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bpa|magazin - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste eV

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das politische politische interview<br />

6<br />

INterVIew deS BpA-mAGAZINS mIt BrIGItte pothmer, SpreCherIN fÜr ArBeItSmArktpolItIk VoN BÜNdNIS 90/dIe GrÜNeN<br />

Bundesagentur für Arbeit soll Umschulungs -<br />

kos ten für gesamte Ausbildungsdauer übernehmen<br />

bpa magazin: Wie will Ihre Partei dem eklatanten Fachkräftemangel<br />

in der Pflege begegnen?<br />

Brigitte Pothmer: Wenn wir mehr Frauen und Männer für die<br />

Pflegeberufe gewinnen und sie auch dort dauerhaft halten wollen,<br />

dann muss für mehr Zufriedenheit im Beruf, bessere Aufstiegs-<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten und eine höhere gesellschaftliche<br />

Anerkennung des Pflegeberufs gesorgt werden. Heute stehen wir<br />

vor zwei Problemen: Erstens haben wir zu wenig Fachkräfte und<br />

zweitens ist deren Verweildauer im Beruf zu kurz. Das liegt an<br />

den Arbeitsbedingungen, an der Bezahlung und an der körperlichen<br />

und seelischen Belastung der Beschäftigten. Durch diese<br />

unzureichenden Rahmenbedingungen wird der Mangel zusätzlich<br />

verschärft. Das Problem ist immens: Nach Berechnungen des<br />

Statistischen Bundesamtes und des Bundesinstituts für Berufsbildung<br />

werden schon im Jahr 2025 etwa 150.000 zusätzliche<br />

Beschäftigte in den Pflegeberufen benötigt. Es muss sich also<br />

zügig etwas ändern.<br />

bpa magazin: Sie möchten bessere Rahmenbedingungen für die<br />

in der Pflege tätigen Menschen schaffen. Was genau verstehen<br />

Sie darunter und wie wollen Sie das erreichen? Was kann aus<br />

Ihrer Sicht getan werden, um Pflegefachkräfte länger im erlernten<br />

Beruf zu halten?<br />

Brigitte Pothmer: Der Pflegeberuf muss weg von seinem schlechten<br />

Image. Dafür können Aufklärungs- und Informationskampagnen<br />

behilflich sein – aber entscheidend wird sein, ob es gelingt,<br />

echte Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen in der Pflege<br />

zu erzielen. So wie in vielen anderen so genannten Frauenberufen<br />

sieht es auch wirklich düster aus: schlechte Bezahlung, unflexible<br />

Arbeitszeiten, wenige Mitbestimmungsrechte, und so weiter. Zwar<br />

wurde im letzten Jahr für die Branche ein Mindestlohn für un- und<br />

angelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschlossen,<br />

aber das kann nur ein Anfang sein. Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

müssen beispielsweise der Prävention und dem<br />

Arbeitsschutz größerer Stellenwert eingeräumt werden, damit die<br />

Beschäftigten nicht berufsbedingt krank werden. Die Bürokratie,<br />

die in vielen Bereichen überbordend viel Zeit in Anspruch nimmt,<br />

muss auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt werden. Neue Formen<br />

der Arbeitsorganisation und Kooperation, die zur besseren<br />

Versorgung beitragen und den Einzelnen entlasten, müssen darüber<br />

hinaus Einzug in den Pflegealltag halten.<br />

Überfällig ist auch die Reform der Pflegeausbildung. Wir brauchen<br />

ein durchlässiges Aus- und Weiterqualifizierungssystem, das den<br />

Weg eröffnet, sich von der Pflegehilfs- oder Assistenzkraft über<br />

die Pflegefachkraft bis hin für zentrale Leitungspositionen oder<br />

für den akademischen Pflegebereich zu qualifizieren. Dafür sind<br />

unter anderem ein modular aufgebautes Qualifizierungssystem<br />

und die Harmonisierung der teils sehr unterschiedlichen länderspezifischen<br />

Regelungen für die Pflegehilfs- und Assistenzberufe<br />

notwendig.<br />

Diese Pläne sind sehr ehrgeizig, aber nur so können Verbesserungen<br />

für ein attraktiveres und gesünderes Arbeiten in der<br />

Pflege erreicht werden. Für die Umsetzung brauchen wir eine<br />

abgestimmte Strategie mit enormen Anstrengungen aller Akteure<br />

– der professionell und nicht professionell Tätigen, der Politik<br />

sowie der Länder und Kommunen, der Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung.<br />

bpa magazin: Was kann aus Sicht der Grünen getan werden, um<br />

mehr Menschen für einen Beruf in der Pflege zu motivieren? Wie<br />

lassen sich etwa diejenigen für eine Qualifizierung in der Pflege<br />

gewinnen, die bislang von den Weiterbildungsmöglichkeiten kaum<br />

erreicht wurden: Ältere, Frauen in oder nach der Familienphase,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und Geringqualifizierte?<br />

>> Der Pflegeberuf muss weg<br />

von seinem schlechten Image.<br />

Dafür können Aufklärungs­ und<br />

Informationskampagnen behilflich<br />

sein …

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