Wandern entlang des Grünen Bandes in der Wartburgregion

Wandern entlang des Grünen Bandes in der Wartburgregion Wandern entlang des Grünen Bandes in der Wartburgregion

06.12.2012 Aufrufe

Mohrenfalter Der Grenzwanderweg in der Wartburgregion durch den Ulstersack führt direkt am Grünen Band entlang und ist an dieser Stelle mit dem Ulstertalradweg identisch. Treffurt und die Werra – Stadt und Fluss im Schatten der Grenze Die Kleinstadt im Süden des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal verdankt seinen Namen den drei Furten, die hier durch die Werra führten. Hier beginnt der Grenzwanderweg in der Wartburgregion. Durch die Lage an der Kreuzung zweier bedeutender Handelsstraßen erlangte Treffurt im Mittelalter eine große Bedeutung. Zum Schutze der Furten wurde bereits im 11. Jahrhundert mit der Anlage einer Burg begonnen. In der Folgezeit entwickelte sich Treffurt rasch zum bedeutenden regionalen Handelsplatz. Doch mit der Errichtung des Eisernen Vorhangs fiel Treffurt in einen Dornröschenschlaf, denn die Fachwerkstadt im Werratal lag zu DDR-Zeiten im sogenannten »5 km-Sperrgebiet« entlang der innerdeutschen Grenze. Die Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) ist eine stattliche Orchidee, deren Blüten einen teilweise bis zu 4 cm langen Sporn tragen. Sie kommt neben anderen Orchideenarten im Naturschutzgebiet »Ziegental« vor. Das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) bevorzugt Standorte auf kalkhaltigem Boden, wie hier im Naturschutzgebiet Standorfsberg am Grünen Band. NATUR ERLEBEN 39 Fauna & Flora

NATURERLEBEN 3-2006 40 Um nach Treffurt »einreisen« zu können, musste man eine Kontrollstelle passieren und die Einheimischen hatten in ihrem Personalausweis einen Stempel, der zum Aufenthalt in der Sperrzone berechtigte. Unmittelbar an der Westseite der Stadt begann der 500 Meter breite Schutzstreifen, in der auch der Berg Adolfsburg und der Heldrastein – traditionelle und beliebte Ausflugsziele – lagen, und somit für die Bewohner der Stadt unerreichbar waren. Ein Überwinden des zwei Meter hohen, zudem elektronisch gesicherten Streckmetallzauns war unmöglich. Auch die Werra war mit einem Sperrwerk, einem sogenannten Rechen, gesichert, so dass niemand schwimmend die Grenze überwinden konnte. Denn das Sperrwerk war so angebracht, dass die Strömung den Schwimmer unter den Rechen drückte und dieser kaum eine Überlebenschance hatte. Das menschenverachtende Antlitz des »antikapitalistischen Schutzwalls« wurde hier deutlich. Die menschenfeindliche innerdeutsche Grenze war jedoch gleichzeitig ein einzigartiges Refugium für die Natur, die sich hier relativ ungestört erhalten und entwickeln konnte. Das Grüne Band soll den Naturreichtum erhalten und ist gleichzeitig ein lebendiges Denkmal für das friedliche Überwinden des Kalten Krie- ges. Den Naturreichtum kann man unter anderem im landerübergreifenden Schutzgebiet in der Werraaue bewundern: naturnahe Teiche, großflächige Schilfröhrichte, Großseggenriede und Wiesenbrachen mit artenreicher Krautschicht. Der König des Werratals: der Heldrastein Der Heldrastein, mit 503 Metern der höchste Berg des Werratal und des Ringgauplateaus, war Jahrzehnte durch die Stasi besetzt und wurde nach der Wende durch die Menschen zurückerobert. Es gründete sich eine Interessengemeinschaft, die den Der Heldrastein wird auch der »König des Werratals« genannt. Auf ihm wurde der einst von der Stasi genutzte Turm nun als »Turm der Einheit« und Aussichtsturm für Wanderer umgebaut. Das Grüne Band bei der Ortschaft Pferdsdorf in der Nähe des Ulstersacks NATUR ERLEBEN

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musste man e<strong>in</strong>e Kontrollstelle passieren<br />

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Unmittelbar an <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Stadt begann<br />

<strong>der</strong> 500 Meter breite Schutzstreifen, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Berg Adolfsburg und <strong>der</strong> Heldraste<strong>in</strong><br />

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– lagen, und somit für die Bewohner<br />

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gesichert, so dass niemand schwimmend<br />

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Denn das Sperrwerk war so angebracht,<br />

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Das menschenverachtende Antlitz <strong>des</strong> »antikapitalistischen<br />

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deutlich. Die menschenfe<strong>in</strong>dliche <strong>in</strong>nerdeutsche<br />

Grenze war jedoch gleichzeitig<br />

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die sich hier relativ ungestört erhalten und<br />

entwickeln konnte. Das Grüne Band soll<br />

den Naturreichtum erhalten und ist gleichzeitig<br />

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Großseggenriede und Wiesenbrachen mit<br />

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Der König <strong>des</strong> Werratals: <strong>der</strong><br />

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Der Heldraste<strong>in</strong>, mit 503 Metern <strong>der</strong> höchste<br />

Berg <strong>des</strong> Werratal und <strong>des</strong> R<strong>in</strong>ggauplateaus,<br />

war Jahrzehnte durch die Stasi besetzt<br />

und wurde nach <strong>der</strong> Wende durch<br />

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Das Grüne Band bei <strong>der</strong> Ortschaft<br />

Pferdsdorf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>des</strong> Ulstersacks<br />

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