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Nachrichten Berichte Kommentare<br />
Journal<br />
1 2010<br />
ORDO-Preis<br />
Minister Rösler über<br />
Ordnungspolitik im<br />
Gesundheitssystem<br />
Frühjahrstagung<br />
In Speyer diskutiert<br />
der <strong>BKU</strong> sein Modell<br />
zum aktivierenden<br />
Grundeinkommen<br />
.
Inhalt<br />
5–8 <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Speyer mit Bischof<br />
Dr. Karl-Heinz Wiesemann<br />
14 Einladung nach Hamburg: die<br />
<strong>BKU</strong>-Bundestagung 2010<br />
■ SCHWERPUNKT: <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />
05 Soziale Marktwirtschaft krisenfest machen<br />
In Speyer präsentierte der <strong>BKU</strong> sein Grundeinkommensmodell<br />
07 Arbeitsanreize erhöhen<br />
Einzelheiten des <strong>BKU</strong>-Modells<br />
■ KURZ UND KNAPP<br />
09 Umbruch bei der Kirchenpresse<br />
Berlin und Paderborn stehen vor Veränderungen<br />
10 Überwiegend neue Gesichter<br />
Die kirchenpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen<br />
■ INITIATIVEN UND IDEEN<br />
11 Märtyrer gegen Hitler<br />
Sygnecki setzt sich für das Andenken Klauseners ein<br />
12 Die Mühe hat sich gelohnt<br />
Die Abtei Himmerod im Jubiläumsjahr<br />
13 Offen für die fragende Gesellschaft<br />
Katholische Arbeitsstelle für Missionspastoral nimmt Arbeit auf<br />
■ TAGUNGEN<br />
14 Gastgeber Hamburg<br />
29.–31. Oktober: <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />
15 „Manager müssen Menschen mitnehmen“<br />
Vorschau auf den Kongress christlicher Führungskräfte 2011<br />
16 Besuch auf dem „Gut der Hoffnung“<br />
18. bis 19. Juni: <strong>BKU</strong>-Wallfahrt im Umland von Berlin<br />
17 Pionierunternehmer und Theoretiker<br />
ORDO-Preis für Martin und Wohlgemuth<br />
18 Der <strong>BKU</strong> ist dabei<br />
12.–16. Mai: Ökumenischer Kirchentag in München<br />
20 Neuorientierung<br />
Entwicklungsexperten tagten in Eichholz<br />
■ FORUM<br />
23 Geldanlagen und Verantwortung<br />
Studie der Bischofskonferenz<br />
■ AUS DEN ARBEITSKREISEN 24–26<br />
■ MENSCHEN IM <strong>BKU</strong><br />
28 „Es war eine unglaubliche Zeit!“<br />
Die Gründung des <strong>BKU</strong> in der DDR vor 20 Jahren<br />
29 Die Freiheit ist das höchste Gut<br />
<strong>BKU</strong>-Unternehmer aus der DDR<br />
40 Der Vater der Frühjahrstagungen<br />
Zum Tode des ehemaligen <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden Albert Falke<br />
■ <strong>BKU</strong> INTERN 35–39<br />
■ GRÜNE SEITEN<br />
Ordnungsethik 2.0 oder: Was kann die<br />
Wirtschaftsethik vom Papst lernen?<br />
von Nils Goldschmidt und André Habisch
Letzte Meldung<br />
Arbeitstreffen der<br />
Diözesanvorsitzenden<br />
Bei der Arbeit: <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer<br />
Peter Unterberg (li.) und <strong>BKU</strong>-Vize<br />
Burkhard Leffers.<br />
Zu einer konstruktiven Arbeitssitzung<br />
haben sich die Vorsitzenden<br />
der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppen jetzt<br />
am Rande der <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />
in Speyer getroffen. Ihre jährliche<br />
Konferenz wurde vor einigen<br />
Jahren ins Leben gerufen, um unabhängig<br />
von formalen Beschlüssen<br />
Erfahrungen auszutauschen<br />
und organisatorische Fragen zu<br />
klären. Zu den guten Nachrichten<br />
in der Runde zählte der Blick in<br />
die Mitgliederstatistik: So konnte<br />
der <strong>BKU</strong> auch im Jahr 2009 wieder<br />
einen Mitgliederzuwachs verzeichnen.<br />
Derzeit gehören dem<br />
Bund rund 1250 Mitglieder an.<br />
Beilagenhinweis:<br />
In dieser Ausgabe finden Sie eine Einladung für<br />
den Kongress Christlicher Führungrkäfte im Februar<br />
2011 in Nürnberg.<br />
Aktivierendes<br />
Grundeinkommen<br />
Es ist erschütternd, wie in Deutschland über ein existentielles<br />
Thema wie die Grundsicherung diskutiert<br />
wird. Jedem, der sich mit einem Vorschlag in die Debatte<br />
einbringt, wird sofort soziale Kälte, Geldverschwendung<br />
oder Bösartigkeit attestiert. Dabei wird<br />
gern mit zweierlei Maß gemessen: Wenn Roland Koch<br />
Hartz-IV-Empfänger zum Schneeschaufeln einsetzen<br />
will, ist das soziale Kälte. Wenn Hannelore Kraft die<br />
gleiche Gruppe zum Fegen auf die Straße schickt,<br />
schafft sie damit eine Perspektive für Perspektivlose.<br />
Obwohl die Regelsätze für das Arbeitslosengeld II<br />
(„Hartz IV“) nicht üppig sind, liegen sie bei Familien<br />
mit mehreren Kindern oft über dem, was Alleinverdiener<br />
im unteren Einkommenssegment verdienen. Damit<br />
ist das Lohnabstandsgebot verletzt, das ja eigentlich<br />
Menschen zur Arbeit motivieren sollte. Außerdem<br />
haben Langzeitarbeitslose derzeit kaum Anreize, sich<br />
ein paar Euro dazuzuverdienen, da eigenes Einkommen<br />
zu einem großen Teil mit den Sozialleistungen<br />
verrechnet wird.<br />
Auf der <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Speyer hat unser Arbeitskreis<br />
Soziale Ordnung unter Leitung von Elisabeth<br />
Schulte jetzt ein Modell vorgelegt, das diese<br />
Dilemmata lösen könnte: Wir schlagen ein „Aktivierendes<br />
Grundeinkommen“ vor, das als Einstieg in die Negative<br />
Einkommensteuer dienen könnte. In unserem<br />
Optionsmodell können die Betroffenen wählen: Entweder<br />
sie bleiben zu den jetzigen Regelsätzen im „Hartz-<br />
IV-Bezug“, der jedoch durch flächendeckende Beschäftigungs-<br />
oder Weiterbildungsangebote flankiert wird.<br />
Oder sie wählen unser Aktivierendes Grundeinkommen,<br />
dessen Bezüge etwas niedriger ausfallen. Dafür entfällt<br />
hier jedoch die Bedürftigkeitsprüfung, und selbst<br />
verdientes Geld darf zu einem weit höheren Anteil<br />
behalten werden, als das heute der Fall ist. Damit<br />
verstärken wir das Prinzip, dass sich Arbeit lohnen<br />
muss. Die Details dieses Vorschlages finden Sie auf<br />
den folgenden Seiten.<br />
Marie-Luise Dött, MdB<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 3<br />
Editorial
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Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung Speyer<br />
Marktwirtschaft krisenfest machen<br />
In Speyer präsentiert der <strong>BKU</strong> sein Modell zum Grundeinkommen<br />
Die Frühjahrstagung in Speyer<br />
ist auf dem besten Wege, zu<br />
einer festen Einrichtung im<br />
<strong>BKU</strong> zu werden. Das zeigte sich<br />
bei der zweiten Runde dieser<br />
Tagung am 19. und 20. März<br />
zum Thema „Die Soziale<br />
Marktwirtschaft krisenfest<br />
machen“.<br />
„Wenn ich mir die Vergütungsstrukturen<br />
so mancher Bank ansehe,<br />
dann frage ich mich, ob die<br />
Wirtschaftskrise nicht zu schnell<br />
vorübergegangen ist“, meint der<br />
stellvertretende Vorsitzende des<br />
<strong>BKU</strong>, Burkhard Leffers. So mancher<br />
Manager habe nicht genug<br />
gelernt, und so mancher Bank<br />
hätten ein paar weitere Monate der<br />
Unsicherheit sicher gut getan,<br />
sagte er bei der Begrüßung der<br />
rund 70 Tagungsteilnehmer.<br />
Erster Hauptredner war der<br />
Wissenschaftliche Berater des<br />
<strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Jörg Althammer.<br />
Der Inhaber des Lehrstuhls für<br />
Wirtschafts- und Unternehmensethik<br />
an der Katholischen Universität<br />
Eichstätt/Ingolstadt stellte<br />
das neue <strong>BKU</strong>-Modell des „Aktivierenden<br />
Grundeinkommens“<br />
vor. Bei diesem seien zwei Punkte<br />
konstitutiv, erklärt er:<br />
Erstens: Jedes Gesellschaftsmitglied<br />
habe Anspruch auf das soziokulturelle<br />
Existenzminimum.<br />
Wer dies nicht selbst erwirtschaften<br />
könne, dem stehe nach dem Solidaritätsprinzip<br />
die Hilfe der Gesellschaft<br />
zu. Gleichzeitig müssten<br />
die Hilfeempfänger aber alles in ihrer<br />
Macht Stehende unternehmen,<br />
um unabhängig von der Hilfe zu leben.<br />
„Diese Forderung nach einer<br />
Pflicht zur Selbsthilfe wurde in den<br />
letzten Wochen zum Teil massiv<br />
kritisiert“, sagte Althammer. Diese<br />
Pflicht sei aber nicht nur fiskalisch<br />
motiviert, sondern auch<br />
ethisch begründet, weil sie den<br />
Menschen in seiner Eigenverantwortlichkeit<br />
ernst nehme.<br />
Das Podium des ersten Tages: Moderator und <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer<br />
Martin J. Wilde (v.li.), Prof. Dr. Ekkehardt Reimer (vorn), Prof. Dr. Jörg<br />
Althammer, Dr. Dirk Hannowsky, der stellvertretende <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />
Burkhard Leffers und Christian Baldauf, MdL. Fotos: Peter Unterberg<br />
Das zweite Prinzip sei das „Korrespondenzprinzip“,<br />
nach dem normative<br />
Grundsatzentscheidungen<br />
für alle Bereiche staatlichen Handelns<br />
in gleicher Weise gelten<br />
müssen. „Es kann nicht sein, dass<br />
ein und derselbe Haushalt auf der<br />
einen Seite Transferleistungen erhält,<br />
also als bedürftig gilt, und auf<br />
der anderen Seite zur Steuerzahlung<br />
herangezogen wird“, kritisierte<br />
Althammer. Ziel müsse daher<br />
ein Steuer-Transfer-System<br />
„aus einem Guss“ sein.<br />
Zentrales Element des <strong>BKU</strong>-<br />
Vorschlags ist die Unterscheidung<br />
zwischen der sozialen<br />
Grundsicherung und einem „Aktivierenden<br />
Grundeinkommen“.<br />
Die soziale Grundsicherung gewährleistet<br />
- wie bisher - das soziokulturelle<br />
Existenzminimum.<br />
Der Empfänger der Hilfe müsse<br />
aber Arbeitskraft und Vermögen<br />
vollständig einsetzen. Das „Aktivierende<br />
Grundeinkommen“ deckt<br />
demgegenüber ausschließlich das<br />
physische Existenzminimum ab,<br />
das etwa ein Drittel geringer ausfällt,<br />
aber ohne Gegenleistungen<br />
gezahlt wird.<br />
Zur Finanzierbarkeit erläuterte<br />
Althammer, dass die Grundsi-<br />
cherung als Option den Hilfebedürftigen<br />
weiterhin offen steht.<br />
„Wir können deshalb das Grundeinkommen<br />
unter das soziokulturelle<br />
Existenzminimum absenken,<br />
ohne das Sozialstaatsprinzip zu<br />
verletzen. Zur Finanzierung fließen<br />
alle bedarfsabhängigen Transferleistungen<br />
in diesem Grundeinkommen<br />
zusammen, also das Arbeitslosengeld<br />
II, das Sozialgeld für<br />
Partner und Kinder, das Wohngeld<br />
und der Kinderzuschlag“. Und<br />
schließlich könnten in einem integrierten<br />
Steuer-Transfer-System<br />
zahlreiche Steuerfreibeträge entfallen.<br />
Prof. Dr. Ekkehardt Reimer,<br />
Steuerrechtler an der Universität<br />
Heidelberg, hält das <strong>BKU</strong>-Modell<br />
für sinnvoll und machbar - auch<br />
wenn das gegenwärtige Steuersystem<br />
nicht unbedingt auf dieses<br />
Modell warte. Offene Fragen sieht<br />
er beim Länderfinanzausgleich<br />
und der Frage nach der Neuverteilung<br />
von Kosten und Steueraufkommen<br />
zwischen Bund, Ländern<br />
und Kommunen.<br />
Der Geschäftsführer der Landesvereinigung<br />
der Rheinland-<br />
Pfälzischen Unternehmerverbände,<br />
Dr. Dirk Hannowsky, wies auf ➞<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 5
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung Speyer<br />
➞ das Dilemma hin, dass es viele<br />
Arbeitslose gibt, die kaum vermittelbar<br />
sind und gleichzeitig<br />
für viele offene Stellen geeignete<br />
Bewerber fehlen. Das liege daran,<br />
dass es sich für gering Qualifizierte<br />
kaum lohnt, eine (schlecht bezahlte)<br />
Arbeit anzunehmen. Hannowsky<br />
wies daher auf die dynamischen<br />
Effekte von Modellen wie<br />
dem des <strong>BKU</strong> hin: Wenn es gelinge,<br />
mit den richtigen Anreizen<br />
zusätzliche Menschen in Arbeit zu<br />
bringen, würde die Umstellung viel<br />
preiswerter als ohne diese Effekte.<br />
Der Vorsitzende der CDU-<br />
Fraktion im rheinland-pfälzischen<br />
Landtag, Christian Baldauf, stellte<br />
mögliche Bausteine für eine Steuerreform<br />
vor. Zunächst einmal gehe<br />
es darum, Steuergerechtigkeit zu erreichen,<br />
etwa durch die Eindämmung<br />
der „kalten Progression“.<br />
Die Mehrwertsteuer möchte Baldauf<br />
bei 19 Prozent vereinheitlichen.<br />
Jede Ausnahme führe zu<br />
mehr Bürokratie und langen Diskussionen<br />
mit Lobbygruppen. Die<br />
Erbschaftssteuer solle in eine<br />
Nachlasssteuer umgewandelt werden,<br />
die vom Erblasser zu entrichten<br />
wäre. Schließlich regte der<br />
CDU-Politiker an, alle neuen Gesetze<br />
mit einem Verfalldatum zu<br />
versehen.<br />
Auf die abschließende Frage,<br />
ob das <strong>BKU</strong>-Modell eine Chance<br />
auf Umsetzung habe, sagte<br />
Althammer. „Manchmal ist das<br />
so, dass man sehr lange über etwas<br />
diskutieren muss, bevor es umgesetzt<br />
wird. Aus unterschiedlichen<br />
politischen Richtungen werden<br />
uns Anfragen gestellt. Aber die Politik<br />
begreift langsam, dass unser<br />
System der Grundsicherung reformiert<br />
werden muss.“<br />
Der Bischof von Speyer, Dr.<br />
Karl-Heinz Wiesemann, feierte<br />
mit den Teilnehmern die heilige<br />
Messe und sprach über das christliche<br />
Menschenbild als Grundlage<br />
der Sozialen Marktwirtschaft. Als<br />
Theologe beschrieb er zunächst<br />
transzendentale Vorbedingungen<br />
einer funktionierenden Gesell-<br />
6 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Speyers erste Bürgermeisterin Monika Kabs (v.li.), Bischof Dr. Karl-Heinz<br />
Wiesemann, Dr. Gerhard Schick, MdB, und <strong>BKU</strong>-Vize Burkhard Leffers.<br />
schaft. Zentral sei das Urvertrauen<br />
des Menschen, das sich durch<br />
Beziehungen entwickeln muss.<br />
Jede zukunftsfähige Gesellschaft<br />
brauche Menschen, die dieses Urvertrauen<br />
geschenkt bekommen<br />
haben, am besten in der Familie.<br />
„Der christliche Glaube ist ein<br />
expliziter Urvertrauensglaube“,<br />
betonte der Bischof.<br />
Die Werte, die eine funktionierende<br />
Gesellschaft braucht, stellte er<br />
anhand der vier christlichen Kardinaltugenden<br />
vor. Diese sind<br />
die Klugheit, die er als „nicht korrupte<br />
Wirklichkeitswahrnehmung“<br />
definierte, die Gerechtigkeit und<br />
die Tapferkeit, die er als Zivilcourage<br />
übersetzte. Vierte Tugend ist<br />
die Maßlosigkeit, die Wiesemann<br />
auch im Sprachgebrauch vermisst:<br />
Wenn in der politischen Diskussion<br />
jede Kleinigkeit als Skandal<br />
tituliert werde, fehlten die Worte,<br />
wenn es darum gehe, wirklich<br />
schlimme Dinge zu benennen.<br />
Bürgermeisterin Monika Kabs<br />
wies beim Empfang im historischen<br />
Rathaus auf die Bedeutung<br />
des Domes zu Speyer hin. Papst<br />
Johannes Paul II. habe bei einem<br />
Besuch der Stadt gesagt, dieses<br />
Bauwerk manifestiere wie kaum ein<br />
anderes die Geschichte Europas.<br />
Der Dom sei „Zeuge des christlichen<br />
Europas und seines selbst verschuldeten<br />
Niederganges“, zitierte<br />
sie den Papst.<br />
Auch der finanzpolitische<br />
Sprecher der Fraktion Bündnis<br />
90/Die Grünen im Bundestag, Dr.<br />
Gerhard Schick, MdB, bezog sich<br />
auf den Dom zu Speyer: Die Bauzeit<br />
habe nach heutigem Maß acht<br />
Legislaturperioden umfasst. In<br />
dieser Zeit sei ein Wert geschaffen<br />
worden, an dem wir nach 1000 Jahren<br />
noch Freude haben. Heute<br />
dagegen würden eher Werte und<br />
Ressourcen vernichtet.<br />
Schick kritisierte, dass die Finanzmärkte<br />
angebotsgesteuert<br />
seien. Hier würden viele Produkte<br />
angeboten, „die keiner braucht“.<br />
Er wünscht sich eine bessere Konsumentensouveränität<br />
mit klaren<br />
Regeln und mündigen Kunden,<br />
denen passende Finanzprodukte<br />
angeboten werden. Er formulierte<br />
die Vision eines Finanzmarktes,<br />
der einfacher und gerne auch<br />
„langweiliger“ wäre als heute.<br />
Ein wichtiger Schritt in diese<br />
Richtung sei die Umstellung von<br />
Provisionen auf Honorarberatung.<br />
Peter Unterberg<br />
Mehr zum <strong>BKU</strong>-Modell auf S. 7/8.
Arbeitsanreize erhöhen<br />
Das <strong>BKU</strong>-Modell eines Aktivierenden Grundeinkommens<br />
Die Diskussion um die Reform<br />
der Arbeitslosenversicherung<br />
(„Hartz IV“) bestimmt seit<br />
Wochen die Schlagzeilen.<br />
Der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis „Soziale<br />
Ordnung“ hat unter Federführung<br />
von Elisabeth Schulte<br />
und Prof. Dr. Jörg Althammer<br />
hierzu ein eigenes Modell<br />
vorgelegt: Das Aktivierende<br />
Grundeinkommen.<br />
Die Ausgangslage: Mit den arbeitsmarktpolitischen<br />
Reformen<br />
der vergangenen Jahre wurde der<br />
Versuch unternommen, bestehende<br />
Defizite im Bereich der Grundsicherung<br />
für Langzeitarbeitslose<br />
anzugehen. Rückblickend fällt die<br />
Bilanz dieser Reformen durchwachsen<br />
aus. Zwar ist erkennbar,<br />
dass im Zuge des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs die Zahl der Langzeitarbeitslosen<br />
deutlich gesenkt<br />
werden konnte.<br />
Andererseits muss festgestellt werden,<br />
dass es nach wie vor einen erheblichen<br />
Anteil von Arbeitslosen<br />
gibt, dem es nicht gelingt, sich dauerhaft<br />
aus dem Stützsystem zu<br />
lösen und den Lebensunterhalt<br />
eigenständig zu bestreiten. Hohe<br />
Anrechnungssätze eines Hinzuverdienstes<br />
nehmen den Betroffenen<br />
jeden Anreiz zur Eigeninitiative.<br />
Dies wird verstärkt durch einen<br />
zu geringen Abstand zwischen<br />
Erwerbseinkommen und<br />
Transfereinkommen insbesondere<br />
bei mehreren Kindern (Verletzung<br />
des Lohnabstandsgebotes).<br />
Darüber hinaus ist das bestehende<br />
System extrem komplex und intransparent.<br />
Die einzelnen Maßnahmen<br />
sind unzureichend aufeinander<br />
abgestimmt. Schließlich<br />
wird die Höhe der Leistungen insbesondere<br />
für Kinder als unzureichend<br />
kritisiert.<br />
Das <strong>BKU</strong>-Modell eines aktivierenden<br />
Grundeinkommens basiert<br />
auf einer klaren, von der Katholischen<br />
Soziallehre inspirierten ethi-<br />
Das bleibt vom Nebenjob bei Hartz IV<br />
So viel dürfen Arbeitslosengeld-II-Empfänger bei der Aufnahme eines Nebenjobs als<br />
Hinzuverdienst behalten, ohne dass das Arbeitslosengeld II gekürzt wird:<br />
einen pauschalen Grundfreibetrag von 100 Euro<br />
wird im Nebenjob mehr als 100 Euro verdient,<br />
dürfen diese prozentualen Freibeträge behalten werden:<br />
20 Prozent von einem Bruttoverdienst von 101 bis 800 Euro<br />
10 Prozent von einem Bruttoverdienst von 801 bis 1 200 Euro (Kinderlose)<br />
bzw. bis 1 500 Euro (mit Kind/ern)<br />
Rechenbeispiele:<br />
Bezieher von ALG II ohne Kind<br />
monatliches Einkommen (brutto)<br />
in Euro<br />
monatliches Einkommen (brutto)<br />
in Euro<br />
3357<br />
400 €<br />
900 €<br />
1 200 €<br />
Bezieher von ALG II mit Kind(ern)<br />
400 €<br />
1 200 €<br />
1 500 €<br />
© Globus Quelle: Bundesregierung<br />
schen Grundlage. Das Modell berücksichtigt<br />
darüber hinaus ökonomische<br />
Erfordernisse und stellt<br />
sicher, dass die Regelungen des<br />
Steuer- und des Transfersystems<br />
aufeinander abgestimmt sind. Der<br />
<strong>BKU</strong> legt im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Modellen eines Grundeinkommens<br />
bewusst auch großen<br />
Wert auf die Finanzierbarkeit des<br />
Modells. Schließlich erhöht der<br />
Vorschlag des <strong>BKU</strong> die Transparenz<br />
des Systems, da alle Leistungen<br />
der Grundsicherung (Arbeitslosengeld<br />
II, Wohngeld, Kinderzuschlag)<br />
und die Modalitäten<br />
zur Einkommensanrechnung<br />
im Modell zusammengeführt werden.<br />
Jedes Mitglied der Gesellschaft<br />
hat einen Anspruch auf das<br />
„soziokulturelle“ Existenzminimum.<br />
Das bedeutet, dass neben den<br />
elementaren Lebensbedürfnissen<br />
(Ernährung, Kleidung, Wohnung)<br />
auch die Teilhabe am sozialen,<br />
kulturellen und politischen Leben<br />
sichergestellt wird. Diese Garantie<br />
ist ein Ausfluss des Solidaritätsprinzips.<br />
Das soziokulturelle<br />
Existenzminimum wird im <strong>BKU</strong>-<br />
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung Speyer<br />
So viel bleibt vom Nebenjob<br />
in Euro<br />
100 € (Grundfreibetrag) + 60 € (20 % von 300 €)<br />
= 160 €<br />
100 € (Grundfreibetrag) + 140 € (20 % von 700 €) + 10 € (10 % von 100 €)<br />
= 250 €<br />
100 € (Grundfreibetrag) + 140 € (20 % von 700 €) + 40 € (10 % von 400 €)<br />
= 280 €<br />
So viel bleibt vom Nebenjob<br />
in Euro<br />
100 € (Grundfreibetrag) + 60 € (20 % von 300 €)<br />
= 160 €<br />
100 € (Grundfreibetrag) + 140 € (20 % von 700 €) + 40 € (10 % von 400 €)<br />
= 280 €<br />
100 € (Grundfreibetrag) + 140 € (20 % von 700 €) + 70 € (10 % von 700 €)<br />
= 310 €<br />
Modell – wie bisher – durch die soziale<br />
Grundsicherung gewährleistet.<br />
Dieser Leistungsanspruch setzt<br />
weiterhin voraus, dass der Hilfeempfänger<br />
zunächst alles in seinen<br />
Kräften Stehende unternimmt, um<br />
unabhängig von der Fremdhilfe zu<br />
leben. Darin zeigt sich das Prinzip<br />
der persönlichen Selbstverantwortung.<br />
Deshalb ist der Hilfeempfänger<br />
verpflichtet, seine Arbeitskraft<br />
vollständig einzusetzen<br />
sowie alle Einkommensansprüche<br />
und Vermögenswerte mit Ausnahme<br />
eines Schonvermögens für<br />
das Alter einzusetzen.<br />
Um das soziokulturelle Existenzminimum<br />
faktisch zu gewährleisten,<br />
bieten die kommunalen Träger<br />
in Kooperation mit der gewerblichen<br />
Wirtschaft Arbeitsgelegenheiten<br />
oder Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
an, die ein entsprechendes<br />
Einkommen sicherstellen.<br />
Zusätzliche Anrechnungsmodalitäten<br />
sind nicht erforderlich,<br />
eine „Aufstockung“ dieser Leistungen<br />
ist nicht vorgesehen. Die<br />
Kommunen sind verpflichtet, den<br />
Förder- und Aktivierungsauftrag<br />
des SGB II umzusetzen. ➞<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 7
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung Speyer<br />
Info<br />
Fünf Jahre Hartz IV<br />
Arbeitslosigkeit SGB II:<br />
Höchststand 03/2006: 2990 000<br />
Tiefststand: 12/2008: 2105 000<br />
Stand: 01/2010: 2275 000<br />
Jugendarbeitslosigkeit SGB II<br />
Höchststand 08/2005: 338 000<br />
Tiefststand 11/2008: 162 000<br />
Stand 01/2010: 185 000<br />
Wer ist betroffen?<br />
Regionale Schwerpunkte:<br />
Städtische Ballungsgebiete<br />
und Ostdeutschland<br />
Altersverteilung:<br />
10 Prozent aller Bundesbürger<br />
unter 65 Jahren<br />
Überdurchschnittlich:<br />
Ausländer, Kinder unter<br />
15 Jahren, Alleinerziehende,<br />
geringe Schulbildung,<br />
geringe Berufsbildung<br />
Ohne Schulabschluss: 21 Prozent<br />
aller Arbeitslosen SGB II<br />
Ohne Berufsausbildung: 53 Prozent<br />
aller Arbeitslosen SGB II<br />
(zum vgl. SGB III: 24 Prozent)<br />
➞ Das entscheidend Neue: Alternativ<br />
hierzu wird ein bedarfsunabhängiges<br />
Grundeinkommen gewährleistet.<br />
Dieses Grundeinkommen<br />
unterliegt keiner Bedürftigkeitsprüfung,<br />
deckt jedoch nur das<br />
physische Existenzminimum ab.<br />
Selbst verdiente Einkommen werden<br />
zu 60 Prozent, also zu einem weit<br />
geringeren Prozentsatz als bisher,<br />
auf das Grundeinkommen angerechnet.<br />
Somit entsteht ein Arbeitsanreiz<br />
und Erwerbsarbeit lohnt.<br />
Der Grundeinkommensanspruch<br />
wird in den geltenden Steuertarif als<br />
„negativer Ast“ eingearbeitet.<br />
Diese Unterscheidung zwischen einer<br />
bedarfsgeprüften Grundsicherung<br />
in Höhe des soziokulturellen<br />
Existenzminimums und einem bedarfsunabhängigenGrundeinkommen<br />
in Höhe des physischen Existenzminimums<br />
(„Optionsmodell“)<br />
ist die wesentliche sozialpolitische<br />
Innovation des Vorschlags. Der Betroffene<br />
kann zwischen beiden frei<br />
wählen.<br />
8 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Die komplette Leistungsabrechnung<br />
der Bezieher eines<br />
Grundeinkommens ist aufgrund<br />
der Zusammenführung mit dem<br />
Steuersystem auf das Finanzamt<br />
zu verlagern. Nur wer im System<br />
der Grundsicherung verbleibt, erhält<br />
sein Transfereinkommen über<br />
die Kommune.<br />
Die nachstehenden Angaben<br />
über die Existenzminima orientieren<br />
sich an den bisherigen<br />
Grundsätzen des Gesetzgebers,<br />
die ihren Niederschlag im Steuerund<br />
Transferrecht gefunden haben.<br />
Sofern die Höhe der entsprechenden<br />
Rechengrößen als unzureichend<br />
einzustufen ist, können die<br />
Parameter des Modells problemlos<br />
an die politisch gesetzten Werte<br />
angepasst werden.<br />
Das soziokulturelle Existenzminimum<br />
und damit die<br />
Höhe der bedarfsgeprüften Grundsicherung<br />
beträgt derzeit 8 004<br />
Euro pro Jahr beziehungsweise<br />
667 Euro monatlich.<br />
Das physische Existenzminimum<br />
und damit die Höhe des<br />
Grundeinkommens beträgt zwei<br />
Drittel des soziokulturellen Existenzminimums,<br />
mithin 5 333 Euro<br />
jährlich (445 Euro pro Monat).<br />
Die Differenz zwischen physischem<br />
und soziokulturellem Existenzminimum<br />
(die ersten 222 Euro im<br />
Monat) bleiben anrechnungsfrei.<br />
Darüber hinaus gehende Einkünfte<br />
werden zu 60 Prozent auf das<br />
Grundeinkommen angerechnet.<br />
Damit verringert sich die Höhe des<br />
geleisteten Transfers mit steigendem<br />
Einkommen, ohne den Anreiz<br />
zur Aufnahme einer geringfügig bezahlten<br />
oder auch durchschnittlich<br />
entlohnten Tätigkeit massiv einzuschränken.<br />
Ab einem Jahreseinkommen<br />
in Höhe von<br />
11 540 Euro ist der Transferanspruch<br />
verbraucht, der Steuerpflichtige<br />
wird zum Nettozahler.<br />
Familien sollen durch den Systemwechsel<br />
nicht schlechter gestellt<br />
werden. Im Gegenteil: Ein Ziel des<br />
<strong>BKU</strong>-Modells ist es, Kindern, die<br />
in prekären Einkommensverhält-<br />
nissen aufwachsen, den Zugang zu<br />
niedrigschwelligen Bildungsleistungen<br />
zu gewährleisten. Derzeit<br />
ist es so, dass die Beteiligung von<br />
Kindern aus einkommensschwachen<br />
Haushalten an Sport-, Musikund<br />
außerschulischen Bildungsangeboten<br />
– trotz teilweise sozial<br />
gestaffelter Tarife – deutlich<br />
niedriger liegt als bei Beziehern<br />
höherer Einkommen.<br />
Das Existenzminimum eines<br />
Kindes beträgt im <strong>BKU</strong>-Modell<br />
4 800 Euro jährlich beziehungsweise<br />
400 Euro pro Monat. Dieser<br />
Betrag setzt sich zusammen aus<br />
dem Kindergeld (im <strong>BKU</strong>-Modell<br />
einheitlich 200 Euro) und dem<br />
Aktivierenden Grundeinkommen<br />
von weiteren 200 Euro. Damit ist<br />
das kindbedingte sächliche Existenzminimum<br />
für Bezieher von<br />
Grundeinkommens- und Grundsicherungsleistungen<br />
vollständig<br />
abgedeckt.<br />
Die Kinderkomponente des Aktivierenden<br />
Grundeinkommens wird<br />
nach den Regeln des allgemeinen<br />
Grundeinkommens mit zunehmendem<br />
Einkommen abgeschmolzen.<br />
Ergänzend sei hier angemerkt,<br />
dass sich der <strong>BKU</strong> hinsichtlich<br />
der Finanzierung von<br />
Bildungsausgaben für ein eigenes<br />
Gutscheinmodell einsetzt.<br />
Berechnungen zeigen, dass<br />
dieses Aktivierende Grundeinkommen<br />
weitgehend kostenneutral<br />
ist. Die Finanzierungsneutralität<br />
entsteht unter anderem dadurch,<br />
dass zum Beispiel das Arbeitslosengeld<br />
II, das Wohngeld, das Sozialgeld<br />
für Kinder und der Kinderzuschlag<br />
im Grundeinkommen<br />
aufgehen und somit als Gegenfinanzierung<br />
einfließen.<br />
Prof. Dr. Jörg Althammer ist Wissenschaftlicher<br />
Berater des <strong>BKU</strong>. Er<br />
lehrt an der Katholischen Universität<br />
Eichstätt/Ingolstadt Wirtschaftsund<br />
Unternehmensethik.<br />
Elisabeth Schulte leitet den <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis<br />
Soziale Ordnung und ist<br />
Geschäftsführerin des USB Unternehmerverband<br />
Soziale Dienstleistungen<br />
+ Bildung e.V. in Duisburg.
Umbruch bei der Kirchenpresse<br />
In Berlin und Paderborn stehen Änderungen bevor<br />
Der Berliner Kardinal Georg<br />
Sterzinsky will seinen Vertrag<br />
mit der „Katholischen SonntagsZeitung<br />
für das Erzbistum<br />
Berlin“ kündigen. In Paderborn<br />
hat Erzbischof Hans-Josef<br />
Becker die Redaktion der Kirchenzeitung<br />
durch die Katholische<br />
Nachrichtenagentur KNA<br />
ersetzen lassen.<br />
Der Berliner Erzbischof wolle<br />
seine Herausgeberschaft zum Ende<br />
dieses Jahres niederlegen, erklärte<br />
Bistumssprecher Stefan Förner.<br />
Bis dahin sollten Medienexperten<br />
des Bistums Vorschläge<br />
für Alternativen zu dem Blatt vorlegen.<br />
Als Grund gab Förner „anhaltende<br />
Unzufriedenheit mit dem<br />
publizistischen Konzept des Mantelteils“<br />
an.<br />
Der Diözesanrat der Katholiken<br />
hatte die Kündigung schon länger<br />
Gemmingen kritisiert<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Der ehemalige Redaktionsleiter<br />
von Radio Vatikan, Eberhard von<br />
Gemmingen, hält die päpstliche Öffentlichkeitsarbeit<br />
für nicht professionell<br />
genug. In der „Herder<br />
Korrespondenz“ forderte er jetzt<br />
den Aufbau einer vatikanischen<br />
Zentrale, die die Gesamtverantwortung<br />
für Organisation und<br />
Kommunikation trage. Der Vatikan<br />
solle mit einer Medienpolitik beginnen,<br />
meinte er. KNA<br />
Vertrauensgewinn<br />
Das Image der Sozialen Marktwirtschaft hat sich wieder verbessert<br />
Das Vertrauen in die Soziale<br />
Marktwirtschaft wächst wieder.<br />
Das ergab eine Allensbach-Umfrage<br />
im Auftrag der Bertelsmann<br />
Stiftung.<br />
Nach einem langjährigen Verlust<br />
zeige sich erstmals eine Trendumkehr,<br />
heißt es. Während im<br />
Jahr 2000 noch 55 Prozent eine<br />
gefordert – unter Bezug auf einen<br />
Leitartikel, in dem Voß der israelischen<br />
Regierung im Gaza-Krieg<br />
vorgeworfen hatte, sie handle „wie<br />
in einem Blutrausch“.<br />
Die Berliner SonntagsZeitung des<br />
Kölner Verlags Christliche Familie<br />
erscheint seit sieben Jahren. Den<br />
Mantelteil bildet die „Katholische<br />
SonntagsZeitung für Deutschland“.<br />
Als Herausgeber firmiert der<br />
Augsburger Jurist und Publizist<br />
Dirk Hermann Voß.<br />
Während der Diözesanrat für eine<br />
Herder sieht das<br />
Buch unter Druck<br />
Das gedruckte Buch gerät nach<br />
Einschätzung des Freiburger Verlegers<br />
Manuel Herder durch digitale<br />
Medien zunehmend unter<br />
Druck. „Wir befinden uns mitten<br />
in einem fulminanten Paradigmenwechsel.<br />
Es wird immer mehr<br />
mobile Lesegeräte für digitale Bücher<br />
und Inhalte geben“, sagte<br />
das <strong>BKU</strong>-Mitglied. Er rechne mit<br />
einem Durchbruch der neuen Generation<br />
tragbarer Computer. KNA<br />
gute Meinung von der Sozialen<br />
Marktwirtschaft hatten, waren es<br />
im Frühjahr 2008 nur noch 31 Prozent.<br />
Anfang 2010 ist dieser Wert<br />
laut Umfrage wieder auf 38 Prozent<br />
gestiegen.<br />
Während im Jahr 2006 noch 62<br />
Prozent das Wirtschaftssystem als<br />
„nicht wirklich sozial“ bezeichneten,<br />
geben jetzt nur noch 49 Pro-<br />
Zusammenarbeit mit der Osnabrücker<br />
Verlagsgruppe Bistumspresse<br />
vorschlägt, kündigte Voss<br />
an, die Zeitung in eigener Verantwortung<br />
herauszugeben.<br />
In Paderborn wurde kurz vor<br />
Weihnachten die Auflösung der<br />
Dom-Redaktion angekündigt. Die<br />
fünf Redakteure erhielten die Kündigung.<br />
Der redaktionelle Teil des<br />
Blattes wird seit Januar von der<br />
KNA zugekauft. Verleger Reiner<br />
Beseler äußerte die Hoffnung,<br />
„durch die verbesserten Synergien<br />
mit der KNA Wirtschaftlichkeit<br />
und publizistischen Auftrag<br />
wieder in die richtige Balance zu<br />
bringen und der Kirchenzeitung<br />
ein Überleben aus eigener Kraft am<br />
Standort Paderborn zu ermöglichen.<br />
Anzeigenaufkommen und<br />
Auflage seien in den letzten Jahren<br />
spürbar zurückgegangen“. Unt/KNA<br />
Kues leitet den<br />
Höffner-Kreis<br />
Neuer Leiter des Kardinal-Höffner-<br />
Kreises katholischer Unionsabgeordneter<br />
im Bundestag ist Familien-Staatssekretär<br />
Hermann Kues.<br />
Er folgt auf den aus dem Parlament<br />
ausgeschiedenen baden-württembergischen<br />
Abgeordneten<br />
Georg Brunnhuber, der diesem<br />
Forum engagierter Christen seit<br />
1994 vorstand. Dem neuen Leiter<br />
steht der CSU-Abgeordnete Johannes<br />
Singhammer zur Seite. KNA<br />
zent dieses Urteil ab. 43 Prozent<br />
der Bevölkerung sehen keine bessere<br />
Alternative zum deutschen<br />
Wirtschaftssystem. 15 Prozent erklärten,<br />
es gebe ein besseres System.<br />
Allerdings haben 71 Prozent<br />
der Befragten den Eindruck, dass<br />
die soziale Gerechtigkeit in<br />
Deutschland in den letzten vier Jahren<br />
weiter abgenommen hat. KNA<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 9<br />
Kurz und Knapp
Kurz und Knapp<br />
Überwiegend neue Gesichter<br />
Die Bundestagsfraktionen haben ihre kirchenpolitischen Sprecher ernannt<br />
Maria Flachsbarth (CDU) und Siegmund Ehrmann (SPD).<br />
Fotos: Homepage Flachsbarth/Bernd Bundert, Homepage Ehrmann<br />
Ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl<br />
haben alle Bundestagsfraktionen<br />
ihre – überwiegend<br />
neuen – kirchenpolitischen<br />
Sprecher ernannt.<br />
Neue Kirchenbeauftragte der Unionsfraktion<br />
ist die CDU-Abgeordnete<br />
Maria Flachsbarth (46),<br />
Papier: Kirchenrecht<br />
nicht an EU delegieren<br />
Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts,Hans-Jürgen<br />
Papier, hat davor gewarnt, die<br />
rechtliche Ausgestaltung des Verhältnisses<br />
zwischen Staat und Religionsgemeinschaften<br />
auf die europäische<br />
Ebene zu verlagern.<br />
Die Zuständigkeit müsse beim<br />
nationalen Gesetzgeber verbleiben.<br />
Deutschland sei mit seinem<br />
Staatskirchenrecht „nicht schlecht<br />
gefahren“. Trotz staatlicher Neutralität<br />
werde das Religiöse nicht<br />
aus dem öffentlichen Raum verbannt.<br />
KNA<br />
Kirchen kritisieren Steuerreform<br />
Stufentarif würde „voll auf die Kirchen durchschlagen“<br />
Die beiden großen Kirchen in<br />
Deutschland wollen einem Medienbericht<br />
zufolge Einwände<br />
gegen die geplante Steuerreform<br />
erheben.<br />
Der im Koalitionsvertrag vereinbarte<br />
Stufentarif werde voll auf die<br />
Kirchen durchschlagen, schreibt<br />
10 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Die Katholikin aus dem Wahlkreis<br />
„Hannover-Land II“ gehört<br />
dem Parlament seit 2002 an. Sie<br />
folgt auf Ingrid Fischbach, die das<br />
Amt seit Anfang 2006 innehatte<br />
und zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden<br />
aufstieg.<br />
Bei den Sozialdemokraten befasst<br />
sich der nordrhein-westfälische<br />
Kruzifix I: EU-Gericht<br />
verhandelt neu<br />
Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof<br />
wird über das<br />
umstrittene Kruzifix-Urteil neu<br />
verhandeln. Anfang November<br />
hatte der Menschenrechtsgerichtshof<br />
einer Klägerin Recht<br />
gegeben, die sich gegen die Kreuze<br />
an öffentlichen Schulen Italiens<br />
gewandt hatte. Das Urteil löste<br />
vor allem in Italien und bei der<br />
Katholischen Kirche erhebliche<br />
Kritik aus. Italien legte Ende Januar<br />
gegen das Verbot von Kruzifixen<br />
in Klassenzimmern Widerspruch<br />
ein. KNA<br />
die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.<br />
Unter Berufung auf<br />
nicht näher genannte kirchliche Finanzabteilungen<br />
heißt es weiter, die<br />
Reform nach der Devise „einfacher,<br />
niedriger und gerechter“ könnte zu<br />
bis zu einer Milliarde Euro weniger<br />
Kirchensteuern pro Jahr führen.<br />
Dem Bericht zufolge suchen die Kir-<br />
Protestant Siegmund Ehrmann<br />
(57) als neuer Beauftragter mit diesen<br />
Fragen. Bei den Bündnisgrünen<br />
wurde bereits im November der<br />
rheinland-pfälzische Katholik Josef<br />
Winkler (35) als Sprecher für Kirchenpolitik<br />
und interreligiösen Dialog<br />
bestätigt; er ist der einzige<br />
Kirchenbeauftragte mit Erfahrung<br />
in diesem Amt.<br />
Für die FDP trat im Dezember der<br />
hessische Protestant Stefan Ruppert<br />
(38) als kirchenpolitischer Sprecher<br />
an. Er sprach sich bereits klar<br />
für eine Beibehaltung der Kirchensteuer<br />
in der bestehenden Form aus.<br />
Religionsbeauftragte der Linken<br />
ist der neu in den Bundestag eingezogene<br />
Raju Sharma (45) aus<br />
Schleswig-Holstein. KNA<br />
Kruzifix II: Proteste<br />
in Düsseldorf<br />
Die Entscheidung, nach einem Umzug<br />
in ein neues Justizgebäude in<br />
Düsseldorf nicht mehr die Kreuze<br />
aus den alten Sälen anzubringen, hat<br />
zahlreiche Proteste ausgelöst. „Wer<br />
die Kreuze aus unseren Gerichtssälen<br />
entfernt, der trennt demonstrativ<br />
unsere Rechtsordnung von ihren<br />
Wurzeln“, sagte der Kölner<br />
Generalvikar Dominik Schwaderlapp.<br />
NRW-Justizministerin Roswitha<br />
Müller-Piepenkötter bedauerte<br />
die Entscheidung, sagte aber,<br />
der Staat könne Kreuze nicht „von<br />
oben“ anordnen. KNA<br />
chen das Gespräch mit den Parteien<br />
über die Steuerpolitik. Sie verwiesen<br />
dabei auf bereits vorgenommene<br />
Steuerentlastungen. Diese<br />
führten bei den Kirchen bereits<br />
zu Mindereinnahmen von jeweils<br />
etwa 600 Millionen Euro im Jahr, da<br />
die Kirchensteuer an die Einkommenssteuer<br />
gebunden ist. KNA
Märtyrer gegen Hitler<br />
Sygnecki setzt sich für das Andenken Klauseners ein<br />
Er zahlte seinen Mut mit dem Leben: Dr. Erich Klausener.<br />
Der erste katholische Märtyrer<br />
der Nazizeit war Dr. Erich Klausener.<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Werner<br />
Sygnecki aus Berlin setzt sich<br />
dafür ein, sein Andenken in<br />
Ehren zu halten.<br />
Vor 60 000 Teilnehmern eines<br />
Katholikentages hielt Dr. Erich<br />
Klausener am 24. Juni 1934 auf der<br />
Galopprennbahn in Hoppegarten<br />
bei Berlin eine begeisternde Rede,<br />
in der er die Rassen- und Kirchenpolitik<br />
der Nazis anprangerte.<br />
Am 30. Juni 1934 wurde er von<br />
der Gestapo ermordet. Seit dem 75.<br />
Jahrestag dieser Ereignisse setzt<br />
sich Sygnecki mit viel Zeit und<br />
Geld dafür ein, dass diese Tat<br />
nicht in Vergessenheit gerät.<br />
Der 1885 geborene Klausener gehörte<br />
zu den profiliertesten Gestalten<br />
des Katholizismus der Wei-<br />
Wollen wir weiter tatenlos zusehen,<br />
wie die Familie zugrunde<br />
geht? Können wir uns den<br />
wachsenden Nachwuchsmangel<br />
leisten? Nein, sagt die Stiftung<br />
für Familienwerte.<br />
Die christliche Stiftung setzt sich<br />
ein für die Familie und für familienwirksame<br />
Gestaltungsarbeit in<br />
Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.<br />
Sie sammelt Initiativen, die<br />
sich für das Wohl der Familie ein-<br />
marer Republik. Bereits 1927 verfasste<br />
er im Berliner Innenministerium<br />
einen Runderlass, in welchem<br />
er Adolf Hitler verbot, in öffentlichen<br />
Versammlungen als<br />
Redner aufzutreten. 1931 versuchte<br />
er, Hitler als unerwünschten<br />
Ausländer aus Deutschland<br />
ausweisen zu lassen.<br />
Mittlerweile wurde am Hoppegarten<br />
eine Bronzebüste Klauseners<br />
aufgestellt, die der Künstler<br />
Gorch Wenske geschaffen hat.<br />
Doch Sygnecki hat noch weiter gehende<br />
Pläne: Er möchte, dass Klausener<br />
und seine Frau Hedwig von<br />
der Katholischen Kirche durch die<br />
Seligsprechung geehrt werden.<br />
Der Freundeskreis Gedenken Dr.<br />
Erich Klausener freut sich über jede<br />
Unterstützung. Kontakt: E-Mail:<br />
werner-sygnecki@t-online.de,<br />
Tel.: 030/641 943-0.<br />
Unterwegs für die Familie<br />
Das Projekt Familienbus der Stiftung für Familienwerte<br />
setzen, und stärkt diese durch Beratung<br />
und Vernetzung. Sie organisiert<br />
nationale und internationale<br />
Konferenzen und Seminare, um<br />
eine gemeinsame Arbeitsbasis zu<br />
schaffen.<br />
Ein aktuelles Projekt ist der „Familienbus“,<br />
der die Menschen vor<br />
Ort für familienrelevante Themen<br />
sensibilisiert sowie Rat- und Hilfsangebote<br />
vorstellt. Um das zu ermöglichen,<br />
sucht die Stiftung Unternehmer<br />
und Sponsoren, die<br />
zum Erfolg des Familienbusses<br />
beitragen.<br />
Informationen: Dr. Martin Fontanari<br />
Fontanari-sfw@values4europe.net<br />
www.values4europe.net<br />
Initiativen und Ideen<br />
Ordo socialis ist eine wissenschaftliche<br />
Vereinigung zur Förderung<br />
der Christlichen Gesellschaftslehre.<br />
Diese Tochtervereinigung des <strong>BKU</strong><br />
verfolgt das Ziel, das Gedankengut<br />
der christlichen Gesellschaftslehre<br />
durch Übersetzungen international zu<br />
verbreiten. www.ordosocialis.de<br />
Für eine Reihe neuer kostenintensiver<br />
Projekte wie der Übersetzung<br />
aktueller Texte der Christlichen<br />
Soziallehre ins Chinesische, Englische<br />
und Französische, der Digitalisierung<br />
von Texten und besonders<br />
auch für die Überarbeitung<br />
unserer Website ist Ordo socialis<br />
als gemeinnütziger spendenfinanzierter<br />
Verein auf Ihre Unterstützung<br />
angewiesen. 17 konkrete<br />
Projekte sind im „Jahresprogramm<br />
2010“ aufgeführt. Helfen<br />
Sie uns bei der weltweiten Verbreitung<br />
christlich-sozialer Werte<br />
durch Ihre finanzielle Unterstützung,<br />
besuchen Sie uns unter<br />
www.ordosocialis.de und machen<br />
Sie andere auf Ordo socialis aufmerksam.<br />
Das Jahresprogramm<br />
ist unter der Rubrik „current work“<br />
unserer Website einsehbar. Für<br />
Rückfragen stehen Ihnen gern zur<br />
Verfügung:<br />
Generalsekretärin Beate Kaltefleiter,<br />
Tel.: 02161-663453 und Vorsitzender<br />
Cornelius G. Fetsch, Tel.:<br />
0203/742868<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 11
Initiativen und Ideen<br />
Die Mühe hat sich gelohnt<br />
Die Abtei Himmerod im Jubiläumsjahr: Der Masterplan beginnt zu greifen<br />
Jubiläum: Die Abteikirche im Kloster Himmerod in der Eifel.<br />
Nach drei Jahren mit Auf und<br />
Abs können wir festhalten, dass<br />
sich die Mühe einer Gruppe von<br />
<strong>BKU</strong>-Mitgliedern gelohnt hat,<br />
für das Kloster Himmerod in<br />
der Eifel einen Masterplan zu<br />
erstellen. Das Ziel, Himmerod<br />
in eine gesicherte wirtschaftliche<br />
Zukunft zu begleiten, ist<br />
erreicht.<br />
Prämonstratenser feiern Norbertjahr<br />
Der aufstrebende Orden erinnert an seinen Gründer<br />
Mit zahlreichen Veranstaltungen<br />
zum „Norbertjahr“ erinnert<br />
der Prämonstratenser<br />
Orden an seinen Gründer.<br />
Norbert von Magdeburg (auch<br />
Norbert von Xanten, 1080 - 1134)<br />
gründete 1121 im französischen<br />
Prémontré den Orden der Prämonstratenser<br />
und wirkte von<br />
1126 bis 1134 als Erzbischof in<br />
Magdeburg. Norbert war eine mittelalterliche<br />
Persönlichkeit mit eu-<br />
12 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Es gibt jetzt belastbare Bilanzen<br />
für Kloster und Wirtschaftsbetriebe<br />
in der Abtei Himmerod Betriebsgesellschaft<br />
mbH. Die Erträge<br />
bei Gaststätte, Fischerei,<br />
Manufaktur und Klosterladen sind<br />
deutlich gestiegen und das Potenzial<br />
ist noch lange nicht ausgeschöpft.<br />
Die Käserei und Fleisch<br />
aus eigener Tierhaltung sind im<br />
Dreifaches Klosterjubiläum<br />
Gleich drei Jubiläen feiert die 875<br />
Jahre alte Zisterzienserabtei Himmerod<br />
in der Eifel in diesem Jahr.<br />
Wie Abt Bruno Fromme erläuterte,<br />
gedenkt die Abtei der Erwählung<br />
ihres Standortes durch<br />
den heiligen Bernhard von Clairvaux<br />
im Jahr 1135. Zudem erinnert<br />
sie an ihre Wiederbesiedlung vor<br />
90 Jahren, nachdem sie in der Zeit<br />
der Franzosenherrschaft 1802 aufgehoben<br />
worden war. Dritter Anlass<br />
ist die Wiedererrichtung und<br />
Weihe der Abteikirche vor 50 Jahren.<br />
Die Abtei zählt gegenwärtig<br />
elf Mönche. KNA<br />
Informationen zum Jubiläumsjahr<br />
unter www.abtei-himmerod.de<br />
ropaweitem Engagement und dynamischem<br />
Reformwillen. Darüber<br />
hinaus war Norbert ein enger Vertrauter<br />
von König Lothar III., den<br />
er 1132/33 in der Funktion eines<br />
Erzkanzlers zur Kaiserkrönung<br />
nach Rom begleitete. Nach seinem<br />
Tod kam es zu einer rasanten<br />
Ausbreitung des Ordens in ganz<br />
Europa.<br />
Ziel des Norbertjahres ist es, den<br />
derzeit in Deutschland wachsenden<br />
Orden, dessen historische Aus-<br />
Aufbau, so dass auch der landwirtschaftliche<br />
Betrieb weiter zur<br />
positiven Entwicklung von Himmerod<br />
beiträgt.<br />
Doch auch das gilt: Für alle Investitionen<br />
und Aktivitäten besteht<br />
ein großer Bedarf an Spenden<br />
und langfristigen Darlehen.<br />
Himmerod ist dabei auf die Unterstützung<br />
eines Umfeldes angewiesen,<br />
das, wie in Gründungszeiten,<br />
das Anliegen des Klosters<br />
mit Blick auf seine Strahlkraft in<br />
die Welt und zu Gott teilt.<br />
Himmerod öffnet sich immer stärker<br />
für die Region mit Konzerten,<br />
Seminaren, Ausstellungen und der<br />
Erschließung seiner jahrhundertealten<br />
kulturellen und wirtschaftlichen<br />
Bedeutung für die Region<br />
durch das Konzept „Lebendige<br />
Klosterlandschaft“.<br />
Die Vorreiterrolle bei der Nutzung<br />
nachwachsender Rohstoffe aus den<br />
eigenen Ländereien (Miscanthus<br />
und Holz) wurde im letzten Jahr<br />
mit dem Deutschen Solarpreis gewürdigt.<br />
In Kürze wird auch die<br />
Solarenergie von Himmerod genutzt.<br />
Mühsam ist der Aufbau einer<br />
neuen Priestergeneration. Bruder<br />
Nathanael bereitet sich auf das<br />
Studium der Theologie vor. Das ist<br />
ein Hoffnungsschimmer.<br />
Himmerod ist in diesem Jahr ganz<br />
besonders eine Reise wert!<br />
Dr. Wolfgang Rüsges<br />
breitung noch an vielen ehemaligen<br />
Klosterbauten in Deutschland und<br />
Europa sichtbar ist, sowie Norbert<br />
als historische Person bekannter zu<br />
machen. Dabei geht es auch darum,<br />
die Prämonstratenser, die sich seit<br />
fast 20 Jahren wieder in Magdeburg<br />
engagieren, als Teil Magdeburger<br />
beziehungsweise sachsenanhaltinischer<br />
Landesgeschichte<br />
in den Focus der Öffentlichkeit zu<br />
rücken.<br />
Informationen: www.norbertjahr.eu
Offen für die fragende Gesellschaft<br />
Katholische Arbeitsstelle für Missionspastoral nimmt ihre Arbeit auf<br />
Eine neue Katholische Arbeitsstelle<br />
für Missionarische Pastoral<br />
(KAMP) hat am 1. Januar<br />
in Erfurt ihre Arbeit aufgenommen.<br />
Es ist die erste Arbeitsstelle<br />
der Deutschen Bischofskonferenz<br />
in den neuen<br />
Bundesländern.<br />
Bischof Dr. Joachim Wanke, Vorsitzender<br />
der Pastoralkommission<br />
der Deutschen Bischofskonferenz<br />
und Bischof von Erfurt, sagte<br />
bei der Einweihungsfeier, die Einrichtung<br />
dieser Arbeitsstelle gerade<br />
in Erfurt sei „ein pro-<br />
grammatisches Zeichen: Vor allem<br />
hier im Osten Deutschlands<br />
drängt sich ins Bewusstsein, was<br />
freilich auch überall in Deutschland<br />
mehr und mehr zu spüren ist:<br />
Die Verkündigung der christlichen<br />
Botschaft muss sich heute<br />
dem weit verbreiteten Phänomen<br />
einer religiösen Indifferenz stellen“.<br />
Der Bischof forderte, „sich auf diese<br />
offene, liberale, aber auch fragende<br />
und suchende Gesellschaft<br />
einzulassen, auf die Menschen,<br />
so wie sie heute sind, nicht wie sie<br />
nach unseren christlichen Vor-<br />
Initiativen und Ideen<br />
stellungen sein sollten“. Es brauche<br />
eine innere Empathie für Zeitgenossen,<br />
die von den Herausforderungen<br />
der Moderne fasziniert,<br />
aber auch verunsichert seien, sagte<br />
Wanke. „Wir brauchen eine<br />
unserer Gottesverkündigung.“<br />
Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
Pater Dr. Hans<br />
Langendörfer, betonte: „Mit der<br />
erstmaligen Lokalisierung einer<br />
Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz<br />
in den neuen Bundesländern<br />
machen wir deutlich,<br />
dass die Kirche diese Realität der<br />
Diaspora aktiv annimmt.“ Die Kirche<br />
müsse sich in der Moderne<br />
verorten, so Langendörfer.<br />
Der Leiter der neuen Arbeitsstelle,<br />
Dr. Hubertus Schönemann,<br />
sagte, „dass es durchaus mit dem<br />
Leben in der modernen Gesellschaft<br />
vereinbar ist, einen Standpunkt<br />
aus dem Glauben heraus zu<br />
finden, ihn zu beziehen, ihn anzubieten,<br />
wohl wissend, dass der<br />
andere die Freiheit hat, ihn anzunehmen<br />
oder auch auszuschlagen“.<br />
Aufgaben der KAMP sind die Bearbeitung<br />
von Grundsatzfragen<br />
der missionarischen Pastoral, die<br />
Beobachtung und Deutung von<br />
Religion in der Gesellschaft, die<br />
Befassung mit Sekten, Weltanschauungsfragen<br />
und neureligiösen<br />
Bewegungen sowie die Koordinierung<br />
und Begleitung der Internetseelsorge<br />
und -beratung.<br />
Anzeige<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 13
Tagungen<br />
Vorschau auf Tagungen des <strong>BKU</strong><br />
29. bis 31. Oktober Bundestagung in Hamburg<br />
Die Diözesangruppe Hamburg<br />
ist Gastgeber der diesjährigen<br />
<strong>BKU</strong>-Bundestagung, die vom<br />
29. bis 31. Oktober in der Handelskammer<br />
zu Hamburg stattfindet.<br />
Im inhaltlichen Teil werden wir<br />
zwei Schwerpunkte setzen: Die<br />
Referenten des Freitages greifen<br />
das <strong>BKU</strong>-Jahresthema „Soziale<br />
Marktwirtschaft vor Globalen Herausforderungen“<br />
auf. Am zweiten<br />
Tag stellt der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis<br />
„Nachhaltigkeit“ unter Leitung<br />
von Prof. Dr. Ernst Hagenmeyer<br />
erste Ergebnisse seiner Überlegungen<br />
zur Diskussion, die möglicherweise<br />
das <strong>BKU</strong>-Jahr 2011<br />
Abendessen auf der „Rickmer<br />
Rickmers“<br />
Berichte von T der „Baustelle der<br />
Sozialen Marktwirtschaft“ diskutieren<br />
die rheinisch-westfälischen<br />
<strong>BKU</strong>-Gruppen am 23./24.<br />
April auf ihrer traditionellen<br />
Frühjahrstagung in Schmallenberg<br />
im Sauerland.<br />
Den Auftakt macht NRW-Landesminister<br />
Armin Laschet mit einer<br />
Vision über die Chance von<br />
Zuwanderern in Deutschland. Von<br />
der Politik geht es weiter in die<br />
Wirtschaft: Zunächst beschreibt<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Prof. Dr. Helmut<br />
Rödl die Finanzlage des deutschen<br />
Mittelstandes, bevor der<br />
Unternehmer Fritz-Wilhelm Pahl<br />
14 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Tagungsort: die Handelskammer zu Hamburg. Fotos: Peter Unterberg<br />
inhaltlich prägen werden.<br />
Als Redner haben bereits zugesagt:<br />
• der Hamburger Wirtschaftssenator<br />
Axel Gedaschko;<br />
• der SPD-Politiker Dr. Hans-<br />
Ulrich Klose, MdB;<br />
• Weihbischof Dr. Hans-Jochen<br />
Jaschke;<br />
• der ehemalige Vorsitzende der<br />
norddeutschen Affinerie, Minister<br />
a.D. Werner Marnette.<br />
Darüber hinaus hoffen wir auf<br />
• Bundesarbeitsministerin<br />
Dr. Ursula von der Leyen;<br />
• BDI-Vizepräsident und Unternehmer<br />
Friedhelm Loh.<br />
23./24. April: <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Schmallenberg<br />
(Firma Bette aus Delbrück) seine<br />
Forderungen an die Politik formuliert.<br />
Am zweiten Tagungstag folgt der<br />
inhaltliche Beitrag des <strong>BKU</strong>: Dazu<br />
stellt der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Zukunft<br />
der Arbeit seinen „Kodex für<br />
Gute Arbeit“ zur Diskussion.<br />
Dieser beschreibt konkret, wie Unternehmer,<br />
Manager und Arbeitnehmer<br />
durch ethisch vorbildliches<br />
Verhalten wechselseitiges Vertrauen<br />
in Betrieben und Verwaltungen<br />
stärken können.<br />
Auch kurzfristige Anmeldungen sind<br />
noch möglich. Programm und Anmeldeformular<br />
unter: www.bku.de.<br />
Neben den Vorträgen zeigt uns die<br />
DG Hamburg einige der schönsten<br />
Seiten ihrer Stadt. Geplant sind ein<br />
Abendessen auf dem Windjammer<br />
„Rickmer Rickmers“, eine Rundfahrt<br />
durch Innenstadt, Containerund<br />
Binnenhafen sowie eine Baustellenbesichtigung<br />
der neuen Philharmonie.<br />
Erzbischof Dr. Werner<br />
Thissen wird am Samstag mit uns<br />
die Vorabendmesse im neu renovierten<br />
Hamburger Mariendom<br />
feiern.<br />
Den aktuellen Stand der Planung finden<br />
Sie unter www.bku.de. Schriftliche<br />
Einladungen werden kurz vor<br />
den Sommerferien versandt.<br />
„Baustelle<br />
Soziale Marktwirtschaft“<br />
<strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Schmallenberg<br />
23.–24. April 2010<br />
.
Manager müssen Menschen mitnehmen<br />
230 Multiplikatoren stimmen sich auf christlichen Kongress 2011 ein<br />
„Wahre Führungskräfte haben<br />
ein tiefes Bewusstsein für die<br />
hohe Verantwortung, unter der<br />
sie stehen“, glaubt der Vizepräsident<br />
des Bundesverbands der<br />
Deutschen Industrie (BDI)<br />
Friedhelm Loh. Loh war einer<br />
der Redner bei einem Impulstag<br />
in Nürnberg, mit dem<br />
Ende Februar auf den 7. Kongress<br />
christlicher Führungskräfte<br />
hingewiesen wurde, der<br />
vom 24. bis 26. Februar 2011 in<br />
Nürnberg stattfinden wird.<br />
Es sind vor allem diese Beispiele<br />
aus der unternehmerischen Praxis,<br />
die den Teilnehmern Mut machen.<br />
Denn hier schildern Firmeninhaber,<br />
die wie alle anderen<br />
auch unter Konkurrenz-, Kostenund<br />
Zeitdruck stehen, wie sie in<br />
diesem Umfeld ihre christlichen<br />
Werte leben. Und Helmut Matthies,<br />
Leiter der Nachrichtenagentur<br />
idea in Wetzlar, macht<br />
deutlich, wo der Mehrwert für<br />
christliche Führungskräfte liegt:<br />
„Selbst wenn Sie scheitern, fallen<br />
Sie nie tiefer als in Gottes Hand.“<br />
Die Lacher hat Friedhelm Loh,<br />
Chef von weltweit 10400 Mitarbeitern<br />
auf seiner Seite, als er davon<br />
erzählt, wie Geschäftspartner<br />
oft irritiert sind, wenn er ein<br />
Tischgebet hält. „Für verrückt<br />
erklärt hat mich deshalb noch nie<br />
jemand, eher haben Gespräche<br />
hinterher einen anderen Verlauf<br />
genommen“, ermutigt der BDI-<br />
Vize die Zuhörer. Sein Credo: Manager<br />
müssen Menschen mitnehmen,<br />
also zu ihnen in wahrhafte Beziehung<br />
treten.<br />
Ziel des regionalen Impulstags<br />
war es, die Metropolregion auf den<br />
bevorstehenden Kongress einzustimmen,<br />
der mit erwarteten 3800<br />
Teilnehmern im Congress Centrum<br />
Nürnberg stattfindet. Das<br />
Signal, das vom Impulstag ausging,<br />
bei dem Bayerns Ex-Ministerpräsident<br />
Günther Beckstein für mehr<br />
Wahrhaftigkeit in Politik und<br />
Machen christlichen Unternehmern Mut (v.r.): Günther Beckstein, Friedhelm<br />
Loh und die Kongressveranstalter Horst Marquardt und Jörg<br />
Knoblauch. Foto: Leonhard Fromm<br />
Wirtschaft plädierte, stimmt die<br />
Veranstalter hoffnungsfroh: In<br />
Nürnberg gibt es bereits ein Unternehmernetzwerk<br />
„Zukunft<br />
braucht Werte“, das nun auf den<br />
Kongress hinarbeitet.<br />
Der Kongress christlicher Führungskräfte<br />
findet seit 1999 alle<br />
zwei Jahre an wechselnden Orten<br />
statt. Die Teilnehmerzahl stieg<br />
seither kontinuierlich von 800 auf<br />
3800. Veranstalter sind die evangelische<br />
Nachrichtenagentur idea<br />
und Unternehmensberatung tempus-consulting<br />
von Jörg Knoblauch.<br />
Der <strong>BKU</strong> und zahlreiche andere<br />
christliche Wirtschaftsvereinigungen<br />
sind mit im Boot.<br />
Leonhard Fromm<br />
Kongress-<br />
Informationen<br />
Der nächste Kongress Christlicher<br />
Führungskräfte findet vom 24.<br />
bis 26. Februar 2011 in Nürnberg<br />
statt. Wie schon in mehreren<br />
früheren Kongressen ist auch die<br />
<strong>BKU</strong>-Vorsitzende, Marie-Luise<br />
Dött, MdB, wieder mit einem<br />
Hauptvortrag im Plenum vertreten.<br />
Aus dem <strong>BKU</strong> treten darüber<br />
hinaus Jörg E. Feuchthofen (Vereinigung<br />
Hessischer Unternehmerverbände),<br />
der Sanierungsmanager<br />
Michael F. Keppel und der<br />
Unternehmer Michael Bommers<br />
(La mer cosmetics AG) auf. Durch<br />
die Vermittlung des <strong>BKU</strong> tritt darüber<br />
hinaus der Bischof von Eichstätt,<br />
Dr. Gregor Maria Hanke, auf.<br />
Der <strong>BKU</strong> wird sich wieder mit einem<br />
Stand beteiligen und freut sich<br />
über alle Mitglieder, die hier stundenweise<br />
aushelfen. Die Geschäftsstelle<br />
bittet daher alle Teilnehmer<br />
aus dem <strong>BKU</strong> um einen<br />
kurzen Hinweis. Der Prospekt für<br />
den Kongress liegt diesem <strong>BKU</strong>-<br />
Journal bei. Bitte beachten Sie,<br />
dass es je nach Anmeldedatum<br />
spürbare Preissprünge gibt, den<br />
ersten bereits am 30. Juni.<br />
www.christlicher-kongress.de<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 15<br />
Tagungen
Tagungen<br />
Besuch auf dem „Gut der Hoffnung“<br />
18./19. Juni: <strong>BKU</strong>-Wallfahrt im Umland von Berlin<br />
Ablauf der Wallfahrt<br />
Freitag, 18. Juni<br />
15:30 Besichtigung der NS-Gedenkstätte<br />
Plötzensee, Berlin<br />
18:30 Anreise Landgut Borsig<br />
19:00 Abendessen im Hotel<br />
20:30 Einstimmung mit Bundesministerin<br />
a. D. Claudia<br />
Crawford (ehem. Nolte)<br />
Samstag, 19. Juni<br />
Fahrt zur Fazenda da Esperança<br />
in Nauen-Markee<br />
09:00 Hl. Messe<br />
10:15 Vorstellung der Fazenda<br />
durch Pfr. Christian Heim<br />
13:40 Bustransfer zur Fazenda da<br />
Esperança in Riewend<br />
14:30 Fußwallfahrt<br />
18:00 Schlussandacht auf<br />
Gut Neuhof<br />
danach gemeinsames Grillen zum<br />
Ausklang<br />
Strategisches Handeln in der Kirche<br />
Ein Kongress in Bensberg suchte nach neuen Wegen<br />
„Und siehe, ich bin bei euch alle<br />
Tage bis an der Welt Ende!“<br />
(Mt 28,20). Unter diesem biblischen<br />
Motto stand ein Kongress<br />
im Dezember in Bensberg<br />
zur Strategie-Diskussion in der<br />
Kirche.<br />
Dass hier strategisches Handeln<br />
notwendig ist, gerade angesichts<br />
mangelnder Ressourcen und verstärkter<br />
Fragen nach dem Selbstverständnis,<br />
ist eine triviale Erkenntnis.<br />
Vieles ist in den vergangenen<br />
Jahren schon geschehen:<br />
16 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Wandlung von einer Ruine zum „Hof der Hoffnung“: Auf dem Gut Neuhof<br />
in Markee bei Berlin erhalten Menschen mit Suchtproblemen eine<br />
neue Chance. Die Teilnehmer der <strong>BKU</strong>-Wallfahrt werden die „Fazenda<br />
da Esperança“ besuchen.<br />
Mit einem attraktiven Rahmenprogramm<br />
garniert der Arbeitskreis<br />
„Christliche Spiritualität“<br />
seine diesjährige Wallfahrt<br />
in das Umland von Berlin<br />
am 18. /19. Juni.<br />
Das Wallfahrtsprogramm beginnt<br />
um 15:30 Uhr mit einem Besuch<br />
der Gedenkstätte Plötzensee sowie<br />
der Gedenkkirche Maria Regina<br />
Martyrum unter der Leitung von<br />
Pater Klaus Mertes SJ unweit vom<br />
Flughafen Tegel. Am Abend berichtet<br />
die frühere Bundesministerin<br />
Claudia Crawford (ehemals<br />
Nolte) über die Entstehung der<br />
ersten „Fazenda da Esperança“ in<br />
Deutschland. Auf dem „Hof der<br />
Hoffnung“ in Brandenburg leben<br />
Gemeindeberatung, Organisationsentwicklung,<br />
Leitbilder und<br />
Qualitätsmanagement sind in den<br />
Diözesen keine Fremdwörter mehr.<br />
Die Anfragen, denen sich kirchliches<br />
Handeln heute stellen muss,<br />
sind vielfältig. Die mangelnden finanziellen<br />
und personellen Ressourcen<br />
machen Probleme, wie<br />
auch die Frage nach Form und Inhalten<br />
des Glaubens. Insofern vermag<br />
sich innerhalb der Kirche niemand<br />
mehr einer strategischen<br />
Diskussion verweigern. Die Frage<br />
ist nur: Wie? Das machte der Kon-<br />
junge Menschen mit Drogen- oder<br />
anderen Suchtproblemen. Mit<br />
haus- und landwirtschaftlichen<br />
Arbeiten und geistlicher Betreuung<br />
wollen sie ihr Leben wieder in den<br />
Griff bekommen.<br />
Nach einer Hl. Messe und der Besichtigung<br />
der Höfe runden eine<br />
Fußwallfahrt in Brandenburg sowie<br />
ein Grillabend die beiden Tage<br />
ab. Die Geistliche Begleitung übernehmen<br />
der Geistliche Berater<br />
der DG Berlin, Pater Klaus Mertes<br />
SJ, Pfarrer Christian Heim und<br />
Pater Paul Habsburg LC.<br />
Informationen unter www.bku.de,<br />
Anmeldung bei Tanja Denneborg,<br />
Telefon: 0211-43718713, E-Mail:<br />
sekretariat-bommers@gospax.com.<br />
gress mit über 150 Teilnehmern<br />
deutlich. In Referaten und Statements<br />
wurden die verschiedenen<br />
Felder kirchlicher Arbeit, die Gestaltung<br />
der Prozesse und die Rolle<br />
der handelnden Akteure skizziert<br />
und Lernprozesse angeregt.<br />
Einig war man sich, die derzeitigen<br />
Rahmenbedingungen als Herausforderung<br />
zu nehmen. Offen bleibt<br />
mancherorts die Frage nach der<br />
Aktion. Eine Fortsetzung ist geplant.<br />
Martin Lätzel<br />
Weitere Informationen:<br />
www.kairos-cct.de
Pionierunternehmer und Theoretiker<br />
ORDO-Preis für ordnungspolitische Innovation ging an Martin und Wohlgemuth<br />
Die Jenaer Allianz hat am<br />
5. Februar in Köln vor mehr als<br />
300 Gästen in der Universität<br />
zu Köln erstmals ihren „ORDO-<br />
Preis“ für ordnungspolitische<br />
Innovationen vergeben. Ausgezeichnet<br />
wurden der Unternehmer<br />
Dirk K. Martin und der<br />
Privatdozent Dr. Michael Wohlgemuth.<br />
Dirk Martin ist ein Unternehmer,<br />
fühlt, weil er freiheitlich denkt, sagte<br />
Dr. Karen Horn vom Institut der<br />
deutschen Wirtschaft in ihrer Laudatio.<br />
Der Software-Pionier ist<br />
Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der PM Computer<br />
Services und war bis vor kurzem<br />
Bundesvorsitzender des Bundes<br />
Junger Unternehmer (BJU). Er<br />
kombiniere „wahren Unternehmergeist<br />
mit Verantwortungsbewusstsein<br />
und Engagement für<br />
das Gemeinwohl“, lobte Horn.<br />
Martin leiste damit einen wichtigen<br />
Beitrag zur Fortentwicklung<br />
einer freiheitlichen und menschenwürdigen<br />
Sozialen Marktwirtschaft,<br />
die die Jenaer Allianz<br />
mit dem ORDO-Preis prämiert.<br />
Einen theoretischeren Beitrag<br />
dazu leiste der Wissenschaftler<br />
Michael Wohlgemuth. Als Innovation<br />
des geschaftsführenden Forschungsreferenten<br />
am Freiburger<br />
Walter Eucken Institut hob Horn<br />
Wohlgemuths Anwendung der<br />
evolutorischen österreichischen<br />
Marktprozesstheorie auf politische<br />
Wettbewerbsprozesse und<br />
seine Erweiterung der traditionellen<br />
Ordnungsökonomik um<br />
Ideen Friedrich August von Hayeks<br />
hervor. Dabei verliere der Ordnungstheoretiker,<br />
der an der Wirtschafts-<br />
und Verhaltenswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Albert-<br />
Ludwigs-Universität Freiburg<br />
lehrt, nie den Bezug zur praktischen<br />
Anwendung seiner Forschungsergebnisse<br />
und verstehe<br />
es, sie einem breiten Publikum zu<br />
Preisträger und Festredner: PD Dr. Michael Wohlgemuth (v.li.), Bundesminister<br />
Dr. Philipp Rösler und Dirk K. Martin Foto: IWP der Universität zu Köln<br />
vermitteln. Wohlgemuth betone<br />
den steigenden Bedarf an Ordnungstheorie<br />
und Ordnungspolitik,<br />
der sich im großen Interesse von<br />
Presse, Politik, Schülern und Studenten<br />
an grundlegenden Fragen<br />
marktwirtschaftlicher Ordnung<br />
zeige. Dem stehe allerdings ein Angebot<br />
an Ordnungspolitik gegenüber,<br />
das beängstigend abgenommen<br />
habe. Die Preisverleihung erfolgte<br />
durch den langjährigen<br />
DIHK-Hauptgeschäftsführer und<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Franz Schoser.<br />
Als Festredner der Preisverleihung<br />
stimmte Bundesgesundheitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler der<br />
Kritik seiner Vorredner zu, dass<br />
ordnungspolitische Prinzipien im<br />
Gesundheitssystem bislang ungenügend<br />
berücksichtigt wurden:<br />
„Wir glauben, wir leben in einer<br />
Sozialen Marktwirtschaft, einige<br />
Teilsysteme sind aber eher von<br />
planwirtschaftlichen Elementen<br />
bestimmt“, sagte ZdK-Mitglied<br />
Rösler. Er warb für mehr Vertrauen<br />
in Markt und Wettbewerb<br />
sowie in die Entscheidungsfähigkeit<br />
der Versicherer und Patienten.<br />
Freiheit, Verantwortung und So-<br />
lidarität seien alle drei entscheidende<br />
Elemente der Sozialen<br />
Marktwirtschaft im Allgemeinen<br />
und des Gesundheitssystems im<br />
Besonderen. Innerhalb der Krankenversicherung<br />
müsse man sich<br />
jedoch auf die Solidarität zwischen<br />
gesunden und kranken Versicherten<br />
beschränken. Die Solidarität<br />
zwischen Arm und Reich sei<br />
nicht weniger bedeutend, ihre Umsetzung<br />
in der Krankenversicherung<br />
jedoch ungerecht. Sie sei im<br />
Steuersystem besser verortet.<br />
Die Jenaer Allianz ist ein Kooperationsnetzwerk<br />
des <strong>BKU</strong> mit<br />
andern Institutionen, die sich der<br />
Sozialen Marktwirtschaft verpflichtet<br />
fühlen. Mit dabei ist das<br />
Institut fur Wirtschaftspolitik an<br />
der Universität zu Köln als Gastgeber<br />
der Preisverleihung. Die<br />
weiteren Mitglieder sind die Aktionsgemeinschaft<br />
Soziale Marktwirtschaft,<br />
die Familienunternehmer<br />
ASU, die Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung, die Leipziger wirtschaftspolitische<br />
Gesellschaft,<br />
die Ludwig-Erhard-Stiftung, das<br />
Walter Eucken Institut und das<br />
Wilhelm-Röpke-Institut.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 17<br />
Tagungen
Tagungen<br />
Zweiter Ökumenischer Kirchentag<br />
Vom 12. bis 16. Mai ist auch der <strong>BKU</strong> in München dabei<br />
Mehr als 100 000 Teilnehmer<br />
erwarten die Veranstalter des<br />
Zweiten Ökumenischen Kirchentages<br />
vom 12. bis 16. Mai<br />
in München. Unter dem<br />
Leitwort „Damit ihr Hoffnung<br />
habt“ sind knapp 3 000 Veranstaltungen<br />
geplant.<br />
Prominenteste Redner sind Bundespräsident<br />
Horst Köhler und<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
Der <strong>BKU</strong> und einzelne seiner Mitglieder<br />
sind an der Vorbereitung<br />
Donnerstag, 13. Mai (Christi Himmelfahrt)<br />
14.00 – 15.30 Uhr (Messegelände Halle A4/Süd)<br />
„Globale Welt ohne globale Ordnung –<br />
Lässt sich Globalisierung demokratisch gestalten?“<br />
• Prof. Dr. Dr. h.c. Paul Kirchhof,<br />
Präsident des Bundesverfassungsgerichtes a. D., Verfassungsrechtler, Heidelberg<br />
• Prof. Dr. Saskia Sassen, Comittee on Global Thought, New York, NY/USA<br />
• Prof. Dr. Michael Zürn, Politikwissenschaftler, Berlin<br />
16.00 – 17.30 Uhr (Alte Kongresshalle, Theresienhöhe 15)<br />
18 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Damit ihr Hoffnung habt.<br />
2.Ökumenischer Kirchentag<br />
München 12.–16. Mai 2010<br />
und Durchführung zahlreicher<br />
Veranstaltungen beteiligt, die auf<br />
dieser Doppelseite vorgestellt werden.<br />
Zudem haben <strong>BKU</strong>, AFOS-Stiftung<br />
und Ordo socialis mit dem<br />
Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer<br />
(AEU) einen gemeinsamen<br />
Stand auf der AGORA<br />
(Markt der Möglichkeiten) in Messehalle<br />
B5, Standnummer CO1/2.<br />
Hinweis: Das Programmheft umfasst<br />
720 Seiten und ist im Internet unter<br />
www.oekt.de abrufbar.<br />
„Wirtschaft braucht Ordnung – Menschenrechte, Wettbewerb und Rechtsstaat<br />
in Entwicklungsländern als Herausforderungen für Unternehmen, Kirche und Politik“<br />
• Anton F. Börner, Präsident Bundesverband Groß- und Außenhandel, Berlin<br />
• Debby Chan, Vereinigung Studenten und Wissenschaftler gegen unethisch handelnde Unternehmen,<br />
Hongkong/China<br />
• Gudrun Kopp, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung, Berlin<br />
• Manfred Maus, ehemaliger Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender OBI-Baumärkte, Leverkusen<br />
• Samuel Nguiffo, Mitarbeiter Zentrum für Umwelt und Entwicklung, Yaoundé/Kamerun<br />
• Frank Priess, Büroleiter Konrad-Adenauer-Stiftung, Mexiko City/Mexiko<br />
• Elisabeth Strohscheidt, Misereor, Referentin für Menschenrechte, Aachen<br />
16.00 – 17.30 Uhr (Aula der Hochschule für Philosophie der Jesuiten, Kaulbachstr. 31)<br />
„Mit Werten führen –<br />
Wie, wo und von wem erwirbt unsere Führungselite ihre Menschenbildung?“<br />
• Dr. Paul Bernhard Kallen, Vorstandsvorsitzender Hubert Burda Media Holding, München<br />
• Prof. Dr. Lothar Knatz, Leiter Evangelisches Studienwerk Villigst, Schwerte<br />
• Bernd Schulte, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV), Münster<br />
• Prof. Dr. Udo Steffens, Präsident Frankfurt School of Finance and Management, Frankfurt/Main
Freitag, 14. Mai<br />
12:30 – 14.30 Uhr (Haus der Bayerischen Wirtschaft, Max-Joseph-Straße 5)<br />
„Soziale Marktwirtschaft nachhaltig gestalten“<br />
• Erzbischof Dr. Robert Zollitsch Erzbischof von Freiburg, Vorsitzender Deutsche Bischofskonferenz<br />
• Dr. Nikolaus von Bomhard, Vorsitzender des Vorstandes Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft<br />
• Prof. Dr. Dieter Hundt, Präsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)<br />
• Marie-Luise Dött MdB, Vorsitzende Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>)<br />
• Marlehn Thieme, Mitglied des Rates Evangelische Kirche in Deutschland, Mitglied im Vorstand Arbeitskreis<br />
Evangelischer Unternehmer (AEU)<br />
• Randolf Rodenstock Präsident Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw)<br />
• Prof. Michael Rutz, Rheinischer Merkur<br />
Zu dieser gemeinsamen Veranstaltung von AEU, BDA, <strong>BKU</strong> und vbw und zum anschließenden<br />
Empfang ergehen gesonderte Einladungen.<br />
14.00 – 15.30 Uhr (Messegelände Halle A4/Süd)<br />
„Globale Welt ohne Respekt vor den Armen – Ist Entwicklungshilfe sinnvoll?“<br />
• Dr. Eckhard Deutscher, Vorsitzender Entwicklungsausschuss der Organisation für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Paris/Frankreich<br />
• Kardinal Oscar A.Rodriguez Maradiaga, Vorsitzender Caritas Internationalis, Erzbischof von<br />
Tegucigalpa/Honduras<br />
• James Shikwati, Direktor Inter Region Economic Network, Nairobi/Kenia<br />
• Prof. Dr. Dr. h.c. Jean Ziegler, Politiker und Soziologe, Genf/Schweiz<br />
20.30 – 22.30 (Hansa-Haus des KKV, Brienner Straße 39)<br />
„Ordo-Gespräche“ u. a. mit<br />
• Georg Fahrenschon, Bayerischer Staatsminister der Finanzen<br />
• Prof. Dr. André Habisch, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />
• PD Dr. Michael Wohlgemuth, Walter-Eucken-Institut (Freiburg), Ordo-Preisträger 2010<br />
• Julia Klöckner MdB (angefragt), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
• Martin J. Wilde, <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer<br />
Samstag, 15. Mai<br />
14.00 – 15.30 Uhr (Messegelände Halle A4/Süd)<br />
„Globales Wachstum ohne Ende - Kennt Wohlstand Grenzen?“<br />
• Dr. Margot Käßmann, ehem. Ratsvorsitzende Ev. Kirche in Deutschland, Hannover<br />
• Prof. Dr.-Ing. E.h.Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie,<br />
Berlin<br />
• Prof. Dr. Wolfgang Sachs, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Berlin<br />
16.00 – 17.30 Uhr (ICM, Saal 1, Messegelände)<br />
„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon!“<br />
Ist die Ethik bei der Finanzkrise auf der Strecke geblieben?<br />
• Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber, Bischof i.R., ehemaliger Ratsvorsitzender Ev. Kirche in<br />
Deutschland, Berlin<br />
• Erzbischof Dr. Reinhard Marx, München<br />
• Dr. Wolfgang Schäuble MdB, Bundesfinanzminister, Berlin<br />
• Dr. Peter Frey, Mainz<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 19<br />
Tagungen
Tagungen<br />
Neuorientierung<br />
Dött: Subsidiaritätsprinzip soll auch in der Entwicklungspolitik gelten<br />
Zum dritten Mal hatten der<br />
<strong>BKU</strong> und die Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung (KAS) zu einer Fachtagung<br />
ins Schloss Eichholz bei<br />
Bonn eingeladen. Fast 150 Entwicklungsexperten<br />
aus Politik,<br />
Kirche, Wissenschaft, NGOs<br />
und Wirtschaft waren der Einladung<br />
gefolgt und diskutierten<br />
über die Rolle von Zivilgesellschaft<br />
und Staat, über die Verschränkung<br />
von Außenwirtschaftsförderung<br />
und Entwicklungspolitik<br />
sowie den Zusammenhang<br />
von nachhaltiger Entwicklung<br />
und Klimaschutz.<br />
Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise<br />
Dött, MdB, hob die Kraft des<br />
Subsidiaritätsgedankens hervor,<br />
der in den vergangenen Jahren oft<br />
ignoriert worden sei. „In der Vergangenheit<br />
wurden 90 Prozent<br />
der Steuergelder für deutsche Entwicklungshilfe<br />
über staatliche<br />
Strukturen in den Empfängerländern<br />
ausgegeben, nur zehn Prozent<br />
kamen der nichtstaatlichen Zusammenarbeit<br />
zugute. Dies ist mit<br />
dem Subsidiaritätsprinzip und unserem<br />
Verständnis der Sozialen<br />
Marktwirtschaft nicht vereinbar!“<br />
Der Bamberger Erzbischof Dr.<br />
Ludwig Schick knüpfte inhaltlich<br />
an diesen Punkt an und erinnerte<br />
an die christlichen Leitprinzipien<br />
Subsidiarität, Solidarität und Personalität,<br />
die das ordnungspolitische<br />
Denken und entwicklungspolitische<br />
Handeln prägen sollten.<br />
Moralisch verankerte Solidarität<br />
bedeute eine unverzichtbare Ressource<br />
im Innern eines Staates<br />
wie auch nach außen. Dabei gehe<br />
es nicht etwa um Mitleid oder<br />
Rührung, sondern um die Verantwortung<br />
für alle und das Ganze,<br />
sagte Schick, der Vorsitzender<br />
der Kommission Weltkirche der<br />
Deutschen Bischofskonferenz ist.<br />
Der entwicklungspolitische Sprecher<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
Holger Haibach, MdB,<br />
betonte die Neuausrichtung der<br />
20 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Das Programm der Eichholzer Tagung war mit fast allen besetzt, die<br />
in der Entwicklungspolitik Rang und Namen haben: CDU/CSU-Fraktionsvize<br />
Dr. Christian Ruck, MdB (v.li.), der Jenaer Wirtschaftswissenschaftler<br />
Prof. Dr. Andreas Freytag, <strong>BKU</strong>-Arbeitskreisleiter Prof. Dr.<br />
Winfried Pinger, Mitglied im Entwicklungsausschuss des Europaparlamentes<br />
Birgit Schnieber-Jastram, Erzbischof Dr. Ludwig Schick, <strong>BKU</strong>-<br />
Geschäftsführer Martin J. Wilde, die Parlamentarische Staatssekretärin<br />
im Entwicklungsministerium, Gudrun Kopp, der entwicklungspolitische<br />
Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Holger Haibach, die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />
und umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion Marie-Luise<br />
Dött, MdB, und der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion<br />
Harald Leibrecht.<br />
Erzbischof Dr. Ludwig Schick sprach über die „Sozialethischen Grundlagen<br />
der Entwicklungspolitik“.<br />
Entwicklungspolitik und belegte<br />
dies mit Umschichtungen im Bundeshaushalt<br />
2010 zugunsten der<br />
nichtstaatlichen Entwicklungszusammenarbeit<br />
über die Kirchen,<br />
politischen Stiftungen, private Träger<br />
und Entwicklungsorganisationen<br />
der Wirtschaft.<br />
Volkmar Klein, MdB, im Haushaltsausschuss<br />
für die Entwicklungspolitik<br />
zuständig, mahnte<br />
eine höhere Effizienz der Entwicklungszusammenarbeit<br />
an und<br />
empfahl die verstärkte Förderung<br />
von Mikrofinanz.<br />
Martin J. Wilde
Glathe: „Fair Trade-<br />
Siegel“ ausweiten<br />
Journal-Leser Andreas Glathe<br />
regt die Einführung eines neuen<br />
Siegels an, das Orientierungshilfe<br />
beim Einkauf geben könnte.<br />
„Ich möchte weder selbst ausgenutzt<br />
werden noch dies anderen<br />
Menschen antun. Wir leben allerdings<br />
in Netzwerken, die mit der<br />
Ausbeutung anderer Menschen ihr<br />
Geschäft machen. Eine Bäuerin<br />
sagte mir kürzlich, dass sie für<br />
Milch nicht einmal ihre eigenen<br />
Kosten erstattet bekommt. Ich<br />
möchte die Idee des ,Fair Trade‘-<br />
Siegels erweitern auf heimische<br />
Produkte. Bei diesem Siegel soll es<br />
um die gerechte Bezahlung der<br />
Mitarbeiter des Handels und in<br />
der Herstellung gehen. Eine Prüfstelle<br />
müsste dies überwachen.“<br />
Andreas Glathe hat ein katholisches<br />
Altenheim in Rostock geleitet und<br />
arbeitet als Unternehmensberater<br />
in Waren/Müritz. Die Redaktion<br />
freut sich über Rückmeldungen zu<br />
diesem Impuls.<br />
Alles auf Pump<br />
Erst musste die Finanzwirtschaft<br />
gerettet werden, jetzt geht es um<br />
Wachstumsbeschleunigung. Alles<br />
auf Pump und alles durch den<br />
Staat. Dabei hatten uns schon unsere<br />
Eltern vor zu großer Verschuldung<br />
gewarnt, und auf den<br />
„Vater Staat“ zu vertrauen, lag ihnen<br />
fern. Sie hatten ja ihre Erfahrungen<br />
gemacht im letzten Jahrhundert:<br />
mit zwei Staatsbankrotten<br />
und entsprechenden Inflationen.<br />
Der vater- und mutterlosen, mithin<br />
auch kinderlosen Gesellschaft<br />
der Gegenwart fehlen diese Erfahrungen.<br />
Nur die wenigen jungen<br />
Leute, die wir noch aufzubieten<br />
und nach Strich und Faden verwöhnt<br />
haben, spüren, dass da was<br />
auf sie zukommt. Sie ahnen, dass<br />
die Verheißungen ständigen<br />
Ordo-Gespräche<br />
Für 2010 sind drei weitere Runden geplant<br />
Im Ordo-Netzwerk dabei: Bayerns<br />
Finanzminister Georg Fahrenschon.<br />
Die vom <strong>BKU</strong>, der Konrad-<br />
Adenauer-Stiftung, der Arbeitsgemeinschaft<br />
katholischer<br />
Studentenverbände und dem<br />
KKV-Bundesverband organisierten<br />
Ordo-Gespräche werden<br />
in diesem Jahr fortgesetzt.<br />
Ziel ist es, junge Führungskräfte<br />
aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft,<br />
Kirche und Medien untereinander<br />
und mit prominenten<br />
Vertretern dieser Bereiche ins Gespräch<br />
zu bringen. Inhaltlich geht<br />
es um die Erneuerung der Sozia-<br />
Wolfgang Ockenfels: Zwischenruf<br />
Wachstums brüchig sind und dass<br />
sich der Staat einmal bei ihnen das<br />
zurückholen muss, wovon wir in<br />
den vergangenen Jahrzehnten sozialpolitisch<br />
gezehrt haben.<br />
Trübe Aussichten also, die durch<br />
forcierten Optimismus überspielt<br />
werden müssen. Dabei ist längst<br />
klar, dass sich die gegenwärtigen<br />
und künftigen Wachstumsprognosen<br />
nicht in Europa, sondern in<br />
östlichen und südlichen Erdteilen<br />
erfüllen werden. Das mag man, aus<br />
weltweiter und weltkirchlicher<br />
Perspektive betrachtet, sogar als<br />
Erfüllung einer globalen Leistungsgerechtigkeit<br />
werten. Schließlich<br />
sind „die Chinesen auch Menschen“.<br />
Die „gelbe“ Gefahr haben wir uns<br />
aber selber zuzuschreiben. Einige<br />
Schlaumeier im wissenschaftlichen<br />
oder politischen Kostüm<br />
meinen inzwischen, sich dieser<br />
len Marktwirtschaft auf Grundlage<br />
der Katholischen Soziallehre.<br />
Für dieses Jahr sind drei Termine<br />
vorgesehen:<br />
• Berliner Ordo-Gespräche vom<br />
27. - 29. Juni<br />
• Ludwigshafener Ordo-Gespräche<br />
vom 5.-7. September in<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Heinrich-Pesch-Haus<br />
• Münchener Ordo-Gespräche<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Hanns-Seidel-Stiftung, voraussichtlich<br />
im November.<br />
Darüber hinaus gibt es ein Treffen<br />
der „Ordos“ beim Ökumenischen<br />
Kirchentag in München am Freitag,<br />
14. Mai, ab 20.30 Uhr im<br />
Hansa-Haus des KKV (Brienner<br />
Straße 39), unter anderem mit<br />
dem bayerischen Finanzminister<br />
Georg Fahrenschon, <strong>BKU</strong>-Berater<br />
Prof. Dr. André Habisch und Ordo-<br />
Preis-Träger Dr. Michael Wohlgemuth.<br />
Gefahr durch verstärkte Inflation<br />
entziehen zu können. Das wäre<br />
doch ein bequemer Weg, sich der<br />
hohen Schuldenbelastung zu entledigen.<br />
Eine Inflationierung des<br />
Geldes läuft jedoch auf eine<br />
ungerechte Enteignung aller sparsamen<br />
Bürger hinaus. Schon<br />
Joseph Höffner warnte davor, dass<br />
Schulden etwas mit moralischer<br />
Schuld zu tun haben. Die schuldenfinanzierte<br />
staatliche Wirtschafts-<br />
und Sozialpolitik ist ein<br />
Unding, an dem sich katholische<br />
Sozialethiker nicht länger beteiligen<br />
sollten.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 21<br />
Tagungen/Forum
Forum<br />
Kein Streik in der Kirche<br />
Arbeitsgericht verteidigt den „Dritten Weg“<br />
Streiks in kirchlichen Einrichtungen<br />
wird es auch zukünftig<br />
nicht geben. Das geht aus<br />
einem Urteil des Arbeitsgerichts<br />
Bielefeld vom 3. März<br />
hervor. In der Verhandlung<br />
setzten sich die Evangelische<br />
Kirche von Westfalen (EKvW)<br />
und ihr Diakonisches Werk<br />
gegen die Gewerkschaft ver.di<br />
durch.<br />
Die Gewerkschaft ver.di hatte im<br />
September die Mitarbeiter eines<br />
evangelischen Krankenhauses in<br />
Bielefeld zum Streik aufgerufen.<br />
Die Kirche sah dadurch ihr Konzept<br />
der Sozialpartnerschaft des sogenannten<br />
„Dritten Wegs“ beeinträchtigt.<br />
Danach stehen Streiks<br />
und Aussperrungen im Wider-<br />
§-Tipp: Krankenversicherung besser absetzbar<br />
Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung<br />
werden seit dem<br />
1. Januar 2010 besser steuerlich berücksichtigt.<br />
Davon profitieren<br />
sowohl privat als auch gesetzlich<br />
Versicherte.<br />
Bislang konnten diese Beiträge<br />
zusammen mit anderen Vorsorgeaufwendungen<br />
nur bis zu einer<br />
Höhe von 2 400 Euro (Selbstständige)<br />
oder 1500 Euro (Arbeitnehmer)<br />
pro Jahr steuerlich berücksichtigt<br />
werden. Für die meisten<br />
Steuerpflichtigen waren diese<br />
Höchstbeträge schon mit den Beiträgen<br />
zur Krankenversicherung<br />
überschritten. Folglich haben sich<br />
Arbeitslosen-, Unfall-, Lebensoder<br />
Haftpflichtversicherung nicht<br />
mehr ausgewirkt, obwohl sie prinzipiell<br />
von der Steuer abgesetzt<br />
werden konnten (und können).<br />
Jetzt sind die Abzugsvolumina um<br />
400 auf 2 800 beziehungsweise<br />
1 900 Euro gestiegen. Darüber hinaus<br />
sind die für eine Basiskranken-<br />
und Pflegeversicherung gezahlten<br />
Beiträge jetzt voll abziehbar.<br />
Wer mit seinen gesamten Vor-<br />
22 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
spruch zum kirchlich-diakonischen<br />
Selbstverständnis. Die Gewerkschaft<br />
hatte die Leitung von diakonischen<br />
Einrichtungen in Westfalen<br />
aufgefordert, über Haustarife<br />
zu verhandeln. Dies lehnen Landeskirchen<br />
und Diakonie ab.<br />
Das Urteil basiere maßgeblich auf<br />
dem grundgesetzlich festgelegten<br />
Selbstbestimmungsrecht der Kirchen,<br />
sagte Richterin Sabine Fischer,<br />
der Katholischen Nachrichten-<br />
Agentur (KNA). Zwischen ihm und<br />
der sogenannten Koalitionsfreiheit<br />
der Arbeitnehmer, sich zur Wahrung<br />
und Förderung der Arbeitsbedingungen<br />
zusammenzuschließen, habe<br />
das Gericht abwägen müssen.<br />
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.<br />
Einspruch gegebenenfalls<br />
Revision sind möglich.<br />
sorgeaufwendungen unter den<br />
neuen Grenzen liegt, kann diese<br />
steuerlich voll ansetzen. Wer bereits<br />
für seine Basiskranken- und<br />
Pflegeversicherung mehr zahlt als<br />
2800 beziehungsweise1900 Euro,<br />
kann seine tatsächlichen Ausgaben<br />
für die Basiskrankenversicherung<br />
zu 96 Prozent ansetzen. Beitragsanteile<br />
zu Komfortleistungen (Einzelbettzimmer<br />
oder Chefarztbehandlung)<br />
fallen jedoch nicht darunter.<br />
Dazu ein Beispiel: Wer etwa für<br />
seine Basiskrankenversicherung<br />
3 600 Euro zahlt und für die Pflegepflichtversicherung<br />
200 Euro,<br />
kann die gesamte Summe von<br />
3 800 Euro absetzen, obwohl diese<br />
Summe weit über den Abzugsgrenzen<br />
liegt.<br />
Das Beispiel verdeutlicht zwei<br />
Auswirkungen des Bürgerentlastungsgesetzes:<br />
1. Bei den meisten Steuerpflichtigen<br />
kommt auch die neue Obergrenze<br />
der abzugsfähigen Beiträge<br />
faktisch einer Nichtabziehbarkeit<br />
von Lebens-, Unfall-<br />
Der Klage seiner Landeskirche<br />
hatten sich auch die Evangelisch-<br />
Lutherische Kirche Hannovers<br />
und ihr Diakonisches Werk angeschlossen.<br />
Auch für die Katholische<br />
Kirche, deren Arbeitsrecht ebenfalls<br />
das Prinzip des Dritten Wegs<br />
zugrunde liegt, gilt das Urteil als<br />
wegweisend. „Kirchen und Diakonie<br />
steht das grundgesetzlich geschützte<br />
kirchliche Selbstbestimmungsrecht<br />
zu, das ihnen die Möglichkeit<br />
einräumt, ihre Arbeitsbedingungen<br />
selbst zu regeln“, sagte<br />
Günther Barenhoff von der<br />
Diakonie Rheinland-Westfalen-<br />
Lippe. Im kirchlichen Recht seien<br />
gegenseitige Druckmittel wie<br />
Streiks und Aussperrungen ausgeschlossen.“<br />
KNA<br />
und Haftpflichtversicherungen<br />
gleich.<br />
2. Bei einem Krankenkassenanteil<br />
von 7,9 Prozent bei Arbeitnehmern<br />
profitieren alle Arbeitnehmer<br />
ab einem Jahresbrutto<br />
von circa 16 500 Euro von der<br />
neuen Regelung. Der Krankenund<br />
Pflegeversicherungsbeitrag<br />
von Selbstständigen in der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung<br />
beträgt zur Zeit mindestens<br />
310 Euro im Monat, so dass<br />
wohl auch die meisten Selbstständigen<br />
von der Neuregelung<br />
profitieren werden.<br />
Jutta Stüsgen, Steuerberaterin,<br />
www.stuesgen.de
Geldanlagen und Verantwortung<br />
Studie der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik<br />
Ethikbezogenes Investment<br />
kann als sinnvoller Versuch verstanden<br />
werden, die Unternehmen<br />
mit ethischen Zielen zu<br />
beeinflussen. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt die Studie „Mit<br />
Geldanlagen die Welt verändern?“<br />
der Sachverständigengruppe<br />
„Weltwirtschaft und<br />
Sozialethik“ der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
die im Februar<br />
in Frankfurt vorgestellt wurde.<br />
Die Bewertung falle jedoch mit<br />
Blick auf alle Strategien und Praktiken<br />
in diesem Bereich nicht gleichermaßen<br />
positiv aus, erklärte<br />
der Leiter des Projekts, Prof. Dr.<br />
Bernhard Emunds (Nell-Breuning-<br />
Institut, Frankfurt). Die Studie<br />
verwendet daher den neutralen<br />
Begriff „ethikbezogenes Investment“<br />
anstelle von „ethisches Investment“<br />
und unterzieht die ethikbezogenen<br />
Formen der Geldanlage<br />
einer differenzierten Evaluation.<br />
Bei einer Tagung des <strong>BKU</strong><br />
und des Zentralkomitees der Katholiken<br />
(ZdK) vor zwei Jahren<br />
zum ethischen Investment sprach<br />
der kurz zuvor zum Vorsitzenden<br />
der Bischofskonferenz gewählte<br />
Freiburger Erzbischof Robert<br />
Zollitsch von einem derartigen<br />
Investment als von einem beachtlichen<br />
Versuch, die Kriterien von<br />
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung<br />
der Schöpfung im Wirtschaftsleben<br />
zur Geltung zu brin-<br />
gen. Doch gab Zollitsch auch zu<br />
bedenken, der Verflechtung der<br />
Wirtschaft und der Unübersichtlichkeit<br />
der Kapitalströme wegen<br />
sei es für Anleger außerordentlich<br />
schwierig, erfolgreiche und ethisch<br />
zuverlässige Unternehmen von<br />
anderen mit zweifelhaftem Ruf<br />
zu unterscheiden. Und Zollitsch<br />
riet, misstrauisch zu sein gegenüber<br />
überhöhten Versprechungen<br />
von Rendite und übertriebenen<br />
Verheißungen von Gerechtigkeit,<br />
Weltfrieden und Nachhaltigkeit<br />
durch Geldanlagen.<br />
Die nun vorgelegte Studie<br />
liest sich wie eine Entfaltung der<br />
damaligen Ausführungen des Erzbischofs.<br />
So kritisierte Emunds, das<br />
nicht wenige Anbieter hier einen<br />
lukrativen Markt und die Chance<br />
entdecken, sich mit Hilfe eines<br />
ethisch klingenden Labels ein neues<br />
Kundensegment zu erschließen.<br />
Um der seriösen Anbieter<br />
willen dürften jedoch die Begriffe<br />
Nachhaltigkeit, Corporate Social<br />
Responsibility und Ethik „nicht zu<br />
billigen Marketing-Instrumenten<br />
verkommen“. Auch sollten Anbieter<br />
ethikbezogenen Investments<br />
keine unrealistischen Erwartungen<br />
hinsichtlich der Renditen wecken.<br />
Ihre Glaubwürdigkeit könnten sie<br />
durch eine „überzeugende Kriterienliste<br />
erhöhen“.<br />
Der Vorsitzende der Sachverständigengruppe,<br />
Prof. Dr. Johannes<br />
Wallacher (München), stellte fest,<br />
ethikbezogenes Investment könne<br />
dann mehr sein als nur eine kleine<br />
Stellschraube innerhalb des Finanzsystems,<br />
wenn es als Zeichen<br />
einer Bewusstseinsveränderung<br />
verstanden werde – als Signal für<br />
die Bereitschaft von Anlegern, die<br />
notwendigen Reformen der politischen<br />
Rahmenbedingungen zu<br />
unterstützen.<br />
Hinweis: Die Studie gibt es zum<br />
<strong>Download</strong> unter: www.dbk.de<br />
Leserbrief<br />
Zum Artikel „Caritas handelt<br />
unternehmerisch - Wohlfahrtsverband<br />
gibt sich (umstrittene)<br />
Leitlinien im <strong>BKU</strong>-Journal<br />
3/2009“ schreibt Niko Roth,<br />
Finanz- und Personalvorstand<br />
des Deutschen Caritasverbandes<br />
e.V:<br />
Im letzten <strong>BKU</strong>-Journal wurden<br />
von mir die Leitlinien für Unternehmerisches<br />
Handeln der Caritas<br />
und deren verbandspolitische Bedeutung<br />
für die Caritas dargestellt.<br />
(...) Im Untertitel des Artikels,<br />
der nicht von mir stammt,<br />
wird suggeriert, dass die Leitlinien<br />
für unternehmerisches Handeln<br />
der Caritas im Verband „umstritten“<br />
sind. Dies kann man aus<br />
meiner Sicht so nicht stehen lassen.<br />
Es ist klar, dass in einem großen<br />
Wohlfahrtsverband wie dem Deutschen<br />
Caritasverband, der von vielen<br />
Mitgliedern getragen wird,<br />
das Thema „Unternehmerisches<br />
Handeln“ auch kontrovers diskutiert<br />
wird. Im Vorfeld der Verabschiedung<br />
der Leitlinien wurde<br />
ein umfassender Beteiligungsprozess<br />
(...) initiiert, an dem sich auch<br />
Unternehmen der Caritas beteiligt<br />
haben. Auf der Delegiertenversammlung<br />
2008 des Deutschen<br />
Caritasverbandes wurden die Leitlinien<br />
nach einer intensiven Debatte<br />
einstimmig beschlossen.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 23<br />
Forum
Aus den Arbeitskreisen<br />
Mikrofinanz-Plattform gegründet<br />
Auf Initiative des <strong>BKU</strong> kooperieren deutsche Entwicklungs-Organisationen<br />
Auf Initiative des <strong>BKU</strong> haben<br />
sich zahlreiche Akteure im Mikrofinanzbereich<br />
zur Mikrofinanz-Plattform<br />
Deutschland<br />
zusammengeschlossen. Ziele<br />
sind der Erfahrungsaustausch<br />
untereinander und die Begleitung<br />
für den Mikrofinanzbereich<br />
wichtiger politischer<br />
Entscheidungsprozesse.<br />
Anlass des Zusammenschlusses<br />
waren die Koalitionsverhandlungen<br />
nach der Bundestagswahl im<br />
vergangenen Jahr. Gemeinsam<br />
wollte man den neuen Regierungsparteien<br />
ans Herz legen, den<br />
Mikrofinanzsektor in der Entwicklungspolitik<br />
stärker zu berücksichtigen.<br />
Mit Erfolg: Die Koalitionsvereinbarung<br />
nennt die<br />
Mikrofinanzierung als ein wichtiges<br />
Instrument. Festgeschrieben<br />
wurde dort auch der Wille, die<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für Mikrofinanz-Investmentfonds<br />
zu verbessern.<br />
Ein erstes Ergebnis der gemeinsamen<br />
Bemühungen war, dass der erste<br />
öffentliche Auftritt des neuen<br />
Entwicklungsministers Dirk Niebel<br />
bei einer vom <strong>BKU</strong> mit organisierten<br />
Berliner Veranstaltung mit<br />
Friedensnobelpreisträger Muhamad<br />
Yunus stattfand.<br />
Zusammenarbeit<br />
24 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Der <strong>BKU</strong> sowie der Deutsche Sparkassen-<br />
und Giroverband haben<br />
gemeinsam mit Partnern der Plattform<br />
einen konkreten Vorschlag zur<br />
Änderung des Investmentgesetzes<br />
erarbeitet. Ziel ist es, dass Mikrofinanz-Investmentfonds<br />
zukünftig<br />
in Deutschland zum öffentlichen<br />
Vertrieb zugelassen werden.<br />
Eine entsprechende Regelung<br />
war zwar bereits 2007 ins Investmentgesetz<br />
geschrieben worden.<br />
Diese enthielt entgegen dem Rat<br />
des <strong>BKU</strong> und anderer Experten<br />
aber Detailbestimmungen, die seither<br />
die Auflegung solcher Fonds in<br />
Deutschland verhindert haben.<br />
Sie vereinbarten die Fortsetzung und Vertiefung der bewährten<br />
Zusammenarbeit zwischen dem <strong>BKU</strong> und der Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung (KAS): KAS-Schatzmeister und <strong>BKU</strong>-Vorstandsmitglied Dr. Franz<br />
Schoser (v.li.), <strong>BKU</strong>-Bundesvorsitzende Marie-Luise Dött, MdB, und der<br />
neue KAS-Vorstandsvorsitzende Hans-Gerd Pöttering, MdEP, Präsident<br />
des Europäischen Parlamentes a.D.<br />
Mikrofinanz-Partner: Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit,<br />
Dirk Niebel (v.li.), Nobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus, Erzbischof<br />
Dr. Ludwig Schick und die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött,<br />
MdB, bei der vom <strong>BKU</strong> mit organisierten Veranstaltung im November<br />
in Berlin. Foto: Peter Unterberg<br />
Nach wie vor sind alle europäischen<br />
Mikrofinanz-Investmentfonds in<br />
Luxemburg aufgelegt.<br />
Die Ankündigung, die Mikrofinanzierung<br />
im Rahmen der deutschen<br />
Entwicklungspolitik stärker<br />
zu fördern, wird von der neuen<br />
Bundesregierung in die Tat umgesetzt.<br />
Im Bundeshaushalt 2010<br />
sind mehrere für diesen Bereich<br />
wichtige Haushaltstitel deutlich erhöht<br />
worden, ebenso die Planungen<br />
für die beiden kommenden<br />
Haushaltsjahre. Damit setzt die<br />
Bundesregierung die Ankündigung<br />
um, zukünftig in der Entwicklungspolitik<br />
stärker auf zivilgesellschaftliche<br />
und wirtschaftliche<br />
Partner zu setzen.<br />
Mitglieder der Mikrofinanz-Plattform<br />
sind neben dem <strong>BKU</strong> und der<br />
AFOS-Stiftung unter anderem<br />
der Deutsche Genossenschaftsund<br />
Raiffeisenverband, die Sparkassenstiftung<br />
für internationale<br />
Kooperation, Oikocredit, Opportunity<br />
International, World Vision,<br />
PlaNet Finance, die W.P.<br />
Schmitz-Stiftung, die Pax Bank, die<br />
Bank im Bistum Essen, Invest in<br />
Vision, die Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
(KfW), die Gesellschaft<br />
für technische Zusammenarbeit<br />
(GTZ) sowie die Deutsche Investitions-<br />
und Entwicklungsgesellschaft<br />
(DEG). Martin J. Wilde
Erste Erfolge der Partnerschaft<br />
Philippinen: AFOS-Stiftung und <strong>BKU</strong> unterstützen Kammer-Aufbau<br />
Seit August 2009 berät die<br />
AFOS-Stiftung für unternehmerischeEntwicklungszusammenarbeit<br />
mit Unterstützung<br />
des <strong>BKU</strong> auf den Philippinen<br />
Wirtschaftsverbände und<br />
Kammern. Hauptpartner ist die<br />
Cebu Chamber of Commerce<br />
and Industry (CCCI).<br />
Die Cebu Chamber wurde in den<br />
1990er Jahren von der Handwerkskammer<br />
Kassel beraten und<br />
hat sich zu einer heute vorbildlich<br />
und professionell arbeitenden<br />
Selbstverwaltungsinstitution der<br />
Privatwirtschaft in der zweitgrößten<br />
Stadt der Philippinen entwickelt.<br />
Mit Unterstützung der<br />
AFOS-Stiftung und des <strong>BKU</strong> will<br />
sie ihre Erfahrungen nun weitergeben.<br />
Ziel der Zusammenarbeit ist es,<br />
acht lokale Kammern auf den Inseln<br />
Negros, (Nord)-Mindanao,<br />
Leyte, Samar, Bohol und Panay in<br />
ihrer Fähigkeit zur Dienstleistung<br />
an ihre Mitglieder und zur politischen<br />
Interessenvertretung zu<br />
stärken. Finanziert wird die Beratung<br />
für zunächst drei Jahre durch<br />
das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung. <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />
Stephan Kunz ist seit acht Monaten<br />
als Langzeitexperte der AFOS-<br />
Stiftung vor Ort.<br />
In einem ersten Schritt wurden<br />
mit den acht Kammern Arbeitsschwerpunkte<br />
diskutiert und<br />
vereinbart. In sektoraler Hinsicht<br />
sind die Schwerpunkte die Weiterverarbeitung<br />
von landwirtschaftlichen<br />
Produkten und Lebensmitteln<br />
sowie Tourismus. Dabei<br />
spielen die Einführung und Einhaltung<br />
von Qualitätsstandards<br />
sowie die Zusammenarbeit der<br />
verschiedenen Akteure entlang<br />
den Wertschöpfungsketten eine<br />
besondere Rolle. Dies gilt vor allem<br />
für die Kooperation zwischen<br />
den landwirtschaftlichen Primär-<br />
Aus den Arbeitskreisen<br />
Vereinbarten die Schwerpunkte der Zusammenarbeit, sitzend v.l.: AFOS-<br />
Projektreferentin Christina Padilla, die frühere Hauptgeschäftsführerin<br />
der Cebu Chamber und heutige AFOS-Mitarbeiterin Teri Pono, AFOS-<br />
Vorstand und <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Martin J. Wilde, stehend: CCCI-Präsident<br />
Samuel Chioson (3.v.l.), CCCI-Past Präsident Francis Monera<br />
(2.v.l.), AFOS-Experte Dr. Stepfan Kunz (2.v.r.).<br />
erzeugern und den weiterverarbeitenden<br />
Kleinbetrieben sowie<br />
zwischen diesen untereinander zur<br />
Vermarktung ihrer Produkte.<br />
Der Zugang zu Finanzdienstleistungen<br />
und die (Weiter-)Bildung<br />
der Kleinunternehmer<br />
sind auch auf den Philippinen<br />
zentrale Herausforderungen. Gemeinsam<br />
mit Mitgliedern der Cebu<br />
Chamber und der von den Steyler<br />
Missionaren geführten San Carlos<br />
Universität sollen in diesen beiden<br />
Bereichen innovative Konzepte erarbeitet<br />
und weiterentwickelt werden.<br />
Bereits heute gibt es interessante<br />
und erfolgreiche Ansätze,<br />
duale Ausbildungskurse sowohl<br />
für jugendliche Auszubildende und<br />
Universitätsstudenten wie auch<br />
für bereits aktive Kleinunternehmer<br />
anzubieten. In Überlegung ist<br />
auch die Einrichtung eines dualen<br />
Aus- und Fortbildungskurses für<br />
Mikrofinanz. Martin J. Wilde<br />
Die Herstellung lokaler Nudeln in einem mittelständischen Betrieb in<br />
Butuan/Nordmindanao.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 25
Aus den Arbeitskreisen<br />
Fortschritt oder Dekadenz?<br />
Allensbach-Umfragen zur Rolle der Kirchen<br />
Georg Paul Hefty bezeichnete<br />
es kürzlich als „Sensation“, dass<br />
lediglich „acht Prozent im<br />
Westen und sechs Prozent im<br />
Osten“ den Kirchen zugestehen,<br />
„Deutschland besonders vorangebracht“<br />
zu haben. Der Geistliche<br />
Berater des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr.<br />
Lothar Roos, findet dieses Ergebnis<br />
nicht erstaunlich.<br />
Hefty beschrieb die „Sensation“ in<br />
seinem Artikel „Alles über die Berliner<br />
Republik“, der in der Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung vom<br />
4. März 2010 erschienen ist und der<br />
über das „Allensbacher Jahrbuch<br />
der Demoskopie 2003 – 2009“ berichtet.<br />
Ich würde es im Gegenteil<br />
für bedenklich halten, wenn die Kirchen<br />
in dieser Frage etwa ähnlich<br />
hohe Zahlen erreichen würden wie<br />
die „Unternehmer“ (76 Prozent)<br />
oder die „Wissenschaftler“ (68 Prozent).<br />
Denn dann hätten die Kirchen<br />
ihren Auftrag verfehlt.<br />
In die richtige Richtung geht<br />
allerdings die besorgte Frage des<br />
Autors, ob denn die „Beiträge ... zur<br />
Fundierung des Sozialstaates ...<br />
durch die Katholische Soziallehre<br />
und die evangelische Sozialethik so<br />
schnell in Vergessenheit geraten“<br />
seien. Die sozialethische Aufgabe<br />
der Kirchen besteht vor allem darin,<br />
die Gesellschaft vor dem Ver-<br />
Heiters<br />
Johannes Paul II:<br />
Zu Ehren des Papstes aus<br />
Polen mühte sich ein Prälat,<br />
Polnisch zu lernen. Stolz auf<br />
das, was er gelernt hatte,<br />
überraschte er den Papst eines<br />
Tages mit dem Satz: „Wie<br />
geht es dem Hündchen heute?“<br />
Der Papst lachte nur:<br />
„Wau, wau !“<br />
Quelle: Webseite von Weihbischof<br />
Dr. Andreas Laun<br />
26 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
gessen ihrer Wertegrundlagen<br />
und des ihnen entsprechenden<br />
Menschenbildes zu bewahren.<br />
Robert Spaemann hat einmal gesagt:<br />
Wenn wir über die Trümmer<br />
einer untergegangenen Kultur<br />
schreiten, dann sollten wir überlegen,<br />
was die Menschen dieser<br />
Kultur vergessen haben, bevor der<br />
Untergang über sie hereinbrach.<br />
Wir haben zum Beispiel vergessen,<br />
dass – nach einem Wort von Paul<br />
Kirchhof – die „Lehre von der<br />
Gottebenbildlichkeit des Menschen<br />
der wichtigste Freiheitsund<br />
Gleichheitssatz der Rechtsgeschichte“<br />
darstellt.<br />
Hinter dem Begriff „voranbringen“<br />
verbirgt sich die gefährliche<br />
Illusion, es müsse immer<br />
alles „besser“ werden, ohne nach<br />
dem Preis zu fragen, den wir für<br />
den jeweiligen „Fortschritt“ zu<br />
zahlen haben, etwa, dass wir inzwischen<br />
der demografisch ernstesten<br />
Situation unserer modernen<br />
Geschichte entgegentaumeln. Je erfolgreicher<br />
wir „vorangebracht“<br />
werden, desto leichter vergessen<br />
wir, warum es uns gut geht.<br />
Auf diese Gefahr hinzuweisen sowie<br />
die im christlichen Menschenbild<br />
verankerten Grundwerte<br />
und sozialen Tugenden im Bewusstsein<br />
zu halten und zu pflegen,<br />
darin besteht die gesellschaftliche<br />
Diakonie der Kirchen. Das<br />
Christentum soll die Gesellschaft<br />
nicht „voranbringen“, sondern einen<br />
Maßstab vermitteln, der den<br />
Menschen hilft, Fortschritt von<br />
Dekadenz zu unterscheiden.<br />
Glauben leben<br />
Wie gut dies den Kirchen<br />
gelingt, ist eine andere Frage.<br />
Aber für eine Bevölkerung, deren<br />
Mehrheit (49 Prozent im Westen<br />
und 64 Prozent im Osten) laut Allensbach<br />
nicht einmal (mehr) weiß,<br />
dass die Bundesrepublik Deutschland<br />
1949 gegründet wurde, stellt<br />
es eine intellektuelle Überforderung<br />
dar, den Beitrag der Kirchen zu<br />
dem, was uns tatsächlich „voranbringt“,<br />
beurteilen zu können.<br />
Insofern stellt das Allensbacher<br />
Ergebnis keine „Sensation“ dar,<br />
sondern war zu erwarten. Um so<br />
wichtiger ist es, dass Organisationen<br />
wie der <strong>BKU</strong> darüber aufklären,<br />
dass das Konzept der „Sozialen<br />
Marktwirtschaft“ ohne das<br />
christliche Menschenbild und die<br />
damit verknüpften Prinzipien der<br />
Subsidiarität und Solidarität überhaupt<br />
nicht entstanden wäre. Hätte<br />
man sich weltweit an dieses<br />
Konzept gehalten, dann wäre uns<br />
die gegenwärtige Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise erspart geblieben.<br />
Das Gute daran ist: Jetzt lässt sich<br />
wieder leichter verständlich machen,<br />
was uns tatsächlich „voranbringt“.<br />
Lothar Roos
Benedikt für Unternehmer<br />
Die Ordensregel als Management-Ratgeber<br />
Die Regel des Heiligen Benedikts<br />
ist seit Jahren eine beliebte<br />
Vorlage für Managmentseminare.<br />
Frank Brose, Mitarbeiter<br />
der Agentur anders.beraten<br />
des <strong>BKU</strong>-Mitgliedes<br />
Andree Brüning, hat sie im Buch<br />
„Mönchspower“ verarbeitet.<br />
Brose schreibt, dass viele bis heute<br />
gültigen Grundlagen für die Organisation<br />
moderner Unternehmen<br />
in Klöstern entstanden sind. Dagegen<br />
seien die ethischen Grundregeln<br />
nahezu in Vergessenheit<br />
geraten, bedauert er. Denn er<br />
E. Jünnemann/G. Kilz (Hg.): Die<br />
Zehn Gebote, Bonifatius-Verlag<br />
Paderborn, 2009, 176 S., € 19,90.<br />
E. Jünnemann/H. Theisen: Zehn<br />
Gebote für Europa, Altius-Verlag<br />
Erkelenz, 2009, 300 S., € 29,90.<br />
Die Zehn Gebote bleiben ein<br />
wichtiger Leitfaden für ethisches<br />
Verhalten. Nachdem der<br />
<strong>BKU</strong> vor Jahren seine „Zehn<br />
Gebote für die Wirtschaft” herausgegeben<br />
hat, übersetzen<br />
nun zwei neue Bücher den<br />
Dekalog in die Gegenwart.<br />
In „Die Zehn Gebote – Orientierung<br />
für gerechte Strukturen“ erläutern<br />
Elisabeth Jünnemann und<br />
Gerhard Kilz, dass viele Unternehmen<br />
heute Riskikomanagement<br />
durch Moral betreiben. Und da<br />
Moral ein Programm brauche, suchen<br />
sie Orientierungshilfen. Dabei<br />
kommen interessante Ansätze<br />
glaubt, dass die Einhaltung ethischer<br />
Werte die meisten Skandale<br />
und Pleiten der vergangenen Jahre<br />
verhindert hätte.<br />
Bei der Vorstellung der Benedikts-Regeln<br />
folgt er einer originellen<br />
Gliederung: Der Originaltext<br />
wird abschnittsweise dokumentiert.<br />
Im Wechsel folgen dann<br />
Umzetzungsvorschläge für die<br />
Praxis im Unternehmen.<br />
So heißt es im Originaltext: „Vom<br />
heiligen Osterfest bis Pfingsten<br />
wird immer wieder das Halleluja<br />
gesungen.“ Daraus macht Brose:<br />
„Einmal jährlich richtet die Ge-<br />
10 Gebote für heute<br />
Zwei neue Bücher übersetzen die alte Vorlage<br />
heraus: Das vierte Gebot (Eltern<br />
ehren) wird übersetzt als Beschäftigungsförderung<br />
für ältere Mitarbeiter.<br />
Das Tötungsverbot wird<br />
auf die Ebene der verlässlichen Beziehungen<br />
und der schädlichen<br />
Produkte gehoben. Den Ehebruch<br />
(sechstes Gebot) weiten die Autoren<br />
aus in den Bereich der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen.<br />
Auch am zweiten Werk ist<br />
Jünnemann beteiligt, dieses Mal<br />
mit Heinz Theisen. Für ihre „Zehn<br />
Gebote für Europa - Der Dekalog<br />
und die europäische Wertegemeinschaft“<br />
schreiben prominente<br />
Autoren: Prälat Karl Jüsten, Leiter<br />
des Kommissariates der Deutschen<br />
Bischöfe, greift die Frage des Gottesbezuges<br />
in der EU auf, Ministerpräsident<br />
a.D. Dieter Althaus<br />
macht sich Gedanken über den<br />
Sonntag und Jürgen Rüttgers über<br />
die Soziale Marktwirtschaft.<br />
Ein Teil der Beiträge ist recht<br />
theologisch, andere eher allgemeinpolitisch.<br />
Hier empfiehlt sich<br />
vorab ein Blick ins Inhaltsverzeichnis,<br />
um die eigenen Interessen<br />
und das Angebot abzugleichen.<br />
Beide Bücher belegen, dass die<br />
inspirierende Kraft der Zehn Gebote<br />
noch heute wirkt.<br />
Frank Brose: Mönchspower, Herzogenrath<br />
2010, 329 Seiten,<br />
€ 49.-. Bezug über info@anderpunktberaten.de<br />
schäftsführung für alle Mitarbeiter<br />
eine Veranstaltung aus, in der sowohl<br />
der wirtschaftliche Erfolg als<br />
auch die herausragenden ethischen<br />
Leistungen des Unternehmens<br />
während des vergangenen Jahres<br />
im feierlichen Rahmen begangen<br />
werden.“ So praktisch kann Religion<br />
sein. Unt<br />
Gesang als<br />
Erfolgsfaktor<br />
Musik kann positiv auf´s Gemüt<br />
wirken und psychische Stabilität<br />
vermitteln - ein Erfolgsfaktor auch<br />
für Unternehmer. Ein gelungenes<br />
Beispiel dafür ist die CD „Erfrischende<br />
Weisen“. Sie fasst die 23<br />
besten Titel aus Musik-Wettbewerben<br />
der Pfadfinder zusammen.<br />
Herausgekommen ist eine bunte<br />
Mischung von deutschen wie internationalen<br />
Stücken (The<br />
Cowboy`s Dream, Stenka Rasin)<br />
und Neukreationen bis hin zu Beispielen<br />
jüdischer Tradition wie<br />
„Sag nischt keinmol“. Was sich in<br />
der Liedsammlung äußert, ist eine<br />
bemerkenswerte Frische, die ansteckend<br />
wirkt.<br />
Die CD gibt es für zwölf Euro bei<br />
Profiakquise Dr. Langhans, info@profi-akquise.de,<br />
Fax 0731 9310601 –<br />
in höheren Auflagen auch als Geschenk-CD<br />
mit eigenem Logo.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 27<br />
Rezensionen
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
„Es war eine unglaubliche Zeit!“<br />
Erinnerungen an die Gründung des <strong>BKU</strong> in der DDR vor 20 Jahren<br />
Monsigniore Karl-Heinz Ducke betet mit Dr. Jürgen Kiowski und Cornelius<br />
G. Fetsch bei der Gründungsversammlung des <strong>BKU</strong>-Ost.<br />
Was waren das für Frauen und<br />
Männer, die sich am 21./22<br />
April 1990 in der Berliner Gemeinde<br />
Corpus Christi zur<br />
Gründung eines <strong>BKU</strong> in der<br />
DDR trafen? Sie hatten Begeisterung<br />
über die nun gegebenen<br />
Möglichkeiten, einen festen<br />
Glauben, Hoffnung, Mut und<br />
Risikobereitschaft. Sie alle<br />
hatten aber natürlich auch<br />
Angst, weil sie wussten, dass<br />
ihnen vieles noch fehlte.<br />
Ab November 1989 glaubten wir<br />
an die Chance, eine demokratische<br />
DDR zu errichten. Viele von<br />
uns suchten, zunächst zögernd, den<br />
Platz, an dem sie etwas Wichtiges<br />
bewirken konnten. Wir, die wirtschaftsorientierten<br />
Katholiken, studierten<br />
intensiv die Soziale Marktwirtschaft<br />
und die Katholische Soziallehre:<br />
Daraus musste das Wirtschaftskonzept<br />
einer ganz anderen<br />
DDR werden, Unternehmer müssten<br />
dabei eine tragende Rolle spielen.<br />
Die Katholiken würden wir im<br />
<strong>BKU</strong> in der DDR organisieren.<br />
Ab Dezember bereiteten wir mit einer<br />
Initiativgruppe, in engem Dialog<br />
mit dem westdeutschen <strong>BKU</strong>,<br />
alles vor. Im damaligen <strong>BKU</strong>-Bundesvorsitzenden<br />
Cornelius G.<br />
Fetsch fanden wir einen Ratgeber<br />
und praktischen Helfer. Mit Veröffentlichungen<br />
in der DDR-Presse<br />
und Altarvermeldungen ge-<br />
28 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
wannen wir Interessenten. Bei jedem<br />
Bewerber befragten wir den<br />
Heimatpfarrer. Das alles war<br />
schwierig: Niemand kannte uns.<br />
Und in katholischen Kreisen empfanden<br />
es viele als abartig, nun einen<br />
<strong>BKU</strong> zu gründen. „Die Menschen<br />
haben es doch satt, organisiert<br />
zu werden. Lasst sie in Ruhe“,<br />
sagte mir ein Pfarrer.<br />
In der Messe zur Gründung<br />
gab der Berliner Kardinal Georg<br />
Sterzinski seiner Hoffnung Ausdruck,<br />
dass katholische Unternehmer<br />
die Eucharistie als Ausdruck<br />
ihrer Gemeinschaft mit<br />
Christus sehen und auch im Alltag<br />
leben. Als geistlichen Berater konnten<br />
wir Wilhelm Ernst gewinnen,<br />
Professor am Priesterseminar<br />
Erfurt. Unser Programm war situationsbedingt<br />
sehr konkret und<br />
sehr praktisch. Wir wählten einen<br />
Vorstand und starteten mit 51<br />
Mitgliedern. Diese Zahl stieg dann<br />
schnell.<br />
Schnell entwickelten wir ein<br />
Konzept für die Wirtschaft der<br />
DDR. Im Beirat des Wirtschaftsministeriums<br />
hatte ich gute Gelegenheit,<br />
dieses dann zu vertreten.<br />
Jürgen Mainitz, Westberliner Anwalt,<br />
trat bei uns ein und half unseren<br />
Mitgliedern sehr wirksam in<br />
den uns unbekannten Rechtsfragen,<br />
meist kostenlos. Von April<br />
1990 bis September 1991 gaben<br />
wir einen Rundbrief heraus.<br />
Der <strong>BKU</strong> stellte uns einen Berater<br />
für die Gründungsphase der Firmen<br />
zur Verfügung. Dies war eine<br />
unglaubliche Zeit. Wir erreichten<br />
sehr vieles für unsere Mitglieder.<br />
Manchen nachsozialistischen<br />
Adressaten unserer Briefe<br />
schien allein das „K“ in unserem<br />
Verbandsnamen in Hypnose zu<br />
versetzen. Die Monate zwischen<br />
Wende und deutscher Einheit waren<br />
ein rechtsfreier Raum. Auch<br />
wir nutzten dies, aber katholisch.<br />
Wir erreichten scheinbar Unmögliches:<br />
Der Leiter einer DDR-<br />
Genossenschaft etwa wurde ohne<br />
Geld geschäftsführender Gesellschafter<br />
der gleichnamigen GmbH<br />
& Co. KG. Seine Genossenschaftler<br />
hatten ihm vertraut und ihm<br />
ihre Anteile kostenlos übertragen.<br />
Am 9. November 1990 vereinigten<br />
wir uns in Münster mit dem<br />
westdeutschen <strong>BKU</strong>. Nicht alle<br />
Mitglieder in der ehemaligen DDR<br />
hielten das für gut. Sie fürchteten,<br />
dass ihre Gründer-Interessen im<br />
etablierten <strong>BKU</strong> zu kurz kommen<br />
würden. Sie wollten weiter die<br />
konkrete praktische Hilfe, den<br />
Dialog mit existentiell kämpfenden<br />
Unternehmern.<br />
Viele Katholiken aus der<br />
ehemaligen DDR führen heute<br />
gute Unternehmen. Einige schafften<br />
es nicht, obwohl auch sie sicher<br />
alles versuchten. Einige verließen<br />
den <strong>BKU</strong>. Auf den folgenden Seiten<br />
geben Mitglieder erstaunliche<br />
Berichte. Sie alle sind engagiert katholisch,<br />
Eigentümer ihrer Firmen,<br />
hatten Erfolg, machten anderen<br />
Mut. Sie alle geben dem<br />
<strong>BKU</strong> aber auch wichtige Botschaften<br />
für die Zukunft. Wir sollten<br />
diese aufgreifen.<br />
Dr. Jürgen Kiowski,<br />
Gründungsvorsitzender<br />
des <strong>BKU</strong> in der DDR.
Die Freiheit ist das höchste Gut<br />
<strong>BKU</strong>-Unternehmer aus der DDR: Werner Sygnecki aus Neuenhagen<br />
Als ich, noch in der DDR, in<br />
den <strong>BKU</strong> eintrat, hoffte ich auf<br />
eine uneingeschränkte, ehrliche,<br />
uneigennützige und vorurteilsfreie<br />
Solidarität der Mitglieder<br />
aus dem Westen mit<br />
uns. Wahrscheinlich war meine<br />
Erwartung aber zu verklärt,<br />
vielleicht auch etwas naiv.<br />
Für einige hilfreiche Gespräche mit<br />
fairen und nicht schulmeisterlichen<br />
<strong>BKU</strong>-Mitgliedern bin ich noch<br />
heute dankbar. Viele andere blieben<br />
aber weit unter ihren Möglichkeiten,<br />
uns zu helfen. Manches tat<br />
weh: Ein angesehenes <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
belächelte mich mitleidig,<br />
als ich ihm von meinem grenzenlosen<br />
Glauben an die Soziale<br />
Marktwirtschaft und an eine faire,<br />
seriöse Solidargemeinschaft von<br />
Unternehmern besonders im <strong>BKU</strong><br />
vorschwärmte. Er machte mir<br />
klar, wie man es tun müsse: Unternehmen<br />
in den neuen Bundesländern<br />
kaufen, die Mitarbeiter<br />
entlassen und die Immobilie dann<br />
für ein Mehrfaches wieder verkaufen.<br />
Er sei schließlich Millionär<br />
und sein Eigentum verpflichte ihn.<br />
Ich gründete lange vor der Wende<br />
im Auftrag des Bistums Berlin<br />
die Bistums-Bauhütte, um für die<br />
damals 75 Pfarrkirchen und andere<br />
kirchliche Häuser die notwendigen<br />
Bauleistungen zu sichern.<br />
Nach dem Mauerfall hatte die<br />
Bauhütte ihre Schuldigkeit getan<br />
– meinte man im Ordinariat. Die<br />
Lösung: Abwicklung der 161 Mitarbeiter<br />
und Arbeitslosigkeit.<br />
Mit meinem Protest gegen dieses<br />
Vorgehen meiner Katholischen<br />
Kirche erntete ich in ihren Reihen<br />
nur Spott. So entschloss ich mich<br />
mit Wut, Enttäuschung und Gottvertrauen<br />
zur Unternehmensgründung,<br />
da ich mich gegenüber<br />
den vielen Handwerkern, die ich<br />
von volkseigenen Betrieben zur<br />
Kirche geholt hatte, in der Pflicht<br />
fühlte.<br />
Er rettete die Ostberliner Bistums-Bauhütte vor der Abwicklung:<br />
Werner Sygnecki.<br />
Heute können wir über einen erfolgreichen<br />
Weg und eine erfolgreiche<br />
Firma berichten. In einem<br />
schwierigen Prozess entwickelten<br />
wir uns zum Generalübernehmer,<br />
schufen uns ein eigenes Grundstück<br />
mit Büroneubau, finanzieren heute<br />
unsere Projekte hochgradig allein.<br />
In zahlreichen Geschäftsfeldern<br />
des Ingenieurtechnischen Hochund<br />
Stahlbetonbaues haben wir<br />
viele große und kleine Projekte<br />
realisiert. Dazu gehören Restaurierungsarbeiten<br />
auf der Berliner<br />
Museumsinsel, internationale Projekte<br />
in Pakistan, Kambodscha,<br />
Finnland und Estland und viele<br />
Kirchenbauten. Seit 15 Jahren<br />
bilden wir Maurer, Zimmerer,<br />
Trockenbauer, Stuck-Facharbeiter<br />
und im Rechnungswesen aus.<br />
Mein Fazit 20 Jahre nach<br />
der Wende: Freiheit ist das<br />
höchste Gut. Für meine Freiheitsideale<br />
musste ich nach meinem<br />
1962 gescheiterten Versuch, im<br />
Schlauchboot über die Ostsee die<br />
Freiheit zu erlangen, bittere Unfreiheit<br />
in Kauf nehmen. Alles, was<br />
ich dann anstellte, war richtig:<br />
Ich habe begriffen, dass Unternehmer<br />
immer etwas unternehmen<br />
müssen, im Kleinen wie im Großen.<br />
Ich stellte fest, dass sich viele<br />
Westdeutsche überschätzten und<br />
viele Ostdeutsche unterschätzen.<br />
Für mich war der Mauerfall ein<br />
großes Geschenk des Himmels.<br />
Die Grundsätze der Katholischen<br />
Soziallehre sind Handlungsbasis<br />
unserer Firma. Ich setze<br />
weiterhin unerschrocken auf<br />
Glaubwürdigkeit, Seriosität, ethisches<br />
Miteinander und eine Solidargemeinschaft<br />
im Umgang mit<br />
unseren Kunden. Damit, das ist<br />
mein Credo, ist Zukunft immer gesichert.<br />
Inzwischen wird bei uns die<br />
nächste Führungsgeneration in<br />
diesem Sinne vorbereitet.<br />
Vom <strong>BKU</strong> wünsche ich mir<br />
weniger Selbstgefälligkeit, verklärende<br />
Darstellungen und Rhetorik.<br />
Dafür mehr Bescheidenheit,<br />
mehr persönliches Zugehen auf<br />
kleine und neue Unternehmen,<br />
um sie für den <strong>BKU</strong> zu werben. Ich<br />
wünsche mir Hilfestellung bei bedrohten<br />
Unternehmen, auch Überlegungen,<br />
ob unsere Statuten<br />
noch zeitgemäß sind. Ich wünsche<br />
mir eine wirksame Offensive,<br />
damit der <strong>BKU</strong> noch besser bekannt<br />
wird. Wir sollten Qualitätsvolleres<br />
tun, die Anerkennung<br />
kommt dann von selbst.<br />
Werner Sygnecki, www.hsab-berlin.de<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 29
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
„Ich bin angekommen“<br />
<strong>BKU</strong>-Unternehmer aus der DDR: Martin Völz aus Prenzlau<br />
Unsere Elektrohandwerksfirma<br />
wurde 1926 vom Großvater gegründet,<br />
1952 vom Vater übernommen<br />
und bis 1989 durch die<br />
Höhen und Tiefen des Sozialismus<br />
geführt.<br />
Die Wende brachte für uns Handwerker<br />
betriebswirtschaftlich kaum<br />
Änderungen. Im <strong>BKU</strong> kam mir<br />
aber bald die Erkenntnis, Unternehmer<br />
sein ist positiv. Die christliche<br />
Verantwortung bedingt einen<br />
fairen Umgang mit den Kunden<br />
und den Beschäftigten. Für diese<br />
Erkenntnis bin ich dem <strong>BKU</strong> dankbar.<br />
Sie hat mir über manches<br />
Tief hinweg geholfen.<br />
Ab 1990 wuchsen wir schnell. Dieser<br />
Boom endete aber ebenso<br />
schnell. Durch die Wartung von<br />
Windkraftanlagen konnte ich aber<br />
ein neues Geschäftsfeld realisieren.<br />
Wir werden als Firma wohl<br />
klein bleiben und das weiter machen,<br />
was wir gut können: indivi-<br />
30 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Elektrohandwerk in dritter Generation:<br />
Martin Völz<br />
duell kleine Aufträge in persönlicher<br />
Kundenbetreuung erfüllen. Den<br />
Bereich Windkraft will ich noch<br />
ausbauen.<br />
Ich bin angekommen im vereinigten<br />
Deutschland. Vor zehn Jahren<br />
verloren sich die Vergleiche mit der<br />
DDR-Zeit. Sorgen und Freuden<br />
sind inzwischen gleichermaßen im<br />
Land verteilt. Jetzt missfällt mir<br />
aber die Unüberschaubarkeit vieler<br />
Arbeits- und Lebensbereiche. Gesellschaftliche<br />
Visionen verkommen<br />
in unfruchtbaren Diskussionen<br />
und Experimenten.<br />
Freiheit heißt, Entscheidungen zu<br />
treffen. Das macht das Leben spannend.<br />
Mir stehen viele Möglichkeiten<br />
offen. Ich versuche, den Spagat<br />
hinzubekommen zwischen dem, was<br />
mir Freude macht, und den Zwängen,<br />
mein tägliches Brot zu verdienen.<br />
So versuche ich, ein bewusstes<br />
Leben zu führen. Ich bin froh darüber,<br />
dass es keine Institution<br />
mehr gibt, die meint, bereits zu<br />
wissen, was gut für mich ist. Die<br />
<strong>BKU</strong>-Gruppe Berlin ist meine katholische<br />
Heimat geworden. Hier<br />
kann ich mich auf hohem Niveau<br />
mit meinem Glauben auseinandersetzen.<br />
Der <strong>BKU</strong> muss die Heimat<br />
der katholischen Unternehmer sein.<br />
Die themenorientierte Gruppe<br />
scheint mir die Zukunft kirchlicher<br />
Basisarbeit zu sein. Martin Völz<br />
„Weniger reden, mehr tun“<br />
Klaus Mischke betreibt in Greifswald eine MAN-Niederlassung<br />
Klaus Mischke aus Greifswald<br />
Im Mai 1990 erfuhr ich auf<br />
dem Katholikentag in Berlin<br />
vom <strong>BKU</strong>. Der Flyer „Selbstverständnis<br />
und Programm“<br />
(DDR-Fassung) sprach mir aus<br />
dem Herzen.<br />
Dieser Anspruch, so war mir sofort<br />
klar, hilft bei der Erneuerung der<br />
Wirtschaft und der Errichtung<br />
einer menschenwürdigen Gesell-<br />
schaft in christlicher Verantwortung.<br />
Durch die <strong>BKU</strong>-Gruppe Berlin<br />
erhielt ich jahrelang hervorragende<br />
juristische und betriebswirtschaftliche<br />
Unterstützung.<br />
Enttäuscht war ich aber über einige<br />
Unternehmensberater aus dem<br />
<strong>BKU</strong>.<br />
Nach der Wende leitete ich zunächst<br />
eine Firma mit 450 Mitarbeitern,<br />
die ein Berliner Unternehmer<br />
von der Treuhand gekauft<br />
hatte. Als ich ihn auf seine<br />
Pflichten gegenüber der Treuhand<br />
hinwies, die er nicht erfüllte,<br />
entließ er mich. So gründete ich<br />
1991 mit großem persönlichem<br />
Risiko die Greifen-Fahrzeuge &<br />
Maschinen Service GmbH. Wir begannen<br />
mit fünf Mitarbeitern,<br />
nun sind es 32, davon drei Azubis.<br />
Ich bin Optimist wie eh und je mit<br />
dem nötigen Gottvertrauen und<br />
hoffe, dass die Firma, in der auch<br />
mein Sohn als Geschäftsführer tätig<br />
ist, die Turbulenzen der Finanzund<br />
Wirtschaftskrise überstehen<br />
wird.<br />
Mir hat der <strong>BKU</strong> nach der<br />
Gründungsphase nicht mehr viel<br />
gegeben, abgesehen von einigen<br />
guten religiösen Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Die Tagungen beschäftigen<br />
sich nach meiner Auffassung<br />
mit zu viel theoretischen<br />
und wissenschaftlichen Themen,<br />
die mir im täglichen Leben nicht<br />
weiterhelfen. So folge ich dem<br />
Gründer des <strong>BKU</strong> in der DDR,<br />
Kiowski, der unserem Bund bei 60<br />
Jahre <strong>BKU</strong> in Berlin empfahl „Weniger<br />
reden, mehr tun.“<br />
Klaus Mischke, www.man-greifswald.de
Kybernetik und Schließsysteme<br />
<strong>BKU</strong>-Unternehmer aus der DDR: Vater und Sohn Kiowski aus Berlin<br />
Vater Jürgen beriet<br />
mit Ingenieuren aus<br />
der DDR<br />
Aus einem ehemaligenDDR-Kombinat<br />
kommend, war<br />
ich nach Umwandlung<br />
dieses Kombinates<br />
in eine AG dort<br />
in der Zentrale für<br />
die Restrukturierung<br />
zuständig.<br />
Das brachte mir viel<br />
Kontakt mit namhaften Consultingfirmen.<br />
Schnell erkannte ich,<br />
dass manches in meinem Knowhow<br />
besser war. Ich hatte in der<br />
DDR, wohl unbemerkt von den<br />
Ideologiehütern, eine Doktorarbeit<br />
geschrieben, in der ich aus der damals<br />
neuen Kybernetik Lösungen<br />
zur Gestaltung von Wirtschaftssystemen<br />
entwickelte. Dabei erkannte<br />
ich das mir bislang unbekannte<br />
Prinzip der Subsidiarität<br />
als Prinzip der Selbstorganisation.<br />
Die Kybernetik sieht darin einen<br />
wesentlichen Faktor für die optimale<br />
Stabilität großer Systeme.<br />
Ein Schlüsselerlebnis nach der<br />
Wende war der Besuch bei einem<br />
renommierten Professor für Produktionsplanung<br />
in Hannover. Er<br />
hörte sich unsere Erkenntnisse an<br />
und sagte dann: „Ich bin sehr beeindruckt.<br />
Dieses von Ihnen schon<br />
praktizierte Wissen ist in Westdeutschland<br />
völlig unbekannt.“<br />
Auch das gab es also.<br />
So entschloss ich mich 1994, da<br />
war ich 56, in die Consultingbranche<br />
zu gehen. Mit einer Firma<br />
aus Schwaben gründete ich die<br />
Firma MBS.GU, die mir bald zu 75<br />
Prozent gehörte. Management-,<br />
Rationalisierungs- und Einkaufsprojekte<br />
für deutsche amerikanische<br />
Firmen führten uns bis Spanien<br />
und in die Ukraine.<br />
Mit Erfolg setzte ich Ingenieure<br />
ein, die in der DDR schon Lei-<br />
tungsfunktionen im Rationalisierungsprozess<br />
hatten. Es war mir<br />
lieb, wenn sie über 50 waren. Oft<br />
kamen sie aus der Arbeitslosigkeit.<br />
Sie hatten sofort Erfolg beim Kunden.<br />
Und: Sie waren<br />
loyal, eine sonst in<br />
der Branche nie sichere<br />
Eigenschaft.<br />
Natürlich mussten<br />
wir lange unser Geheimnis<br />
hüten, dass<br />
wir alle „Ossis“ sind.<br />
2006 verkaufte ich<br />
die Firma. Wir hatten<br />
da zwölf Jahre<br />
Gewinn gemacht. Nicht einmal in<br />
dieser Zeit diskutierte ein Kunde<br />
über unser Honorar. Alle unsere<br />
Rechnungen wurden bezahlt. Die<br />
Gehälter der sechs Mitarbeiter<br />
waren immer zu 100 Prozent vom<br />
Erfolg abhängig. Das führte sie alle<br />
zu unternehmerischem Denken<br />
und Handeln. Die Firma ist noch<br />
aktiv. Ich bin unglaublich dankbar,<br />
dass ich dies alles durch die Wende<br />
erleben durfte.<br />
Dr. Jürgen Kiowski, www.mbs-gu.de<br />
Sohn Stefan liefert<br />
Schließanlagen<br />
Im Oktober 1990 ging ich in<br />
Kurzarbeit mit dem festen<br />
Vorsatz, eine Firma zu gründen.<br />
Eine vage Vorstellung hatte ich<br />
schon einige Jahre davor, die<br />
aber in der DDR nicht umsetzbar<br />
war.<br />
Am 5. März 1991 war der erste Arbeitstag<br />
der Firma „Stefan Kiowski<br />
Schlüssel-Schlösser-Beschläge -<br />
Alles für die Tür“. Seitdem ist aus<br />
einem Ein-Mann-Handwerksunternehmen<br />
das etablierte, innovativeDienstleistungsunternehmen<br />
Kiowski Sicherheitstechnik<br />
mit drei Mitarbeitern entstanden.<br />
Wir arbeiten für das Erzbistum<br />
Berlin, die Staatlichen Museen<br />
und haben hunderte Wohn-<br />
Die Schlösser im Berliner Fernsehturm<br />
haben Stefan Kiowski<br />
und seine Mitarbeiter eingebaut.<br />
häuser ausgestattet. Besonders<br />
stolz sind wir, dass die komplette<br />
Schließanlage in Deutschlands<br />
höchstem Gebäude, dem Berliner<br />
Fernsehturm, von uns ist. Die<br />
Schaffung weiterer Arbeitsplätze<br />
erscheint realistisch.<br />
Die Wende war für mich und meine<br />
Familie die bedeutendste Veränderung<br />
in unserem Leben und<br />
hat uns phantastische Entwicklungsmöglichkeiten<br />
gegeben, die<br />
wir genutzt haben.<br />
Vom <strong>BKU</strong> erwarte ich eine deutlich<br />
größere Präsenz auf der politischen<br />
Bühne mit dem Willen,<br />
das Land wirtschaftlich und politisch<br />
positiv zu verändern. Als<br />
ich in den <strong>BKU</strong> eintrat, erwartete<br />
ich aktive Unterstützung durch<br />
etablierte Mitglieder und ein Netzwerk.<br />
Diese Erwartungen haben<br />
sich nicht erfüllt. So bin ich dann<br />
Ende der 90er Jahre wieder aus<br />
dem <strong>BKU</strong> ausgetreten.<br />
Stefan Kiowski, www.kionet.de<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 31
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Der reprivatisierte Familienbetrieb<br />
<strong>BKU</strong>-Unternehmer aus der DDR: Peter Kopf aus Cottbus<br />
Mein Großvater Fritz Kopf<br />
gründete 1933 als Ingenieur für<br />
Heizungs- und Sanitärtechnik<br />
in Cottbus unsere Firma, die<br />
sich auch noch heute dort befindet.<br />
Mein Vater erweiterte die Firma<br />
später durch die Lüftungs- und Klimatechnik,<br />
heute unser Hauptbeschäftigungsfeld.<br />
Ein eigenes Unternehmen<br />
zu leiten, ist mir also<br />
wohl in die Wiege gelegt. Mit<br />
Schmerzen musste ich aber feststellen,<br />
dass mir dieser Weg in der<br />
DDR versperrt war. Unsere Firma<br />
wurde wie viele andere im Jahre<br />
1972 zwangsweise verstaatlicht.<br />
Bei 80 Mitarbeitern galten wir als<br />
Kapitalisten. Ich studierte dann<br />
in Dresden, blieb auch als projektierender<br />
Ingenieur dort. 1989<br />
reiste ich mit meiner Familie legal<br />
aus der DDR aus.<br />
Schnell danach kam die<br />
Wende. Nun sollte sich für uns alles<br />
rasant ändern. Weihnachten<br />
1989 sagte mir mein Vater, dass wir<br />
die Firma wiederhaben können.<br />
Meine spontane Antwort war „Ich<br />
nicht mehr.“ Meine Frau und ich<br />
hatten uns inzwischen beruflich<br />
und privat gut etabliert. Der Osten<br />
war weit weg.<br />
Vieles ging der Familie Kopf dann<br />
aber doch durch den Kopf. Und bald<br />
war klar: Wir wollen, wir müssen,<br />
wir werden zurück gehen, die Familienfirma<br />
reprivatisieren. Heute<br />
bin ich geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Firma Kopf. Wie gelang<br />
dieser Schritt? Ich hatte keine<br />
Ahnung vom rechtlichen Prozess<br />
der Privatisierung. Prälat Hermann<br />
Josef Weisbender aus Dresden<br />
erzählte mir vom neu gegründeten<br />
<strong>BKU</strong>. Sofort rief ich den<br />
Vorsitzenden Dr. Jürgen Kiowski<br />
an. Am Folgetag trat ich morgens<br />
um sieben Uhr in seiner Plattenbauwohnung<br />
in Berlin-Marzahn<br />
in den <strong>BKU</strong> ein. Er vermittelte mich<br />
zu Rechtsanwalt Jürgen Mainitz. Da<br />
32 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
„Ein eigenes Unternehmen zu leiten,<br />
ist mir wohl in die Wiege gelegt“,<br />
meint Peter Kopf.<br />
war ich am selben Tag um 10 Uhr.<br />
Nach ersten Gesprächen stellte<br />
ich fest, dass dies ein sehr vertrauenswürdiger<br />
Mensch ist, der<br />
sich um meine Probleme uneigennützig<br />
kümmerte. Wenige Tage<br />
danach führte er mit mir erfolgreich<br />
das Reprivatisierungsverfahren<br />
durch. Alles ging unglaublich<br />
schnell. Ein wenig nutzte<br />
Mainitz wohl auch das Unwissen<br />
unserer Gegenüber.<br />
Die Gründung des <strong>BKU</strong> in der<br />
DDR war eine sehr gute Sache.<br />
Wir hatten in den ersten Jahren<br />
alle die gleichen Themenschwerpunkte,<br />
ganz andere als im Westen.<br />
Da war die Gründerzeit schon<br />
vergessen. Wir durchlitten sie<br />
jetzt. Meine Firma hat sich seitdem<br />
sehr gut entwickelt.<br />
Heute habe ich 40 Mitarbeiter.<br />
Wir sind in Cottbus die<br />
Nummer eins in unserer Branche.<br />
Wir sind gut aufgestellt, so<br />
dass unsere Zukunft nach menschlichem<br />
Ermessen gesichert ist.<br />
Cottbus gehört zum Bistum Görlitz.<br />
In diesem Gebiet leben nur<br />
etwa 30 000 Katholiken. Ich habe<br />
dort eine kleine Diözesangruppe<br />
gegründet, die auch in den ersten<br />
Jahren aktiv arbeitete. Ende der<br />
1990iger Jahre beschlossen wir<br />
aber, keine eigenen Veranstaltungen<br />
mehr zu organisieren, sondern<br />
uns an die Gruppen in Dresden<br />
und Berlin anzuschließen.<br />
Für mich bedeuten unsere <strong>BKU</strong>-<br />
Veranstaltungen interessante Gespräche<br />
mit interessanten Menschen<br />
zu Themen, die man auf anderen<br />
Foren so nicht findet. Ich<br />
habe den Schritt zurück nach Cottbus<br />
in die unternehmerische Selbständigkeit<br />
bis heute nicht bereut.<br />
Dass diese Tätigkeit neben allen<br />
Schwierigkeiten auch Zukunft hat,<br />
zeigt die Tatsache, dass mein Sohn<br />
nach Beendigung seiner Ausbildung<br />
zum Diplomingenieur in unsere<br />
Firma einsteigen möchte. Das<br />
ist dann die vierte Generation.<br />
Peter Kopf, www.kopf-net.de<br />
Gericke:<br />
Ausgründung aus<br />
dem Kombinat<br />
Durch meine<br />
Teilnahme an der<br />
friedlichen Revolution<br />
1989/90<br />
kam ich zum<br />
<strong>BKU</strong> in der DDR<br />
und war Gründungsmitglied.<br />
Ich erwartete<br />
eine pragmatische Unterstützung<br />
am Beginn und während des selbständigen<br />
Unternehmertums. Am<br />
Anfang wurden diese Erwartungen<br />
auch erfüllt. Meine Firma entstand<br />
als Ausgründung der Bauabteilung<br />
eines ehemaligen DDR-<br />
Kombinates. Die Firma entwickelte<br />
sich positiv. Sie ist heute besonders<br />
im Rohbau regional anerkannt.<br />
Es macht mir Sorge, dass<br />
die spätere Unternehmensnachfolge<br />
ungeklärt ist. Vom <strong>BKU</strong> erwarte<br />
ich weniger Philosophie<br />
und Ethik, mehr Unternehmertum<br />
und Netzwerk.<br />
Joachim Gericke, Berlin<br />
www.gericke-bau.de
Das Modell Paul<br />
Bundesverdienstkreuz für <strong>BKU</strong>-Ehepaar<br />
Ottweilers Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle (v.li) mit dem Ehepaar<br />
Paul bei der Ordensverleihung.<br />
„Es geht bei dieser Auszeichnung<br />
nicht um zwei Personen,<br />
sondern um das Modell<br />
Paul.“ Mit dieser Interpretation<br />
reagierte <strong>BKU</strong>-Mitglied Hans<br />
Paul aus dem saarländischen<br />
Ottweiler auf die gleichzeitige<br />
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
an ihn und seine<br />
Frau Gabriele.<br />
Diese „Doppelspitze“ hat gemeinsam<br />
in jahrzehntelanger Arbeit<br />
die Ottweiler Druckerei GmbH<br />
und den Michel Verlag zu überregional<br />
renommierten Betrieben<br />
ausgebaut. Die Ottweiler Druckerei<br />
beschäftigt heute rund 140<br />
Mitarbeiter und wird in dritter Generation<br />
von Pauls Sohn und<br />
Schwiegertochter geführt. Der<br />
Michel Verlag produziert und vertreibt<br />
mit rund 40 Mitarbeitern<br />
Grußkarten.<br />
In Pauls Unternehmensphilosophie<br />
spielte neben der Berufsaubildung<br />
für junge Menschen immer auch die<br />
Umweltverträglichkeit der Produktion<br />
eine zentrale Rolle. Zudem<br />
hat die Familie die Buchdruck-<br />
Werkstatt des Stadtgeschichtlichen<br />
Museums eingerichtet.<br />
Katholischer Banker<br />
Zum Tode von Walter Alt<br />
Im Alter von nur 62 Jahren ist<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Walter Alt aus<br />
Regensburg verstorben.<br />
Bankdirektor Alt war seit dem<br />
1. September 2004 Vorstandsvorsitzender<br />
der katholischen LIGA<br />
Bank in Regensburg. Deren Aufsichtsratsvorsitzender,<br />
Prälat Herbert<br />
Jung, betonte in seinem Nachruf,<br />
das Alt „immer und gerne“ Ansprechpartner<br />
seiner Mitarbeiter<br />
war.<br />
Walter Alt wurde 1947 in Schmalwasser<br />
geboren. Nach beruflichen<br />
Stationen bei einer Privatbank<br />
wurde er am 1. August 1992 Mitglied<br />
des Vorstands der LIGA<br />
Bank.<br />
Walter Alt † Foto: Liga-Bank<br />
Darüber hinaus war er stark ehrenamtlich<br />
für kirchliche und soziale<br />
Anliegen engagiert, unter<br />
anderem als Kirchenpfleger seiner<br />
Pfarrgemeinde Donaustauf. Als<br />
großer Freund der Kirchenmusik<br />
hat er den Bau einer neuen Hauptorgel<br />
für den Regensburger Dom<br />
zu seinem ganz persönlichen Anliegen<br />
gemacht.<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Kallen<br />
leitet Burda-Verlag<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Paul-Bernhard<br />
Kallen ist seit 1. Januar Vorstandsvorsitzender<br />
der Hubert<br />
Burda Media Holding KG in München.<br />
Kallen arbeit bereits seit<br />
1996 für Burda, zuletzt als Vorstandsmitglied<br />
in den Bereichen<br />
Technologien, Finanzen, Direktmarketing,<br />
Ausland und Druck.<br />
Geburtstage<br />
■ 40 Jahre<br />
Sebastian Linnenbrink, Düsseldorf<br />
Martin J. Wilde, Bonn<br />
Guido Finger, Herzogenrath<br />
Dirk Nowak, Biederitz<br />
Benno Ihmann, Freital<br />
Andreas Becker, Ingolstadt<br />
Andree Brüning, Aachen<br />
Andreas Schlechtweg, Mannheim<br />
Jan-Philipp Görtz, Berlin<br />
■ 50 Jahre<br />
Jürgen Darius, Magdeburg<br />
Ramona Bermann, Magdeburg<br />
Reinhard Gewers e.K., Pulheim<br />
Markus Greitemann, Attendorn<br />
Jörg Uhlenbrock, Vellmar<br />
Stephan Albrech, Köln<br />
Eugen Schlereth, Unterpleichfeld<br />
Martin Völz, Prenzlau<br />
Albrecht Siedler, Würzburg<br />
Dr. Margarete Hubrath, Düsseldorf<br />
Dr. Winfried Kreis, Hannover<br />
Martin Weiss, Frankfurt a.M.<br />
Christoph Reul, Jülich<br />
■ 60 Jahre<br />
Hermann Sittig, Paderborn<br />
Ernst W. Bergmann, Herbsleben<br />
Friedrich Schatz, Köln<br />
Dr. Stefan Scheffler, Radeberg/OT<br />
Ullersdorf<br />
■ 70 Jahre<br />
Dr. Fritz Böllhoff, Bad Salzuflen<br />
Dr. Heinz W. Korte, Ammerland<br />
Dr. Michael Laumanns, Lippstadt<br />
Manfred Bell, Gerolstein<br />
Willi Greulich, Wiesloch<br />
■ 80 Jahre<br />
Hermann Ihle, Waldkirch<br />
Josef Schuh, St. Wendel, Bliesen<br />
Paul Schmandt, Paderborn<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 33
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Runder Geburtstag<br />
für Mechthild E. Löhr<br />
Die ehemalige <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />
Mechthild E. Löhr hat im<br />
Februar ihren 50. Geburtstag<br />
gefeiert.<br />
Als erste Frau in diesem Amt leitete<br />
Löhr den <strong>BKU</strong> von 1993 bis<br />
1996 und als Mitglied eines Sprecherkreises<br />
noch einmal von 1999<br />
bis 2001. Löhr ist seit 1991 Inhaberin<br />
der Unternehmensberatung<br />
Löhr & Cie in Königstein bei<br />
Frankfurt. Löhr ist in zahlreichen<br />
christlichen Gremien aktiv, unter<br />
anderem als Vorsitzende der<br />
Christdemokraten für das Leben<br />
(CDL).<br />
Namen sind Nachrichten<br />
„Konjunktur-Kassandra geht“, titelte<br />
der Kölner Stadtanzeiger, als<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Prof. Dr. Norbert<br />
Walter zum Jahresende als Chef-<br />
Volkswirt bei der Deutschen Bank<br />
ausschied. Den Ruf als Pessimist<br />
bestätigte Walter vor rund einem<br />
Jahr, als er als erster Ökonom<br />
einen Rückgang der Wirtschaftsleistung<br />
um fünf Prozent verkündetet.<br />
Allen Unkenrufen zum<br />
Trotz behielt er damals Recht.<br />
Mit dem Ehrenzeichen des Bistums<br />
Essen ist Wilfried Lanfermann<br />
nach 14 Jahren als Vorsitzender der<br />
Theresia-Albers-Stiftung verabschiedet<br />
worden. Die Stiftung bietet<br />
Wohn-, Pflege- und Hilfsangebote<br />
für ältere Menschen. Der Essener<br />
„Caritasbischof“ Franz Vorrath<br />
führte in der Feierstunde die<br />
vielen Ehrenämter auf, die Lanfermann<br />
neben dem Vorsitz der<br />
<strong>BKU</strong>-Diözeangruppe Ruhrgbiet<br />
noch innehat.<br />
34 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Bewährte Mannschaft<br />
Vorstandswahlen bei der DG Köln<br />
Das Team für Köln: Gisela Manderla (v.li.), Jutta Stüsgen, Fritz Roth<br />
und Carsten Laschet. Foto: Peter Unterberg<br />
Die bewährte Mannschaft<br />
macht weiter und wird durch<br />
ein neues Gesicht ergänzt. So<br />
lässt sich das Ergebnis der Neuwahlen<br />
zum Vorstand der DG<br />
Köln zusammenfassen.<br />
Die Mitgliederversammlung bestätigte<br />
einstimmig den Bergisch-<br />
Gladbacher Bestattungsunternehmer<br />
Fritz Roth als Vorsitzenden<br />
der mit rund 200 Mitgliedern<br />
größten Gruppe des <strong>BKU</strong>. Neu im<br />
Vorstand ist Rechtsanwalt Carsten<br />
Prof. Dr. Utho Creusen ist mit<br />
Wirkung zum 1. Februar zum<br />
Non-Executive Director der DSG<br />
Intnernational ernannt worden.<br />
Das Unternehmen vertreibt Elektronik<br />
im stationären und im Internet-Handel.<br />
Creusen verfügt<br />
über lange Vorstandserfahrungen<br />
im Handel, unter anderem bei<br />
OBI, Media-Markt und Saturn.<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Rainer Mauer hat<br />
nach acht Jahren den Vorsitz des<br />
deutsch-französischen Partnerschaftsausschusses<br />
abgegeben.<br />
Mauer war bis zu seiner Pensionierung<br />
Hauptgeschäftsführer des<br />
Bundesverbandes Bekleidungsindustrie<br />
und der Bundesvereinigung<br />
der Bekleidungsindustrie.<br />
Die Geschäftsführerin der Kölner<br />
Werbeagentur „The Vision Company“,<br />
Dr. Nicole Grünewald,<br />
ist zur Vizepräsidentin der IHK<br />
Köln gewählt worden.<br />
Laschet aus der Kanzlei Graf von<br />
Westphalen. Er löst Hans Josef<br />
Metten ab. Als Stellvertreter bleiben<br />
im Amt<br />
• Martin Gallhöfer, Geschäftsführer<br />
der Anton Gallhöfer<br />
Grundstücks- und Beteiligungs<br />
GmbH & Co. KG in Hürth,<br />
• Gisela Manderla, Mitinhaberin<br />
des Ingenieurbüros Manderla in<br />
Köln und Mitglied im Rat der<br />
Stadt Köln.<br />
• Jutta Stüsgen, Steuerberaterin in<br />
Köln und Neuss.<br />
Der Vorsitzende der <strong>BKU</strong>-Junioren,<br />
Rechtsanwalt Stefan Klein aus<br />
Köln, ist in den Aufsichtsrat der<br />
Vereinigung Christlicher Hotels<br />
(VCH) berufen worden.<br />
Die Diözesangruppe Saar/Trier<br />
trauert um Dr. Norbert Reis, der<br />
am 23. Januar im Alter von 80 Jahren<br />
verstorben ist. Reis hat dem<br />
<strong>BKU</strong> rund 25 Jahre angehört.<br />
Der Gründer der OBI-Baumärkte,<br />
Manfred Maus, ist mit dem DIY-<br />
Lifetime-Award ausgezeichnet<br />
worden. Mit der Auszeichnung<br />
ehrte der Bundesverband Deutscher<br />
Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte<br />
(BHB) herausragende<br />
Leistungen im Baumarktund<br />
Heimwerkerbereich.
Intern<br />
Nachrichten und Berichte<br />
Wachwechsel in Berlin<br />
Mario Ahlberg löst Norbert Jöris ab<br />
Mario Ahlberg ist neuer Vorsitzender<br />
der DG Berlin.<br />
Ist es legitim, wenn ein Unternehmer<br />
das Dumpingangebot<br />
eines Subunternehmers annimmt,<br />
der geltende Sozialstandards<br />
nicht einhalten kann?<br />
Darf der Staat CDs mit Daten<br />
vermeintlicher Steuersünder<br />
kaufen? Solche Fragen diskutierten<br />
Mitglieder der DGs<br />
Hamburg und Berlin anlässlich<br />
ihres ersten gemeinsamen Einkehrtags<br />
im Benediktinerkloster<br />
Nütschau in Schleswig-<br />
Holstein.<br />
Thema des Treffens an diesem<br />
ersten Fastensonntag waren die<br />
Kapitel zum unternehmerischen<br />
Handeln aus der Sozialenzyklika<br />
des Papstes Benedikt XVI. Teilnehmer<br />
waren unter anderem Bru-<br />
Die DG Berlin hat am 4. Januar<br />
einen neuen Diözesanvorstand<br />
gewählt. Neuer Vorsitzender ist<br />
der Inhaber der Johannes Banholzer<br />
Metallwarenfabrikation<br />
GmbH in Berlin, Mario Ahlberg.<br />
Ahlberg löst den Rechtsanwalt<br />
Norbert Jöris ab, der mit Dank für<br />
sein großes Engagement für die<br />
Gruppe verabschiedet wurde.<br />
Der Vorsitzende wird unterstützt<br />
von vier Stellvertretern: den Architekten<br />
Fritz Breitenthaler und<br />
Dr. Jan Krieger, Jan-Philipp Görtz<br />
(Lufthansa) und dem Hotelier Holger<br />
Schwarz. In der ersten Sitzung<br />
hat der Vorstand darüber hinaus<br />
den Elektromeister Martin Völz<br />
kooptiert. Geistlicher Berater bleibt<br />
der Rektor des Berliner Canisius-<br />
Kollegs, Pater Klaus Mertes.<br />
Dumpinglöhne und Steuersünder<br />
Einkehrtage der DG Hamburg und Berlin im Kloster Nütschau<br />
Gruppenbild am Kloster Nütschau: Die Teilnehmer der Besinnungstage.<br />
der Franziskus aus Nütschau, der<br />
auch durch die teilweise anspruchsvollen<br />
Texte führte, sowie<br />
der Geistliche Berater der<br />
Gruppe, Pastor Berthold Bonekamp-Kerkhoff<br />
aus Hamburg.<br />
Neben den Diskussionsrunden gab<br />
25. Juni: Frauenwörther<br />
Gespräche<br />
mit Dr. Otto Wiesheu<br />
Staatsminister a.D. Dr. Otto<br />
Wiesheu, Präsident des Wirtschaftsbeirates<br />
Bayern, ist der<br />
Hauptreferent der diesjährigen<br />
Frauenwörther Gespräche am<br />
25. Juni auf der Insel Frauenchiemsee.<br />
Folgender Ablauf ist vorgesehen:<br />
14.00 - bis 15.00 Uhr Empfang<br />
bei Kaffee und Kuchen,<br />
15.00 Uhr Grußwort der Äbtissin<br />
Johanna Mayer anschl. Vortrag<br />
mit Diskussion von Staatsminister<br />
a. D. Dr. Otto Wiesheu: „Wirtschaft<br />
und Moral“<br />
17.00 Uhr Hl. Messe im Münster,<br />
18.00 Uhr gemeinsames Abendessen.<br />
Einladungen und weitere Informationen<br />
finden Sie unter www.bku.de<br />
unter Veranstaltungen.<br />
es bei der Teilnahme an den Gebetszeiten<br />
der Mönche und der<br />
täglichen Eucharistiefeier in der<br />
eindrucksvollen Klosterkirche<br />
Raum für Gebet und Besinnung.<br />
Im nächsten Jahr soll das Treffen<br />
wiederholt werden. Marcus Wilp<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 35<br />
.
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
Neue Mitglieder<br />
Auer, Dr. Steffen<br />
Gesellschafter der Schwarzwald Eisen<br />
GmbH & Co. KG, Lahr<br />
Dirkx, Michael<br />
Geschäftsführer der W.P. Schmitz-<br />
Stiftung, Düsseldorf<br />
Fürstenberg, Dr. Gregor Frh. von<br />
Vizepräsident missio Aachen<br />
Geber, Horst<br />
St. Wendel-Winterbach<br />
Gold, Wolfgang<br />
Inhaber der Unternehmensberatung<br />
Gold, Regensburg<br />
Hertkens, Dr. Eva-Maria<br />
Geschäftsführerin Agentur Bergmoser<br />
und Höller, Aachen<br />
Hecke, Martin<br />
beratender Volkswirt, Berlin<br />
Klein, Gernot<br />
Inhaber IMMO FAMA, Freiburg<br />
Liechtenstein, Hugo Prinz von<br />
Forstrevier Hochstatt<br />
Loeser, Dr. Evelyn<br />
Frauenärztin, Endingen<br />
Merten, Benedikt<br />
Geschäftsführer Marien-Krankenhaus,<br />
Bergisch Gladbach<br />
Oberste-Wilms, Michael<br />
Geschäftsführer der mch Private Immobilien-<br />
und Vermögensverwaltung<br />
GmbH, Wiesbaden<br />
Otto, Andreas<br />
Geschäftsführer der Gifhorner<br />
Wohnungsbau<br />
Precht, Christian<br />
HSH Facility Management Holding,<br />
Hamburg<br />
Schütze, Richard<br />
geschäftsf. Gesellschafter der Richard<br />
Schütze GmbH, Berlin<br />
Schwenke, Matthias<br />
Geschäftsführer Qualität am Bau, Irxleben<br />
Steinbacher, Michael<br />
geschäftsf. Gesellschafter der STEIN-<br />
BACHER DRUCK GmbH, Osnabrück<br />
Stening, Karsten-Michael<br />
Selbst. Buchhalter, Coesfeld<br />
Zaunseder, Bernhard W.<br />
Geschäftsführer beim Generalvikariat<br />
Trier<br />
■ Umwandlung der Mitgliedschaft<br />
Firmenmitgliedschaft Sparkasse Nördlicher<br />
Breisgau auf Privatmitgliedschaft<br />
Stefan Siebert,<br />
Vorstandsvorsitzender Sparkasse<br />
Baden-Baden Gaggenau<br />
36 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
Indien von zwei Seiten<br />
DG Aachen thematisiert ein faszinierendes Land<br />
Besuch bei Missio: Missio-Länderreferentin Margarethe Rosskopf (v.li.),<br />
Missio-Vizepräsident und <strong>BKU</strong>-Neumitglied Dr. Gregor Freiherr von<br />
Fürstenberg, Mike D. Batra und der DG-Vorsitzende Andrée Brüning.<br />
Foto: Peter Unterberg<br />
„Indien von zwei Seiten“ erlebte<br />
die DG Aachen am 22. Februar<br />
in einer Vortragsveranstaltung<br />
beim Hilfswerk Missio.<br />
Die erste Seite dieser größten Demokratie<br />
der Welt beschrieb der<br />
Unternehmer Mike D. Batra, dessen<br />
Unternehmen Dr. Wamser +<br />
Batra GmbH deutsche Firmen<br />
auf dem indischen Markt berät. Er<br />
geht davon aus, dass Indien mit seinen<br />
derzeit rund 1,1 Milliarden<br />
Menschen bis zum Jahr 2025 China<br />
als bevölkerungsreichstes Land<br />
„Priestermängel“<br />
Die 57. Besinnungstage in Himmerod<br />
Die Enzyklika „Caritas in veritate“<br />
stand im Mittelpunkt der<br />
57. <strong>BKU</strong>-Besinnungstage im<br />
Eifelkloster Himmerod.<br />
Geleitet wurden die Tage vom<br />
Geistlichen Berater des <strong>BKU</strong>, Prof.<br />
Dr. Wolfgang Ockenfels, OP. Er<br />
wies darauf hin, dass nicht der<br />
Priestermangel, sondern die<br />
„Priestermängel“ das aktuelle Problem<br />
der Kirche sind. Während die<br />
Gesellschaft immer nach Schuldigen<br />
suche, seien eigentlich Vorbilder<br />
gefragt. Autorität sei legitimiert<br />
durch Charisma, Institutionen<br />
und Kompetenz.<br />
Die Gruppe konnte erstmals von<br />
der neuen Heizung profitieren,<br />
deren Einbau und Betrieb mit<br />
der Erde ablösen wird. Schon bald<br />
werde Indien sich zur drittgrößten<br />
Wirtschaftsmacht des Planeten<br />
entwickeln.<br />
Die Missio-Länderreferentin für<br />
Indien, Margarethe Rosskopf, zeigte<br />
die andere Seite des Landes. Sie<br />
beschrieb, wie das Hilfswerk die katholische<br />
Kirche in Indien dabei unterstützt,<br />
das Land positiv zu verändern.<br />
Viele der Projekte, die sie<br />
betreut, tragen vor allem dazu<br />
bei, Bildungsstand und familiäre<br />
Situation der Menschen zu verbessern.<br />
nachwachsenden Rohstoffen die<br />
<strong>BKU</strong>-Freunde selbst initiiert<br />
hatten (Seite 12). Der Konvent in<br />
Himmerod wird derzeit noch von<br />
drei Priestermönchen und zehn<br />
Brüdern aufrechterhalten.<br />
In der Gruppe der Himmerod-<br />
Teilnehmer zeichnet sich ein Generationenwechsel<br />
ab: Zwei Interessenten<br />
kamen aus Thüringen<br />
und wollen im kommenden Jahr<br />
mit Verstärkung wiederkommen.<br />
Der Organisator der Himmeroder<br />
Tage, Georg Fell, wird künftig vom<br />
Vorsitzenden der DG Koblenz,<br />
Michael Scheidgen, unterstützt.<br />
Die nächsten Besinungstage in<br />
Himmerod finden vom 2. bis 5.<br />
Dezember statt.<br />
Georg Fell
Nahrung für die Seele in Plankstetten<br />
4. Fastenzeit-Wochenende der DG Eichstätt-Ingolstadt und Regensburg<br />
Sie fanden Ruhe im Kloster: Die Teilnehmer des Fastenwochenendes.<br />
Zum vierten Mal in Folge<br />
kamen die DGs Eichstätt-Ingolstadt<br />
und Regensburg am<br />
ersten Fastenwochenende in die<br />
Benediktiner-Abtei von Plankstetten,<br />
um „Leben aus dem<br />
Ursprung“ zu erfahren und – in<br />
der Vorbereitung auf Ostern –<br />
Leib und Seele zu stärken.<br />
Die zwölf Teilnehmer nahmen<br />
von Anfang an am Chorgebet der<br />
Mönche teil und verstanden dieses<br />
als Netz, in das sie sich nach einer<br />
arbeitsreichen Woche sicher und<br />
geborgen fallen lassen konnten.<br />
Prior-Administrator Dr. Beda Maria<br />
Sonnenberg (OSB) erläuterte<br />
seinen Gästen den tieferen Sinn des<br />
Benediktinischen Stundengebets<br />
als Wegweiser durch die Zeit: die<br />
Anbindung an die biblische Heilsgeschichte<br />
und die Zuordnung der<br />
Psalmen, die Eingebundenheit unseres<br />
menschlichen Daseins in<br />
eine höhere göttliche Ordnung.<br />
Wenn sich die Klostergäste nicht<br />
– mit hörbaren Fortschritten – in<br />
der Kunst übten, die Psalmen mitzusingen,<br />
diskutierten sie mit Beda<br />
weiter über die Mönchsregel des<br />
Heiligen Benedikt.<br />
Nach einer Führung durch die<br />
1129 errichtete Klosterkirche mit<br />
Pater Martin Berger (OSB) gab<br />
Beda den „Novizen“ vom <strong>BKU</strong> die<br />
Aufgabe, eine der Benedikts-Regeln<br />
in ihr eigenes Leben zu übersetzen.<br />
Sie sollte überlegen, wo und wie sie<br />
„den guten Eifer mit glühender<br />
Liebe in die Tat umsetzen“ können.<br />
Gegenseitige Achtung (RB LXII,<br />
4) und Demut arbeiteten die<br />
Freunde und Mitglieder des <strong>BKU</strong><br />
dabei als Grundprinzipien christlicher<br />
Führungsqualifikation<br />
heraus.<br />
Liturgischer Höhepunkt war wieder<br />
das Konventamt am Sonntagmorgen.<br />
Bei lateinischen Chorälen<br />
näherten sich die Gäste der Abtei<br />
dem besinnlichen Abschluss ihrer<br />
Tage im Kloster.<br />
Die nächsten „Klostertage zur Fastenzeit“<br />
finden vom 11. bis 13. März<br />
2011 statt. Über Vormerkungen<br />
freut sich ab sofort Dr. Thomas<br />
Troidl, Tel. 0941-55156, E-Mail:<br />
thomas.troidl@rae-schlachter.de<br />
Dr. Thomas Troidl<br />
DG Leipzig wählte neuen Vorsitzenden und neuen Berater<br />
Die DG Leipzig hat einen neuen<br />
Vorstand.<br />
Der Vorsitzende der CONCEPT<br />
Hausbau AG, Matthias Meindel,<br />
„Kirche im Dazwischen“<br />
DG Hamburg: Bernd Duhn beschreibt die aktuelle Situation im Erzbistum<br />
Als „Kirche im Dazwischen“ hat<br />
der Leiter der Abteilung Kirchengemeinden<br />
im Erzbistum<br />
Hamburg, Bernd Duhn, die<br />
Situation seiner Institution<br />
beschrieben.<br />
Das Erzbistum Hamburg befinde<br />
sich in einem Übergang, der durch<br />
drei Wahrheiten geprägt sei: Die<br />
Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter,<br />
insbesondere der Priester,<br />
sinke, das Geld werde zusehends<br />
hat den Vorsitz der Gruppe von<br />
Rechtsanwalt Alexander Wagner<br />
übernommen.<br />
Wagner wird seinen Nachfolger als<br />
Stellvertreter weiter unterstützen.<br />
knapp und die Gemeinden „bröseln<br />
weg“, wie er es ausdrückte.<br />
Die organisatorischen Einschnitte<br />
hat das Bistum so weit wie<br />
möglich auf den Weg gebracht. So<br />
wurde die Zahl der Pfarreien im<br />
Bistum in kurzer Zeit von 168 auf<br />
91 reduziert. Wichtig sei nun, für<br />
die Zukunft den pastoralen Raum<br />
zu beachten und vor allem die<br />
zentrale Botschaft der Kirche und<br />
die damit verbundenen Kernaufgaben<br />
wie Gottesdienst, Seelsorge<br />
Geistlicher Berater der Gruppe<br />
ist ab sofort Pater Nikolaus Natke<br />
OP, der dieses Amt von seinem Ordensbruder<br />
Pater Damian Meyer<br />
übernommen hat.<br />
und Caritas nicht aus den Augen zu<br />
verlieren, mahnte Duhn.<br />
Der DG-Vorsitzende Marcus Wilp<br />
(links) und Bernd Duhn vom Erzbistum.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 37<br />
<strong>BKU</strong>-Intern
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
„Aus der Grütze herauskommen“<br />
DG Stuttgart diskutiert in Freiberg Situation des Mittelstands<br />
Diskussionsrunde: Pfarrer Wolfgang Herrmann (v.li.), Stefan Roßkopf,<br />
Cornel Pottgiesser, Dr. Ulrich Brocker und Martin Peters.<br />
Mit Betriebsbesichtigung und<br />
Diskussion bei der Firma teamtechnik<br />
in Freiberg hat die DG<br />
Stuttgart am 4. März „die Herausforderungen<br />
von Familienunternehmen<br />
im Jahr null nach<br />
der Wirtschaftskrise“ thematisiert.<br />
Nach der Führung durch Geschäftsführer<br />
Stefan Roßkopf diskutierte<br />
dieser vor mehr als 50<br />
Teilnehmern mit dem Hauptgeschäftsführer<br />
von Gesamtmetall,<br />
Dr. Ulrich Brocker, dem Leiter<br />
Markt – Macht – Mensch<br />
DG Stuttgart diskutierte mit dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer<br />
Der Arbeitskreis Evangelischer<br />
Unternehmer (AEU) in Württemberg<br />
und die DG Stuttgart<br />
treffen sich jährlich zu einer gemeinsamen<br />
Veranstaltung. Das<br />
jüngste Treffen fand in der<br />
Börse Stuttgart statt.<br />
Nicht ganz ohne Hintergedanken.<br />
Etwa 70 Teilnehmer aus AEU<br />
und <strong>BKU</strong> erwartete ein spannender<br />
Dialog. Zunächst jedoch wollten<br />
die Anwesenden wissen, wie<br />
denn die Börse funktioniert. Stuttgart<br />
ist nach Frankfurt der größte<br />
Handelsplatz in Deutschland.<br />
Trotz Computerhandel braucht<br />
es bei vielen Transaktionen doch<br />
noch Händler als Marktmacher.<br />
38 <strong>BKU</strong>-Journal 1 2010<br />
der Betriebsseelsorge der Diözese<br />
Rottenburg-Stuttgart, Wolfgang<br />
Herrmann, sowie dem geschäftsführenden<br />
Gesellschafter der Firma<br />
Eberspächer, Martin Peters.<br />
„Es wird nicht einfach werden,<br />
aber wir werden aus dieser Grütze<br />
herauskommen!“ unterstrich<br />
Peters den unbedingten Leistungswillen<br />
in seinem Unternehmen.<br />
Die Zeiten seien schwierig,<br />
aber schon in wenigen Jahren<br />
stünde man wieder im harten<br />
Wettbewerb um Fachkräfte in der<br />
Region.<br />
Und die saßen auch nach 18 Uhr<br />
noch vor ihren vielen Bildschirmen.<br />
Nach der Einführung durch Jessika<br />
Dannenmann (AEU) und Reinald<br />
Wolff (<strong>BKU</strong>) startete Claus<br />
Maier, ehemaliger Regionalbischof<br />
der Württembergischen Landeskirche,<br />
mit dem Satz „Gut wenn<br />
Theologie, Geist und Geld sich<br />
treffen“. In der Bibel gebe es „gute<br />
Reiche“ wie den weisen Salomo und<br />
es gebe die schlechten. Es komme<br />
immer darauf an, wie die „Freiheit<br />
des Christenmenschen“ gelebt wird<br />
und wie die mit Unternehmertum<br />
und Kapital verbundene<br />
Macht genutzt wird. Dr. Ulrich<br />
Brocker, Hauptgeschäftsführer<br />
beim Arbeitgeberverband Ge-<br />
„Ohne Bildung werden wir die<br />
Herausforderungen ohnehin nicht<br />
meistern“, betonte Brocker. Zwar<br />
sei die Finanzmarktkrise eine singuläre<br />
Erscheinung, doch könne<br />
der Wettbewerb mit den Schwellenländern<br />
nur durch Bildung zu<br />
unseren Gunsten entschieden werden.<br />
Roßkopf skizzierte demgegenüber<br />
ein eher kritisches Bild der<br />
Zukunft, fordert nachhaltiges<br />
Wirtschaften statt Wachstumsillusion<br />
und hält radikale Veränderungen<br />
etwa beim Kündigungsschutz<br />
oder in der verbandsdominierten<br />
Tarifautonomie für erforderlich.<br />
Letzterem konnte Herrmann nicht<br />
folgen. Er hob die Wichtigkeit jedes<br />
Einzelnen hervor. Dessen<br />
Würde dürfe nicht im Wettbewerb<br />
geopfert werden. Einig war<br />
man sich darin, dass der soziale<br />
Friede ein hohes Gut bleibt und<br />
„sozial ist, was Arbeit schafft“.<br />
Moderiert wurde die Diskussion<br />
von Cornel Pottgiesser, Rechtsanwalt<br />
und stellvertretender Vorsitzender<br />
der DG Stuttgart.<br />
samtmetall, ging dem Zusammenhang<br />
von Markt, Macht und<br />
Mensch auf den Grund. „Der<br />
Markt dient dem Menschen.“ Ein<br />
wettbewerbsstarker Markt hat eine<br />
soziale Qualität. Darüber hinaus<br />
beinhaltet Soziale Marktwirtschaft<br />
die Zusage, dass in unserer Gesellschaft<br />
niemand durch den Rost<br />
fällt. Als Verbraucher nimmt der<br />
Mensch wesentlich Einfluss auf<br />
Produkte und Erzeuger. Das Prinzip<br />
der Selbstverantwortung spiegelt<br />
das menschliche Streben nach<br />
Freiheit. Ein Führsorgestaat dagegen<br />
macht den Menschen zum<br />
„sozialen Untertan“ (Ludwig Ehrhard).<br />
In dieser Gefahr befinden<br />
wir uns heute.
Aktuelle Termine<br />
■ April<br />
13.04. DG Freiburg: 18.00 Uhr, Buchvorstellung<br />
Prof. Schockenhoff "Gewissen<br />
eine Gebrauchsanweisung",<br />
im Herder Verlag<br />
14.04. DG Düsseldorf: 8.30 Uhr, Diskussionsforum<br />
„Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen“,<br />
Industrie-Club e.V.<br />
Düsseldorf<br />
15.04. DG Ruhrgebiet: 18.00 Uhr, „Einheit<br />
trotz Vielfalt? Ausprägung einer<br />
gemeinsamen Unternehmenskultur<br />
in multinationalen Unternehmen<br />
als Führungsaufgabe“, Katholische<br />
Akademie Wolfsburg in Mülheim<br />
15.04. DG Magdeburg: 19.00 Uhr, Themenabend:<br />
„Bilanz- und Steuerrecht“<br />
18.04. DG Würzburg: 10.00 Uhr, Gottesdienst<br />
in der Kath Pfarrkirche „St. Jakobus<br />
der Ältere“ in Effeldorf, anschließend<br />
Wanderung nach Dettelbach<br />
20.04. DG-Düsseldorf: 19.00 Uhr, Jour<br />
fixe im Wirtschaftsclub mit Dr. Jens<br />
Petersen MdL<br />
23.04.–<br />
24.04. <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Schmallenberg<br />
„Baustelle Soziale Marktwirtschaft“<br />
(Seite 14)<br />
26.04. DG Berlin: 19:00 Uhr Vortrag mit<br />
Sachsen Anhalts Wirtschaftsminister<br />
Dr. Reiner Haseloff,<br />
Katholische Akademie<br />
26.04. DG Osnabrück: Vortrag und Diskussion<br />
mit Staatssekretär Dr. Hermann<br />
Kues<br />
27.04.–<br />
02.05. <strong>BKU</strong>-Romreise<br />
28.04. DG Leipzig: 12.00 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Apel's Garten, Leipzig<br />
29.04. DG München: 19.00 Uhr, „Schlüsselqualifikation<br />
Lüge?“<br />
30.04.–<br />
01.05. DG Magdeburg: Wochenendveranstaltung<br />
im Kloster Huysburg<br />
■ Mai<br />
05.05. DG Hamburg: 19.30 Uhr, Vortrag<br />
Staatsrat Heller, Hafen-Klub Hamburg<br />
06.05. DG Würzburg: 19.00 Uhr, Maiandacht<br />
in der Waldkapelle Steinbachtal<br />
07.05. DG Kurpfalz: 20.00 Uhr, Vortrag,<br />
Staatsministerin Dr. Böhmer, MdB<br />
07.05. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />
bei Bralo<br />
10.05. DG Halle: 20.00 Uhr, Stammtisch im<br />
Restaurant „El Greco“, Geiststr. 24<br />
12.05.-<br />
16.05. 2. Ökumenischer Kirchentag in<br />
München mit Beteiligung des<br />
<strong>BKU</strong> (Seite 18/19)<br />
18.05. DG München: 19.00 Uhr, Bogenhausenser<br />
Kreis, Kanzlei Bardehle &<br />
Partner, Bogenhausen<br />
19.05. DG Regensburg: 12.30 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Frederico<br />
Secondo, Deichgasse 1, Regensburg<br />
20.05. DG Köln: 19.30 Uhr, Vortrag Ruth<br />
Hieronymi, ehem. MdEP, „Aktuelle<br />
Herausforderungen für die Europäische<br />
Union“, Residenz am Dom,<br />
Köln<br />
26.05. DG Leipzig, 12.00 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Apel's Garten, Leipzig<br />
28.05.–<br />
29.05. DG Ruhrgebiet: Einführung in die<br />
Katholische Soziallehre, Prof. Dr.<br />
Joachim Wiemeyer, Sozialethiker,<br />
Ruhr-Universität Bochum, Akademie<br />
die Wolfsburg, Mülheim<br />
29.05. DG Ruhrgebiet: 12.00 Uhr, Besuch<br />
der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde,<br />
Gespräche und anschließendes<br />
Mittagessen<br />
31.05. DG Berlin: 19.00Uhr, Vortrag<br />
Dr. Dr. Thomas Rusche, Katholische<br />
Akademie<br />
■ Juni<br />
02.06. DG Hamburg: 19.30 Uhr, Geistlicher<br />
Abend mit Dr. Thomas Grießbach,<br />
OP: Leben wie ein Ketzer - Der<br />
Spagat zwischen Kirche und Welt,<br />
Kath. Kirchengemeinde St. Sophien,<br />
Hamburg-Barmbek<br />
02.06. DG Düsseldorf: 18.00 Uhr Heilige<br />
Messe mit Pater Johannes Zabel, OP,<br />
anschl. Abendspaziergang durch<br />
den Rhododendrenpark „Dicke<br />
Busch“ mit Imbiss auf Einladung<br />
von Graf Wilhelm von Spee<br />
03.06. DG Magdeburg: Fronleichnamsfest<br />
mit anschließendem Grillen auf<br />
dem Volksbank-Hof<br />
05.06. DG Erfurt: Ausflug nach Kranichfeld,<br />
„Stedtner Mühle“<br />
10.06. DG Stuttgart: 19.00 Uhr, „Zwischen<br />
Markt und Gesellschaft – unternehmerische<br />
Verantwortung in turbulenter<br />
Zeit“ u.a. mit Dr. Ch. V. Branconi,<br />
Vorstand Tognum AG, Zeppelin<br />
Universität, Friedrichshafen<br />
12.06. DG Magdeburg: Radtour von Magdeburg<br />
nach Hohenwarthe<br />
12.06. DG Köln: Tagesseminar zur Katholischen<br />
Soziallehre in Bergisch<br />
Gladbach<br />
17.06. DG Würzburg: 19.30 Uhr, Führung<br />
durch die Augustinerkirche<br />
17.06. DG Stuttgart: 19.00 Uhr „Unter<br />
uns“, Mitgliedertreffen im Restaurant<br />
„Plenum“, Stuttgart<br />
18.06.-<br />
19.06. <strong>BKU</strong>-Wallfahrt nach und um Gut<br />
Neuhof bei Berlin (Seite 16)<br />
19.06. DG Ruhrgebiet: 11.00 - 19.00 Uhr,<br />
Familientag in Cappenberg<br />
23.06. DG Leipzig, 12.00 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Apel's Garten, Leipzig<br />
25.06. 14.00 Uhr, Regionaltagung Bayern<br />
in Frauenchiemsee, (Frauenwörther<br />
Gespräche) mit Staatsminister a.D.<br />
Dr. Otto Wiesheu und Äbtissin Johanna<br />
Mayer<br />
27.06.-<br />
29.06. Berliner Ordo-Gespräche des <strong>BKU</strong><br />
28.06. DG Berlin: Gespräche „unter uns“<br />
bei Norman Gebauer (möglicherweise<br />
Integration in die Ordo-Gespräche)<br />
■ Juli<br />
02.07. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />
bei Bralo<br />
06.07. DG Freiburg: 17.00 Uhr, Betriebsbesichtigung<br />
der Spedtion Dischinger<br />
07.07. DG Hamburg: Besichtigung der<br />
Stiftung Alsterdorf<br />
08.07. DG Köln: Firmenbesuch bei Fa.<br />
Metten, Overath<br />
09.07. DG Kurpfalz: 17.00 Uhr, Mitgliederversammlung<br />
bei M & A Consultant,<br />
Mannheim, anschließend<br />
Treffen im Restaurant Cavallo<br />
17.07. DG Stuttgart: Sommerfest im Kloster<br />
Roggenburg<br />
21.07. DG Regensburg: 12.30 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Frederico<br />
Secondo, Deichgasse 1, Regensburg<br />
22.07. DG München: 19.00 Uhr, <strong>BKU</strong>-<br />
Sommerfest<br />
22.07. DG Würzburg: 20.30 Uhr.: Pedro<br />
Calderon: Das große Welttheater,<br />
Aufführung auf dem Kiliansplatz<br />
■ Vorschau<br />
05.09.-<br />
07.09. Ludwigshafener Ordo-Gespräche<br />
29.10.-<br />
31.10. <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Hamburg<br />
(Seite 14)<br />
24.09.-<br />
25.09. Management und Spiritualität, Besinnungstage<br />
in Schloss Ehreshoven,<br />
Engelskirchen<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1 2010 39<br />
<strong>BKU</strong>-Intern
I M P R E S S U M<br />
G 2943 F<br />
bku-JOURNAL<br />
Quartalszeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer.<br />
Herausgeber: Bund Katholischer Unternehmer e.V.,<br />
Georgstraße 18, 50676 Köln,<br />
Telefon 0221/27237-0, Fax 0221/2723727<br />
E-Mail: unterberg@bku.de<br />
Internet: http://www.bku.de<br />
Redaktion: Peter Unterberg<br />
Druck: Zimmermann Druck und Medien, Köln<br />
Erscheinung: viermal jährlich<br />
Bezugspreis: 4,00 Euro<br />
ISSN 1865-4576<br />
Adressenfeld<br />
Der Vater der Frühjahrstagungen<br />
Zum Tode des ehemaligen <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden Albert Falke<br />
Die <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagungen in<br />
Schmallenberg im Sauerland<br />
müssen künftig ohne Albert<br />
Falke auskommen: Falke, Initiator<br />
dieser Veranstaltung und<br />
ehemaliger <strong>BKU</strong>-Bundesvorsitzender,<br />
ist am 3. März im Alter<br />
von 88 Jahren gestorben.<br />
Albert Falke übernahm von 1965<br />
bis 1969 den Vorsitz des <strong>BKU</strong>,<br />
nachdem er zuvor fünf Jahre dessen<br />
Schatzmeister war. Der Textilindustrielle<br />
aus Schmallenberg<br />
im Sauerland, Inhaber der Strumpfwarenfabrik<br />
Hesse & Kleinsorge,<br />
war ein politisch engagierter Unternehmer.<br />
18 Jahre (1962 bis<br />
1980) war er Landtagsabgeordneter<br />
der CDU in Nordrhein-Westfalen.<br />
Sein politisches Engagement prägte<br />
auch seine Arbeit für den <strong>BKU</strong>.<br />
„Als Unternehmer müssen wir<br />
uns einer dreifachen politischen<br />
Verantwortung stellen: als Sachverständige<br />
in Sachen Wirtschaft,<br />
als Sozialpartner und als Staatsbürger.<br />
Auch als Christen tragen<br />
wir politische Verantwortung“,<br />
betonte er einmal.<br />
In seine Amtszeit als <strong>BKU</strong>-Vorsitzender<br />
fielen das Ende des II. Vatikanischen<br />
Konzils und der Anfang<br />
der studentischen Revolution.<br />
In dieser Zeit des Umbruchs war<br />
der Dialog das Gebot der Stunde.<br />
Für den <strong>BKU</strong> hieß das verstärktes<br />
Zugehen auf die anderen katholischen<br />
Sozialverbände, besonders<br />
Der <strong>BKU</strong> trauert um Albert Falke, Initiator der Schmallenberger Frühjahrstagungen<br />
und ehemaliger Bundesvorsitzender.<br />
auf die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung<br />
(KAB). Zentrales<br />
Thema in Falkes Amtszeit war die<br />
Mitbestimmung.<br />
Zu den zahlreichen Ehrenämtern<br />
Falkes in Politik, Wirtschaft<br />
und Kirche gehören unter<br />
anderem die Vorstandsarbeit im<br />
Wirtschaftsrat der CDU (1967<br />
bis 1980), im Vorstand der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
(1965 bis 1969)<br />
und im Zentralkomitee der Deutschen<br />
Katholiken (1965 bis 1967).<br />
1983 wurde Albert Falke mit dem<br />
Bundesverdienstkreuz I. Klasse<br />
ausgezeichnet.<br />
Die erste <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />
in Schmallenberg fand am<br />
10. Juni 1960 unter seiner Regie<br />
statt. Hauptredner war der damalige<br />
NRW-Innenminister Josef Hermann<br />
Dufhues, der über „Christlichen<br />
Geist in der Wirtschaft“ redete.<br />
30 Jahre lang waren die Tagungen<br />
die politische Plattform des <strong>BKU</strong>,<br />
auf der auch zunehmend kontrovers<br />
diskutiert wurde.<br />
Als der 1922 geborene Falke im<br />
Jahr 2002 seinen 80. Geburtstag<br />
feierte, hat der <strong>BKU</strong> diese Tradition<br />
wieder aufleben lassen. Die<br />
diesjährige Frühjahrstagung in<br />
Schmallenberg findet am 23./24.<br />
April statt. Unt/Stemmler