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<strong>19</strong> <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>einer</strong> <strong>Immobilie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong><br />

Erfahrungsbericht aus der Praxis<br />

Dr. Kati Herzog<br />

Bilfinger Berger Hochbau GmbH / bauperformance GmbH, Frankfurt,<br />

Deutschland<br />

Abstract: 2007 wurde in Deutschland das erste Gebäude nach LEED® zertifiziert, im Januar<br />

2009 die ersten Gebäude nach DGNB. Die Tendenz <strong>zur</strong> Green Building Zertifizierung ist<br />

steigend; die Marktattraktivität von Nachhaltigkeitszertifikaten nimmt bei Bauherrn und<br />

Nutzern zu. Zu berücksichtigen bleibt, dass viele der Zertifizierung nachträglich nach oder<br />

mit Baufertigstellung erfolgten. Die Erfahrungen aus der Auditierung abgewickelter Projekte<br />

ist ein Erfolgsfaktor bei der Zertifizierung zukünftiger <strong>Immobilie</strong>n.<br />

Zertifizierung Nachhaltigkeit<br />

Das amerikanische Green Building Zertifizierungssystem<br />

LEED® (Leadership in Environmental<br />

& Energy Design) hat 2007 mit<br />

dem ersten Objekt seinen <strong>Weg</strong> in die <strong>Immobilie</strong>nentwicklung<br />

auf deutschem Boden gefunden.<br />

Wirklich im Fokus der deutschen<br />

Öffentlichkeit sind Zertifizierungssysteme<br />

für Nachhaltige Gebäude aber erst seit Januar<br />

2009 mit der <strong>Ein</strong>führung des Deutschen<br />

Gütesiegels Nachhaltiges Bauen (DGNB),<br />

welches durch das Bundesministerium für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und die<br />

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen<br />

entwickelt wurde.<br />

Auch wenn die Vielfältigkeit der weltweit<br />

verwendeten Zertifizierungssysteme<br />

groß ist, so lässt sich feststellen, dass in<br />

Deutschland für Büroimmobilien die Zertifikate<br />

DGNB und LEED® die weiteste Verbreitung<br />

haben. Die Zertifizierungssysteme<br />

unterscheiden sich im Detail. Gemein ist ihnen,<br />

dass sie sich auf transparente und objektive<br />

Verfahren stützen.<br />

Green Building Zertifizierungen ermöglichen<br />

es nachhaltige <strong>Immobilie</strong>nqualität<br />

messbar zu machen und durch Dritte nachweisen<br />

zu lassen. Somit werden Zertifizierungen<br />

für Investoren und Bauherren zu ei-<br />

nem immer wichtigeren Geschäftsbaustein<br />

(vgl. Tab. 1).<br />

Tab. 1: Green Building - zertifizierte und registrierte<br />

Gebäude nach DGNB und LEED® 1<br />

System Deutschland Weltweit<br />

zertifiziert <br />

registriert <br />

zertifiziert <br />

registriert<br />

DGNB <strong>19</strong>6 k.A. 208 164<br />

LEED® 15 115 7.894 23.238<br />

DGNB - Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges<br />

Bauen<br />

Das Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen<br />

besteht seit 2009. Das DGNB Zertifizierungssystem<br />

bewertet die Nachhaltigkeit von<br />

Gebäude anhand von ca. 50 <strong>Ein</strong>zelkriterien.<br />

Innerhalb jedes <strong>Ein</strong>zelkriteriums werden unterschiedlich<br />

viele Unterkriterien bewertet,<br />

die zusammen den Erfüllungsgrad (0-100<br />

Bewertungspunkte) des Kriteriums bilden.<br />

Die <strong>Ein</strong>zelkriterien werden den sechs Kategorien<br />

„Ökologische Qualität“, „Ökonomische<br />

Qualität“, „Funktionale und Soziokulturelle<br />

Qualität“, „Technische Qualität“,<br />

1 DGNB: Quelle: www.dgnb.de, Abruf 08.08.2011<br />

LEED®: Quelle: www.gbci.org, Abruf 18.07.2011


<strong>19</strong>6 <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>einer</strong> <strong>Immobilie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong> Erfahrungsbericht aus der<br />

Praxis<br />

„Prozessqualität“ und „Standortqualität“ zugeordnet.<br />

Die fünf ersten Kategorien werden gegeneinander<br />

gewichtet (Prozessqualität 10<br />

%, restliche Kategorien 22,5 %) und ergeben<br />

zusammen das Ergebnis des Zertifikats; die<br />

Bewertung des Standorts wird separat ausgewiesen.<br />

Je nach Erfüllungsgrad (und unter<br />

Berücksichtigung zusätzlicher Mindestanforderung<br />

im Hinblick auf den <strong>Ein</strong>zelerfüllungsgrad<br />

der jeweiligen Kategorien) erhält<br />

das Gebäude das DGNB Zertifikat in der Kategorie<br />

Gold, Silber oder Bronze. Prüfungsstelle<br />

und Siegelgeber ist die Deutsche Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen nach<br />

<strong>Ein</strong>reichung der Unterlagen durch einen von<br />

der DGNB akkreditierten Auditor.<br />

<strong>Der</strong> Vorteil des DGNB-Zertifizierungssystem<br />

besteht darin, dass der Standort separat<br />

bewertet wird. Somit kann die Nachhaltigkeit<br />

eines Gebäudes unabhängig von der<br />

Standortwahl bewertet werden. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass die Kriterien aus den fünf Kategorien<br />

nicht individuell zusammenstellbar<br />

sind, werden alle Kategorien / Säulen der<br />

Nachhaltigkeit gleichermaßen adressiert.<br />

LEED® - Leadership in Environmental &<br />

Energy Design<br />

Das LEED®-Zertifizierungssystem besteht<br />

seit <strong>19</strong>98 und wurde durch das U.S. Green<br />

Building Council (USGBC) ins Leben gerufen.<br />

Die Bewertung der nachhaltigen <strong>Immobilie</strong>nqualität<br />

erfolgt anhand über 55 Kriterien<br />

(Credits), welche sieben Kategorien<br />

zugeordnet sind. Diese Kategorien sind Sustainable<br />

Sites, Water Efficiency, Energy &<br />

Atmosphere, Materials & Resources, Indoor<br />

Environmental Quality, Innovation in Design<br />

und Regional Priority.<br />

Die Anzahl der Kriterien je Kategorie ist<br />

verschieden und die maximal erreichbare<br />

Punktzahl je Kriterium unterschiedlich hoch.<br />

Maximal sind insgesamt 110 Punkte durch<br />

die Bewertung anhand der Kriterien erreichbar.<br />

Um ein LEED®-Zertifikat zu bekommen<br />

müssen Mindestanforderungen erfüllt werden<br />

<strong>–</strong> die sogenannten „Minimum Program<br />

Requirements“ (Grundvoraussetzungen) und<br />

„Prerequisites“ (Mindestanforderungen) -<br />

sowie mindestens 40 Punkte aus den genannten<br />

sieben Kategorien erreicht werden. Das<br />

Zertifizierungslevel ergibt sich in Abhängigkeit<br />

der erreichten Gesamtpunktzahl (Platin,<br />

Gold, Silber oder Zertifiziert). Siegelgeber<br />

ist die Zertifizierungsstelle des U.S. Green<br />

Building Council (USGBC).<br />

<strong>Der</strong> Vorteil des LEED®-Zertifizierungssystem<br />

besteht darin, dass die Credits aus<br />

den sieben Kategorien individuell zusammenstellbar<br />

sind, bei Erfüllung addiert und<br />

ohne Gewichtung in die Bewertung eingehen.<br />

Die nachhaltigen Qualitäten des jeweiligen<br />

Projektes können bewusst adressiert<br />

und dargestellt werden bzw. bauliche und<br />

technische Ausprägungen können in Planung,<br />

Bauausführung und im späteren Betrieb<br />

zielgerichtet festgelegt und gefordert<br />

werden.<br />

Projektbeispiele für nachhaltiges Bauen<br />

Neues Regionshaus Hannover<br />

Das Neue Regionshaus Hannover wurde am<br />

12. Januar 2009 mit dem Deutschen Gütesiegel<br />

Nachhaltiges Bauen in „Gold“ als eines<br />

von den insgesamt 16 ersten mit DGNBzertifizierten<br />

öffentlichen und privaten <strong>Immobilie</strong>n,<br />

ausgezeichnet. Auditor war die<br />

bauperformance GmbH, eine 100 %-ige<br />

Tochtergesellschaft der Bilfinger Berger<br />

Hochbau GmbH.<br />

Abb. 1: Neues Regionshaus Hannover


<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>einer</strong> <strong>Immobilie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong> Erfahrungsbericht aus der<br />

Praxis<br />

Projektidee und Technische Lösung<br />

Realisiert wurde das Neue Regionshaus<br />

Hannover von Bilfinger Berger Hochbau im<br />

Zeitraum von November 2005 bis März<br />

2007. Vorangegangen war die Entwicklung<br />

der Projektidee für die Erweiterung des bestehenden<br />

Regionshauses um einen Neubau<br />

durch den Auftraggeber und späteren Nutzer,<br />

die Region Hannover in einem mehrjährigen<br />

Verfahren.<br />

Mit der Konkretisierung der Projektidee<br />

wurden für die Errichtung des neuen Verwaltungsgebäudes<br />

die Leistungen „Entwicklung,<br />

Planung, Bau und Finanzierung aus <strong>einer</strong><br />

Hand“ im Rahmen eines VOB-Verfahrens<br />

als Public-Private-Partnership-Projekt<br />

ausgeschrieben.<br />

Nachhaltige Erfolgsfaktoren<br />

Von der Region wurden hohe Anforderungen<br />

an den Energiestandard gestellt. Diese<br />

Anforderungen finden sich in dem Ziel wieder,<br />

ein Gebäude mit <strong>einer</strong> bauphysikalischen,<br />

konstruktiven und technischen Ausführung<br />

über die Vorgaben der Energiesparverordnung<br />

EnEV 2004 hinaus im KfW 40-<br />

Standard der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

für Energiesparhäuser zu bauen.<br />

Weiterhin wurde ein Jahresprimärenergiebedarf<br />

zum Betrieb des Gebäudes für<br />

Heizung und elektrische Energie (ohne nutzungsspezifische<br />

Geräte) von weniger als<br />

100 kWh/(m²a) bezogen auf die beheizte<br />

Nettogrundfläche des Gebäudes angestrebt,<br />

entsprechend dem Standard des Förderkonzeptes<br />

Energieoptimiertes Bauen (EnOB)<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

(BMWi).<br />

Vorteil der PPP-Ausschreibung war die<br />

Freiheit, die den Wettbewerbern bei ihren<br />

Konzepten hinsichtlich der Erfüllung aller<br />

Anforderungen gelassen wurde. Aufbauend<br />

auf dem vom Architekturbüro bünemann +<br />

collegen erstellten Gebäudeentwurf wurde<br />

bereits in der frühen Planungsphase des Projektes<br />

von Bilfinger Berger ein ganzheitliches<br />

Energiekonzept inklusive der Technischen<br />

Gebäudeausrüstung (TGA) entwickelt.<br />

Die technischen Erfahrungen im Hause Bil-<br />

<strong>19</strong>7<br />

finger Berger aus anderen Projekten wurden<br />

genutzt, um ein technik-extensives Energiekonzept<br />

zu entwickeln, welches auf die<br />

Wünsche der Region nach einem betriebssicheren,<br />

wartungsarmen Gebäude mit geringen<br />

Lebenszykluskosten reagiert und gleichzeitig<br />

einen hohen Nutzerkomfort sicherstellt.<br />

Das Energiekonzept wurde mit einem<br />

interdisziplinären Team und in einem iterativen<br />

Planungsprozess ganzheitlich optimiert.<br />

Dass sich der Erfolg auch im Lebenszyklus<br />

der <strong>Immobilie</strong> fortschreibt, belegt der Betrieb<br />

des Neuen Regionshauses. Die vorliegenden<br />

Messdaten <strong>zur</strong> Energieeffizienz des<br />

Gebäudes, welche seit 2007 im Rahmen eines<br />

Begleitforschungsprogramms des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft erhoben<br />

werden, zeigen, dass der geforderte Energiestandard<br />

baulich umgesetzt wurde und dieser<br />

sogar unterschritten wird. Umfragen bei den<br />

Nutzern des Gebäudes und Messungen attestieren<br />

einen hohen Nutzungskomfort.<br />

Green Building Zertifizierung DGNB<br />

Das Neue Regionshaus Hannover erhielt mit<br />

dem DGNB-Zertifikat in „Gold“ eine sehr<br />

gute Benotung von 1,40 in Sachen Nachhaltigkeit.<br />

Somit bescheinigt das DGNB-Siegel<br />

dem Neuen Regionshaus neben dem hohen<br />

energetischen Standard auch eine sehr hohe<br />

ökologische, ökonomische, funktionale und<br />

soziokulturelle sowie technische Qualität<br />

(vgl. Tab. 2).<br />

Ebenfalls sehr gut bewertet wurde die<br />

Prozessqualität der Planungs- und Ausführungsbeteiligten,<br />

auch im Hinblick auf die<br />

Vorbereitung der Zertifizierung, welche im<br />

Hause seitens bauperformance GmbH durchgeführt<br />

wurde.<br />

Bescheinigend wird der Mehrwert des<br />

Siegels auch durch den Auftraggeber und<br />

den jetzigen Nutzer Region Hannover:<br />

„Die hohen Ansprüche, welche wir als<br />

Bauherr und zukünftiger Nutzer an die<br />

<strong>Immobilie</strong> in Sachen Energieeffizienz und<br />

Nutzerkomfort gestellt haben und welche<br />

sich auch in der Nutzung des Objektes<br />

zeigen, lässt sich mit Hilfe des Deutschen<br />

Gütesiegels Nachhaltiges Bauen sehr gut


<strong>19</strong>8 <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>einer</strong> <strong>Immobilie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong> Erfahrungsbericht aus der<br />

Praxis<br />

dokumentieren. Das Siegel steht aus unserer<br />

Sicht stellvertretend für eine öffentliche<br />

Würdigung unserer ambitionierten<br />

Planung.“ 2<br />

Tab. 2: Neues Regionshaus Hannover - DGNB-<br />

Bewertung<br />

Bewertung Erfüllungsgrad<br />

Objektbewertung 1,40<br />

Ökologische Qualität 1,45<br />

Ökonomische Qualität 1,02<br />

Soziokulturelle und<br />

Funktionale Qualität<br />

1,33<br />

Technische Qualität 1,65<br />

Prozessqualität 1,74<br />

Standortbewertung 1,66<br />

SAP-Projekt „Haus im Park“<br />

Im Dezember 2009 wurde das „Haus im<br />

Park“ der SAP AG, ein Bürogebäude mit<br />

vorwiegend Open-Space-Flächen, auf dem<br />

Firmengelände in St. Ingbert fertiggestellt<br />

und im März 2011 als zweites Projekt in der<br />

Zertifizierungsvariante „New Construction,<br />

Version 2009“ in Deutschland mit dem Gütesiegel<br />

LEED® des U.S. Green Building<br />

Councils in „Gold“ ausgezeichnet. Das Audit<br />

<strong>zur</strong> Zertifizierung wurde durch die bauperformance<br />

GmbH durchgeführt.<br />

Projektidee und Technische Lösung<br />

Ziel der SAP AG war es, das Gebäude sowohl<br />

optisch als auch ökologisch an den<br />

Standort anzupassen und energetisch zu optimieren.<br />

<strong>Der</strong> zweigeschossige Neubau fügt<br />

sich mit seinem Gründach in die Parklandschaft<br />

des Firmengeländes ein und grenzt an<br />

ein vorhandenes Bestandsgebäude (vgl. Abb.<br />

2). <strong>Ein</strong>e natürliche Verschattung durch große<br />

Dachüberstände und die natürliche Belüftung<br />

der Bürobereiche sorgen für ein schlankes<br />

Technikkonzept und optimieren die Betriebskosten.<br />

2 Annette Malkus-Butz, Ltd. Baudirektorin, Leiterin<br />

Service Gebäude, Region Hannover<br />

Abb. 2: „Haus im Park“ der SAP AG © SAP AG<br />

/ Stephan Daub<br />

In der Planungsphase für das Bürogebäude<br />

2007/2008 selbst waren keine speziellen planungs-<br />

und ausführungsrelevanten Aspekte<br />

hinsichtlich LEED® implementiert worden.<br />

Die Entscheidung der SAP AG für das Gebäude<br />

„Haus im Park“ für eine LEED®-<br />

Zertifizierung wurde erst nach Baufertigstellung<br />

im März 2010 getroffen. Vorangegangen<br />

war Ende 2009 ein durch die bauperformance<br />

GmbH durchgeführter PreCheck, bei<br />

dem für den Neubau das Potenzial <strong>einer</strong><br />

LEED®-Zertifizierung in „Gold“ aufgezeigt<br />

werden konnte.<br />

Nachhaltige Erfolgsfaktoren<br />

Die Mindestanforderung an die energetische<br />

Performance besteht in der Reduzierung der<br />

Energiekosten gegenüber dem Referenzgebäude<br />

um mindestens 10% im Hinblick auf<br />

die Anforderungen nach der amerikanischen<br />

Norm. Darüber hinaus gehende Reduzierungen<br />

werden positiv bewertet und extra<br />

bepunktet.<br />

<strong>Der</strong> Energieausweis nach deutscher<br />

Norm kann nicht für die Zertifizierung nach<br />

LEED® herangezogen werden. Die Nachweisführung<br />

für das „Haus im Park“ bedurfte<br />

der thermischen Simulation, der „Whole<br />

Building Energy Simulation nach ASHRAE<br />

90.1-2007“, bei der eine Reduzierung der<br />

Energiekosten gegenüber dem Referenzgebäude<br />

von 37,7 % nachgewiesen werden<br />

konnte.<br />

Die Mindestanforderungen für die Zertifizierung<br />

wurden damit mehr als erfüllt. Zu-


<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>einer</strong> <strong>Immobilie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong> Erfahrungsbericht aus der<br />

Praxis<br />

dem konnte aufgrund der Reduzierung der<br />

Energiekosten über mehr als 10 % insgesamt<br />

13 Punkte in der Kategorie „Energy &<br />

Atmosphere“, der Kategorie mit dem größten<br />

<strong>Ein</strong>fluss, gesammelt werden.<br />

<strong>Der</strong> ausgezeichnete Standort des SAP-<br />

Firmencampus in St. Ingbert brachte mit seinen<br />

guten ÖPNV-Anbindungen, der Bereitstellung<br />

von ausreichenden Parkplätzen und<br />

Fahrradstellplätzen, der Renaturierung von<br />

Naturflächen, die Umsetzung eines Gründach,<br />

die natürliche Versickerung über<br />

Grünflächen und die Erfüllung von Anforderungen<br />

beim fachgerechten Entsorgen von<br />

Asbestfunden auf dem Grundstück bereits 21<br />

von 26 Punkte.<br />

Green Building Zertifizierung LEED®<br />

Die hervorragende nachhaltige Qualität des<br />

„Haus im Park“ zeigt sich in der Gesamtbewertung<br />

von 70 Points (von insgesamt 110<br />

Points) und die hohe Bewertung in allen sieben<br />

Kategorien (vgl. Tab.3).<br />

Durch die Zertifizierung des Gebäudes<br />

„Haus im Park“ in „Gold“ zeigt die SAP AG<br />

ihren Anspruch weltweit an den Standorten<br />

umweltfreundlich, energieschonend und<br />

nachhaltig zu bauen .3<br />

Tab. 3:“Haus im Park“ der SAP AG <strong>–</strong> LEED®-<br />

Bewertung<br />

Bewertung „Haus<br />

im<br />

Park“<br />

Sustainable Sites 21 26<br />

Water Efficiency 7 3<br />

Energy & Atmosphere <strong>19</strong> 35<br />

Material & Ressources 4 14<br />

Indoor Environmental<br />

Quality<br />

11 15<br />

Innovation in Design 4 6<br />

Regional Priority 4 4<br />

Gesamterfüllungsgrad 70 110<br />

3 vgl. Geschäftsbericht 2009, SAP AG<br />

Max.<br />

Punktzahl<br />

<strong>19</strong>9<br />

Green Building bedeutet zukunftsfähig<br />

Die Anzahl Green Building Zertifizierung<br />

für Gebäude steigt. Hintergrund ist die Tatsache,<br />

dass zertifizierte Projekte trotz unterschiedlicher<br />

national geltender Gesetze und<br />

Richtlinien international vergleichbar sind.<br />

Die <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> macht<br />

durch ein transparentes und objektives Verfahren<br />

die durch sinnvolles Handeln in Planung<br />

und Ausführung erreichbaren nachhaltigen<br />

<strong>Immobilie</strong>nqualitäten bewertbar und<br />

kommunizierbar. Damit steigen die Marktchancen<br />

dieser <strong>Immobilie</strong>n für Investoren<br />

und erhöhen die Akzeptanz auch bei Bestandshalter<br />

von <strong>Immobilie</strong>n oder Portfolien<br />

Die Green Building Zertifizierung in<br />

Deutschland ist noch jung (in Deutschland:<br />

LEED® seit 2007, DGNB seit 2009). Viele<br />

der derzeit ausgezeichneten Projekte wurden<br />

<strong>–</strong> wie das Neues Regionshaus Hannover“<br />

und das SAP-Gebäude „Haus im Park“ -<br />

nachträglich zertifiziert. Umso wichtiger ist<br />

es die Erkenntnisse aus den Projekten aufzubereiten.<br />

Die Erfahrungen der Zertifizierung der<br />

vorgestellten Projekte machen deutlich:<br />

� dass ein nach deutschem Baustandard<br />

geplanter und ausgeführter Neubau<br />

zertifizierbar ist <strong>–</strong> ob nach deutschem<br />

oder nach einem amerikanischen System.<br />

� dass die Zertifizierungssysteme auf den<br />

jeweiligen nationalen Normen basieren<br />

und dies bei der Zertifizierung im Hinblick<br />

auf die Planung und Ausführung<br />

unbedingt zu berücksichtig ist.<br />

� dass eine nachträgliche Zertifizierung<br />

nach Baufertigstellung ohne Implementierung<br />

der Zertifizierungsanforderungen<br />

in die Planung und Ausführung nur dann<br />

möglich ist, wenn bereits wesentliche<br />

Prinzipien des Nachhaltigen Bauens (u.a.<br />

ein hoher Energiestandard) berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Wichtig ist, dass eine Green Building Zertifizierung<br />

als dynamischer, interdisziplinärer<br />

und iterativer Prozess verstanden werden


200 <strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>einer</strong> <strong>Immobilie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong> Erfahrungsbericht aus der<br />

Praxis<br />

muss, den es frühzeitig zu implementieren<br />

und professionell zu begleiten gilt, um<br />

Punktverluste bei der Zertifizierung sowie<br />

Änderungen in der Planung und Ausführung<br />

und dadurch Kosten zu vermeiden. Nicht zu<br />

vergessen ist, dass die Anforderungen der<br />

Zertifizierung sich mit dem aktuellen Stand<br />

der Technik (Normen) und gesetzlichen Verschärfungen<br />

fortschreiben.<br />

Literatur<br />

Dr. Herzog, K.; Dr. Simsch, G,: <strong>Nachhaltigkeitszertifizierung</strong><br />

<strong>–</strong> Beispiele aus der Praxis<br />

im 1. Darmstädter Ingenieurkongress <strong>–</strong> Bau<br />

und Umwelt, 14. und 15. September 2009<br />

Dr. Herzog, K.; Dr. Glock, C.: PPP <strong>–</strong> Erfolgsmodell<br />

für Nachhaltigkeit, aus Public<br />

Private Partnership Jahrbuch 2009, Hrsg.<br />

Detlef Knopp, ConVent GmbH 2009<br />

Dr. Herzog, K.: Wissensmanagement im Bereich<br />

Energieeffizienz <strong>zur</strong> Umsetzung nachhaltigen<br />

Bauens, Masterarbeit Real Estate<br />

Management & Construction Project Management,<br />

Bergische Universität Wuppertal

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