Ausgabe 2/ 2012 - Bayerischer Lehrer
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Laut Statistischem Bundesamt leben die<br />
Deutschen im Schnitt immer länger. So<br />
waren 2009 bereits 2,3 Millionen Bundesbürger<br />
pflegebedürftig. Für den Fall, dass<br />
die nötige Pflege die finanziellen Mittel<br />
der älteren Menschen übersteigt, werden<br />
auch die Verwandten zur Kasse gebeten;<br />
denn laut Bürgerlichem Gesetzbuch<br />
(BGB) sind Verwandte in gerader Linie<br />
einander unterhaltspflichtig.<br />
Den Begriff des „Elternunterhalts“ definiert<br />
der Autor eines Ratgebers, RA Martin<br />
Wahlers, folgendermaßen: „Elternunterhalt<br />
ist der Unterhalt, den Kinder zahlen<br />
müssen, wenn die Eltern schuldlos<br />
nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen<br />
können.“ Die Praxis zeigt, dass<br />
es dabei nahezu immer um die Kosten für<br />
die Pflege geht. Ist der Moment gekommen,<br />
wo die Eltern auf Hilfe angewiesen<br />
sind, stellt der Staat die Pflege sicher. Dabei<br />
prüfen die Ämter drei Sachverhalte:<br />
1. Hat der Unterhaltsbedürftige verwertbare<br />
Geldmittel?<br />
2. Kann der Ehepartner des Bedürftigen<br />
für die Kosten aufkommen?<br />
3. Trifft Vorgenanntes nicht zu, wendet<br />
sich das Sozialamt an die Verwandten<br />
in gerader Linie, meist an die Kinder.<br />
Dazu erklärt der Vorsitzende des Interessenverbandes<br />
Unterhalt und Familienrecht<br />
(ISUV) Josef Linsler: „Zunächst<br />
wird also das Geld des Pflegebedürftigen<br />
aufgebraucht. Das Haus, das angesparte<br />
Vermögen, alles das, was die Eltern besitzen,<br />
wird zur Deckung der Pflegekosten<br />
aufgewendet.“ Zu dem Geld, das verwertbar<br />
ist, können auch Schenkungen des<br />
Pflegebedürftigen gehören; denn wenn<br />
die Schenkung innerhalb der letzten zehn<br />
Jahre stattgefunden hat, kann das Sozialamt<br />
sie zurückfordern.<br />
Tritt der Fall ein, dass die Kinder für ihre<br />
Eltern Unterhalt zahlen müssen, richtet<br />
sich die Höhe nach der finanziellen Leistungsfähigkeit<br />
des Kindes, die sich aus<br />
dem Nettolohn abzüglich weiterer <strong>Ausgabe</strong>n<br />
berechnet. So werden zum Beispiel<br />
Fahrtkosen zur Arbeit, Vorsorgeaufwendungen<br />
fürs Alter, Unterhaltverpflichtungen<br />
und sinnvolle Kredite, z. B. für<br />
das Haus oder das Auto, vom Nettolohn<br />
abgezogen. Wer nach dem Abzug all dieser<br />
Kosten als Alleinstehender mehr als.<br />
16<br />
Politik / Medien<br />
Elternunterhalt: Wann müssen<br />
Kinder für ihre Eltern zahlen?<br />
1.500,- Euro oder als Verheirateter mehr<br />
als. 2.700,- Euro zur Verfügung hat, muss<br />
für seine Eltern aufkommen. Gezahlt wird<br />
dann maximal die Hälfte des Betrages,<br />
der über dieser Grenze liegt.<br />
Beispiel: Einem Ledigen stehen nach Abzug<br />
der aufgezählten Verpflichtungen<br />
2.000,- Euro zur Verfügung. Somit liegt<br />
er 500,- Euro über der vorgenannten<br />
Grenze von 1.500,- Euro. Der pflegebedürftige<br />
Elternteil bzw. das Sozialamt bekommt<br />
dann monatlich maximal die Hälfte,<br />
also 250,- Euro.<br />
Doch nicht nur das Einkommen, sondern<br />
auch das Vermögen des Kindes kann herangezogen<br />
werden. Allerdings trifft das<br />
die wenigsten, erklärt der Fachanwalt<br />
Jörn Hauß, Mitglied der Dt. Anwalts-,<br />
Notar- und Steuerberatervereinigung für<br />
Erb- und Familienrecht (DANSEF); denn<br />
es gelte die Lebensgarantie: „Laut einem<br />
Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH)<br />
braucht der Verpflichtete keine spürbare<br />
und dauerhafte Senkung seiner Lebensverhältnisse<br />
hinzunehmen, es sei denn, er<br />
lebe im Luxus.“ Die eigenbewohnte Immobilie<br />
und der finanzielle Notgroschen<br />
bleiben also unangetastet. Die Höhe der<br />
erlaubten Rücklagen richtet sich allerdings<br />
nach den Einkommensverhältnissen<br />
des unterhaltspflichtigen Kindes.<br />
Die Forderungen des Sozialamts nach<br />
Elternunterhalt sollte man in jedem Fall<br />
überprüfen lassen; denn den Bescheiden<br />
liegen in der Regel Berechnungspauschalen<br />
zugrunde, die noch auf die individuelle<br />
Situation der Betroffenen zugeschnitten<br />
werden können.<br />
Elternunterhalt ist eben ein schwieriges<br />
Thema, auch weil der Gesetzgeber kaum<br />
klare Linien vorgegeben hat. Josef Linsler<br />
vom ISUV geht davon aus, dass es in den<br />
nächsten Jahren verschiedene Urteile geben<br />
wird, die einige Unklarheiten beseitigen.<br />
Bis dahin können sich die Betroffenen<br />
unter Umständen direkt mit dem<br />
Sozialamt einigen und Regelungen finden,<br />
die persönlich passen. Wenn die Sozialämter<br />
nämlich nicht bekommen, was<br />
sie wollen, müssen sie vor dem Familiengericht<br />
klagen. (aus dem Sozialbrief 1-<br />
2011 des Sozialreferats)<br />
Arthur Schriml,<br />
BLLV-Bezirkssozialreferent<br />
Oberpfälzer Schule <strong>2012</strong>/2 – 34. Jahrgang<br />
Ausstellung mit<br />
Andy Warhol in<br />
Amberg<br />
Eine ungewöhnliche Ausstellung präsentiert<br />
im August und September das<br />
ACC-Amberg. Anlässlich des 25. Todestages<br />
stellt das Haus mit Andy Warhol einen<br />
der größten und populärsten Künstler<br />
des 20. Jahrhunderts vor. Vom 30. Juli bis<br />
zum 26. September <strong>2012</strong> werden in einer<br />
exklusiven Schau über 100 Exponate der<br />
Pop-Art-Ikone angeboten.<br />
Neben erstmals in Europa gezeigten Frühwerken<br />
werden in verschiedenen Ausstellungsbereichen<br />
sein slowakischer Familienhintergrund,<br />
seine Freundchaft zu John<br />
Lennon bzw. zu den Beatles und das Leben<br />
in der „Factory“ beleuchtet. Ganz persönliche<br />
Accessoires und zahlreiche Fotoaufnahmen<br />
stellen den unannahbaren, extrovertierten<br />
Künstler nahezu greifbar vor.<br />
Zu sehen sind natürlich auch die berühmtesten<br />
Werke, wie Campbell‘s-Suppendose,<br />
die Flowers, das Portrait von Marilyn<br />
Monroe oder Jacky Kennedy, aber auch<br />
die zehnteilige Serie „Juden“.<br />
Die Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag:<br />
11 bis 19 Uhr, Donnerstag und Freitag:<br />
11 bis 20 Uhr.<br />
Öffentliche Führungen am Donnerstag<br />
und Freitag 18 Uhr, am Samstag und<br />
Sonntag 14 und 16 Uhr. Gruppenführungen<br />
auf Anfrage<br />
Eintritt: Erwachsene 6 €, Ermäßigungen<br />
für Gruppen ab 15 Personen, für Schüler,<br />
Schwerbehinderte, Schulklassen; Kinder<br />
bis 6 Jahre frei, Familienkarte 14 €<br />
Weitere Informationen:<br />
Amberer Congress Centrum, Tel. 09621<br />
4900-0, E-Mail: acc@amberg.de und<br />
www.acc-amberg.de