz <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> KPD, und verlegt dorth<strong>in</strong> die Zentrale <strong>der</strong> politischen Polizei.<br />
Verhaftung <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Kommunistenführer<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Wie wir von privater Seite erfahren, verhaftete die <strong>Guben</strong>er Polizei gestern die meisten <strong>Guben</strong>er<br />
Kommunistenführer u. a. Garke, Schmidt, Hamann, Sefzig, Billig usw. – Es soll bei den Verhaftungen schwer<br />
belasten<strong>des</strong> Material vorgefunden worden se<strong>in</strong>.<br />
Stadtrat Schulze verhaftet.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 18.–19. März <strong>1933</strong><br />
Wie wir aus privater Quelle erfahren, ist außer den von uns bereits genannten Kommunisten jetzt auch Stadtrat<br />
Schulze verhaftet worden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 21. März <strong>1933</strong>
- 26 -<br />
Durchsuchung <strong>der</strong> Sprucke.<br />
In <strong>der</strong> vergangenen Nacht wurde e<strong>in</strong>e umfangreiche Durchsuchung <strong>des</strong> Ortsteils Sprucke vorgenommen. Die<br />
Polizei, verstärkt durch Hilfspolizei, SA. und SS. riegelte ab 4 Uhr morgens die gesamte Alt- und Neu- Sprucke<br />
ab. Es wurde durch e<strong>in</strong>zelne Kommandos Haus für Haus sorgfältig durchsucht. Man fand u. a. Waffen e<strong>in</strong>ige<br />
Revolver, Gewehre, e<strong>in</strong>ige Seitengewehre, Gummiknüppel usw. An sonstigem Material wurde gefunden: große<br />
Mengen von Hetzschriften, Plakate, Broschüren und Flugblätter. Ferner fand man Ausrüstungsgegenstände<br />
militärischer Formationen, wie Trompeten, Trommeln und an<strong>der</strong>es. Die Polizeitruppen beendeten gegen 9 Uhr<br />
vormittags ihr Werk. Die gesamte Polizei, Hilfspolizei, SS. und SA. war mit Karab<strong>in</strong>ern bewaffnet. Verhaftungen<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e vorgenommen worden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 27. April <strong>1933</strong><br />
28. Mai <strong>1933</strong>: Das Vermögen <strong>der</strong> KPD wird durch e<strong>in</strong> Reichsgesetz beschlagnahmt; als Begründung wird<br />
Hochverrat angegeben.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
26. Juli <strong>1933</strong>: Im ganzen Reich werden von 12.00-12.40 Uhr zentrale Fahndungen durchgeführt; sie galten<br />
<strong>in</strong>son<strong>der</strong>heit den Kommunisten.<br />
15 Kommunisten verhaftet.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
In <strong>der</strong> Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurde <strong>der</strong> Versuch gemacht, an e<strong>in</strong>igen Stellen <strong>der</strong> Stadt<br />
kommunistische Flugblätter nie<strong>der</strong>zulegen. Die Polizei sorgte unter H<strong>in</strong>zuziehung von SA dafür, dass dieser<br />
Versuch sofort im Keim erstickt wurde. Etwa 15 Kommunisten wurden vorübergehend <strong>in</strong> Schutzhaft genommen;<br />
<strong>der</strong> kommunistische Propagandaversuch ist gescheitert.<br />
Wie<strong>der</strong> zwei Kommunisten verhaftet.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 31. August <strong>1933</strong><br />
Auf Veranlassung <strong>der</strong> Staatspolizeistelle Frankfurt (O<strong>der</strong>) wurde <strong>in</strong> den frühen Morgenstunden <strong>des</strong> 2. September<br />
e<strong>in</strong>e größere Durchsuchungsaktion an verschiedenen Stellen <strong>der</strong> Stadt (vermutlich <strong>Guben</strong> /Red.) bei<br />
Kommunisten vorgenommen. Es wurden zahlreiche kommunistische Druckschriften und Waffen beschlagnahmt.<br />
Zwei Personen wurden festgenommen.<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 4. September <strong>1933</strong>
- 27 -<br />
2.3 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)<br />
22. Juni <strong>1933</strong>: Reichsm<strong>in</strong>ister Frick erklärt „die Sozialdemokratische Partei Deutschlands als e<strong>in</strong>e staats- und<br />
volksfe<strong>in</strong>dliche Partei“. Er for<strong>der</strong>t die Lan<strong>des</strong>regierung auf, „auf Grund <strong>der</strong> Verordnung <strong>des</strong> Reichspräsidenten<br />
zum Schutz für Volk und Staat vom 28. Februar <strong>1933</strong> die notwendigen Maßnahmen gegen die SPD zu treffen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e sollen sämtliche Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> SPD, die heute noch den Volksvertretungen und<br />
Geme<strong>in</strong>devertretungen angehören, von <strong>der</strong> weiteren Ausübung ihrer Mandate sofort ausgeschlossen werden.<br />
Der Sozialdemokratie kann auch nicht die Möglichkeit gewährt werden, sich <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form propagandistisch<br />
zu betätigen. Versammlungen <strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei sowie ihrer Hilfs- o<strong>der</strong> Ersatzorganisationen<br />
werden nicht erlaubt, sozialdemokratischer <strong>Zeit</strong>ung und <strong>Zeit</strong>schriften dürfen nicht mehr herausgegeben werden.<br />
Das Vermögen <strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei und ihrer Hilfs- und Ersatzorganisationen wird, soweit es nicht<br />
bereits <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> Freien Gewerkschaften sicher gestellt worden ist, beschlagnahmt. Mit<br />
dem lan<strong>des</strong>verräterischen Charakter <strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei ist die weitere Zugehörigkeit von Beamten,<br />
Angestellten und Arbeitern, die aus öffentlichen Mitteln Gehalt, Lohn und Ruhegeld beziehen, zu dieser Partei<br />
selbstverständlich unvere<strong>in</strong>bar.<br />
Festnahme von SPD Funktionären.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Im Verlaufe e<strong>in</strong>er polizeilichen Aktion wurden am Sonnabend verschiedene Vorsitzende und Funktionäre <strong>der</strong><br />
S.P.D. im Landkreis <strong>Guben</strong> <strong>in</strong> Haft genommen und zur Vernehmung <strong>in</strong>s Gerichtsgefängnis e<strong>in</strong>geliefert, die Aktion<br />
konnte überall ohne Zwischenfälle durchgeführt werden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 26.Juni <strong>1933</strong><br />
08. März <strong>1933</strong>: SPD und ADGB protestieren gegen die Besetzung zahlreicher Parteibüros und<br />
Gewerkschaftshäuser <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Breslau, Dresden, Kassel und Kiel sowie ADGB - Bun<strong>des</strong>schule durch SA und<br />
SS.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
08. März <strong>1933</strong>: Der frühere Reichs<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister Sollmann und zahlreiche weitere Sozialdemokraten und<br />
Kommunisten <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Städten werden <strong>in</strong> Schutzhaft genommen, um, wie es heißt, „<strong>der</strong> Gefahr weiterer<br />
tätlicher Angriffe vorzubeugen“.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
06. März <strong>1933</strong>: Zum Ergebnis <strong>der</strong> Reichstagswahl erklärt <strong>der</strong> Parteivorstand <strong>der</strong> SPD: „Unerschüttert,<br />
kampferprobt, gerüstet steht die Partei. Neue große Anfor<strong>der</strong>ungen wird die nächste <strong>Zeit</strong> an die SPD stellen. Wir<br />
s<strong>in</strong>d ihnen gewachsen. Der Kampf um die Wie<strong>der</strong>eroberung <strong>der</strong> Bewegungsfreiheit <strong>der</strong> Arbeiterschaft, um ihr<br />
politisches Recht geht weiter. Haltet <strong>der</strong> Partei die Treue!“<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
29. Juni <strong>1933</strong>: Der frühere Reichskanzler Bauer (SPD) wird verhaftet. Innerhalb e<strong>in</strong>er Woche werden über 3000<br />
Sozialdemokraten verhaftet.<br />
zurück<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
2.4 Weitere Parteien und Organisationen<br />
- 28 -<br />
Wahlversammlung <strong>des</strong> Kampfblockes „Schwarz- Weiß- Rot“<br />
Die Wahlversammlung, die <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Deutschnationalen Volkspartei und dem Stahlhelm gebildete Kampfblock<br />
„Schwarz- Weiß- Rot“ <strong>in</strong> dem mit Wahlplakaten und Fahnen <strong>in</strong> den alten Reichsfarben geschmückten<br />
Schützenhaussaale <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> gestern abhielt, war überaus gut besucht. Die Lip’ sche Kapelle unterhielt die Gäste<br />
<strong>in</strong> angenehmer Weise und erntete für ihre stimmungsvollen Vorträge reichen Beifall. Studienrat Müller, <strong>der</strong> Leiter<br />
<strong>der</strong> Versammlung, schloß an se<strong>in</strong>e Begrüßungsworte (an/Red.), <strong>in</strong> denen er auf die Bedeutung <strong>des</strong><br />
Zusammenschlusses <strong>der</strong> beiden Gruppen h<strong>in</strong>wies und <strong>der</strong> Freude darüber Ausdruck gab, daß endlich <strong>der</strong><br />
Marxismus zum Teufel gejagt worden sei.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 18.-19.Februar <strong>1933</strong><br />
11. April <strong>1933</strong>: Als erste <strong>der</strong> großen Parteien <strong>der</strong> Weimar Republik löst die DVP auf und empfiehlt ihren<br />
Anhängern den Anschluß an die NSDAP.<br />
Als erstes Gesetz, das gemäß den Vorschriften <strong>des</strong> „Gesetzes zur Behebung <strong>der</strong> Not von Volk und Reich“<br />
erlassen wird, tritt das Kraftfahrzeugsteuergesetz <strong>in</strong> Kraft; dieses befreit alle PKW, die nach dem 31.3.<strong>1933</strong><br />
erstmalig zugelassen werden, von <strong>der</strong> Kraftfahrzeugsteuer.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
3. Mai <strong>1933</strong>: Die DNVP beschließt sich „Deutschnationale Front“ zu nennen; sie will dadurch zum Ausdruck<br />
br<strong>in</strong>gen, daß <strong>der</strong> Parteienstaat überholt sei.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
5. Juli <strong>1933</strong>: Das Zentrum beschließt se<strong>in</strong>e Selbstauflösung, ebenso die BVP und die Deutsche Volkspartei.<br />
Damit ist die NSDAP e<strong>in</strong>zige Partei <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
1100 <strong>Guben</strong>er marschierten!<br />
(Oberbürgermeister Laß bekundet Standpunkt <strong>der</strong> Verwaltung am 1. Mai <strong>1933</strong>/Red.)<br />
Am Tage <strong>der</strong> Feier <strong>der</strong> nationalen Arbeit, den heute unser ganzes deutsches Volk <strong>in</strong> überwältigenden<br />
Kundgebungen begeht, drängt es mich, e<strong>in</strong> feierliches Gelöbnis <strong>der</strong> Beamtenschaft abzulegen. Ich spreche dabei<br />
nicht nur als erster Beamter <strong>der</strong> Stadtverwaltung, son<strong>der</strong>n ich darf mich zum Wortführer machen für alle Reichsund<br />
Staatsbehörden unserer Stadt und ihrer Beamtenschaft, wenn ich das feierliche Versprechen treuer Mitarbeit<br />
für unseren neuen nationalen und sozialen Staat abgebe. E<strong>in</strong> leuchten<strong>des</strong> Vorbild <strong>in</strong> unsere Pflichterfüllung war<br />
und ist uns immer unser allverehrter Herr Reichspräsident, <strong>der</strong> Krieg und Frieden unverzagt und zuversichtlich<br />
auf se<strong>in</strong>em Posten gestanden und sich durch nichts von se<strong>in</strong>er Pflicht gegen unser Volk und Vaterland hat<br />
abbr<strong>in</strong>gen lassen. Ihm danken wir es, dass er durch mutigen verantwortungsbewußten Entschluß <strong>der</strong> nationalen<br />
Revolution den Weg zu Sieg und Macht freigegeben hat, <strong>in</strong>dem er dem Reichskanzler Adolf Hitler und <strong>der</strong><br />
nationalen Regierung die Staatsmacht übertrug. Ihm danken wir es, dass wir neben <strong>der</strong> Hakenkreuzfahne <strong>des</strong><br />
neuen Deutschen Reiches auch wie<strong>der</strong> die schwarz–weiß-rote Fahne <strong>des</strong> alten, ruhmreichen Deutschlands<br />
zurückbekommen haben. Wir Berufsbeamte betrachten uns nicht als e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Klasse <strong>in</strong> unserem Volke,<br />
son<strong>der</strong>n wir fühlen uns zugehörig zu allen unseren Volksgenossen. Und auch wir wollen heute feierlich geloben,<br />
dass wir zu unserem Teile je<strong>der</strong> an se<strong>in</strong>em Platze, dazu beitragen wollen, den nationalen Staat und damit wie<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> freies und mächtiges Deutsches Reich aufrichten zu helfen unter Führung unseres Reichspräsidenten und<br />
unseres Reichskanzlers. Ihr Wille ist es, daß aus <strong>der</strong> bisher von Parteien beherrschten und <strong>in</strong> Parteien<br />
zerrissenen deutschen Nation nunmehr e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>iges deutsches Volk werden soll, und so reichen wir Beamte <strong>der</strong><br />
Arbeiterschaft, <strong>der</strong> Angestelltenschaft und den freien Berufen die Hand zu geme<strong>in</strong>samer Arbeit an unserem<br />
deutschen Vaterland und unserem deutschen Volk.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 2. Mai <strong>1933</strong>
- 29 -<br />
Der Mieterbund gleichgeschaltet.<br />
Von <strong>der</strong> N.S.D.A.P. wird uns mitgeteilt: Am Sonnabend fand im Ratskellersaal e<strong>in</strong>e Versammlung <strong>des</strong><br />
Mieterbun<strong>des</strong> statt. Beauftragter Gallus sprach e<strong>in</strong>leitend kurz über S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>der</strong> Gleichschaltung. Pg.<br />
Wilhelm schlug e<strong>in</strong>e Liste von Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong>n vor, für die er sich verbürgt. Es steht zu erwarten, dass<br />
Herr An<strong>der</strong>son und evtl. die Liste auf ihr Mandat verzichtet, bis e<strong>in</strong> Kandidat <strong>der</strong> Fraktion <strong>der</strong> N.S.D.A.P. genehm<br />
ist. E<strong>in</strong>en Genossen <strong>des</strong> Mieterbun<strong>des</strong>, <strong>der</strong> das Horst Wessel- Lied mißachtete, ließ Pg. Gallus <strong>in</strong><br />
Polizeigewahrsam abführen. Der Mann wurde gestern wie<strong>der</strong> freigelassen, hat aber Verfolgung durch den<br />
Staatsanwalt zu gewärtigen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 19. Juni <strong>1933</strong><br />
28. Dezember <strong>1933</strong>: Der Deutsche Anwaltsvere<strong>in</strong> wird aufgelöst. Von den 15000 Mitglie<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d 3000 jüdische<br />
Juristen gewesen. Die deutschen Mitglie<strong>der</strong> werden <strong>in</strong> den Nationalsozialistischen Juristenbund überführt.<br />
2.5 Gewerkschaften<br />
zurück<br />
Die Besetzung <strong>des</strong> Gewerkschaftshauses.<br />
Quelle: Das Deutsche Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Gestern nachmittag besetzte die S.A. das <strong>Guben</strong>er Gewerkschaftshaus, verbrannte auf <strong>der</strong> Straße rote und<br />
schwarz- rot – goldene Fahnen und hißte die Hakenkreuzflagge. Da es sich um e<strong>in</strong>e von Hitler untersagte<br />
E<strong>in</strong>zelaktion handelte, verfügte die Regierung bald darauf Räumung <strong>des</strong> Gewerkschaftshauses und E<strong>in</strong>ziehung<br />
<strong>der</strong> Fahne.<br />
25. März <strong>1933</strong>: Bis jetzt s<strong>in</strong>d 46 Gewerkschaftshäuser von <strong>der</strong> Polizei o<strong>der</strong> <strong>der</strong> SA besetzt.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 14 März <strong>1933</strong><br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
10. April <strong>1933</strong>: Durch Reichgesetz wird <strong>der</strong> 1. Mai zum „Feiertag <strong>der</strong> nationalen Arbeit“ bestimmt. Goebbels<br />
erklärt dazu: „Von da an beg<strong>in</strong>nt dann die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Gewerkschaften. Wir werden nicht eher<br />
Ruhe bekommen, bis sie restlos <strong>in</strong> unserer Hand s<strong>in</strong>d.“<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
13. April <strong>1933</strong>: Der Gesamtverband deutscher Angestellten-Gewerkschaften beschließt den Anschluß an die<br />
NSDAP.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
16. April <strong>1933</strong>: Es wird von <strong>der</strong> NSDAP beschlossen: das die Gewerkschaften nicht aufgelöst o<strong>der</strong> zerstört,<br />
son<strong>der</strong>n gewaltsam „übernommen“ und am 2. Mai die Gewerkschaftshäuser besetzt werden sollen.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
- 30 -<br />
1100 <strong>Guben</strong>er marschierten!<br />
E<strong>in</strong>e überwältigende Kundgebung am Feiertag <strong>der</strong> nationalen Arbeit<br />
Festzug von 3500 Meter Länge.<br />
Tage wie <strong>der</strong> gestrige s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft deutschen Volkstums, <strong>der</strong> Weg aus dem Haß zur<br />
Bru<strong>der</strong>liebe, <strong>der</strong> Weg aus <strong>der</strong> Not <strong>in</strong> e<strong>in</strong> schaffen<strong>des</strong> Dase<strong>in</strong>, das Brot hat für Alle! - - So war es nur e<strong>in</strong> Ausdruck<br />
dieser <strong>in</strong>neren Stimmung, wenn schon zwei Tage vor diesem 1. Mai das Rüsten begann, wenn die Stände und<br />
Blumenhandlungen, die frisches Grün boten, bestürmt wurden, wenn die Tuchgeschäfte gar nicht genug<br />
Fahnentuch herbeischaffen konnten, wenn <strong>in</strong> den Betrieben, <strong>in</strong> den Schulen und <strong>in</strong> den Kontoren nur e<strong>in</strong><br />
Gespräch Geltung hatte: <strong>der</strong> 1. Mai! Und wer dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Morgenfrühe dieses Tages durch <strong>Guben</strong>s Straßen<br />
pilgerte, <strong>der</strong> fühlte alle se<strong>in</strong>e Erwartungen übertroffen: so viele Fahnen, soviel Maiengrün, soviel Schmuck und<br />
Glanz hat die Stadt noch nicht getragen. Denn das war das Unvergeßliche <strong>des</strong> Tages, dass die Fahnen genauso<br />
freudig aus <strong>der</strong> Mansardenstube <strong>des</strong> Arbeiters und Arbeitslosen flatterten, wie aus den Häusern <strong>der</strong> Begüterten,<br />
dass <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Ladner mit <strong>der</strong> gleichen H<strong>in</strong>gabe se<strong>in</strong> Haus geschmückt hatte, wie <strong>der</strong> Fabrikbesitzer, und das<br />
Gefühl und die Gewißheit erfaßte jeden: heute besteht, und sei es nur für heute, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte die<br />
große Volksgeme<strong>in</strong>schaft, die unser Traum und unsere Sehnsucht war. Niemals wurde die kraftvolle For<strong>der</strong>ung<br />
stärker erfühlt. Geschlossen und e<strong>in</strong>zeln marschierten die Verbände ab. Als wir auf dem Marktplatz ankamen,<br />
sprach H<strong>in</strong>denburg! Wir standen ergriffen und lauschten H<strong>in</strong>denburg! In ihm spricht die deutsche Geschichte. Und<br />
mitten <strong>in</strong> diesem feierlichen Augenblick kamen uns die Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Technik neu zum Bewusstse<strong>in</strong>. Denn zur<br />
gleichen <strong>Zeit</strong> sangen, umspannt von den Wellen <strong>des</strong> Radios, Millionen Deutsche mit, brachten mit H<strong>in</strong>denburg<br />
Millionen Deutsche das Hoch auf das Vaterland aus. Es muß <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>der</strong> Dank an das Radio -<br />
Haus Böhme ausgesprochen werden, das auf dem H<strong>in</strong>denburgplatz, auf dem Markt und <strong>in</strong> den Sälen für<br />
ausgezeichnete Lautsprecherwie<strong>der</strong>gabe aller Reden gesorgt hatte. Die Firma hat viel, sehr viel dazu<br />
beigetragen, daß <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Arbeit so reibungslos und schön auf – und verklang.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 2. Mai <strong>1933</strong><br />
24. Juni <strong>1933</strong>: Der Gesamtverband <strong>der</strong> Christlichen Gewerkschaften wird durch die NSBO übernommen. Die<br />
Übernahme erfolgt <strong>in</strong> allen Geschäftsstellen im Reich Punkt 9 Uhr.<br />
zurück<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
Komplex 3 - Deutsche Arbeitsfront (DAF), e<strong>in</strong>schließlich Freizeitorganisation „Kraft durch<br />
Freude“ (KDF)<br />
- 31 -<br />
Arbeitsfront: Nachdem bereits <strong>der</strong> 1. Mai <strong>1933</strong> (nach e<strong>in</strong>em Gesetz vom 10. April <strong>1933</strong>) nicht mehr auf <strong>der</strong> Basis<br />
gewerkschaftlicher Traditionen, son<strong>der</strong>n als „Tag <strong>der</strong> nationalen Arbeit“ im nationalsozialistischen S<strong>in</strong>ne<br />
begangen worden war, begann am 2. Mai <strong>1933</strong> die Gleichschaltung <strong>der</strong> Gewerkschaften. Die Besetzung <strong>der</strong><br />
Büros, Redaktionen und Geld<strong>in</strong>stitute <strong>der</strong> freien Gewerkschaften durch die SA löste ke<strong>in</strong>en nennenswerten<br />
Wi<strong>der</strong>spruch aus. An die Stelle <strong>der</strong> Gewerkschaften traf die am 10. Mai <strong>1933</strong> gründete „Deutschen Arbeitsfront“<br />
(DAF) die sich <strong>der</strong> noch <strong>in</strong>takten Organisation und E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Gewerkschaften bemächtigte. Durch<br />
e<strong>in</strong>gesetzte „Treuhändler <strong>der</strong> Arbeit“ wurden wesentliche Mitwirkungsrechte <strong>der</strong> Gewerkschaften beschnitten (u.a.<br />
Mitwirkung beim Abschluss von Arbeitsverträgen), so dass die Bedeutung <strong>der</strong> Gewerkschaften auf soziale<br />
Betreuung <strong>in</strong> den Betrieben e<strong>in</strong>geschränkt wurde. E<strong>in</strong> Wirkungsfeld <strong>der</strong> „Deutschen Arbeitsfront“ war die NS-<br />
Geme<strong>in</strong>schaft „Kraft durch Freude“. (Die DAF umfaßte 1934 etwa 14 Millionen Mitglie<strong>der</strong>, 1939 mehr als 30<br />
Millionen)<br />
Quelle: Alltag im Dritten Reich/Redaktion<br />
Die Kundgebung <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront.<br />
Am Sonntag, 14 Uhr, marschieren sämtliche <strong>Guben</strong>er Verbände vom Spicherer Platz zum Flugplatz.<br />
Am kommenden Sonntag, dem 27. August, f<strong>in</strong>det, wie bereits angekündigt, die riesige Kundgebung <strong>der</strong><br />
Deutschen Arbeitsfront statt. Die Leitung rechnet mit e<strong>in</strong>er größeren Beteiligung als beim Feiertag <strong>der</strong> nationalen<br />
Arbeit am 1. Mai und nimmt an, das etwa 15000 <strong>Guben</strong>er marschieren werden. Der Aufmarschplan. Die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Verbände werden <strong>in</strong> Staffeln e<strong>in</strong>geteilt. Staffel 1: Textilarbeiter-Verband. a) Hut<strong>in</strong>dustrie. Staffel 2:<br />
Textilarbeiter-Verband b) Tuch<strong>in</strong>dustrie. ... Der Festzug bewegt sich durch folgende Straßen: vom Z<strong>in</strong>delplatz<br />
(durch 9 Straßen bis zum Flugplatz/Red.). Das Programm ist <strong>in</strong> großen Zügen folgen<strong>der</strong>maßen aufgestellt:<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Kundgebung durch Fanfaren. Eröffnungsrede durch den Organisationswart <strong>des</strong> D.T.B., Pg.<br />
Hänisch, Berl<strong>in</strong>. Rede <strong>des</strong> Verbandsbezirksleiters <strong>des</strong> D.T.B., Pg. Mosdorf, Berl<strong>in</strong>. Volkstänze und Lie<strong>der</strong>,<br />
ausgeführt vom Bund deutscher Mädels, <strong>Guben</strong>. Überraschungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Mundharmonikavorträge e<strong>in</strong>es<br />
<strong>Guben</strong>er Jugendorchesters. Pyramiden und Lie<strong>der</strong>, ausgeführt von <strong>der</strong> Jungschar <strong>der</strong> Hitlerjugend<br />
Weiter im alten Kampfgeist!<br />
Eröffnung <strong>des</strong> Kreisappells – Bekenntnis zu Führer und Geme<strong>in</strong>schaft<br />
(Unterstellung <strong>der</strong> Arbeitsfront unter die NSDAP/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 24. August <strong>1933</strong><br />
Den Auftakt zu dem großen Tag <strong>der</strong> NSDAP <strong>Guben</strong> – Stadt bildete gestern vormittag e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Veranstaltung im „Kaisergarten“. Nachdem Kreisleiter Schmiedicke mit Gaugeschäftsführer Polack, M.d.R., und<br />
Gauamtsleiter <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront, Gau Kurmark, Wohlleben, M.d.R., im Saal erschienen war, erfolgte <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>marsch <strong>der</strong> Fahnengruppe. Mit e<strong>in</strong>er kurzen Ansprache eröffnete Kreisleiter Schmiedicke den Appell. Der<br />
Kreisleiter richtete dann die Gedanken auf die Toten <strong>der</strong> Bewegung, denn <strong>in</strong> ihrem Geist geht <strong>der</strong> Kampf weiter.<br />
Feierliches Schweigen herrschte. Nun wurden die Versammelten begrüßt. Beson<strong>der</strong>s galten die Worte<br />
Gaugeschäftsführer Polack, Gauamtsleiter <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront Wohlleben, Gauschulungsleiter Richter,<br />
den Vertretern <strong>der</strong> SA, SS, HJ und <strong>des</strong> Arbeitsdienstes. Wir haben nur zwei Jahre <strong>Zeit</strong> h<strong>in</strong>ter uns, so führte <strong>der</strong><br />
Kreisleiter dann etwa aus, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir die Macht übernommen haben. In diesen zwei Jahren hat <strong>der</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> gezeigt, daß er nicht nur zu regieren versteht, son<strong>der</strong>n auch das vollbr<strong>in</strong>gt, was er<br />
versprochen hat. Wir werden weiter kämpfen im alten Geist und das erhalten, was wir geschaffen haben.<br />
Gauamtsleiter Wohlleben nahm dann das Wort zu längeren Ausführungen. Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Partei sich nur<br />
Parteigenossen bef<strong>in</strong>den, setzt sich die Arbeitsfront aus Volksgenossen zusammen, die nicht restlos<br />
Parteigenossen s<strong>in</strong>d. Daher war es notwendig, daß sich die Deutsche Arbeitsfront <strong>der</strong> NSDAP unterstellte. Die<br />
Deutsche Arbeitsfront ist ke<strong>in</strong>e Gewerkschaft und will es auch nicht se<strong>in</strong>. Sie ist vielmehr e<strong>in</strong>e Organisation, die<br />
dem schaffenden deutschen Menschen die Voraussetzungen zur Lösung <strong>der</strong> sozialen Frage geben will, die<br />
Voraussetzungen für erfolgreiche Lösung e<strong>in</strong>es langen Kampfes. Diese sehen wir nicht im Abschluß von<br />
Verträgen zwischen Betriebsführer und Gefolgschaft, o<strong>der</strong> im Abschluß von Tarifen. Wir sehen die Lösung<br />
vielmehr dar<strong>in</strong>, dass wir es fertig bekommen, das M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigkeitsgefühl, das <strong>der</strong> Marxismus <strong>in</strong> die<br />
Arbeiterschaft brachte, auszurotten und den Arbeiter wie<strong>der</strong> stolz auf se<strong>in</strong> Werk zu machen. Aus dem Gefühl <strong>der</strong><br />
Gleichwertigkeit kommt dann auch die Anerkennung und gleiche Bewertung se<strong>in</strong>er Arbeit. Das, was uns glücklich<br />
macht <strong>in</strong> unserer Arbeit, ist, daß wir Menschen führen dürfen, die, die Geme<strong>in</strong>schaft wollen. Es wird e<strong>in</strong>mal so<br />
kommen, daß die, die ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft wollen, ausgestoßen werden. Wenn es uns gel<strong>in</strong>gt, die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
unzertrennlich zu errichten, dann können wir <strong>in</strong> diesem Deutschland glücklich se<strong>in</strong>.
- 32 -<br />
Nach <strong>der</strong> mit starkem Beifall aufgenommenen Rede ergriff Gaugeschäftsführer Polack das Wort. In diesen<br />
Monaten, so führte er etwa aus, ist <strong>des</strong> öfteren die Frage nach dem Geheimnis <strong>des</strong> Erfolges <strong>des</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> gestellt worden. Die NSDAP ist e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit gewesen, die ke<strong>in</strong>e materiellen Güter<br />
besaß, die schlicht und e<strong>in</strong>fach war. Sie war aber immer zum Kampf bereit. Und dar<strong>in</strong> liegt ihr Geheimnis. Die<br />
NSDAP war e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft, die durch nichts zu zerschlagen war. Als sie sich immer mehr erweiterte, kamen<br />
auch Menschen, die das Erlebnis <strong>des</strong> Kampfes nicht miterlebt hatten. Es war also Aufgabe, die alte<br />
Verbundenheit zu festigen, notwendig war es auch, alle am Werk <strong>des</strong> Führers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Form<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. Der Kampfgeist mußte erhalten bleiben. Da auf <strong>der</strong> Straße ke<strong>in</strong> Gegner mehr war, mußten an<strong>der</strong>e<br />
Mittel gefunden werden, <strong>in</strong> Bewegung zu bleiben. Wenn wir von allen persönliche Opfer for<strong>der</strong>n, tun wir das aus<br />
dem Grunde, um für die Zukunft zu sorgen. Das politische Führerkorps muß immer bereit se<strong>in</strong>. Nur <strong>der</strong><br />
Hoheitsträger hat die Verantwortung für die Politik im Bereiche se<strong>in</strong>es Hoheitsgebietes. In se<strong>in</strong>en weiteren<br />
Ausführungen stellte <strong>der</strong> Redner heraus, daß nur <strong>der</strong> führen kann, <strong>der</strong> die Not <strong>der</strong> Menschen vor sich sieht und<br />
Wege f<strong>in</strong>det, die Schlüssel zu ziehen. Wer se<strong>in</strong>e Hand ständig am Pulsschlag <strong>des</strong> Volkes hat, wird das können.<br />
Scharf betonte <strong>der</strong> Redner, daß die „monarchische Frage“ für uns absolut belanglos ist. Es taugt nur <strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
bereit ist, se<strong>in</strong> Leben für e<strong>in</strong>e Idee e<strong>in</strong>zusetzen. Wir s<strong>in</strong>d dabei, den nationalsozialistischen Volkswillen zu<br />
schaffen. Nationalsozialistische Denkart wird immer nur <strong>der</strong> vermitteln können, <strong>der</strong> sie selbst verkörpert und nach<br />
ihr lebt. Für nationalsozialistische Denkart ist nicht maßgebend die Höhe <strong>der</strong> Parte<strong>in</strong>ummer. Richtungsgebend ist<br />
nur die Leistung! Wenn man uns fragt, warum wir von unseren Taten nicht reden, dann antworten wir nur, daß die<br />
Tat <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> stumm ist. Beweihräucherung brauchen wir nicht! E<strong>in</strong> Bekenntnis zum Führer<br />
beschloß die mehrfach von Beifall unterbrochene Ansprache. Nach dem Deutschlandlied beendete Kreisleiter<br />
Schmiedicke den Appell. Kurz darauf fand die Weihe und Uebergabe <strong>des</strong> neuen Heimes <strong>der</strong> Hitler-Jugend statt,<br />
zu <strong>der</strong> Gauleiter Kube, <strong>der</strong> Ehrenbürger <strong>Guben</strong>s, erwartet wurde. Kreisleiter Schmiedicke und die SA, SS- und<br />
Arbeitsdienstführer fuhren ihm entgegen und begrüßten ihn an <strong>der</strong> Stadtgrenze. E<strong>in</strong>e Abteilung Motor – SA gab<br />
das Geleit.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Montag, 3. Dezember 1934<br />
26. November (Sonntag) <strong>1933</strong>: In Berl<strong>in</strong> wird die Freizeit- Organisation <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront gegründet,<br />
die nationalsozialistische Geme<strong>in</strong>schaft (NSG) „Kraft durch Freude“ (KDF). Ley, Goebbels und Hess halten die<br />
Ansprache.<br />
Reisen und frohe Feste auch für den <strong>Guben</strong>er Arbeiter.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Die Organisation „Kraft durch Freude“ ist seit Wochen äußerst rege an <strong>der</strong> Arbeit. Urlauberzüge rasen durch das<br />
Land und br<strong>in</strong>gen Arbeiter und Angestellte <strong>in</strong> die Berge, überall beg<strong>in</strong>nen die Sport- und Gymnastikkurse, Theater<br />
spielen für „Kraft durch Freude“, <strong>der</strong> Rundfunk sendet. ... Weil die Sache von vornhere<strong>in</strong> richtig angefaßt wurde,<br />
läuft sie auch <strong>in</strong> den richtigen Bahnen. Trotzdem ist alles erst im Beg<strong>in</strong>nen, es gibt noch Tausende von<br />
Möglichkeiten und es werden auch noch Tausende <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden. Dabei ist von <strong>der</strong> Mittelstadt<br />
aus, sagen wir von unserem <strong>Guben</strong> aus, zunächst zu beachten, dass wir auf weitem Gebiet nur anregend aber<br />
nicht bestimmend se<strong>in</strong> können, also <strong>in</strong> Bezug auf Rundfunk, Urlaubsreisen und zum Teil <strong>in</strong> Bezug auf Vermittlung<br />
von Büchern und <strong>Zeit</strong>schriften, obwohl beim letzteren schon das Bereich <strong>der</strong> örtlichen Buchstellen und Büchere<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Betracht gezogen werden muß. ... Man wird also <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> selbst e<strong>in</strong> Teil <strong>des</strong> Programms „Kraft durch Freude“<br />
organisieren und durchführen müssen. ... Es wäre fernerh<strong>in</strong> dankbar, daß „Kraft durch Freude“ die bereits<br />
vorhandenen Volksfeste stützt und ausbaut, gedacht ist hierbei <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an die Schreberfeste, die an<br />
Ursprünglichkeit und <strong>in</strong>nerer Schönheit <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> ganz e<strong>in</strong>zigartig s<strong>in</strong>d. ... Man wird gerade bei „Kraft durch<br />
Freude“ immer an e<strong>in</strong>e unmittelbare Wirkung <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge denken müssen und <strong>des</strong>halb wird man auch örtlich<br />
weniger Massenzusammenballungen und mehr s<strong>in</strong>ngemäß aufgeteilte Gruppen bevorzugen. Selbstverständlich<br />
wird <strong>der</strong> örtliche Beauftragte für „Kraft durch Freude“ e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Arbeiten nach strengen Anweisungen von<br />
Berl<strong>in</strong> her durchführen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend/Sonntag, 10.-11. Februar 1934
- 33 -<br />
"Kraft durch Freude" <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
Was ist erreicht, was wird erstrebt?<br />
Urlaubszug ab <strong>Guben</strong> - NSBO Siedlungen<br />
Zwei Worte die durch ihre Vere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>e gewaltige Größe und Schönheit <strong>des</strong> Begriffs erhalten haben. Das<br />
große Feierabend Werk <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront beg<strong>in</strong>nt aus se<strong>in</strong>en Grundmauern <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft<br />
herauszuwachsen. Noch bewegt viele Lippen die Frage: Wie soll das Gebäude aussehen? Es handelt sich um<br />
nichts Ger<strong>in</strong>geres, als um e<strong>in</strong>e Revolution <strong>der</strong> Gesellschaftsordnung und um die Heraufführung e<strong>in</strong>er neuen<br />
deutschen Kultur. Dadurch; Da? Die Kunst an das Volk herangetragen wird, wird diese neuer Kultur <strong>des</strong> ganzen<br />
Volkes werden. Arbeiter, Angestellte, Betriebsleiter, überhaupt alle schaffenden Deutschen, müssen durch das<br />
Feierabendwerk zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen großen Kulturgeme<strong>in</strong>schaft vere<strong>in</strong>igt werden. Die äußere Organisation ist für<br />
uns Nationalsozialisten immer nur die Form. Man kann daher das Feierabendwerk nicht so organisieren, son<strong>der</strong>n<br />
man muß an die Seele und die Ideale je<strong>des</strong> Volksgenossen herangehen und ihm zum zweiten Male zurufen<br />
Deutschland erwache! De<strong>in</strong>e Kultur war <strong>in</strong> Gefahr!" Diese Kultur <strong>in</strong> großer Volkstümlichkeit zu neuer Blüte zu<br />
führen ist S<strong>in</strong>n und Ziel unserer Freizeitorganisation. Nur dadurch, daß wir jeden Volksgenossen die Möglichkeit<br />
geben, an den geistigen und kulturellen Gütern teilzunehmen, schaffen wir e<strong>in</strong> edleres Volk, machen wir aus dem<br />
proletarischen Arbeitssklaven e<strong>in</strong>en deutschen Volksgenossen. Nachdem unser Führer und Volkskanzler Adolf<br />
Hitler als erste und höchste For<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> großen Bekenntnisses <strong>des</strong> 12. November die Verpflichtung aufstellte,<br />
dieses Volk <strong>des</strong> e<strong>in</strong>mütigen Wollens nun auch <strong>in</strong>nerlich zu e<strong>in</strong>er großen Geme<strong>in</strong>schaft zu gestalten, genehmigte<br />
er schon am 13. November <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Besprechung mit dem Führer <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, die<br />
Grundzüge <strong>des</strong> Feierabendwerkes. Am 27.November lagen <strong>des</strong>sen Grundzüge schon so fest, daß sie verkündet<br />
werden konnten. Auch <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Arbeiter soll von dieser Kulturgeme<strong>in</strong>schaft erfaßt werden. Bereits Mitte<br />
Dezember v.J. berief <strong>der</strong> Kreisbetriebszellenobmann und Kreisleiter <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront. Pg. Kurt Dalitz,<br />
e<strong>in</strong>e Reihe älterer Vorkämpfer <strong>der</strong> Bewegung zu e<strong>in</strong>er ersten Besprechung nach dem DHV (Deutscher<br />
Handelsverband/Red.) Heim. In dieser Versammlung wurde die Verantwortung für die verschiedenen<br />
Aufgabengebiete auf verschiedene Aemter verteilt, wie sie von <strong>der</strong> Gauleitung <strong>der</strong> NS Geme<strong>in</strong>schaft " Kraft durch<br />
Freude " geschaffen wurden. Diese 11.Aemter s<strong>in</strong>d folgende: Organisation, Propaganda, Schatzamt, Kultur,<br />
Sport, Reisen, Wan<strong>der</strong>n, Urlaub, Würde und Schönheit <strong>der</strong> Arbeit, Jugendamt, Ausbildung, Volkstum, und<br />
Heimat, Selbsthilfe. Erreichtes und Erstrebtes In unserer Heimatstadt <strong>Guben</strong> wird <strong>der</strong> Geist <strong>des</strong> kulturellen<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsgedankens auf dem direkten Wege über die NSBO Betriebszellenobleute <strong>in</strong> den <strong>Guben</strong>er<br />
Arbeiterschaft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen werden. Wie groß das Interesse ist, bewies <strong>der</strong> letzte Schulungsabend <strong>der</strong> NSBO.<br />
Ueber Erreichtes und Erstrebtes wird <strong>in</strong> öffentlichen Artikeln berichtet werden. NS - Organisationen <strong>der</strong><br />
Arbeitsfront werden noch herangezogen, überhaupt alle Organisationen, die aus den gleichgeschalteten<br />
Verbänden <strong>des</strong> früheren Systems entstanden s<strong>in</strong>d, wie die Deutsche Arbeitsfront, NS Hago, Reichsbund für<br />
Beamte Reichsbund für Kriegsopfer usw. s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>en revolutionären Akt <strong>der</strong> Partei geboren. Infolge<strong>des</strong>sen<br />
gehören sie dem Wirkungskreis <strong>der</strong> Partei an und werden von ihr geführt, verwaltet und betreut. Durch das Werk<br />
" Kraft durch Freude " s<strong>in</strong>d diese Organisationen weltanschaulich zusammengefaßt. Das Amt für Reisen,<br />
Wan<strong>der</strong>n und Urlaub hat Verb<strong>in</strong>dungen mit maßgebenden Kreisen <strong>der</strong> Industrie aufgenommen. Reiches<br />
Verständnis und f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung s<strong>in</strong>d bereits zugesagt, sodaß <strong>der</strong> erste Ferienzug noch im Frühjahr aus<br />
<strong>Guben</strong> abrollen wird. Das Amt Siedlung berichtet, daß seit Wochen Verhandlungen wegen Errichtung von NSBO<br />
- Siedlungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es bestimmten Bauzuges gepflogen werden s<strong>in</strong>d, die mit Beschleunigung zum<br />
Abschluß geführt werden sollen. Insgesamt haben sich zunächst 100 Siedlungslustige gemeldet.<br />
28. Februar 1934: Das Hilfswerk Mutter und K<strong>in</strong>d wird gegründet.<br />
Propagandaschrift<br />
Für das Hilfswerk „Mutter und K<strong>in</strong>d“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: 20. Februar 1934<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
In den nächsten Tagen wird durch die NS.- Frauenschaft und die Zellenleiter und Blockwarte <strong>der</strong> NS.-<br />
Volkswohlfahrt die Propagandaschrift „Mutter und K<strong>in</strong>d“ zum Preise 10 Pfg. pro Stück vertrieben werden. Nach<br />
e<strong>in</strong>er Auskunft <strong>der</strong> „Rechtsabteilung“ <strong>der</strong> Reichsleitung ist <strong>der</strong> Wert <strong>des</strong> Inhaltes <strong>der</strong> Broschüre „Mutter und K<strong>in</strong>d“<br />
höher als <strong>der</strong> Verkaufspreis. Die Vertiefung <strong>der</strong> Aufklärungsarbeit im Dienst <strong>des</strong> Hilfswerks „Mutter und K<strong>in</strong>d“<br />
macht den weitgehenden Absatz <strong>der</strong> Propagandaschrift „Mutter und K<strong>in</strong>d“ erfor<strong>der</strong>lich. Es darf ke<strong>in</strong>en deutschen<br />
Haushalt geben, dem die Broschüre „Mutter und K<strong>in</strong>d“ nicht vorhanden ist. Ich bitte daher die Arbeit <strong>der</strong> NS.-<br />
Volkswohlfahrt durch <strong>der</strong> Broschüre zu unterstützen. Die Kreisamtsleitung <strong>der</strong> NS.- Volkswohlfahrt.<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 17. Juli 1934
- 34 -<br />
Komplex 4 - Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO)<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Gleichschaltung <strong>der</strong> Gewerkschaften vollzogen sich <strong>in</strong> den Unternehmen ebenfalls<br />
Gleichschaltungen. Die Unternehmen wurden „Betriebsgeme<strong>in</strong>schaften“, Unternehmer wurden „Betriebsführer“,<br />
die Belegschaften wurden „Gefolgschaften“. An die Stelle <strong>der</strong> Gewerkschaftlichen Organisationen trat die NSBO -<br />
e<strong>in</strong>e Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> NSDAP -, die die ideologische Bee<strong>in</strong>flussung sowie die arbeits- und sozialrechtliche<br />
Betreuung <strong>der</strong> Belegschaften übernahm. Dem Betriebsführer wurde seitens <strong>der</strong> NSBO e<strong>in</strong> sogenannter<br />
„Vertrauensrat“ zur Seite gestellt, <strong>der</strong> jedoch als beraten<strong>des</strong> Gremium kaum E<strong>in</strong>fluss auf unternehmerische<br />
Entscheidungen nehmen konnte.<br />
Quelle: Alltag im Dritten Reich/Redaktion<br />
13. April <strong>1933</strong>: Funktionäre <strong>der</strong> Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) for<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Besprechung mit dem ADGB, „marxistische“ Gewerkschaftsführer müßten zurücktreten.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
1. Mai <strong>1933</strong>: Die <strong>Zeit</strong>schrift <strong>der</strong> nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO), wird zum amtlichen<br />
Organ <strong>des</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Deutschen Gewerkschaftsbun<strong>des</strong> (ADGB) und <strong>des</strong> Allgeme<strong>in</strong>en freien<br />
Angestelltenbun<strong>des</strong> erklärt.<br />
Fahnenweihe <strong>der</strong> NSBO<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Der frühere Ortsgruppenführer Gallus hielt die Weiherede. Er zeigte den Weg auf, den die deutsche<br />
Arbeiterschaft <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten geschritten ist. Wie sie sich an Ideale und Ideen gehängt hat, von<br />
denen sie das Heil <strong>der</strong> Menschheit und e<strong>in</strong>e Besserung ihrer Lage erhoffte. Er zeigte, wie dieser Weg über die<br />
Internationale zum Irrweg wurde, wie sich niemand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt um das deutsche Arbeitertum kümmerte, wenn es<br />
ihm übel ergangen ist. Aber <strong>der</strong> deutsche Arbeiter hat sich mit se<strong>in</strong>er ganzen Gründlichkeit und se<strong>in</strong>er Kraft <strong>der</strong><br />
H<strong>in</strong>gabe unter die roten Fahnen gestellt, weil er wirklich me<strong>in</strong>te, er habe nichts als se<strong>in</strong>e Ketten zu verlieren, weil<br />
er me<strong>in</strong>te, daß die E<strong>in</strong>igung <strong>des</strong> Proletariats aller Län<strong>der</strong> auch die deutsche Arbeiterschaft glücklich machen<br />
müsse. Diese Verbissenheit, die die marxistische Ideenwelt <strong>der</strong> Arbeiterschaft brachte, fand ihre Unterstützung<br />
dar<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong> großer Teil <strong>des</strong> Bürgertums ke<strong>in</strong> Verständnis für die Arbeiter aufbrachte und die „Proleten“ als<br />
Menschen zweiten Ranges ansah. Als zum ersten Male die Ideen <strong>der</strong> Nationalsozialisten <strong>in</strong> die Betriebe kamen,<br />
da stießen sie allseitig auf den Terror und auf den Haß. Den Arbeitern wurde gesagt, Hitler wolle sie zu e<strong>in</strong>er<br />
Schutztruppe <strong>des</strong> Kapitalismus machen und nun begann <strong>der</strong> erbitterte Kampf. E<strong>in</strong> Kampf, <strong>der</strong> unerhörte Opfer<br />
for<strong>der</strong>te von denen, die damals sich schon h<strong>in</strong>ter Hitler stellten. Oft wurden sie um ihre Arbeitsstelle gebracht,<br />
man verachtete sie und ließ sie alle Bitternis fühlen. Aber die Ideenwelt <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> war stärker als<br />
<strong>der</strong> Terror se<strong>in</strong>er Gegner und immer mächtiger wurden die Betriebszellen, bis dann <strong>der</strong> große Durchbruch kam<br />
und die Millionen <strong>der</strong> Arbeiter sich unter Hitlers Banner stellten, <strong>der</strong> sie nicht enttäuschen wird. Er wird Opfer<br />
verlangen, aber je<strong>der</strong> wird wissen, wofür diese Opfer gebracht s<strong>in</strong>d, er wird aus <strong>der</strong> Masse <strong>des</strong> Proletariats den<br />
deutschen Arbeiterstand schmieden, e<strong>in</strong> Arbeitertum, das sich bewusst ist, daß se<strong>in</strong> Schicksal untrennbar<br />
verbunden ist mit dem Schicksal <strong>des</strong> gesamten deutschen Volkes. So werden die Fahnen <strong>der</strong><br />
Betriebszellenorganisation geweiht als Kampffahnen dieses neuen Arbeitertums und zugleich als Fahnen <strong>des</strong><br />
deutschen Volkes.<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zig Volk von Brü<strong>der</strong>n.<br />
Die gestrige große N.S.B.O.- Kundgebung auf dem H<strong>in</strong>denburg- Platz.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 2. Mai <strong>1933</strong><br />
Die nationalsozialistische Betriebszellen- Leitung hatte für gestern abend zu e<strong>in</strong>er Massenkundgebung auf dem<br />
H<strong>in</strong>denburg- Platz (früher Schreibers Wiesen) aufgerufen. Die <strong>Guben</strong>er Arbeiter <strong>der</strong> Stirn und Faust bezeugten<br />
ihr großes Interesse an <strong>der</strong> Sache durch überaus zahlreiche Beteiligung. Schon e<strong>in</strong>e Stunde vor Beg<strong>in</strong>n<br />
sammelten sich die e<strong>in</strong>zelnen Betriebe vor ihren Arbeitsstellen, formierten sich zu langen Zügen und<br />
marschierten zu den Stellplätzen auf dem Hamdorff- und Spicherer- Platz. Unmöglich, die Zahl <strong>der</strong> Teilnehmer zu<br />
schätzen, weniger als 8000 s<strong>in</strong>d es aber bestimmt nicht gewesen, die unter den Klängen mehrerer Kapellen auf<br />
<strong>der</strong> riesigen Rasenfläche <strong>des</strong> H<strong>in</strong>denburgplatzes Aufstellung nahmen. Ganz kurz dankte zunächst <strong>der</strong><br />
Kreisfrührer <strong>der</strong> NSBO., Pg. Dalitz, für das äußerst zahlreiche Ersche<strong>in</strong>en. Dann trat kom. Oberbürgermeister<br />
Michael Münster- F<strong>in</strong>sterwalde, M.d.L., vor das Mikrophon. In dreiviertelstündiger, oft mit sarkastischen Humor
- 35 -<br />
gewürzter Rede verstand er es, die vieltausendköpfige Menschenmenge <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bann zu ziehen. E<strong>in</strong> je<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> weiten Grünfläche stand, fühlte es deutlich: Hier spricht e<strong>in</strong> Arbeiter. Münster drosch ke<strong>in</strong>e Phrasen,<br />
son<strong>der</strong>n ließ Tatsachen und e<strong>in</strong>ige Erfahrungen zu den Herzen sprechen. Er führte ungefähr folgen<strong>des</strong> aus: ...<br />
Durch den <strong>Nationalsozialismus</strong> ist nicht nur e<strong>in</strong>e neue Lebenswelle durch Deutschland gegangen, son<strong>der</strong>n alle<br />
Län<strong>der</strong> können von dieser Bewegung lernen, soweit sie dazu willens s<strong>in</strong>d. ... Abgeordneter Münster schloß se<strong>in</strong>e<br />
Rede mit dem glühenden, begeistert aufgenommen Bekenntnis: „Adolf Hitler, wenn Du <strong>in</strong> schwerer Stunde auf<br />
e<strong>in</strong>en Deutschen zählen kannst, so zähle auf den deutschen Arbeiter, dem s<strong>in</strong>d die Augen aufgegangen. Heil<br />
Hitler!“ (Spontaner Beifall). ... Mächtig erscholl dann das Horst Wessel- Kampflied zum Himmel empor. Fackeln<br />
lo<strong>der</strong>ten auf und die riesigen Züge formierten sich zum Abmarsch. Auf dem Markt stand <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er<br />
dichtgedrängten Menschenmenge, umgeben von Partei-, SA-, und SS - Führern unser Oberbürgermeister<br />
Schmiedicke, jede vorbeimarschierende Gruppe, jeden Betrieb mit emporgereckten Arm freundlich grüßend – e<strong>in</strong><br />
würdiger Ausklang <strong>der</strong> e<strong>in</strong>drucksvollen Kundgebung.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 25. Juli <strong>1933</strong><br />
24. Juni <strong>1933</strong>: Der Gesamtverband <strong>der</strong> Christlichen Gewerkschaften wird durch die NSBO übernommen. Die<br />
Übernahme erfolgt <strong>in</strong> allen Geschäftsstellen im Reich Punkt 9 Uhr.<br />
Welche NSBO.- Fahnen werden geweiht?<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Wie bekannt, f<strong>in</strong>det am Sonntag auf dem Flugplatz die Weihe zahlreicher Nationalsozialistischer Betriebszellen-<br />
Organisations- (NSBO.) Fahnen statt. Der Gaubetriebszellenobmann Pg. Wohl- leben- Berl<strong>in</strong> weiht etwa 40<br />
Fahnen. Es handelt sich um 29 NSBO.- Fahnen <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Ortsgruppe und um Fahnen <strong>des</strong> Kreises <strong>Guben</strong>-<br />
Crossen, <strong>der</strong>en Zahl noch nicht feststeht. Folgende NSBO.- Fahnen werden geweiht: Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er,<br />
Stammhaus, Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er, Abt. Lißner, Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er, Haarhutfabrik, C. G. Wilke, Brecht und Fugmann,<br />
Ste<strong>in</strong>ke und Co., C. Lehmanns Wwe. u. Sohn, W. Wolf, F. M. Huschke, H. Schemel, Müller und Dörfl<strong>in</strong>g, Salefky<br />
und Rabe, Lehmann und Richter, Reißner, Wohl und Co., He<strong>in</strong>rich L<strong>in</strong>ke, Walter L<strong>in</strong>ke, Union- Fezfabrik,<br />
<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung, Masch<strong>in</strong>enfabrik He<strong>in</strong>ze, Pappenfabrik Köhler, Leisten und Rahmenfabrik, Kaufhaus Karg,<br />
Karzentra, Städtische Betriebe, Behördenangestellte, M. E. W., Fachgruppe Banken, Reichsbahn, Fachschaft,<br />
Reisbahn, Betriebswerk. Außer diesen 29 Fahnen kommen noch 10 bis 12 Fahnen aus <strong>der</strong> näheren Umgebung<br />
zur Weihe. Gemeldet s<strong>in</strong>d bisher die NSBO.- Fahne Crossen, NSBO.- Fahne Sommerfeld, NSBO.- Fahne<br />
Fürstenberg, NSBO.- Fahne Wallwitz, NSBO.- Fahne Canig.<br />
Aufmarschplan zur NSBO.- Fahnenweihe am Sonntag<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 6. September <strong>1933</strong><br />
Die Belegschaften <strong>der</strong> Betriebe treten am Sonntag um 11.45 Uhr bei den Betrieben an und marschieren wie folgt<br />
nach dem Spichererplatz: Staffel 1: Hut<strong>in</strong>dustrie. Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er Hutfabrik (Abt. Lißner) Abmarsch 11.55 Uhr, C.<br />
G. Wilke Abmarsch 12 Uhr, Brecht und Fugmann Abmarsch 12 Uhr, Ste<strong>in</strong>ke und Co. Abmarsch 12.05 Uhr, Berl<strong>in</strong>-<br />
<strong>Guben</strong>er Hutfabrik (Stammhaus) Abmarsch 12.10 Uhr, Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er Haarhutfabrik Abmarsch 12 Uhr. Die<br />
Staffel marschiert Kube- Straße, Hitler- Straße, Am Damm, Spichererplatz. Staffel 2: Tuch<strong>in</strong>dustrie. C. Lehmanns<br />
Wwe. und Sohn Abmarsch 11.45 Uhr, daran anschließend die Belegschaften <strong>der</strong> Betriebe von Reißner, Wohl und<br />
Co., Lehmann und Richter. Die Staffel marschiert Alte Poststraße, Am Damm, Spichererplatz. Die Belegschaften<br />
<strong>der</strong> Betriebe W. Wolf und Union Fez- Fabrik marschieren direkt nach dem Spichererplatz. Die Belegschaft <strong>der</strong><br />
Firma H. Schemel marschiert Lubststraße Spichererplatz. Staffel 3: Reichsbahn und städtische Betriebe treten<br />
auf <strong>der</strong> Schützenhaus<strong>in</strong>sel an und marschieren L<strong>in</strong>dengraben, Königstraße, Neustadt, Trommelgasse,<br />
Spichererplatz. Abmarsch 12 Uhr. Staffel 4: Fachgeschäft Behörden- Angestellte, Banken, Betriebszelle Karg,<br />
Karzentra und Hermann Meier, Angestellten- Verbände, NS.- Beamtenbund, NS.- Lehrbund, Kampfbund <strong>des</strong><br />
gew. Mittelstan<strong>des</strong> und Innungen. Antreten 12 Uhr H<strong>in</strong>denburgplatz. Abmarsch 12.10 Uhr über Wilhelmsplatz,<br />
Mittelweg zum Spichererplatz. Staffel 5:H.J., BDM., Bund König<strong>in</strong> Luise, Junggärtner. Antreten 11.45 Uhr<br />
Kirschmarkt. Abmarsch 12 Uhr Königstraße, Z<strong>in</strong>delplatz, Spichererplatz. Staffel 6: Kriegerverbände <strong>Guben</strong>- Stadt<br />
und <strong>Guben</strong>- Land, Stahlhelm, Sängerbund, Kriegsbeschädigten, Reichsbund ambulanter Gewerbetreiben<strong>der</strong><br />
Deutschlands. Antreten 12 Uhr Wilhelmsplatz, Abmarsch 12.10 Uhr zum Spichererplatz. Staffel 7:<br />
Nahrungsmittel und Getränkearbeiter- Verband. Antreten 12 Uhr Topfmarkt, Abmarsch 12.15 Uhr Neustadt,<br />
Z<strong>in</strong>delplatz, Spichererplatz. Staffel 8: Betriebszelle Paul Köhler, M.E.W.(Märkisches Elektrizitätswerk/Red.),<br />
Masch<strong>in</strong>enfabrik He<strong>in</strong>ze, Koenig- Werke, A<strong>der</strong>s und Blumberg, <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung, Metallarbeiter- Verband, Holz-,<br />
Ste<strong>in</strong>-, Le<strong>der</strong>-, Tabak-, Textilarbeiter- Verband. Antreten Luststraße, Sand 12 Uhr, Abmarsch 12.10 Uhr zum<br />
Spichererplatz. Staffel 9: Baugewerbe und freie Berufe sowie Arbeitslose. Antreten Schemelsweg 12 Uhr.,<br />
Abmarsch 12.20 Uhr nach dem Spichererplatz. Staffel 10: Die Teilnehmer aus dem Kreise <strong>Guben</strong>- Crossen<br />
treten auf dem Hamdorffplatz um 12 Uhr an. Abmarsch 12.20 Uhr über Trommelgasse zum Spichererplatz. Der<br />
Abmarsch und Festzug nach dem Flugzeugplatz erfolgt <strong>in</strong> Reihen zu 6 nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 8. September <strong>1933</strong>
- 36 -<br />
Halb <strong>Guben</strong> auf dem Flugplatz<br />
45 NSBO–Fahnen auf <strong>der</strong> größten <strong>Guben</strong>er Kundgebung geweiht.<br />
16.000 Plaketten verkauft. Schon oft s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> den letzten Monaten marschiert. Doch welch e<strong>in</strong> Unterschied<br />
zwischen dem Aufzug am 1. Mai und <strong>der</strong> gestrigen Fahnenweihe! Gewiß, auch damals zogen Abertausende <strong>in</strong><br />
kilometerlangen Zuge durch <strong>Guben</strong>s Straßen, aber es fehlten Fahnen und Uniformen, die e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>artigen<br />
Veranstaltung erst den richtigen äußeren Glanz geben und die gestern <strong>in</strong> überreicher Zahl zu sehen waren. Nicht<br />
nur, daß den Betriebszellen gestern, leuchtend im Sonnenglanze, das Hakenkreuz voranflatterte, son<strong>der</strong>n auch<br />
unsere Kämpfer im braunen, schwarzen und feldgrauen Rock waren diesmal vollzählig zur Stelle. Nicht<br />
vergessen sei auch <strong>der</strong> überwältigende E<strong>in</strong>druck, den die große Zahl von Kriegervere<strong>in</strong>sfahnen aus Stadt und<br />
Land machte. Zum Unterschied gegenüber früheren Veranstaltungen klappte diesmal die Organisation ganz<br />
ausgezeichnet. In den Betrieben und auf den Stellplätzen trafen sich die e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen und marschierten<br />
dann zum Spicherer Platz. Dort wurden die Züge so geschickt postiert, daß schon 12:45 Uhr das Zeichen zum<br />
Abmarsch gegeben werden konnte. Ohne jede Stockung formierte sich <strong>der</strong> riesige Zug, <strong>des</strong>sen Vorbeimarsch<br />
etwa e<strong>in</strong>e Stunde dauerte, trotzdem diesmal nicht zu Dreien, son<strong>der</strong>n zu Sechsen nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> marschiert<br />
Wurde. 20 Kapellen schritten im Zuge und ließen durch fröhliche Marschklänge Hitze und Anstrengung<br />
vergessen. Wieviel marschierten, das ließ sich we<strong>der</strong> schätzen noch zählen. Fest steht, daß über 16.000<br />
Plaketten verkauft worden s<strong>in</strong>d. Soviel marschierten also. Draußen auf dem Flugplatz wurde die Zahl durch die<br />
Familienangehörigen noch bedeutend verstärkt. Weit über 20.000 Menschen waren m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens anwesend, als<br />
die Fahnenweihe vorgenommen wurde. Man kann also mit vollem Recht behaupten, daß tatsächlich halb <strong>Guben</strong><br />
auf dem Flugplatz versammelt war. Der Umzug hatte geklappt, nun war man gespannt, ob <strong>der</strong> Aufmarsch zur<br />
Weihe programmäßig vonstatten gehen würde. Auch hierbei wurden die Pessimisten enttäuscht, denn die<br />
Organisatoren hatten aus dem mißglückten Aufmarsch vor 14 Tagen gelernt. Gestern traten die Betriebe nach<br />
kurzer Pause frischgestärkt wie<strong>der</strong> an ihren Standquartieren an und marschierten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Sternes, <strong>des</strong>sen<br />
Strahlen durch Angehörige <strong>der</strong> Hitlerjugend und <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Deutscher Mädels gebildet wurden, auf die<br />
Rednertribüne vor <strong>der</strong> Flugzeughalle zu. ... Es war e<strong>in</strong> imposantes Bild, diese 45 Hakenkreuzfahnen rechts und<br />
l<strong>in</strong>ks vom Rednerpult und davon rund 60 weitere, schon geweihte Fahnen und Wimpel, e<strong>in</strong> wun<strong>der</strong>volles Bild, wie<br />
wir es noch nie sahen und sobald nicht wie<strong>der</strong> sehen werden. Alsdann sprach <strong>der</strong> Stellv. Kreisleiter Pg. Ebert:<br />
Unser Oberbürgermeister und Kreisleiter hat mich beauftragt, Ihnen die besten Grüße und Wünsche zu<br />
überbr<strong>in</strong>gen. Sie können versichert se<strong>in</strong>, daß es e<strong>in</strong> stolzes Gefühl und e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong> Genugtuung für den Führer<br />
e<strong>in</strong>er Stadt ist, wenn alle Stände und alle Klassen sich verbunden zeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gefolgschaft <strong>des</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> und <strong>des</strong> Führers Adolf Hitler. Es muß für alle <strong>in</strong> den Betrieben e<strong>in</strong> stolzes Gefühl se<strong>in</strong>, daß<br />
sie jetzt als vollwertige Glie<strong>der</strong> unter dem neuen Banner marschieren dürfen. Möge <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong><br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>der</strong> über diesem Felde weht, zurückgetragen werden <strong>in</strong> die Betriebe und an die sonstigen<br />
Arbeitsstätten, das ist <strong>der</strong> Wunsch <strong>des</strong> Oberbürgermeisters und <strong>der</strong> politischen Kreisleitung! Anschließend wurde<br />
das Deutschlandlied gesungen, und <strong>der</strong> Sängerbund beendete die Fahnenweihe mit dem Vortrage <strong>des</strong> Chores<br />
„Vaterland“ von Prof. Wohlgemut. Nach den Reden g<strong>in</strong>gen die Betriebe, die neuen Fahnen voran, wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die<br />
18 Standquartiere zurück. Ueberall begannen die Kapellen wie<strong>der</strong> zu schmettern und die Bierhähne zu laufen. In<br />
<strong>der</strong> Mitte <strong>des</strong> Riesenfel<strong>des</strong> wurden von Pg. Flechtner 250 Mädchen im braunen Kleid zu hübschem Reigen<br />
angeführt. Früh senkte sich die Dunkelheit über das Feld. Sche<strong>in</strong>werfer flammten auf und die Zelte, <strong>in</strong> denen<br />
stundenlang feuchtfröhlicher Betrieb geherrscht hatte, leerten sich allmählich. Kanonenschläge kündigten den<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Feuerwerks an. Der Forster Pyrotechniker Schonert hatte wie<strong>der</strong> Großartiges geleistet und die<br />
Massen, die nur wegen <strong>des</strong> Feuerwerks ausgeharrt hatte, wurden nicht enttäuscht. Immer neue Farben und<br />
Blitze erhellten den nächtlichen Himmel, beson<strong>der</strong>s gefielen die regenschirmförmig herabfallenden Raketen. Den<br />
imposanten Schluß bildete das NSDAP – Zeichen, flankiert von mächtigen Hakenkreuzen, anschließend e<strong>in</strong><br />
ohrenbetäuben<strong>des</strong> Bombardement und rotes Frontenfeuer.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 11. September <strong>1933</strong>
Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> NSBO <strong>Guben</strong><br />
- 37 -<br />
Dadurch das die Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP zu e<strong>in</strong>er eigenen Kreisleitung erhoben worden ist., muß auch die<br />
Ortsgruppe <strong>der</strong> NSBO <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eigene Kreisleitung umgestellt werden. Die Kreisleitung <strong>der</strong> NSBO glie<strong>der</strong>t sich nun<br />
wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> verschiedene Ortsgruppen. Die Ortsgruppen s<strong>in</strong>d wie folgt neu aufgestellt worden.<br />
Ortsgruppe 1. (Fachgruppe Hut<strong>in</strong>dustrie)<br />
Ortsgruppenleiter PG. Bernhard Jeschke, <strong>Guben</strong>, Berl<strong>in</strong>er Straße 6.<br />
Zu dieser Ortsgruppe gehören nachstehende Betriebszellen: Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er Hutfabrik Abt. Lißner: Berl<strong>in</strong>-<br />
<strong>Guben</strong>er-Hutfabrik Stammhaus; Berl<strong>in</strong>- <strong>Guben</strong>er-Haarhutfabrik; Union- Fez-Fabrik; C.G.Wilke; Brecht &<br />
Fugmann; Ste<strong>in</strong>ke & Co.; <strong>Guben</strong>er Haar- und Velour- Hutfabrik.<br />
Ortsgruppe 2. (Fachgruppe Tuch<strong>in</strong>dustrie.)<br />
Ortsgruppenleiter PG. Erich Grabe<strong>in</strong>, <strong>Guben</strong>, Planweg 9.<br />
Zu dieser Ortsgruppe gehören nachstehende Betriebszellen: H. Schemel; C. Lehmanns Ww. & Sohn; Lehmann &<br />
Richter; F. M. Huschke;W. Wolf; F. W. Schmidt; Meißner, Wohl & Co.; Müller & Dörfl<strong>in</strong>g; Salefski & Rabe;<br />
He<strong>in</strong>rich L<strong>in</strong>ke; Walter L<strong>in</strong>ke.<br />
Ortsgruppe 3. (Fachgruppe Reichsbahn.)<br />
Ortsgruppenleiter Otto Klawisch. <strong>Guben</strong>, Sprucker Straße 26.<br />
Zu dieser Ortsgruppe gehören nachstehende Betriebszellen: Bahnmeisterei 1; Bahnmeisterei 11; Bahnmeisterei<br />
111; Bahnmeisterei Jeßnitz; Güterabfertigung <strong>Guben</strong>; Oberbaustofflager <strong>Guben</strong>; Bahnhof <strong>Guben</strong>;<br />
Bahnbetriebswerk <strong>Guben</strong>.<br />
Ortsgruppe 4. (Fachgruppe Banken und Behörden.)<br />
Ortsgruppenleiter Oswald Kiehn. <strong>Guben</strong>, Grünstraße 77.<br />
Zu dieser Ortsgruppe gehören nachstehende Betriebszellen: Kreissparkasse; Dresdener Bank; Stadtbank und<br />
Sparkasse; Vere<strong>in</strong>sbank; Arbeitsamt; F<strong>in</strong>anzamt; Kulturamt; Kreishaus; Stadthaus; Amts- und Landgericht.<br />
Ortsgruppe 5. (Fachgruppe städtische Betriebe.)<br />
Ortsgruppenleiter Hermann Geilenberg. <strong>Guben</strong>, Dreikreuzstraße 10a.<br />
Zu dieser Ortsgruppe gehören nachstehend aufgeführte Betriebszellen: Feuerwehr; Straßenre<strong>in</strong>igung und<br />
Fuhrwersen; Krankenhaus, Pflegeheim, Bürgerheim; Tiefbau; Gasanstalt, Licht und Wasserwerk; Bauhof,<br />
Kanalisation; Stadtgärtnerei; Schlachthof; Friedhof.<br />
Ortsgruppe 6. (Fachgruppe freie Berufe.)<br />
Ortsgruppenleiter Fritz Kuß. <strong>Guben</strong>, Eichholzstraße 82.<br />
Zu dieser Ortsgruppe gehören nachstehende Betriebszellen: Georg Karg; Karzentra; Hermann Meier; Paul<br />
Köhler; Masch<strong>in</strong>enfabrik He<strong>in</strong>ze; Koenig-Werk; <strong>Guben</strong>er Leisten- und Rahmenfabrik; Reichsmonopol; M.E.W.;<br />
Straßenbahn; Wolf & Co.; Telegraphen-Bauamt; <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung; Kreisstraßenwärter (Südbezirk);<br />
Kreisstraßenwärter (Nordbezirk); Gasthausangestellte.<br />
Ortsgruppe 7.<br />
Ortsgruppenleiter Emil Gebhard. <strong>Guben</strong>, Königstraße 66.<br />
Die Ortsgruppe umfaßt die arbeitslosen NSBO- Mitglie<strong>der</strong> sowie alle NSBO - Mitglie<strong>der</strong>, die e<strong>in</strong>er vorgenannten<br />
Betriebszelle nicht angehören. Der Wohnung entsprechend. Diese Ortsgruppe wird <strong>in</strong> verschiedene Zellen<br />
e<strong>in</strong>geteilt: Zelle 1: Innere Stadt. Zelle 2: Crossener Vorstadt. Zelle 3. Wer<strong>der</strong>-Vorstadt. Zelle 4: Westlich <strong>der</strong><br />
Bahnl<strong>in</strong>ie Frankfurt-Breslau. Zelle 5: Kloster-Vorstadt bis zur Bahnl<strong>in</strong>ie Frankfurt-Breslau.<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung Freitag, 17. November <strong>1933</strong>
Komplex 5 - Stahlhelm<br />
- 38 -<br />
Stahlhelm: Gründung am 25.12.1918 <strong>in</strong> Magdeburg. Der als „Bund <strong>der</strong> Frontsoldaten“ <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges<br />
von Franz Seldte gegründete Stahlhelm orientierte sich am Staatsmodell <strong>der</strong> Preußisch – deutschen Kaiserzeit<br />
und wandte sich <strong>in</strong> den 1920er Jahren offensiv gegen die Weimarer Republik. <strong>1933</strong> wurde <strong>der</strong> paramilitärische<br />
Teil <strong>des</strong> Stahlhelm <strong>in</strong> die SA e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> Stahlhelm <strong>der</strong> alten Soldaten wurde 1934 als NS–<br />
Frontkämpferbund gleichgeschaltet und 1935 aufgelöst.<br />
Hauptappell <strong>des</strong> Stahlhelms<br />
Quelle: www.mdr.de/geschichte/Kalen<strong>der</strong>blatt/139644.html<br />
Obwohl die Ortsgruppe <strong>Guben</strong> <strong>des</strong> Stahlhelms <strong>in</strong> vier wöchentlichen Abständen den Appell folgen läßt, und damit<br />
den Gepflogenheiten <strong>der</strong> meisten Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Bezug auf ihre Monatsversammlungen gleich kommt, haben die<br />
Zusammenkünfte <strong>der</strong> alten und <strong>der</strong> jungen Soldaten doch niemals den Charakter e<strong>in</strong>er Mitglie<strong>der</strong>versammlung.<br />
Wie hier die Hun<strong>der</strong>te von Stahlhelmkameraden <strong>in</strong> strengster Diszipl<strong>in</strong> und soldatischer Form die<br />
Angelegenheiten regeln, daß flößt dem Außenstehenden <strong>der</strong> Gelegenheit hat, e<strong>in</strong>em solchen Appell<br />
beizuwohnen, auf jeden Fall Respekt e<strong>in</strong>. Der gestrige Hauptappell war e<strong>in</strong> außerordentlicher. Der<br />
Ortsgruppenführer Appell erstattete Bericht über die Vorgänge <strong>in</strong> Braunschweig. Er erklärte dar<strong>in</strong>, daß <strong>der</strong><br />
Ortsgruppenführer von Braunschweig vielleicht e<strong>in</strong>mal den Kopf verloren habe, als die Tausende von<br />
Kommunisten und Sozialdemokraten zur Geschäftsstelle <strong>des</strong> Stahlhelms strömten, daß er aber e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wandfreier<br />
Kamerad sei. Appell las den Aufruf <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>führer Seldte vor, <strong>in</strong>dem <strong>der</strong> Führer sagt, daß man <strong>in</strong><br />
Braunschweig e<strong>in</strong>e Fehlmaßnahme getroffen habe, daß aber die Lan<strong>des</strong>behörde gegen den Stahlhelm vorgehen<br />
durfte, ehe die Reichsregierung benachrichtigt war. Es läge also <strong>in</strong> diesem Falle die Schuld auf beiden Seiten.<br />
Der <strong>Guben</strong>er Ortsgruppenführer me<strong>in</strong>te, daß <strong>der</strong> Vorfall das Verhältnis zur NSDAP nicht trüben dürfte und das er<br />
sich persönlich dafür e<strong>in</strong>setze, daß <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> e<strong>in</strong> gutes Verhältnis zur Partei Hitlers bestehe. Im übrigen habe <strong>der</strong><br />
Kreisführer angeordnet, daß im <strong>Guben</strong>er Kreise, zu dem auch die Ortsgruppe gehört, zunächst überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />
Nazisten aufgenommen werden dürften. Zum Anschluß daran machte Herr Appell noch Mitteilungen über die<br />
Aufnahmemöglichkeiten e<strong>in</strong>wandfreier deutscher Männer <strong>in</strong> den Stahlhelm. Sie dürften nicht vorbestraft se<strong>in</strong>, drei<br />
Stahlhelmer mitbr<strong>in</strong>gen, die für sie bürgen und vor allem müßten Sie e<strong>in</strong>e scharfe Probezeit bestehen. Männer<br />
unter 40 Jahren, die nicht Soldat gewesen seien, hätten auf jeden Fall sich wehrsportlich ausbilden zu lassen und<br />
müßten an den Wehrsportkursen teilnehmen. Wer das nicht wolle, solle lieber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> gehen, es sei das<br />
für ihn bestimmt bequemer. Nach <strong>der</strong> Ansprache <strong>des</strong> Führers hielt Lehrer Bode – Germersdorf e<strong>in</strong>en<br />
ausgezeichneten Vortrag über Bismarcks E<strong>in</strong>igungswerk. Das Bewun<strong>der</strong>nswerte an den Ausführungen Bo<strong>des</strong><br />
war, daß er den Vortrag <strong>in</strong>haltlich und <strong>der</strong> Form nach so außerordentlich beherrschte, obwohl er erst bei Beg<strong>in</strong>n<br />
<strong>des</strong> Appells den Auftrag bekommen hatte, über Bismarck zu sprechen. Der Ortsgruppenführer dankte Herrn Bode<br />
durch Handschlag und die Stahlhelmer erhoben sich als Zeichen <strong>des</strong> Dankes von den Plätzen. Im Anschluß an<br />
den Vortrag sang man stehend das Deutschlandlied. Der Führer <strong>des</strong> Jungstahlhelms Mrugowski, teilte mit, daß<br />
<strong>der</strong> Stahlhelm vom heutigen Tage an im Kreise <strong>Guben</strong> zwei Arbeitslager, e<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Bremsdorf, das an<strong>der</strong>e <strong>in</strong><br />
Breslack, übernommen habe. Er for<strong>der</strong>te <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Jungstahlhelmer auf, so weit sie arbeitslos s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
solches Arbeitslager zu gehen. Er hoffte, daß <strong>der</strong> Stahlhelm <strong>in</strong> kürzester Frist im Kreise <strong>Guben</strong> fünf Arbeitslager<br />
zur Verfügung habe. Herr Appell unterstützte den Aufruf <strong>des</strong> Jungstahlhelm- Führers und sagte den<br />
Jungstahlhelmern, es sei besser, jetzt zum Freiwilligen Arbeitsdienst zu gehen, als später vielleicht schon im<br />
Herbst, e<strong>in</strong>gezogen zu werden. Der Stahlhelmer, <strong>der</strong> jetzt beim freiwilligen Arbeitsdienst sei, habe dann den<br />
Hun<strong>der</strong>ttausenden, die e<strong>in</strong>gezogen werden, auf jeden Fall schon etwas voraus und könne vielleicht auch später<br />
die Stellung e<strong>in</strong>es Unterführers bekommen. Nachdem <strong>der</strong> Ortgruppenführer noch e<strong>in</strong>ige geschäftliche<br />
Mitteilungen gemacht hatte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dr<strong>in</strong>gend zu <strong>der</strong> heute abend stattf<strong>in</strong>denden Bismarckfeier <strong>der</strong> NSDAP<br />
e<strong>in</strong>geladen hatte, schloß er die Veranstaltung damit, daß er auffor<strong>der</strong>te, sich zu Ehren <strong>der</strong>er, die aus dem großen<br />
Kriege nicht mehr zurückkehrten, von den Plätzen zu erheben. Nach dem Kommando „Stillgestanden“ verharrte<br />
<strong>der</strong> Stahlhelm e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> schweigendem Gedenken.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: 4.April <strong>1933</strong>
- 39 -<br />
Haupt- Appell im Stahlhelm <strong>Guben</strong><br />
Immer größer wird <strong>der</strong> Bund und immer kle<strong>in</strong>er die zur Verfügung stehenden Säle, wenn <strong>der</strong> „Stahlhelm“, Bund<br />
<strong>der</strong> Frontsoldaten, se<strong>in</strong>e Appelle abhält. Der Schützenhaussaal war gestern Abend wie<strong>der</strong> überfüllt von<br />
Nationalen Kämpfern im feldgrauen Ehrenkleid. Sechsundzwanzig neue Kameraden wurden gestern auf den<br />
Bund <strong>der</strong> Frontsoldaten verpflichtet. Mit <strong>der</strong> Jugend zusammen muß die im Kriegslärm gehärtete Generation an<br />
<strong>der</strong> Wehrhaftmachung <strong>des</strong> deutschen Volkes zur eigensten Sicherheit wirken und üben.<br />
Was s<strong>in</strong>d und was wollen wir Stahlhelmer.<br />
Von Ludwig Mrugowski – <strong>Guben</strong>.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 18. Mai <strong>1933</strong><br />
Es muß hier e<strong>in</strong>mal ohne bitter zu werden gesagt werden, wie e<strong>in</strong>em Stahlhelmer, <strong>der</strong> nie an<strong>der</strong>s als national<br />
war, heute um das Herz ist. Als Arbeiter, als Beamter, als Geschäftsmann. Drei, sechs, acht, sogar vierzehn<br />
Jahre Stahlhelmer. Als Geschäftsmann Nackenschläge. Als Beamter unter marxistischem Regiment mit<br />
Schwierigkeiten zu kämpfen, die fast nicht zu ertragen waren. Als Arbeiter nationale M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit im Betriebe und<br />
auf <strong>der</strong> Arbeitsstelle. Kampf, <strong>der</strong> oft zu blutigen Tätlichkeiten ausartete. In den langen Jahren, <strong>in</strong> denen<br />
schrittweise nationaler Boden gewonnen werden mußte, stand <strong>der</strong> Stahlhelmer ohne Rücksicht auf Arbeit, Beruf<br />
und Familie für die nationale Sache. Wahlkampf, Volksentscheid. Stets sah man die graue Uniform sich mit Macht<br />
für e<strong>in</strong> nationales Deutschland e<strong>in</strong>setzen. Wie oft klang unser Dienst mit dem Liede aus: „Märkische Heide,<br />
märkischer Sand . . . Die <strong>in</strong>nern und die äußern Fe<strong>in</strong>de vertrieb aus unserm Vaterland.“ O<strong>der</strong> wenn wir e<strong>in</strong>mal<br />
ganz verbittert waren, mit den Worten: „Wartet, unter e<strong>in</strong>er nationalen Regierung soll euch das alles heimgezahlt<br />
werden.“ Und nun ist die nationale Regierung da, <strong>der</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> ist wie e<strong>in</strong> Sturmw<strong>in</strong>d über unser<br />
Vaterland h<strong>in</strong>weg gebraust. „Deutschland, Deutschland über alles.“ – „Die Fahne hoch, die Reihen fest<br />
geschlossen.“ Nur 1914 hatte man solche Begeisterung erlebt. Und <strong>der</strong> Stahlhelm? Mitgesungen, mitmarschiert.<br />
Wir hatten ja auch unsern Teil an <strong>der</strong> schweren Arbeit, die vierzehn Jahre geleistet wurde. Als Artillerie mit den<br />
alten Nationalsozialisten zusammen wurde <strong>der</strong> fe<strong>in</strong>dliche Graben mit Trommelfeuer belegt, bis das<br />
Sturmbataillion, die SA, den Graben mit Hurra nahm. Und Heut? – Hat man denn den Mitkämpfer vergessen? Ist<br />
die Möglichkeit für e<strong>in</strong> Zusammenarbeiten zwischen brauner und feldgrauer Front nicht gegeben? Durch unseren<br />
Führer Seldte an <strong>der</strong> Regierung <strong>der</strong> nationalen Erhebung beteiligt, und von dem festen Willen beseelt, dieser<br />
Regierung, geführt durch den Reichskanzler Adolf Hitler, bis zum Gel<strong>in</strong>gen dieses großen Werkes durch dick und<br />
dünn zu folgen, wollen wir mit unserem Gruß „Front Heil!“ Adolf Hitler genau so ehren, wie <strong>der</strong> Nationalsozialist<br />
mit se<strong>in</strong>em Gruß: „Sieg Heil“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 21. Juni <strong>1933</strong><br />
26. Juni <strong>1933</strong>: Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> deutschnationalen Scharnhorst- Jugend und <strong>des</strong> Jung- Stahlhelm <strong>in</strong> die<br />
HJ bzw. SA. erklärt Hitler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aufruf „die E<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> politischen Kampfbewegung <strong>der</strong> deutschen Nation<br />
(für) vollzogen und beendet“.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
24.September <strong>1933</strong>: Vor 30000 Mann, 25000 Führern und 5000 Fahnen wird <strong>in</strong> Hannover <strong>der</strong> Stahlhelmtag<br />
begangen. In Anwesenheit Hitlers, Röhms, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>führers Seldte, <strong>des</strong> Preußischen Kronpr<strong>in</strong>zen Wilhelm und<br />
<strong>der</strong> Preußischen Pr<strong>in</strong>zen Oskar und Eitel – Friedrich wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>des</strong> Stahlhelms <strong>in</strong> die SA. vollendet.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
- 40 -<br />
Fackelzug für H<strong>in</strong>denburg.<br />
(aus Anlaß se<strong>in</strong>es 86.Geburtstag/Red.)<br />
Zu Ehren H<strong>in</strong>denburgs fand gestern abend e<strong>in</strong> großartiger Fackelzug statt, an dem sich SA., SA.- Motorsturm,<br />
NSKK., <strong>der</strong> Stahlhelm und die Kriegervere<strong>in</strong>e beteiligten. In dichten Scharen säumte die Bevölkerung die<br />
Straßen, durch die sich <strong>der</strong> Zug bewegte. Die Beflaggung <strong>der</strong> Stadt war wie<strong>der</strong> so zahlreich wie am Sonntag und<br />
viele Hausbesitzer, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Geschäftsleute, hatten noch e<strong>in</strong> übriges getan und die Hausfront illum<strong>in</strong>iert o<strong>der</strong><br />
Schaufenster schön ausgeschmückt. Es ist hoch anzuerkennen, mit welcher Liebe und Begeisterung sich <strong>in</strong><br />
letzter <strong>Zeit</strong> e<strong>in</strong> Teil unserer Bevölkerung aller Mühen unterzieht, wenn es gilt, den festlichen Glanz <strong>der</strong> Stadt zu<br />
erhöhen. Der große Fackelzug machte auf dem Markt halt, wo nach Abs<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Chorals Pfarrer Rehm zu den<br />
Versammelten sprach. ... Im Anschluß an die Rede sang man das Deutschlandlied und das Horst Wessel- Lied.<br />
Dann wurde <strong>der</strong> Zapfenstreich abgeschlagen und dann g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Marsch weiter durch die von uns bezeichneten<br />
Straßen. Alles <strong>in</strong> allem e<strong>in</strong>e schöne und e<strong>in</strong>drucksvolle Ehrung <strong>des</strong> greisen Reichspräsidenten.<br />
Aufnahme <strong>in</strong> den Stahlhelm<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 3. Oktober <strong>1933</strong><br />
Die Aufnahmesperre im Stahlhelm wurde ebenso wie für die SA. für die <strong>Zeit</strong> vom 1. bis 5. November aufgehoben.<br />
E<strong>in</strong>e Aufnahme erfolgt jedoch vorerst lediglich als Anwärter und nur nach beson<strong>der</strong>er Prüfung und nach streng<br />
geregelten Voraussetzungen. Da <strong>der</strong> Stahlhelm nur die Jahrgänge über 35 Jahre umfasst, können auch nur<br />
Anwärter dieser älteren Jahrgänge Aufnahme f<strong>in</strong>den. Anmeldungen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>der</strong> Ortsgruppe<br />
<strong>Guben</strong>, Hitler-Straße 39/40, und im Zigarrengeschäft Appel, Klosterstr. 6, entgegengenommen.<br />
Im Geist <strong>der</strong> alten SA.<br />
E<strong>in</strong> Aufruf <strong>des</strong> Gruppenführers Siegfried Kasche<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 28.-29. Oktober <strong>1933</strong><br />
SA-Gruppenführer Siegfried Kasche, <strong>der</strong> Führer <strong>der</strong> Gruppe Ostmark, hat folgenden Aufruf erlassen: „Mit dem 20.<br />
Februar 1934 ist die Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gruppe Ostmark <strong>in</strong> 5 Brigaden, 15 Standarten, 5 Motorstandarten, 5<br />
Reiterstandarten und die Erstellung <strong>der</strong> zusammengesetzten SA R. 1 <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> 5 Brigaden <strong>in</strong> den 15<br />
Standarten vollzogen. Damit ist die Vere<strong>in</strong>igung <strong>des</strong> ehemaligen Stahlhelms mit <strong>der</strong> SA vollendet. Gemäß dem<br />
Befehl <strong>des</strong> Führers werden wir SA- Männer uns nicht um vergangenen Streit, son<strong>der</strong>n ausschließlich um Kampf<br />
und Arbeit für die Zukunft kümmern. Aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Schar von Kämpfern ist das Heer <strong>der</strong> neuen<br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft geworden. An die Stelle <strong>des</strong> Parteistreites, <strong>der</strong> die deutschen Männer gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> hetzte,<br />
ist die Kameradschaft und <strong>der</strong> Dienst am neuen Deutschland getreten, durch welche wir die deutschen Männer<br />
zusammenführen und Schulter an Schulter <strong>in</strong> die Front stellen. Unsere erste Pflicht ist es, <strong>in</strong> bl<strong>in</strong>dem Gehorsam<br />
gegenüber dem Führer das neue Deutschland zu sichern. Unsere zweite Pflicht ist es, den deutschen Mann im<br />
Geiste <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> zu erziehen. . Unsere dritte Pflicht ist es, den deutschen Mann zum kraftvollen<br />
und gläubigen Kämpfer um Ehre und Freiheit, um Arbeit und Brot zu bilden. An die Stelle <strong>der</strong> Gestalten <strong>der</strong><br />
Demokratie, die alles verne<strong>in</strong>ten, stellen wir die Kämpfer und Arbeiter <strong>des</strong> neuen Reiches, die mit ganzem Herzen<br />
und ganzer Kraft am neuen Staat mitarbeiten wollen. Wir werden diese Pflichten erfüllen und unsere Aufgaben<br />
lösen, wenn Gehorsam und Vertrauen, Kameradschaft und Manneszucht, Verantwortungsbewußtse<strong>in</strong> und<br />
Opferwilligkeit <strong>in</strong> unseren Reihen leben. Im Geiste <strong>der</strong> alten SA müßt Ihr, me<strong>in</strong>e Kameraden, mit mir marschieren.<br />
An diesen Geist mahnen Euch die Sturmfahnen und Standarten. Dieser Geist muß Euch <strong>der</strong> toten Kameraden<br />
würdig machen. So werden wir das neue Deutschland schaffen: Unter Hitlers Führung nach<br />
nationalsozialistischem Wollen aus eigener Kraft!<br />
Kundgebung <strong>des</strong> Stahlhelms zur Lage<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 22. Februar 1934<br />
Die Bun<strong>des</strong>führer <strong>des</strong> Stahlhelm, Bund <strong>der</strong> Frontsoldaten, erlassen folgende Kundgebung zur politischen Lage:<br />
Die nationale Erhebung, für die <strong>der</strong> Stahlhelm seit <strong>der</strong> Novemberrevolte gearbeitet und die Deutschen Menschen<br />
<strong>in</strong>nerlich reif gemacht hat, ist im Gange. Durch die Err<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> nationalen Mehrheit <strong>in</strong> den letzten Wahlen ist<br />
e<strong>in</strong>e wesentliche Stufe hierzu erreicht. Sie kann die Weiterführung <strong>der</strong> nationalen Gesundung erleichtern. Die<br />
nationale Regierung wird aber trotzdem nie vergessen dürfen, daß ihre Autorität nicht auf Masse und Mehrheit,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf dem Ansehen <strong>des</strong> Reichspräsidenten, Generalfeldmarschalls von H<strong>in</strong>denburg, beruht,<br />
und daß Versailler, gegen alles, was uns im <strong>in</strong>nern und von außen her überfremden und vernichten will, muß<br />
klug, zäh und geschickt weitergeführt werden. Gerade gegenüber <strong>der</strong> nationalen Regierung werden die<br />
vorhandenen Schwierigkeiten vom gesamten deutschfe<strong>in</strong>dlichen Auslande mit allen Mitteln gesteigert werden.<br />
Deshalb ist e<strong>in</strong> eisenharter Zusammenschluß aller <strong>der</strong>er, die sich zur Nation bekennen, notwendiger als je.<br />
Stahlhelmaufgabe ist es, von unserem unverrückbar nationalistischen Standpunkt aus tief <strong>in</strong> das Volk<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugreifen und allen die Bru<strong>der</strong>hand zu bieten, die sich soldatisch mit uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Front stellen wollen.<br />
Niemals war <strong>der</strong> Stahlhelm notwendiger als heute. Je stärker <strong>der</strong> Stahlhelm, <strong>des</strong>to größer Deutschlands
- 41 -<br />
Sicherheit. Die uns übertragenen Aufgaben <strong>des</strong> Freiwilligen Arbeitsdienstes und <strong>der</strong> Jugen<strong>der</strong>tüchtigung werden<br />
wir unter E<strong>in</strong>satz <strong>des</strong> ganzen idealen Schwungs aller unserer Führerschichten und unserer Jungmannschaft<br />
anfassen und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit allen aufbauwilligen Kräften lösen. Die große soziale Frage wollen wir so<br />
angefaßt wissen, daß an die Stelle <strong>des</strong> Klassenkampfes die Berufsverbundenheit tritt und daß jede Deutsche<br />
allmählich wie<strong>der</strong> zu Eigen und Erbe kommt, wie wir es <strong>in</strong> unserer Stahlhelmselbsthilfe praktisch aufstreben. Wir<br />
wollen Anteil haben am Leben und Wachsen <strong>der</strong> Nation. Noch ist <strong>der</strong> deutsche Staat durch die Verträge<br />
gefesselt. Von <strong>der</strong> ganzen zusammengeballten und ungebrochenen Kraft <strong>der</strong> Nation her muß die Freiheit nach<br />
außen und <strong>in</strong>nen erzwungen werden. Die Wahlkämpfe s<strong>in</strong>d hoffentlich für lange <strong>Zeit</strong> beendet. Frei und<br />
unabhängig von je<strong>der</strong> Parteibildung tritt <strong>der</strong> Stahlhelm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e neue Kampfperiode. Der Rücksichtslose Kampf<br />
geht weiter. Vorwärts Kameraden!<br />
Garde-Kameradschaft <strong>Guben</strong><br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 13. März 1934<br />
Die Kameradschaft hielt am Sonnabend im „Kaisergarten“ im Kreise zahlreicher Kameraden und ihrer<br />
Angehörigen e<strong>in</strong>en Festabend anlässlich <strong>des</strong> 41jährigen Bestehens ab. Mit schneidigen Soldatenmärschen<br />
wurde <strong>der</strong> Abend e<strong>in</strong>geleitet. Nach dem Fahnene<strong>in</strong>marsch und Ehrung <strong>der</strong> Ehrenmitglie<strong>der</strong> und ältesten Kämpfer<br />
und treuen Mitarbeiter hielt Kameradschaftsführer Paul Gallas e<strong>in</strong>e Begrüßungsansprache. Er führte u.a. aus,<br />
daß die Garde an allen Kriegen und Schlachten ruhmreichen Anteil hatte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e g<strong>in</strong>g er ausführlich auf<br />
die historische Schlacht bei Brzez<strong>in</strong>y e<strong>in</strong>. Hierbei ehrte er die Kameraden, die an <strong>der</strong> glorreichen Waffentat <strong>der</strong><br />
Garde teilgenommen haben, es s<strong>in</strong>d dies die Kameraden Polizeimeister Gustav Müller. Anschließend erfolgte die<br />
Helden- und Führerehrung. Der Kameradschaftsführer gedacht <strong>in</strong> tiefer Ehrfurcht <strong>der</strong> im großen Weltkriege<br />
1914/18 gefallenen Soldaten, <strong>des</strong> verstorbenen Generalfeldmarschalls von H<strong>in</strong>denburg, <strong>der</strong> im letzten Jahre aus<br />
<strong>der</strong> Garde-Kameradschaft zur großen Armee abberufenen Kameraden und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> 400<br />
Volksgenossen, die im Kampf um das Dritte Reich ihr Leben gelassen haben. Ferner gedachte er <strong>in</strong> ehrenden<br />
Worten unseres hochverehrten Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler, <strong>der</strong> uns durch se<strong>in</strong> unermüdliches<br />
Wirken und Schaffen die Wehrhoheit und die Handlungsfreiheit nach <strong>in</strong>nen und außen wie<strong>der</strong>gegeben und 5<br />
Millionen Arbeitskameraden wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Brot und Arbeit gebracht hat. Mit e<strong>in</strong>em kräftigen dreifachen Sieg Heil, <strong>in</strong><br />
dem die Kameradschaftsangehörigen freudig e<strong>in</strong>stimmten, schloß <strong>der</strong> Kameradschaftsführer se<strong>in</strong>e<br />
Ausführungen.<br />
Weihnachtsfeier <strong>der</strong> ehem. 21er<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 8. Dezember 1935<br />
Die Kameradschaft ehem. 21er hatte ihre Mitglie<strong>der</strong> traditionsgemäß wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er schlichten Weihnachtsfeier<br />
e<strong>in</strong>geladen, die gestern abend <strong>in</strong> den festlich geschmückten Räumen <strong>des</strong> Kameraden Holm. Alte Poststraße,<br />
stattfand. In stattlicher Zahl hatten sich die Kameraden mit ihren Familien e<strong>in</strong>gefunden. Kam. Noelle hieß alle<br />
herzlich willkommen und wies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er längeren Ansprache auf die Bedeutung <strong>des</strong> Weihnachtsfestes h<strong>in</strong>. Er sagte<br />
unter an<strong>der</strong>em, daß wir <strong>in</strong> diesem Jahre wie<strong>der</strong> echte Soldatenweihnacht feiern können, denn mit uns stehen <strong>in</strong><br />
diesem Jahre unter dem Christbaum zum ersten Male die jungen Soldaten <strong>der</strong> Wehrmacht. Wenn <strong>in</strong> wenigen<br />
Tagen die Glocken das Fest e<strong>in</strong>läuten und von den Bergen bis zum Meeresstrand die Lichter <strong>der</strong> Heiligen Nacht<br />
über unser Vaterland aufgehen, dann wollen wir Männer aus <strong>der</strong> grauen Front <strong>des</strong> großen Krieges gläubig und<br />
voller Vertrauen <strong>in</strong> den Christbaum blicken. Denn <strong>in</strong> ihm leuchtet <strong>der</strong> Friede und <strong>in</strong> dem Frieden das Glück <strong>des</strong><br />
deutschen Volkes. Es folgten nun von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> Kameraden vorgetragene Weihnachtssprüche. Dann erschien<br />
Knecht Ruprecht und führte die K<strong>in</strong><strong>der</strong> an die Gabentafel. Große Freude herrschte, als sie ihre nützlichen Sachen<br />
<strong>in</strong> Empfang nehmen konnten. Ebenfalls erhielt je<strong>der</strong> Kamerad e<strong>in</strong> nützliches Geschenk. Kamerad Tietz, <strong>der</strong> noch<br />
<strong>in</strong> kurzen Worten darauf h<strong>in</strong>wies, daß wir dieses alles unserem Frontkameraden Adolf Hitler zu verdanken haben,<br />
ließ se<strong>in</strong>e Worte mit e<strong>in</strong>em Sieg Heil auf unseren Führer auskl<strong>in</strong>gen. Die Kameraden und Gäste blieben noch<br />
e<strong>in</strong>ige Stunden beim brennenden Tannenbaum und bei den Klängen unserer trauten Weihnachtslie<strong>der</strong><br />
beisammen.<br />
zurück<br />
Komplex 6 - Sturmabteilung (SA)/Schutzstaffeln (SS)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 23. Dezember 1935
SA: 1920 gründete die NSDAP zur Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den politischen Gegnern und zum Schutz von<br />
Kundgebungen e<strong>in</strong>e Kampftruppe, die >>SturmabteilungStabswachen>Führerelite>Schutzstaffeln
- 43 -<br />
sich die Hand reichen läßt im Schutze <strong>der</strong> wehrhaften Germania. Regie und Darsteller fanden <strong>in</strong> lebhaftem Beifall<br />
ihren verdienten Dank. Mit dem großen Zapfenstreich und dem Deutschlandlied fand <strong>der</strong> erste Teil <strong>des</strong> Abends<br />
se<strong>in</strong>en Abschluß. Bei frohem Tanz blieb man nach lange zusammen im Geist nationalsozialistischer<br />
Kameradschaft.<br />
600 Siedlerstellen beantragt<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 14. Februar <strong>1933</strong><br />
In <strong>der</strong> nichtöffentlichen Sitzung <strong>der</strong> Ratsherren teilte <strong>der</strong> Oberbürgermeister mit, daß die Stadt <strong>Guben</strong> noch 600<br />
Siedlerstellen beantragt habe. Es sollen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie alte SA - und SS - Männer sowie verdiente Parteigenossen<br />
angesiedelt werden, wobei unter verdient und tüchtig auch verstanden se<strong>in</strong> sollen solche, die viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben.<br />
Am 1. Oktober bezieht Hitler- Jugend und Jungvolk Kam<strong>in</strong>skys Berg. Für die SS., die darauf gerechnet hatte, hier<br />
auch Räume zu bekommen, soll an<strong>der</strong>weitig Raum geschaffen werden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 2. März 1934<br />
23. März <strong>1933</strong>: Gör<strong>in</strong>g ordnet die Aufstellung von Hilfspolizeikräften an, die die Uniform nationaler Verbände<br />
tragen dürfen und nur durch e<strong>in</strong>e weiße Armb<strong>in</strong>de gekennzeichnet s<strong>in</strong>d; bewaffnet s<strong>in</strong>d sie mit Gummiknüppel<br />
und Pistolen.<br />
Die <strong>Guben</strong>er Hilfspolizei<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Wie wir erfahren, fanden gestern und heute im Stadthaus ebenso wie im Kreishaus Verhandlungen mit den<br />
Führern <strong>der</strong> hiesigen SA, SS und <strong>des</strong> Stahlhelms statt. Zweck <strong>der</strong> Besprechung war die Bildung <strong>der</strong> Hilfspolizei <strong>in</strong><br />
Stadt und Land. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Verhandlungen wurden dem Regierungspräsidenten <strong>in</strong> Frankfurt (O<strong>der</strong>)<br />
mitgeteilt. Man geht wohl nicht fehl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Annahme, dass auch für <strong>Guben</strong> die Bildung e<strong>in</strong>er Hilfspolizei<br />
beabsichtigt ist; als unrichtig stellte sich jedoch heraus, dass bereits Instruktionsstunden durch die<br />
Ortspolizeibehörde abgehalten worden seien. Über E<strong>in</strong>zelheiten wird von zuständiger Seite Stillschweigen<br />
bewahrt. Die Hilfspolizisten, die von Fall zu Fall aus den Reihen <strong>der</strong> nationalen Organisationen zur Dienstleistung<br />
herangezogen werden sollen, werden ke<strong>in</strong>e dauernde Besoldung erhalten, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Tagegeld von 3,- RM.<br />
Ihre Bewaffnung soll <strong>in</strong> Gummiknüppel und Pistole bestehen, die nach Beendigung <strong>des</strong> Dienstes wie<strong>der</strong><br />
abzugeben s<strong>in</strong>d. Die Hilfspolizisten werden bei Antritt ihres Dienstes durch Handschlag verpflichtet. Gegen<br />
Gefahren, denen sie während ihrer Dienstleistung ausgesetzt s<strong>in</strong>d, sollen sie versichert werden.<br />
40 Hilfspolizisten für <strong>Guben</strong> 35 für den Landkreis.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 28.Februar <strong>1933</strong><br />
Wie wir schon gestern andeuteten, fanden Anfang <strong>der</strong> Woche im Stadt- und im Kreishaus Verhandlungen mit den<br />
Führern <strong>der</strong> S.A., S.S. und <strong>des</strong> Stahlhelms statt, dabei ist die Bildung e<strong>in</strong>er Hilfspolizei beschlossen worden. Die<br />
Liste wurde aufgestellt und dem Regierungspräsidenten <strong>in</strong> Frankfurt (O<strong>der</strong>) zur Bestätigung vorgelegt. Für den<br />
Stadtkreis <strong>Guben</strong> s<strong>in</strong>d 40 Hilfspolizeibeamte, für den Landkreis 35 genehmigt bzw. vorgeschlagen. Die E<strong>in</strong>teilung<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Formationen geschieht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise, daß 40 Prozent Stahlhelmer und 60 Prozent S.A.und<br />
S.S.- Leute beschäftigt werden. Die Leute s<strong>in</strong>d bei Alarmierung sofort zur Stelle; die Benachrichtigung erfolgt<br />
telephonisch und durch Zentralen. Bei Alarmzustand wird die städtische Hilfspolizei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en Raum<br />
<strong>des</strong> Stadthauses untergebracht. Heute Nachmittag marschierten die Hilfspolizisten <strong>in</strong> geschlossenem Zuge zum<br />
„L<strong>in</strong>dengarten“ wo e<strong>in</strong> Übungs- Pistolenschießen unter Leitung <strong>der</strong> ordentlichen Polizei stattfand. Wir stellen noch<br />
e<strong>in</strong>mal klar: Die Aufgabe <strong>der</strong> nur unter Führung <strong>der</strong> ordentlichen Polizei e<strong>in</strong>zusetzenden Hilfspolizei wird<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e se<strong>in</strong>: 1. Die Entlastung <strong>der</strong> ordentlichen Polizei a) durch Unterstützung bei dem Schutz politischer<br />
Versammlungen und Aufzüge sowie b) bei <strong>der</strong> Sicherung von Lokalen und an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtungen politischer<br />
Organisationen, c) bei Absperrungen und Unterstützung <strong>der</strong> Landjägereistreifen; 2. Im Falle von Unruhen o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en polizeilichen Notstan<strong>des</strong> a) die Übernahme <strong>des</strong> Schutzes lebenswichtiger Betriebe sowie wichtiger<br />
im öffentlichen Eigentum stehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> dem öffentlichen Nutzen dienen<strong>der</strong> Gebäude, E<strong>in</strong>richtungen und<br />
Anlagen. Zur Hilfspolizeibeamten dürfen nur ehrenhafte, wahlberechtigte, auf nationalem Boden stehende<br />
Deutsche verpflichtet werden. Die Hilfspolizeibeamten führen e<strong>in</strong>en polizeilichen Ausweis und tragen an ihrer<br />
eigenen Kleidung, die auch die Uniform von Verbänden se<strong>in</strong> kann, als Abzeichen e<strong>in</strong>e weiße, amtlich<br />
gestempelte Armb<strong>in</strong>de mit dem Aufdruck Hilfspolizei. Sie s<strong>in</strong>d mit Revolver und Gummiknüppel ausgerüstet,<br />
stehen unter Führung von Polizeioffizieren und haben während <strong>der</strong> Dauer ihres Dienstes die Befugnisse und<br />
Pflichten von planmäßigen Polizei- und Landjägereibeamten. Die Bestellung von Hilfspolizeibeamten bedarf <strong>der</strong><br />
Bestätigung <strong>des</strong> Regierungspräsidenten. Beim sogen. Streifendienst tragen die Hilfspolizisten ke<strong>in</strong>e Uniform; es<br />
handelt sich hier um e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Parteiangelegenheit (Kontrolle auf Berechtigung zum Uniform tragen). Zur<br />
polizeilichen Hilfe werden die Leute vom Oberbürgermeister bezw. Landrat nur dann alarmiert, wenn e<strong>in</strong><br />
außerordentlicher Fall e<strong>in</strong>tritt. Es ist also falsch, anzunehmen, daß jetzt die Hilfspolizisten den Verkehr regeln,
- 44 -<br />
Marktkontrolle versehen usw. Nur bei politischen Ereignissen wird die Hilfsmacht mobilisiert. 24 Stunden<br />
versehen die Leute ehrenamtlich Dienst, jeden weiteren Tag bekommen sie mit 3 Mark bezahlt; zu e<strong>in</strong>em Dienst<br />
über 24 Stunden h<strong>in</strong>aus gehört aber m<strong>in</strong>isterielle Erlaubnis. In Frankfurt (O<strong>der</strong>) werden 120 Mann, davon 100<br />
Mann S.S., <strong>in</strong> Cottbus 120 Mann, davon 90 Mann S.S. und 30 Stahlhelmer, im Stadt- und Landkreis Landsberg<br />
werden je 50 Mann S.S. uns 22 Stahlhelmer als Hilfspolizisten vereidigt.<br />
2. August <strong>1933</strong>: Die SA.- Hilfspolizei wird aufgelöst.<br />
Ostern <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er NSDAP.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 1. März <strong>1933</strong><br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Der Spielmannszug weckt. Am Ostersonntag rasselten die Trommeln und pfiffen die Föten am frühen Morgen<br />
zum großen Osterwecken. Der Spielmannszug <strong>des</strong> Sturmbanns 111/12 und 10 Mann unter Gewehr marschierten<br />
durch unsere Stadt. Nach dem Marsch versammelten sich die Spielleute im Restaurant Lohe, Koenigs`Park, zum<br />
Frühschoppen. SA Führer Frank führte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen Ansprache u. a. aus: Mit 9 Mann haben wir angefangen<br />
und s<strong>in</strong>d jetzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> glücklichen Lage, 21 Mann melden zu können. Osterfahrt <strong>des</strong> Motorsturms. Am 1.<br />
Osterfeiertag fuhr <strong>der</strong> M 3/12 nach dem Heidekrug, um dort mit K<strong>in</strong>d und Kegel Ostereier zu suchen.<br />
Hakenkreuzfahnen über dem Kühler, NSKK Wimpel an den Rä<strong>der</strong>n, Uniformen am Steuer und am Lenker. Die<br />
Gastwirtschaft Heidekrug stand unter dem Zeichen <strong>des</strong> Hakenkreuzes. Duften<strong>der</strong> Osterkuchen und würziger<br />
Kaffee stand auf dem Tische, als Sturmführer Bugge die SA-Kameraden und ihre Angehörigen begrüßte. Die<br />
Vier- und Sechsjährigen hatten ihr schönstes Ostergeschenk schon am Morgen erhalten, und zwar das<br />
Braunhemd und Braunhöschen, Koppel und Schulterriemen. Je<strong>des</strong> mal, wenn e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Nest von den<br />
dreißig versteckten gefunden hatte, jubelte die ganze Schar auf. Die Damen wurden nachher zum Eierwettlauf<br />
befohlen, während die SA-Kameraden "Sch<strong>in</strong>ken kloppten". Abends traf sich <strong>der</strong> Sturm zum Deutschen Tanz <strong>in</strong><br />
den urgemütlichen Räumen <strong>des</strong> Sturmlokales "Engelmanns Berg".<br />
SA Führer-Besprechung. Der Dienst für die SA Führer <strong>des</strong> Sturmbann 111/12 war für Ostermontag <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
"Goldenen Sonne" angesetzt. Die e<strong>in</strong>zelnen Befehle für die nächste <strong>Zeit</strong> wurden bekannt gegeben.<br />
Stärkemeldungen, Tätigkeitsberichte, Unterführermeldungen wurden angefor<strong>der</strong>t. Richtl<strong>in</strong>ien für die Aufnahme<br />
von SA- Anwärtern, die vorläufig vom Sturmführer unterzeichnete Ausweise erhalten. Zum Schluß sprach<br />
Sturmbannführer Schulz- Sembten etwa folgen<strong>des</strong>: "Die Revolution, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir heute leben, ist e<strong>in</strong>e<br />
nationalsozialistische Revolution. Unsere Idee, unser Geist, unser Vertrauen zu Adolf Hitler haben die Wendung<br />
herbeigeführt. Je<strong>der</strong> SA-Mann, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e ganze Kraft und Persönlichkeit <strong>in</strong> den Dienst unserer Sache gestellt hat,<br />
ist uns willkommen, auch wenn er nach dem moralischen Gesetz <strong>des</strong> Spießbürgertums <strong>in</strong> früheren Jahren e<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong>en Fehltritt begangen hat. Wir s<strong>in</strong>d durch unsere Kompromißlosigkeit groß geworden und werden auch heute,<br />
wo wir an <strong>der</strong> Macht s<strong>in</strong>d, ke<strong>in</strong>e Kompromisse schließen. Diese Revolution ist und bleibt unsere Revolution". Mit<br />
e<strong>in</strong>em dreifachen Sieg Heil auf Hitler wurde die Führerbesprechung geschlossen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 18. April <strong>1933</strong><br />
Der Marsch für den Kanzler.<br />
Trotz Regen und W<strong>in</strong>d frohen Gemüts durch <strong>Guben</strong>s Straßen. Die Pflanzung <strong>der</strong> Hitler-Eiche.<br />
Und weiter geht <strong>der</strong> Marsch. Unermüdlich, tapfer, stramm und hochgemut. Durch die Straßen, über die Brücken,<br />
die Hänge h<strong>in</strong>auf zur Oberstadt. Hakenkreuz aus lauterem Licht von Engelsmanns Berg, strahlen<strong>des</strong> Lichtwerk<br />
aus Fenstern und Türen, Glühen und Gluten von Balkonen und Gesimsen. Die Fahnen hoch!... Der<br />
Schellenbaum kl<strong>in</strong>gelt, das Horn erschallt, die Pauke donnert. Dann marschieren sie auf dem Markt noch e<strong>in</strong>mal<br />
an den Führern vorbei, dann heben sich noch e<strong>in</strong>mal die Fahnen hell durch die Nacht. Und während so und auf<br />
diese Weise die Hitlerscharen ihrem Führer huldigen, huldigt die feldgraue Truppe mit gleicher Treue <strong>der</strong><br />
Regierung starkes Heer!, <strong>der</strong> Stahlhelm, auf se<strong>in</strong>e Art dem Kanzler und Führer <strong>des</strong> Volkes. Vom Kronpr<strong>in</strong>zen her<br />
heranmarschierend hallt <strong>der</strong> harte feste Schritt <strong>der</strong> grauen Kolonnen über das Pflaster.. Und das Tambourkorps<br />
schlägt die stählernen Rhythmen dazu. Die alten Fahnen wehen im Fackelglanz. Es geht durch die Neustadt über<br />
die Königstraße zum Markt. Vorbeimarsch an den Führern. Seht, wie selbst die kle<strong>in</strong>en Scharnhorstjungens<br />
tapfer noch die Be<strong>in</strong>e heben. Es herrscht e<strong>in</strong> straffes, e<strong>in</strong> eisernes Kommando <strong>in</strong> dieser Truppe und schon die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> wissen, daß hier gar nichts Spiel und ohne Notwendigkeit ist. Im Schützenhaus hält <strong>der</strong><br />
Kreisgruppenführer kurz und militärisch die Ansprache. Die kl<strong>in</strong>gt aus <strong>in</strong> "Front Heil!", auf Hitler und sie ist damit<br />
das sichtbare hörbare Bekenntnis, daß die Truppe vere<strong>in</strong>t schlägt, wenn sie auch zu <strong>Zeit</strong>en getrennt marschiert.<br />
Daß die Armee nur e<strong>in</strong> Ziel hat, wenn sich auch zuweilen die Wege trennen! Die Fahnen wehen für beide: für die<br />
Feldgrauen und für die braunen Heere! Die Fackeln leuchten allen, die marschieren. Die Signale rufen die<br />
unbesiegbare Armee, die trotz allem e<strong>in</strong>trächtig auf dem Marsche ist, das Reich <strong>der</strong> ewigen Deutschen zu<br />
erobern, se<strong>in</strong> Herz und se<strong>in</strong>e Seele!<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 21. April <strong>1933</strong>
- 45 -<br />
SA.- Werbeabend<br />
Am Sonnabend fand im Kaisergarten e<strong>in</strong> Werbeabend <strong>des</strong> SA statt. Lei<strong>der</strong> war die Beteiligung diesmal nicht<br />
beson<strong>der</strong>s stark, was wohl an den Vorarbeiten zum Flugtag gelegen haben mag. Musikdirektor Pg. Lipsch<br />
unterhielt die Anwesenden mit flotter Marschmusik. Zunächst sprach <strong>der</strong> Sturmbannführer Pg. Schulz – Weltho.<br />
Er wies darauf h<strong>in</strong>, dass wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> son<strong>der</strong>er Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>erseits nicht vorsichtig, an<strong>der</strong>erseits nicht scharf genug<br />
se<strong>in</strong> dürften. Nur wer sich mit ganzen Herzen zum Führer Adolf Hitler bekenne, habe das Recht, sich e<strong>in</strong>en<br />
Nationalsozialisten zu nennen. Anschließend sprach Pg. Pfarrer Krupka. Wir haben das wun<strong>der</strong>volle Erlebnis <strong>der</strong><br />
nationalen Erhebung schönen dürfen. Vierzehen Jahre lang haben wir gekämpft und geopfert, gelitten und<br />
gedarbt, um e<strong>in</strong>mal diese große <strong>Zeit</strong> erleben zu können. Die Opfer an Beruf und Leben, an <strong>Zeit</strong> und Geld <strong>in</strong><br />
unserer Bewegung s<strong>in</strong>d nicht umsonst gewesen. „Deutschland ist erwacht! Das ist vom Herren geschehen, und<br />
ist e<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong> vor unseren Augen!“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 16.Mai <strong>1933</strong><br />
22. Mai <strong>1933</strong>: Zwischen <strong>der</strong> Wehrmacht und den Verbänden <strong>der</strong> SA, SS, und <strong>des</strong> Stahlhelm wird die Grußpflicht<br />
(„Deutscher Gruß“) e<strong>in</strong>geführt.<br />
Schon wehen Hitler- Fahnen über allen Straßen.<br />
Die Fahnen- und Stan<strong>der</strong>weihe <strong>der</strong> SA. R. 1/37 und SA. M. 1/37.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Und wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Marschtritt brauner Bataillone und wie<strong>der</strong> Trompeten und Paukenklang, Fahnen, Lie<strong>der</strong> und das<br />
helle: „Heil Hitler!“ grüßenden und bekennenden Volkes. Es gibt D<strong>in</strong>ge, die sich nicht wie<strong>der</strong>holen dürfen, ohne<br />
die Schatten zu tragen, die je<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung eigen s<strong>in</strong>d und es gibt Geschehen, die, so oft sie auch vor uns<br />
treten, immer wie<strong>der</strong> neu s<strong>in</strong>d, weil sie aus dem sich immer erneuernden und wahrhaftem Gefühl kommen und<br />
weil <strong>der</strong> Herzschlag begeisterter Menschen <strong>in</strong> ihnen ist. Das s<strong>in</strong>d diese Aufmärsche und Bekenntnisse <strong>des</strong> jungen<br />
deutschen Volkes, das ist diese H<strong>in</strong>gabe an das neue Deutsche Reich. Als die SA. R.- Leute, als <strong>der</strong> Motorsturm<br />
<strong>Guben</strong>s, die NSKK, <strong>der</strong> Stahlhelm, die HJ, <strong>der</strong> BdM gestern zur Weihe neuer Fahnen schritten, da war das<br />
wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges und starkes Erlebnis. Streng ausgerichtet, Mann an Mann, Schar an Schar g<strong>in</strong>g es<br />
zum H<strong>in</strong>denburg- Platz mit se<strong>in</strong>en zu Feierstunden e<strong>in</strong>ladenden Hängen und se<strong>in</strong>er Pergola. Choralklänge, Stille,<br />
Kommandos. ... Dann wie<strong>der</strong> Kommandos und erfüllt von Trotz und freudiger Kampfbereitschaft erkl<strong>in</strong>gt das<br />
Horst Wessel- Lied. „Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen. . .“ Die Formationen s<strong>in</strong>d angetreten, die<br />
Trommeln wirbeln, <strong>der</strong> Marsch durch die Stadt beg<strong>in</strong>nt, vorbei an Tausenden, die die Straßen säumen, freudig<br />
marschiert unter dem Flaggenwald, den die Bürgerschaft als Zeichen ihrer Sympathie errichtet hat.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 21.August <strong>1933</strong><br />
668 <strong>Guben</strong>er starten am 1. September. (<strong>1933</strong> zum Reichsparteitag <strong>der</strong> NSDAP/Red.)<br />
Am Freitag, dem 1. September, wird <strong>Guben</strong> e<strong>in</strong> großartiges Schauspiel erleben: Unter kl<strong>in</strong>gendem Spiel<br />
marschieren <strong>in</strong> den Abendstunden viele hun<strong>der</strong>t Braunhemden zum Bahnhof. Das s<strong>in</strong>d die <strong>Guben</strong>er Teilnehmer<br />
am Reichsparteitag <strong>in</strong> Nürnberg. Man staunt, wenn man hört, <strong>in</strong> welcher Stärke sich die e<strong>in</strong>zelnen Formationen<br />
beteiligen: 30 Mann vom Standarten- und Sturmbannstab, 330 SA - Leute aus <strong>Guben</strong>- Stadt und- Land (die<br />
Standarte 37, also e<strong>in</strong>schließlich Fürstenberg und Brieskow, marschiert mit 450 Mann), 20 SS - Leute, 53 Mann<br />
Paradetrupp Stahlhelm, 60 Hitlerjungen und 175 Angehörige <strong>der</strong> politischen Organisation <strong>der</strong> NSDAP. 668<br />
<strong>Guben</strong>er also dürfen den gewaltigen Aufmarsch, den ersten Reichsparteitag im nationalsozialistischen<br />
Deutschland miterleben. Über die Organisation <strong>in</strong> Nürnberg berichten wir weiter unten ausführlich. Die<br />
Opferfreudigkeit <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Bevölkerung war groß: die Hitlerjungen, die pro Mann nur 5 RM Unkosten haben,<br />
sammelten soviel, dass sie völlig umsonst die Reise antreten können. An<strong>der</strong>s bei den SA.- Leuten. Da reichen die<br />
bisher auf das Konto <strong>der</strong> Standarte 37 bei <strong>der</strong> Kreissparkasse, Grüne Wiese, e<strong>in</strong>gezahlten Spenden gerade zu<br />
Tornistern und Zeltbahnen. Noch e<strong>in</strong>mal richtet <strong>der</strong> Obersturmbannführer hiermit die Bitte an die Bevölkerung,<br />
nach Kräften zu spenden und dadurch <strong>der</strong> SA., <strong>der</strong> Deutschland viel, wenn nicht alles verdankt, e<strong>in</strong>en<br />
bescheidenen Dank abzustatten.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 22. August <strong>1933</strong><br />
24.September <strong>1933</strong>: Vor 30000 Mann, 25000 Führern und 5000 Fahnen wird <strong>in</strong> Hannover <strong>der</strong> Stahlhelmtag<br />
begangen. In Anwesenheit Hitlers, Röhms, <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>führers Seldte, <strong>des</strong> Preußischen Kronpr<strong>in</strong>zen Wilhelm und<br />
<strong>der</strong> Preußischen Pr<strong>in</strong>zen Oskar und Eitel – Friedrich wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt <strong>des</strong> Stahlhelms <strong>in</strong> die SA. vollendet.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
- 46 -<br />
Musikdirektor Lipsch verlässt <strong>Guben</strong>.<br />
Am 1. April 1930 übernahm Musikdirektor Arthur Lipsch die Leitung <strong>des</strong> von se<strong>in</strong>em Vater begründeten <strong>Guben</strong>er<br />
Konzert-Orchester, das bis <strong>in</strong> die letzte <strong>Zeit</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stärke von 40 Musikern hatte. Alle Vere<strong>in</strong>e <strong>Guben</strong>s, luden<br />
ihn e<strong>in</strong>, bei ihren Versammlungen und Vergnügungen zu spielen. ...<br />
Mit diesem unternahm er erfolgreiche Gastspielreisen nach größeren Städten <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zen Brandenburg und<br />
Schlesien. Als am 30. Januar Hitler zum Reichskanzler erklärt wurde, da trommelte Schulz-Sembten nachts um 2<br />
Uhr Lipsch und se<strong>in</strong> Orchester aus dem Schlaf und bis <strong>in</strong> den frühen Morgen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> marschierten Tausende<br />
stundenlang nach se<strong>in</strong>en Marschklängen jubelnd durch die Stadt. Durch die Ungunst <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> kann Musikdirektor<br />
Lipsch, <strong>der</strong> sich stets gern <strong>in</strong> den Dienst <strong>der</strong> nationalsozialistischen Sache gestellt hat, se<strong>in</strong> großes braununiformiertes<br />
Orchester hier nicht mehr aufrecht erhalten. Musikdirektor Lipsch geht nach Berl<strong>in</strong>, von wo er<br />
verschiedene ehrende Angebote erhalten hat; Als Nachfolger übernimmt am 1. November Wihelm Rhode das<br />
Orchester.<br />
Aufnahme <strong>in</strong> die SS.<br />
<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 26. Oktober <strong>1933</strong><br />
Ich mache darauf aufmerksam, dass bei e<strong>in</strong>er Aufnahme <strong>in</strong> die SS nachstehende Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt se<strong>in</strong><br />
müssen; an<strong>der</strong>nfalls ist je<strong>des</strong> Aufnahmegesuch zwecklos. M<strong>in</strong><strong>des</strong>tmaß: 1,76 m, M<strong>in</strong><strong>des</strong>talter: 18 Jahre,<br />
Höchstalter für Ungediente: 30 Jahre, Höchstalter für gediente Leute (ehem. Reichswehr- o<strong>der</strong><br />
Polizeiangehörige): 40 Jahre. Der Gesundheitszustand <strong>des</strong> Bewerbers muß den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Reichswehr<br />
entsprechen. Die rassische Beschaffenheit <strong>des</strong> Bewerbers muß e<strong>in</strong>wandfrei se<strong>in</strong>. Mit <strong>der</strong> Anmeldung ist<br />
gleichzeitig e<strong>in</strong> polizeiliches Führungszeugnis und e<strong>in</strong> selbstgeschriebener Lebenslauf e<strong>in</strong>zureichen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 1. November <strong>1933</strong><br />
6. November <strong>1933</strong>: Röhm erklärt, daß zukünftig <strong>der</strong> Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> SA Voraussetzung für die Aufnahme <strong>in</strong> die<br />
NSDAP sei.<br />
Standarten- Kapelle.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> - 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Die ehemalige Kapelle Lipsch, die jetzt von Wilhelm Rohde geführt wird, ist zur Standarten- Kapelle (<strong>der</strong> SA/Red.)<br />
ernannt worden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 16.November <strong>1933</strong>
- 47 -<br />
Schulz-Sembten Son<strong>der</strong>beauftragter.<br />
Der Führer <strong>der</strong> Standarte 37, Schulz-Sembten, ist zum Son<strong>der</strong>beauftragten <strong>der</strong> SA beim Magistrat <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>Guben</strong> und beim <strong>Guben</strong>er Landratsamt ernannt worden.<br />
Reserve–Standarte 37<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 6. Dezember <strong>1933</strong><br />
Mit <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Reserve–Standarte 37 (Standort <strong>Guben</strong>) ist Sturmbannführer Knoefel beauftragt worden.<br />
Sieghafte Kraft und Lebensfreude.<br />
Fest <strong>der</strong> SA., Sturm 1/37 im Kaisergarten<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 28. Februar 1934<br />
Wer zählt die Völker nennt die Namen, die gestern dort zusammen kamen? Nun, gezählt worden ist die<br />
Besucherzahl bestimmt nicht. Aber <strong>der</strong> Kaisergartensaal war anständig voll, war sehr voll, man kann ohne<br />
Übertreibung sagen: knüppeldick voll war er! Um 19 Uhr mußte wegen lebensgefährlicher Überfüllung e<strong>in</strong>e<br />
Sperrung <strong>der</strong> Räumlichkeiten vorgenommen werden, die von den jungen <strong>der</strong> SA.-Männern so streng durchgeführt<br />
wurde, dass be<strong>in</strong>ahe die Vertretung <strong>der</strong> Presse auch nicht e<strong>in</strong>mal durchschlüpfen konnte. Unter dem ungefähren<br />
Motto "Wie verbr<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> SA.-Mann se<strong>in</strong>e kurzen Tage?" hatte die Festlegung e<strong>in</strong> Programm zusammengestellt,<br />
das <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Weise e<strong>in</strong>e Glanzleistung darstellte. E<strong>in</strong>ige schlafende SA.- Männer, von melodischem Hahnenschrei<br />
und dito Trompete zum rauen Leben erweckt, rollen aus ihren Etagenbetten, machen mit fürchterlicher Sach- un-<br />
Kenntnis ihren Laden sauber, beg<strong>in</strong>nen dann mit wun<strong>der</strong>bar exakt ausgeführten Freiübungen ihren arbeits- und<br />
abwechslungsreichen Tageslauf. Wir begleiten sie auf dem Geländemarsch und f<strong>in</strong>den dann die<br />
Körperschulabteilung auf dem Sportplatz bei ihren Übungen wie<strong>der</strong>. Spiele mit dem Eisen, Sprungseilübungen,<br />
Bodenturnen, Barrenturnen, Boxkämpfe als Leibesübung. Sturmführer Meyer sprach <strong>in</strong> kurzer SA.-Mann-Art<br />
e<strong>in</strong>ige Begrüßungsworte: Freudigen Herzens begrüßen wir Alle, die sich hier heute zu unserem ersten großen<br />
Sportabend versammelt haben, um <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mit uns e<strong>in</strong>ige Stunden zu verleben, denen wir die Richtung<br />
"Sieghafte Kraft durch Freude bei <strong>der</strong> SA." gaben. Was wir Ihnen hier zeigen, s<strong>in</strong>d Leistungen, die aus uns selbst<br />
heraus geboren s<strong>in</strong>d, Leistungen, die nur von SA.-Kameraden aus dem Sturm ohne jegliche Unterstützung<br />
vorgeführt werden. Wir haben unserer beson<strong>der</strong>es Augenmerk dem Sport zugewandt und haben uns, <strong>in</strong> dem wir<br />
die sportlich vorgebildeten Kameraden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trupp, dem Sporttrupp zusammengefaßt haben, zum Ziel<br />
gesetzt, <strong>der</strong> sportlichen Ausbildung neuen Inhalt, e<strong>in</strong>e neue Richtung zu geben, Richtung und Inhalt im<br />
nationalsozialistischen S<strong>in</strong>ne und was das Wichtigste ist, den Sport <strong>in</strong> den Rahmen <strong>des</strong> SA.-Dienstes<br />
zweckmäßig e<strong>in</strong>zubauen und bei<strong>des</strong> auf den richtigen Nenner, SA.- Sport zubr<strong>in</strong>gen. Wir werden dieses Ziel<br />
unnachgiebig verfolgen, aus Fehlern lernen und wegweisend voranschreiten. Die Vere<strong>in</strong>igung von SA.-Dienst und<br />
richtiger sportlicher Betätigung unter grundsätzlicher Ausschaltung künstlerischer Hochzüchtung von<br />
Sportkanonen, ist für die Stählung und Gesundhaltung <strong>des</strong> Körpers je<strong>des</strong> SA. Mannes die Vorbed<strong>in</strong>gung, um<br />
erheblichen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Bezug auf Ausdauer auch unter Entbehrungen, zu genügen. Sämtliche SA.-Männer<br />
durchlaufen die Körperschule, <strong>der</strong>en höhere Vollendung die Leistungsschule ist, von <strong>der</strong> Ihnen auch heute<br />
Arbeitsgebiete gezeigt werden. Der Re<strong>in</strong>ertrag dieses Abends soll zur Beschaffung von Bekleidungsstücken und<br />
Sportgeräten verwendet werden. Wir hoffen, daß es Ihnen bei uns gefallen wird und bitten Sie, unserem Ruf,<br />
wenn er wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht an sie ergeht, recht zahlreich Folge leisten zu wollen. Unseren hochherzigen<br />
Gönnern danken wir von dieser Stelle aus für das uns entgegengebrachte Verständnis. E<strong>in</strong> Abend von dem<br />
sieghafte Kraft und Lebensfreude ausg<strong>in</strong>g.<br />
Im Geist <strong>der</strong> alten SA.<br />
E<strong>in</strong> Aufruf <strong>des</strong> Gruppenführers Siegfried Kasche<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 19. Februar 1934<br />
SA- Gruppenführer Siegfried Kasche, <strong>der</strong> Führer <strong>der</strong> Gruppe Ostmark, hat folgenden Aufruf erlassen: „Mit dem<br />
20. Februar 1934 ist die Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gruppe Ostmark <strong>in</strong> 5 Brigaden, 15 Standarten, 5 Motorstandarten, 5<br />
Reiterstandarten und die Erstellung <strong>der</strong> zusammengesetzten SA R. 1 <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> 5 Brigaden <strong>in</strong> den 15<br />
Standarten vollzogen. Damit ist die Vere<strong>in</strong>igung <strong>des</strong> ehemaligen Stahlhelms mit <strong>der</strong> SA vollendet. Gemäß dem<br />
Befehl <strong>des</strong> Führers werden wir SA- Männer uns nicht um vergangenen Streit, son<strong>der</strong>n ausschließlich um Kampf<br />
und Arbeit für die Zukunft kümmern. Aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Schar von Kämpfern ist das Heer <strong>der</strong> neuen<br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft geworden. An die Stelle <strong>des</strong> Parteistreites, <strong>der</strong> die deutschen Männer gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> hetzte,<br />
ist die Kameradschaft und <strong>der</strong> Dienst am neuen Deutschland getreten, durch welche wir die deutschen Männer<br />
zusammenführen und Schulter an Schulter <strong>in</strong> die Front stellen. Unsere erste Pflicht ist es, <strong>in</strong> bl<strong>in</strong>dem Gehorsam<br />
gegenüber dem Führer das neue Deutschland zu sichern. Unsere zweite Pflicht ist es, den deutschen Mann im<br />
Geiste <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> zu erziehen. . Unsere dritte Pflicht ist es, den deutschen Mann zum kraftvollen<br />
und gläubigen Kämpfer um Ehre und Freiheit, um Arbeit und Brot zu bilden. An die Stelle <strong>der</strong> Gestalten <strong>der</strong><br />
Demokratie, die alles verne<strong>in</strong>ten, stellen wir die Kämpfer und Arbeiter <strong>des</strong> neuen Reiches, die mit ganzem Herzen<br />
und ganzer Kraft am neuen Staat mitarbeiten wollen. Wir werden diese Pflichten erfüllen und unsere Aufgaben<br />
lösen, wenn Gehorsam und Vertrauen, Kameradschaft und Manneszucht, Verantwortungsbewußtse<strong>in</strong> und
- 48 -<br />
Opferwilligkeit <strong>in</strong> unseren Reihen leben. Im Geiste <strong>der</strong> alten SA müßt Ihr, me<strong>in</strong>e Kameraden, mit mir marschieren.<br />
An diesen Geist mahnen Euch die Sturmfahnen und Standarten. Dieser Geist muß Euch <strong>der</strong> toten Kameraden<br />
würdig machen. So werden wir das neue Deutschland schaffen: Unter Hitlers Führung nach<br />
nationalsozialistischem Wollen aus eigener Kraft!<br />
Kameradschaftsabend <strong>der</strong> SS<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 22. Februar 1934<br />
Die <strong>Guben</strong>er SS war am Sonnabend, wie man so sagt, restlos glücklich. Sie fand erneut bestätigt, wie beliebt sie<br />
<strong>in</strong> <strong>Guben</strong> ist, <strong>der</strong> Schützhaussaal konnte kaum all die vielen SS- Männer und die Freunde <strong>der</strong> SS aufnehmen.<br />
Der Führer <strong>des</strong> Sturms, Paul Willmann, begrüßte bei Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Abends se<strong>in</strong>e SS und vor allem die Gäste <strong>der</strong><br />
Schutzstaffel, sowie auch beson<strong>der</strong>s die för<strong>der</strong>nden Mitglie<strong>der</strong> und Freunde <strong>der</strong> SS. Er bekundete die Treue, mit<br />
<strong>der</strong> die Staffel von Anfang an h<strong>in</strong>ter dem Führer gestanden habe und die Opferbereitschaft, mit <strong>der</strong> sie sich immer<br />
e<strong>in</strong>setzte. Der Sturmführer gab dann se<strong>in</strong>er Freude Ausdruck, daß auch <strong>der</strong> Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong><br />
Gast <strong>der</strong> Veranstaltung war. Im Laufe <strong>des</strong> Abends erschienen noch e<strong>in</strong>e Reihe höherer SS- Führer mit ihren<br />
Stäben, u. a. Standartenführer Gerlach- Frankfurt und Sturmbannführer W<strong>in</strong>kler. Die SS- Leute verstanden es<br />
ausgezeichnet, ihre Gäste zu unterhalten und mit vielen Darbietungen zu erfreuen. Ganz beson<strong>der</strong>e<br />
Begeisterung erweckte e<strong>in</strong>e Theateraufführung, die den Titel „Heil Hitler!“ trug. Später gab es auch noch<br />
humoristische Vorführungen und viel später, als langsam die Tanzfläche frei wurde, auf fröhlichen deutschen<br />
Tanz. Wenn man allen, die diesen SS- Abend verschönten, danken will, dann darf vor allem nicht die<br />
Standartenkapelle Züllichau vergessen, die mit unermüdlichem Eifer konzertierte und später zum Tanze<br />
aufspielte.<br />
Ausschluß <strong>der</strong> SA. kommt <strong>in</strong>s Führungszeugnis<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 19. März 1934<br />
Der preußische Innenm<strong>in</strong>ister hat an alle Polizeibehörden e<strong>in</strong>en Run<strong>der</strong>laß gerichtet. Dar<strong>in</strong> wird bestimmt, daß,<br />
soweit von SA- Formationen den Ortspolizeibehörden Mitteilung von dem Ausschluß e<strong>in</strong>es SA- Mannes aus <strong>der</strong><br />
SA gemacht wird, dieser Ausschluß <strong>in</strong> den zum Zweck <strong>des</strong> E<strong>in</strong>tritts <strong>in</strong> die Reichswehr, Polizei und <strong>in</strong> die SA- und<br />
SS- Formationen sowie <strong>in</strong> den Arbeitsdienst ausstellenden Führungszeugnissen zu vermerken ist.<br />
Parte<strong>in</strong>ummer 1 – 300 000<br />
Der Begriff „Alte Kämpfer“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 19.Juli 1934<br />
Das M<strong>in</strong>isterialamtsblatt für die preußische <strong>in</strong>nere Verwaltung hat jetzt e<strong>in</strong>e genaue Begriffsbestimmung <strong>des</strong><br />
Wortes „alte Kämpfer“ gegeben, weil dieser Begriff <strong>in</strong> sozialer und wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht immer mehr <strong>in</strong><br />
Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Danach s<strong>in</strong>d als alte Kämpfer zu betrachten Angehörige <strong>der</strong> SA- und SS und Stahlhelms, die<br />
vor dem 30 Januar <strong>1933</strong> Mitglie<strong>der</strong> dieser Organisation waren, ferner Parteimitglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Mitgliedsnummer 1<br />
- 300 000 und schließlich Amtswalter, die am 1. Oktober <strong>1933</strong> bereits 1 Jahr lang als Amtswalter tätig waren.<br />
Das SA- Hilfswerklager <strong>Guben</strong><br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 19. Juli 1934<br />
veranstaltete heute e<strong>in</strong>en Ausmarsch nach Ratzdorf. Den ganzen Tag sollen die arbeitslosen SA- Männer <strong>der</strong><br />
Stadt <strong>Guben</strong> <strong>in</strong> fröhlichen beisammen se<strong>in</strong> an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> verbr<strong>in</strong>gen. Um 8 Uhr traten sie auf dem Lubstplatz an,<br />
feldmarschmäßig ausgerüstet, das Badezeug im Tornister. Mit Gesang zogen die starken Scharen dann durch<br />
die Stadt, die verdienstvolle Leiter <strong>der</strong> SA- Hilfswerklagers, Oberscharfführer Dr. Schumann voran, zum Bahnhof.<br />
Mit dem fahrplanmäßigen Zug 9. 11 Uhr g<strong>in</strong>g es nach Wellmitz. Von dort aus erfolgte e<strong>in</strong> Übungsmarsch nach<br />
Ratzdorf.<br />
SA. bei Sport und Spiel am schönen O<strong>der</strong>strand.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 19. Juli 1934<br />
Das SA- Hilfswerk <strong>Guben</strong> veranstaltete gestern für die arbeitslosen SA- Männer <strong>in</strong> Ratzdorf e<strong>in</strong>en frohen Tag.<br />
Gegen ½ 9 Uhr marschierten etwa 100 SA- Männer vom Lubstplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Richtung Bahnhof <strong>Guben</strong>. Von dort<br />
g<strong>in</strong>g es nach Wellmitz und von hier wie<strong>der</strong> mit frohem Gesang nach Meister Dohms gastlichem Haus. Dort gab es<br />
sogleich e<strong>in</strong>en kräftigen Imbiss, <strong>der</strong> Nerven und Magen stärkt, und dann wurde nach <strong>der</strong> Scheibe geschossen.<br />
Manch e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> SA- Männer gewann dabei e<strong>in</strong>en schönen Preis. Nach e<strong>in</strong>iger <strong>Zeit</strong> entschloß man sich.,
- 49 -<br />
angesichts <strong>der</strong> ungeheuren Hitze e<strong>in</strong> Bad <strong>in</strong> <strong>der</strong> O<strong>der</strong> zu nehmen. Je<strong>der</strong> spürte: nach vieler Mühe und nach<br />
mancher Sorge <strong>des</strong> Alltags bedeutet dieser Tag Ruhe und Erholung, bedeutet er Freude <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kameradschaft.<br />
Der Standartenführer Schulz – Sembten mit den Adjutanten, Sturmbannführer Ed<strong>in</strong>ger und Adjutant Beutke <strong>des</strong><br />
Reserve – Standartenführers Knoefel erschienen mit noch an<strong>der</strong>en SA- Führern. Nachdem auf den O<strong>der</strong>wiesen<br />
noch tüchtig Spiel und Sport getrieben worden war, nachdem die Schießpreise verteilt war und das reichliche<br />
Abendbrot gemundet hatte, g<strong>in</strong>g es nach <strong>Guben</strong> zurück. Unter Vorantritt <strong>der</strong> Standartenkappelle rückten die SA-<br />
Männer gegen 21 Uhr wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Stadt e<strong>in</strong>. Im SA- Heim fand dann <strong>der</strong> Leiter <strong>des</strong> Hilfswerk- Lagers,<br />
Oberscharfführer Dr. Schumann, rechten Schlußworte <strong>des</strong> prachtvollen Tages.<br />
Wir werden stets jung bleiben!<br />
Gauleiter Kube spricht auf <strong>der</strong> Kundgebung im Kaisergarten<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 20 Juli 1934<br />
Am Nachmittag fand im Kaisergarten die große Parteikundgebung <strong>des</strong> Kreises <strong>Guben</strong> statt. Vor dem<br />
Kaisergarten schritt <strong>der</strong> Gauleiter die Front <strong>der</strong> aufgestellten Ehrenformationen <strong>der</strong> SA, SS und <strong>des</strong><br />
Arbeitsdienstes ab. Kreisleiter Schmiedicke eröffnete nach dem Fahnene<strong>in</strong>marsch die Kundgebung und begrüßte<br />
den Gauleiter mit e<strong>in</strong>em dreifachen „Sieg Heil“, das begeistert aufgenommen wurde. Gauleiter Kube, <strong>der</strong> mit<br />
lebhaftem Beifall begrüßt wurde, führte u.a. aus: ... Ergebnisse bestimmt das Schicksal, wie wir sie tragen,<br />
bestimmen wir. E<strong>in</strong>e Generation ist wie<strong>der</strong> emporgewachsen, und wir s<strong>in</strong>d glücklich, daß wir es waren, die dem<br />
Volk den neuen Weg gaben. Daß es nicht erst unsere Jugend se<strong>in</strong> konnte, vor <strong>der</strong> wir uns hätten schämen<br />
müssen. So tief wie diese Generation e<strong>in</strong>mal fiel, so hoch durften wir steigen. Der HJ, dem Jungvolk, dem BDM,<br />
unserer Jugend müssen wir sagen, daß sie bescheiden se<strong>in</strong> sollen, denn ihre Väter s<strong>in</strong>d es gewesen, die nicht<br />
versagten, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> großes Deutschland schufen. Wir werden stets jung bleiben, jünger als die, die nach uns<br />
kommen, jemals se<strong>in</strong> können. Das e<strong>in</strong>heitliche Volk zu schaffen und zu halten, die Tat weiterzubauen, die die<br />
Väter begannen, das kann die Tat unserer Jugend se<strong>in</strong>.<br />
Die Zukunftsaufgaben <strong>der</strong> SA<br />
Gruppenführer Manthey vor den <strong>Guben</strong>er Stürmen<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. Dezember 1934<br />
Gestern hatte die <strong>Guben</strong>er SA hohen Besuch. Gruppenführer Manthey, Führer <strong>der</strong> Gruppe Ostmark, <strong>in</strong> Frankfurt<br />
(O<strong>der</strong>), war zur Besichtigung e<strong>in</strong>zelner Stürme erschienen. Am Nachmittag nach 16 Uhr klangen die Trommeln<br />
und die Weisen <strong>der</strong> Marschmusik durch die Straßen <strong>der</strong> Stadt, und <strong>in</strong> mehreren Gruppen rückten die Stürme <strong>der</strong><br />
Standarte 451 und R. 451 aus Stadt- und Landkreis <strong>Guben</strong> an und nahmen auf dem H<strong>in</strong>denburgplatze<br />
Aufstellung, wo sich auch Ehrengruppen <strong>der</strong> SS, <strong>des</strong> NSKK, <strong>der</strong> Flieger und <strong>der</strong> HJ e<strong>in</strong>gefunden hatten. Von <strong>der</strong><br />
PO. war <strong>der</strong> stellvertretende Kreisleiter Pg. Ebert mit e<strong>in</strong>er Anzahl von Amtswaltern erschienen. Die SA hat die ihr<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit gestellte Aufgabe gelöst, sie hat vor allem auch den Wehrwillen im deutschen Volk mit<br />
aufrichten helfen, und nun me<strong>in</strong>en viele, sie sei jetzt eigentlich überflüssig. Jetzt, wo je<strong>der</strong> Deutsche wie<strong>der</strong><br />
wehrpflichtig sei, brauchten wir ke<strong>in</strong>e SA mehr. Solche Ansichten könnten nur Schwätzer äußeren o<strong>der</strong> solche,<br />
die e<strong>in</strong> Interesse daran haben, daß die SA verschw<strong>in</strong>det. Sie wollen, daß das Deutsche Reich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />
Zustand von 1918 bis <strong>1933</strong> zurückfällt. Denn natürlich ist die SA mit ihrem festen Willen, ihrer Geschlossenheit<br />
und ihrem Draufgängertum e<strong>in</strong> Dorn im Auge. Die SA ist ke<strong>in</strong> Konkurrent irgend e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Organisation. Die<br />
SA-Männer s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Soldaten wie die Angehörigen <strong>der</strong> Wehrmacht. Die Wehrmacht hat die Aufgabe, das<br />
Deutsche Reich gegen die Fe<strong>in</strong>de von außen zu schützen. Die SA hat die Aufgabe, Deutschland im Innern zu<br />
schützen vor Gelüsten von Menschen, die <strong>der</strong> Regierung fe<strong>in</strong>dlich ges<strong>in</strong>nt s<strong>in</strong>d. Die Aufgaben bei<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d also<br />
grundverschieden, aber sie ergänzen sich. Im Kriege haben wir gelernt, daß e<strong>in</strong> Volk nur dann dem Ansturm <strong>des</strong><br />
Fe<strong>in</strong><strong>des</strong> standhalten kann, wenn e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft da ist, die weltanschaulich so fest <strong>in</strong> dem Glauben an die<br />
Zukunft und die Kraft dieses Volkes gegründet ist, daß sie durch nichts zu erschüttern ist. Denn nicht alle<strong>in</strong><br />
Kanonen und Masch<strong>in</strong>engewehre garantieren den Bestand e<strong>in</strong>es Reiches, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Mannschaft, die<br />
h<strong>in</strong>ter ihnen steht. Nur e<strong>in</strong>e solche Mannschaft kann das Schwert siegreich führen, die im Herzen den<br />
felsenfesten Glauben an die Zukunft <strong>des</strong> Reiches trägt und fanatisch von dem Geist <strong>der</strong> Kameradschaft und<br />
Geme<strong>in</strong>schaft durchdrungen ist. Warum ist das deutsche Heer nach vier Jahren heldenhaften Kampfes<br />
zusammengebrochen? Weil <strong>der</strong> deutsche Mensch, nachdem er durch die Schule und durch den Dienst im Heere<br />
gegangen war, den politischen Parteien überlassen wurde. Diese stürzten sich auf ihn und nahmen ihn für ihre<br />
Zwecke <strong>in</strong> Anspruch, und es war ke<strong>in</strong>e Organisation da, die ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit erfaßte und für die Idee <strong>des</strong><br />
Staates und Volkes begeisterte. Infolge<strong>des</strong>sen konnte auch das deutsche Heer von den Sozialdemokraten<br />
verseucht werden und am 9. November erfolgreich se<strong>in</strong>. Heute nutzen wir die <strong>Zeit</strong> besser. Heute schulen wir die<br />
deutsche Jugend vom Pimpf an über HJ, Arbeitsdienst und Wehrmacht, daß sie dann <strong>der</strong> Glaubensträger ist für<br />
die Zukunft <strong>des</strong> Volkes. Diese Erziehungsaufgabe ist noch nicht restlos gelöst. Heute steht das Volk noch nicht<br />
restlos h<strong>in</strong>ter dem, was <strong>der</strong> Führer will. Das deutsche Volk steht <strong>in</strong> den braunen Reihen, kämpft für das<br />
Gedankengut <strong>des</strong> Führers. Es hat genug von dem Ha<strong>der</strong>, dem Neid und <strong>der</strong> Selbstzerfleischung und will e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>iges Volk. Der Gruppenführer richtete an diejenigen , die immer wie<strong>der</strong> den Geist <strong>der</strong> Une<strong>in</strong>igkeit und<br />
Zerrissenheit <strong>in</strong>s Volk tragen , die ernste Mahnung, die Geduld <strong>des</strong> Führers nicht zu mißbrauchen. Der Führer<br />
und die Bewegung haben den festen Willen, das deutsche Volk zur E<strong>in</strong>heit zu erziehen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 15. Juli 1935
- 50 -<br />
Das Erlebnis unserer Nürnbergfahrer<br />
Die SA marschiert vor dem Führer<br />
Als wir nach zwölfstündiger Bahnfahrt Sonnabend um ½ 12 Uhr <strong>in</strong> Nürnberg-Dutzendteich ankamen, hatte die<br />
Spitze unseres Transportes beim Verlassen <strong>des</strong> Bahnhofes gleich das unverhoffte Glück, den Führer <strong>in</strong><br />
Begleitung von Rudolf Heß, Baldur von Schirach, Adjutant Gruppenführer Brückner, Reichsführer SS Himmler<br />
und an<strong>der</strong>en zu sehen. Wir waren natürlich stolz und bildeten uns steif und fest e<strong>in</strong>, daß <strong>der</strong> Führer eigens<br />
vorbeigefahren wäre, um se<strong>in</strong>e lieben Ostmärker zu begrüßen. Fröhlich und guter D<strong>in</strong>ge legten wir den etwa<br />
e<strong>in</strong>stündigen Marsch nach dem riesigen Zeltlager <strong>der</strong> SA <strong>in</strong> Langwasser zurück. Schnell erfolgte die Verteilung<br />
auf die Zelte und die Ausgabe <strong>der</strong> ersten warmen Verpflegung (Reis mit R<strong>in</strong>dfleisch). Dann wurde noch e<strong>in</strong>mal<br />
kurz <strong>der</strong> Vorbeimarsch <strong>in</strong> Zwölferreihen geübt, den Gruppenführer Manthey abnahm. Hierauf gab es die<br />
Verpflegung für den Abend: je Mann e<strong>in</strong> Kommisbrot, 2 Stück Sch<strong>in</strong>kenspeck à ¼ Pfund, 1 Dauerwurst von<br />
beträchtlicher Größe und Tee mit Rum. Wir staunten nicht schlecht, als es kurz darauf nochmals Verpflegung<br />
gab, die für den Marsch am Sonntag bestimmt war: 1 Paket Zwieback, 1 Streichwurst und 1 Tafel Schokolade.<br />
Auch Zigaretten und Zigarren bekam je<strong>der</strong> Mann. Es muß gesagt werden, daß h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verpflegung für die<br />
SA <strong>in</strong> hervorragen<strong>der</strong> Weise gesorgt war, und man hörte so manchesmal Worte <strong>der</strong> Anerkennung und die<br />
Versicherung, daß man zu Hause nicht immer so gut zu essen hätte. Im Lager entwickelte sich schnell das<br />
übliche bunte Lagerleben. Da es ke<strong>in</strong>en Stadturlaub am Sonnabend gab, hielten wir uns hier zum guten<br />
bayrischen Bier. E<strong>in</strong> Trubel ohnegleichen herrschte überall, Männer aus allen Gauen Deutschlands saßen froh<br />
und s<strong>in</strong>gend beisammen. Am Abend sahen wir uns vom Lager aus das große wun<strong>der</strong>volle Feuerwerk an, das am<br />
Dutzendteich abgebrannt wurde. Um 22 Uhr war Zapfenstreich, es wurde schnell noch e<strong>in</strong> Rathke`s guter<br />
Klosterbitter genehmigt, den wir mithatten und <strong>der</strong> auch Angehörigen an<strong>der</strong>er Gruppen sehr gut mundete. Dann<br />
lag bald alles <strong>in</strong> festem Schlaf, stand uns doch e<strong>in</strong> reichlich langer Marsch bevor. Am Sonntag war um 3.15 Uhr<br />
Wecken, 1 ½ Stunde später wurde abmarschiert. Um 6.30 Uhr standen wir im Luitpoldha<strong>in</strong>, l<strong>in</strong>ks von uns die<br />
Gruppe Nie<strong>der</strong>sachsen, rechts die Oesterreicher, die zum Teil schon seit 2 Jahren im Hilfswerklager Nordwest<br />
liegen, da sie nach ihrer Heimat um <strong>der</strong> Treue zum Führer willen nicht zurückkehren können, wenn sie sich nicht<br />
schweren Kerkerstrafen aussetzen wollen. Kurz nach 8 Uhr erschien <strong>der</strong> Führer, um die gewaltige Heerschau<br />
über se<strong>in</strong>e SA und die an<strong>der</strong>en Kampfverbände <strong>der</strong> Partei abzunehmen. Unvergessen wird e<strong>in</strong>em jeden das<br />
herrliche Bild <strong>der</strong> hun<strong>der</strong>ttausend Männer, <strong>der</strong> tausenden von Fahnen bleiben. Immer wie<strong>der</strong> wurde <strong>der</strong> Führer<br />
während se<strong>in</strong>er Rede durch jubelnde Begeisterung und brausende Heilrufe unterbrochen. Um ¾ 11 Uhr<br />
marschierte die Gruppe Ostmark als dritte Gruppe vom Luitpoldha<strong>in</strong> ab. Und nun begann <strong>der</strong> Marsch durch die<br />
festlich geschmückten Straßen <strong>der</strong> alten Reichsstadt Nürnberg, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Triumphzug ohnegleichen war. Je<strong>des</strong><br />
Fenster war geschmückt. Transparente über die Straßen gezogen, tausende, zehntausende, ja hun<strong>der</strong>ttausende<br />
von Menschen umsäumten die Straßenrän<strong>der</strong>. Immer wie<strong>der</strong> ertönten Heilrufe, streckten sich die Armee zum<br />
deutschen Gruß empor. Festtagsstimmung, Jubel, Begeisterung und Freude überall. Blumensträuße wurden uns<br />
zugeworfen, an die oft e<strong>in</strong>e Visitenkarte mit <strong>der</strong> von zarter Hand geschriebenen Auffor<strong>der</strong>ung zu e<strong>in</strong>em<br />
Kartengruß aus <strong>der</strong> Heimat gebunden war, Erfrischungsbonbons regneten nur so über uns, Wasser und<br />
Limonade wurde <strong>in</strong> die marschierenden Glie<strong>der</strong> gereicht. Beson<strong>der</strong>s stolz waren wir <strong>Guben</strong>er darauf, daß unser<br />
Brigadeführer im ganzen Reich außerordentlich bekannt ist. Unzählige Male wurde aus <strong>der</strong> spalierbildenden<br />
Menge se<strong>in</strong> Name gerufen, immer wie<strong>der</strong> wurde gerufen: Heil, Brigadeführer Palm. Da standen Menschen aus<br />
se<strong>in</strong>er Heimat Aachen, aus se<strong>in</strong>en früheren Wirkungsorten Köln, Passau, Stett<strong>in</strong> usw., auch <strong>Guben</strong>er waren<br />
darunter. Kurz vor dem Adolf Hitler-Platz steigt die Straße an, und von dieser Erhöhung aus sahen wir unten den<br />
Wagen <strong>des</strong> Führers stehen. Und nun kam <strong>der</strong> erhebende Augenblick <strong>des</strong> Vorbeimarsches vor dem Führer, <strong>der</strong><br />
erhebende Augenblick, <strong>in</strong> dem je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne se<strong>in</strong>em Führer mit dem stillen Gelöbnis <strong>der</strong> unwandelbaren Treue<br />
<strong>in</strong>s Auge sehen konnte. Vor dem Wagen standen <strong>der</strong> Stabschef Lutze, Gör<strong>in</strong>g, Heß, Pfeifer und Gruppenführer<br />
Manthey. Die meisten von uns haben diese aber gar nicht wahrgenommen, son<strong>der</strong>n nur den Führer gesehen.<br />
Den Vorbeimarsch spielte für die gesamte Gruppe Ostmark <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Musik- und Spielmannszug. Wir alle<br />
hatten den E<strong>in</strong>druck, daß wir dem Führer beim Vorbeimarsch sehr gut gefallen haben, denn er nickte und w<strong>in</strong>kte<br />
uns lächelnd zu. Nach Verlassen <strong>des</strong> Adolf Hitler-Platzes bot sich uns auf den Straßen immer wie<strong>der</strong> das gleiche,<br />
bereits oben geschil<strong>der</strong>te Bild. Auf e<strong>in</strong>er Wiese wurde dann kurze Rast gemacht, damit etwaige Marschkranke<br />
sich ihre Füße von den Sanitätern nachsehen lassen konnten. Mit Genugtuung stellten wir fest, daß trotz vieler<br />
Blasen und aufgelaufener Fußsohlen niemand unseren Marschblock verließ. Alles marschierte weiter, wenn es<br />
auch manchem noch so schwer fiel und die Aussicht auf den noch weiten Marsch nach dem Lager nicht gerade<br />
rosig war. E<strong>in</strong>ige Kilometer vor dem Lager trat im Wald e<strong>in</strong>e Marschstockung e<strong>in</strong>. Die h<strong>in</strong>ter unserem<br />
Marschblock bef<strong>in</strong>dliche Kapelle f<strong>in</strong>g an, e<strong>in</strong>ige Walzer und an<strong>der</strong>e Tänze zu spielen. Sofort war alle Müdigkeit<br />
verschwunden, und die Männer drehten sich im Walzertakt auf <strong>der</strong> Landstraße. Groß war das Hallo, als gar im<br />
Wald e<strong>in</strong>ige helle Klei<strong>der</strong> gesichtet wurden. Die Mädchen wurden schleunigst herangeholt und folgten lachend<br />
<strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung zum Tanz. Im Lager gab es noch e<strong>in</strong>en Vorbeimarsch vor dem Gruppenführer, die Be<strong>in</strong>e flogen<br />
nur so, ohne Rücksicht auf etwaige Blasen. Schnell wurde dann Verpflegung empfangen (Erbsensuppe mit<br />
Speck), dann gab es noch Verpflegung für den Abend (je Mann e<strong>in</strong> Brot, ¼ Pfund Butter, Käse, Zigarren und<br />
Zigaretten), und hieraus wurde ausgiebig von dem uns bewilligten Stadturlaub Gebrauch gemacht. Wer nicht<br />
gerade das Glück hatte, e<strong>in</strong>en Omnibus o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e sonstige Fahrgelegenheit zu erwischen, machte den weiten<br />
Marsch zur Stadt nochmals zu Fuß; wirklich e<strong>in</strong>e beachtliche Leistung, denn wir waren doch schon über 12<br />
Stunden auf den Be<strong>in</strong>en und die Zahl <strong>der</strong> zurückgelegten Kilometer mit dem Tornister auf dem Rücken ist mit 40<br />
eher zu niedrig als zu hoch gegriffen. Nachts um 1 Uhr traten wir auf dem Bahnhof Dutzendteich an und<br />
bestiegen den gleichen Zug, <strong>der</strong> uns nach Nürnberg gebracht hatte und uns nun wie<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Heimat führte.<br />
Im Zug entwickelte sich schnell wie<strong>der</strong> das gleiche Bild wie auf <strong>der</strong> H<strong>in</strong>fahrt. Je<strong>der</strong> machte es sich so bequem wie<br />
möglich. Wenn aber auf <strong>der</strong> H<strong>in</strong>fahrt <strong>der</strong> unvermeidliche Dauerskat gedroschen o<strong>der</strong> Mundharmonika gespielt<br />
worden war, so fanden sich hierzu auf <strong>der</strong> Rückfahrt nur e<strong>in</strong>ige ganz wenige Unentwegte. Die Müdigkeit war doch<br />
sehr groß, und die meisten schliefen e<strong>in</strong>ige Stunden. Auf den Bahnhöfen bot sich im allgeme<strong>in</strong>en wie<strong>der</strong> das<br />
gleiche Bild wie auf <strong>der</strong> H<strong>in</strong>fahrt, w<strong>in</strong>kende, begeisterte Menschen, zum Gruß erhobene Arme und immer wie<strong>der</strong><br />
laute Heilrufe. Auch jetzt versäumte es ke<strong>in</strong> Bauer auf dem Felde, ke<strong>in</strong> Arbeiter auf <strong>der</strong> Strecke, die Hand zum
- 51 -<br />
Gruß zu erheben und Zurufe zu machen. Um 14.45 Uhr wurden wir von e<strong>in</strong>er zahlreichen Menschenmenge und<br />
den hier gebliebenden Kameraden <strong>des</strong> <strong>Guben</strong>er Standortes auf dem Bahnhof <strong>Guben</strong> begrüßt. Mit kl<strong>in</strong>gendem<br />
Spiel marschierten wir zum Marktplatz, wo <strong>der</strong> Brigadeführer mit kurzen markigen Worten und e<strong>in</strong>em Sieg Heil<br />
auf den Führer se<strong>in</strong>e Männer entließ.<br />
Gruß dem Stabschef!<br />
Stabschef, Oberpräsident Viktor Lutze, Sieg Heil!<br />
(am 26.10.35 <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 17. September 1935<br />
Während diese Zeilen geschrieben werden, geht noch dichter Herbstregen über das Land. Der Himmel ist grau<br />
verhangen. Es ladet nichts e<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em gemächlichen Spaziergang, zu e<strong>in</strong>em Fest o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er Feier. Aber<br />
unsere SA hat noch nie danach gefragt, wie das Wetter sei, wenn <strong>der</strong> Befehl kam zum Antreten. Dann ist sie<br />
angetreten, Mann für Mann, Trupp um Trupp, Sturm auf Sturm. Und so wird sie auch heute antreten, kraftvoll,<br />
geschlossen, voller Zuversicht. Sie feiert ke<strong>in</strong> " Fest ", wenn ihr Stabschef zu ihr kommt; sie tritt an , sie<br />
marschiert und sie bekundet, <strong>in</strong>dem sie zur Stelle ist, wenn sie gerufen wird, daß sie nach wie vor Sturmabteilung<br />
se<strong>in</strong> wird und daß sie sich von niemandem übertreten lassen will <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zucht und im Gehorsam für den Führer<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> unverbrüchlichen Treue zum deutschen Volk. Der Mann, <strong>der</strong> heute zu unserer ostmärkischen SA<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur Brigade 122 sprechen will, <strong>der</strong> Mann, an dem heute unsere SA-Männer vorbeimarschieren,<br />
Stabschef Viktor Lutze, ist e<strong>in</strong>st selbst als e<strong>in</strong>facher SA-Mann <strong>in</strong> den Reihen se<strong>in</strong>es Sturms marschiert. So kennt<br />
er aus eigenem Erleben die Tugenden, die auch noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> untersten Glie<strong>der</strong>ung zu pflegen s<strong>in</strong>d. Er weiß, was<br />
es bedeutet, Kamerad zu se<strong>in</strong> und wieviel auf diesem hohen Begriff <strong>der</strong> Kameradschaft beruht. So kommt er<br />
auch heute als Kamerad zu se<strong>in</strong>en Kameraden. Das verleiht dem Tag den beson<strong>der</strong>en freudigen Rhythmus. Der<br />
SA - Mann, <strong>der</strong> heute antritt, tritt nicht an, weil er muß, son<strong>der</strong>n weil er will, weil er selbst das Verlangen hat, dem<br />
geliebten SA-Führer e<strong>in</strong>mal gegenüberzustehen. Es hat Volksgenossen gegeben, die wußten, als die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wehrpflicht e<strong>in</strong>geführt wurde, plötzlich nicht mehr, wozu die SA eigentlich da sei. Es waren das jene<br />
Volksgenossen, die noch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Glie<strong>der</strong>ung marschiert s<strong>in</strong>d und nur aus Unkenntnis <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge Fragen solcher<br />
Art stellen konnten. Der Führer hat <strong>in</strong> Nürnberg darauf die Antwort gegeben, als er sagte: " Was früher<br />
vorübergehend zwei Jahre lang e<strong>in</strong>e Schulung <strong>der</strong> Nation war, um dann im Leben und durch die politische<br />
Tätigkeit <strong>der</strong> Parteien wie<strong>der</strong> verloren zu gehen, das wird jetzt treuen Händen übergeben und aufbewahrt werden<br />
für das deutsche Volk. Der Knabe, er wird e<strong>in</strong>treten <strong>in</strong> das Jungvolk, <strong>der</strong> Pimpf wird kommen zur Hitlerjugend,<br />
und <strong>der</strong> Junge <strong>der</strong> Hitlerjugend, er wird dann e<strong>in</strong>rücken <strong>in</strong> die SA, <strong>in</strong> die SS und die an<strong>der</strong>en Verbände, und die<br />
SA - Männer und die SS - Männer werden e<strong>in</strong>es Tages e<strong>in</strong>rücken zum Arbeitsdienst und von dort zur Armee, und<br />
<strong>der</strong> Soldat <strong>des</strong> Volkes wird zurückkehren wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Organisation <strong>der</strong> Bewegung, <strong>der</strong> Partei, <strong>in</strong> SA und SS, und<br />
niemals mehr wird unser Volk dann so verkommen, wie es lei<strong>der</strong> e<strong>in</strong>st verkommen war!" Dieser<br />
unmißverständlichen Klarstellung ist nichts mehr h<strong>in</strong>zuzufügen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 26.-27. Oktober 1935
- 52 -<br />
Kasernenbesichtigung<br />
Am Sonntag fand die Besichtigung unserer Kaserne durch die SA <strong>des</strong> SA-Standortes <strong>Guben</strong> statt. In Stärke von<br />
650 Mann marschierte diese mit kl<strong>in</strong>gendem Spiel auf den Kasernenhof, wo sie durch den stellvertretenden<br />
Bataillons-Kommandeur begrüßt wurde. Unter den Klängen <strong>des</strong> Präsentiermarsches wurden die Sturmfahnen auf<br />
<strong>der</strong> Wache untergestellt, worauf die Besichtigung erfolgte. Wie nicht an<strong>der</strong>es zu erwarten, fand diese bei den<br />
Teilnehmern größtes Interesse. Mit e<strong>in</strong>er kurzen Ansprache <strong>des</strong> Obersturmbannführers Knoefel und dem Spiel<br />
<strong>des</strong> Horst-Wessel-Lie<strong>des</strong> wurde die Besichtigung beendet.<br />
Weihnachtsfeier bei <strong>der</strong> SA<br />
Standartenführer verteilt die SA Sportabzeichen<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 8. Dezember 1935<br />
Am Sonnabend feierte <strong>der</strong> Sturm 13/451 <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er SA, <strong>der</strong> Briga<strong>des</strong>ieger und 2. Gruppensieger beim<br />
Reichswettkampf <strong>der</strong> SA, im Kreise <strong>der</strong> Sturmkameraden und ihrer Familien geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> Wallwitz das<br />
Weihnachtsfest. Vom Sturm wird uns über diese schönen Stunden geschrieben: Wir, die wir die Stunden<br />
herzlicher Kameradschaft und ungetrübten Frohs<strong>in</strong>ns im Sturm 13 immer wie<strong>der</strong> miterleben dürfen, wir möchten<br />
den ewig Abseitsstehenden bei dieser Gelegenheit wie<strong>der</strong> zurufen: „Kommt und seht diese Kameradschaft <strong>der</strong><br />
SA, diese Verbundenheit <strong>der</strong> SA-Männer und ihrer Familien untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>! Seht diese große Familie <strong>des</strong><br />
Sturmes, die Freude und Not opferwillig teilt und erkennt, daß die schicksalsverbundene Volksgeme<strong>in</strong>schaft ke<strong>in</strong><br />
leerer Wahn!: Bei uns im Sturm 13/451 <strong>der</strong> SA ist sie zur Tat geworden!“ Das zeigte beson<strong>der</strong>s wie<strong>der</strong> diese<br />
Weihnachtsfeier. Vollzählig waren die Sturmkameraden mit Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erschienen. Selbst die z. Zt. Im<br />
feldgrauen Rock dienenden Männer <strong>des</strong> Sturmes hatten es sich nicht nehmen lassen, ihren ersten Heimatsurlaub<br />
zunächst zur Weihnachtsfeier ihres Sturmes zu lenken. Dann erklangen die alten schönen Weihnachtslie<strong>der</strong>, die<br />
nur die deutsche Seele erfassen und die auch dem harten Gesicht <strong>des</strong> SA-Mannes e<strong>in</strong>e weihnachtliche<br />
Verklärung verleihen. ...<br />
An die Weihnachtsfeier schloß sich noch e<strong>in</strong>e weitere festliche Begebenheit <strong>des</strong> Sturmes an. 100 Männern <strong>des</strong><br />
Sturmes konnte an diesem Abend persönlich durch den Standartenführer nach bestandener Prüfung das SA-<br />
Sportabzeichen mit dem Leistungsbuch überreicht werden. 50 Angehörige <strong>des</strong> Sturmes besitzen bereits das<br />
Sportabzeichen, so daß <strong>der</strong> Sturm 13/451 das Jahr 1935 mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zigartigen Bilanz abschließen kann, daß mit<br />
ganz wenigen Ausnahmen sämtliche Männer <strong>des</strong> Sturmes <strong>des</strong> Sturmes das SA-Sportabzeichen erworben haben.<br />
Damit steht <strong>der</strong> Siegersturm <strong>der</strong> Brigade 422 auf dem Gebiete <strong>des</strong> SA-Sportabzeichens <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> an <strong>der</strong> Spitze.<br />
Der Standartenführer beglückwünschte den Sturm, <strong>der</strong> mit berechtigtem Stolz von sich behaupten kann, gemäß<br />
dem Willen <strong>des</strong> Führer den Beweis <strong>der</strong> Wehrtüchtigkeit und körperlichen Leistungsfähigkeit <strong>in</strong> vollem Umfange<br />
erbracht zu haben. Kameradschaftsgeist und körperliche Leistungsfrische s<strong>in</strong>d die Grundpfeiler, auf denen <strong>der</strong><br />
Sturm 13/451 aufgebaut ist. Wir wie<strong>der</strong>holen <strong>des</strong>halb unsern Ruf an die Zweifler: „Ehe ihr über das neue<br />
Deutschland urteilt – kommt und seht diese SA!“<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 23. Dezember 1935
- 53 -<br />
Komplex 7 – Hitlerjugend (HJ) / Bund Deutscher Mädel (BDM)<br />
HJ: Die NSDAP bildete schon 1922 e<strong>in</strong>e Jugendorganisation <strong>in</strong> <strong>der</strong> SA. 1926 erhielt diese Jugendorganisation<br />
den Namen „Hitlerjugend“<br />
Quelle: Lexikon III. Reich, Friedemann Bedürftig, Carlsen Verlag GmbH, Hamburg, 1994<br />
(Die Entwicklung <strong>des</strong> „Jugend-Verban<strong>des</strong>“ bewegte sich mehr und mehr <strong>in</strong> militärische Richtung, was sich unter<br />
an<strong>der</strong>em auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kleidung wi<strong>der</strong>spiegelte siehe Information: „Mode <strong>der</strong> HJ“/Red.)<br />
HJ und BdM<br />
Gesetz über die Hitlerjugend<br />
Vom 1. Dezember 1936<br />
Von <strong>der</strong> Jugend hängt die Zukunft <strong>des</strong> deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muß <strong>des</strong>halb auf ihre<br />
künftigen Pflichten vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher das folgende Gesetz beschlossen, dass<br />
hiermit verkündigt wird:<br />
Die gesamte deutsche Jugend <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> Reichsgebietes ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hitlerjugend zusammengefaßt.<br />
Die gesamte deutsche Jugend ist außer im Elternhaus und Schule, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hitlerjugend körperlich, geistig und<br />
sittlich im Geiste <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> zum Dienst am Volk und zur Volksgeme<strong>in</strong>schaft zu erziehen.<br />
§ 1<br />
§ 2<br />
§ 3<br />
Die Aufgabe <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> gesamten deutschen Jugend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hitlerjugend wird dem Reichsjugendführer <strong>der</strong><br />
NSDAP übertragen. Er ist damit „Jugendführer <strong>des</strong> Deutschen Reichs“. Er hat die Stellung e<strong>in</strong>er Obersten<br />
Reichsbehörde mit dem Sitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und ist dem Führer und Reichskanzler unmittelbar unterstellt.<br />
Die zur Durchführung und Ergänzung dieses Gesetzes erfor<strong>der</strong>lichen Rechtsverordnungen und allgeme<strong>in</strong>en<br />
Verwaltungsvorschriften erläßt <strong>der</strong> Führer und Reichskanzler.<br />
§ 4<br />
Berl<strong>in</strong>, den 1. Dezember 1936<br />
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler<br />
Der Staatssekretär und Chef <strong>der</strong> Reichskanzlei Dr. Lammers<br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung <strong>der</strong> HJ <strong>in</strong> Deutschland im (Deutschen Reich/Red.)<br />
Jahr HJ Mitglie<strong>der</strong> davon BdM /JM<br />
Ende 1932 107.956 24.000<br />
Ende <strong>1933</strong> 2.300.000 593.000<br />
Ende 1934 3.577.000 1.334.000<br />
Ende 1935 3.900.000 1.616.000<br />
Ende 1936 5.400.000 2.485.000<br />
Ende 1937 5.800.000 2.759.000<br />
Ende 1938 7.000.000 3.304.000<br />
Ende 1939 8.700.000 3.426.000<br />
Quelle: www.documentarchiv.de<br />
Quelle: www.psm-data.de
Uniformen:<br />
- 54 -<br />
Mode <strong>der</strong> HJ<br />
Da fast alle Jungen <strong>der</strong> Hitler-Jugend beigetreten waren, wurden an die Jungen Uniformen ausgeteilt. Die<br />
Uniform sah aus wie die vom Militär, sie sollte als Erkennungszeichen dienen. Sie vermittelte e<strong>in</strong> Gefühl von<br />
Gruppenzugehörigkeit.<br />
Frisuren:<br />
Die Köpfe waren kurz geschoren. Auf <strong>der</strong> Schädeldecke waren vielleicht noch e<strong>in</strong> paar längere Haare vorhanden.<br />
Schuhe:<br />
Das Schuhwerk <strong>der</strong> Hitler Jugend bestand aus Stiefeln, <strong>der</strong>en Sohle wurde mit Metallnägeln befestigt. Durch<br />
diese Metallnägel ist dieses markante Geräusch beim marschieren entstanden.<br />
Freizeitkleidung:<br />
In <strong>der</strong> Hitler-Jugend gab es wenig Freizeit, da die Freizeit mit den Freunden aus <strong>der</strong> Hitler-Jugend verbracht<br />
wurde. Abends wurde höchstens die Uniform gegen e<strong>in</strong>fache, schlichte Kleidung gewechselt.<br />
Rangstufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> HJ (Stand 1935/36)<br />
Hitlerjugend Deutsches Jungvolk<br />
Obergebietsführer Jungbannführer<br />
Gebietsführer Stammführer<br />
Oberbannführer Fähnle<strong>in</strong>führer<br />
Bannführer Jungzugführer<br />
Unterbannführer Jugendschaftsführer<br />
Gefolgschaftsführer Pimpf<br />
Scharführer<br />
Kameradschaftsführer<br />
Gründung e<strong>in</strong>es Schüler-Wehrbun<strong>des</strong>.<br />
Quelle: www.fh-lueneburg.de<br />
Quelle: www.lsg.mus<strong>in</strong>.de<br />
Sechzig <strong>Guben</strong>er Schüler gründeten am 18. Januar (<strong>1933</strong>/Red.) im Jugendheim den Deutschen Schüler-<br />
Wehrbun<strong>des</strong>, Übungskreis <strong>Guben</strong>. In <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>versammlung wurde e<strong>in</strong>e Ansprache gehalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> es u. a.<br />
hieß: Wir gründen den Deutschen Schüler- Wehrbund nicht <strong>des</strong>halb, um an<strong>der</strong>en Schülerbünden und- Vere<strong>in</strong>en<br />
„Konkurrenz“ zu machen, son<strong>der</strong>n um sie zusammenzuschließen und um <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Arbeit die Deutsche<br />
Schülerschaft zu befähigen, im Falle e<strong>in</strong>es Übergriffs vom Osten her die Waffe <strong>in</strong> die Hand zu nehmen, um<br />
Deutschland zu verteidigen. Wir müssen das deutlich aussprechen, damit ke<strong>in</strong> Zweifel über den Zweck unseres<br />
Bun<strong>des</strong> aufkommen kann. Die Lan<strong>des</strong>verteidigung ist uns so wichtig, dass uns je<strong>der</strong> parteipolitische Zank und<br />
Ha<strong>der</strong> als e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Wehrhaftmachung unseres Volkes ersche<strong>in</strong>t. Wir hassen den Parteizank, weil wir<br />
sehen, dass dieser Parteizank unser Volk vollkommen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gerissen hat. Die <strong>in</strong>nere Zersplittung und<br />
Fe<strong>in</strong>dseligkeit ist durch diesen Parteizank so groß und so leidenschaftlich geworden, daß das deutsche Volk die<br />
furchtbare große Gefahr, die ihm vom Osten her droht, überhaupt noch gar nicht begriffen hat. Wir wollen<br />
erreichen, dass die deutsche Schülerschaft die Gefahr ganz klar und deutlich sieht und sich zur Abwehr<br />
vorbereitet. Uns ersche<strong>in</strong>t diese Vorbereitung <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>verteidigung und die Unterstützung <strong>der</strong> Arbeit unserer<br />
so kle<strong>in</strong>en Reichswehr viel wichtiger als alle Parteipolitik. Deshalb ergeht unser Weckruf an alle deutschen<br />
Schüler, gleichgültig ob sie Volksschüler s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Gymnasiasten, Oberrealschüler, Handelsschüler o<strong>der</strong><br />
Berufsschüler, und gleichgültig, ob sie vorher mal dieser o<strong>der</strong> jener Parteirichtung gehuldigt haben: Schließt Euch<br />
uns an! Nach <strong>der</strong> Bekanntgabe <strong>der</strong> Satzungen, die von allen Grün<strong>der</strong>n genehmigt wurden, fand die Wahl <strong>des</strong><br />
Übungskreisführers statt, <strong>der</strong> ebenfalls mit allen Stimmen <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> gewählt wurde. Darauf folgte die<br />
Verpflichtung <strong>der</strong>er, die dem Bunde beitreten wollen. Ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Anwesenden verließ den Saal. Alle wollten sich<br />
verpflichten lassen. Diejenigen Ernannten, die zugleich e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Jugendvere<strong>in</strong> angehören, mußten sich<br />
verpflichten, für ihren Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Reihen <strong>des</strong> Deutschen Schüler- Wehrbun<strong>des</strong> ke<strong>in</strong>e Werbung durchzuführen.
- 55 -<br />
Nach <strong>der</strong> Wahl von zwei Kassenprüfern wurde die Ausbildung besprochen: Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren<br />
erhalten e<strong>in</strong>en Gasschutzkursus. Schüler im Alter von 10 bis 14 Jahren erhalten e<strong>in</strong>en Nachrichtenkursus und<br />
e<strong>in</strong>en Sanitätskursus. Alle Kurse s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>malig, son<strong>der</strong>n nach jedem Halbjahreskursus erhalten die<br />
Teilnehmer e<strong>in</strong> Zeugnis. Außer den Kursen wird je<strong>des</strong> Mitglied im Schießen, Wehrsport und Geländedienst<br />
ausgebildet. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich dem Deutschen Schüler-Wehrbund anschließt, muß sich darüber klar se<strong>in</strong>, daß er<br />
jede parteipolitische Propaganda zu unterlassen hat.<br />
Ausbildung <strong>der</strong> Jugend im Gelän<strong>des</strong>port.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 21.-22. Januar <strong>1933</strong><br />
Der Versailler Vertrag verbietet <strong>der</strong> deutschen Jugend das Befassen mit militärischen D<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />
Ausbildung an Kriegswaffen. Damit s<strong>in</strong>d dem Gelän<strong>des</strong>port Grenzen gezogen, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung zur Pflicht aller<br />
gemacht werden muß. Es besteht aber ke<strong>in</strong> Verbot, die deutsche Jugend zu den Grundeigenschaften e<strong>in</strong>es<br />
wehrhaften Mannes zu erziehen, auf die ke<strong>in</strong> lebenswilliges Volk verzichten kann. Diese Erziehung e<strong>in</strong>heitlich zu<br />
regeln, zu för<strong>der</strong>n und zu leiten ist Aufgabe <strong>des</strong> vom Reich gegründeten Reichskuratoriums für<br />
Jugen<strong>der</strong>tüchtigung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> W. 8, Leipziger Straße 5. Im e<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d dem Reichskuratorium vom Herrn<br />
Reichsm<strong>in</strong>ister <strong>des</strong> Inneren zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> körperlichen Ausbildung <strong>der</strong> deutschen Jugend zunächst folgende<br />
Aufgaben übertragen worden:<br />
a) Pflege <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Gelän<strong>des</strong>port treibenden Vere<strong>in</strong>igungen, um auf e<strong>in</strong>e körperlich wertvolle<br />
e<strong>in</strong>heitliche Ausbildung <strong>in</strong>nerhalb dieser Verbände h<strong>in</strong>zuwirken:<br />
b) Auswahl geeigneter Gelän<strong>des</strong>portschulen, Regelung <strong>des</strong> Dienstes <strong>der</strong> vom Reichskuratorium<br />
anerkannten Schulen:<br />
c) Aufstellen von Vorschlägen für Verteilung <strong>der</strong> vom Reich für die Jugen<strong>der</strong>tüchtigung zur Verfügung<br />
gestellten Mittel und Ueberwachung ihrer Verwendung.<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Gelän<strong>des</strong>portschulen ist, <strong>in</strong> mehrwöchigen Lehrkursen Hilfslehrer für den Gelän<strong>des</strong>port<br />
heranzubilden. Das Ziel <strong>der</strong> Ausbildung soll die allmähliche Erfüllung bestimmter Leistungsprüfungen <strong>des</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen se<strong>in</strong>. Es ist dr<strong>in</strong>gend erwünscht, daß sich möglichst weite Kreise <strong>der</strong> deutschen Jugend <strong>der</strong> Ausbildung<br />
im Gelän<strong>des</strong>port unterziehen, damit die Wehrhaftmachung und- erhaltung <strong>des</strong> deutschen Volkes, die e<strong>in</strong>e<br />
unserer wichtigsten Aufgaben ist, auch ohne die allgeme<strong>in</strong>e Wehrpflicht erreicht wird. Gelegenheit zur<br />
Bestätigung im Gelän<strong>des</strong>port besteht überall. Auch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> wird <strong>der</strong> Gelän<strong>des</strong>port von e<strong>in</strong>er Reihe von<br />
Verbänden betrieben, die gern bereit s<strong>in</strong>d, weitere Jugendliche aufzunehmen und auszubilden.<br />
Der Deutsche Abend <strong>der</strong> Hitler Jugend.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 20. Februar <strong>1933</strong><br />
Am Sonntag, den 19. März abends 7 Uhr f<strong>in</strong>det im Saale <strong>des</strong> Schützenhauses e<strong>in</strong> „Deutscher Abend“ satt. Es<br />
spielt an diesem Abend ausschließlich die Spielschar „Grenzland“ <strong>der</strong> Hitler-Jugend. Es ist e<strong>in</strong> Häufle<strong>in</strong> deutscher<br />
Jungen und Mädels, die sich zu e<strong>in</strong>er Spielschar zusammengefunden haben, um Abend für Abend <strong>in</strong> den Städten<br />
unserer Ostmark aufzutreten und zu zeigen, wie deutsche Sitte, deutsche Volksspiele und Tänze bei <strong>der</strong><br />
deutschen Jugendbewegung gepflegt werden. Es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Bühnenkünstler und Künstler<strong>in</strong>nen, son<strong>der</strong>n nur<br />
schlichte, deutsche Mädels und Jungen, die wissen, dass e<strong>in</strong>fache Volkskunst oft schöner wirkt, als hochtrabende<br />
Bühnenstücke.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 17. März <strong>1933</strong><br />
26. Juni <strong>1933</strong>: Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> deutschnationalen Scharnhorst- Jugend und <strong>des</strong> Jung- Stahlhelm <strong>in</strong> die<br />
HJ bzw. SA. erklärt Hitler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aufruf „die E<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> politischen Kampfbewegung <strong>der</strong> deutschen Nation<br />
(für) vollzogen und beendet“.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
- 56 -<br />
Führertagung <strong>des</strong> Bannes 12<br />
Vom Pressewart <strong>der</strong> Hitlerjugend wird uns geschrieben: Die <strong>Zeit</strong> glanzvoller, nur nach außen wirken<strong>der</strong><br />
Aufmärsche ist für die Hitlerjugend vorläufig vorbei. Nachdem die politische Zielsetzung unseres Volkes erfolgt ist,<br />
gilt es nunmehr, unsere ganze Kraft für e<strong>in</strong>e wertvolle Gestaltung unseres Jungenlebens e<strong>in</strong>zusetzen, die<br />
Hitlerjugend so zu formen, das sie zu dem wird, was sie nach dem Wissen ihres Führers darstellen soll, nur<br />
Staatsjugend: zur Jugend <strong>des</strong> neuen Deutschland. Anstelle <strong>der</strong> Aufmärsche s<strong>in</strong>d somit Führertagungen getreten,<br />
Tagungen, die alle von ehrlichem Wollen und verantwortungsbewußter Arbeit durchdrungen s<strong>in</strong>d, um wirklich das<br />
zu erreichen, was uns als Ziel gesetzt ist. Die Führer <strong>des</strong> Bannes 12 wurden am Sonntag nach <strong>Guben</strong> gerufen,<br />
um ihnen noch e<strong>in</strong>mal ganz klar und deutlich die kommende W<strong>in</strong>terarbeit sowohl auf volkssportlichem als auch<br />
auf weltanschaulichem Gebiete ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />
Die Gebietsführung Kurmark <strong>der</strong> Hitler–Jugend nach Frankfurt (O<strong>der</strong>) verlegt<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 31. Oktober <strong>1933</strong><br />
Die Gebietsführung Kurmark <strong>der</strong> Hitler–Jugend (Prov<strong>in</strong>z Brandenburg und Grenzmark Posen – Westpreußen) ist<br />
nach Frankfurt (O<strong>der</strong>) verlegt worden. Dadurch gew<strong>in</strong>nt die Handelsstadt <strong>des</strong> Ostens und <strong>der</strong> geistige Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> kämpfenden Ostmark noch mehr an Bedeutung, da nunmehr neben <strong>der</strong> Regierung, neben <strong>der</strong> SA- und SS-<br />
Führung auch die Jugendführung <strong>der</strong> gesamten Kurmark ihre Arbeitsstätte von Berl<strong>in</strong> hierher gelegt hat.<br />
HJ. und evangelische Jugend<br />
Geme<strong>in</strong>sam auf dem H<strong>in</strong>denburgplatz<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Dienstag, 23.–26. Dezember <strong>1933</strong><br />
E<strong>in</strong>e Morgenfeier aus Anlaß <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kirchlichen Jugend <strong>in</strong> die Hitlerjugend wurde gestern auf dem<br />
H<strong>in</strong>denburgplatz veranstaltet. Die H.J. und B..D..M. hatten vorher die Feier im Berl<strong>in</strong>er Dom mit <strong>der</strong> Predigt <strong>des</strong><br />
Reichsjugendpfarrers im Gymnasium und Bergschlößchen durch den Rundfunk gehört. Gegen 10 Uhr<br />
marschierten zuerst die Fähnle<strong>in</strong> <strong>des</strong> Jungvolks an, die Scharen <strong>des</strong> B.D.M. folgten, und zuletzt schloß sich die<br />
Hitlerjugend an. Der Posaunenchor eröffnete die Feier mit „Großer Gott wir loben dich“. E<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>geschar <strong>der</strong> H.J.<br />
sang: „Wenn alle untreu werden“. Nun nahm Pfarrer Mix das Wort zu e<strong>in</strong>er Ansprache ... Er führte aus, welche<br />
Freude es sei, dass nun endlich die deutsche Jugend gee<strong>in</strong>t sei. Lange schon habe sich die kirchliche Jugend<br />
danach gesehnt, e<strong>in</strong>zugehen <strong>in</strong> die große Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> H.J. Jetzt gelte es fest und treu zusammenzustehen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 5. März 1934<br />
21. April 1934: Im ganzen Reich beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Reichs- Werbe- und Opfertag <strong>des</strong> Jugendherbergsverban<strong>des</strong>. Er<br />
steht unter dem Motto: „Schafft uns Jugendherbergen! Wir s<strong>in</strong>d die Garanten <strong>der</strong> Zukunft!“<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Hitler-Jugend-Heim „Totila“<br />
Gauleiter Kube übergab <strong>der</strong> jungen Generation e<strong>in</strong>e Stätte <strong>der</strong> Freude und Arbeit<br />
Als Gauleiter Kube <strong>in</strong> die Stadt e<strong>in</strong>fuhr, wurde <strong>der</strong> Weg nach <strong>der</strong> Grünen Wiese genommen. Am Aufgang zum<br />
Heim <strong>der</strong> HJ bildeten Pimpfe Spalier. Als <strong>der</strong> Gauleiter nahte, schmetterten Fanfaren <strong>des</strong> Jungvolks und dumpfe<br />
Trommeln klangen über <strong>der</strong> Stadt. Am E<strong>in</strong>gang zum ehemaligen Garten von Kam<strong>in</strong>skys Berg meldete Bannführer<br />
Graf die angetretende Hitler-Jugend, den BDM und das Jungvolk. Der Gauleiter begab sich dann <strong>in</strong> das weite<br />
Viereck, das die Jugend bildete. E<strong>in</strong> zackiger Gruß brauste auf. E<strong>in</strong> Leuchten g<strong>in</strong>g über die Gesichter.<br />
Gebietsführer Kuhnt, <strong>der</strong> ebenfalls zugegen war, kann mit uns <strong>Guben</strong>ern stolz se<strong>in</strong> auf diese frohen Kämpfer <strong>des</strong><br />
Führers! Kreisleiter Schmiedicke nahm zunächst das Wort. Er richtete sich an den Gauleiter, die HJ, den BDM<br />
und das Jungvolk. Er brachte se<strong>in</strong>e Freude darüber zum Ausdruck, daß es nunmehr möglich sei, <strong>der</strong> Jugend<br />
dieses Gebäude zu übergeben. Er versicherte, daß für die HJ <strong>des</strong> Beste ausgesucht worden ist. Wenn man<br />
später e<strong>in</strong>mal an diese <strong>Zeit</strong> zurückdenke, die hier verbracht werde, dann soll die Er<strong>in</strong>nerung voller Stolz und<br />
Freude se<strong>in</strong>. Gauleiter Kube sagte dann zur Jugend u.a.: Wenn wir heute etwas schaffen, so machen wir wenig<br />
Worte davon. Es ist für uns e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit, daß wir e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Kameraden gegenüberstehen. Wir<br />
gehen geme<strong>in</strong>sam den Marsch <strong>in</strong> das Dritte Reich. In den Kampfjahren seid Ihr es gewesen, die das Elternhaus<br />
für den Führer und den <strong>Nationalsozialismus</strong> gewonnen haben. Die ältere Generation hatte ja zum Teil schon den
- 57 -<br />
Glauben an Deutschland aufgegeben. Ihr habt durch Euer Bekenntnis <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit Ausdruck verliehen. Die<br />
wenigen, die im NS-Schülerbund o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> HJ organisiert waren, teilten damals das Schicksal <strong>der</strong> SA- und SS-<br />
Kameraden. Und dann wuchs <strong>der</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> und <strong>der</strong> Führer schuf den neuen Staat, nachdem wir die<br />
Macht hatten. Erst als <strong>der</strong> Führer unsere Standarten <strong>in</strong> das Volk trug, wurde es wie<strong>der</strong> geboren und es hat die<br />
Pflicht, den Kommenden den Weg zu zeigen. Euch als Träger <strong>des</strong> Staates und <strong>der</strong> Geschichte wird e<strong>in</strong> Haus<br />
übergeben. Und je<strong>des</strong> Haus hat für uns dann e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, wenn es e<strong>in</strong>en Namen hat. Dieses Haus soll den<br />
Namen <strong>des</strong> Sonnenmenschen, <strong>des</strong> Ostgotenkönigs, tragen. Es soll „Totila“ heißen. Jener Ostgotenkönig ist für<br />
uns <strong>der</strong> Inbegriff <strong>der</strong> jugendfrischen Kraft. Ihr sollt froh, lebensbewußt und lebensbejahend se<strong>in</strong>. Damit<br />
unterscheidet Ihr Euch von <strong>der</strong> Jugend <strong>der</strong> Kriegszeit und Inflation. Wir haben das Glück, <strong>in</strong> Adolf Hitler e<strong>in</strong>en<br />
Führer zu haben, <strong>der</strong> das Volk versteht. Wenn e<strong>in</strong>st <strong>der</strong> Name „Totila“ von Eurem Hause herunter <strong>in</strong> die Stadt<br />
leuchtet, so soll <strong>der</strong> Geist dieses Ostgotenkönigs <strong>in</strong> Euch lebendig se<strong>in</strong>. Er soll Euch aber auch mahnen, daß<br />
E<strong>in</strong>igkeit, Fleiß und Arbeit neben Frohs<strong>in</strong>n und Sonne stehen. Wer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben nicht kämpft, wird nicht<br />
bestehen können. Was wir wollen ist e<strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Ehren. Wir im Reich wissen, was es heißt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Zeit</strong><br />
zu leben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Ehre nicht geschändet wird. Der Geist <strong>des</strong> Führers soll Euch vorangehen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>Guben</strong>, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> schönsten unserer Mark, ständig wachsen. E<strong>in</strong> dreifaches Sieg Heil galt dem Gedenken an den<br />
Führer. Gebietsführer Kuhnt gab das Kommando zur Flaggenhißung. Hun<strong>der</strong>te von Armen reckten sich zum<br />
Gruß, als auf dem Heim <strong>der</strong> HJ die Fahne <strong>der</strong> Jugend wehte. Gauleiter Kube erhielt den Schlüssel zum Heim<br />
überreicht. Der Gauleiter äußerte sich sehr erfreut über das neue Heim. Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>weihung <strong>des</strong> Hauses <strong>der</strong><br />
Hitler-Jugend „Totila“ begaben sich <strong>der</strong> Gauleiter mit dem Oberbürgermeister und ihren Stäben zur Besichtigung<br />
<strong>des</strong> Stadions. Der Gauleiter sprach dem Oberbürgermeister vollste Anerkennung und größte Freude darüber aus,<br />
daß für <strong>Guben</strong> e<strong>in</strong> so wun<strong>der</strong>bares Werk geschaffen sei. Dann g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> die Alte Poststraße zur Weihe und<br />
Übergabe <strong>des</strong> Parteihauses an die Kreisleitung. Ueberall grüßten die Passanten den Vorkämpfer <strong>der</strong> Kurmark.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. Dezember 1934<br />
9. Juni 1934: Auf e<strong>in</strong>er Kundgebung <strong>des</strong> nationalsozialistischen Lehrerbun<strong>des</strong> <strong>in</strong> München ruft Reichsm<strong>in</strong>ister<br />
Rust den „Staatsjugendtag“ aus. Je<strong>der</strong> Samstag sei fortan <strong>der</strong> staatspolitischen Erziehung <strong>der</strong> Jugend durch die<br />
HJ gewidmet: auch <strong>der</strong> Mittwochabend diene diesem Ziel. Der Sonntag verbleibe <strong>der</strong> Familie.<br />
Quelle: Das Dritte Reich 1939 – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
1. August 1934:Reichsjugendführer Baldur von Schirach und <strong>der</strong> preußische Kultusm<strong>in</strong>ister Bernhard Rust<br />
bestätigen den Samstag als „Staatsjugendtag“. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> HJ haben an diesem Tag schulfrei und können<br />
ganztägig zu Veranstaltungen <strong>der</strong> HJ herangezogen werden; Nichtmitglie<strong>der</strong> haben vormittags m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 2<br />
Stunden Unterricht über nationalsozialistisches Gedankengut.<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Jugend<br />
Morgen Staatsjugendtag<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Nach dem Erlaß <strong>des</strong> Reichserziehungsm<strong>in</strong>ister Rust wird am Sonnabend zum ersten Male <strong>in</strong> größeren Umfange<br />
<strong>der</strong> Staatsjugendtag Wirklichkeit werden. Der Staat hat <strong>der</strong> Jugend e<strong>in</strong>en ganzen Tag zur Verfügung gestellt, <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Schulung <strong>der</strong> Jugend dienen soll, den sie ausfüllen kann aus ihrem eigenen Geiste, aus dem Geiste <strong>der</strong><br />
Jugend selbst heraus. Nichts verdeutlicht wohl stärker das Vertrauen <strong>des</strong> nationalsozialistischen Staates <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Jugend als diese e<strong>in</strong>schneidende Neuerung <strong>in</strong> unserem Erziehungswesen, die hier<strong>in</strong> ihren Ausdruck f<strong>in</strong>det. Der<br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> hat erst den Wert <strong>der</strong> Erziehung im Rahmen e<strong>in</strong>er engen Geme<strong>in</strong>schaft erkannt. Der Geist<br />
<strong>der</strong> Kameradschaft und das geme<strong>in</strong>same Erlebnis <strong>des</strong> Kampfes formen den jungen Menschen viel stärker, als<br />
aller theoretischer Unterricht es tun kann. Diese Erkenntnis, die zuerst <strong>in</strong> <strong>der</strong> SA und dann im Arbeitsdienst<br />
geformt wurde, die ihren Ausdruck fand <strong>in</strong> den verschiedenen Formen <strong>der</strong> Lagererziehung, die sich allmählich<br />
herausgebildet haben, f<strong>in</strong>det nun ihre Anwendung auf die Jugend. Der nationalsozialistische Staat hat e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>es Verhältnis zur Jugend wie <strong>der</strong> Staat von gestern. Er weiß, daß die Millionen <strong>der</strong> heranwachsenden<br />
Generation für das kommende Schicksal <strong>der</strong> Nation vielleicht den wichtigsten Teil <strong>des</strong> Volkes darstellen, weil sie<br />
die Träger <strong>der</strong> Zukunft <strong>des</strong> Staates s<strong>in</strong>d: Diese Jugend, die gelernt hat und immer wie<strong>der</strong> lernen soll aus dem<br />
Geist <strong>der</strong> nationalsozialistischen Kämpfer zu denken, zu fühlen und zu opfern und damit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft Träger <strong>der</strong><br />
politischen Tradition <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> werden soll. Und e<strong>in</strong> zweites offenbart sich <strong>in</strong> dieser Neuerung, was<br />
den <strong>Nationalsozialismus</strong> grundsätzlich unterscheidet von <strong>der</strong> vorhergehenden <strong>Zeit</strong>: die Erziehung durch<br />
Verantwortung. Der Jugend wird e<strong>in</strong>e große Aufgabe übertragen, die sie aus ihrem Geist und ihrem Wollen<br />
heraus gestalten soll, und an dieser Verantwortung soll sie wachsen, soll sie erzogen werden. Wie je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne<br />
Mann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegung h<strong>in</strong>gestellt wird an se<strong>in</strong>en Posten als verantwortlicher Träger <strong>der</strong> Idee, so auch die<br />
Jugend <strong>in</strong> ihrem Bereich. Die Jugendarbeit erhält mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> Staatsjugendtages e<strong>in</strong> neues Gepräge;<br />
<strong>der</strong> Staat schaltet die Jugend offiziell e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Erziehung <strong>der</strong> kommenden Geschlechter. Der Mittwochnachmittag<br />
dient <strong>der</strong> weltanschaulichen Schulung, <strong>der</strong> Sonnabend <strong>der</strong> körperlichen Ertüchtigung <strong>der</strong> Jugend. Vier Gebiete<br />
werden beson<strong>der</strong>s gepflegt: Allgeme<strong>in</strong>e Leibesübungen, Gelän<strong>des</strong>port, Schwimmen und Luftgewehrschießen.<br />
Durch die Organisation <strong>der</strong> Hitlerjugend ist es überhaupt erst möglich geworden, <strong>in</strong> viel stärkerem Maß als bisher,
- 58 -<br />
die Jugend für die Art <strong>der</strong> Körpererziehung aus e<strong>in</strong>em neuen Wollen und e<strong>in</strong>em neuen Geist heraus zu erfassen.<br />
Alle diese Jungen wissen, daß dieser Tag Freiheit ist und Dienst zugleich, Dienst an sich selbst, Dienst am<br />
eigenen Körper, an <strong>der</strong> eigenen <strong>in</strong>neren Haltung und damit an <strong>der</strong> Nation.<br />
<strong>Guben</strong> gedenkt <strong>der</strong> Blutopfer<br />
Aufmarsch <strong>der</strong> Formationen und Bekenntnis<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 10. August 1934<br />
„In München s<strong>in</strong>d viele gefallen.“ Das Lied <strong>der</strong> Trauer, das Lied <strong>des</strong> Bekenntnisses klang gestern abend,<br />
gesungen von vielen Tausend junger deutscher Menschen über den Marktplatz unserer Stadt. Alle wollten sie bei<br />
dieser Feierstunde dabei se<strong>in</strong>, da fehlte ke<strong>in</strong>er. Und es marschierten heran die Stürme <strong>der</strong> SA, und <strong>der</strong> SS, <strong>des</strong><br />
NSKK, Mar<strong>in</strong>esturm und Fliegersturm, <strong>der</strong> Arbeitsdienst, die HJ und <strong>der</strong> BDM. Als das Lied verklungen war,<br />
begaben sich <strong>der</strong> Kreisleiter und die Führung <strong>der</strong> SA und <strong>der</strong> SS <strong>in</strong> die Kirche, um e<strong>in</strong>en Kranz an <strong>der</strong><br />
Gedenktafel für die Gefallenen nie<strong>der</strong>zulegen. ... Nach dem Abschlagen <strong>des</strong> Zapfenstreiches begaben sich die<br />
Formationen nach dem „Kaisergarten“, wo e<strong>in</strong>e erhebende Feier stattfand. Die Bühne <strong>des</strong> mächtigen Saales war<br />
von Künstlerhand gestaltet. Sie bot e<strong>in</strong>e Umrahmung <strong>des</strong>sen, was gesprochen wurde <strong>in</strong> so vollendeter Form, daß<br />
gerade durch sie das Erlebnis dieser Feier- und Bekenntnisstunden vorwärts getragen wurde. Nachdem SA-<br />
Männer das Largo und Händel gespielt hatten, leitete e<strong>in</strong> wuchtiger Sprech- Chor über zu <strong>der</strong> Rede <strong>des</strong><br />
Kreisleiters Oberbürgermeister Schmiedicke. Er sagte: In allen Gauen unseres deutschen Vaterlan<strong>des</strong> und weit<br />
über se<strong>in</strong>e Grenzen h<strong>in</strong>aus, überall auf dem ganzen Erdball, gedenkt heute die Partei <strong>der</strong> 16 deutschen Männer,<br />
die am 9. November 1923 vor <strong>der</strong> Feldherrnhalle ihr Leben ließen. Wir gedenken <strong>in</strong> Treue und Ehrfurcht dieser<br />
unserer gefallenen Brü<strong>der</strong>. ... Dann sprach Standartenführer Brömmer, wären wir, wenn nicht diese 16 vor <strong>der</strong><br />
Feldherrnhalle ihr Leben gelassen und 400 Nachfolger gefunden hätten. Den 9. November recht feiern und dieser<br />
Männer gedenken, kann nur <strong>der</strong>, <strong>der</strong> ihrer würdig ist... Nun erfolgte die Uebernahme und Vereidigung <strong>der</strong> 18jährigen<br />
aus <strong>der</strong> HJ <strong>in</strong> die SA. Standartenführer Brömmer richtete an die jungen Männer folgende Worte: Me<strong>in</strong>e<br />
jungen Kameraden. In <strong>der</strong> heiligsten Stunde <strong>der</strong> Bewegung stoßt ihr aus <strong>der</strong> Jugend zu unserer Kampftruppe.<br />
Euch ist das erspart geblieben, was die SA und SS stark gemacht hat. ...Nachdem die neuen SA- Männer den<br />
Eid nachgesprochen hatten, erklang mächtig und aus tiefsten Herzen das Sturmlied <strong>der</strong> Bewegung: „Die Fahne<br />
hoch, die Reihen fest geschlossen.“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 10.-11. November 1934<br />
Wille zum geme<strong>in</strong>samen Werk<br />
Gauleiter Kube weihte anläßlich <strong>des</strong> Kreisappells das neue Heim <strong>der</strong> HJ und das Parteihaus<br />
Die NSDAP <strong>Guben</strong>-Stadt hielt gestern e<strong>in</strong>en großen Kreisappell ab, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Weihe <strong>des</strong> neuen Heimes <strong>der</strong><br />
Hitler-Jugend und <strong>des</strong> Parteihauses für die Kreisleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alten Poststraße verbunden war. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
stand <strong>der</strong> Tag im Zeichen e<strong>in</strong>e Kundgebung, auf <strong>der</strong> Gauleiter Kube sprach. Mit <strong>der</strong> Anwesenheit <strong>des</strong> Gauleiters<br />
wurde dem Tag beson<strong>der</strong>e Bedeutung verliehen. Gerade dar<strong>in</strong> kam zum Ausdruck, wie eng unsere Stadt mit dem<br />
Geist <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> verknüpft ist. Re<strong>in</strong> äußerlich zeigte sich das auch <strong>in</strong> dem reichen Flaggenschmuck<br />
den die Häuser, ganz gleich ob staatlich, städtisch o<strong>der</strong> privat, trugen. Hakenkreuzbanner wehten über <strong>Guben</strong>!<br />
Und die Fahnen <strong>der</strong> Hitler-Jugend flatterten neben ihnen. Altes und junges Deutschland haben sich durch<br />
geme<strong>in</strong>sames Erleben <strong>in</strong> Kampf, Not und Sehnsucht nach e<strong>in</strong>em starken Reich schon längst die Hände gereicht<br />
und schaffen am Aufbau. Gestern übernahmen zwei Generationen nach feierlichem Weiheakt neue Häuser zur<br />
Arbeit und zur Schulung. In all den Ansprachen fanden diese Gedanken ihren Nie<strong>der</strong>schlag. Und da kann es nur<br />
e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>setzen ohne Rücksicht auf sich selbst geben! Je<strong>des</strong> Abseitsstehen wird zu e<strong>in</strong>em nicht wie<strong>der</strong> gut zu<br />
machenden Pflichtversäumnis. Das Wort <strong>des</strong> großen Preußenkönigs „Ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong> erste Diener me<strong>in</strong>es Staates“ ist<br />
zur Richtschnur <strong>in</strong> unserem neuen Reich geworden.<br />
<strong>Guben</strong> an <strong>der</strong> Schwelle <strong>des</strong> neuen Jahres 1934,<br />
die <strong>Zeit</strong> nationalsozialistischen Aufbaues <strong>in</strong> unserer Stadt<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. Dezember 1934<br />
War das Jahr <strong>1933</strong> das Jahr <strong>der</strong> Eroberung <strong>der</strong> Macht und <strong>des</strong> Sieges für den <strong>Nationalsozialismus</strong>, so kann man<br />
das Jahr 1934 als das Jahr bezeichnen, <strong>in</strong> dem ernsthaft und erfolgreich an das Werk systematischen Aufbaues<br />
auf allen Gebieten <strong>des</strong> kommunalen, wirtschaftlichen, kulturellen Lebens im Geiste <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong><br />
gegangen wurde. ... Erfreulich und wertvoll ist die Wertschätzung und För<strong>der</strong>ung, die man auch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> <strong>der</strong><br />
nationalsozialistischen Erziehungsarbeit an unserer Jugend entgegenbr<strong>in</strong>gt. Durch die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong><br />
Staatsjugendtages s<strong>in</strong>d zahlreiche vorher vorhandene Reibungen zwischen den nationalsozialistischen<br />
Jugendorganisationen und Schule und Elternhaus beseitigt worden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 1. Januar 1935
- 59 -<br />
Kundgebung <strong>der</strong> Jugend am Vormittag<br />
In allen Teilen <strong>des</strong> Reiches, <strong>in</strong> allen Städten und Dörfern hörte die junge Front ihren obersten Führer. Auch <strong>in</strong><br />
<strong>Guben</strong> stand gestern <strong>der</strong> Morgen ganz unter dem E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Jugendkundgebung. Unter <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> HJ<br />
erfolgte <strong>der</strong> Anmarsch zum H<strong>in</strong>denburgplatz, <strong>der</strong> für den großen Tag <strong>der</strong> deutschen Arbeit festlich hergerichtet<br />
war. Kurz nach 8 Uhr rückten mit frohem Gesang die <strong>Guben</strong>er Schulen an. Ihnen folgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher schmucker<br />
Tracht <strong>der</strong> BDM und dann mit Trommeln, Pfeifen und Fanfaren die HJ und das Jungvolk. Etwa 3000 <strong>Guben</strong>er<br />
Jungen und Mädel waren aufmarschiert, vor ihnen <strong>in</strong> langer Reihe die Fahnen und Wimpel, als<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke mit dem stellv. Kreisleiter Ebert und Geschäftsführer Würck erschien, um an<br />
dieser Feierstunde <strong>der</strong> Jugend teilzunehmen, so die tiefe <strong>in</strong>nige Verbundenheit <strong>der</strong> Partei mit Deutschlands<br />
Jugend bekundend. Kurz nach 8.30 Uhr kündigten Fanfarenklänge den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Kundgebung <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />
Jugend im Lustgarten an. Dann sprach <strong>der</strong> Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Der Rede Baldur von<br />
Schirachs folgte dann e<strong>in</strong> Chorlied, gesungen von 3000 Berl<strong>in</strong>er HJ, das überleitete zur Ansprache <strong>des</strong><br />
Reichspropagandam<strong>in</strong>isters Dr. Goebbels. Mit dem HJ-Liede „Vorwärts, vorwärts, schmettern die hellen<br />
Fanfaren....“ schloß die bisher größte Jugendkundgebung <strong>der</strong> Welt.<br />
Vorwärts, vorwärts …<br />
60 neue Hitlerjungen marschieren <strong>in</strong> den klaren Tag<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 2. Mai 1935<br />
Etwa 60 frische Jungvolkjungens wurden gestern feierlich <strong>in</strong> die Hitlerjugend überwiesen. Der Gebietsführer, <strong>der</strong><br />
es sich nicht nehmen ließ, die Ueberweisung selbst vorzunehmen, war mit Oberbannführer Wissert <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
erschienen. Zunächst besichtigte er den <strong>Guben</strong>er Unterbann e<strong>in</strong>gehend, sprach mit diesem und jenem Jungen<br />
e<strong>in</strong> paar freundliche Worte und richtete dann e<strong>in</strong>ige knappe Sätze an die versammelten Jungen. Oben, auf dem<br />
Platz vor dem Bismarckturm, hoch über dem Lichtermeer <strong>der</strong> Stadt, im Sche<strong>in</strong>e lo<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Fackeln und unter<br />
e<strong>in</strong>em klaren, freien Nachthimmel schallte nach e<strong>in</strong>em schmetternden Fanfarensignal e<strong>in</strong> altes Landknechtslied<br />
empor zu den Sternen. Aufgeschreckt aus stillem Nachdenken, werden die Jungen durch e<strong>in</strong> schmettern<strong>des</strong><br />
Gedicht, das unter den leisen Klängen <strong>des</strong> Deutschlandlie<strong>des</strong> <strong>in</strong> den Nachthimmel h<strong>in</strong>auf kl<strong>in</strong>gt. Das<br />
Revolutionslied <strong>der</strong> HJ: Hört ihr es grollen … schließt sich an, und dann, nach e<strong>in</strong>em Fanfarensignal und e<strong>in</strong>em<br />
Sprechchor, flammt <strong>der</strong> Scheiterhaufen <strong>in</strong> grellaufschießen<strong>der</strong> Lohe gen Himmel und <strong>der</strong> Gebietsführer spricht.<br />
Jungen, sagt er, so heiß wie diese Flamme brennt, so heiß sollen eure Herzen entbrennen zur Idee unseres<br />
Führers, und wenn es se<strong>in</strong> soll, dann werdet ihr an dieser Idee verbrennen. E<strong>in</strong> Fanfarensignal kl<strong>in</strong>gt zackig auf,<br />
und dann schwören 400 Jungen aufs Neue den Schwur <strong>der</strong> Hitlerjugend: Vorwärts, vorwärts …! Unter den<br />
Klängen <strong>der</strong> Landknechtstrommeln marschieren 60 neue frische Hitlerjungen <strong>in</strong> den klaren Abend. In ihnen kl<strong>in</strong>gt<br />
noch dieses Vorwärts nach, das e<strong>in</strong>en Jungen immer wie<strong>der</strong> zum Kampfe emporreißt, und sie geloben im Stillen,<br />
wahre Kämpfer zu werden und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee <strong>des</strong> Führers so zu verbrennen, daß nicht <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gste Haufen Asche<br />
übrigbleibt.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 6. Mai 1935
- 60 -<br />
Die für Deutschland fielen ...<br />
Tausend Fackeln leuchten <strong>in</strong> die Weihenacht am Ehrenmal<br />
Die Kampfbahn <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> ist vollendet. Als Mahnmal steht über ihr <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>, <strong>der</strong> den gefallenen Söhnen<br />
dieser Erde geweiht ist. Als ewiges Er<strong>in</strong>nerungszeichen für die, die von hier auszogen und nicht zurückkehren<br />
sollten. Als Symbol <strong>der</strong> Treue, vor dem die Lebenden sich neigen <strong>in</strong> stummer Ehrfurcht. E<strong>in</strong>drucksvoll hebt er sich<br />
ab auf dem Wall über den Tausenden, Zehntausenden, die zu dieser Weihestunde gekommen s<strong>in</strong>d. Sche<strong>in</strong>werfer<br />
leuchten <strong>in</strong> diese Sommernacht, leuchten über die Kampfbahn, die mit ihrem Ehrenmal zugleich geweiht werden<br />
soll. Wie e<strong>in</strong> Symbol dafür, daß das Vergehen edelsten deutschen Blutes <strong>in</strong> dem großen Völkerr<strong>in</strong>gen nicht<br />
umsonst war, w<strong>in</strong>ken r<strong>in</strong>gs um die Kampfbahn die Fahnen <strong>des</strong> Dritten Reiches, das Freiheitszeichen <strong>des</strong> ewigen<br />
Deutschland. Nach Ankunft <strong>des</strong> Gauleiters und <strong>der</strong> an dem Gautag teilnehmenden Ehrengäste, unter ihnen<br />
Reichsm<strong>in</strong>ister Rust, Reichsleiter Fiehler und Generalleutnant von Witzleben, spricht dann Oberbürgermeister<br />
Kreisleiter Schmiedicke zu <strong>der</strong> <strong>in</strong> tiefem Schweigen verharrenden Menge: Im Glauben an das Recht ihres Volkes,<br />
im Glauben an den Sieg starben1283 Söhne <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> als Helden. Erst jetzt konnte <strong>in</strong> unserer Stadt<br />
dieses Mal geschaffen werden. In dieser Stunde danke ich allen, die zu se<strong>in</strong>er Vollendung beigetragen haben.<br />
Wir haben mit Absicht das Ehrenmal an diese Stätte, die für die Jugend gebaut ist, gelegt. Wenn die deutsche<br />
Jugend <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> sich an dieser Stätte versammeln wird, dann soll sie das tun im Angedenken an diejenigen, die<br />
für sie gefallen s<strong>in</strong>d. Wir danken unserem Gauleiter, daß er selbst heute die Weihe vornehmen wird. In se<strong>in</strong>er<br />
Weiherede führte Gauleiter Kube u. a. aus: Völker unterscheiden sich nicht nur dadurch, wie sie das Leben und<br />
se<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n auffassen, son<strong>der</strong>n auch dadurch, wie sie das Leben und den Tod auffassen. „Fahnen auf!“ hallt das<br />
Kommando über das stille Feld. Das Lied von Guten Kameraden klang aus Tausenden von Kehlen gedämpft zum<br />
Nachthimmel. Die ruhmreiche Flagge <strong>des</strong> alten Heeres fiel. Soldaten <strong>der</strong> alten Armee, <strong>der</strong> jungen Wehrmacht<br />
und die Soldaten <strong>der</strong> Bewegung häuften Kränze auf die Stufen <strong>des</strong> Mahnmals. Helle Flammen züngelten empor<br />
über dem Wort, daß <strong>der</strong> große Ste<strong>in</strong> trägt: Den Gefallenen.<br />
<strong>Guben</strong>er Jugend ist dabei<br />
Die Sportwettkämpfer am Sonnabend und Sonntag<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. Juni 1935<br />
In diesem Jahr hat die Reichsregierung die Hitler-Jugend mit <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Sportwettkämpfe beauftragt.<br />
Und das mit e<strong>in</strong>em guten Grund: Das neue Deutschland will nicht Hochzüchtung e<strong>in</strong>zelner, son<strong>der</strong>n die<br />
Gesamtbestleistung. Alle Jungen, Berufstätige und Schüler, nahmen daran teil. 20 Kameradschaften aus den<br />
Gefolgschaften und Son<strong>der</strong>scharen wetteiferten um den Sieg. Der Mannschaftskampf <strong>der</strong> HJ bestand <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr aus 100-Meter-Lauf, Weitsprung und Keulenweitwurf. Nicht die Leistung <strong>des</strong> E<strong>in</strong>zelnen galt, son<strong>der</strong>n die <strong>der</strong><br />
Mannschaft, je<strong>der</strong> Junge kämpfte nicht für sich, son<strong>der</strong>n für se<strong>in</strong>e Kameradschaft. Durch den Mannschaftskampf<br />
aber hat auch gestern wie<strong>der</strong> die Hitler-Jugend sich bekannt zu dem nationalsozialistischen Grundsatz: Nicht ich,<br />
son<strong>der</strong>n wir! In aller Frühe am 22. und 23. Juni weckte die <strong>Guben</strong>er e<strong>in</strong> fröhliches S<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> marschierenden<br />
Mädel. Dieser Tag war vom HJ-Geist bestimmt. Es galt, an beiden Tagen unter Beweis zu stellen, welches Ziel<br />
<strong>der</strong> Sport <strong>in</strong> <strong>der</strong> HJ erstrebt. Nicht auf die Spitzenleistung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelnen kommt es bei uns an, son<strong>der</strong>n auf die<br />
vollste E<strong>in</strong>satzbereitschaft e<strong>in</strong>es jeden Mädel für die Geme<strong>in</strong>schaft. Wir waren auch alle zur Stelle. Unsere<br />
sportliche Arbeit soll uns vorbereiten für unsere künftigen Aufgaben. Nachdem wir dann alle Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt<br />
hatten und uns genug <strong>des</strong> Sieges gefreut hatten, sangen wir unser Jugendlied und trennten uns mit e<strong>in</strong>em<br />
dreifachen Heil auf Führer, Volk und Bewegung. 200 Jungmädel und Mädel fanden sich am Nachmittag auf dem<br />
H<strong>in</strong>denburgplatz zu e<strong>in</strong>er bunten Spielwiese. Eltern und Bekannte konnten sich überzeugen, daß das Spiel e<strong>in</strong>en<br />
breiten Teil unserer Körpererziehung bildet. Am Sonntag Abend zogen HJ, BDM, Jungvolk und Jungmädel h<strong>in</strong>aus<br />
zur Kampfbahn, um die Sonnenwende zu feiern. Als im Westen die Sonne sank, nachdem sie <strong>des</strong> Tages<br />
längsten Lauf vollbracht, zogen im Osten dunkle Wolken auf. Doch das h<strong>in</strong><strong>der</strong>te die Teilnehmer nicht, den Festakt<br />
würdig zu begehen. Nach dem S<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>iger Lie<strong>der</strong> und dem Sprechchor <strong>der</strong> Hitler-Jugend entflammten die<br />
Holzstöße und hüllten die Kampfbahn <strong>in</strong> hellen Glutsche<strong>in</strong>. Dann sprach Oberbürgermeister Schmiedicke zur<br />
Jugend und führte etwa folgen<strong>des</strong> aus: Aus grauer Vorzeit ist uns dieses Fest <strong>der</strong> Sommersonnenwende von<br />
unseren Ahnen überliefert worden. Sie beg<strong>in</strong>gen diesen Tag <strong>in</strong> Dankbarkeit für den Segen <strong>des</strong> letzten<br />
Sonnenjahres. Unsere Vorfahren, mutig und kühn waren sie, aber e<strong>in</strong>s gelang ihnen nicht; das Volk zu e<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>heit zu schmieden. Ke<strong>in</strong> Volk <strong>der</strong> Erde hat so große Männer gehabt wie Deutschland. Doch wo große Männer<br />
aufstanden, da fanden sich Neidl<strong>in</strong>ge, die das Werk <strong>der</strong> Großen vernichten wollten. Zum ersten Male ist es Adolf<br />
Hitler gelungen, das deutsche Volk nach se<strong>in</strong>er zweitausendjährigen Geschichte zu e<strong>in</strong>en. Er hat das Reich groß<br />
und stark gemacht und Deutschland <strong>in</strong> die Mitte <strong>der</strong> Völker gestellt. Du deutsche Jugend bist berufen, dieses<br />
Erbe e<strong>in</strong>st anzutreten als künftiges Geschlecht. Wir alten Kämpfer haben die Zuversicht, daß ihr das Werk<br />
vollenden werdet. Jungen und Mädel, <strong>der</strong> Kampf wird Euch nicht geschenkt werden, denn es werden immer<br />
Kräfte am Werke se<strong>in</strong>, die neidisch das Werk zu zerstören suchen. Darum haltet Wache, daß das Heiligtum <strong>des</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> nicht verfälscht wird. Wir vertrauen aber auf Euch Jungen und Mädel.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 24.Juni 1935
- 61 -<br />
Das Jungbannsportfest<br />
Sonnabend und Sonntag <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
Vom Jungbann 1/12 wird mitgeteilt, daß das Sportfest stattf<strong>in</strong>det.<br />
Am Sonntag steigt nun das eigentliche Sportfest. Während die Tage Freitag und Sonnabend nur<br />
Vorausscheidungskämpfe brachten, kämpfen am Sonntag alle Jungschaften um den Sieg. Die Siegerjungschaft<br />
wird dann am 20. September <strong>in</strong> Neuköllner Stadion <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> um den Ehrenschild <strong>des</strong> Gauleiters kämpfen. Die<br />
Tagesfolge <strong>des</strong> Sonntags br<strong>in</strong>gt: Frühmorgens Frühsport, dann e<strong>in</strong> letzter Appell. Am Vormittag wird auf<br />
verschiedenen Plätzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt gesungen: Um ½ 11 Uhr werden dann alle E<strong>in</strong>heiten auf dem Marktplatz<br />
s<strong>in</strong>gen, wozu unser <strong>Guben</strong>er Fanfarenzug den Rahmen geben wird. Nach dem Mittagessen beg<strong>in</strong>nt frühzeitig auf<br />
dem H<strong>in</strong>denburgplatz <strong>der</strong> Ausscheidungskampf. Alle Fähnle<strong>in</strong> werden ihre besten Jungenschaften <strong>in</strong> den Kampf<br />
schicken. Um 16.30 Uhr steigt als Abschluß und Höhepunkt <strong>der</strong> Vorbeimarsch auf dem Marktplatz vor dem<br />
Oberbannführer und den e<strong>in</strong>geladenen Gästen und dem Jungbannführer. Sodann rücken alle E<strong>in</strong>heiten wie<strong>der</strong><br />
nach Hause ab.<br />
Unsere Pimpfe im friedlichen Wettstreit<br />
Sportfest <strong>des</strong> Jungbannes 1/12 – Rege Beteiligung<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 21.-22. September 1935<br />
Bis zum kle<strong>in</strong>sten Pimpf reißt sich alles zusammen. Das Jungbannsportfest hat gezeigt, daß wir im letzten<br />
Sommer, dem Jahre <strong>der</strong> körperlichen Ertüchtigung, wie es <strong>der</strong> Reichsjugendführer nannte, e<strong>in</strong>en ordentlichen<br />
Schritt vorwärts gekommen s<strong>in</strong>d. Bedeutend wird die Auswirkung <strong>des</strong> Sportfestes auf die kommende Arbeit <strong>des</strong><br />
Jungvolkes im ganzen Jungbann 1/12 se<strong>in</strong>. „Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Kur-Sportler. Nur im Rahmen <strong>der</strong> Erziehung <strong>des</strong><br />
Jungen zum politisch denkenden Menschen befassen wir uns mit Sport und Körperertüchtigung.“<br />
Pressetagung <strong>der</strong> HJ<br />
Sonnabend und Sonntag <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 23.September 1935<br />
Am 21./22. September führte die Presse- und Propagandastelle <strong>des</strong> Bannes 12 unter Leitung <strong>des</strong> Scharführers<br />
W. Ritter, wie uns geschrieben wird, e<strong>in</strong>e Arbeitstagung durch. Es wurde Rückblick auf die geleistete Arbeit<br />
gehalten und Vorschau und Vorarbeit für die nun beg<strong>in</strong>nende W<strong>in</strong>terarbeit. Am Sonnabend Abend legte <strong>der</strong><br />
Führer <strong>des</strong> Bannes 12 Unterbannführer Werner Schulze, die Grundl<strong>in</strong>ien für die Presse- und Propagandaarbeit<br />
im Bann 12 fest. Die Tagung sollte <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Schulung <strong>der</strong> HJ-Propagandisten dienen. Deshalb kamen<br />
auch die Propagandamittel <strong>der</strong> HJ zu e<strong>in</strong>er Darstellung, so daß je<strong>der</strong> Teilnehmer <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Beziehung über die ihm<br />
zur Verfügung stehenden Arbeitsmethoden aufgeklärt ist. Der zweite Tag begann mit e<strong>in</strong>em Kampfballspiel.<br />
Danach wurde von den 40 Jungen und Mädeln das <strong>Guben</strong>er Museum besichtigt. Anschließend sprach im Heim<br />
„Totila“ <strong>der</strong> Presse- und Propaganda-Abteilungsleiter <strong>des</strong> Gebietes, Bannführer Otto Rietdorf, ausführlich über die<br />
Anwendung <strong>der</strong> Propagandamittel <strong>der</strong> HJ und legte die beabsichtigten Aktionen <strong>des</strong> Gebietes Kurmark und ihre<br />
Bedeutung klar.<br />
Das Bannsportfest <strong>der</strong> HJ (am 13.10.1935/Red.)<br />
Kundgebung am Markt - Vorbeimarsch <strong>der</strong> Formationen<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 23. September 1935<br />
Nach Beendigung <strong>der</strong> sportlichen Wettkämpfe <strong>der</strong> HJ marschierten gestern die Unterbanne auf dem Marktplatze<br />
zu e<strong>in</strong>er großen Kundgebung auf. Zuerst ergriff <strong>der</strong> stellv. Kreisleiter Pg. Ebert das Wort. Er überbrachte <strong>der</strong><br />
Jugend die Grüße und Glückwünsche <strong>des</strong> Kreisleiters und Oberbürgermeisters Schmiedicke. Er gab weiter se<strong>in</strong>er<br />
Freude Ausdruck über das auf dem H<strong>in</strong>denburgplatz geschehene: die Jugend habe bewiesen, daß sie zu<br />
kämpfen versteht, und daß sie im S<strong>in</strong>ne <strong>des</strong> Zieles arbeitet, das ihr Führer <strong>in</strong> Nürnberg gestellt hat.<br />
Vor 100 Jahren galt die körperliche Ertüchtigung als staatsgefährlich, und noch vor 25 Jahren war das<br />
Fußballspiel auf den höheren Schulen als zu roh verboten. Heute schafft die Jugend durch die Pflege <strong>der</strong><br />
Leibesübungen e<strong>in</strong>e straffe körperliche und seelische Haltung als Grundlage für die Pflege <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong>.<br />
Unsere jetzige Jugend hat noch die beson<strong>der</strong>e Aufgabe, für dieses Ziel zu kämpfen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />
nationalsozialistischen Weltanschauung als die junge Garde Adolf Hitlers. Sie hat das große Glück, von Jugend<br />
auf h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwachsen <strong>in</strong> den nationalistischen Geist und noch etwas zu spüren von dem Kampfe um die<br />
nationalsozialistischen Befestigung <strong>des</strong> nationalistischen Geistes <strong>in</strong> unserem Volke. Pg. Ebert schloß se<strong>in</strong>e<br />
Ansprache mit den Worten: " Junge Garde wir grüßen Dich, und wir grüßen <strong>in</strong> Dir unsern Führer."
- 62 -<br />
Dann wandte sich Gebietsführer Werner Kuhnt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er längeren Ansprache an die HJ. Was heute gezeigt wurde,<br />
war nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Ausschnitt von dem Ziel, das wir uns vorgenommen haben. Wir wollen so werden wie es <strong>der</strong><br />
Führer von uns <strong>in</strong> Nürnberg verlangt hat, und wir werden es schaffen. Wenn wir im nächsten Jahre unser<br />
Gebietssportfest <strong>in</strong> dem schönen <strong>Guben</strong>er Stadion feiern werden, dann werden wir zeigen, wie wir <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>en<br />
Jahre vorwärts gekommen s<strong>in</strong>d, je<strong>der</strong> auf dem Sportgebiet das ihm beson<strong>der</strong>s am Herzen liegt. Wir wissen, daß<br />
dieser sportliche Weg <strong>der</strong> richtige ist, weil aus dieser Arbeit e<strong>in</strong>e Kameradschaft wächst, die nicht mehr zu<br />
zerstören ist. Auf dieser Ebene gibt nicht bessere Schulbildung o<strong>der</strong> das Geld <strong>des</strong> Vaters, nicht <strong>der</strong> Zufall und<br />
das Glück den Ausschlag, son<strong>der</strong>n die bessere Leistung, die große Tüchtigkeit, die wirksam wird aus dem Blute,<br />
das Gott uns gegeben hat. Und ke<strong>in</strong>er von denen, die heute noch nicht bei uns s<strong>in</strong>d, soll me<strong>in</strong>en, daß etwa unser<br />
Kampf um ihn aufgehört habe, im Gegenteil. Das Bild <strong>der</strong> HJ wird von Jahr zu Jahr geschlossener und<br />
gefestigter, und wenn sie nicht zu uns kommen, werden sie e<strong>in</strong>es Tages feststellen müssen, daß sie außerhalb<br />
<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> deutschen Jugend stehen. Wir werden uns diejenigen ankreiden, die den Bummel über den<br />
Dienst und das Tanzkränzchen über die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Kameraden stellen.<br />
Der Gebietsführer beschäftigte sich nun e<strong>in</strong>gehend mit den Ausreden, die immer wie<strong>der</strong> vorgebracht werden, um<br />
den Jungen nicht <strong>in</strong> die HJ zu geben.<br />
Da sagen die e<strong>in</strong>en: Ich würde ja me<strong>in</strong>en Sohn <strong>in</strong> die HJ geben, wenn <strong>in</strong> ihr nicht Jugendliche son<strong>der</strong>n<br />
erwachsene Männer die Führung hätten. Mit ihnen haben wir nichts mehr zu schaffen, denn wenn <strong>der</strong> Führer<br />
sagt, daß Jugend von Jugend geführt werden soll, dann tun wir das eben wie wir ihm auch folgen würden, wenn<br />
er angeordnet hätte, daß Greise die Führer se<strong>in</strong> sollten. Wer also an <strong>der</strong> HJ Kritik übt, kritisiert den Führer, das<br />
sollte sich je<strong>der</strong> gesagt se<strong>in</strong> lassen. Darum lassen wir diesen Grund nicht gelten.<br />
Und es kommen an<strong>der</strong>e und sagen: In <strong>der</strong> HJ machen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> nur Dummheiten! Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die früher nicht <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> HJ waren, haben auch Dummheiten gemacht, und wenn heute e<strong>in</strong> Hitlerjunge das tut, dann tut er es nicht<br />
wegen, son<strong>der</strong>n trotz <strong>der</strong> HJ. Für die gute o<strong>der</strong> schlechte Erziehung trägt letzten En<strong>des</strong> nicht die Organisation,<br />
son<strong>der</strong>n das Elternhaus die Verantwortung. In <strong>der</strong> HJ wird aber das, was an Neigung zum Dummheiten machen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jungen vorhanden ist, umgeformt <strong>in</strong> Diszipl<strong>in</strong> und Verantwortung. Diese Tatsache ist vielfach<br />
beobachtet worden.<br />
Dann hört man weiter: Den nötigen Schliff bekommt me<strong>in</strong> Junge noch. Aber das e<strong>in</strong>e begreifen diese Leute nicht,<br />
daß es nicht darauf ankommt, daß er Schliff bekommt, son<strong>der</strong>n daß er e<strong>in</strong> guter Nationalsozialist wird. Das wird<br />
man aber nicht durch zweijährige Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er Organisation, son<strong>der</strong>n wenn man sich von K<strong>in</strong>dheit an<br />
darum bemüht, dafür opfert und mit se<strong>in</strong>em Herzen dafür e<strong>in</strong>stellt. Dienst zu tun für die Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
E<strong>in</strong> vierter Grund: Me<strong>in</strong> Junge muß etwas lernen. Es war niemand an<strong>der</strong>s als die HJ, die den<br />
Reichsberufswettkampf durchgeführt und sich damit beson<strong>der</strong>s stark zur Leistung bekannt hat. Es ist also Uns<strong>in</strong>n<br />
zu sagen, daß durch die HJ die Leistungen bee<strong>in</strong>trächtigt würden. Arbeit und Leistung s<strong>in</strong>d die Voraussetzung,<br />
daß Deutschland wie<strong>der</strong> hoch kommen kann.<br />
Als Grund gegen die HJ wird auch angegeben: Ich habe ke<strong>in</strong> Geld. Am Beitrag soll es nicht scheitern.<br />
Hauptsache ist, daß man nur von Herzen Nationalsozialist ist.<br />
Wer nun noch mit an<strong>der</strong>en Ausreden kommt, <strong>der</strong> zeigt damit, daß er bösen Willens ist und den<br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Innern nicht bejaht. Denen geben wir e<strong>in</strong>e Antwort: HJ - Dienst ist Dienst für<br />
Deutschland. Das Recht, e<strong>in</strong>en Jungen vom Dienst für Deutschland abzuhalten, hat ke<strong>in</strong> Alter mehr. Darum<br />
werden wir nicht aufhören darum zu r<strong>in</strong>gen, daß auch <strong>der</strong> letzte deutsche Junge zur HJ kommt. Wenn trotzdem<br />
welche nicht kommen, so liegt das nicht am Jungen, son<strong>der</strong>n das ist dann <strong>der</strong> böse Wille <strong>des</strong> Spießertums und<br />
<strong>der</strong> Reaktion. Dagegen werden wir ankämpfen, und mit ihnen werden wir schon fertig werden. Und wenn e<strong>in</strong>er<br />
gar nicht kommen will, dann Jungen, brecht mit ihm. Er kann euer Kamerad nicht se<strong>in</strong>, schneidet ihn und<br />
bezeichnet ihn als das, was er ist, e<strong>in</strong> Schmarotzer, <strong>der</strong> aus eurer Arbeit und eurem Dienst nur den Nutzen<br />
ziehen will. Ihr tragt das Braunhemd Adolf Hitlers, ihr tragt den Namen Adolf Hitlers, ihr bekommt e<strong>in</strong>st die Fahne<br />
<strong>des</strong> Führers, <strong>der</strong> Partei, die Fahne Deutschlands <strong>in</strong> die Hände, und ihr werdet sie weiter tragen, damit<br />
Deutschland lebe! Dafür sollt ihr aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend das Kämpfen lernen.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen rückten ab und formierten sich für den Vorbeimarsch vor dem Gebietsführer. Dieser<br />
Vorbeimarsch unter dem Marschklang <strong>der</strong> HJ-Kapelle bot <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>brechenden Abendstunde e<strong>in</strong> überaus gutes<br />
Bild und wurde von den vielen Gästen und Zuschauern, die sich zu dieser Stunde am Markt e<strong>in</strong>gefunden hatten,<br />
mit großer Freude aufgenommen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 14. Oktober 1935<br />
BDM: Die Jugendorganisation <strong>der</strong> NSDAP umfaßt die HJ für Jungen und den BDM für die Mädchen. Den Namen<br />
“Schwesternschaften“ erhielten sie 1928. 1930 wurde die Mädchengruppe <strong>in</strong> die HJ aufgenommen.<br />
Quelle: Lexikon III. Reich, Friedemann Bedürftig, Carlsen Verlag GmbH, Hamburg, 1994
- 63 -<br />
Führungswechsel im B.D.M.<br />
Mit <strong>der</strong> Führung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> deutscher Mädel, Gau Lausitz, ist die bisherige Stabsführer<strong>in</strong> <strong>des</strong> Obergaues<br />
Kurmark, Erna Pflugradt, <strong>Guben</strong>, beauftragt worden. Die bisherige Gauführer<strong>in</strong> Hedwig Muschka, Calau, wurde<br />
beurlaubt.<br />
Vom „Bund Deutscher Mädel“.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 23. November <strong>1933</strong><br />
Die bisherige Gruppenführer<strong>in</strong>, Edith Rugewitz, wurde von <strong>der</strong> Untergauführer<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Führung <strong>des</strong> gesamten<br />
Mädelr<strong>in</strong>ges <strong>Guben</strong>- Stadt beauftragt. Ruth Bewersdorf wurde mit <strong>der</strong> Führung <strong>des</strong> R<strong>in</strong>ges <strong>Guben</strong>- Land<br />
beauftragt.<br />
Wechsel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Deutsche Mädel.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 18. Januar 1934<br />
Die bisherige Untergauführer<strong>in</strong>, Erna Pflugradt, hat ihr Amt als Untergauführer<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>gelegt und mit sofortiger<br />
Wirkung ist Edith Rugewitz von <strong>der</strong> Gauführer<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Führung <strong>des</strong> Untergaues <strong>Guben</strong> beauftragt worden. Am<br />
Donnerstag Abend war noch e<strong>in</strong>mal <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Führer<strong>in</strong>nen und alten Mädels beisammen. Erna versetzte ihre<br />
Zuhörer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die <strong>Zeit</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> BDM noch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schar war und sie die Ortsgruppenführer<strong>in</strong>. Bald zwei Jahre<br />
hatte sie die Führung <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>, als sie dann als Stabsführer<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Gau Kurmark kam, doch dann bald wie<strong>der</strong><br />
nach <strong>Guben</strong> zurückkehrte. Die alten Mädels wissen am meisten, was sie <strong>in</strong> Erna verlieren, denn Freud und Leid<br />
<strong>der</strong> Gruppe haben sie damals mit ihr geteilt. Wenn sie nun jetzt von ihnen geht, so wird niemand vergessen,<br />
welch ungeheure Arbeit sie geleistet hat, um den BDM <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> so aufzubauen, wie er jetzt dasteht.<br />
Bismarckjugend <strong>der</strong> deutschnationalen Front<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag 24.-25. März 1934<br />
E<strong>in</strong>e Jungmädchengruppe <strong>der</strong> deutschnationalen Bismarckjugend wurde gestern, <strong>in</strong> unserer Stadt gegründet. Die<br />
Führung liegt zunächst <strong>in</strong> den Händen von Frau Studienrat Dr. Scherdtfeger, Neißestr. 49, die weitere Meldungen<br />
deutschnational ges<strong>in</strong>nter Mädchen aus allen Bevölkerungsschichten entgegennimmt. Zweck <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong> ist es,<br />
<strong>in</strong> friedlichen Wettbewerb mit an<strong>der</strong>en Gruppen und Bünden, die ähnliche Ziele verfolgen, die Jugend im<br />
nationalen, christlichen und sozialen S<strong>in</strong>ne zu verantwortungsvoller Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft<br />
heranzubilden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 17.Mai <strong>1933</strong><br />
21. Juni <strong>1933</strong>: Die Kampfr<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> deutsch – nationalen Front, die Jugendgruppen <strong>des</strong> Bismarckbun<strong>des</strong> und <strong>der</strong><br />
Großdeutsche Jugendbund werden vom Reichsjugendführer von Schirach aufgelöst.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Bismarck- Bund, Jungmädchengruppe <strong>der</strong> deutschnationalen Front aufgelöst. Im Rahmen <strong>der</strong> Regierungsaktion<br />
wurde heute vormittag <strong>der</strong> von Frau Dr. Schwerdtfeger geleitete Bismarck-Bund, Jungmädchengruppe <strong>der</strong><br />
deutschnationalen Front, aufgelöst.<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 21 Juni <strong>1933</strong>
- 64 -<br />
Komplex 8 – Freiwilliger Arbeitsdienst / Reichsarbeitsdienst (RAD)<br />
15. März <strong>1933</strong>: Der neu ernannte Reichskommisar für den Freiwilligen Arbeitsdienst, Reichsarbeitsm<strong>in</strong>ister Franz<br />
Seldte, trifft erste vorläufige Regelungen für <strong>des</strong>sen organisatorischen Ausbau.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Drei Jahre Arbeit für 216 Arbeitsdienstpflichtige.<br />
(Auszüge aus Bericht über die Stadtverordnetenversammlung am 11.07.<strong>1933</strong>/Red.)<br />
8. Ausbau <strong>der</strong> ehem. Militärschießstände nördlich <strong>der</strong> Eisenbahn <strong>Guben</strong>-Crossen:<br />
Der Ausbau <strong>der</strong> Militärschießstände zu e<strong>in</strong>em Volkserholungspark unter möglichster Beibehaltung se<strong>in</strong>es<br />
natürlichen Charakters steht schon seit längerer <strong>Zeit</strong> im Programm <strong>der</strong> vordr<strong>in</strong>glich auszuführenden Arbeiten. Von<br />
den ehemaligen Schießständen sollen dabei für den Schießsport 1 bis 2 nach mo<strong>der</strong>nen Grundsätzen ausgebaut<br />
werden. ...15. Kampfbahn für Kraftwagen, Krafträ<strong>der</strong> und Fahrrä<strong>der</strong> um den Flughafen herum: Sportverbände, die<br />
den Motorrad- und Fahrradsport betreiben, haben schon vor e<strong>in</strong>er Reihe von Jahren Propaganda für e<strong>in</strong>e<br />
Kampfbahn um unseren Flughafen herum gemacht. Die Ausführungen scheiterte bisher an den verhältnismäßig<br />
hohen Kosten. Der Magistrat schlägt diese Bauausführung jetzt im Rahmen <strong>der</strong> Arbeitsdienstpflicht erneut vor,<br />
weil man sich von e<strong>in</strong>er solchen Kampfsportbahn durch Veranstaltung von Wettfahrten für die Wirtschaft unserer<br />
Stadt große Vorteile verspricht. Diese Kampfbahn würde bei den jetzt vorhandenen Abmessungen unseres<br />
Flughafens e<strong>in</strong>e Länge von rund 2000 m erhalten. Wenn wir damit rechnen müssen, daß wir unseren Flughafen<br />
erweitern müssen, um auch später großen Flugzeugen, die e<strong>in</strong>e Start- und Lan<strong>des</strong>trecke von etwa 1000 m<br />
benötigen, - jetzt stehen nur etwa 600 m zur Verfügung -, den Verkehr auf unserem Flughafen zu ermöglichen,<br />
muß die Kampfbahn e<strong>in</strong>e Länge von rund 3000 m erhalten. 2000 RM für e<strong>in</strong>en neuen Wehrsportkursus. Zur<br />
Durchführung e<strong>in</strong>es weiteren Wehrsportkursus <strong>des</strong> Reichskuratoriums für Leibesübungen werden im<br />
Haushaltsplan für <strong>1933</strong> 2000 RM e<strong>in</strong>gesetzt und um diesen Betrag <strong>der</strong> Verfügungsfond <strong>der</strong><br />
Stadtverordnetenversammlung ermäßigt. Gerade habe, so sagte hierzu Rechtsanwalt Maracke, die SA e<strong>in</strong>en<br />
Wehrsportkursus beendet und zwar mit außerordentlichem Erfolge. Die Zahl <strong>der</strong> Soldaten sei uns beschränkt, wir<br />
hätten daher die Aufgabe, auf an<strong>der</strong>e Weise für die militärische Ertüchtigung unseres Volkes zu sorgen. Mitte Juli<br />
soll im Jugendheim e<strong>in</strong> neuer Wehrsportkursus beg<strong>in</strong>nen, für den etwa RM 1600 erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Es werden<br />
aber von vornhere<strong>in</strong> RM 100 mehr beantragt, damit die SA Leute ausreichend gut verpflegt werden können. Die<br />
vier Dr<strong>in</strong>glichkeitsanträge fanden e<strong>in</strong>stimmige Annahme. Die Versammlung fand um dem geme<strong>in</strong>samen Gesang<br />
<strong>der</strong> ersten Strophe <strong>des</strong> Horst-Wessel-Lie<strong>des</strong> ihren würdigen Abschluß.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 12. Juli <strong>1933</strong><br />
23. September <strong>1933</strong>: Bei dem ersten offiziellen Spatenstich für den Bau <strong>der</strong> Autobahn Frankfurt – Heidelberg ruft<br />
Hitler die Autobahnarbeiter stellvertretend auf: „Deutsche Arbeiter, ans Werk!“<br />
Heute Mittag wurde die Arbeitsdienstausstellung <strong>Guben</strong> eröffnet.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Der Arbeitsdienst erhält für unsere Stadt e<strong>in</strong>e immer größere Bedeutung. Nächstens werden e<strong>in</strong> Teil von<br />
Arbeitsdienstlagern, die sich jetzt noch im Landkreise bef<strong>in</strong>den, nach <strong>Guben</strong> verlegt, so das hier e<strong>in</strong> wirkliches<br />
Stammlager entsteht. Dazu kommt die beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>Guben</strong>s für e<strong>in</strong> Arbeitsdienstgedanken überhaupt,<br />
denn hier <strong>in</strong> unserem Landekreise s<strong>in</strong>d ja im April 1932 mit die ersten Abteilungen von freiwilligen<br />
Arbeitsdienstkräften e<strong>in</strong>gesetzt worden. Hier wurden die ersten Erfahrungen gesammelt, Erfahrungen, die bei <strong>der</strong><br />
staatlichen Zusammenfassung <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge sicherlich von großem Wert gewesen s<strong>in</strong>d. ... Es muß für jeden<br />
<strong>Guben</strong>er e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit se<strong>in</strong>, die Arbeitsdienstausstellung zu besuchen. Für die Eltern junger Männer<br />
und junger Mädchen wird es aber geradezu zur Pflicht werden, und es darf <strong>in</strong> Zukunft ke<strong>in</strong>en jungen Mann und<br />
späterh<strong>in</strong> auch ke<strong>in</strong> junges Mädchen mehr geben, die nicht <strong>in</strong> die Schule <strong>des</strong> Arbeitsdienstes gegangen s<strong>in</strong>d; weil<br />
dem so ist, geht die Arbeitsdienstausstellung be<strong>in</strong>ahe jeden Mitbürger persönlich an. Die Straßen <strong>der</strong> Stadt waren<br />
festlich geflaggt und auf dem Hamdorffplatz, auf dem die Reden und die Musik aus <strong>der</strong> Turnhalle durch<br />
Lautsprecher übertragen wurde, war gegen 12 Uhr von Arbeitsdienstlern <strong>in</strong> grauen Uniformen und von<br />
Zuschauern überfüllt. ... Zuversichtlich und männlich schmetterten, ehe die Begrüßungsrede erfolgte, die Klänge<br />
<strong>des</strong> Kürassiermarsches <strong>in</strong> den Raum. E<strong>in</strong> Sprech- Chor <strong>der</strong> Abteilung 7/38 riß den Geist <strong>des</strong> Arbeitsdienstes auf,<br />
das Werksoldatenlied half weiter, daß wir gleich zu Beg<strong>in</strong>n die Luft spürten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das Werk <strong>des</strong> Arbeitsdienstes<br />
gedeiht. Die Begrüßung <strong>der</strong> Gäste erfolgte durch den Gruppenführer Arbeitsführer Schmidt. Er sprach zunächst<br />
dem Gauarbeitsführer Eisenbeck den Dank für se<strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>en aus. Dann dankte er dem Oberbürgermeister<br />
Schmiedicke für die bereitwillige Stellung <strong>der</strong> Hamdorffturnhalle sowie für das Entgegenkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelung<br />
<strong>der</strong> Unterkunft <strong>der</strong> Arbeitsdienstfreiwilligen. Er begrüßte ferner unseren Landrat Geheimrat Dr. Kaempfe, den<br />
Landgerichtspräsidenten Dr. Brecht, den Standartenführer Schulz - Sembten, den Präsidenten <strong>der</strong>
- 65 -<br />
Handwerkskammer, Paul Hefter, den Führer <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er SS Willmann, den Leiter <strong>des</strong> Arbeitsamts Dr. Hellwig,<br />
Herrn Landwirtschaftsrat Knoefel, Polizeikommissar Zucknick, die Vertreter <strong>der</strong> Stadt- und Landkreisbehörden,<br />
die Geme<strong>in</strong>de- und Amtsvorsteher, die Herrn vom hiesigen Land- und Amtsgericht, die Leiter <strong>der</strong> Schulen, <strong>der</strong><br />
NS- Hago und GHG. und viele an<strong>der</strong>e mehr.<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend – Sonntag, 20.- 21. Januar 1934
Komplex 9 - Kommunale Ereignisse<br />
- 66 -<br />
Silvester und Neujahr <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>.<br />
Es war überall e<strong>in</strong>e gewisse Hoffnungsfreudigkeit vorhanden, es war überall mehr Zuversicht da, als sonst. Es<br />
s<strong>in</strong>d an sich noch gar nicht beson<strong>der</strong>s klare Anzeichen vorhanden, dass es besser wird, aber man hat erkannt,<br />
mit dem Trübsal blasen ist man auch nicht weiter gekommen und nun ist gewissermaßen „Glaube an die bessere<br />
<strong>Zeit</strong>“ <strong>der</strong> letzte Schrei. Auf diese bessere <strong>Zeit</strong>, auf diese besseren Verhältnisse ist nun allgeme<strong>in</strong> angestoßen<br />
worden. Prosit <strong>1933</strong>! Es möge Dir nutzen! Es wird uns schon nützen, das Jahr <strong>1933</strong>! Es soll uns nützen! Wir<br />
klammern uns daran! Sei gegrüßt kommen<strong>des</strong> Jahr! Es kam mit Regen und grau verhangenen Wolken. Ach wie<br />
schlug uns dieser erste Morgen gleich nie<strong>der</strong>. Da wir jedoch gewillt s<strong>in</strong>d durchzukommen, konnte uns alles nur<br />
e<strong>in</strong> Symbol se<strong>in</strong>: durch dieses Grau müssen wir noch, ehe die Sonne sche<strong>in</strong>t.<br />
Straßenumbenennung.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 2. Januar <strong>1933</strong><br />
Auf Grund <strong>der</strong> Beschlüsse <strong>der</strong> städtischen Körperschaften s<strong>in</strong>d mit sofortiger Wirkung folgende Straßen und<br />
Plätze umbenannt worden: Der Ebert- Platz <strong>in</strong> „Tannenberg- Platz, <strong>der</strong> Sportplatz Schreibersche Wiesen <strong>in</strong> „<br />
H<strong>in</strong>denburg- Platz“, die Frankfurter Straße <strong>in</strong> „Hitler- Straße“, die Bahnhofsstraße <strong>in</strong> „Kube- Straße“. (20. 4. 33<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Straßenumbenennungen im Deutschen Reich/Red.)<br />
3. Oktober: Fliegeralarm!<br />
Große Luftschutzübung <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>. - Je<strong>der</strong> muss teilnehmen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 12. April <strong>1933</strong><br />
Für Cottbus und <strong>Guben</strong> wird am diesem Tage von 7–24 Uhr <strong>der</strong> „Zustand erhöhter Luftgefahr“ gegeben werden,<br />
<strong>der</strong> zunächst nicht öffentlich <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung tritt. Sodann werden im Laufe <strong>des</strong> Tages und <strong>in</strong> den Abendstunden<br />
e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere Luftangriffe durch ermietete Verkehrsflugzeuge dargestellt werden. Hierzu s<strong>in</strong>d vorgesehen: 1.<br />
Die Alarmierung <strong>der</strong> gesamten Zivilbevölkerung. 2. Die Stillegung <strong>des</strong> gesamten Verkehrs und polizeiliche<br />
Räumung sämtlicher Straßen und Plätze. 3. Ab 19 Uhr E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> gesamten Straßenbeleuchtung auf e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong><strong>des</strong>tmaß und völlige Verdunkelung im Falle e<strong>in</strong>es bevorstehenden Luftangriffs. 4. Der E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> gesamten<br />
E<strong>in</strong>satz- und Bereitschaftskräfte <strong>des</strong> Sicherheits- und Hilfsdienstes (Polizei, Feuerwehr, Sanitätskolonnen usw.)<br />
zum Zwecke <strong>der</strong> Hilfeleistung bei angenommenen Bombenschäden.<br />
Heldengedächtnisfeier <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
(zu Ehren <strong>der</strong> gefallenen deutschen Soldaten im 1. Weltkrieg/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 21.September <strong>1933</strong><br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Feier. Das Lipsch´sche Orchester unter se<strong>in</strong>em Dirigenten eröffnete die Gedächtnisstunde mit den<br />
feierlichen Klängen <strong>des</strong> Vorspiels zum „Tannhäuser“ Richard Wagners. Im Auftrage <strong>des</strong> Herrn<br />
Oberbürgermeisters Schmiedicke, <strong>der</strong> am Ersche<strong>in</strong>en verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t war, weil er vom Führer zur Teilnahme an <strong>der</strong><br />
Feier <strong>des</strong> ersten Spatenstichs für die Reichs- Autostraße Frankfurt – Heidelberg befohlen war, hieß <strong>der</strong> stellv.<br />
Kreisleiter, Pg. Ebert, gleichzeitig auch im Namen <strong>der</strong> Frau Kreiskulturwart Nora Schmidt alle, die zu dem Fest<br />
erschienen s<strong>in</strong>d, herzlich willkommen. Insbeson<strong>der</strong>e begrüßte <strong>der</strong> Redner die Verbände und Vere<strong>in</strong>e, die von<br />
auswärts nach <strong>Guben</strong> gekommen s<strong>in</strong>d, um geme<strong>in</strong>sam mit uns dieses Fest zu feiern, ferner die Gesangvere<strong>in</strong>e,<br />
die durch ihre Lie<strong>der</strong> die Feier verschönen wollen. ... Gedächtnisrede. Auch wir hier <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> wollen uns<br />
bes<strong>in</strong>nen, was wir den gefallenen Söhnen unserer Stadt schuldig s<strong>in</strong>d. In 15 Jahren haben wir es nicht fertig<br />
gebracht, den Söhnen <strong>der</strong> Heimat, die für sie gestorben s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Denkmal zu setzen. Diese Schuld soll jetzt<br />
gelöscht werden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 25. September <strong>1933</strong>
- 67 -<br />
<strong>Guben</strong> an <strong>der</strong> Schwelle <strong>des</strong> neuen Jahres (1935/Red.),<br />
die <strong>Zeit</strong> nationalsozialistischen Aufbaues <strong>in</strong> unserer Stadt<br />
War das Jahr <strong>1933</strong> das Jahr <strong>der</strong> Eroberung <strong>der</strong> Macht und <strong>des</strong> Sieges für den <strong>Nationalsozialismus</strong>, so kann man<br />
das Jahr 1934 als das Jahr bezeichnen, <strong>in</strong> dem ernsthaft und erfolgreich an das Werk systematischen Aufbaues<br />
auf allen Gebieten <strong>des</strong> kommunalen, wirtschaftlichen, kulturellen Lebens im Geiste <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong><br />
gegangen wurde. Auf kommunalem Gebiete war <strong>der</strong> erste bedeutungsvolle Tag schon <strong>der</strong> 9. Januar, an dem<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke endgültig als Führer <strong>der</strong> Stadt bestätigt und ihm <strong>in</strong> feierlicher Sitzung <strong>des</strong><br />
Magistrats und <strong>der</strong> Ratsherren durch den Regierungspräsidenten die Bestätigungsurkunde überreicht wurde.<br />
Damit wurden die Geschicke <strong>der</strong> Stadt endgültig <strong>in</strong> die Hände e<strong>in</strong>es Mannes gelegt, <strong>der</strong> zu den ältesten<br />
Kämpfern und Mitarbeitern unseres Führers zählt und die Gewähr bietet, daß unsere Stadt wahrhaft<br />
nationalsozialistisch verwaltet und geführt wird. In gleichem S<strong>in</strong>ne gewertet werden muß die Ernennung <strong>des</strong><br />
Stadtrats Dr. W<strong>in</strong>kler zum Bürgermeister und <strong>des</strong> Verwaltungsdirektors Wonde zum Stadtkämmerer. Die<br />
Vereidigung aller Beamten <strong>der</strong> Stadt auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler verbürgt die Durchdr<strong>in</strong>gung<br />
<strong>der</strong> gesamten Stadtverwaltung mit nationalsozialistischen Geist bis <strong>in</strong> die untersten Stellen h<strong>in</strong>. Erfolgreiche<br />
F<strong>in</strong>anzwirtschaft für Kommunale Aufbauarbeit wurde von <strong>der</strong> nationalsozialistischen Stadtverwaltung vor allem<br />
auf dem Gebiete <strong>der</strong> städtischen F<strong>in</strong>anzwirtschaft geleistet. Durch Ausnutzung <strong>der</strong> Möglichkeiten, die durch das<br />
Geme<strong>in</strong>def<strong>in</strong>anzgesetz gegeben wurden, und durch e<strong>in</strong>e sparsame, vorausschauende Wirtschaftspolitik, war es<br />
nicht nur möglich, für das Jahr 1934 e<strong>in</strong>en ausgeglichenen Etat vorzulegen, es konnte für das Jahr <strong>1933</strong> e<strong>in</strong> Etat<br />
überschuß von rund 76 000 RM und für 1934 <strong>in</strong>folge mehrerer zünftiger Umstände (Nachzahlung von Steuern<br />
durch das Reich, Mehrertragnisse <strong>der</strong> Stadtforst u. a.) sogar e<strong>in</strong> solcher von 400 000 RM festgestellt werden.<br />
Dadurch war die Stadt <strong>Guben</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, auch ihrerseits Maßnahmen <strong>in</strong> die Wege zu leiten und auszuführen,<br />
die das große Werk <strong>des</strong> Führers bezüglich <strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit wirksam unterstützten. Der Bau<br />
<strong>der</strong> Kampfbahn und das damit verbundene Ehrenmal für die Gefallenen <strong>der</strong> Stadt konnte soweit geför<strong>der</strong>t<br />
werden, daß se<strong>in</strong>e Fertigstellung nahe bevorsteht und <strong>Guben</strong> im nächsten Jahre, wenn das große<br />
Brandenburgische Gauturnfest <strong>in</strong> den Mauern unserer Stadt gefeiert werden wird, e<strong>in</strong>e ideale sportliche<br />
Kampfstätte zur Verfügung steht. Der Siedlungsbau konnte seitens <strong>der</strong> Stadt durchgeführt werden. Erwähnt sei<br />
hierbei gleichzeitig, daß auch seitens <strong>der</strong> NS-Geme<strong>in</strong>schaft "Kraft durch Freude" <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ostsiedlung e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von Siedlungshäusern erstellt wurde. Als wirtschaftlich bedeutsam muß weiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Stadt die<br />
Tatsache verzeichnet werden, daß zahlreiche größere Verbände hier ihre Tagungen abhielten (Landwirte,<br />
ehemalige Kriegsgefangene, Kavallerieverband <strong>der</strong> Ostmark, Schlosser, Gärtner, Südostmärkischer Sängerbund,<br />
Schönheit <strong>der</strong> Arbeit, Bund nationalsozialistischer deutscher Juristen u. a.). Solche Tagungen unterstützen auch<br />
wesentlich die von <strong>der</strong> Stadt betriebene Verkehrswerbung, und ihrer Abhaltung sollte daher vermehrte<br />
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Namentlich das kommende Jubiläumsjahr sollte für jeden Verband und jede<br />
wirtschaftliche Organisation Veranlassung se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e größere Tagung nach <strong>Guben</strong> zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Das <strong>Guben</strong> <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong>. Der weltanschaulichen Schulung <strong>der</strong> Bürgerschaft im<br />
nationalsozialistischem Geiste hat man im vergangenen Jahre erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt. Es wird<br />
hierbei weniger gedacht an die Schulungsarbeit, die geleistet wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> NSDAP und allen ihren Glie<strong>der</strong>ungen,<br />
son<strong>der</strong>n vor allem an die großen öffentlichen Veranstaltungen, durch die nationalsozialistisches Gedankengut an<br />
die breitesten Volkschichten herangetragen wird. In großen politischen Versammlungen hatten wir Gelegenheit,<br />
namhafte Redner <strong>der</strong> Partei zu hören, die stets die Möglichkeit hatten, e<strong>in</strong>er großen Schar von Hörern die<br />
Grundsätze <strong>der</strong> Bewegung und die Folgerungen, die daraus für den e<strong>in</strong>zelnen Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stellung zur<br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft erwachsen, darzulegen. Allen voran sei genannt unser Ehrenbürger, <strong>der</strong> Gauleiter und<br />
Oberpräsident Wilhelm Kube, <strong>der</strong> zweimal <strong>der</strong> Stadt die Ehre se<strong>in</strong>es Besuches schenkte, als er am 4. Februar<br />
den Ehrenbürgerbrief entgegennahm und am 2. Dezember das Heim <strong>der</strong> HJ und <strong>der</strong> Partei weihte. Bei beiden<br />
Anlässen sprach er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er bekannten und geschätzten markigen Art auf großen Versammlungen im<br />
Kaisergarten. Die Namen weiterer Redner (wie Polack, Wohlleben, K<strong>in</strong>gert; Münchmeyer, Stegemann,<br />
L<strong>in</strong>demann, Kuhnt), brauchen nur genannt zu werden, um schon mit diesem kurzen Wort anzudeuten, welch<br />
großem Wert ihre Vorträge für die Erziehung zu nationalsozialistischem Denken und Tun hatten. Als ganz<br />
beson<strong>der</strong>s wertvoll muß es bezeichnet werden, daß bei beson<strong>der</strong>en festlichen Angelegenheiten (1.Mai,<br />
Erntedankfest) durch Aufstellung großer öffentlicher Lautsprecheranlagen Gelegenheit gegeben wurden, den<br />
Führer selbst zu hören und se<strong>in</strong>e Worte jedem Deutschen nahezubr<strong>in</strong>gen. Die großen Veranstaltungen <strong>der</strong> SA<br />
(Fahnenweihen, Vereidigungen, Sportfest) übten ebenfalls stets e<strong>in</strong>e große Anziehungskraft auch auf die<br />
Bevölkerung aus und gaben den höheren Führern (Kasche, Manthan, Boese, Schulz-Sembten, Brömmer)<br />
Gelegenheit zu wirkungsvoller, weltanschaulicher E<strong>in</strong>wirkung nicht nur auf die Angehörigen ihrer Formationen,<br />
son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus auf große Kreise <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohnerschaft. Auch die zahlreichen an<strong>der</strong>en Fahnenweihen (u.<br />
a. NSLB, NS- Hago, NSBO, ambulante Gewerbetreibende) waren stets von großer erziehlicher Bedeutung.<br />
Die kommende Generation. Erfreulich und wertvoll ist die Wertschätzung und För<strong>der</strong>ung, die man auch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
<strong>der</strong> nationalsozialistischen Erziehungsarbeit an unserer Jugend entgegenbr<strong>in</strong>gt. Durch die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong><br />
Staatsjugendtages s<strong>in</strong>d zahlreiche vorher vorhandene Reibungen zwischen den nationalsozialistischen<br />
Jugendorganisationen und Schule und Elternhaus beseitigt worden. Die Jugendarbeit hat durch das neue HJ-<br />
Heim "Totila" e<strong>in</strong>e feste Grundlage und neuen Antrieb erhalten. E<strong>in</strong>zelnen Scharen war es möglich, sich<br />
beson<strong>der</strong>e Scharheime zu schaffen. Jedoch bleibt die Frage <strong>der</strong> Unterkunftsbeschaffung für die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Unterglie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Jugendorganisationen immer noch e<strong>in</strong>e große und schwer zu lösende Zukunftsaufgabe.<br />
Und wenn wir nun zum Schluß fragen, ob alle diese umfangreiche, vielseitige und andauernde Erziehungsarbeit<br />
zu nationalsozialistischem Denken und Tun e<strong>in</strong>en Erfolg gehabt hat, dann können wir mit e<strong>in</strong>em freudigen und<br />
glücklichen "Ja!" antworten. Wie ganz an<strong>der</strong>s ist das Verhältnis <strong>der</strong> Menschen zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geworden. Wir<br />
brauchen bloß an die Wirtschaftsbetriebe und das Verhältnis zwischen Betriebsführung und Gefolgschaft zu
- 68 -<br />
denken. Die Betriebsfeste, über die zahlreich berichtet wurde, die mancherlei Verbesserungen <strong>in</strong> den Betrieben<br />
zum Wohle <strong>der</strong> Arbeiterschaft reden e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>drucksvolle Sprache, ohne daß wir nun gleich alles rosenrot sehen<br />
wollen. Die Teilnahme an den großen öffentlichen Veranstaltungen (genannt seien auch noch Feuerschutzwoche,<br />
Verkehrserziehung, Luftschutz, Schwimmwoche) fanden stets e<strong>in</strong>e rege Beteiligung, auch als <strong>der</strong> Zwang zur<br />
Teilnahme wesentlich gelockert wurde.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 1. Januar 1935<br />
1. Januar 1934: Nach dem traditionellen Empfang <strong>des</strong> diplomatischen Korps empfängt H<strong>in</strong>denburg die<br />
Reichsregierung. Hitler ruft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen Ansprache den Reichpräsidenten als Zeugen an, „<strong>der</strong>, <strong>der</strong> ganzen<br />
Welt die Aufrichtigkeit unserer Absichten weisen kann und muß.“ H<strong>in</strong>denburg dankt Hitler für die erreichte<br />
politische Wende: „Dieser Umschwung ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Ihr Werk, Herr Reichskanzler.“ In diesem Neujahrsaufruf<br />
an die „Nationalsozialisten, Nationalsozialist<strong>in</strong>nen, Parteigenossen“ schreibt Hitler: „So verlassen wir das Jahr <strong>der</strong><br />
deutschen Revolution und gehen als Nationalsozialisten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Jahr <strong>des</strong> deutschen Aufbaues.“<br />
Rückblick und Ausschau<br />
Unsere Stadt <strong>Guben</strong> im Jahre 1934<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Wie<strong>der</strong> ist e<strong>in</strong> Jahr vergangen, e<strong>in</strong> Jahr harter und schwerer Arbeit am Wie<strong>der</strong>aufbau unseres Vaterlan<strong>des</strong> und<br />
unserer Stadt <strong>Guben</strong>. Mit Stolz und Befriedigung kann die Stadtverwaltung <strong>Guben</strong> auf das verflossene Jahr<br />
zurückblicken. Das , was vor e<strong>in</strong>em Jahre versprochen wurde, ist gehalten worden. Die wirtschaftlichen und<br />
f<strong>in</strong>anziellen Grundlagen <strong>der</strong> Stadt s<strong>in</strong>d durch vorausschauende, teilweise e<strong>in</strong>schneidende Maßnahme nach<br />
menschlichem Ermessen auf lange <strong>Zeit</strong> h<strong>in</strong> gesichert. Die Arbeiten, die vor e<strong>in</strong>em Jahre geplant und teilweise <strong>in</strong><br />
Angriff genommen waren, s<strong>in</strong>d zum größten Teil vollendet. Ich verweise hier alle<strong>in</strong> auf die Fertigstellung <strong>der</strong><br />
Jugendkampfbahn und <strong>der</strong> daneben liegenden Uebungsplätze und Grünanlagen.<br />
Neben <strong>der</strong> wirtschaftlichen Sanierung war von Anfang an e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Hauptaufgaben die Arbeitsbeschaffung. Und<br />
gerade hierzu kann gesagt werden, daß auch diese Aufgabe, soweit es <strong>in</strong> unseren Kräften stand, gelöst worden<br />
ist. Die Stadtverwaltung hat sich redliche Mühe gegeben, Arbeit zu beschaffen, um allen den deutschen<br />
Volksgenossen, die unter <strong>der</strong> marxistischen Mißwirtschaft jahrelang ohne Arbeit und auf die Unterstützung durch<br />
die Allgeme<strong>in</strong>heit angewiesen waren, die Möglichkeit zu geben, ihr Brot durch eigener Hände Arbeit zu verdienen.<br />
Die von <strong>der</strong> Stadtverwaltung e<strong>in</strong>geleiteten o<strong>der</strong> mit ihrem E<strong>in</strong>verständnis von an<strong>der</strong>en Stellen vorgenommen<br />
Arbeiten s<strong>in</strong>d ja noch bei weitem nicht beendet, so daß für das kommende Jahr mit e<strong>in</strong>er weiter ansteigenden<br />
Zahl von Beschäftigten gerechnet werden kann. Im Laufe <strong>des</strong> letzten Jahres ist neben <strong>der</strong> Sorge um die<br />
Arbeitsbeschaffung für die Stadtverwaltung e<strong>in</strong>e neue und schwere Sorge h<strong>in</strong>zugetreten: nämlich die<br />
Beschaffung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Wohnungen für die ständig wachsende Bevölkerung <strong>der</strong> Stadt. Auch an diese<br />
große Aufgabe ist die nationalsozialistisch geleitete Stadtverwaltung mit frischer Tatkraft und ungebrochener<br />
Energie herangetreten. Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>des</strong> kommenden Jahres werden durch die Stadtverwaltung<br />
mehr als 60 Eigenheime <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlossenen Siedlung an <strong>der</strong> Grünberger Straße geschaffen, und zwar zu so<br />
günstigen Bed<strong>in</strong>gungen für die <strong>in</strong> Frage kommenden Kreise, wie sie wohl kaum jemals wie<strong>der</strong> geboten werden<br />
können. Den Siedlern werden ja nicht nur Wohnungen zur Verfügung gestellt, son<strong>der</strong>n gleichzeitig e<strong>in</strong> recht<br />
erheblich großes Stück Gartenland, und außerdem wird ihnen die Möglichkeit gegeben, durch weitere<br />
Pachtungen von Land notfalls ihren Lebensunterhalt so fristen zu können. Mit dieser Lösung <strong>der</strong> Wohnungsfrage<br />
wird gleichzeitig e<strong>in</strong> Punkt <strong>des</strong> nationalsozialistischen Programms, das für die nationalsozialistisch geleitete<br />
Stadtverwaltung alle<strong>in</strong> Richtschnur ihres Handelns ist, erfüllt. Es ist me<strong>in</strong> fester Wille, diese Siedlungen solange<br />
fortzusetzen, bis jede Wohnungsnot <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> behoben ist und bis je<strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er, <strong>der</strong> guten Willens ist, sich se<strong>in</strong><br />
Eigenheim erwerben kann. Die Stadtverwaltung wird dieses gesteckte Ziel mit allen Mitteln und unter<br />
Anspannung aller Kräfte und Möglichkeiten fortsetzen. Allen Beamten, Angestellten und Arbeitern <strong>der</strong> Stadt<br />
<strong>Guben</strong>, die <strong>in</strong> dem verflossenen Jahre getreu ihre Pflicht erfüllt und mitgearbeitet haben an dem Wie<strong>der</strong>aufbau,<br />
danke ich an dieser Stelle von ganzem Herzen. Mit dem Wunsche für e<strong>in</strong> weiteres Aufblühen <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong><br />
und mit dem Gelöbnis, weiter zu arbeiten, wie <strong>der</strong> Führer es befohlen, grüße ich die Bürger <strong>Guben</strong>s zum neuen<br />
Jahre mit dem deutschen Gruß Heil Hitler! Schmiedicke, Oberbürgermeister<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag/Dienstag, 31. Dezember 1934 - 1. Januar 1935
- 69 -<br />
Der Gauleiter besuchte <strong>Guben</strong><br />
Vorbesprechungen für den Gautag – Ansprache vor <strong>der</strong> Belegschaft e<strong>in</strong>es Werkes<br />
Gestern besuchte Oberpräsident Gauleiter Kube mit dem Regierungspräsidenten Dr. Bresgen und Herren <strong>der</strong><br />
Gauleitung, u.a. Stabsleiter Pg. Polack, Gaupropagandaleiter L<strong>in</strong>demann und an<strong>der</strong>en, unsere Stadt. Der Besuch<br />
galt vorwiegend den Vorarbeiten für den Gautag am 1. und 2. Juni, über die <strong>der</strong> Gauleiter sich e<strong>in</strong>gehend<br />
unterrichtete. In <strong>der</strong> Mittagsstunde wurden die Gäste an <strong>der</strong> Stadtgrenze auf <strong>der</strong> Straße von Frankfurt vom<br />
Kreisleiter und Oberbürgermiester Pg. Schmiedicke im Namen <strong>der</strong> Stadtverwaltung herzlich begrüßt. Nach e<strong>in</strong>er<br />
Besprechung <strong>in</strong> den Räumen von Engelmanns Berg, wo <strong>der</strong> Oberbürgermeister über die Lage <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong><br />
Ausführungen machte, folgte die Fahrt zur Tuchfabrik von C. Lehmanns Witwe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alten Poststraße. Wir alle<br />
haben e<strong>in</strong> Ziel: Deutschland. Im großen Betriebssaal erwartete die gesamte Belegschaft den Oberpräsidenten,<br />
<strong>der</strong> von allen Anwesenden mit lauten Sieg-Heil-Rufen empfangen wurde und an die Arbeiterschaft <strong>der</strong> Firma e<strong>in</strong>e<br />
zu Herzen gehende und erfrischende Ansprache hielt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er etwa folgen<strong>des</strong> ausführte: Me<strong>in</strong>e Kameraden und<br />
Kamerad<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Arbeit! Für uns ist es immer e<strong>in</strong>e Freude, arbeitende Menschen zu sehen, Menschen, die ihr<br />
Leben auf die Leistung aufbauen. Ueber sechs Millionen Arbeitslose lagen auf <strong>der</strong> Straße. Und das waren nicht<br />
die schlechtesten. Eure früheren Führer versuchten mit allen Mitteln, das Bild Adolf Hitlers vor Euch zu verzerren<br />
und redeten Euch e<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong> Regime <strong>der</strong> Rache e<strong>in</strong>setzen würde, wenn die Nazis an die Macht kämen. Doch<br />
Adolf Hitler hat gezeigt, daß se<strong>in</strong> Wollen nicht von niedrigen Gefühlen beherrscht wird. Der Arbeiter g<strong>in</strong>g damals<br />
ehrlichen Herzens <strong>in</strong> die Gewerkschaften, doch die früheren Gewerkschaften begaben sich auf die politische<br />
Barmatl<strong>in</strong>ie und führten Euch irre. Nachdem <strong>der</strong> Gauleiter dann mit <strong>der</strong> Reaktion abgerechnet hatte, fuhr er fort:<br />
Ke<strong>in</strong> Mensch hat das Recht, auf Euch, me<strong>in</strong>e Arbeitskameraden, herabzublicken. Unser Sozialismus zeigt sich<br />
alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat. Der deutsche Arbeiter ist noch niemals Materialist gewesen und heute erst recht nicht. Eure<br />
Großväter, Eure Väter und Ihr alle geht mit Stolz an Eure Arbeit und Eure Enkel werden es auch tun. Das zeigt,<br />
daß Ihr Idealisten seid. Begeisterter Beifall wurde dem Gauleiter für se<strong>in</strong>e frischen Worte am Schluß se<strong>in</strong>er Rede<br />
zuteil und auch zwischendurch wurde er mehrmals durch Zustimmung unterbrochen. Nach <strong>der</strong> Rückfahrt <strong>in</strong> die<br />
Stadt begrüßten den Gauleiter vor dem Stadthaus die Ehrenbereitschaften. Anschließend fand im<br />
Stadtverordnetensitzungssaal e<strong>in</strong>e Besprechung statt, wozu die für die Durchführung <strong>des</strong> Gautages bestimmten<br />
Gauamtsleiter sowie die von <strong>der</strong> Stadt zugestellten Beauftragten erschienen waren. Der Oberbürgermeister<br />
sprach nach Begrüßungsworten dem Gauleiter den Dank <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> aus, daß <strong>der</strong> Gautag hierher gelegt<br />
worden ist. Es sei das Bestreben <strong>der</strong> Verwaltung, allen Ehrengästen und Parteigenossen die Tage vom 1. und 2.<br />
Juni zu e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en und unvergeßlichen Erlebnis zu gestalten. Alle Besucher würden die Stadt an dem<br />
Tage, <strong>der</strong> ihr Gründungstag ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschmackvollen Festkleid f<strong>in</strong>den. Zum Schluß betonte er noch e<strong>in</strong>mal,<br />
daß er sich gefreut habe, daß <strong>in</strong> diesem Jahre gerade die Wahl auf <strong>Guben</strong> gefallen sei.<br />
Feierliche Ratssitzung<br />
(zur 700-Jahrfeier <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 21. Mai 1935<br />
Im Ratsherrensitzungssaal, <strong>der</strong> prächtig ausgeschmückt war, begann heute kurz nach 12 Uhr die 700-Jahrfeier<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> mit e<strong>in</strong>er feierlichen Sitzung. Es waren geladen und erschienen die Vertreter <strong>der</strong> Reichs- und<br />
Staatsregierung, Gauleiter Kube, die Vertreter <strong>der</strong> Wehrmacht, geführt von General v. Witzleben, die SA-und SS-<br />
Führer, sämtlicher Ratsherren und Beigeordneten, die Regierungspräsidenten <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Brandenburg, Vertreter<br />
<strong>der</strong> Industrie, <strong>des</strong> Handwerks und <strong>der</strong> Landwirtschaft, <strong>der</strong> Arbeitsfront. Zunächst sprach Oberbürgermeister<br />
Schmiedicke, Gauleiter Staatsrat Kube gab e<strong>in</strong>en geschichtlichen Rückblick und zeigte an <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit <strong>der</strong><br />
Stadt, welche Bedeutung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Osten für das Deutschtum schon <strong>in</strong> frühester <strong>Zeit</strong> gehabt hat. Er<br />
überbrachte die Grüße <strong>des</strong> Reiches, <strong>der</strong> Staatsregierung und <strong>des</strong> Gaues. Reichsleiter Fiehler sprach die<br />
Glückwünsche aus für den Deutschen Geme<strong>in</strong>detag und das Hauptamt für Kommunalpolitik. Er überreichte <strong>der</strong><br />
Stadt das Bild <strong>des</strong> Reichsfreiherrn von Ste<strong>in</strong>. Der Vertreter <strong>der</strong> kreisfreien Städte betonte die E<strong>in</strong>heit dieser<br />
Stadtformen und die Geschlossenheit untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. General von Witzleben überbrachte die Glückwünsche <strong>der</strong><br />
Wehrmacht und sprach die Hoffnung aus, daß es das Bataillon, das nächstens <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> e<strong>in</strong>ziehen wird, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
alten Stadt <strong>Guben</strong> gut haben wird. Pg. Noack überreichte für die <strong>Guben</strong>er PO. e<strong>in</strong> mächtiges Hitlerbild, <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen<br />
H<strong>in</strong>tergrunde die Stadt <strong>Guben</strong> sichtbar ist.<br />
Feierstunde <strong>der</strong> Stadt<br />
Glückwünsche dem 700-jährigem <strong>Guben</strong><br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 1.-2. Juni 1935<br />
Nach Schluß <strong>des</strong> Gauth<strong>in</strong>gs begab sich Wilhelm Kube mit Reichsm<strong>in</strong>ister Rust, Reichsleiter Fiehler,<br />
Generalleutnant von Witzleben und den übrigen Gästen zum Marktplatz, wo <strong>in</strong>zwischen die Ehrenformationen<br />
aller Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bewegung Aufstellung genommen hatten. Vor Tausenden von <strong>Guben</strong>er Volksgenossen<br />
überbrachte <strong>der</strong> Gauleiter <strong>in</strong> Anwesenheit <strong>der</strong> höchsten Vertreter von Reich, Staat; Wehrmacht und Bewegung<br />
<strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Bevölkerung die Glückwünsche für ihre Heimatstadt. Vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Feier wurde <strong>der</strong> Bürgerschaft<br />
noch <strong>der</strong> Dank <strong>des</strong> Gauleiters für die großartige Ausschmückung <strong>der</strong> Straßen und Häuser übermittelt. Der<br />
Gauleiter habe noch nie e<strong>in</strong>e Stadt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Brandenburg und auch nicht außerhalb Brandenburgs gesehen<br />
(Nürnberg ausgenommen), die so geschmückt gewesen wäre.
- 70 -<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke führte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ansprache nach Begrüßung <strong>der</strong> Ehrengäste dann aus. 700<br />
Jahre Vergangenheit e<strong>in</strong>er deutschen Stadt bedeuten e<strong>in</strong>e sehr lange Geschichte. Im Laufe dieser Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
hat die Stadt, hat ihre Bürgerschaft alles erlebt und erlitten, was unser ganzes Volk an Leid, Sorgen und Elend<br />
hat tragen müssen. Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt Guten bedeutet e<strong>in</strong>en Wechsel von Auf- und Nie<strong>der</strong>gang. So ist vor<br />
e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>der</strong> Tiefstand erreicht gewesen. Die Tüchtigkeit, die Energie, die Unternehmungslust, die<br />
Zähigkeit und <strong>der</strong> Fleiß <strong>der</strong> Unternehmer und <strong>der</strong> Arbeiter haben es immer wie<strong>der</strong> verstanden, die Stadt aus ihrer<br />
wirtschaftlichen Notlage empor zu führen zu neuer Blüte. Niemals aber, und das möchte ich an diesem Tage<br />
sagen, wäre es möglich gewesen, aus dem Zusammenbruch alle<strong>in</strong> emporzukommen, wenn nicht die eiserne<br />
Hand unseres Führers die Möglichkeit dazu geboten hätte. Es ist darum bewußt und mit Willen <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />
und als Auftakt unsere Jubelfestes <strong>der</strong> Gautag gelegt worden. Denn gerade wir hier <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> wollen die<br />
Jahrhun<strong>der</strong>tfeier benutzen, um die Zusammengehörigkeit unserer Stadt mit allen Kreisen <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z zu betonen,<br />
wollen zeigen, daß die Stadt alle<strong>in</strong> nichts ist, son<strong>der</strong>n nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>des</strong> Volkes etwas bedeutet, und sich<br />
die Geltung verschaffen konnte, die sie heute weit über die Grenzen <strong>der</strong> engeren Heimat h<strong>in</strong>aus besitzt. Nur<br />
wenige s<strong>in</strong>d sich klar, was 700 Jahre für e<strong>in</strong>e Stadt bedeuten. 1235! Den damaligen deutschen Kaisern war e<strong>in</strong>e<br />
römische Politik im Raume <strong>des</strong> Mittelmeeres wichtiger als die Probleme <strong>des</strong> deutschen Ostens! Es mußten sich<br />
an<strong>der</strong>e Organisationen <strong>der</strong> Fragen <strong>des</strong> deutschen Ostens annehmen. Die Stadt hat oft den Herrn gewechselt, sie<br />
wurde verkauft und verheiratet, wie man das damals machte, aber das Volk ist sich selbst treu geblieben und hat<br />
sich gesund erhalten durch all die Jahrhun<strong>der</strong>te. Nun seid ihr durch 700 Jahre gegangen, führte <strong>der</strong> Gauleiter<br />
weiter aus, seit 1815 gehört ihr dem preußischen Staate an. Nun seid ihr Kurmärker, steht im Grenzland an<br />
wichtigster Stelle. Wir s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> im Vorwärts marschieren, wenn auch noch nicht alles wie<strong>der</strong> hergestellt ist.<br />
Auch die Hutstadt <strong>Guben</strong>, die auf ihrem Spezialgebiet an <strong>der</strong> Spitze steht, hat ihre Sorgen. Aber man muß<br />
bedenken, daß wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> Umstellung bef<strong>in</strong>den. Dann jammert man nicht, son<strong>der</strong>n man denkt<br />
darüber nach, wie man die Schwierigkeiten beseitigt. Bei uns hat je<strong>der</strong> Gelegenheit und Freiheit, se<strong>in</strong>e<br />
Tüchtigkeit zu entfalten. <strong>Guben</strong> soll nicht nur e<strong>in</strong>e Hochburg <strong>der</strong> Arbeit se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Hochburg <strong>der</strong><br />
Verbundenheit aller Schaffenden im Streben nach deutscher Art, deutscher Sitte und deutschem Schönheitss<strong>in</strong>n.<br />
In Eurem Jubeljahr macht Euch das Dritte Reich e<strong>in</strong> Geschenk: Ihr werdet wie<strong>der</strong> Garnisonstadt. Das vorige<br />
Reich schenkte Euch Zuchthäuser, das Dritte Reich schenkt Euch Soldaten. Auch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> war <strong>der</strong> Kampf um<br />
den <strong>Nationalsozialismus</strong> nicht leicht. Der Gauleiter schloß mit e<strong>in</strong>em Sieg Heil auf den Führer. Mit dem Abs<strong>in</strong>gen<br />
<strong>des</strong> Horst Wessel- Lie<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Deutschland-Lie<strong>des</strong> war diese Feierstunde geschlossen.<br />
Vorbeimarsch <strong>der</strong> 50 000<br />
Zwei Stunden im Gleichschritt<br />
(anlässlich <strong>der</strong> 700-Jahfeier <strong>Guben</strong>s am 02.06.1935/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. Juni 1935<br />
Lachen<strong>der</strong> Sonnensche<strong>in</strong> über <strong>Guben</strong>. Der Zeiger <strong>der</strong> Rathausuhr geht auf die Mittagsstunde. Am Markt riegelt<br />
die SA die Straßen und den Platz ab. Der Gautag geht se<strong>in</strong>em Ende zu. Noch e<strong>in</strong>mal wollen wir das gewaltige<br />
Schauspiel miterleben. 13.30 Uhr. Der Gauleiter ersche<strong>in</strong>t mit se<strong>in</strong>en Gästen, freudig begrüßt. Zwei hübsche<br />
Mädchen <strong>in</strong> Heimattracht überreichen dem Oberpräsidenten e<strong>in</strong>en großen Korb ihrer ländlichen Erzeugnisse. Sie<br />
dürfen <strong>des</strong> Gauleiters Dank gewiß se<strong>in</strong>. Jetzt beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Vorbeimarsch, die bewegende Heerschau <strong>der</strong><br />
kurmärkischen Kämpfer. Musik spielt auf. Die Reichswehr marschiert. Es ist die Ehrenkompanie aus Crossen<br />
(O<strong>der</strong>). Begeisterung überall, als die feldgraue Abteilung vorbeikommt. Unsere Soldaten. Das Herz schlägt<br />
schneller – das ist Diszipl<strong>in</strong>, das ist <strong>der</strong> deutsche Soldat, das ist unsere Wehr. Nun marschieren die langen<br />
Kolonnen <strong>des</strong> politischen Heeres, die SA- Fahnen und Standarten voran. Die Gruppen Brandenburg mit ihren<br />
schwarzen Spiegeln, unsere Ostmark im hellen Rot, e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Gruppe Pommern mit hellgrünem Mützenband.<br />
So grüßen sie im Vorbeimarsch bei den Klängen <strong>der</strong> Musikzüge. Wir erkennen die Nationalpolitische Schule aus<br />
Neuzelle. In <strong>der</strong> Sonne bl<strong>in</strong>ken die Sturzhelme <strong>des</strong> NSKK. E<strong>in</strong> Bild <strong>der</strong> Geschlossenheit. Die ganze Kurmark<br />
marschiert. Im Fahranzug die Motorschule aus Frankfurt (O<strong>der</strong>). Immer wie<strong>der</strong> neue Kolonnen. Jetzt kommt <strong>der</strong><br />
NSDFB. (Stahlhelm). Die Technische Nothilfe <strong>in</strong> dunkelblauer Uniform hat die Picke geschultert. E<strong>in</strong> wuchtiges<br />
Bild, als <strong>der</strong> Arbeitsdienst mit blitzendem Spaten im Gleichschritt vorbeikommt. Das Jungvolk ist auch dabei. Wir<br />
dürfen uns auf diese Garanten <strong>der</strong> Zukunft verlassen. Ebenso die Hitlerjugend. Frische deutsche Jugend. Und<br />
nun die PO mit <strong>der</strong> NSVO und <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront. Block um Block, Kreis um Kreis. Immer wie<strong>der</strong> läuft<br />
<strong>der</strong> Strom <strong>in</strong> Sechserreihe durch die Straßen. Wir brauchen ke<strong>in</strong>e Zahlen zum Rechnen. Endlos immer wie<strong>der</strong><br />
neue Kolonnen, bis endlich Kreisleiter Schmiedicke zum Schluß se<strong>in</strong>e <strong>Guben</strong>er Amtsleiter vor dem Gauleiter<br />
vorbeigeführt. Ganz am Schluß das schwarze Korps <strong>der</strong> SS. Der Vorbeimarsch ist zu Ende. Fast zwei Stunden<br />
dauerte er. E<strong>in</strong> gewaltiges Bekenntnis zur E<strong>in</strong>heit. Das war <strong>Guben</strong>s größter Vorbeimarsch, das waren unsere<br />
kurmärkischen Brü<strong>der</strong> aus allen Städten und Dörfern. Damit ist <strong>der</strong> Gautag 1935 <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> zu Ende. Die<br />
Kolonnen rücken ab, verlassen uns wie<strong>der</strong> und uns bleibt wie ihnen das ungeheure Erlebnis dieser beiden Tage,<br />
<strong>in</strong> denen <strong>Guben</strong> zum Nürnberg <strong>der</strong> Kurmark für 1935 wurde.<br />
Arbeit im Dienste <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong><br />
Jetzt 24 Ratsherren – Ausführungen <strong>des</strong> Oberbürgermeisters<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. Juni 1935<br />
Bekanntlich wurde die Zahl <strong>der</strong> Ratsherren <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> auf Grund <strong>der</strong> deutschen Geme<strong>in</strong>deordnung auf 24<br />
erhöht. In <strong>der</strong> gestrigen Sitzung fand die feierliche E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> neuen Geme<strong>in</strong>deordnung ernannten
- 71 -<br />
Ratsherren statt. Der Saal <strong>des</strong> Stadthauses war festlich geschmückt; zwischen dem Grün <strong>der</strong> Lorbeerbäume<br />
leuchtete das Bild <strong>der</strong> Fahnen und das Bunt <strong>der</strong> Blumen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>drucksvollen und harmonischen<br />
Farbensymphonie. Die Ratsherren Der Oberbürgermeister: Ich eröffne die erste Sitzung <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> neuen<br />
Geme<strong>in</strong>deordnung ernannten Ratsherren <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>. Der Gauleiter, Oberpräsident Wilhelm Kube, hat als<br />
Beauftragter <strong>der</strong> NSDAP auf me<strong>in</strong>en Vorschlag für die Dauer von sechs Jahren zu Ratsherren ernannt die Herren<br />
Kurt Alb<strong>in</strong>us, Paul Berger, August Br<strong>in</strong>kmann, Kurt Dalitz, Franz He<strong>in</strong>ze, Wilhelm Jaeschke, Friedrich Kietzmann,<br />
Paul Kirchner, Alfred K<strong>in</strong>g, Karl Krappidel, Max Kretschmar, Otto L<strong>in</strong>ke, Gustav Nickel, Robert Palm, Otto<br />
Pohland, Hermann Schemel, Paul Schmidt, Ullrich Schulz-Sembten, Alfred Schulze, Wilhelm Schulze, Richard<br />
Selleng, Alfons Welz, Erich Wolf, Werner Wolf. Mit <strong>der</strong> Ernennung werden Sie, me<strong>in</strong>e Ratsherren, Ehrenbeamte<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>. Ich überreiche Ihnen hiermit die Ernennungs- und Anstellungsurkunde und begrüße Sie von<br />
Herzen als me<strong>in</strong>e Mitarbeiter am Wie<strong>der</strong>aufbau unseres Teils für unser Volk und Vaterland. Anschließend folgte<br />
die feierliche Vereidigung <strong>der</strong> neu h<strong>in</strong>zugetretenen Ratsherren. <strong>Nationalsozialismus</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er staatsgestaltenden<br />
Kraft das Deutsche Reich und das deutsche Volk beherrscht und regiert, heute und für alle Ewigkeit. Die vom<br />
Führer geborene Idee <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> und die von ihm geschaffene und geführte Nationalsozialistische<br />
Deutsche Arbeiterpartei haben das Dritte Reich, diesen unseren neuen Staat, geschaffen und s<strong>in</strong>d und bleiben<br />
Träger <strong>des</strong> Staates. Vergangen und versunken – man kann wohl sagen vergessen – s<strong>in</strong>d die <strong>Zeit</strong>en <strong>des</strong><br />
Liberalismus mit ihrer une<strong>in</strong>geschränkten Freiheit <strong>des</strong> E<strong>in</strong>zelmenschen gegenüber <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>des</strong> Volkes –<br />
vergangen s<strong>in</strong>d die <strong>Zeit</strong>en <strong>des</strong> Marxismus mit ihrem Klassenkampf und Klassenhaß und ihrer pazifistisch<br />
<strong>in</strong>ternationalen Ideologie, vergangen die <strong>Zeit</strong>en <strong>der</strong> Demokratie <strong>in</strong>ternationaler Prägung mit ihrer<br />
Rassengleichheit, ihrer Verantwortungslosigkeit gegenüber dem ganzen Volke, ihrer Interessenpolitik zugunsten<br />
e<strong>in</strong>zelner weniger Berufsstände. Diese <strong>Zeit</strong>en, die den Verfall und den Untergang <strong>des</strong> deutschen Volkes mit sich<br />
brachten, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> für allemal vergangen, und wie<strong>der</strong>auferstanden ist e<strong>in</strong> Volk mit e<strong>in</strong>er neuen Lebensanschauung<br />
und neuen Begriffen vom Verhältnis <strong>des</strong> Staates zum Volke und <strong>des</strong> Volkes zum E<strong>in</strong>zelmenschen. Es ist hier<br />
nicht Ort und Stunde, über das Große zu reden, was <strong>in</strong> diesen zweie<strong>in</strong>halb Jahren nationalsozialistischer<br />
Reichsführung <strong>in</strong> Deutschland geschehen ist. Aus dem unendlich reichen Gedankengut, das <strong>der</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> dem deutschen Volke beschert hat, will ich an dieser Stelle nur den e<strong>in</strong>en Grundsatz<br />
herausgreifen, <strong>der</strong> jetzt das Fundament <strong>der</strong> ganzen Staats- und Volksführung ist – e<strong>in</strong>en Satz, <strong>des</strong>sen Wahrheit<br />
uralt ist, <strong>der</strong> aber <strong>in</strong> den vergangenen Systemzeiten niemals beachtet wurde. Im Gegensatz zu allen an<strong>der</strong>en<br />
Staats- und Regierungsformen stellt <strong>der</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> <strong>in</strong> den Mittelpunkt se<strong>in</strong>er Weltanschauung alle<strong>in</strong> die<br />
Geme<strong>in</strong>schaft, d.h. die Gesamtheit <strong>des</strong> Volkes. Nur, was <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>des</strong> Volkes nützt uns was dem Volke<br />
dient zur weiteren Aufwärtsentwicklung auf dem Wege, den die Vorsehung dem deutschen Volke zugedacht hat,<br />
ist richtig und recht. Nach diesem Grundsatz wird heute das Reich regiert, und dieser Grundsatz gilt auch für die<br />
Verwaltung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und Geme<strong>in</strong>den und ich darf offen sagen nach diesem Grundsatz ist seit mehr als zwei<br />
Jahren auch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> die Stadt verwaltet worden, und hiernach wird die Stadt auch <strong>in</strong> Zukunft weiter verwaltet<br />
werden. Ich darf jetzt ganz kurz auf die Aufgaben <strong>der</strong> Ratsherren und ihr Verhältnis zur Verwaltung und zu dem<br />
Leiter <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>gehen: Für die Stadtverwaltung selbst trägt ganz alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, im Falle<br />
<strong>Guben</strong> <strong>der</strong> Oberbürgermeister, die Verantwortung. Diese Verantwortung kann er mit ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en teilen, und<br />
er trägt sie gegenüber den vorgesetzten Dienststellen und gegenüber dem Führer, denn <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
ist gleichzeitig auch für die Verwaltung <strong>der</strong> Beauftragte <strong>des</strong> Führers. Der Führer aber trägt die<br />
Gesamtverantwortung vor dem ganzen deutschen Volke. Dem Leiter <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de gegenüber aber s<strong>in</strong>d alle<br />
Beamten für den Bereich ihrer Tätigkeit voll und ganz verantwortlich, auch die Ehrenbeamten. Der Ratsherr ist<br />
nicht als Vertreter e<strong>in</strong>er Partei o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Stan<strong>des</strong> o<strong>der</strong> Berufes o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Klasse zur Mitarbeit berufen, son<strong>der</strong>n<br />
für sich alle<strong>in</strong> als ehrenhafter, unbescholtener Bürger zur Beratung <strong>des</strong> Leiters <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de nach se<strong>in</strong>em<br />
eigenen Gewissen berufen worden. Es ist <strong>der</strong> klare Wille <strong>der</strong> neuen Verfassung, daß die Bürgerschaft <strong>in</strong><br />
verstärktem Maße zur Mitarbeit an <strong>der</strong> Verwaltung herangezogen werden soll, und zwar immer nur zum Nutzen<br />
<strong>der</strong> gesamten Geme<strong>in</strong>de, niemals aber zum Nutzen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Stan<strong>des</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelner Menschen. Die<br />
Ratsherren bilden <strong>in</strong>folge<strong>des</strong>sen auch nicht e<strong>in</strong> Kollegium, und bei den Ratsherren ist jede Gruppenbildung o<strong>der</strong><br />
Parteibildung untersagt.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 23. September 1935
- 72 -<br />
3500 <strong>Guben</strong>er waren Gast <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaserne<br />
Unsere Soldaten hatten uns e<strong>in</strong>geladen – Im Dienste <strong>des</strong> W<strong>in</strong>terhilfswerks<br />
„Herr Oberstleutnant, die Besichtigung <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Kasernen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er Spende für das<br />
W<strong>in</strong>terhilfswerk ist bisher e<strong>in</strong>malig. Darf ich erfahren, welche Gründe dabei ausschlaggebend waren, als diese<br />
großartige Idee zum Ausdruck kam?“<br />
„Es waren drei Gründe. Erstens soll die Bevölkerung Gelegenheit haben, sich die neuen Kasernen anzusehen.<br />
Dabei können sich auch die Eltern und die Jungen überzeugen, <strong>in</strong> was für Räumen diejenigen untergebracht<br />
werden, die nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Wehrpflicht ihre Dienstzeit noch vor sich haben. Zweitens soll<br />
das gute Verhältnis zwischen <strong>der</strong> Zivilbevölkerung und den Soldaten durch diese E<strong>in</strong>richtung noch mehr betont<br />
und verstärkt werden. Und drittens war mir vor allem daran gelegen, das W<strong>in</strong>terhilfswerk zu för<strong>der</strong>n. – Ich möchte<br />
Ihnen auch gleich sagen, daß <strong>in</strong> nächster <strong>Zeit</strong> e<strong>in</strong>e Führung für die Formationen beabsichtigt ist.“<br />
Diese kurze Unterredung mit dem Kommandeur, Oberstleutnant Hillert, gibt den besten Beweis, wie <strong>Guben</strong> und<br />
se<strong>in</strong>e Soldaten zusammengehören. Trotz <strong>der</strong> kurzen <strong>Zeit</strong>. Und die Bevölkerung ist mit ganzem Herzen dabei.<br />
„Sturm auf die Kasernen“<br />
Im Verkehrshäuschen s<strong>in</strong>d die Karten ausverkauft. Ueber 3000. Die Omnibusse fahren <strong>in</strong> verstärktem Maße. Sie<br />
s<strong>in</strong>d überbesetzt. Die Straßenbahn hat ungewohnten Betrieb. Hilfskräfte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Vor <strong>der</strong> Kaserne. Man steht an. E<strong>in</strong> wahrer „Sturm auf die Kasernen“. Auf dem Hof sieht man e<strong>in</strong>zelne Gruppen.<br />
Immer zu e<strong>in</strong>er Führung zusammengefaßt. E<strong>in</strong> Unteroffizier macht den „Fremdenführer“. Es wird alles besichtigt.<br />
Die Besucher s<strong>in</strong>d erstaunt, wie schön und praktisch alles ist. Hier herrscht Ordnung. Die Hausfrauen könnten<br />
manchmal neidisch werden, wie glatt die Betten gebaut s<strong>in</strong>d. Zu den Schränken ist es nicht an<strong>der</strong>s. Was da alles<br />
dr<strong>in</strong> ist! Die Jungen sehen sich das beson<strong>der</strong>s genau an. Man versteht wirklich nicht, daß es mal (so sehr lange<br />
ist es noch gar nicht her) e<strong>in</strong>e <strong>Zeit</strong> gab, <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewisse Elemente den Jungen die tollsten Sachen vom<br />
Soldatenleben erzählten. Diese Lügen verloren den Boden. Ne<strong>in</strong>, es ist ganz an<strong>der</strong>s: Schön ist das<br />
Soldatenleben ...<br />
Es geht weiter. Von Gebäude zu Gebäude. Treppauf, treppab. Bald im dritten Stock, bald unten im<br />
Heizungskeller. Nichts bleibt ungesehen.<br />
„Sensation <strong>des</strong> Tages“<br />
So nennt unser launiger Unteroffizier den Film, den wir jetzt zu sehen bekommen. E<strong>in</strong> echter Soldat hat immer<br />
Humor und gute Laune. Wir sehen e<strong>in</strong>en Film von unserem Regiment <strong>in</strong> Potsdam und se<strong>in</strong>en Abschied aus<br />
dieser alten Garnisonstadt, als es <strong>in</strong> den neuen Standort <strong>Guben</strong> g<strong>in</strong>g.<br />
Da die Filmvorstellung ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>tritt kostete, gibt man gern e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Spende beim Weggehen. Auch diese<br />
Münze, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Büchse kl<strong>in</strong>gt, ist für den guten Zweck <strong>des</strong> W<strong>in</strong>terhilfswerkes.<br />
Gestern Sitzung <strong>der</strong> Ratsherren<br />
Bürgermeister Dr. W<strong>in</strong>kler 25 Jahre im Dienst <strong>der</strong> Stadt<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 14. Oktober 1935<br />
Gestern abend fand e<strong>in</strong>e Sitzung <strong>der</strong> Ratsherren statt. E<strong>in</strong>gangs sprach Oberbürgermeister Schmiedicke<br />
herzliche Glückwünsche an Bürgermeister Dr. W<strong>in</strong>kler aus, <strong>der</strong> vor e<strong>in</strong>igen Wochen auf e<strong>in</strong>e 25jährige Tätigkeit<br />
als Beamter <strong>der</strong> Stadt zurückblicken konnte. Der Oberbürgermeister dankte dem Jubilar <strong>in</strong> anerkennenden<br />
Worten für se<strong>in</strong>e Tätigkeit und betonte, daß er an dieser Stelle feststellen möchte, daß die treue und<br />
außerordentliche Arbeit stets das Richtige für die Stadt getroffen habe. Er wünschte von ganzem Herzen alles<br />
Gute und überreichte als Zeichen <strong>der</strong> Anerkennung e<strong>in</strong> Gemälde von Hans Wiegard. Bürgermeister Dr. W<strong>in</strong>kler<br />
<strong>des</strong>sen Platz mit Blumen geschmückt war, dankte dem Oberbürgermeister für die Worte und wies darauf h<strong>in</strong>, daß<br />
er stets nur se<strong>in</strong>e Pflicht getan habe und gab <strong>der</strong> Freude Ausdruck, die Worte <strong>der</strong> Anerkennung zu hören. Er<br />
fügte dann an, daß se<strong>in</strong>e Arbeit vor allem <strong>in</strong> den früheren Jahren nicht immer leicht gewesen, daß er aber stets<br />
dem Weg gefolgt sei, <strong>der</strong> Gesamtheit zu dienen, um vor se<strong>in</strong>em Gewissen die Genugtuung zu haben, stets das<br />
Beste für die Gesamtheit <strong>der</strong> Stadt zu wollen. Er schloß mit den Worten, sich auch <strong>in</strong> Zukunft stets für das Wohl<br />
<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 15. November 1935
- 73 -<br />
Pg. Schmiedicke - endgültig unser Oberbürgermeister<br />
Die Stadt <strong>Guben</strong> hat gestern durch ihre berufenen Vertreter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>drucksvollen Stunde ihren neuen<br />
Oberbürgermeister gewählt. Wenn es auch nur e<strong>in</strong>e Formalität war, denn für die gesamte Bevölkerung war <strong>der</strong><br />
kommissarische Verwalter <strong>des</strong> Oberbürgermeisteramtes vom ersten Tage se<strong>in</strong>es Wirkens <strong>in</strong> unserer Stadt <strong>der</strong><br />
Oberbürgermeister, so bedurfte es doch dieser Form, um klar und sichtbar für lange <strong>Zeit</strong> darzulegen, daß dieser<br />
Mann auch nach dem Paragraphenrecht Führer <strong>der</strong> Stadt ist. Und das ist geschehen. Es ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art und<br />
Weise geschehen, die den aufrechten und männlichen Zug <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> betonte. Ohne Lyrismen, männlich streng und<br />
doch erfüllt von <strong>der</strong> Freude <strong>des</strong> Auftrags bekannte sich <strong>der</strong> Führer <strong>der</strong> Stadtverordneten, Landgerichtsdirektor<br />
Maracke, zum neuen Führer <strong>der</strong> Stadt und gelobte die Treue <strong>der</strong> Gefolgschaft. Ohne Versprechungen, außer<br />
denen, immer im Geiste <strong>des</strong> Führers <strong>der</strong> Nation, im Geiste Adolf Hitlers zu handeln und alle Kraft für das Wohl<br />
<strong>der</strong> Stadt e<strong>in</strong>zusetzen, nahm Oberbürgermeister Schmiedicke se<strong>in</strong> hohes Amt an. Es ist e<strong>in</strong> Mann, von dem man,<br />
auch ohne se<strong>in</strong>en Lebenslauf gelesen zu haben, weiß, daß ihm aus e<strong>in</strong>er stahlharten Lebensführung e<strong>in</strong><br />
heroischer (Heldenhaftigkeit/Red.) Wille geworden ist, <strong>der</strong> sich niemals von bequemer Bürgerlichkeit überrumpeln<br />
lassen wird und <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Reiche ke<strong>in</strong>e Amtsschimmel traben, son<strong>der</strong>n Männer marschieren. Es wird bei diesem<br />
Oberbürgermeister nicht damit getan se<strong>in</strong>, daß sich e<strong>in</strong>e gutme<strong>in</strong>ende Bevölkerung freundlich zu ihm stellt, weil<br />
sie weiß, daß die D<strong>in</strong>ge ihrer Wohlfahrt von e<strong>in</strong>em tüchtigen Verwaltungsmann gut verwaltet werden, es wird hier<br />
wie immer, wo Führer vor uns treten, nur kalt o<strong>der</strong> warm geben, nur entwe<strong>der</strong> – o<strong>der</strong>, nur das starke Bekenntnis<br />
o<strong>der</strong> die Fe<strong>in</strong>dschaft. Wir wissen, was unsere Mitbürger wählen werden, wir wissen, daß sie willens s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong><br />
Gehorsam und Zucht h<strong>in</strong>ter ihren Führer zu treten. Pg. Schmiedicke, e<strong>in</strong> Mann, <strong>der</strong> die stärksten Verdienst um<br />
den <strong>Nationalsozialismus</strong> <strong>in</strong> Deutschland hat, <strong>der</strong> die erste Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gründen half, <strong>der</strong> die<br />
erste SA <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> schuf, <strong>der</strong> ohne jede persönliche Eitelkeit nur immer an das Wohl se<strong>in</strong>es Volkes gedacht hat,<br />
kennt wahrsche<strong>in</strong>lich nur e<strong>in</strong>e Angst, die Angst vor <strong>der</strong> persönlichen Anhimmelung. Und doch muß es uns<br />
verstattet se<strong>in</strong>, im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Arbeiter, <strong>der</strong> Bauern und Bürger, <strong>der</strong> Handwerker und Unternehmer zu<br />
bekennen: Wir s<strong>in</strong>d glücklich, diesen Führer, diesen Oberbürgermeister für unsere Stadt <strong>Guben</strong> zu haben. Der<br />
Lebensweg. Nachdem <strong>der</strong> Stadtverordnetenvorsteher Witteck festgestellt hat, daß die<br />
Stadtverordnetenversammlung mit den Wahlbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>verstanden ist, ergreift sofort Pg. Maracke das Wort<br />
und erklärt: Wir schlagen für die Wahl <strong>des</strong> Oberbürgermeisters den bisherigen kommissarischen Verwalter <strong>des</strong><br />
Oberbürgermeisteramtes Schmiedicke vor. Von e<strong>in</strong>er Ausschreibung <strong>der</strong> Stelle konnte diesmal abgesehen<br />
werden, weil uns Pg. Schmiedicke von e<strong>in</strong>er Stelle vorgeschlagen wurde, die für uns ohne jeden Zweifel ist, und<br />
weil Pg. Schmiedicke auch allen Bed<strong>in</strong>gungen für das Amt gerecht wird. Nachdem Herr Oberbürgermeister Laß<br />
pensioniert worden ist, hatten wir das Bedürfnis, so schnell als möglich den Schwebezustand zu beendigen und<br />
wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die feste, geordnete Form zu kommen.<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke hat uns e<strong>in</strong>en Lebenslauf überreicht, aus dem wir klar ersehen, daß er <strong>in</strong> je<strong>der</strong><br />
H<strong>in</strong>sicht geeignet ist, unser Führer zu werden. Oberbürgermeister Pg. Schmiedicke ist am 13. Mai 1887 als<br />
ältester Sohn <strong>des</strong> Neustett<strong>in</strong>er Branddirektors Schmiedicke geboren. 1922 trat er als Mitglied <strong>der</strong> NSDAP bei und<br />
wurde Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> ersten Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Hier organisierte er auch die erste Berl<strong>in</strong>er SA.<br />
Er wurde 1925 stellvertreten<strong>der</strong> Gauführer <strong>des</strong> Gaues Groß – Berl<strong>in</strong>. 1930 war er Gaugeschäftsführer und<br />
Gau<strong>in</strong>spekteur Brandenburg. Im Februar 1930 ernannte ihn <strong>der</strong> Führer zum Gauleiter <strong>des</strong> Gaues Brandenburg<br />
<strong>der</strong> NSDAP. Das blieb er bis zur Zusammenlegung <strong>der</strong> Gaue Brandenburg und Ostmark zum Gau Kurmark. Er<br />
bekam dann die Leitung <strong>des</strong> Amtes für den ständischen Aufbau und Ende Mai <strong>1933</strong> wurde er <strong>in</strong> die Leitung <strong>der</strong><br />
deutschen Arbeitsfront berufen unter Beibehaltung <strong>der</strong> Stellung beim Stab <strong>des</strong> Gauleiters Gau Kurmark. Anfang<br />
Juli <strong>1933</strong> wurde er dann als kommissarischer Oberbürgermeister nach <strong>Guben</strong> kommandiert.<br />
Nachdem Pg. Maracke den Lebensweg <strong>des</strong> neuen Oberbürgermeisters dargelegt hatte, wählten die<br />
Stadtverordneten e<strong>in</strong>stimmig Pg. Schmiedicke für 12 Jahre zum Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>. Nachdem<br />
das Wahlergebnis festgestellt war, holten Stadtverordnetenvorsteher Witteck und Stadtverordnetenführer<br />
Maracke den neuen Oberbürgermeister geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>. Als <strong>der</strong> Pg. Schmiedicke den festlichen<br />
Stadtverordnetensaal betreten hatte, sprach Pg. Maracke folgende Worte zur Begrüßung. Sehr geehrter Herr<br />
Oberbürgermeister! Ich habe die angenehme Aufgabe, Ihnen mitteilen zu dürfen, daß die<br />
Stadtverordnetenversammlung soeben durch e<strong>in</strong>stimmigen Beschluß auf Grund <strong>der</strong> festgesetzten<br />
Wahlbed<strong>in</strong>gungen Sie, sehr verehrter Herr Oberbürgermeister, auf zwölf Jahre zum Oberbürgermeister dieser<br />
Stadt gewählt hat. Auch im Auftrage <strong>der</strong> Stadtverordnetenfraktion erlaube ich mir, Ihnen die besten<br />
Glückwünsche auszusprechen. Mit diesem Wahlakt ersche<strong>in</strong>t mir für die Stadt <strong>Guben</strong> die Revolution als beendet,<br />
wenn wir den Uebergangszustand bis zur Wahl unseres neuen Oberbürgermeisters als Revolutionszeit <strong>in</strong>sofern<br />
bezeichnen wollen, als außerordentliche Verhältnisse herrschten. Wir nehmen Ihre Tätigkeit im Rahmen <strong>der</strong><br />
Partei als wichtige und geeignete Vorarbeit und als Beweis für Ihre Fähigkeit auf diesem Gebiet. Die neue<br />
Stadtverfassung, <strong>der</strong> wir entgegensehen, wird ebenso, wie die Reichs- und Staatsverfassung auf dem Wesen <strong>des</strong><br />
Führerpr<strong>in</strong>zip beruhen. Zu diesem Führerpr<strong>in</strong>zip hat sich die überwältigende Mehrheit unseres Volkes bekannt.<br />
Aber das Bekenntnis zum Führerpr<strong>in</strong>zip besagt noch nicht die unbed<strong>in</strong>gte Achtung <strong>des</strong> Führerpr<strong>in</strong>zips bei se<strong>in</strong>er<br />
Anwendung. Wir bitten Sie daher, die Wahl zum Oberbürgermeister anzunehmen. Ich habe ke<strong>in</strong>en Zweifel, daß<br />
Sie als uns vom Führer e<strong>in</strong>gesetzter Oberbürgermeister diese Wahl als Formalität betrachten und daß Sie die<br />
Wahl annehmen werden. Ich begrüße Sie daher bereits jetzt als unseren Oberbürgermeister und for<strong>der</strong>e Sie,<br />
me<strong>in</strong>e Herren Stadtverordneten und die übrigen Anwesenden auf, auf unseren neuen Oberbürgermeister, Herrn<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke, e<strong>in</strong> dreifaches Sieg Heil auszubr<strong>in</strong>gen. Die Stadtverordneten und die Tribünen<br />
stimmten begeistert <strong>in</strong> das Sieg Heil e<strong>in</strong>. Nun erhob sich Oberbürgermeister Schmiedicke von se<strong>in</strong>em Platze und<br />
erklärte: Ich danke Ihnen für das Vertrauen und nehme die Wahl an. ...<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 20. Oktober <strong>1933</strong>
- 74 -<br />
Der Oberbürgermeister zum Polizeiverwalter ernannt.<br />
Durch e<strong>in</strong>e Verfügung <strong>des</strong> Regierungspräsidenten ist <strong>der</strong> kommissarische <strong>Guben</strong>er Oberbürgermeister<br />
Schmiedicke zum Polizeiverwalter ernannt worden. Bekanntlich war dieses Amt schon vor e<strong>in</strong>iger <strong>Zeit</strong> dem<br />
damaligen Oberbürgermeister Laß entzogen und dem Polizei- und Krim<strong>in</strong>alkommissar Zucknick übertragen<br />
worden.<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke jetzt Kreisleiter <strong>der</strong> NSDAP.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 21. Juli <strong>1933</strong><br />
Herr Oberbürgermeister Schmiedicke ist mit dem gestrigen Tage zum Kreisleiter <strong>der</strong> NSDAP für den Stadtkreis<br />
<strong>Guben</strong> ernannt worden. Damit soll <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heitliche Wille, wie er vom Führer den Leitern <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />
überantwortet ist, auch <strong>in</strong> politischer H<strong>in</strong>sicht zum Ausdruck kommen. (17. August: Pg. Ebert wird von<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke zum Stellvertretenden Kreisleiter ernannt.)<br />
Personalien: Schmiedicke<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Mittwoch, 16.August <strong>1933</strong><br />
Der Herr Oberpräsident <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Brandenburg und von Berl<strong>in</strong> hat Herrn Oberbürgermeister Schmiedicke auf<br />
Grund <strong>des</strong> Gesetzes über das Feuerlöschwesen zum Vorstandsmitglied <strong>des</strong> Brandenburgischen<br />
Prov<strong>in</strong>zialfeuerwehrverban<strong>des</strong> als Vertreter <strong>der</strong> kreisfreien Städte ernannt.<br />
Personalien: Schmiedicke<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 25. Januar 1934<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke ist zum Stellvertreter <strong>des</strong> Vorsitzenden <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsverban<strong>des</strong> Mittlere<br />
Ostmark ernannt worden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 27. – 28. Januar 1934<br />
Oberbürgermeister Schmiedicke zum stellv. Gauleiter e. h. ernannt<br />
Der Gauleiter <strong>des</strong> Gaues Kurmark <strong>der</strong> NSDAP., Wilhelm Kube, M. d. R., Oberpräsident <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Brandenburg<br />
und Grenzmark Possen-Westpreußen, teilt im Gaubefehl Nr. 5/34 vom 19. Juli 1934 unter Punkt 21 mit: Dem Pg.<br />
Oberbürgermeister Erich Schmiedicke, Kreisleiter <strong>des</strong> Stadtkreises <strong>Guben</strong> <strong>der</strong> NSDAP., ist vom Stabsleiter <strong>der</strong> P.<br />
O. <strong>in</strong> Anerkennung se<strong>in</strong>er Verdienste um den ehemaligen Gau Brandenburg <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>es stellvertretenden<br />
Gauleiters e. h. und die entsprechende Uniform verliehen worden.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 30. Juli 1934<br />
„Kube, Wilhelm (Taufname: Richard Paul Wilhelm), Schriftsteller und nationalsozialistischer Politiker, Gauleiter<br />
<strong>der</strong> Ostmark/Kurmark und Generalkommisar für Weißruthenien (Weißrußland), geb. 13.11.1887 <strong>in</strong> Glogau gest.<br />
22.09.1943 <strong>in</strong> M<strong>in</strong>sk.“...<br />
„Als Fraktionsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> NSDAP im Preußischen Landtag war <strong>der</strong> überzeugte Nationalsozialist und<br />
Antisemit 1932 Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Glaubensbewegung Deutsche Christen (GDC)“<br />
Quelle: Suchmasch<strong>in</strong>e: wer war wer im Dritten Reich guben <strong>1933</strong> – 1939<br />
„ Wilhelm Kube (1887 – 1943) <strong>1933</strong> Gauleiter d. Kurmark, Oberpräsident Prov. Brandenburg (aberkannt 1935)“<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er Heimatlexikon S. 117
- 75 -<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahlen <strong>des</strong> Stadtkreises <strong>Guben</strong> von <strong>1933</strong> – 1934<br />
Monat Jahr E<strong>in</strong>wohnerzahlen<br />
Anfang Januar <strong>1933</strong> 44523<br />
Anfang Februar <strong>1933</strong> 44541<br />
Anfang März <strong>1933</strong> 44551<br />
Anfang April <strong>1933</strong> 44508<br />
Anfang Mai <strong>1933</strong> 44462<br />
Anfang Juni <strong>1933</strong> 44491<br />
Anfang Juli <strong>1933</strong> 44507<br />
Anfang August <strong>1933</strong> 44462<br />
Anfang September <strong>1933</strong> 44492<br />
Anfang Oktober <strong>1933</strong> 44401<br />
Anfang November <strong>1933</strong> 44423<br />
Anfang Dezember <strong>1933</strong> 44387<br />
Anfang Januar 1934 44312<br />
Anfang Februar 1934 44243<br />
Anfang März 1934 44303<br />
Anfang April 1934 44261<br />
Anfang Mai 1934 ?<br />
Anfang Juni 1934 44231<br />
Anfang Juli 1934 44265<br />
Anfang August 1934 44336<br />
Anfang September 1934 44342<br />
Anfang Oktober 1934 44306<br />
Anfang November 1934 44339<br />
Anfang Dezember 1934 44484<br />
Stadtkreis <strong>Guben</strong><br />
NSDAP-Fraktion im Stadtrat Stadtkreis <strong>Guben</strong> (Stand Mai <strong>1933</strong>)<br />
Alb<strong>in</strong>us, Kurt, Handlungsgehilfe, Kaltenborner Straße 1 (Aussch. f. d. Feuerlösch- und Fuhrwesen, Forst-,<br />
Krankenhaus- und Verkehrsausschuss)<br />
Berger, Paul, Hutmacher, L<strong>in</strong>dengraben 2 (Feuerlösch- und Fuhrwesen, Städt. Werke, Beschaffungsausschuss)<br />
Drendel, Erich, Kaufmann, Haagstraße 20 (Hochbau- und Schlachthofausschuss, Verwaltungsrat d. Städt. Bank)<br />
He<strong>in</strong>rich, Erw<strong>in</strong>, Provisionsvertreter, Gasstraße 12 (1. Schriftführer, Theater- und Volksbildungsausschuss)<br />
He<strong>in</strong>ze, Franz, Obst- und Gemüsehändler, H. d. Höfen 52 (Marktwesen, Forst-, Garten-, Friedhofs- und<br />
Tiefbauausschuss, Marktkommission)<br />
Kretschmar, Max, Schnei<strong>der</strong>meister, Crossener Mauer 26 (Garten- und Friedhofsausschuss,<br />
Gesundheitskommission)<br />
Maracke, Wilhelm, Rechtsanwalt, Grüne Wiese 34 (1. Vorsitzen<strong>der</strong>, Theaterausschuss)<br />
Marggraff, Richard, Kaufmann, Schreibersweg 4 (Beschaffungs-, Krankenhaus- und Volksbildungsausschuss)<br />
Mehlich, Robert, Schnei<strong>der</strong>, Salzmarktstraße 33 (Krankenhaus- und Theaterausschuss)<br />
Nipkow, Richard, Friseurobermeister, Kaltenborner Straße 4 (2. Schriftführer, Gesundheits- und<br />
Marktkommission)<br />
Nitschke, Paul, Heizer, Wilhelmstraße 7 (Ausschuss f. d. Feuerlösch- und Fuhrwesen u. f. d. städt. Werke;<br />
Forstausschuss)<br />
Preuß, Arno, Buchhändler, Königsstraße 32 (stellv. Stadtv.-Vorst; Beschaffungs-, Grundbesitz-, Hochbau- und<br />
Schulausschuss)<br />
Schmidt, Paul, Tuchfabrikant, Bahnhofstraße 16 (Grundbesitz- und Verkehrsausschuss)<br />
Schulz, Emil, Fleischermeister, Deulowitzer Straße 12 (Marktkommission und Schlachthofausschuss)<br />
Schumann, Dr. Johannes, Syndikus, Grüne Wiese 43 (Ausschuss f. d. Städt. Werke, Beschaffungs- und<br />
Tiefbauausschuss)<br />
Seidel, Georg, Musterweber, Grüne Wiese 53 (Ausschuss f. d. Städt. Werke, Tiefbau- und Verkehrsausschuss)<br />
Wilhelm, Friedrich, Lehrer, Westr<strong>in</strong>g 23 (Beamtenfragen, Beschaffungs-, Schul- und Volksbildungsausschuss)<br />
Wittek, Richard, Obersteuer-Sekretär, Teichbornstraße 14 (Stadtv.-Vorsteher, Hoch- und Tiefbauausschuss)<br />
Wonde, Wilhelm, Stadtverwaltungs-Direktor, Kaltenborner Straße 52 (2. Vors.; Geschäftsführer, Ausschuss f. d.<br />
Städt. Werke, Forst-, Grundbesitz- und Schulausschuss)<br />
Quelle: www.literad.de/regional/guben.html<br />
zurück
Komplex 10 - Ereignisse im Zusammenhang mit dem jüdischen Leben <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
29. März <strong>1933</strong>: Hitler erläutert vor dem Reichskab<strong>in</strong>ett den Judenboykott. Unter <strong>der</strong> Schlagzeile „Boykott! Wir<br />
nehmen den Kampf auf!“ ruft <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Angriff zum Boykott aller jüdischen Geschäfte, Waren, Ärzte und<br />
Rechtsanwälte auf.<br />
- 76 -<br />
S.S. und S.A. besetzen Warenhäuser (<strong>in</strong> <strong>Guben</strong>/Red.)<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Die S.S. und S.A. besetzte heute mittag das Warenhaus Karzentra, das Kaufhaus Wolff Krimmer Nachf.,<br />
Hermann Meier und das Schuhhaus Bata und schloß sie. Wie wir hören, soll die Schließung nur e<strong>in</strong>e<br />
vorübergehende se<strong>in</strong>.<br />
<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 11.- 12. März <strong>1933</strong><br />
9. März <strong>1933</strong>: In Berl<strong>in</strong>, Magdeburg und im Rhe<strong>in</strong>land blockieren SA.- Männer vere<strong>in</strong>zelt jüdische Warenhäuser<br />
und Geschäfte. Ähnliches geschieht <strong>in</strong> Bresslau, (12. März) Görlitz und Gleiwitz.<br />
Landgericht und Amtsgericht<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Auf Grund <strong>der</strong> Verfügung <strong>des</strong> preußischen Justizm<strong>in</strong>isters vom 31. März d. Js. bestimmt Herr<br />
Landgerichtspräsident Dr. Draeger im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Leiter <strong>der</strong> Rechtsstelle beim Gau Ostmark <strong>Guben</strong>,<br />
Rechtsanwalt Maracke: Von den jüdischen Anwälten ist nur Rechtsanwalt Hesse berechtigt, vor dem Landgericht<br />
und dem Amtsgericht <strong>Guben</strong> aufzutreten.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 3. April <strong>1933</strong><br />
4. April <strong>1933</strong>: H<strong>in</strong>denburg erhebt brieflich bei Hitler Bedenken gegen das Ausmaß <strong>der</strong> jüdische Beamte<br />
betreffende Maßnahmen, er for<strong>der</strong>t Ausnahmeregelung für jüdische Frontkämpfer.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
12. April <strong>1933</strong>: Auf <strong>der</strong> Wiesbadener Rektorkonferenz <strong>der</strong> deutschen Hochschulen wird die Gleichschaltung <strong>des</strong><br />
Hochschulwesens beschlossen; Studenten müssen zukünftig bei ihrer Immatrikulation unter Ehrenwort ihre<br />
arische Abstammung bekunden.<br />
Das neue Schulgesetz.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Das Gesetz zum Schutze <strong>der</strong> Ueberfremdung unserer Schulen liegt jetzt im Wortlaut vor. Der Anteil <strong>der</strong> neu<br />
aufzunehmenden nichtarischen Schüler und Studenten ist mit 1,5 Prozent, <strong>der</strong> Anteil für die Herabsetzung <strong>der</strong><br />
Zahl nichtarischer Schüler und Studenten, die sich jetzt bereits auf höheren Schulen und Hochschulen bef<strong>in</strong>den,<br />
mit 5 Prozent begrenzt.<br />
Die wesentlichsten Paragraphen <strong>des</strong> Gesetzes bestimmen folgen<strong>des</strong>:<br />
§ 1.<br />
Bei allen Schulen außer den Pflichtschulen und bei den Hochschulen ist die Zahl <strong>der</strong> Schüler und Studenten so<br />
weit zu beschränken, daß die gründliche Ausbildung gesichert und dem Bedarf <strong>der</strong> Berufe genügt ist.<br />
§ 2.<br />
Die Lan<strong>des</strong>regierungen setzen zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es jeden Schuljahres fest, wie viele Schüler jede Schule und wie<br />
viele Studenten jede Fakultät neu aufnehmen darf.
- 77 -<br />
§ 3.<br />
In denjenigen Schularten und Fakultäten, <strong>der</strong>en Besucherzahl zum Bedarf <strong>der</strong> Berufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>s starken<br />
Mißverhältnis steht, ist im Laufe <strong>des</strong> Schuljahres <strong>1933</strong> die Zahl <strong>der</strong> bereits aufgenommenen Schüler und<br />
Studenten soweit herabzusetzen, wie es ohne übermäßige Härten zur Herstellung e<strong>in</strong>es angemessenen<br />
Verhältnisses geschehen kann.<br />
§ 4.<br />
Bei den Neuaufnahmen ist darauf zu achten, daß die Zahl <strong>der</strong> Reichsdeutschen, die im S<strong>in</strong>ne <strong>des</strong> Gesetzes zur<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>des</strong> Berufsbeamtentums vom 7. April <strong>1933</strong> (Reichsgesetzblatt I S. 175) nicht arischer<br />
Abstammung s<strong>in</strong>d, unter <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Besucher je<strong>der</strong> Schule und je<strong>der</strong> Fakultät den Anteil <strong>der</strong> Nichtarier<br />
an <strong>der</strong> reichsdeutschen Bevölkerung nicht übersteigt. Die Anteilszahl wird e<strong>in</strong>heitlich für das ganze Reichsgebiet<br />
festgesetzt. Bei Herabsetzung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Schüler und Studenten gemäß § 3 ist ebenfalls e<strong>in</strong> angemessenes<br />
Verhältnis zwischen <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Besucher und Zahl <strong>der</strong> Nichtarier herzustellen. Hierbei kann e<strong>in</strong>e von <strong>der</strong><br />
Anteilszahl abweichende höhere Verhältniszahl zugrunde gelegt werden. Abs. 1 und 2 f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>e Anwendung<br />
auf Reichsdeutsche nicht arischer Abstimmung, <strong>der</strong>en Väter im Weltkriege an <strong>der</strong> Front für daß Deutsche Reich<br />
o<strong>der</strong> für se<strong>in</strong>e Verbündeten gekämpft haben, sowie auf Abkömml<strong>in</strong>ge aus Ehen, die vor dem Inkrafttreten dieses<br />
Gesetzes geschlossen s<strong>in</strong>d, wenn e<strong>in</strong> Elternteil o<strong>der</strong> zwei Großeltern arischer Abkunft s<strong>in</strong>d. Sie bleiben auch bei<br />
<strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Anteilszahl und <strong>der</strong> Verhältniszahl außer Ansatz. In den Ausführungsbestimmungen heißt es<br />
u. a.: Das Gesetz f<strong>in</strong>det auf öffentliche und private Schulen gleichmäßige Anwendung. Die Lan<strong>des</strong>regierungen<br />
bestimmen soweit noch erfor<strong>der</strong>lich, im e<strong>in</strong>zelnen die Schulen und Hochschulen, auf die sich das Gesetz<br />
erstreckt. Der Reichsm<strong>in</strong>ister <strong>des</strong> Innern kann für die Beschränkung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Schüler und Studenten<br />
allgeme<strong>in</strong>e Richtzahlen festsetzen. Die Lan<strong>des</strong>regierungen bestimmen, auf welche Schularten und Fakultäten § 3<br />
Anwendung f<strong>in</strong>det. Der Reichsm<strong>in</strong>ister <strong>des</strong> Innern kann zur Herbeiführung e<strong>in</strong>es gleichmäßigen Verfahrens die<br />
betroffenen Schularten und Fakultäten bestimmen. Die nach § 3 ausgeschiedenen Schüler können auf e<strong>in</strong>e<br />
Schule gleichen Art nicht übergehen. Die Lan<strong>des</strong>regierungen können, um diesen Schülern e<strong>in</strong>en angemessenen<br />
Bildungsabschluß zu ermöglichen, beson<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>richtungen und Anordnungen treffen. Die nach § 3<br />
ausgeschiedenen Schüler s<strong>in</strong>d vom weiteren Hochschulstudium ausgeschlossen. Die Anteilszahl (§ 4 Abs. 1) für<br />
die Neuaufnahmen wird auf 1,5 Prozent, die Verhältniszahl (§ 4 Abs. 2) für die Herabsetzung <strong>der</strong> Zahl von<br />
Schülern und Studenten auf 5 Proz. im Höchstfall festgesetzt. Wechselt e<strong>in</strong> Schüler nichtarischer Abstammung,<br />
<strong>der</strong> nach Inkrafttreten <strong>des</strong> Gesetzes neu aufgenommen worden ist, die Schule, so ist er bei <strong>der</strong> Anstalt, auf die er<br />
übergeht, <strong>in</strong> die Anteilszahl e<strong>in</strong>zurechnen.<br />
Vertretungsverbot<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 27. April <strong>1933</strong><br />
Gegen die Rechtsanwälte Bruno E. Warschauer <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>, Dr. Freundlich, Dr. Bernd und Blumenthal <strong>in</strong> Forst ist<br />
gem. §91 Abs. 2-4 Rechtsanwalt – Ordnung e<strong>in</strong> Vertretungsverbot erlassen. Gegen die übrigen nichtarischen<br />
Rechtsanwälte ist e<strong>in</strong> solches Verbot nicht erlassen; die üben ihre Tätigkeit, auch durch Auftreten vor Gericht,<br />
wie<strong>der</strong> aus.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 20-21.Mai <strong>1933</strong><br />
Rassenkunde im Lehrervere<strong>in</strong>.<br />
Zu <strong>der</strong> Sitzung <strong>des</strong> <strong>Guben</strong>er Lehrervere<strong>in</strong>s auf Kam<strong>in</strong>skys Berg hatte <strong>der</strong> neue, nationalsozialistische Vorstand<br />
e<strong>in</strong>en Redner von auswärts kommen lassen, um die Vere<strong>in</strong>smitglie<strong>der</strong> über Rassenkunde zu belehren. Es war<br />
<strong>der</strong> auf diesem Gebiete beson<strong>der</strong>s bewan<strong>der</strong>te Lehrer Pohl aus Denkwitz bei Glogau. Herr Pohl wandte sich erst<br />
gegen allerlei irrige Auffassungen <strong>des</strong> Rassenbegriffs. Insbeson<strong>der</strong>e darf man nicht Rasse und Volk gleichsetzen.<br />
Es gibt ke<strong>in</strong>e deutsche, spanische, polnische o<strong>der</strong> jüdische Rasse. Ja, nicht e<strong>in</strong>mal die zusammenfassenden<br />
Begriffe <strong>der</strong> Germanen, Normanen, Slaven bezeichnen Rassen. F<strong>in</strong>den sich doch auch blonde Russen,<br />
Franzosen, Juden und dann wie<strong>der</strong> Deutsche mit dunklen Augen und Haaren. Das zeigt schon, daß die<br />
Europäischen Völker alle nicht re<strong>in</strong>rassig s<strong>in</strong>d. In Deutschland ist wegen se<strong>in</strong>er Lage im Herzen Europas das<br />
Rassengemisch beson<strong>der</strong>s groß. Folgende Rassen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Mischung beteiligt: Die nordische, westliche,<br />
östliche, ostbaltische und fälische Rasse. Außereuropäische Rassen s<strong>in</strong>d im deutschen Volke nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger<br />
Zahl vertreten. Die wertvollste Erbmasse besitzt <strong>der</strong> nordische Mensch. Daher muß alles getan werden, um e<strong>in</strong>e<br />
„Aufordnung“ <strong>des</strong> deutschen- Blutes zu erreichen. Dazu gehört Kenntnis <strong>der</strong> Rassenkunde und <strong>der</strong> Menschlichen<br />
Vererbungsgesetze. Es gehört aber auch dazu e<strong>in</strong> staatliche Gesetzgebung, die durch hygienische, soziale und<br />
steuerliche Gesetze e<strong>in</strong>e erwünschte K<strong>in</strong><strong>der</strong>zeugung begünstigt, unerwünschte aber verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Nur so kann e<strong>in</strong>e<br />
Rassenverschlechterung vermieden werden die immer dann e<strong>in</strong>tritt, wenn sich gute Erbmasse mit m<strong>in</strong><strong>der</strong> guter<br />
paart.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 23. Mai <strong>1933</strong>
- 78 -<br />
Wolff Krimmer jetzt Kaufhaus Karg.<br />
Die Inhaber <strong>der</strong> Firma Wolff Krimmer Nachf. haben ihr seit 49 Jahren im Familienbesitz betriebenes Geschäft an<br />
Herrn G. Karg, Berl<strong>in</strong>, verkauft, <strong>der</strong> das Unternehmen unter <strong>der</strong> Firma Kaufhaus Karg führen wird. Die<br />
Übernahme erfolgte bereits am 1. Juni <strong>1933</strong>. Damit geht das weit über die Grenzen unserer Stadt h<strong>in</strong>aus<br />
bekannte, größte Textilfachgeschäft <strong>in</strong> christlichen Besitz über. Die Posten <strong>der</strong> leitenden Angestellten werden<br />
ebenfalls gleichgeschaltet.<br />
Und alle, alle kamen!<br />
10 000 protestierten gegen die Behandlung <strong>der</strong> deutschen Arbeitervertreter<br />
<strong>in</strong> Genf. - Die gewaltigste Massenkundgebung, die <strong>Guben</strong> je erlebte.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 26.Mai <strong>1933</strong><br />
Die Aufnahme von Juden und Fremdrassigen ist grundsätzlich jedem Verbande untersagt. Sämtliche bisher<br />
bestehenden Angestellten. Verbände werden mit dem 30. Juni <strong>1933</strong> aufgelöst. Am 1. Juli <strong>1933</strong> müssen die neuen<br />
Angestellten - Verbände fertig dastehen und ihre Arbeit aufnehmen. Die Durchführung <strong>der</strong> Neuorganisation hat<br />
Pg. Dr. Ley, <strong>der</strong> Leiter <strong>des</strong> damaligen Aktionskomitee zum Schutze <strong>der</strong> deutschen Arbeit dem bisherigen<br />
Deutschnationalen Handlungsgehilfen - Verband und se<strong>in</strong>em Verbandsvorsteher, dem Pg. Hermann Miltzkow<br />
übertragen. Der DHV wurde mit <strong>der</strong> Durchführung dieser Arbeiten betraut, weil se<strong>in</strong>e Organisationsform die<br />
mustergültige unter allen deutschen Gewerkschaften war und er auf Grund se<strong>in</strong>er seit Gründung bewußt<br />
völkischen und nationalen Arbeit unter den Gewerkschaften e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>stellung e<strong>in</strong>genommen hatte. Der DHV<br />
(Deutscher Handelsverband/Red.) hatte bereits seit se<strong>in</strong>er Gründung im Jahre 1893 die Bestimmungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Satzung, daß Juden und Fremdrassige nicht aufgenommen wurden, daß nur männliche Berufsanghörige<br />
Aufnahme f<strong>in</strong>den konnten. Die Ueberführungsarbeiten aus den alten großen Verbänden s<strong>in</strong>d bereits im<br />
allgeme<strong>in</strong>en durchgeführt. Die Volksgenossen, die bisher e<strong>in</strong>em Angestelltenverband angehört haben, haben<br />
bereits o<strong>der</strong> werden <strong>in</strong> den nächsten Tagen Nachricht erhalten, wo sie künftig ihrer Beitragszahlung<br />
nachzukommen haben und wo sie die ihnen satzungsgemäß zustehenden Leistungen beanspruchen können. Es<br />
ist wesentlich <strong>in</strong> diesem Zusammenhänge zu betonen, daß ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger <strong>der</strong> organisierten Angestellten durch die<br />
Zusammenführung <strong>der</strong> Angestelltenverbände materielle Nachteile erleiden wird. Anschließend an diese Rede<br />
streckten sich die Arme zum Himmel empor und aus zehntausend Kehlen erscholl mächtig und trußig das Horst<br />
Wessel - Lied. Hierauf wurde <strong>der</strong> Text e<strong>in</strong>es Telegramms an den Führer <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley,<br />
verlesen: "Die <strong>Guben</strong>er Arbeiter <strong>der</strong> Stirn und Faust protestieren gegen schmachvolle Behandlung Deutscher <strong>in</strong><br />
Genf und geloben treue Gefolgschaft im Kampf um die Rechte <strong>des</strong> deutschen Arbeiters."<br />
Geschäftliches.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 27. Juni <strong>1933</strong><br />
Um immer wie<strong>der</strong> auftretenden Gerüchten über Beteiligung jüdischen Kapitals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fa. Georg Karg<br />
entgegenzutreten, hat, wie uns mitgeteilt wird, <strong>der</strong> Inhaber <strong>der</strong> Firma <strong>der</strong> Ortsgruppenleitung <strong>der</strong> NSDAP., sowie<br />
<strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer die ei<strong>des</strong>stattliche Versicherung übermittelt, dass Herr Georg Karg <strong>der</strong><br />
alle<strong>in</strong>ige Inhaber <strong>des</strong> Geschäftes, und daß jüdisches Kapital <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Form an dem Unternehmen beteiligt ist.<br />
20.000 <strong>Guben</strong>er auf dem Marsche<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 12.-13. August <strong>1933</strong><br />
Zahlen sagen besser als schöne Worte, was sich gestern <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> ereignet hat. Als am 1. Mai dieses Jahres 13bis<br />
14.000 <strong>Guben</strong>er Volksgenossen fünf Stunden lang durch die Straßen zogen, da glaubte niemand daran, daß<br />
diese Zahl jemals übertroffen werden könnte. Und dennoch trat dieser Fall gestern e<strong>in</strong>. Es wurden rund 15.000<br />
Festabzeichen verkauft aber die zur Verfügung stehende Menge reichte nicht aus: vier- bis sechstausend waren<br />
ohne Abzeichen auf dem Flugplatz. Es ist also eher zu niedrig als zu hoch gegriffen, wenn wir die Zahl <strong>der</strong><br />
Teilnehmer am gestrigen „Fest <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront“ auf 20.000 festlegen. E<strong>in</strong>e Stunde und 10 M<strong>in</strong>uten<br />
währte <strong>der</strong> Vorbeimarsch am Markt, trotzdem mitunter vier und fünf nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> g<strong>in</strong>gen. Im Gegensatz zum 1.<br />
Mai reichte diesmal auch die Musik: Zwölf Kapellen (e<strong>in</strong>schließlich Fabrikkapellen und sechs Spielmannszüge<br />
waren im Zuge verteilt). Über 40 Fahnen wurden mitgeführt. E<strong>in</strong>e gute Stunde dauerte <strong>der</strong> Marsch, fünfe<strong>in</strong>halb<br />
Kilometer lang war <strong>der</strong> Weg vom Spicherer Platz zum Flugplatz. Um 13.45 Uhr marschierten die ersten Züge von<br />
Spicherer Platz ab, zwei Stunden später erst waren die Letzten auf dem Flugplatz. Drei Riesenlautsprecher<br />
kämpften erfolgreich gegen Lärm und Gegenw<strong>in</strong>d. Man muß außerdem bedenken, daß über 3500 <strong>Guben</strong>er<br />
gestern abend auch im Schützenhaus beim Reichswehrkonzert waren, daß ferner die Tanzlokale auf den Bergen<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt den üblichen großen Sonntagsbetrieb hatten. Nun fragt man sich bloß e<strong>in</strong>es: Welcher <strong>Guben</strong>er<br />
war gestern zu Hause? Der Aufmarsch. Schon vor 13 Uhr traten auf den e<strong>in</strong>zelnen Stellplätzen die Belegschaft<br />
<strong>der</strong> Betriebe und die verschiedenen Verbände an. Mit Fahnen und Musik voran g<strong>in</strong>g es dann auf genau<br />
vorgeschriebenen Wegen zum großen Sammeln auf dem Spicherer Platz. Um 14. Uhr sollte es losgehen, aber
- 79 -<br />
schon e<strong>in</strong>e Viertelstunde früher konnte das Zeichen zum Abmarsch gegeben werden, da die zahlreichen Züge<br />
bereits mustergültig „standen“. Irgend e<strong>in</strong>e Gruppe beson<strong>der</strong>s hervorzuheben, hieße die an<strong>der</strong>en benachteiligen.<br />
Festlicher Zug durch die Stadt. Über Z<strong>in</strong>delplatz und Neustadt, Markt und Triftstraße g<strong>in</strong>g es zum Flugplatz.<br />
Festlich geschmückt waren alle Straßen, die <strong>der</strong> Zug berührte, überall h<strong>in</strong>gen die Fahnen <strong>des</strong> neuen<br />
Deutschland, grüßten die Leute aus den Fenstern. Am Fuße <strong>des</strong> Osterberges hatten die Junggärtner mit<br />
blühenden Blumen die Straßen überspannt, „Heil Hitler“! leuchtete es aus tausend weißen Blüten. Auf dem<br />
Flugplatz angekommen, begaben sich die e<strong>in</strong>zelnen Verbände und Betriebe sogleich nach den reservierten<br />
Plätzen. Wie herrlich schmeckte jetzt <strong>der</strong> erste Schluck und <strong>der</strong> erste Biß <strong>in</strong> die „Warme“ o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Stulle. Es<br />
mundet so gut, daß die beiden Reden nur vor e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zuhörerkreis gehalten wurden. „Das lesen wir ja<br />
morgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>ung“, sagten die Leute und tranken noch e<strong>in</strong>s. Die erste Ansprache hielt Pg. Hänisch<br />
Organisationswart <strong>des</strong> Deutschen Textilarbeiterverban<strong>des</strong>, Berl<strong>in</strong>. Er begrüßte die Arbeiter <strong>der</strong> Stirn und <strong>der</strong><br />
Faust im Namen <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront und führte dann weiter etwa folgen<strong>des</strong> aus: H<strong>in</strong>weggefegt ist <strong>der</strong> alte<br />
liberalistisch – marxistisch – jüdische Geist und gewonnen haben wir e<strong>in</strong> neues Deutschland, das Arbeit und Brot<br />
für alle schaffen will. Es war e<strong>in</strong>e stolze Stunde, als es uns gelungen war, die alte marxistische Macht<br />
nie<strong>der</strong>zur<strong>in</strong>gen und die nationalsozialistische Weltanschauung emporzuführen. Wir wollen diese alte<br />
liberalistische – marxistische Weltanschauung restlos beseitigen: denn damit konnten wir die Sicherheits – und<br />
Ernährungsgrundlage unseres Volkes nicht gewährleisten. Auf Grundlage <strong>der</strong> neuen Weltanschauung wollen wir<br />
es schaffen, wollen wir die Wirtschaft und die Seelen umformen, was allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Arbeit von Jahren und<br />
Jahrzehnten se<strong>in</strong> wird. Wenn wir e<strong>in</strong>e neue Lebensgrundlage für unser Volk schaffen wollen, müssen wir die<br />
Anhänger <strong>der</strong> alten Weltanschauung als unsere Fe<strong>in</strong>de betrachten; nicht den e<strong>in</strong>zelnen Volksgenossen, son<strong>der</strong>n<br />
die Führer. Das deutsche Volk und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> arbeitende und schaffende Mensch haben e<strong>in</strong>en großen<br />
Fe<strong>in</strong>d, das <strong>in</strong>ternationale Judentum. Mit ihm zusammen schüren heute die <strong>in</strong>s Ausland geflohenen alten<br />
Arbeitsführer den Boykott gegen Deutschland. Und das bedeutet Brotlosmachung <strong>des</strong> deutschen Arbeiters. Im<br />
neuen Staate wird gerade <strong>der</strong> arbeitende schaffende Mensch die höchste Bedeutung gew<strong>in</strong>nen. Wir haben die<br />
Deutsche Arbeitsfront geschaffen, damit sie die politische Erziehung <strong>des</strong> deutschen Menschen übernehmen soll,<br />
und die e<strong>in</strong>zelnen Verbände, daß sie das höchste Gut, die Arbeitskraft <strong>des</strong> schaffenden Menschen schützen und<br />
schirmen, damit sie für die Zukunft se<strong>in</strong>en eigenen Lebensraum erweitern und se<strong>in</strong> Lebensniveau bessern und<br />
jedem die Sicherheit se<strong>in</strong>er Arbeitsstelle gewährleisten. Zum gegenwärtigen Stadium unserer Wirtschaft wird es<br />
natürlich nicht leicht se<strong>in</strong>, dah<strong>in</strong> zu kommen, das jedem e<strong>in</strong> auskömmliches Leben gesichert werden kann. Es<br />
wird nur durch eisernen Fleiß und allergrößte Sparsamkeit möglich se<strong>in</strong>. Heute ist <strong>in</strong> Deutschland nur e<strong>in</strong>s<br />
maßgebend, das ist das Interesse und <strong>der</strong> Wille <strong>des</strong> deutschen Volkes. Und dieser Wille lehnt alle fremden<br />
E<strong>in</strong>flüsse ab und will alle fremden Elemente ausschalten, die über das Volk herrschen wollen. Je<strong>der</strong> hat darauf zu<br />
achten, daß so etwas nicht wie<strong>der</strong> vorkommt, daß deutsches Blut durch fremdrassige Elemente verdorben, und<br />
das solche Elemente über das deutsche Volk bestimmen wollen. Wir wollen beim Neuaufbau nur selten<br />
Zwangsmaßnahmen anwenden; Denn wir wissen, daß sich auf die Dauer e<strong>in</strong> Volk durch Zwang alle<strong>in</strong> nicht<br />
führen läßt. Wollen das Selbstvertrauen <strong>des</strong> Volkes stärken, das Vertrauen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e eigene Kraft, wie es <strong>in</strong> den<br />
Worten zum Ausdruck kommt: Deutschland über alles! Mit diesem Vertrauen im Herzen wird es dem deutschen<br />
Volke gel<strong>in</strong>gen, se<strong>in</strong>e Zukunft für die nächsten Jahrhun<strong>der</strong>te sicherzustellen. Darum muß je<strong>der</strong>, auch wenn es<br />
ihm schwer fällt, bereit se<strong>in</strong> zu opfern, damit das Ziel neuen Deutschlands, daß je<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
anständigen Leben kommt, erreicht werde; dann wird für das deutsche Volk die Sonne wie<strong>der</strong> aufgehen. Er<br />
schloß se<strong>in</strong>e Ausführungen mit e<strong>in</strong>em dreifachen „Kampf Heil!“ auf Adolf Hitler. An zweiter Stelle ergriff Pg.<br />
Mosdorf, Verbandsbezirksleiter <strong>des</strong> Gaues Berl<strong>in</strong> im Deutschen Textilarbeiterverband das Wort zu e<strong>in</strong>er längeren<br />
Ansprache, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er an Deutlichkeit nichts fehlen ließ und oft mit sehr drastischen und <strong>der</strong>ben Worten se<strong>in</strong>e<br />
Me<strong>in</strong>ung sagte. Er g<strong>in</strong>g von dem Versprechen aus, das die Führer <strong>des</strong> Volkes am 9. November 1918 dem Volke<br />
gemacht hatten: Freiheit, Gleichheit, Brü<strong>der</strong>lichkeit und zeigte, was <strong>in</strong> den Jahren nachher daraus geworden sei.<br />
Anstelle e<strong>in</strong>es bewußten Führerwillens <strong>der</strong> imstande gewesen wäre, das deutsche Volk zu e<strong>in</strong>em Block<br />
zusammenzuschmieden, traten nach 1918 die Parlamente, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptsache an ihre Diäten dachte. An die<br />
Stelle von Verantwortung trat Korruption; auch <strong>in</strong> den Gewerkschaften bis <strong>in</strong> die christlichen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> war kaum e<strong>in</strong><br />
Führer, <strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er Weise Dreck an <strong>der</strong> Hose hatte. Die Führer glaubten selbst nicht mehr an das,<br />
was sie dem Volke vorpredigten, und für das Volk kam statt <strong>des</strong> versprochenen Paradieses die Hölle auf Erden.<br />
Bei den Nationalsozialisten liegen die Verhältnisse an<strong>der</strong>s. Bei ihnen herrscht Führertum und Diszipl<strong>in</strong>, Befehlen<br />
und Gehorchen, Blut und Rasse. Ihr Sozialismus ist etwas an<strong>der</strong>es als <strong>der</strong> Sozialismus <strong>der</strong> vergangenen <strong>Zeit</strong>. Die<br />
Weltanschauung <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong> gibt se<strong>in</strong>en Anhängern die Kraft, an die Erfüllung ihres Programms zu<br />
glauben, daß <strong>in</strong> Deutschland <strong>der</strong> schaffende Mensch zu se<strong>in</strong>em Rechte kommt und überhaupt nur das Recht hat<br />
zu leben. Wer nicht an die 100prozentige Erfüllung <strong>des</strong> nationalsozialistischen Programms glaubt, hat ke<strong>in</strong>en<br />
Platz mehr <strong>in</strong> Deutschland. Nie hat es etwas Gewaltigeres <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt gegeben als die nationalsozialistische<br />
Revolution. Sie wird sich weiter auf <strong>der</strong> ganzen Welt auswirken und dem Marxismus und Internationalismus den<br />
To<strong>des</strong>stoß versetzen. Der Vorwurf, daß ihre Träger zu jung seien, wird von ihnen gerade als Vorzug empfunden.<br />
Gerade die Jugend hat den Führern den Mut gegeben, und den freien und offenen Blick für das Leben und die<br />
Fähigkeit, ihren Arbeitskameraden Licht und Sonnensche<strong>in</strong> zu br<strong>in</strong>gen. Die deutschen nationalsozialistischen<br />
Volksgenossen legen sich <strong>in</strong> wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht drei Fragen vor: Welchen Zweck hat die Wirtschaft, und<br />
welches s<strong>in</strong>d ihre Aufgaben im H<strong>in</strong>blick auf das Volk? Vor dem Kriege und bis zur Umwälzung war sich die<br />
Wirtschaft Selbstzweck und nur auf Profit und hohe Dividende bedacht. Sie vergaß ganz, daß die Wirtschaft und<br />
alle ihre E<strong>in</strong>richtungen nur den e<strong>in</strong>en Hauptzweck haben können, dem deutschen Volke zu dienen. Hier wird noch<br />
viel umzulernen se<strong>in</strong>, auch auf Seiten <strong>der</strong> Arbeiter. Wie war denn die bisherige Wirtschaft? Sie zahlte den<br />
Arbeitern Löhne, die unter dem Hungerlohn standen. Der frühere Staat kannte überhaupt nicht den schaffenden<br />
Menschen und se<strong>in</strong>en Wert. Er machte Gesetze und machte über ihre Erfüllung. Er erkannte nicht, daß <strong>der</strong> Wert<br />
<strong>des</strong> deutschen Menschen im Arbeiter lag. Zu gewerkschaftlichen und politischen Versammlungen wurde <strong>der</strong> Haß<br />
gesät, <strong>der</strong> Haß gegen den Arbeitgeber und gegen den Arbeitskameraden, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> paar Pfennige mehr verdiente.<br />
Alle Parteien und Gewerkschaften waren nur darauf bedacht, ihre Taschen zu füllen. Sie bauten große Häuser,<br />
aßen sich dicke Bäuche an, und ließen die Arbeiter zahlen. Wie muß e<strong>in</strong>e gesunde Wirtschaft aussehen? In ihr<br />
darf es se<strong>in</strong>en Klassenkampf mehr geben. Wer noch von Spießbürgertumsgedanken und marxistischen Strupeln<br />
beherrscht ist, muß alles das beiseite legen und se<strong>in</strong>e Gedankenwelt ganz umformen. Vor allem muß <strong>der</strong>
- 80 -<br />
schaffende, arbeitende Mensch, ganz gleich welchen Beruf er hat, den Platz erhalten <strong>der</strong> ihm gebührt. Das<br />
deutsche Volk kann nur gedeihen, wenn je<strong>der</strong> für jeden lebt. Der <strong>Nationalsozialismus</strong> hat erst den Begriff<br />
„Arbeiter“ geschaffen. Dieser Gedanke <strong>der</strong> Arbeitskameradschaft muß schon <strong>der</strong> Jugend angezogen werden.<br />
Das wird <strong>der</strong> Arbeitsdienst besorgen. Nach längeren Ausführungen über den ständischen Aufbau <strong>der</strong> deutschen<br />
Wirtschaft, <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Erziehung zur Geme<strong>in</strong>schaft die Hauptaufgabe <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront ist, und dem<br />
H<strong>in</strong>weis, daß <strong>der</strong> Charakter e<strong>in</strong>es Menschen <strong>der</strong> ausschlaggebende Faktor bei <strong>der</strong> Berufung <strong>der</strong> Persönlichkeiten<br />
se<strong>in</strong> muß, gab <strong>der</strong> Redner zum Schluß noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Zusammenfassung se<strong>in</strong>er Hauptgedanken, wobei er<br />
auch noch näher auf das Führerpr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Er schloß mit drei For<strong>der</strong>ungen, die er an die Nationalsozialisten<br />
stellte: Wir müssen hart se<strong>in</strong>, wir müssen gerecht se<strong>in</strong> und wir müssen treu se<strong>in</strong>! Mit e<strong>in</strong>em Hoch auf den<br />
deutschen schaffenden Menschen und unser heißgeliebtes Vaterland beendete <strong>der</strong> Redner se<strong>in</strong>e Ansprache und<br />
begeistert sangen alle das Deutschlandlied und Horts Wessel – Lied. Ohne daß man es merkte, senkte sich die<br />
Nacht hernie<strong>der</strong>. Kaum e<strong>in</strong>er war früher gegangen, je<strong>der</strong> wollte das größte Feuerwerk, das <strong>Guben</strong> je sah<br />
miterleben. E<strong>in</strong>e Viertelsunde lang donnerte und blitzte es nach allen Regeln <strong>der</strong> pyrotechnischen Kunst. Den<br />
grandiosen Abschluß bildete e<strong>in</strong> gelungenes Porträt Adolfs Hitlers. Freudig reckten sich da die Arme <strong>in</strong> die Höhe<br />
und brausend erscholl das Horst Wessel – Lied. Dann wurde das weite Feld <strong>in</strong> rotes bengalisches Licht getaucht,<br />
e<strong>in</strong> unvergeßlich schöner Anblick. Damit hatte das <strong>Guben</strong>er „Fest <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront“ se<strong>in</strong>en würdigen<br />
Abschluß gefunden.<br />
Was hat <strong>der</strong> deutsche Lehrer <strong>in</strong> Zukunft zu tun?<br />
Kreistagung <strong>des</strong> nationalsozialistischen Lehrerbun<strong>des</strong>.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 28. August <strong>1933</strong><br />
Sichtlich erfreut darüber, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal vor <strong>Guben</strong>s Lehrerschaft sprechen zu können, gab Pg. Dr. Spenger mit<br />
se<strong>in</strong>en Worten e<strong>in</strong>en Beweis dafür, dass das alte Feuer <strong>der</strong> Begeisterung, mit dem er <strong>in</strong> den Jahren <strong>des</strong> Kampfes<br />
das Ideengut Adolf Hitlers verbreiten half, trotz Arbeitsüberlastung noch nicht erloschen ist. ...<br />
Abschließend stellte <strong>der</strong> Referent nochmals die Frage <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund: Wie soll <strong>der</strong> deutsche Lehrer <strong>in</strong><br />
Zukunft, beson<strong>der</strong>s aber <strong>in</strong> den nächsten Wochen se<strong>in</strong>? Er schil<strong>der</strong>te dabei die letzten außenpolitischen<br />
Ereignisse. Beim Handarbeiter hat se<strong>in</strong>e politische Anschauung auf das En<strong>der</strong>gebnis se<strong>in</strong>er Arbeit ke<strong>in</strong>erlei<br />
E<strong>in</strong>fluß. Ganz an<strong>der</strong>s liegen aber die D<strong>in</strong>ge beim Lehrer. Deshalb verlangt man von ihm auch ganze<br />
Gefolgschaft, ganze Arbeit am Aufbau <strong>des</strong> Staates o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e. An jedem Schultag müssen e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten zu<br />
e<strong>in</strong>em nationalen Erlebnis ausgestaltet werden und so soll je<strong>der</strong> deutsche Lehrer mitarbeiten, damit <strong>der</strong>e<strong>in</strong>st ke<strong>in</strong><br />
Schüler <strong>in</strong> späteren Jahren sagen kann: Me<strong>in</strong> Lehrer hat damals nicht mitgekämpft! Der Tagungsleiter, Pg.<br />
Kahnert, dankte dem Redner für se<strong>in</strong>e begeisternden Worte und gab se<strong>in</strong>er Überzeugung Ausdruck, dass dieser<br />
Appell an die Lehrerschaft nicht vergebens verhallen werde. Nachdem <strong>der</strong> Chor „Muttersprache, Mutterlaut“ zum<br />
Vortrag gebracht hatte, wurden vom Kreisleiter e<strong>in</strong>er Anzahl von Teilnehmern die Mitgliedskarten zum NSLB.<br />
feierlich überreicht. Anschließend gab Pg. Kahnert noch e<strong>in</strong>ige geschäftliche Mitteilungen bekannt und mit e<strong>in</strong>em<br />
„Sieg Heil“ auf unseren Führer Adolf Hitler und dem Horst Wessel- Lied wurde die überaus zahlreich besuchte<br />
Tagung geschlossen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 30. Oktober <strong>1933</strong><br />
28. Dezember <strong>1933</strong>: Der Deutsche Anwaltsvere<strong>in</strong> wird aufgelöst. Von den 15000 Mitglie<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d 3000 jüdische<br />
Juristen gewesen. Die deutschen Mitglie<strong>der</strong> werden <strong>in</strong> den Nationalsozialistischen Juristenbund überführt.<br />
Quelle: Das Deutsche Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991
- 81 -<br />
Die Arierfrage <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Industrie<br />
Bedeutsame Ausführungen <strong>des</strong> Oberbürgermeisters<br />
Die Betriebsversammlung <strong>der</strong> Fa. Ste<strong>in</strong>ke, Hutfabrik, die im Hotel Kronpr<strong>in</strong>z stattfand, war von <strong>der</strong> Belegschaft<br />
fast vollzählig besucht. Zugegen waren <strong>der</strong> Herr Oberbürgermeister Schmiedicke, Herr Gewerberat Dr. Röse,<br />
Herr Arbeitamtsdirektor Hellwig, <strong>der</strong> Ortsgruppenleiter <strong>des</strong> Textilarbeiter- Verban<strong>des</strong> Kam. Seidel und <strong>der</strong> NSBO.-<br />
Leiter <strong>der</strong> Ortsgruppe Hut und Textil Kam. Jeschke. Betriebsratvorsitzen<strong>der</strong> Hoffmann wies <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Eröffnungsansprache darauf h<strong>in</strong>, daß <strong>in</strong> folge <strong>des</strong> starken Anschwellens <strong>der</strong> uniformierten Verbände die Gefahr<br />
für unsere Hutfabriken besteht, große Absatzmöglichkeiten zu verlieren. Um hier vorzubeugen, fuhr e<strong>in</strong>e<br />
Abordnung <strong>der</strong> Hut<strong>in</strong>dustrie unter Führung <strong>des</strong> Oberbürgermeisters zur Reichszeugmeisterei nach München, um<br />
für die Betriebe die Genehmigung zur Herstellung von Uniform- Kopfbedeckungen zu erlangen. Die Abordnung<br />
wurde abschlägig beschieden. Die Genehmigung wird unter ke<strong>in</strong>en Umständen erteilt, wenn <strong>in</strong> dem betreffenden<br />
Betriebe jüdisches Kapital arbeitet. Auch die Genehmigung zur Herstellung von Arbeitsdienst- Mützen wurde<br />
kürzlich vom Arbeitm<strong>in</strong>isterium an die Bed<strong>in</strong>gung geknüpft, daß die jüdischen Betriebe sich bis zum 15. März<br />
gleichgeschaltet haben. Hierauf ergriff Herr Oberbürgermeister Schmiedicke das Wort und legte e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich dar,<br />
wie sehr ihm das Wohl und Wehe <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er arbeitenden Bevölkerung am Herzen liege, und das er die Sorgen<br />
und Nöte <strong>der</strong> Arbeitslosen und <strong>der</strong> Kurzarbeiter zur Genüge kenne und daß er <strong>des</strong>halb sich nach Kräften<br />
bemühe, Arbeit nach <strong>Guben</strong> here<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Die Reichszeugmeisterei sei e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Parteidienststelle <strong>der</strong><br />
NSDAP, <strong>der</strong> man nicht zumuten könne, e<strong>in</strong>e Genehmigung zur Herstellung von Parteidienstkleidung an Firmen<br />
zu erteilen, die <strong>in</strong> jüdischen Händen seien o<strong>der</strong> die abhängig seien von jüdischem Kapital. Es sei e<strong>in</strong> Irrtum, wenn<br />
jüdische Kapitalisten und Geldgeber glaubten, die Arierfrage würde von <strong>der</strong> NSDAP wie<strong>der</strong> beseitigt o<strong>der</strong> nicht<br />
ernst genommen. Im Gegenteil die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei for<strong>der</strong>e für den deutschen<br />
Arbeiter die deutsche Führung, und diese sei nur möglich, wenn die Fabriken unabhängig von jüdischem Kapital<br />
gemacht würden. Es könnte auf die Dauer nicht geduldet werden, daß <strong>der</strong> hochwertige deutsche Arbeiter zur<br />
Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> zur Kurzarbeit verdammt werde, weil die Fabriken sich <strong>in</strong> jüdischem Besitze befänden. Es<br />
sei Pflicht <strong>der</strong> Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei als Träger <strong>des</strong> nationalsozialistischen<br />
Staatgedankens, hier e<strong>in</strong>e Lösung zu f<strong>in</strong>den. Es wären auch bereits Verhandlungen aufgenommen, um die<br />
Fabriken, die heute von jüdischem kapital beherrscht würden, <strong>in</strong> deutsche Hände überzuführen. Wenn dies<br />
erreicht wäre, würden auch die hiesigen Fabriken, denen heute die Genehmigung zur Herstellung von<br />
Parteidienstkleidung versagt würde, wie<strong>der</strong> genügend Arbeit erhalten. Der Oberbürgermeister erklärte weiter, daß<br />
er sich für die Lösung dieser Frage voll und ganz e<strong>in</strong>setzen werde. Nun hielt Pg. Osterloh e<strong>in</strong>en Vortrag über die<br />
Judenfrage. Er deckte <strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter und <strong>in</strong>struktiver Weise die völkischen, politischen und wirtschaftlichen<br />
Zusammenhänge auf, die mit diesem Thema untrennbar verknüpft s<strong>in</strong>d. Den Arbeitskammerraten aber empfahl<br />
er dr<strong>in</strong>gend, sich diese Gedankengänge zu eigen zu machen und nötigenfalls auch unter Opfern den Kampf <strong>der</strong><br />
Partei nach dieser Richtung h<strong>in</strong> mit allen Mitteln zu unterstützen. Der Vorsitzende <strong>des</strong> Betriebsrates erstattete<br />
dann Bericht über Verhältnisse <strong>in</strong> Betriebe und for<strong>der</strong>te von <strong>der</strong> Belegschaft, daß das kameradschaftliche und<br />
soziale Verhalten unter allen Umständen besser wird. Arbeiter o<strong>der</strong> Angestellte, die gegen den Geist <strong>der</strong><br />
Betriebsgeme<strong>in</strong>schaft verstoßen, müssen auch für ihr Verhalten die Folgen tragen.<br />
Die NS-Rechtsbetreuung<br />
Die E<strong>in</strong>richtung im Amtsgerichtbezirk <strong>Guben</strong><br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 13. Februar 1934<br />
Der <strong>Nationalsozialismus</strong> sieht im Recht die Grundlagen se<strong>in</strong>es Aufbaus. Der Rechtssatz ist die anerkannte<br />
Festigung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gesamtbewegung erarbeiteten Grundsätze für das Geme<strong>in</strong>schaftsleben. Die<br />
nationalsozialistische Rechtsbetreuung ist zur Mitwirkung an diesem Aufbau <strong>des</strong> Rechtslebens berufen. Sie soll<br />
im Geiste <strong>des</strong> Führers <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>des</strong> Deutschen Volkes dienen. Diesem Dienste haben sich die alle<strong>in</strong><br />
berufenen Berater und Vertreter <strong>des</strong> deutschen Rechts, die Anwaltschaft ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Die<br />
Rechtsbetreuung <strong>der</strong> bedürftigen Volksgenossen durch sachlich geschulte und mit <strong>der</strong> Rechtserneuerung durch<br />
ihre Arbeit verwurzelte nationalsozialistische Anwälte bedeutet, wie <strong>der</strong> Reichsjustizkommissar gelegentlich <strong>der</strong><br />
Errichtung <strong>des</strong> Amtes für Rechtsbetreuung ausführte, e<strong>in</strong>en ungeheuren Fortschritt sozialer Art. Nicht mehr, wie<br />
bisher, ist <strong>der</strong> unkundige Volksgenosse darauf angewiesen, dem mehr o<strong>der</strong> weniger flüchtigen Rat e<strong>in</strong>es privaten<br />
Auskunftszirkels o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er juristischen Sprechstunden zu folgen. Die Rechtsbetreuer <strong>des</strong> deutschen Volkes<br />
werden mehr se<strong>in</strong>, als nur Berater und Ratgeber. Der NS-Rechtsbetreuer soll e<strong>in</strong> Führer <strong>des</strong> deutschen Volkes<br />
se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> das Volk <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vertrauenssphäre zum Recht zurückgeleitet. Die Aufgabe <strong>der</strong> NS-Rechtsbetreuung<br />
wird damit auch e<strong>in</strong>er ausgleichende vermittelnde se<strong>in</strong>, und die Durchführung von Rechtsstreitigkeiten nur da<br />
empfehlen, wo e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Weg für die Wahrung <strong>des</strong> Rechts nicht gegeben ist. Entsprechend dem<br />
Totalitätsanspruch <strong>der</strong> nationalsozialistischen Bewegung nimmt die NS.- Rechtsbetreuung für sich<br />
Ausschließlichkeit <strong>in</strong> Anspruch. Alle sonstigen rechtsberatenden Stellen werden ausgeschaltet bzw. auf ihr<br />
ureigenstes Gebiet beschränkt. So beschränkt sich die Tätigkeit <strong>der</strong> von <strong>der</strong> deutschen Arbeitsfront<br />
e<strong>in</strong>gerichteten Spezialrechtsberatungsstellen sachlich ausschließlich auf das Gebiet Arbeitsrecht und <strong>des</strong><br />
Sozialversicherungsrechts und persönlich auf die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschen Arbeitsfront. Wenn <strong>der</strong> NS-<br />
Rechtsbetreuung <strong>der</strong> großzügige Wurf e<strong>in</strong>er „Rechtshygiene“ gel<strong>in</strong>gen soll, so ist das Erreichen dieser<br />
Zielsetzung e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> Aufgabe <strong>der</strong> deutschen Anwaltschaft. Wenn sich die deutsche Anwaltschaft mit <strong>der</strong><br />
Uebernahme <strong>der</strong> NS-Rechtsbetreuung zu e<strong>in</strong>em großem persönlichen Opfer gegenüber den Volksganzen<br />
entschlossen hat, so wird seitens <strong>der</strong> Volksgenossen erwartet, daß sie sich <strong>der</strong> NS-Rechtsbetreuung nur alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
den Fällen bedienen, wo e<strong>in</strong> tatsächlichen Bedürfnis vorliegt. Anspruch auf die NS-Rechtsbetreuung haben alle<br />
deutschen Volksgenossen, die zum Aufbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> gesetzlichen Anwaltsgebühren außerstande s<strong>in</strong>d. Dies wird
- 82 -<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Arbeitslosen -, Krisen- und Wohlfahrtsunterstützungsempfängern, sowie bei<br />
Schwerkriegsbeschädigten <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>. Diese Voraussetzung s<strong>in</strong>d von den Rechtssuchenden im Falle <strong>der</strong><br />
Inanspruchnahme <strong>der</strong> Rechtsbetreuung glaubhaft zu machen, und von dem Rechtsbetreuung tätigen Anwalt zu<br />
prüfen. An Verwaltungskosten werden für die NS-Rechtsbetreuung 0,20 RM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen und 0,50 RM <strong>in</strong><br />
umfangreichen Sachen erhoben. Auch dieser Verwaltungskostenbeitrag kann bei völliger Mittellosigkeit gänzlich<br />
erlassen werden. Die NS-Rechtsbetreuung Amtsgerichtsbezirk <strong>Guben</strong> wird ausschließlich ausgeübt durch die im<br />
BNSDJ (Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen) zusammengeschlossenen Rechtsanwälte: Bakker, Dr.<br />
Bewier, Biernert, Dr. Ebersbach, Dr. Fitsch, Gretz<strong>in</strong>ger, Gürttler, Geh. JR. Hoemann, Günther Hoemann, Jehser,<br />
Dr. Kloß, JR. Koch, Laß, Mertens, Dr. Mittag, Sarraz<strong>in</strong>, Schmidt, Dr. Schroeter, Schwoche, Seidel, Witzel. Die<br />
NS-Rechtsbetreuung Amtsgerichtbezirk <strong>Guben</strong> beg<strong>in</strong>nt ihre Tätigkeit mit dem 5. Juli 1934. Um jedem bedürftigen,<br />
rechtsuchenden Anwalt Abstand genommen, so das nunmehr je<strong>der</strong> bedürftige Volksgenosse an jedem Tage<br />
während <strong>der</strong> üblichen Anwaltsbürostunden e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Anwälte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Anwaltsbüro zum Zwecke <strong>der</strong><br />
Rechtsbetreuung aufsuchen kann.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Donnerstag, 5.Juli 1934<br />
1. August 1934:Reichsjugendführer Baldur von Schirach und <strong>der</strong> preußische Kultusm<strong>in</strong>ister Bernhard Rust<br />
bestätigen den Samstag als „Staatsjugendtag“. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> HJ haben an diesem Tag schulfrei und können<br />
ganztägig zu Veranstaltungen <strong>der</strong> HJ Herangezogen werden; Nichtmitglie<strong>der</strong> haben vormittags m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 2<br />
Stunden Unterricht über nationalsozialistisches Gedankengut.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Deutsche Rechtswahrer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ostmark<br />
Der BNSDJ tagte <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> – Die Not im Stande <strong>der</strong> deutschen Rechtswahrer<br />
Der Gau Kammergerichtsbezirk Berl<strong>in</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSJD/Red.) hat<br />
bekanntlich beschlossen, se<strong>in</strong>e Tagung alljährlich als Ostmarktagung <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> stattf<strong>in</strong>den zu lassen. Dieser<br />
erfreuliche Beschluß hatte auch diesmal wie<strong>der</strong> viele Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> nach unserer Stadt gerufen und<br />
schon bei dem Kameradschaftsabend, <strong>der</strong> am Sonnabend auf Engelmanns Berg stattfand, hatte man den<br />
E<strong>in</strong>druck, daß es den Juristen <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> gut gefällt und daß sie sich jetzt schon bei uns heimisch fühlen. Die<br />
Haupttagung begann am Sonntag und wurde eröffnet durch e<strong>in</strong>e Amtswalterzusammenkunft. Sodann begann um<br />
11 Uhr im „Schützenhaus“ die große Kundgebung <strong>des</strong> BNSDJ. Nachdem <strong>der</strong> stellvertretende Gauführer, Pg.<br />
Zehler, die Eröffnungsworte gesprochen hatte, begrüßte <strong>der</strong> Obmann <strong>des</strong> Landgerichtsbezirks <strong>Guben</strong>,<br />
Rechtsanwalt Pg. Hoemann, die Bun<strong>des</strong>mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>. Er begrüßte <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die große<br />
Anzahl <strong>der</strong> Gäste, den Gauführer Dr. Eschstruth und den Vertreter <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong>, Bürgermeister Dr. W<strong>in</strong>kler.<br />
Er sagte, diese Kundgebung solle die Oeffentlichkeit darauf h<strong>in</strong>weisen, <strong>in</strong> welch hohem Maße die deutschen<br />
Rechtswahrer am Aufbau <strong>des</strong> neuen Reiches und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>es neuen deutschen Rechtes arbeiten. Dann<br />
sprach <strong>der</strong> Gauführer <strong>des</strong> BNSDJ. Dr. Eschstruth und erklärte: Wir wollen uns im Rahmen dieser Tagung nicht so<br />
sehr mit programmatischen D<strong>in</strong>gen befassen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit ernsten Tagesfragen. Freilich nicht <strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>licher Art und Weise, son<strong>der</strong>n immer im H<strong>in</strong>blick auf die großen Ziele, die uns <strong>der</strong> Führer gewiesen hat. Wir<br />
s<strong>in</strong>d uns auch vollständig darüber klar, daß die Aufgabe, e<strong>in</strong> neues deutsches Recht zu schaffen, nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
öffentlichen Versammlung gelöst werden wird. Und trotzdem ist diese Tagung notwendig. Ich b<strong>in</strong> erschüttert über<br />
die große Anzahl von Zuschriften von Berufskameraden aus <strong>der</strong> Ostmark, die mir mitteilen, daß ihnen ihre<br />
wirtschaftliche Lage den Besuch <strong>der</strong> Tagung nicht erlaubt. Ich habe, als mir im vorigen Jahre solche Absagen<br />
wurden, geglaubt, es handele sich um Ausreden. Inzwischen habe ich mich selbst überzeugt, daß die Not unter<br />
den deutschen Rechtswaltern tatsächlich bereits so groß geworden ist, daß viele Berufskameraden sich die Reise<br />
nach <strong>Guben</strong> nicht leisten können. Pg. Eschstruth zeigte nun auf, wie dr<strong>in</strong>gend notwendig es sei, daß <strong>der</strong><br />
deutsche Rechtswahrer durch und durch Nationalsozialist sei. Er sagte: Es kann niemand nationalsozialistisches<br />
Recht sprechen, ohne selbst e<strong>in</strong> wirklicher Nationalsozialist zu se<strong>in</strong>. Es ist nicht damit getan, daß wir e<strong>in</strong> neues<br />
Recht schaffen, es muß e<strong>in</strong> neues Rechtsdenken vorangehen. In e<strong>in</strong>em umfangreichen Vortrag zeigte dann <strong>der</strong><br />
Gaufachgruppenberater <strong>der</strong> Rechtsanwälte, Pg. Hercher, an vielen Beispielen und statistischen Darstellungen die<br />
Not <strong>der</strong> deutschen Anwaltschaft. Pg. Professor Noack knüpfte an die auf <strong>der</strong> Tagung <strong>des</strong> BNSDJ e<strong>in</strong>gehend<br />
erörterte Not <strong>der</strong> deutschen Anwaltschaft an. Er g<strong>in</strong>g von se<strong>in</strong>em soeben veröffentlichten Buch über „Die Not <strong>des</strong><br />
deutschen Anwalts“ aus, das zu schreiben ihm nach se<strong>in</strong>er Versicherung e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Erlösung war. Ueber den<br />
Rechtspfleger als Rechtswahrer im nationalsozialistischen Staat sprach Rechtspfleger Liese. Er betonte die<br />
Bedeutsamkeit, die dar<strong>in</strong> liegt, daß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft, die <strong>der</strong> BNSDJ darstellt, auch die 15.000 Rechtspfleger<br />
vertreten s<strong>in</strong>d. Der <strong>Nationalsozialismus</strong> frage zuerst nach <strong>der</strong> Leistung. Der deutsche Rechtspfleger stehe <strong>in</strong><br />
unerschütterlicher Treue im Bunde Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, aber soweit er beamteter<br />
Rechtspfleger sei, werde er zugleich se<strong>in</strong>e Pflichten erkennen gegenüber <strong>der</strong> großen Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />
deutschen Beamten. Im Schlußwort sagte <strong>der</strong> stellv. Gauführer, daß die Vertrauenskrise, die früher <strong>in</strong> ganz<br />
großem Maße bestanden habe, e<strong>in</strong> Produkt <strong>des</strong> Klassenkampfes gewesen sei. Mit e<strong>in</strong>em Sieg Heil auf den<br />
Führer und mit dem Gesang <strong>des</strong> Horst-Wessel-Lie<strong>des</strong> wurde die Kundgebung geschlossen.<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 13. Mai 1935
- 83 -<br />
Gegen die Fe<strong>in</strong>de <strong>des</strong> Staates<br />
Pg. He<strong>in</strong>z Wohlleben sprach vor <strong>Guben</strong>s Bevölkerung – Kampfesfroh marschierten<br />
die Formationen und Betriebe<br />
Zu welch hohem Maße die nationalsozialistische Bewegung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, <strong>in</strong> kürzester <strong>Zeit</strong> die deutschen<br />
Männer und Frauen zusammenzurufen, das beweisen immer wie<strong>der</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Großkundgebungen. „Gegen<br />
die Fe<strong>in</strong>de <strong>des</strong> Dritten Reiches“ hieß gestern abend die Parole. Kurz nach 19 Uhr begann <strong>der</strong> Anmarsch. Dumpf<br />
hallten die Trommeln <strong>der</strong> Hitlerjugend durch die Straßen, hell schmetterten die Trompeten <strong>der</strong> Betriebskapellen,<br />
kampfesfroh erklangen die Rhythmen <strong>der</strong> Tambourkorps <strong>der</strong> Formationen. Gegen die Fe<strong>in</strong>de <strong>des</strong> Dritten<br />
Reiches, gegen die Staatsfe<strong>in</strong>de! Es war e<strong>in</strong> Anmarsch, <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> schon dieser Parole Ausdruck verlieh. Man<br />
spürte, an diesen geschlossenen Formationen werden sich alle die Schädel e<strong>in</strong>rennen, die gegen sie angehen,<br />
man fühlte, daß <strong>in</strong> diesen Männern, die da <strong>in</strong> gewaltigem Wall heranfluteten, Kampfeslust und Kampfesmut lebt.<br />
Solange sie marschieren, kann das Reich nicht gefährdet se<strong>in</strong> und wird das Reich auch niemals gefährdet se<strong>in</strong>.<br />
Sie werden immer marschieren. Sie marschieren h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das tausendjährige Reich <strong>des</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong>.<br />
Welch gewaltiges und erheben<strong>des</strong> Bild auf dem H<strong>in</strong>denburgplatz, wie hier Zug auf Zug heranrückte, wie da<br />
Betrieb an Betrieb sich schloß. Von den Terrassen herab leuchteten die Pechfakeln <strong>in</strong> langen Ketten. Es wird<br />
wenig Städte geben, die, die Möglichkeit haben, e<strong>in</strong>er abendlichen Veranstaltung den Glanz schon im äußeren zu<br />
verleihen, den wir ihr geben können an unserem H<strong>in</strong>denburgplatz mit den <strong>Guben</strong>er Bergen im H<strong>in</strong>tergrunde.<br />
Musik hallt auf, die Fahnen marschieren heran und wehen stolz im nächtlichen W<strong>in</strong>d. Nun tritt <strong>der</strong> Kreisleiter <strong>der</strong><br />
NSDAP, Pg. Schmiedicke, vor das Mikrophon, den Abend e<strong>in</strong>zuleiten. Die NSDAP, als e<strong>in</strong>zige Partei, die noch<br />
besteht, hat gelegentlich das Bedürfnis, von sich aus zum Volke zu sprechen. Es ist nicht so wie früher, als die<br />
Träger <strong>des</strong> Staates etwas zu verbergen hatten, son<strong>der</strong>n die Partei, die heute den Staat trägt, spricht zum Volke.<br />
Ich begrüße <strong>in</strong> Parteigenossen Wohlleben e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> ältesten Kämpfer <strong>des</strong> Führers. Pg. He<strong>in</strong>z Wohlleben hat das<br />
Wort. Er erklärte: Es fühlen sich Leute berufen, <strong>in</strong> Büchern festzulegen, was <strong>Nationalsozialismus</strong> ist. Das lehnen<br />
wir ab. Was wir vom <strong>Nationalsozialismus</strong> wissen, das haben wir nicht aus Büchern, das wurde uns e<strong>in</strong>gehämmert<br />
<strong>in</strong> den Saalschlachten und Aufmärschen <strong>der</strong> Stürme <strong>der</strong> SA und unter dem Terror <strong>der</strong> Straße. Was<br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> ist, kann man überhaupt nicht lernen, son<strong>der</strong>n nur erleben. In Deutschland gibt es ke<strong>in</strong>e<br />
Krise, aber wir geben zu, daß wir Sorgen um Deutschland haben. Die Sorgen, die wir haben, s<strong>in</strong>d dieselben, die<br />
wir hatten, als 1923 vor <strong>der</strong> Feldherrnhalle die besten Kämpfer fielen, als <strong>der</strong> Führer aus <strong>der</strong> Festung kam und die<br />
Bewegung neu aufbaute, um die wir kämpften <strong>in</strong> den Wahlkämpfen <strong>der</strong> Parteien, die wir hatten, als H<strong>in</strong>denburg<br />
starb, um die wir überhaupt seit 15 Jahren r<strong>in</strong>gen: Deutschland! Diese Sorgen quellen aus tiefster Liebe zu<br />
diesem Volk und se<strong>in</strong>en Menschen. E<strong>in</strong>st war <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale Marxismus bestrebt, diese Menschen zur<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigkeit und zum Proletariat zu erziehen: wenig Lohn, schlechte Fabriken, Ausschluß von den Gütern<br />
<strong>der</strong> Kultur, um <strong>des</strong>to schrankenloser über sie herrschen und sie für se<strong>in</strong>e dunklen Zwecke mißbrauchen zu<br />
können. Wir stellen diesem <strong>in</strong>ternationalen Marxismus den neuen deutschen Sozialismus entgegen. Wir müssen<br />
das, was <strong>der</strong> Marxismus <strong>in</strong> 60 Jahren sündigte, mühsam, aber schicksalsverbunden wie<strong>der</strong> gutmachen. Das<br />
Programm wird durchgeführt Der Redner g<strong>in</strong>g alsdann auf e<strong>in</strong>zelne Sorgen noch näher e<strong>in</strong>. Wir haben nie<br />
verheimlicht, daß viele Probleme und Programmpunkte noch nicht erfüllt s<strong>in</strong>d, das Sozialproblem ist noch nicht<br />
gelöst, das Judenproblem ist noch nicht gelöst. Aber wenn e<strong>in</strong>er berufen ist, darüber zu wachen, daß die<br />
Programmpunkte ihrer Erfüllung entgegengeführt werden, dann ist es <strong>der</strong> Führer und se<strong>in</strong>e Getreuen und nicht<br />
die Besserwisser, Meckerer und Biertischpolitiker. Wer hätte geglaubt, daß wir schon 1935 die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wehrpflicht wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>führen würden. Was hat man früher für Befürchtungen an die Durchführung dieses<br />
Programmpunktes geknüpft! Wir haben uns die Wehrpflicht genommen, unsere Ehre wie<strong>der</strong>hergestellt, diesem<br />
Volk und se<strong>in</strong>er Arbeit den notwendigen Schutz wie<strong>der</strong>gegeben und geschehen ist nichts. Wir haben sie<br />
e<strong>in</strong>geführt, nicht als es die Bierbankstrategen für richtig hielten, son<strong>der</strong>n als <strong>der</strong> Führer die <strong>Zeit</strong> für gekommen<br />
sah. Deutschland nahm sich die Wehrpflicht, als alle an<strong>der</strong>en Völker genug mit sich selbst zu tun hatten. In <strong>der</strong><br />
Erkennung <strong>des</strong> geeigneten Augenblicks liegt die Genialität e<strong>in</strong>es Staatsmannes, das Meckern ist die Genialität<br />
<strong>der</strong> Ziege. Der Redner kam dann darauf zu sprechen, das darüber geklagt wird, daß das Lohnproblem noch nicht<br />
gelöst ist. Es kann wie je<strong>des</strong> an<strong>der</strong>e Problem erst gelöst werden, wenn die Nation und die Welt es ertragen kann.<br />
Wir stehen nicht alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt und müssen sehen, daß wir mit den an<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesunden Verhältnis<br />
leben. Und wenn die Regierung jetzt die Preise senkt, dann ist das auch e<strong>in</strong>e Lösung <strong>des</strong> Lohnproblems, denn <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Wirkung ist es dasselbe, ob ich die Löhne erhöhe o<strong>der</strong> die Preise herabsetze. Auch das Judenproblem ist<br />
noch nicht gelöst. Das brauchen wir nicht zu lösen, und vorallem nicht von oben zu lösen, das löst sich von<br />
selbst. Ke<strong>in</strong>er hat den Befehl dazu gegeben, das Volk selbst löst das Problem. Es will die Juden nicht mehr, es<br />
stößt sie ab. Sie dürfen bei uns leben, müssen sich aber so betragen, wie wir es von Gästen verlangen können.<br />
Sie haben sich nicht an unsere Frauen heranzumachen, haben uns nicht das Geld aus den Händen zu w<strong>in</strong>den<br />
o<strong>der</strong> sich sonst auffällig zu benehmen, das tut man als Gast nicht. Um alle diese Fragen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />
Menschen aus dem Volke zu erörtern, haben wir uns zu dieser großen Geme<strong>in</strong>schaftsstunde vere<strong>in</strong>igt. Was wir<br />
sagen, ist die Me<strong>in</strong>ung <strong>des</strong> Führers, und was wir wollen, ist, Deutschland wie<strong>der</strong> groß und frei zu machen. Und<br />
wenn jemand fragt, was berechtigt Euch so zu sprechen? Dann sagen wir: Die Berechtigung gibt uns <strong>der</strong> Kampf,<br />
<strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter uns liegt, und <strong>der</strong> Glaube, <strong>der</strong> vor uns liegt. Und auf die Frage: Seid ihr auch vertrauenswürdig?<br />
Antworten wir: das haben wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> Gefahr unter Beweis gestellt. Wenn es auch unter uns noch e<strong>in</strong>zelne<br />
Schwe<strong>in</strong>ehunde gibt, dafür kann e<strong>in</strong>e Millionenbewegung nicht. Nur darauf kommt es an, ob die Schwe<strong>in</strong>ehunde<br />
gedeckt werden o<strong>der</strong> nicht. Wir sagen dem Volke das E<strong>in</strong>e: Wenn es bei uns unsaubere Elemente gibt, dann<br />
haben wir den Mut, sie auszustoßen, weil die Bewegung Sauberkeit und Ehre verlangt und von ihren Führern erst<br />
recht verlangen muß. Mit dem Gesange <strong>des</strong> Horst Wessel-Lie<strong>des</strong> fand die ergreifende Feierstunde ihren<br />
Abschluß. Für die SA schloß sich noch e<strong>in</strong> Vorbeimarsch vor den Führern auf dem Marktplatz an.<br />
zurück<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Freitag, 30. August 1935
- 84 -
Komplex 11 - Mitwirkung <strong>der</strong> Kirchen<br />
- 85 -<br />
E<strong>in</strong> Jahr kirchliche Arbeit.<br />
Sitzung <strong>der</strong> Körperschaften <strong>der</strong> Stadt- und Hauptkirche<br />
(Situation <strong>der</strong> evangelischen Kirchen vor <strong>der</strong> NS-Diktatur/Red.)<br />
E<strong>in</strong> lang gehegter Wunsch, die Super<strong>in</strong>tendantur nach <strong>Guben</strong> zu legen, ist endlich <strong>in</strong> Erfüllung gegangen. Am 13.<br />
März (1932/Red.) wurde <strong>der</strong> bisherige Super<strong>in</strong>tendent Wilke aus Calau <strong>in</strong> se<strong>in</strong> hiesiges Amt als Super<strong>in</strong>tendent<br />
<strong>des</strong> Kirchenkreises <strong>Guben</strong> e<strong>in</strong>geführt. Der Kirchenbesuch hat erfreulicherweise weiter zugenommen; <strong>des</strong>gleichen<br />
hat sich die Zahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>gottesdienst erheblich vermehrt. Die Bibelstunden waren gut besucht, oft<br />
auch überfüllt. In den Anstalten: Pflegeheim, Bürgerheim, Krankenhaus, Gefängnis werden alle 14 Tage<br />
Gottesdienste gehalten. Auch die <strong>der</strong> evangelische Kirche angeschlossenen Vere<strong>in</strong>igungen haben erfolgreiche<br />
Arbeit aufzuweisen. Der Evangelische Wohlfahrtsdienst für den Stadtkreis <strong>Guben</strong>- Leitung Pfarrer Rehm- hat im<br />
Jahre 1932 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptsache auf dem Gebiete <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erholungsfürsorge wertvolle Arbeit geleistet. Er hat <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit den Frauenhilfen 60 K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf <strong>in</strong>sgesamt 6 Wochen zur Erholung nach Schiedlo schicken<br />
können. Die Verschickung erfolge unter <strong>der</strong> Kontrolle <strong>des</strong> Stadtarztes Dr. Krüger. Das Erholungsergebnis war gut.<br />
Ferner vermittelte <strong>der</strong> Wohlfahrtsdienst die Aufnahme e<strong>in</strong>er Anzahl junger Mädchen <strong>in</strong> Freiwillige Arbeitslager.<br />
Endlich ist zu erwähnen die leitende Mitarbeit <strong>des</strong> Evangelischen Wohlfahrtsdienstes bei <strong>der</strong> W<strong>in</strong>ternothilfe <strong>der</strong><br />
Stadt <strong>Guben</strong>. Die im Stadtverband <strong>Guben</strong> (Geschäftsführer Pfarrer Rehm) zusammengeschlossenen fünf<br />
Evangelischen Frauenhilfen haben wie im Vorjahr Wesentliches zur Bildung e<strong>in</strong>er aktiven Geme<strong>in</strong>de beigetragen.<br />
Wo es nötig wurde und Hilfe von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de gefor<strong>der</strong>t wurde, haben sie gedient, so bei den meisten<br />
kirchlichen Veranstaltungen und Versammlungen, so wie bei beson<strong>der</strong>en Gelegenheiten. Auch an äußerer Hilfe<br />
war das letzte Jahr <strong>der</strong> Frauenhilfe reich. E<strong>in</strong>e groß angelegte Straßensammlung diente <strong>der</strong><br />
Müttererholungsfürsorge – es konnten dadurch sechs erholungsbedürftige Mütter auf 4 Wochen verschickt<br />
werden. Auch hier half <strong>der</strong> Evangelische Wohlfahrtsdienst, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> notwendig werdenden Kosten<br />
übernahm. Umgekehrt beteiligte sich die Frauenhilfe f<strong>in</strong>anziell an <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>verschickung <strong>des</strong> Evangelischen<br />
Wohlfahrtsdienstes. In <strong>der</strong> W<strong>in</strong>ternothilfe hat die Evangelische Frauenhilfe tatkräftig mitgearbeitet. E<strong>in</strong><br />
notwendiger Bestandteil <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>dearbeit ist die Pflege <strong>der</strong> ev. Jugend, <strong>der</strong> sich beson<strong>der</strong>s Pfarrer Heimann<br />
angenommen hat. Nach langen Bemühungen ist es möglich geworden, für die schwierige Arbeit unter <strong>der</strong><br />
männlichen Jugend dank <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Mithilfe <strong>des</strong> Konsistoriums als Jugendpfleger Herrn Diakon Schulz aus<br />
Germersdorf zu verpflichten. Seit dem 1. August steht er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>der</strong> männlichen Jugend unserer<br />
Geme<strong>in</strong>de. Den Rahmen für die Kirchliche Jugendarbeit geben im allgeme<strong>in</strong>en die Vere<strong>in</strong>e. Neben dem<br />
Evangelischen Jungmännervere<strong>in</strong> bestehen drei Evangelische Jungmädchenvere<strong>in</strong>e. Gemäß dem Ziel<br />
evangelischer Jugendarbeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung zum Evangelium, f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen biblische<br />
Ausspracheabende statt. Daneben wird geturnt gesungen, gespielt, im Sommer auch gewan<strong>der</strong>t. Alle Vere<strong>in</strong>e<br />
haben sogenannte Jungschargruppen, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> schulpflichtigen Alters zusammenkommen. Auch den<br />
evangelischen Arbeitervere<strong>in</strong>en widmete <strong>der</strong> Oberpfarrer anerkennende Worte. Unsere Arbeitervere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d<br />
entstanden aus dem Willen, unser Christentum durch öffentliche Haltung zu bekennen. Ihre Stan<strong>des</strong>aufgabe ist<br />
die bewußte Festigung <strong>der</strong> Arbeiterschaft zu e<strong>in</strong>em christlichen Stande.<br />
Der evangelische Aufstieg. Auch <strong>der</strong> <strong>Guben</strong>er Vere<strong>in</strong> kann für das vergangen Jahr wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Zuwachs, se<strong>in</strong>er<br />
Mitglie<strong>der</strong>zahl verzeichnen, wenn <strong>der</strong> Aufstieg auch nur langsam, es geht aber trotz aller Schwierigkeiten<br />
vorwärts, nicht zurück. Durch die Errichtung <strong>des</strong> evangelischen Arbeitersekretariats s<strong>in</strong>d, wie Herr Rademacher<br />
berichtet, dem Vere<strong>in</strong> viele weitere Freunde erwachsen, namentlich aus Kreisen <strong>der</strong> christlichen<br />
Gewerkschaftsbewegung, und die allwöchentlichen Sprechstunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küsterei erfreuen sich ebenfalls e<strong>in</strong>es<br />
ständig steigenden Besuches. Dadurch ist ungezählten, mit <strong>der</strong> Kirche zerfallenen Arbeitern <strong>der</strong> Weg zur Kirche<br />
wie<strong>der</strong> geebnet worden<br />
„Weit laßt die Fahnen wehen“ (Filmabend <strong>des</strong> Bibelkreises/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Sonnabend - Sonntag, 18.-19. März 1993<br />
Am Sonnabend veranstaltete die kle<strong>in</strong>e <strong>Guben</strong>er Ortsgruppe <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Dtsch. Bibelkreise im Jugendheim<br />
e<strong>in</strong>en Filmabend. E<strong>in</strong> Scharlied leitete den Abend e<strong>in</strong>. Der Leiter Dr. Lange begrüßte die Erschienenen beson<strong>der</strong>s<br />
Herrn Super<strong>in</strong>tendent Wilke und die Vertreter <strong>der</strong> Hitlerjugend und <strong>des</strong> E.C. und sprach dann über den B.K. <strong>in</strong><br />
vier Teilen: W<strong>in</strong>terfahrt, Zeltlagerleben, e<strong>in</strong> Gelän<strong>des</strong>piel und e<strong>in</strong> Tag auf Ferienfahrt, fröhlich und<br />
herzerfrischend, vom Schargesang <strong>der</strong> Jungen begleitet. Zum Schluß <strong>des</strong> Abends sprach Herr Super<strong>in</strong>tendent<br />
Wilke, ausgehend vom Titel <strong>des</strong> Filmes, und appellierte an die Jugend, die Palme <strong>des</strong> Glaubens, die jetzt so oft<br />
schlapp nie<strong>der</strong>h<strong>in</strong>gen, wie<strong>der</strong> weit und frei wehen zu lassen. (Abkürzung E.C. nicht aufgeklärt/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 4. April <strong>1933</strong>
- 86 -<br />
Deutsche Osterfeier <strong>der</strong> NSBO.<br />
Pg. Ruth hielt dann die Ansprache "Deutsche Ostern <strong>1933</strong>". Alle deutschen Gaue stehen an diesem Ostern im<br />
Zeichen <strong>des</strong> Hakenkreuzes und Christenkreuzes. Christus, dem Erlöser <strong>der</strong> Menschheit, ist das Kreuz<br />
aufgebürdet worden. Ueber 14 Stationen g<strong>in</strong>g se<strong>in</strong> Leidensweg. Und 14 schwere Jahre währte <strong>der</strong> Leidensweg<br />
<strong>des</strong> deutschen Volkes. Mit dem Erwachen unseres deutschen Volkes, geboren aus Gottvertrauen, wurde uns von<br />
e<strong>in</strong>er höheren Macht <strong>in</strong> <strong>der</strong> größten Not e<strong>in</strong> Mann gesandt, unser Führer Adolf Hitler. Damit hält auch die<br />
Hoffnung und <strong>der</strong> Glaube an e<strong>in</strong>e bessere Zukunft wie<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> die deutschen Herzen. Ostern <strong>1933</strong>,<br />
im Zeichen <strong>der</strong> nationalsozialistischen Revolution, ist die letzte Station auf dem Leidensweg <strong>des</strong> deutschen<br />
Volkes. Die Grundpfeiler <strong>des</strong> Christentums s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Glaube an die göttliche Vorsehung, die Liebe zum Nächsten<br />
und die Hoffnung auf e<strong>in</strong> besseres Jenseits.<br />
1100 <strong>Guben</strong>er marschierten!<br />
(Feldgottesdienst auf dem H<strong>in</strong>denburgplatz. (am 1. Mai <strong>1933</strong>/Red.)<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 18. April <strong>1933</strong><br />
Die Ansprache hielt Herr Pfarrer Heimann… Der "Tag <strong>der</strong> nationalen Arbeit" ruft allen Volksgenossen zu: Vergiß<br />
nicht, dass de<strong>in</strong> Arbeiten Dienst se<strong>in</strong> soll an <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft! Darum muß er se<strong>in</strong> Gottesdienst und<br />
Bru<strong>der</strong>dienst! Alle Arbeit Dienst an <strong>der</strong> Volksgeme<strong>in</strong>schaft! Wir müssen auf e<strong>in</strong> neues Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl aller<br />
Schaffenden h<strong>in</strong>aus, auf e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Verbundense<strong>in</strong> aller Kopf- und Handarbeiter: "Dienet e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, e<strong>in</strong> jeglicher<br />
mit <strong>der</strong> Gabe, die er empfangen hat!" Solche Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft und Volksverbundenheit aber ist auf die Dauer<br />
nur möglich auf dem Grund <strong>des</strong> Bewußtse<strong>in</strong>s, daß Arbeit Gottesdienst ist! "Als die guten Haushalter <strong>der</strong><br />
mancherlei Gnade Gottes" sollen wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit stehen: ob Handarbeiter o<strong>der</strong> Kopfarbeiter, ob an führen<strong>der</strong><br />
Stelle o<strong>der</strong> im ger<strong>in</strong>gsten Dienst, - überall sollen wir uns von Gott gerufen und gefor<strong>der</strong>t, ihm verantwortlich<br />
wissen! Das ist die evangelische Auffassung von Arbeit und Dienst!<br />
Quelle: <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Dienstag, 2. Mai <strong>1933</strong><br />
16. Juli <strong>1933</strong>: Auf dem sog. „Sachsentreffen“, dem Gauparteitag <strong>in</strong> Leipzig, erklärt Hitler vor 25000 Amtswaltern:<br />
„Die Religionen und die Kirchen werden ihre Freiheit behalten.<br />
Quelle: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939 Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Halb <strong>Guben</strong> auf dem Flugplatz<br />
45 NSBO – Fahnen auf <strong>der</strong> größten <strong>Guben</strong>er Kundgebung geweiht.<br />
(Über den <strong>Guben</strong>er Pfarrer Heimann wird von dieser Kundgebung berichtet, was er zu weit über 20.000<br />
Menschen sprach/Red.) Erste aufrüttelnde Worte richtete er an die Massenversammlungen, denen er das<br />
Gotteswort „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht“ zugrunde legte. Er führte etwa folgen<strong>des</strong> aus: Deutsches Volk<br />
und <strong>der</strong> lebendige Gott gehören zusammen. Es s<strong>in</strong>d allemal Segenszeiten gewesen, wenn Glaube und Volkstum<br />
sich vermählten. So war auch das Bekenntnis Adolf Hitlers zu den christlichen Grundlagen deutschen Volkstums<br />
e<strong>in</strong>e Rückkehr zu den alten Quellen deutscher Kraft. Darum sollten auch wir uns zu den Grundlagen und Mitteln<br />
unseres Führers bekennen; denn ob unser Volk bleiben wird o<strong>der</strong> nicht, das wird davon abhängig se<strong>in</strong>, ob es se<strong>in</strong><br />
ganzes Leben wie<strong>der</strong> von Gott bestimmen lassen will. Wollen wir bleiben, so müssen wir glauben. ... Der<br />
Geistlich lenkte den Blick auf das Denkmal Bismarcks <strong>in</strong> Hamburg, den <strong>der</strong> Künstler dargestellt hat als e<strong>in</strong>en<br />
erzgepanzerten Recken, beide Hände gestützt auf e<strong>in</strong> starkes Schwert. Der Künstler wolle damit sagen, daß<br />
Bismarcks Kraft, und das ist die deutsche Kraft, sich gründet auf Glauben und Gebet. Und <strong>der</strong> geistliche fuhr fort:<br />
Es soll als starker Schwur durch unsere Reihen gehen: e<strong>in</strong> Gott, e<strong>in</strong> Glaube, e<strong>in</strong>e Liebe, e<strong>in</strong> Volk, e<strong>in</strong> Kampf, e<strong>in</strong><br />
Segen. Und <strong>der</strong> Herrgott stärke <strong>in</strong> uns den Glauben!“ Nach dem Vortrage <strong>des</strong> Chores „Weihelied“ von Wagner<br />
faßte <strong>der</strong> Geistliche alles, was wir auf dem Herzen tragen für Volk und Vaterland und unser eigenes Leben,<br />
zusammen im Vaterunser und schloß den Gottesdienst mit dem kirchlichen Segen.<br />
zurück<br />
Quelle <strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung: Montag, 11. September <strong>1933</strong>
Komplex 12 – Gespräche mit <strong>Zeit</strong>zeugen<br />
- 87 -<br />
Komplex 12.1 – Gespräch mit Frau F.<br />
Geboren: 04.05.1919 <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>, Cottbuser Platz Gestorben: 08.01.2003 <strong>in</strong> <strong>Guben</strong><br />
Wo haben Sie gewohnt?<br />
Cottbuser Platz, dort habe ich gewohnt. Man nannte den Cottbuser Platz auch den „Roten Kreis“. Da standen zur<br />
damaligen <strong>Zeit</strong> noch Baracken.<br />
In welche Schule s<strong>in</strong>d Sie gegangen?<br />
In die Klosterschule, Pestalozzischule und dann <strong>in</strong> die Berufsschule gegangen.<br />
Wie viele Schüler gab es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse?<br />
Das waren so ungefähr 30 Schüler, die Schulbänke waren alle voll besetzt. Man musste sogar die Bänke<br />
zusammenrücken, damit mehr Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Klasse passen.<br />
Haben Sie mal antijüdische Aktionen erlebt?<br />
Ja, da b<strong>in</strong> ich mal <strong>in</strong> die Stadt gegangen, um beim Geschäft Hermann Meier e<strong>in</strong>zukaufen. Das war e<strong>in</strong> jüdisches<br />
Geschäft für arme Leute. Wenn me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit waren, und ich was kaufte, schenkte ihnen <strong>der</strong> Herr Meier e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Überraschung, z.B. e<strong>in</strong>en Lutscher o<strong>der</strong> zu Ostern e<strong>in</strong> Osterei. Ich wollte also an diesem Tag mit me<strong>in</strong>en<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n etwas e<strong>in</strong>kaufen und sah schon die Hitlerjugend vor dem Geschäft Meier. Als ich das Geschäft mit<br />
me<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n betreten wollte, sagte e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hitlerjungen: „Gehen sie nicht <strong>in</strong> das Geschäft, das ist e<strong>in</strong><br />
jüdisches“. Ich hab mir nichts daraus gemacht und dachte: macht ihr doch, was ihr wollt. Ich b<strong>in</strong> mit me<strong>in</strong>en 3<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong>s Geschäft gegangen, den K<strong>in</strong><strong>der</strong>wagen konnte man mit <strong>in</strong> das Geschäft nehmen. Ich rechnete mir<br />
dann zusammen, wie viel Stoff ich brauche. Der war nämlich im Schaufenster ausgestellt, 1m Stoff für 95<br />
Pfennig. Aber nun wusste ich nicht, wie ich mit diesem großen Paket aus dem Geschäft komme. Die Hitlerjugend<br />
stand ja immer noch draußen. Dann kamen Herr Meier und e<strong>in</strong>e Kassierer<strong>in</strong> zu mir und sagten: „Wir machen drei<br />
Pakete daraus“. E<strong>in</strong> Paket nahm ich, die an<strong>der</strong>en 2 Pakete nahmen me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>, e<strong>in</strong>s rechts und e<strong>in</strong>s l<strong>in</strong>ks von<br />
mir. Ich musste ja auch den K<strong>in</strong><strong>der</strong>wagen schieben. Als ich dann die Tür aufmachte, hatte ich auch gleich e<strong>in</strong>en<br />
Fotoapparat vor me<strong>in</strong>em Gesicht. Ich konnte zwar noch das Paket, das ich trug, vor me<strong>in</strong> Gesicht halten, aber es<br />
war zu spät, me<strong>in</strong> Gesicht hatten die Hitlerjungen zur Hälfte fotografiert. Es wurde dann auch noch sehr stark und<br />
böse h<strong>in</strong>terhergeschimpft.<br />
Wie haben Sie über Juden gedacht?<br />
Ich hatte ja nie Probleme mit Juden, habe mir immer gedacht, warum lässt man denn diese Leute nicht <strong>in</strong> Frieden<br />
leben.<br />
Haben Sie Verhaftungen von KPD o<strong>der</strong> SPD Mitglie<strong>der</strong>n mitbekommen?<br />
Ja, so etwas ist auch bei uns gewesen, wo wir gewohnt haben. Der Cottbuser Platz, auch „Roter Kreis“ genannt,<br />
bestand damals aus vier Baracken, die aussahen wie Bungalows. Und dieser „Rote Kreis“ wurde beson<strong>der</strong>s<br />
beobachtet, denn dort wohnten überwiegend Kommunisten. Es war Abend, man hörte Stiefel <strong>in</strong> Richtung „Roten<br />
Kreis“ kommen. Um jede Baracke stand e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schutzzaun, gleich h<strong>in</strong>ter diesem Zaun war die Tür zur<br />
Baracke. Über diesen Zaun s<strong>in</strong>d die herüber geklettert. Es hat geknallt und gerumst, als die mit den Stiefeln<br />
herüber kletterten. Da habe ich schon Angst gehabt. Als die Leute dann vor unserem Haus standen, riefen sie:<br />
„Machen sie sofort die Tür auf!“ Als ich das hörte, versteckte ich mich sofort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ofenecke. Die<br />
wollten dann alle Papiere me<strong>in</strong>es Vaters sehen, sogar das Brot haben die ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gebrochen um<br />
nachzuschauen, ob da vielleicht e<strong>in</strong>e <strong>Zeit</strong>schrift o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Flugblatt zu f<strong>in</strong>den ist. Me<strong>in</strong>en Vater nahmen sie gleich<br />
mit, weil die e<strong>in</strong> zusammengeknautschtes Papier gefunden haben. Ich we<strong>in</strong>te nach me<strong>in</strong>em Vater und fragte nach<br />
ihm. Auf e<strong>in</strong>mal kriegte ich e<strong>in</strong>en Schubs <strong>in</strong> Richtung Zaun. Die wollten, dass ich ruhig b<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>e Mutti nahm<br />
mich dann zur Seite und konnte nichts mehr sagen. Me<strong>in</strong>e Mutti bekam e<strong>in</strong>en Zettel o<strong>der</strong> Brief, <strong>in</strong>dem stand, dass<br />
me<strong>in</strong> Vater auf Grund e<strong>in</strong>es Flugblattes festgenommen wurde. Seit diesem Tage habe ich nichts mehr von<br />
me<strong>in</strong>em Vater gehört.<br />
Hat man <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> mitbekommen was <strong>in</strong> den Konzentrationslagern geschah?<br />
Nach <strong>Guben</strong> ist nichts vorgedrungen, es wurde nicht darüber gesprochen. Man hörte nur, dass es e<strong>in</strong><br />
Arbeitslager geben soll.<br />
Was erlebten Sie <strong>in</strong> den ersten Luftschutzübungen?<br />
Das Licht musste ausgemacht werden, das nannte man „die Verdunkelung“. In unserem Kreis waren so ungefähr<br />
500 bis 600 Menschen. Wenn <strong>der</strong> Alarm losg<strong>in</strong>g, mussten drei Mann draußen herumlaufen und gucken, ob<br />
irgendwo Licht an ist. Die haben alles kontrolliert. Bestraft wurden die, wo noch das Licht brannte. Wir mussten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e benachbarte Scheune, das sollte <strong>der</strong> Luftschutzkeller se<strong>in</strong>. Alle Menschen hatten <strong>in</strong> dieser Scheune aber<br />
ke<strong>in</strong>en Platz und es standen noch viele draußen. Daraufh<strong>in</strong> wurden Bunker 5 – 6 Meter tief <strong>in</strong> die Erde gebaut.<br />
Dann hatte man genug Platz, um alle Menschen bei den Luftschutzübungen unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />
zurück
- 88 -<br />
Komplex – 12.2 Gespräch mit Herrn W. und Frau W.<br />
H.W.: Vater war selbstständiger Unternehmer, die Spedition Wilke ist ja sicherlich bekannt.<br />
H.W.: Vater war von se<strong>in</strong>er ganzen Herkunft her, grob gesagt, Monarchist, er glaubte also immer noch das<br />
Kaiserreich wäre das Beste.<br />
H.W.: als er nach 1918 - 1919 das Parteiengezänk erlebte und sah wie sich sogar Sozialdemokraten und<br />
Kommunisten blutige Schlachten lieferten und es alles drunter und drüber g<strong>in</strong>g, da hat er<br />
immer noch gedacht, es wäre doch besser <strong>der</strong> Kaiser wäre geblieben.<br />
F.W.: Me<strong>in</strong> Elternhaus war sehr politisch geprägt, me<strong>in</strong> Vater war immer schon sehr politisch <strong>in</strong>teressiert<br />
gewesen, er war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zentrumspartei, hat da auch aktiv mitgearbeitet. Als 1932 die Wahlversammlungen waren,<br />
sagte me<strong>in</strong> Vater im Schützenhaus: "Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!" Me<strong>in</strong> Vater hatte nämlich „Me<strong>in</strong> Kampf“<br />
gelesen.<br />
Und damit war Vater ja schon als Ant<strong>in</strong>azi geprägt.<br />
H.W.: Diese Aussage "Wer Hitler wählt, wählt den Krieg" hat ihn bei den Nazis sehr <strong>in</strong> Verdacht gebracht, so dass<br />
er, als die Nazis an die Regierung kamen, gleich strafversetzt wurde. Er hätte eigentlich <strong>in</strong>s KZ gemusst, aber er<br />
war Personalreferent beim Landgerichtspräsidenten und <strong>der</strong> Landgerichtspräsident hat sich schützend vor ihm<br />
gestellt.<br />
Er kam also nicht <strong>in</strong>s KZ, son<strong>der</strong>n wurde nur <strong>in</strong> den Keller zum Grundbuchhalter versetzt.<br />
F.W.: Wir waren also von Anfang an geprägt als Gegner zum <strong>Nationalsozialismus</strong>. Ich war damals 13 o<strong>der</strong> 14<br />
Jahre alt und habe die politische Ges<strong>in</strong>nung me<strong>in</strong>er Eltern übernommen.<br />
F.W.: Ich war <strong>in</strong> <strong>der</strong> 6. Klasse und wir waren 5 Mädchen, die noch nicht im Jungmädelbund waren. Da mussten<br />
wir Mädchen uns auf e<strong>in</strong>en Schwebebalken stellen. Und dann hat die Lehrer<strong>in</strong> gesagt: "Nun guckt mal, das s<strong>in</strong>d<br />
die letzten, die noch nicht bei den Jungmädel s<strong>in</strong>d." Da hat man sich richtig schrecklich gefühlt, man wurde<br />
regelrecht an den Pranger gestellt. Später mussten wir alle <strong>in</strong> die HJ o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den BDM, die sogenannte<br />
"Staatsjugend". Dann war ich e<strong>in</strong>fach mit dr<strong>in</strong>, hab nicht viel mitgemacht, aber ich musste eben immer zu den<br />
Heimabenden gehen. Das war ja auch Verpflichtung von <strong>der</strong> Schule. Aber ich hatte immer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere<br />
Abwehrstellung.<br />
H.W.: Bei mir war es so: Me<strong>in</strong> Vater hielt nichts von Hitler.<br />
Vater sagte immer "Hitler ist e<strong>in</strong> Parvenü (Neureicher, Emporkömml<strong>in</strong>g), <strong>der</strong> gehörte nicht zu <strong>der</strong> oberen Klasse.<br />
Vater war als, ehemaliger Offizier im 1. Weltkrieg, Mitglied im Stahlhelm. Und er hätte wohl gerne gesehen, wenn<br />
ich als Jugendlicher zu <strong>der</strong> Scharnhorst- Gefolgschaft gegangen wäre. Scharnhorst war e<strong>in</strong>e Jugendbewegung.<br />
Im Vergleich zu den Nazis war das noch e<strong>in</strong>e konservative Jugendbewegung. Aber ich b<strong>in</strong> h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>em Rücken<br />
und ohne die Genehmigung <strong>der</strong> Eltern 1934 <strong>in</strong>s Jungvolk e<strong>in</strong>getreten. Der Grund war eigentlich, dass alle im<br />
Jungvolk waren. Ich hatte ja politische Prägung von zu Hause, aber ich wollte eben auch gern dazugehören. Im<br />
Alter von 14 Jahren wurde man vom Jungvolk <strong>in</strong> die HJ übernommen, und ich weiß nicht, wie das geheimnisvoll<br />
passiert ist, ich b<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Hitlerjugend e<strong>in</strong>e Karteileiche geworden, ich b<strong>in</strong> nicht übernommen worden <strong>in</strong> die HJ.<br />
Ich hatte auch ke<strong>in</strong> Interesse an diesen Heimabenden, wo z.B. auf e<strong>in</strong>em Stahlhelm e<strong>in</strong>e Kerze angezündet<br />
wurde, wo alles so pseudoreligiös (falschreligiös) war, wo Hitler und die Nazis gefeiert wurden, wo auch dieser<br />
Antisemitismus verbreitet wurde. So etwas habe ich im Jungvolk nie erlebt. Ich wurde also e<strong>in</strong>e Karteileiche und<br />
wenn Staatsjugendtag war, dann hatte ich immer noch me<strong>in</strong>e Jungvolkuniform getragen.<br />
Bis 1942. Da kriegte ich plötzlich e<strong>in</strong>e Vorladung auf den Bann Totila. Dort waren noch e<strong>in</strong> paar an<strong>der</strong>e<br />
Karteileichen. Der Bannführer hat uns furchtbar zur Schnecke gemacht und angeschrien. Wir waren wie e<strong>in</strong>e<br />
Strafkompanie. Dann wurden wir <strong>in</strong> die Pflicht- HJ übernommen.<br />
Wo haben Sie <strong>1933</strong> gewohnt?<br />
H.W.: Wir haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Königsstraße 69 gewohnt, genau gegenüber von Karstadt.<br />
F.W.: Und ich habe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pestalozzistraße gewohnt.<br />
In welche Schule s<strong>in</strong>d Sie gegangen?<br />
F.W.: Lyzeum Das hieß damals: Oberschule<br />
H.W.: Gymnasium für Mädchen bzw. Jungen.<br />
Ist Ihnen das Unterrichtsfach Rassenkunde bekannt?<br />
Das Fach Rassenkunde haben wir beide nicht gehabt. Staatsbürgerkunde hatten wir gehabt.<br />
Wie waren die Lehrer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Direktor?<br />
F.W.: Der Direktor wurde abgelöst, erst hatten wir den Herrn Stegemann, das war e<strong>in</strong> ruhiger alter Mann, er hatte<br />
auch nichts im S<strong>in</strong>n mit den Nazis. Dann auf e<strong>in</strong>mal wurde er abgelöst und ab da kam e<strong>in</strong> sehr politischer<br />
Direktor. Geipel war se<strong>in</strong> Name.<br />
Ich weiß noch, dass er bei den Versammlungen, jeden Montag morgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aula e<strong>in</strong>e Ansprache gehalten hat.
- 89 -<br />
H.W.: Unser Direktor Wolff war e<strong>in</strong> ausgesprochener Humanist, er war zwar Parteigenosse zu m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens hatte<br />
er das Abzeichen getragen. Wir als Schüler hatten auch nie den E<strong>in</strong>druck gehabt, dass er so dah<strong>in</strong>ter steht.<br />
Und dann hatten wir noch e<strong>in</strong>en Lehrer, dass war <strong>der</strong> Studienrat Kuntze. Das war e<strong>in</strong> ganz dummer Nazi, denn<br />
<strong>der</strong> kam früh <strong>in</strong> die Klasse, wir mussten alle aufstehen und ganz betont und langsam "Heil Hitler" sagen. Als wenn<br />
er das veralbern wollte. Wir hatten e<strong>in</strong>en sehr guten Klassenlehrer Fritz Zeidler, <strong>der</strong> dann auch an <strong>der</strong> Oberschule<br />
für Jungen Unterricht gegeben hat. Er ist später <strong>in</strong> den Westen gegangen. Und dieser Klassenlehrer wurde 1945<br />
o<strong>der</strong> 1946 entnazifiziert. Da habe ich mir gesagt, wie kann denn <strong>der</strong> entnazifiziert werden. Der war doch gar nicht<br />
nationalges<strong>in</strong>nt. Wir waren mit diesem Lehrer auch im Jugendkammhaus zum Skilaufen 14 Tage und hatten<br />
dadurch e<strong>in</strong>en sehr persönlichen Kontakt zu unserem Klassenlehrer, für den wir auch durchs Feuer g<strong>in</strong>gen. Wir<br />
haben also wirklich nie gemerkt, dass er e<strong>in</strong> Nazi war und schon gar nicht, dass er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Partei war.<br />
Hatten Sie was mitzuentscheiden im BDM o<strong>der</strong> Jungvolk?<br />
F.W.: Ich wurde e<strong>in</strong>fach vom Jungmädel <strong>in</strong> den BDM übernommen, aber ich hatte nie e<strong>in</strong>e Stellung gehabt, ich<br />
habe mich immer zurückgehalten. Ich sollte ja Scharführer<strong>in</strong> werden, weil ich aufs Lyzeum g<strong>in</strong>g. Aber da habe ich<br />
dann gesagt: "Ne<strong>in</strong>, das kann ich nicht.<br />
H.W.: Ich war beim Jungvolk Jugendscharsführer, da gab es so e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e rot- weiße Schnur. Und als ich von<br />
den Amerikanern entlassen wurde nach dem Kriege, wurden wir befragt, ob wir Führer waren. Da hab ich gesagt:<br />
"Ja, ich war Jugendscharsführer." Da sagte <strong>der</strong> Amerikanische Offizier: "In Deutschland waren alle Führer." Das<br />
war auch so. In me<strong>in</strong>er Klasse stiegen fast alle auf, die wurden dann z.B. Stammführer o<strong>der</strong> Fähnle<strong>in</strong>führer.<br />
Haben Sie Leute von <strong>der</strong> HJ o<strong>der</strong> BDM positiv o<strong>der</strong> negativ kennen gelernt?<br />
H.W.: E<strong>in</strong> Großteil von denen, mit denen wir jetzt noch Kontakt haben, war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spielschar. Die Spielschar hat<br />
überall Musik gemacht, hat auch Frontkämpferbetreuung gemacht. Die s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong> die Nähe <strong>der</strong> Front gefahren<br />
und haben da Musik gemacht, dass war ihre Welt. Sie haben zwar Musik gemacht <strong>in</strong> Uniform, aber das die<br />
irgendwie agiert (handeln) hätten, Rassismus propagiert hätten o<strong>der</strong> so was, das kann ich nicht sagen. Es stand<br />
die Musik und die uniformierte Geme<strong>in</strong>schaft im Vor<strong>der</strong>grund. Bei den Jungvolk- und HJ- Führern könnte ich mich<br />
nicht er<strong>in</strong>nern, dass da e<strong>in</strong>er an <strong>der</strong> Kristallnacht teilgenommen hätte. Das waren Spezialtrupps von<br />
ausgesuchten Leuten. Sie haben nicht irgend jemanden genommen, es genügte nicht, e<strong>in</strong> Fähnle<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />
Stammführer beim Jungvolk zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n das mussten sichere Leute se<strong>in</strong>, die den Mund hielten. Die<br />
Pogromnacht sollte ja e<strong>in</strong>e Volkswut se<strong>in</strong>, es war aber ke<strong>in</strong>e Volkswut.<br />
F.W.: Für mich war das e<strong>in</strong>e schwere Jugend, muss ich sagen, weil ich immer Außenseiter war. In <strong>der</strong> Klasse war<br />
ich Außenseiter, weil ich ja auch christlich überzeugt b<strong>in</strong>. Ich hatte ja auch ke<strong>in</strong>e richtige Freund<strong>in</strong>, man wusste ja<br />
auch nicht, mit wem man sprechen konnte, ohne dass man angeschwärzt wurde. Man konnte ja nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit so reden wie zu Hause.<br />
Der 9. - 10. November 1938 war die Pogromnacht, was haben Sie erlebt?<br />
H.W.: Wir wohnten also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Königstraße gegenüber von Karstadt. Ich lief zur Schule <strong>in</strong> Richtung<br />
Stadtapotheke, also Richtung Markt, dann l<strong>in</strong>ks re<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Salzmarktstraße und dann wie<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ks rum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Gasse, um zum Gymnasium zu kommen. Nach dieser „Kristallnacht“ lief ich dann an den h<strong>in</strong>teren<br />
Schaufenster von dem Geschäft Hermann Meier vorbei. Ich war ganz entsetzt als ich sah, dass alles kaputt war,<br />
fragte ich mich: „Was ist denn hier passiert?" Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule wurde komischerweise wenig darüber<br />
gesprochen. Ich kann mich nicht er<strong>in</strong>nern, dass da großes Palaver gewesen wäre. Aber als ich nach Hause kam,<br />
sagte me<strong>in</strong> Vater: "Du bleibst heute zu Hause, du kriegst gewissermaßen Stubenarrest. Ich möchte nicht, dass du<br />
zu den Gaffern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Masse gehörst, die da zugucken, wie bei den Juden die Schaufenster e<strong>in</strong>geschlagen<br />
werden.<br />
Es gab das Verbot <strong>der</strong> Parteien und Gewerkschaften. Wie wurde über das Verbot <strong>der</strong> Parteien und<br />
Gewerkschaften gedacht?<br />
H.W.: Das war für me<strong>in</strong>en Schwiegervater e<strong>in</strong> Schock. Denn er war ja Zentrumsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>. Die<br />
Zentrumspartei war e<strong>in</strong>e katholische Partei.<br />
Und für ihn war es e<strong>in</strong> Schock, als se<strong>in</strong>e eigene Partei dem Ermächtigungsgesetz zustimmte.<br />
F.W.: Ja, da war er ganz entsetzt, das weiß ich noch. „Das ist unmöglich, warum haben sie das gemacht?“ Jetzt<br />
gibt es ke<strong>in</strong> Zurück mehr, jetzt wird Hitler an die Macht kommen.<br />
H.W.: Nur die SPD gab es noch als Partei. Die KPD war sowieso schon verboten, die konnten schon gar nichts<br />
mehr sagen.<br />
F.W.: Me<strong>in</strong>e Mutter war nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Partei gewesen. Wir waren vier K<strong>in</strong><strong>der</strong> und dann kriegte sie so e<strong>in</strong>en<br />
Mutterorden, da sagte sie: „Mensch, ich hab den gleich weggeschmissen, den brauche ich nicht. Ich hab me<strong>in</strong>e<br />
vier K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht für Hitler geboren.“<br />
1934 wurden die Moltkekasernen gebaut. Waren sie mal dort?<br />
H.W.: Ich weiß, als das anf<strong>in</strong>g mit dem Bau <strong>der</strong> Moltkekasernen. Unsere Spedition hatte ja auch Waggons<br />
abzufahren mit Baumaterial. Da hieß es, da werden Schokoladenfabriken gebaut. Aber nach kurzer <strong>Zeit</strong><br />
entpuppte sich das als e<strong>in</strong>e Kaserne. Dazu muss man natürlich auch sagen: „Warum hat die Bevölkerung es<br />
gerne gesehen, dass nun wie<strong>der</strong> Militär da war?“ Das war darauf zurückzuführen, dass es wegen <strong>des</strong> Versailler<br />
Vertrages ke<strong>in</strong>en Bau von Kasernen geben dürfte. Da fühlte sich das deutsche Volk zu sehr bestraft für den<br />
ersten Weltkrieg. Ich glaube, Bismarck war nach dem Kriege 1870 – 1871 klüger. Er hatte er damals gesagt, man<br />
darf den Besiegten nicht zu sehr knebeln, sonst kommt das Gegenteil raus. Man kann nicht sagen, <strong>der</strong><br />
<strong>Nationalsozialismus</strong> ist nur darauf zurückzuführen. Das Volk fühlte sich zu Unrecht bestraft, m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens zu streng<br />
bestraft.
- 90 -<br />
Wie wurde zu Hause über den <strong>Nationalsozialismus</strong> gedacht?<br />
H.W.: Schwiegervater hat sich ja nun dauernd zu Hause ausgelassen.<br />
F.W.: Wo an<strong>der</strong>s konnte er nicht, weil er nur e<strong>in</strong>en Freund hatte mit dem er ganz offen gesprochen hat. Das war<br />
<strong>der</strong> Studienrat Krause. Das war unsere Wahlverwandtschaft, gewissermaßen e<strong>in</strong>e Freundschaft mit <strong>der</strong> ganzen<br />
Familie, mit Gleichges<strong>in</strong>nten. Da konnten sie also stundenlang politisch reden. Ich wollte es schon gar nicht mehr<br />
hören, ich wusste ja die E<strong>in</strong>stellung. Man wollte ja mal was Schönes hören als K<strong>in</strong>d und nicht nur immer das<br />
Geschimpfe.<br />
H.W.: Man muss auch Folgen<strong>des</strong> bedenken. Zunächst war er als Justizbeamter mit se<strong>in</strong>en Kollegen so ziemlich<br />
e<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung. Jetzt plötzlich nach <strong>1933</strong> fiel e<strong>in</strong>er nach dem an<strong>der</strong>en um. Immer mehr kamen plötzlich mit e<strong>in</strong>em<br />
Parteiabzeichen. Die Freundschaften wurden gestört.<br />
H.W.: Man kann davon nicht absehen, dass es e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen Aufschwung gab. Ich weiß, dass ich als<br />
K<strong>in</strong>d mal gedacht habe, jetzt geht es den Arbeitern aber eigentlich ganz gut. Die haben jetzt alle e<strong>in</strong>e Couch und<br />
e<strong>in</strong>en Radioapparat. So dachte ich mit 10 - 12 Jahren.<br />
Waren Sie mal im Stadttheater?<br />
H.W.: Das <strong>Guben</strong>er Stadttheater war wie so e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Residenztheater (Wohnsitz <strong>des</strong> Staatsoberhauptes, e<strong>in</strong>es<br />
Fürsten, e<strong>in</strong>es hohen Geistlichen), Roter Plüsch und Elfenbe<strong>in</strong> mit Gold an den Armlehnen. So hab ich das <strong>in</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerung.<br />
1935 haben ja die ersten antijüdischen Aktionen angefangen, sprich e<strong>in</strong> Jude verließ se<strong>in</strong>e Klasse?<br />
F.W.: Oh ja, das weiß ich von de<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong>. Da waren zwei Brü<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse. Und da hat er bloß erzählt, die<br />
s<strong>in</strong>d weg. Ke<strong>in</strong>er wusste woh<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>fach weg. Von e<strong>in</strong>em Tag auf den an<strong>der</strong>en kamen sie nicht mehr <strong>in</strong> die<br />
Schule. Es kann se<strong>in</strong>, dass sie Schulverbot hatten, dass sie rausgeflogen s<strong>in</strong>d aus dem Gymnasium.<br />
H.W: Das heißt, sie durften nicht mehr auf die Schule gehen, aber es bedeutete noch nicht, dass sie unbed<strong>in</strong>gt<br />
<strong>in</strong>s KZ gekommen s<strong>in</strong>d. Direkten Kontakt mit Juden hatten wir nicht, wir hatten nur mit e<strong>in</strong>em Halbjuden engen<br />
Kontakt, das war <strong>der</strong> Ulrich Eichholz, <strong>der</strong> war Syndikus (Rechtsbeistand e<strong>in</strong>er Körperschaft) bei <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong><br />
gewesen, bis die Nazis rankamen. Als Syndikus war er für die Rechtsangelegenheiten <strong>der</strong> Stadt <strong>Guben</strong> zuständig<br />
und die Nazis haben ihn natürlich gleich rausgeschmissen, weil er Halbjude war.<br />
Wie hat sich <strong>der</strong> 1. Mai als Feiertag verän<strong>der</strong>t?<br />
H.W.: Der 1. Mai wurde bereits <strong>1933</strong> zu e<strong>in</strong>em nationalsozialistischen Feiertag. Da wurde marschiert, und das<br />
wurde immer mehr e<strong>in</strong> militärischer Feiertag mit Paraden usw.<br />
<strong>Guben</strong> war als Rot verschrieen.<br />
War Wilhelm Kube, <strong>der</strong> Gauleiter <strong>der</strong> Kurmark, Oberpräsident Prov. Brandenburg mal <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>?<br />
H.W.: Kube, <strong>der</strong> wurde abgesetzt, weil er Unterschlagungen gemacht hatte. Und dann wurde aus <strong>der</strong> Kubestraße<br />
die Kurmärkische Straße.<br />
1938 ist auch <strong>der</strong> Kasernenkomplex Mückenberg gebaut worden.<br />
H.W.: Wenn hier so e<strong>in</strong>e Reitjagd geritten wurde, dann waren auch Offiziere von den 29 dabei. In <strong>der</strong><br />
Mückenberg- Kaserne hab ich me<strong>in</strong> Reitabzeichen gemacht.<br />
1935 war die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Wehrpflicht. Wie haben sie das miterlebt?<br />
H.W.: Im Alter von 10 - 14 Jahren wurde noch nicht mit Gewehren geschossen, vielleicht mit 14 - 18 Jahren. Bis<br />
14 Jahre haben wir <strong>in</strong> den Bergen rumgetobt und mit Karbid (Verb<strong>in</strong>dung aus Kohlenstoff und, Kalzium)<br />
geschossen.<br />
Wir haben doch nicht gewusst, wo das h<strong>in</strong>führt.<br />
Die ersten Luftschutzübungen haben <strong>1933</strong> angefangen. Wie musste man sich da verhalten?<br />
F.W.: In <strong>der</strong> Schule wurde Alarm gegeben und dann mussten wir alle gesittet und ordentlich nach unten <strong>in</strong> den<br />
Keller gehen. Und dann gab es ja auch die Volksmasken. Die Gasmasken- Ausgabe war aber noch vor dem<br />
Krieg. Alle wurden mit Gasmasken versorgt.<br />
H.W.: Zur Verdunklung weiß ich noch, dass bei uns e<strong>in</strong> Fenster hell erleuchtet war. Dann kam e<strong>in</strong> Wachtmeister,<br />
die hatten damals e<strong>in</strong>en Tschako auf (früher Kopfbedeckung bei Militär und Polizei aus Le<strong>der</strong>). Da sagte me<strong>in</strong>e<br />
Mutter: „Wir machen das Licht gleich aus.“ Und dann weiß ich nicht, ob das me<strong>in</strong>e Mutter war, die sagte: „Ach<br />
machen sie mal nichts, hier haben sie e<strong>in</strong>e Zigarre.“ Dann setzte er den Tschako ab, setzte sich h<strong>in</strong> und rauchte<br />
die Zigarre. Als er sie aufgeraucht hatte, setzte er se<strong>in</strong>en Tschako wie<strong>der</strong> auf und g<strong>in</strong>g los.<br />
F.W.: Heutzutage wun<strong>der</strong>t man sich noch, dass man das alles überlebt hat.<br />
Gab es viele Wohnungssuchende?<br />
H.W.: Es gab mehr Arbeit und nicht mehr so viel Arbeitslose. Aber dazu war unsere Familie auch e<strong>in</strong> bißchen zu<br />
sehr abgehoben als Unternehmer. Wenn ich nun <strong>der</strong> Sohn e<strong>in</strong>es Arbeiters gewesen wäre, <strong>der</strong> 1932 noch<br />
arbeitslos gewesen ist, hätte ich es aus e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Perspektive gesehen.<br />
Haben sie mal gesehen, wie Juden von <strong>der</strong> SS o<strong>der</strong> SA zum Arbeiten gebracht wurden?<br />
F.W.: Ich habe von me<strong>in</strong>em Vater gehört, dass Justizrat Markus abgeführt wurde, das war schrecklich für ihn. Die<br />
mussten dann den Judenstern tragen. Me<strong>in</strong>e Mutter hatte e<strong>in</strong>e Schulfreund<strong>in</strong>. Man durfte auf <strong>der</strong> Straße nicht<br />
reden mit den Juden, wenn man sie getroffen hat. Und wenn wir Sonntag früh <strong>in</strong> die Kirche g<strong>in</strong>gen, hat sie diese<br />
Schulfreund<strong>in</strong> gesehen. Sie kam ihr entgegen, da hat sie aber gleich weggeguckt. Me<strong>in</strong>e Mutter hatte sie gegrüßt,<br />
aber reden durfte man nicht mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. So schlimm war das. Wenn Leute mit e<strong>in</strong>em Judenstern kamen, durfte<br />
ke<strong>in</strong>er mit ihnen sprechen. Sie waren ausgestoßen wie Aussätzige. Me<strong>in</strong>e Mutter hat sich auch nicht getraut<br />
stehen zu bleiben, um mit ihr zu reden, son<strong>der</strong>n hat sie nur gegrüßt und ist weiter gegangen.
Ihr Schwiegervater wurde zum Grundbuchhalter strafversetzt?<br />
H.W.: Ja, <strong>in</strong>s Grundbuch. Das war e<strong>in</strong>e Abteilung im Amtsgericht. Das war e<strong>in</strong>e Abteilung, die im Keller<br />
untergebracht war, e<strong>in</strong>e Art Grundbuchregisterführung.<br />
- 91 -<br />
1942 haben sie die Vorladung auf den Bann Totila gekriegt. Was ist <strong>der</strong> Bann Totila?<br />
Das war die höchste Instanz für die Hitlerjugend hier. Es wird auch erwähnt <strong>in</strong> dem Buch von Gerhard Gunia<br />
„Zwischen Bismarckturm und Borsigwerk“, wie die Gaststätte früher hieß, wo <strong>der</strong> Bann untergebracht war (auf<br />
jeden Fall <strong>in</strong> den <strong>Guben</strong>er Bergen hier).<br />
Hat man etwas mitbekommen, was <strong>in</strong> den KZ`s geschah?<br />
Ja, das ist ja diese komische Er<strong>in</strong>nerung. Unsere Mutter hatte Kontakt zu <strong>der</strong> Bekennenden Kirche, die<br />
m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens distanziert, wenn nicht sogar ant<strong>in</strong>ationalistisch e<strong>in</strong>gestellt war. dass war e<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>de. Und<br />
sie kam mal von irgend so e<strong>in</strong>er Versammlung von <strong>der</strong> Bekennenden Kirche zurück und erzählte etwas davon,<br />
dass die Juden umgebracht werden. Ich weiß nicht, ob vergast o<strong>der</strong> umgebracht, aber auf jeden Fall getötet. Und<br />
da hab ich gesagt: „Ach Mutter, glaub doch solche Ammenmärchen nicht.“ Das heißt, ich war etwa 14 Jahre o<strong>der</strong><br />
vielleicht noch jünger, das weiß ich jetzt nicht genau. Das war so typisch, wenn überhaupt mal was durchsickerte.<br />
Es war selten dass überhaupt <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Bevölkerung mal was bekannt wurde von H<strong>in</strong>richtungen.<br />
Ich weiß, e<strong>in</strong> guter Freund von mir, <strong>der</strong> 80 Km von Ausschwitz entfernt gewohnt hat, hat mir glaubhaft erzählt:<br />
„Wir haben nie erfahren, was sich da <strong>in</strong> Ausschwitz abgespielt hat“. Das ist unglaublich.<br />
In welchem Jahr war das etwa?<br />
Das war Anfang <strong>des</strong> Krieges, vielleicht so 1939 – 1940.<br />
Haben Sie Conrad A<strong>der</strong>s gekannt? O<strong>der</strong> waren es <strong>des</strong>sen Söhne, die Sie kannten?<br />
Me<strong>in</strong>e Eltern waren mit Conrad A<strong>der</strong>s und se<strong>in</strong>er Frau sehr eng befreundet. Das war e<strong>in</strong>e Art<br />
Wahlverwandtschaft. Ich sagte z.B. Onkel Conrad und zu <strong>der</strong> Frau Tante Elli, obwohl wir nicht verwandt waren.<br />
Sie waren so eng mit unserer Familie befreundet, dass sie wie Onkel und Tante behandelt wurden. Conrad A<strong>der</strong>s<br />
hatte e<strong>in</strong>e Leisten- und Rahmenfabrik, die im Kriege abgebrannt ist. Er hat dann nach 1945 für die Stadt <strong>Guben</strong><br />
e<strong>in</strong>en praktisch Volkseigenen Kommunalen Möbelbetrieb aufgebaut. Da haben wir jahrelang Küchen produziert<br />
und auch e<strong>in</strong>fache Möbel. Und nachdem das lief, hatte er wie<strong>der</strong> angefangen mit se<strong>in</strong>er Leisten- und<br />
Rahmenfabrik im kle<strong>in</strong>en Stil. Das war Conrad A<strong>der</strong>s, <strong>der</strong> dann unter dem E<strong>in</strong>druck von 1953er Verhaftungen das<br />
Weite gesucht hatte. Er ist dann weggegangen nach West-Berl<strong>in</strong>.<br />
Haben Sie mal mitgekriegt, ob KPD-Mitglie<strong>der</strong> verhaftet wurden?<br />
F.W.: Der hieß Max Mal<strong>in</strong>sky, wohnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lahmoer Straße 18 und da wohnte auch me<strong>in</strong>e Tante, Magarete<br />
Tilgner.<br />
Silvester 1932/33? Wie empfanden Sie es damals?<br />
F.W.: Das es schlimm war für uns. Dass Hitler an die Macht kam, war schrecklich, für uns und unsere Familie<br />
sowie für unsere gleichges<strong>in</strong>nten Freunde.<br />
Ihr Vater war beim Stahlhelm?<br />
H.W.: Ich habe nicht oft erlebt, dass er e<strong>in</strong>e Uniform getragen hat o<strong>der</strong> an Aufmärschen teilgenommen hat.<br />
Entwe<strong>der</strong> war er direkt Mitglied o<strong>der</strong> er war Sympantisant vom Stahlhelm. Ich habe ke<strong>in</strong>e Uniform bei ihm<br />
gesehen und habe auch nicht als K<strong>in</strong>d erlebt, dass er da irgendwie marschiert wäre. Das wäre mir aufgefallen.<br />
O<strong>der</strong> wenn e<strong>in</strong>er vom Stahlhelm beerdigt wurde, dann marschierten sie immer und anschließend stachelten sie<br />
immer <strong>in</strong> die Kneipe re<strong>in</strong>.<br />
<strong>Guben</strong> war ja auch bekannt für die Kapellen. Haben Sie das mal mitbekommen, dass sie früh durch die Straßen<br />
marschierten und spielten?<br />
H.W.: Ja an irgendwelchen nationalsozialistischen Feiertagen wurde früh geweckt. Da zogen die Kapellen durch<br />
die Straßen und das war meistens so laut, dass man gleich wach war.<br />
Hitlers Geburtstag wurde immer groß gefeiert. Wie haben sie das denn miterlebt?<br />
H.W.: Wir hatten an Hitlers Geburtstag schulfrei.<br />
Gleich Anfang <strong>1933</strong> wurden viele Polizisten beurlaubt. Dann gab es die Hilfspolizisten. Hat man da etwas davon<br />
mitbekommen?<br />
H.W.: Ich weiß von <strong>der</strong> Rita, geborene Bulgr<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Vater zunächst nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Partei war. Als<br />
Polizeibeamter stand man beson<strong>der</strong>s auf dem Präsentierteller. Und dann trat das Beamtengesetz <strong>in</strong> Kraft das<br />
e<strong>in</strong>en gewissen Druck ausübte auf die Beamten, dass die Beamten doch möglichst <strong>in</strong> die Partei e<strong>in</strong>treten sollten.<br />
Als Personalreferent hätte er bestimmt <strong>in</strong> die Partei e<strong>in</strong>treten müssen.<br />
zurück
- 92 -<br />
Komplex 12.3 Gespräch mit Herrn F.<br />
Wo haben Sie gegen <strong>1933</strong> gewohnt?<br />
Da haben wir noch <strong>in</strong> <strong>Guben</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaltenborner Straße 60 gewohnt.<br />
In welche Schule s<strong>in</strong>d Sie gegangen?<br />
Pestalozzi –Schule.<br />
Haben o<strong>der</strong> hatten Sie Geschwister?<br />
Ne<strong>in</strong>.<br />
Waren Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> HJ o<strong>der</strong> kannten Sie Leute <strong>der</strong> HJ o<strong>der</strong> BDM?<br />
HJ und Jungvolk das war ja quasi Pflicht. Da waren ja alle dr<strong>in</strong> seit 1935. Bloß e<strong>in</strong>e Uniform habe ich nie gehabt.<br />
Da war me<strong>in</strong> Vater strikt dagegen, weil er mal so e<strong>in</strong> Vorkommnis miterlebt hat, wie die Nazis sich Bürgern<br />
gegenüber benommen haben, die, die Fahne nicht gegrüßt haben, als sie vorbeimarschiert kamen. Und da haben<br />
sie jemanden zusammengeschlagen und aus diesem Grund hat me<strong>in</strong> Vater gesagt: „Uniform gibt es nicht.“ Das<br />
durfte er ja damals auch generell nicht sagen, da hätte er wahrsche<strong>in</strong>lich Schwierigkeiten gehabt o<strong>der</strong><br />
bekommen. Er sagte:, Geld wäre eben nicht da.“<br />
Was war ihr Vater von Beruf?<br />
Schlosser war er.<br />
Wie wurde <strong>der</strong> Unterricht gestaltet?<br />
Aufstehen mussten wir, wenn <strong>der</strong> Lehrer <strong>in</strong> den Klassenraum kam. Heil Hitler mussten wir nicht sagen. Ich hatte<br />
ja bei mehreren Lehrern gehabt, die letzten drei Jahre war ich bei dem Schwiegervater me<strong>in</strong>er<br />
Briefmarkenpartner<strong>in</strong>, dem Direktor Eitze. Der wurde mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>ung hier erwähnt, Herr Lampmann hat da<br />
wohl zu dem was gesagt. Turnen hatten wir beim Lehrer Schultka.<br />
Kam das Fach Rassenkunde dazu?<br />
Ne<strong>in</strong>.<br />
Kannten sie Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> KPD o<strong>der</strong> <strong>der</strong> NSDAP?<br />
Da war ich damals nicht dran <strong>in</strong>teressiert. Ich weiß noch, dass <strong>der</strong> Bürgermeister Schmiedicke hieß. Der war<br />
auch „so beliebt“, <strong>der</strong> hatte auch bis später bis <strong>in</strong> die <strong>Zeit</strong>, wo die an<strong>der</strong>en ja ihre Brötchen nicht mehr kriegten,<br />
noch welche bekommen. Früher, als wir noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaltenborner Straße wohnten, war es so, da wurde früh an<br />
die Türkl<strong>in</strong>ke e<strong>in</strong> Beutel h<strong>in</strong>gehangen und dann haben die Leute vom Bäcker die Brötchen gebracht. Und dieses<br />
Recht hatte er bis spät h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, als es für an<strong>der</strong>e schon verboten war. Die wollten wahrsche<strong>in</strong>lich lieber <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Rüstungs<strong>in</strong>dustrie arbeiten die Leute, die, die Brötchen ausgetragen haben. Und das war dann Stadtgespräch, da<br />
haben sie dem Schmiedicke mal <strong>in</strong> den Semmelbeutel gesch....<br />
Ich habe dann 1941 angefangen zu lernen, ich habe Dreher gelernt bei Borsig. Die Lehrwerkstatt war zuerst, wo<br />
jetzt die Stadtverwaltung dr<strong>in</strong> ist. Dann haben sie angefangen zu bauen. 1939 haben sie, glaube ich, mit dem<br />
Werk hier angefangen. Als dann die Halle 5 fertig war, s<strong>in</strong>d wir umgesetzt worden. Jedenfalls war es e<strong>in</strong> schönes<br />
Arbeiten da. Als ich wie<strong>der</strong>kam, war ich ja entsetzt, dass alles nur noch e<strong>in</strong> Trümmerhaufen war. Da hat <strong>der</strong><br />
damalige Bürgermeister Schwarz das D<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die Luft sprengen lassen, nachdem die Russen die Masch<strong>in</strong>en alle<br />
ausgeräumt hatten. Naja, die Masch<strong>in</strong>en hatten sie dann rausgeholt, da hab ich e<strong>in</strong>ige davon wie<strong>der</strong>gesehen, als<br />
ich auf dem Rücktransport aus <strong>der</strong> Gefangenschaft war. Da lagen e<strong>in</strong>ige von den Masch<strong>in</strong>en und Werkbänken.<br />
Es gab ja verschiedene Masch<strong>in</strong>entypen Heidbänke, Kärger, Kabbel, das waren die damaligen Drehbänke, die<br />
ich kannte, hier vom Werk aus. Die lagen da e<strong>in</strong> Stückchen h<strong>in</strong>ter Brest-Litowsk, dort haben sie die von den<br />
Waggons runtergeschmissen, wahrsche<strong>in</strong>lich wussten die gar nichts damit anzufangen. Die haben da an <strong>der</strong><br />
Bahnböschung gelegen.<br />
Waren Sie mal bei den Moltkekasernen?<br />
Ich b<strong>in</strong> mal mit e<strong>in</strong> paar Kumpels oben gewesen, da habe ich aber schon gelernt. Beim „Tag <strong>der</strong> Wehrmacht“ gab<br />
es dann immer Erbsensuppe mit Bockwurst aus <strong>der</strong> Gulaschkanone. Da s<strong>in</strong>d wir dann mal hochgegangen und<br />
haben uns das angeschaut. Außerdem war da ja auch e<strong>in</strong> Freiluftschwimmbad. Es gibt ja noch e<strong>in</strong>e zweite<br />
Kaserne, das ist die Mückenbergkaserne. Die Mückenbergkaserne ist dort, wo man rausfährt nach Crossen.<br />
Was dachten Sie, als Sie die Kasernen sahen?<br />
Da hat man sich als Jugendlicher gar ke<strong>in</strong>e Gedanken gemacht.<br />
Gab es für Sie ereignisvolle Tage o<strong>der</strong> Feiern <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>?<br />
Tut mir leid, aber dazu fällt mir nichts e<strong>in</strong>.<br />
Waren Sie mal im <strong>Guben</strong>er Stadttheater?<br />
Na aber. Wir haben kaum e<strong>in</strong>e Veranstaltung verpasst, da hab ich aber schon gelernt. Wir konnten uns natürlich<br />
die teuren Plätze nicht leisten. Manchmal haben wir sogar oben „Trampelloge“ gestanden, d.h. wo du stehen<br />
musstet im dritten Rang. Es war immer gut besucht das Stadttheater. Wenn die Vorstellungen bereits e<strong>in</strong>ige Tage
gespielt waren, konnten wir von <strong>der</strong> „Trampelloge“ runterrutschen <strong>in</strong> den ersten Rang, dann haben wir uns da<br />
h<strong>in</strong>gesetzt. Ja wir waren sehr oft da.<br />
- 93 -<br />
Wie sah es im Stadttheater aus?<br />
Das war e<strong>in</strong> ganz tolles D<strong>in</strong>g. Also ich möchte behaupten, das Cottbuser Theater ist viel weniger schön. Weiter<br />
h<strong>in</strong>ten raus war auch noch e<strong>in</strong> zweiter Saal, <strong>der</strong> war dann für Veranstaltungen. Der war kle<strong>in</strong>er, da waren auch<br />
ke<strong>in</strong>e Ränge dr<strong>in</strong>, da waren Sitzplätze und e<strong>in</strong>e Bühne war auch dr<strong>in</strong>. Da habe ich sogar schon dr<strong>in</strong> geturnt, da<br />
haben wir Schauturnen gemacht. Das waren zum großen Teil Veranstaltungen für die Wehrmachtangehörigen.<br />
Da war es schon Kriegszeit, 1939 begann ja <strong>der</strong> Krieg schon.<br />
1935 haben die ersten antijüdischen Aktionen angefangen. Hat man das mitbekommen?<br />
H<strong>in</strong>ten im Kastaniengraben war e<strong>in</strong>e Synagoge. Und da haben die nun Feuer gelegt, das habe ich mal gehört.<br />
B<strong>in</strong> aber nie gucken gegangen. Unser e<strong>in</strong>ziges Ziel war <strong>der</strong> Lubstplatz, wenn Jahrmarkt war.<br />
Seit 1935 gab es die allgeme<strong>in</strong>e Wehrpflicht. Wie haben Sie gedacht, was hat man da gemacht?<br />
Also wie e<strong>in</strong>e Art Schnipseljagd, dass hab ich auch gekannt, dass da vorne welche wegliefen und wir mussten<br />
dann h<strong>in</strong>terher trotteln. Ich habe viel Sport getrieben und b<strong>in</strong> auch e<strong>in</strong>igermaßen erfolgreich gewesen. Ich konnte<br />
jedenfalls Anfang 1944 mit zu den Deutschen Jugendmeisterschaften fahren nach Prag. Und dann waren ja viele<br />
Sportwettkämpfe. Wir hatten hier von <strong>der</strong> Lehrwerkstatt aus, also bei Borsig, jede Woche e<strong>in</strong>mal Frühsport.<br />
Dadurch b<strong>in</strong> ich zum Turnen gekommen. Es war erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre, als ich zum Turnen gekommen b<strong>in</strong>.<br />
1936 waren die Olympischen Spiele. Kennen Sie Leute, die vielleicht dabei waren?<br />
Ne<strong>in</strong>.<br />
S<strong>in</strong>d Sie mal mit KDF unterwegs gewesen?<br />
Ne<strong>in</strong>! Me<strong>in</strong>e Eltern haben hier das Haus gebaut. 1937 haben die angefangen zu bauen. Naja, da wurde je<strong>der</strong><br />
Pfennig gebraucht. Der Chef von me<strong>in</strong>em Vater hat ihm noch e<strong>in</strong>en Kredit e<strong>in</strong>geräumt. Vom Betrieb aus wurde er<br />
unterstützt, das hat Vater dann z<strong>in</strong>slos zurückgezahlt. Der Chef war e<strong>in</strong> korrekter Mensch, allerd<strong>in</strong>gs soll er wohl<br />
auch Nazi gewesen se<strong>in</strong>, trotzdem war er human.<br />
Am 9.-10. November 1938 war die sogenannte „Reichskristallnacht“. Wie hat man darüber gedacht?<br />
Me<strong>in</strong> Vater war jedenfalls e<strong>in</strong> strenger Gegner, weil er eben- wie gesagt- mal erlebt hat, wie die da jemanden<br />
zusammengeschlagen haben, weil er die Fahne nicht gegrüßt hat. Vorh<strong>in</strong> hatte ich nebenbei erwähnt, dass ich<br />
1944 zu den Jugendmeisterschaften gefahren b<strong>in</strong>. Die waren <strong>in</strong> Prag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reichsschule SS. Aber trau dich<br />
nicht, ohne Uniform dah<strong>in</strong> zu kommen. Wenn großes Treffen war <strong>in</strong> Forst, da war <strong>der</strong> Gebietsturnwart, Turnwart<br />
ist übertrieben, aber jedenfalls <strong>der</strong> zuständige Mann e<strong>in</strong> gewisser Willy Hähne. Der wohnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> R<strong>in</strong>gstraße <strong>in</strong><br />
Forst. Auf dem Forster Bahnhof war Treffpunkt, aber nicht ohne Uniform, naja dann hab ich mir e<strong>in</strong>e geborgt. Mit<br />
e<strong>in</strong>er geborgten b<strong>in</strong> ich dann h<strong>in</strong>gefahren, <strong>der</strong> hatte auch me<strong>in</strong>e Statur und war auch e<strong>in</strong> Kaltenborner. Und <strong>der</strong><br />
gute Mann ist nach dem Krieg gar nicht gerne daran er<strong>in</strong>nert worden, dass er mir damals die Uniform geliehen<br />
hat. Und dann waren auch Sportwettkämpfe hier <strong>in</strong> <strong>Guben</strong>, unter an<strong>der</strong>em war dann auch immer e<strong>in</strong><br />
Langstreckenlauf. Es g<strong>in</strong>g von den Kasernen h<strong>in</strong>ten los und dann durch den Königspark und da b<strong>in</strong> ich als<br />
Jugendlicher auch immer mitgelaufen. Es gab jedenfalls ke<strong>in</strong>en weiter, <strong>der</strong> mir von <strong>der</strong> Jugend Paroli bieten<br />
konnte.<br />
Haben Sie mal Juden kennen gelernt?<br />
Ja. Da könnte ich heute noch we<strong>in</strong>en. Der Herr Dr. Goldschmidt hatte se<strong>in</strong>e Praxis hier, wo jetzt die Firma<br />
Steckl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe ist. Es kann se<strong>in</strong>, dass es e<strong>in</strong> Haus daneben war. Dr. Goldschmidt hat mir damals das<br />
Leben gerettet. E<strong>in</strong> Weilchen später hat er se<strong>in</strong>e Sprechstunde abgebrochen, ich hatte e<strong>in</strong>e Mittelohrvereiterung<br />
und das war schon so stark fortgeschritten, dass <strong>der</strong> Eiter durchgebrochen wäre. Er hat mich dann operiert und<br />
hat mir dadurch das Leben gerettet. Und als ich dann hier oben bei Kohn´s angefangen habe zu lernen, da<br />
mussten die Juden alle weg. Wo die h<strong>in</strong>gegangen s<strong>in</strong>d, kann ich nicht sagen. Die mussten jedenfalls da<br />
vorbeimarschiert kommen bei uns bei <strong>der</strong> heutigen Stadtverwaltung, mit ihrem Judenstern drauf. Was die da tun<br />
mussten, wo die h<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, das kann ich nicht sagen. Und da war dann <strong>der</strong> Dr. Goldschmidt auch dabei. Da<br />
kommen mir heut noch die Tränen. Das war e<strong>in</strong> Chirurg, speziell Hals-, Nasen-, Ohrenarzt war er. Das war aber,<br />
noch bevor die Juden richtig verfolgt wurden, mit me<strong>in</strong>er Mittelohrvereiterung. Jedenfalls <strong>der</strong> „Liebe Adolf“ <strong>der</strong> hat<br />
uns was e<strong>in</strong>gebrockt. Ich habe Verwandte gehabt <strong>in</strong> Ostpreußen, die Vater, wenn er es möglich machen konnte,<br />
immer besucht hat. Und da ist heutzutage alles weg. Habe jetzt ke<strong>in</strong>e Verwandtschaft mehr da, die s<strong>in</strong>d damals<br />
alle ausgesiedelt worden von den Polen. Wir hatten noch Verb<strong>in</strong>dung. Ich selber hab ja auch als Jugendlicher die<br />
großen Ferien dort verbracht, als ich noch nicht gelernt habe, also als ich noch zur Schule g<strong>in</strong>g. Da b<strong>in</strong> ich je<strong>des</strong><br />
Jahr im Isar- Gebirge fast die ganzen Ferien gewesen. Me<strong>in</strong>e Großmutter hat mich geschnappt, <strong>in</strong> die Bahn r<strong>in</strong>,<br />
und dann s<strong>in</strong>d wir bis nach Lauban, heute Luban(?), gefahren. Der nächste Weg ist über Görlitz. Görlitz über<br />
Lauban, und dann kommt Markliver, da ist e<strong>in</strong> großes Kraftwerk und große Stauseen. E<strong>in</strong> Stückchen weiter weg<br />
ist die Goldtraumer Talsperre gewesen, die wird ja noch se<strong>in</strong>. Ich werde auch nie vergessen, wir waren dann <strong>in</strong><br />
Frie<strong>der</strong>sdorf, das war direkt am Stausee e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Dorf, mit vielleicht 20 bis 30 Häusern und da hatte die Tante<br />
Frieda e<strong>in</strong> Häuschen. Ihr Mann war ja meist unterwegs, <strong>der</strong> hat im Ste<strong>in</strong>bruch gearbeitet. Dann war noch e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Cous<strong>in</strong> da, <strong>der</strong> Hans. Der wurde dann früh <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>wagen gesetzt und dann musste ich mit <strong>der</strong><br />
Cous<strong>in</strong>e, mit <strong>der</strong> Inge, los. Wir haben je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Milchkanne <strong>in</strong> die Hand gedrückt bekommen. Aber die muss voll<br />
se<strong>in</strong>, wenn ihr wie<strong>der</strong>kommt, dann haben wir Himbeeren gepflückt. Da waren ja Himbeeren über Himbeeren an<br />
den Wegesrän<strong>der</strong>n. Naja, dann hatten wir mit <strong>der</strong> Inge je<strong>der</strong> so e<strong>in</strong> Kännchen voll. Da haben wir beide tüchtig<br />
Himbeeren gesucht und <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Hans musste immer mitgeschleift werden. Wenn wir dann mal bißchen mehr<br />
Freiheit hatten, also als die Himbeerzeit vorbei war, dann s<strong>in</strong>d wir marschiert um den Stausee rum, also nicht<br />
ganz rum, aber auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Seite soweit, bis die Queis (Flussname/Red.) kam. Das ist e<strong>in</strong> Fluss <strong>der</strong> weiter unten<br />
dann <strong>in</strong> den Bober fließt. Da hab ich auch mal ne schöne Tracht Prügel gekriegt, da b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> Sandalen den Berg
- 94 -<br />
hoch, da war oben am Hang e<strong>in</strong>e alte Burg. 10 – 12 Jahre war ich ungefähr. Jedenfalls b<strong>in</strong> ich da hoch, Sandalen<br />
an und auf e<strong>in</strong>mal hat es gerufen, ich soll da sofort runterkommen. Lesen konnte ich schon, hab aber nicht<br />
geguckt, dass da stand: Kreuzottergebiet. Jedenfalls hab ich e<strong>in</strong>e Wucht gekriegt von <strong>der</strong> Bergwacht. Da g<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>e Brücke über die Queis rüber jedenfalls nächsten Tag, s<strong>in</strong>d wir die an<strong>der</strong>e Seite lang. Und das war an <strong>der</strong><br />
Queis, war vielleicht so 6 Meter o<strong>der</strong> noch mehr, das war <strong>der</strong>en „Watzmann“ und <strong>der</strong> war so ungefähr 6 Meter<br />
hoch. Und da b<strong>in</strong> ich auch hochgeklettert, barfuß naja die Sandalen mussten unten bleiben, ja hoch zu g<strong>in</strong>g es ja<br />
wun<strong>der</strong>bar, aber runter zu da wusste ich ja nicht mal mehr, wo ich h<strong>in</strong>klettern sollte. Dann ist die Inge auch noch<br />
getürmt und hat die Bergwacht geholt. Das war dann das zweite Mal <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Ferien, da hab ich nochmal ne<br />
Tracht Prügel bekommen. Die K<strong>in</strong>dheit und die Jugendzeit, wo ich schon gelernt habe, da war e<strong>in</strong> Turnwart, <strong>der</strong><br />
mit uns den Frühsport machte, e<strong>in</strong> gewisser Ernst Feuerste<strong>in</strong>. Der war Kreisturnwart und hat <strong>in</strong> den<br />
Lehrwerkstätten jeden Morgen mit uns Sport gemacht.<br />
Wie hat man sich bei den Luftschutzübungen verhalten?<br />
Also zu den Übungen kann ich nichts sagen. Ich weiß bloß das wir. Ich musste ja nun immer von Kaltenborn mit<br />
dem Fahrrad re<strong>in</strong>fahren zum Turnen. Und <strong>in</strong> den Herbst- und W<strong>in</strong>termonaten war es ja schnell f<strong>in</strong>ster, also<br />
musste man Licht anhaben. Da musstest du am Fahrrad vorne auf <strong>der</strong> Scheibe von <strong>der</strong> Lampe so e<strong>in</strong>e Kappe<br />
drauf haben, so e<strong>in</strong>e schwarze mit e<strong>in</strong>em Schlitz dr<strong>in</strong>, dass man also gerade so als Radfahrer erkannt wurde. Die<br />
Wohnungen durften ke<strong>in</strong>e beleuchteten Fenster haben. Das musste alles verdunkelt werden. Ich weiß noch, dass<br />
ich e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Mädchen auf <strong>der</strong> Querstange nach Hause gebracht habe von <strong>der</strong> Turnhalle. Jedenfalls hab ich die<br />
auf <strong>der</strong> Querstange gehabt, und nun im Dunkeln, den Dynamo gar nicht angemacht, auf e<strong>in</strong>mal hat es e<strong>in</strong>en<br />
Rums gegeben. Auf e<strong>in</strong>mal hatten wir e<strong>in</strong>en Polizisten vorne auf dem Fahrrad. War ja stockdunkel, die<br />
Straßenlampen brannten ja alle nicht, also es war echt komplett dunkel. Ich musste dann nach Wallwitz Kusken<br />
sammeln gehen, wofür wir die gesammelt haben, dass weiß ich auch nicht. Das war so wie e<strong>in</strong>e Straffarbeit, nach<br />
Wallwitz Kusken sammeln gehen.<br />
Gab es gegen 1935 viele Wohnungssuchende?<br />
Es wurden damals viele Häuser von Borsig gebaut. Und zwar, wo es den Berg hoch geht, wenn man nach <strong>der</strong><br />
Altsprucke, ran kommt, dann geht’s zur Bethanie, re<strong>in</strong>, dann geht’s den Flemm<strong>in</strong>gberg re<strong>in</strong> und da oben wurde<br />
gebaut. Und diese Kle<strong>in</strong>häuser bei <strong>der</strong> früheren Grochestraße, jetzt heißt sie Otto-Thiele-Straße. Die kle<strong>in</strong>en<br />
Häuschen rechts wurden da gebaut. Ob die nun von Borsig direkt gebaut worden s<strong>in</strong>d, weiß ich nicht, aber über<br />
Borsig lief das wahrsche<strong>in</strong>lich mit den Krediten, nehme ich an. Dann war ja nachher, da hab ich auch noch<br />
gelernt, das Berl<strong>in</strong>er Werk, Borsig Werk Tegel. Das wurde beim Bomardieren mächtig kaputt gekriegt.<br />
Und da s<strong>in</strong>d dann viele Leute aus Berl<strong>in</strong> hierher und haben hier gearbeitet. Wo die nun allerd<strong>in</strong>gs alle<br />
untergebracht waren, das kann ich nicht sagen. Aber da gibt es e<strong>in</strong>en Verb<strong>in</strong>dungsweg zwischen dem<br />
Flemm<strong>in</strong>gberg und <strong>der</strong> Otto-Thiele-Straße. ...<br />
Bei Borsig direkt hab ich ke<strong>in</strong>e Juden gesehen. Überall ist man ja nicht h<strong>in</strong>gekommen, aber als ich dann<br />
ausgelernt hatte, b<strong>in</strong> ich nach Halle 2 umgesetzt worden. Das war <strong>der</strong> Gerätebau. Da war vorne die Montage,<br />
dann war die Dreherei und Fräserei. Ganz vorne war die Halle 1, das war die Werkzeughalle. Das Material wurde<br />
dann mit den E-Karren zu den Hallen gefahren.<br />
Und da haben wir Flugzeugteile gebaut. Borsig war Rüstungsbetrieb.<br />
zurück
Verzeichnis wichtiger Abkürzungen<br />
- 95 -<br />
AA Auswärtiges Amt<br />
ADB Allgeme<strong>in</strong>er Deutscher Beamtenbund<br />
Adefa Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft deutscharischer Fabrikanten<br />
ADG Auslandsvertretung <strong>der</strong> deutschen Gewerkschaften<br />
ADGB Allgeme<strong>in</strong>er Deutscher Gewerkschaftsbund<br />
AO/NSDAP Auslandsorganisation <strong>der</strong> NSDAP<br />
Aufl. Auflage<br />
Aufn. Aufnahme-Nr.<br />
Az. Aktenzeichen<br />
BA Bun<strong>des</strong>archiv Koblenz<br />
BDKJ Bund <strong>der</strong> Deutschen Katholischen Jugend<br />
BDM Bund Deutscher Mädel<br />
BNSDJ Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen<br />
BVP Bayrische Volkspartei<br />
CVP Christliche Volkspartei<br />
DAF Deutsche Arbeitsfront<br />
DHV Deutscher Handelsverband<br />
D<strong>in</strong>ta Deutsches Institut für nationalsozialistische<br />
technische Arbeitsforschung und- schulung<br />
DJ Deutsches Jungvolk<br />
DNVP Deutschnationale Volkspartei<br />
DRL Deutscher Reichsbund für Leibesübungen<br />
DSP Deutsche Staatspartei<br />
DTB Deutscher Turner Bund<br />
DVP Deutsche Volkspartei<br />
EKKI Exekutivkomitee <strong>der</strong> Kommunistischen<br />
Internationale<br />
Gestapa Geheimes Staatspolizeiamt<br />
Gestapo Geheime Staatspolizei<br />
HA Hauptamt<br />
Hago Nationalsozialistische Handwerks-, Handel und<br />
Gewerbeorganisation<br />
HJ Hitlerjugend<br />
IGB Internationaler Gewerkschaftsbund<br />
KdF NS-Geme<strong>in</strong>schaft - >Kraft durch Freude<<br />
KI Kommunistische Internationale<br />
KJVD Kommunistischer Jugendverband Deutschland<br />
KL Konzentrationslager (ursprüngliche offizielle<br />
Abkürzung)<br />
KLV K<strong>in</strong><strong>der</strong>landverschickung<br />
KPD Kommunistische Partei Deutschlands<br />
KZ Konzentrationslager<br />
MdL Mitglied <strong>des</strong> Landtages<br />
MdR Mitglied <strong>des</strong> Reichstages
- 96 -<br />
Napola Nationalpolitische Bildungsanstalt<br />
NSA Nationalsozialistische Angestelltengewerkschaft<br />
NSBDT Nationalsozialistischer Bund Deutscher Techniker<br />
NSBO Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation<br />
NSDÄB Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund<br />
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei<br />
NSFK Nationalsozialistisches Fliegerkorps<br />
NSG Nationalsozialistische Geme<strong>in</strong>schaft<br />
NSKK Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps<br />
NSLB Nationalsozialistischer Lehrerbund<br />
NSRB Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund<br />
NSRL Nationalsozialistischer Reichsbund für<br />
Leibesübungen<br />
NSV Nationalsozialistische Volkswohlfahrt<br />
OB Oberbürgermeister<br />
PG Parteigenosse<br />
PO Parteiorganisation<br />
RAD Reichsarbeitsdienst<br />
RBG Reichsbetriebsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Reipo Reichsbahn- und Post- Sportvere<strong>in</strong><br />
RGBI Reichsgesetzblatt<br />
RKK Reichskulturkammer<br />
RM Reichsmark<br />
RSHA Reichssicherheitshauptamt<br />
RStH Reichsstatthalter<br />
RuSHA Rasse- und Siedlungshauptamt<br />
SA Sturmabteilung<br />
Sopade Büro <strong>des</strong> SPD Parteivorstands im Exil (Exil SPD)<br />
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands<br />
SS Schutzstaffel<br />
VB Völkischer Beobachter<br />
VG Volksgenosse<br />
VGH Volksgerichtshof<br />
WHW W<strong>in</strong>terhilfswerk<br />
ZStA Zentrales Staatsarchiv (Faschismus, Rassenwahn,<br />
Judenverfolgung von Kurt Pätzold)<br />
Quellen für das Abkürzungsverzeichnis:<br />
1. Wolfgang Benz und Walter H. Pehele: Lektion <strong>des</strong> deutschen Wi<strong>der</strong>stan<strong>des</strong>, Fischer Taschenbuch<br />
Verlag GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 2001<br />
2. Frank Grube und Gerhard Richter: Alltag im Dritten Reich, Hoffman und Campe Verlag, Hamburg 1982<br />
3. Overesch / Saal: Das Dritte Reich <strong>1933</strong>-1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
zurück
Quellenverzeichnis<br />
<strong>Guben</strong>er <strong>Zeit</strong>ung – Für Stadt und Land<br />
Mitteilungsblatt <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Deutscher Osten e.V.<br />
66. Jahrgang – <strong>1933</strong><br />
- 97 -<br />
67. Jahrgang – 1934 (außer April 1934 – Anfang Juli 1934)<br />
68. Jahrgang – 1935<br />
Wolfgang Benz und Walter H. Pehele: Lexikon <strong>des</strong> deutschen Wi<strong>der</strong>stan<strong>des</strong>, Fischer Taschenbuch Verlag<br />
GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Frank Grube, Gerhard Richter: Alltag im Dritten Reich, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1982<br />
Friedemann Bedürftig: Lexikon III. Reich, Carlson Verlag GmbH, Hamburg 1994<br />
Overesch / Saal: Das Dritte Reich <strong>1933</strong> – 1939, Weltbild Verlag, Augsburg 1991<br />
Heimatlexikon für <strong>Guben</strong> und Umgebung, <strong>Guben</strong>er Heimatkalen<strong>der</strong> e. V. 2002<br />
www.documentarchiv.de<br />
www.fh-lueneburg.de<br />
www.literad.de/regional/guben.html<br />
Suchmasch<strong>in</strong>e wer war wer im Dritten Reich guben <strong>1933</strong> - 1939<br />
www.lsg.mus<strong>in</strong>.de<br />
www.psm-data.de<br />
zurück