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Natur erleben am Grünen Band in der Altmark - BUND für Umwelt ...

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Fauna & Flora<br />

Der Haselnusshof <strong>in</strong> B<strong>in</strong>de<br />

<strong>Natur</strong> <strong>erleben</strong> <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong><br />

Auf e<strong>in</strong>er Fahrradtour mit Jugendlichen erläutert Jürgen Starck, wie die<br />

ehemalige <strong>in</strong>nerdeutsche Grenze ausgesehen hat und wie sich <strong>in</strong> ihrem Schatten<br />

die wertvolle <strong>Natur</strong> des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es entwickeln konnte. Im H<strong>in</strong>tergrund<br />

rechts s<strong>in</strong>d noch Reste des Grenzzauns zu sehen.<br />

Beson<strong>der</strong>er Service des Haselnusshofs: In <strong>der</strong><br />

Fahrradwerkstatt »RadKultur« können Rä<strong>der</strong><br />

repariert o<strong>der</strong> <strong>für</strong> Touren ausgeliehen werden.<br />

Traudi und Jürgen Starck beim Pegelmessen <strong>in</strong> den<br />

Kusebruchwiesen. Auch hier hat <strong>der</strong> <strong>BUND</strong> Flächen<br />

angekauft. Diese sollen langfristig wie<strong>der</strong>vernässt werden.<br />

26 NATUR ERLEBEN


Weite Wiesenflächen, Schilf und Röhricht bestandene Gräben, e<strong>in</strong>zelne<br />

uralte Weiden, e<strong>in</strong> pastellblauer Himmel und nichts zu hören als die Schreie<br />

e<strong>in</strong>er Gruppe von Kranichen, die h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Birkenha<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>geht. Ort<br />

dieses <strong>Natur</strong>schauspiels (und noch vieler weiterer) ist das Grüne <strong>Band</strong>, <strong>der</strong><br />

ehemalige Grenzstreifen, zwischen <strong>Altmark</strong> und Wendland. Hier führen<br />

Traudi und Jürgen Starck von <strong>der</strong> Ortsgruppe <strong>Altmark</strong> Nordwest des <strong>BUND</strong><br />

(Bund <strong>für</strong> <strong>Umwelt</strong>- und <strong>Natur</strong>schutz Deutschland e.V.) von ihrem Haselnusshof<br />

im altmärkischen B<strong>in</strong>de aus <strong>in</strong>teressierte Besucher per Fahrrad o<strong>der</strong> zu<br />

Fuß durch die <strong>Natur</strong>schätze <strong>der</strong> Region. Die sich im Schatten <strong>der</strong> ehemaligen<br />

<strong>in</strong>nerdeutschen Grenze erhaltene e<strong>in</strong>malige <strong>Natur</strong> wird dem Besucher durch<br />

das vielfältige <strong>Natur</strong>erlebnis-Angebot des Haselnusshofs nahe gebracht.<br />

Wan<strong>der</strong>ungen, Fahrradtouren, Tierbeobachtungen und vieles mehr.<br />

Das Grüne <strong>Band</strong> im <strong>Altmark</strong>kreis<br />

Salzwedel, zwischen Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

und Sachsen-Anhalt, erstreckt<br />

sich nördlich von Arendsee bis <strong>in</strong> den <strong>Natur</strong>park<br />

Dröml<strong>in</strong>g. Großflächige naturnahe<br />

Auenwäl<strong>der</strong>, artenreiches Grünland,<br />

Nie<strong>der</strong>moore und Fließgewässer repräsentieren<br />

e<strong>in</strong>en typischen Ausschnitt von<br />

ehemals weit verbreiteten Biotoptypen<br />

und Biotopkomplexen des norddeutschen<br />

Tieflandes. Sie stellen heute <strong>für</strong> viele gefährdete<br />

Tiere und Pflanzen e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Rückzugsgebiet dar. Arten wie Fischotter<br />

(Lutra lutra), Wiesenweihe (Circus pygagus)<br />

und Kranich (Grus grus) f<strong>in</strong>den hier<br />

e<strong>in</strong>en Lebensraum.<br />

Die Nähe zur ehemaligen Grenze hat dazu<br />

geführt, dass <strong>in</strong> den Feuchtgebieten und<br />

nassen Nie<strong>der</strong>moorbereichen Intensivierungsbemühungen<br />

nicht vorank<strong>am</strong>en. Die<br />

Fließgewässer, die zum Teil den Grenzverlauf<br />

markieren, haben auf Teilstrecken<br />

»Wildnischarakter«. Daher verwun<strong>der</strong>t<br />

es nicht, dass sich <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

auch das erste <strong>der</strong> mittlerweile sechs Flächenankaufgebiete<br />

des <strong>BUND</strong> entlang des<br />

<strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es bef<strong>in</strong>det. Durch die Erlöse<br />

aus dem Verkauf des Grüne <strong>Band</strong>-Anteilsche<strong>in</strong>s<br />

(siehe Infokasten S. 29) konnten<br />

im <strong>Altmark</strong>kreis Salzwedel bereits 170<br />

Hektar Fläche angekauft werden.<br />

Bäche, Wäl<strong>der</strong>, Moore<br />

Der <strong>BUND</strong> kauft wertvolle Lebensräume<br />

entlang des Harper Mühlenbachs, <strong>der</strong><br />

den Fischotter und Vogelarten wie Eisvogel<br />

(Alcedo atthis), Drosselrohrsänger<br />

(Acrocephalus arund<strong>in</strong>aceus) und<br />

Schwarzstorch (Ciconia nigra) beheimatet.<br />

Im angrenzende Feuchtgrünland kommen<br />

charakteristische Wiesenvogel-Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

mit Wachtelkönig (Crex<br />

crex), Bekass<strong>in</strong>e (Gall<strong>in</strong>ago gall<strong>in</strong>ago),<br />

Kiebitz (Vanellus vanellus), Wiesenpieper<br />

(Anthus pratensis) und Braunkehlchen<br />

(Saxicola rubeta) vor. In <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong>, unmittelbar<br />

angrenzend an das Grüne <strong>Band</strong>,<br />

bef<strong>in</strong>det sich auch <strong>der</strong> größte und bedeutendste<br />

Erlenbruchwald Sachsen-Anhalts.<br />

Der Wasserfe<strong>der</strong>-Erlenbruchwald mit se<strong>in</strong>en<br />

150 Hektar Ausdehnung beheimatet<br />

neben e<strong>in</strong>er großen Moorfroschpopulation<br />

auch e<strong>in</strong> Kranichbrutgebiet.<br />

Das Che<strong>in</strong>er Torfmoor mit charakteristischen<br />

Pflanzenarten wie Schmalblättriges<br />

Wollgras (Eriophorum angustifolium), Kuckucks-Lichtnelke<br />

(Lychnis flos-cuculi) und<br />

Schlangenknöterich (Polygonum bistorta)<br />

ist e<strong>in</strong>e weitere Beson<strong>der</strong>heit entlang des<br />

<strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es. Dieses 250 Hektar große<br />

Nie<strong>der</strong>moorgebiet ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> <strong>am</strong><br />

besten erhaltenen Deutschlands. Kürz-<br />

Admiral im Öko-Garten<br />

des Haselnusshofes<br />

E<strong>in</strong>zelne, alte Weiden - früher als<br />

sogenannte Kopfweiden genutzt - s<strong>in</strong>d<br />

landschaftsprägen<strong>der</strong> Bestandteil <strong>der</strong><br />

<strong>Altmark</strong>.<br />

lich wurde bei Biotoppflegemaßnahmen<br />

<strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> das Knotige Mastkraut<br />

(Sag<strong>in</strong>a nodosa) entdeckt. Es ist <strong>der</strong> Erstnachweis<br />

dieser seltenen Pflanzenart <strong>in</strong><br />

Sachsen-Anhalt.<br />

Fauna & Flora<br />

NATUR ERLEBEN 27


Fauna & Flora<br />

Das Grüne <strong>Band</strong> im <strong>Altmark</strong>kreis zeichnet sich durch se<strong>in</strong>en Strukturreichtum<br />

aus. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>teiliges Mosaik von Altgras, verbuschten Bereichen, Feuchtwiesen,<br />

Gewässern und Auwäl<strong>der</strong>n. Lebensräume die <strong>in</strong> dieser Form und<br />

Zus<strong>am</strong>menstellung sehr selten geworden s<strong>in</strong>d.<br />

Der Haselnusshof<br />

Die <strong>BUND</strong> Ortsgruppe <strong>Altmark</strong> Nordwest<br />

unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung von Traudi<br />

und Jürgen Starck engagiert sich bereits<br />

seit Jahren <strong>für</strong> das Grüne <strong>Band</strong>. In<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit mit <strong>der</strong> Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörde<br />

<strong>in</strong> Salzwedel und <strong>Natur</strong>schutzverbänden<br />

werden Pflege- und Entwicklungskonzepte<br />

<strong>für</strong> das Grüne <strong>Band</strong><br />

und dessen angrenzende Gebiete entwickelt.<br />

Regelmäßige <strong>Natur</strong>beobachtungen,<br />

das Messen von Wasserständen und Vogelzählungen<br />

br<strong>in</strong>gen aktuellen Überblick<br />

Das Breitblättrige Knabenkraut. Diese lichtliebende Orchidee<br />

ist auf feuchte, nährstoffarme Wiesen o<strong>der</strong> Quellsümpfe<br />

angewiesen. Zu frühe Mahd o<strong>der</strong> Überdüngung haben das<br />

Knabenkraut bereits aus vielen Gebieten vertrieben. Auf den<br />

Kusebruchwiesen <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> f<strong>in</strong>det man es noch.<br />

über den Zustand <strong>der</strong> wertvollen Lebensräume.<br />

Klassischer <strong>Natur</strong>schutz wie aus<br />

dem Lehrbuch. Doch weit gefehlt, wer<br />

vermutet, dieser würde wie »unter <strong>der</strong> Käseglocke«<br />

betrieben.<br />

Hier soll die <strong>Natur</strong> und vor allem das Grüne<br />

<strong>Band</strong> und se<strong>in</strong>e Geschichte den Menschen<br />

nahe gebracht werden. Auf dem Haselnusshof,<br />

e<strong>in</strong>em ehemaligen Bauernhof <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> altmärkischen Ortschaft B<strong>in</strong>de zwischen<br />

Salzwedel und Arendsee <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe zum <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>, hat F<strong>am</strong>ilie Starck<br />

die erste Anlaufstelle <strong>für</strong> RadWan<strong>der</strong>er <strong>am</strong><br />

<strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> eröffnet. Von hier aus werden<br />

<strong>Natur</strong>wan<strong>der</strong>ungen <strong>für</strong> Jung und Alt, große<br />

o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Gruppen angeboten. Im schweden-roten<br />

Holzhaus im Garten des Haselnusshofs<br />

kann auch übernachtet werden.<br />

Beson<strong>der</strong>en Service bietet die angeschlossene<br />

Fahrradwerksatt »RadKultur« von Christian<br />

Starck. Hier können mitgebrachte Rä<strong>der</strong><br />

repariert o<strong>der</strong> Rä<strong>der</strong> ausgeliehen werden.<br />

Die R<strong>in</strong>gelnatter benötigt kle<strong>in</strong>e Tümpel, Feuchtwiesen o<strong>der</strong><br />

sehr langs<strong>am</strong> fließende Gewässer. Diese müssen mit reichlich<br />

Vegetation verbunden se<strong>in</strong>, um ihr ausreichend Deckung zu<br />

liefern. Dies f<strong>in</strong>det sie beispielsweise im Che<strong>in</strong>er Torfmoor.<br />

<strong>Natur</strong> im Kontext von Kultur und<br />

Geschichte<br />

Das Projekt Grünes <strong>Band</strong> verb<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>maliger Weise <strong>Natur</strong>, Kultur und Geschichte.<br />

Dies ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

spürbar. Auf den geführten Wan<strong>der</strong>ungen<br />

entlang des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es werden<br />

nicht nur das Breitblättrige Knabenkraut<br />

(Dactylorhiza majalis) o<strong>der</strong> die Kuckucks-<br />

Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) bestaunt<br />

und erklärt, son<strong>der</strong>n auch die Spuren <strong>der</strong><br />

jüngeren deutsch-deutschen Geschichte:<br />

Reste <strong>der</strong> Grenzanlagen geben e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Unmenschlichkeit <strong>der</strong> vormals<br />

bestgesichertsten Grenze <strong>der</strong> Welt.<br />

Ru<strong>in</strong>en und »Überbleibsel«, wie e<strong>in</strong> verfallener<br />

Heuwagen er<strong>in</strong>nern an geschleifte<br />

Orte. An Menschen, die während <strong>der</strong><br />

Umsiedlungsaktionen des DDR-Regimes<br />

ihre Dörfer verlassen mussten. E<strong>in</strong>e dieser<br />

Ortschaften ist Jahrsau, <strong>der</strong>en Bewohner<br />

von 1952 bis 1970 zwangsweise um-<br />

Auf e<strong>in</strong>er Nachtwan<strong>der</strong>ung entlang des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es kann man, wenn man<br />

Glück hat, auch auf den Ziegenmelker treffen.<br />

28 NATUR ERLEBEN


Woan<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>d ihre Lebensräume durch <strong>in</strong>tensive landwirtschaftliche Nutzung<br />

o<strong>der</strong> Uferverbau zerstört. Im <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> leben jedoch noch viele Laubfrösche.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Nachtwan<strong>der</strong>ung zur Laubfrosch-Disco kann man sie live mit<strong>erleben</strong>.<br />

Spenden und Grüne <strong>Band</strong>-Anteilsche<strong>in</strong>e<br />

Indem Sie symbolischer Anteilseigner <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> werden und e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> mehrere Grüne<br />

<strong>Band</strong>-Anteilsche<strong>in</strong>e zu je 65 € erwerben, unterstützen sie auch die Arbeit des <strong>BUND</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong>.<br />

Vor allem ermöglichen Sie es, wertvolle Flächen anzukaufen und sie <strong>für</strong> die bedrohten<br />

Tiere und Pflanzen e<strong>in</strong> <strong>für</strong> alle Mal zu sichern. Denn trotz se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zigartigkeit droht das Grüne<br />

<strong>Band</strong> durch zerstörerische menschliche E<strong>in</strong>griffe immer weiter zu zerreißen.<br />

<strong>BUND</strong> Bundesgeschäftsstelle · Alexan<strong>der</strong> Purps, Franziska Gruler<br />

Am Köllnischen Park 1, D-10179 Berl<strong>in</strong> · � (030) 27 58 64 24, � (030) 27 58 64 40<br />

alexan<strong>der</strong>.purps@bund.net o<strong>der</strong> franziska.gruler@bund.net<br />

Spenden an <strong>BUND</strong>: Konto 232, Sparkasse Bonn, BLZ 380 500 00, Stichwort »Grünes <strong>Band</strong>«<br />

Fauna & Flora<br />

Der Kiebitz lebt <strong>in</strong> den angrenzenden Feuchtwiesen des<br />

Harper Mühlenbachs.<br />

Die strukturreichen und extensiv genutzten Feuchtwiesen entlang des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es bilden e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Nahrungsgrundlage <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von Vogelarten. Hier f<strong>in</strong>den Kraniche, Bekass<strong>in</strong>e, Kiebitz<br />

und Wachtelkönig noch ausreichend Nahrung, wie Insekten, Würmer und Schnecken.<br />

NATUR ERLEBEN 29


Fauna & Flora<br />

Neben Kranichen, Braunkehlchen und Wiesenweihen ist<br />

<strong>der</strong> Schwarzstorch e<strong>in</strong> weiteres Juwel des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong>. Der »Kulturflüchter« braucht ungestörte<br />

Wäl<strong>der</strong> und Feuchtgebiete.<br />

Die Dumme und ihre Nebenbäche, wie z.B. <strong>der</strong> Harper<br />

Mühlenbach, mäandrieren im Schutz des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es<br />

noch weitgehend natürlich.<br />

gesiedelt wurden. Jetzt er<strong>in</strong>nert nur noch<br />

e<strong>in</strong>ige Reste von Grundmauern, alte Feldste<strong>in</strong>brunnen<br />

und die e<strong>in</strong>stige Dorfstraße<br />

an dieses kle<strong>in</strong>e Dorf, dass urkundlich<br />

erstmals 1375 erwähnt wurde. E<strong>in</strong> dunkler<br />

Punkt <strong>in</strong> unserer jüngsten Geschichte,<br />

den selbst die sich hier üppig entwickelnde<br />

<strong>Natur</strong> nicht auslöschen kann.<br />

Mit H<strong>am</strong>mer und Meißel...<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zigartigen Landschaft<br />

des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es ist nur <strong>in</strong> Zus<strong>am</strong>menhang<br />

mit <strong>der</strong> Historie <strong>der</strong> deutschdeutschen<br />

Teilung zu verstehen. Auch<br />

durch künstlerische Aktionen wird hierauf<br />

aufmerks<strong>am</strong> gemacht. In Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit Künstlern, wie dem Bildhauer<br />

Stephan Johannes Pfeiffer, setzen Starcks<br />

im <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> Akzente. Im August<br />

2005 wurde an e<strong>in</strong>em ehemaligen Grenzturm<br />

zwischen Seebenau und Luckau e<strong>in</strong>e<br />

Friedenstaube <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> gesetzt, die an den<br />

Mauerbau vor 44 Jahren er<strong>in</strong>nert. Die<br />

Friedenstaube ist e<strong>in</strong> »Geme<strong>in</strong>schaftsprodukt«<br />

des Künstlers zus<strong>am</strong>men mit Anteilsche<strong>in</strong>eignerInnen<br />

des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es,<br />

die während e<strong>in</strong>er sogenannten <strong>BUND</strong>-<br />

»Aktionärsvers<strong>am</strong>mlung« geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> das<br />

vorgearbeitete Relief mit H<strong>am</strong>mer und<br />

Meißel bearbeiten durften.<br />

Auf den Spuren <strong>der</strong> Wildgänse<br />

Wer kennt sie nicht? Die Geschichte von<br />

Nils Holgerson, <strong>der</strong> sich auf dem Rücken<br />

<strong>der</strong> Hausgans Mart<strong>in</strong> unfreiwillig e<strong>in</strong>er<br />

Schar Wildgänse anschließt und dann aufregende<br />

Abenteuer bestehen muss. Mit<br />

Akka, Gunnar, Gustav, Ingrid und den an<strong>der</strong>en<br />

Wildgänsen fliegt <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Nils<br />

s<strong>am</strong>t H<strong>am</strong>ster »Krümel« gen Norden.<br />

Den Zug <strong>der</strong> Wildgänse kann man aber<br />

auch »bequemer« vom Boden aus <strong>erleben</strong>:<br />

Wenn im September die ersten Schneestürme<br />

über die Tundren Nordeuropas ziehen,<br />

weichen die nordischen Wildgänse<br />

nach Süden aus und verlassen ihre Brutgebiete<br />

im Norden. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Rastgebiete<br />

ist die nordwestliche <strong>Altmark</strong> und vor allem<br />

<strong>der</strong> <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> gelegene Arendsee.<br />

Mit ihrer Ankunft <strong>in</strong> den letzten Septembertagen<br />

kündigen sie wie jedes Jahr<br />

den Herbst an. Erst s<strong>in</strong>d es nur e<strong>in</strong>ige Tausende,<br />

doch bis Mitte November können<br />

es bis zu 50.000 se<strong>in</strong>, die den Arendsee als<br />

Schlafgewässer nutzen.<br />

Im ständigen Wechsel treffen Wildgänse<br />

e<strong>in</strong>, während an<strong>der</strong>e die <strong>Altmark</strong> Richtung<br />

Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> verlassen. Besuchern bietet<br />

sich <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong> seltenes <strong>Natur</strong>schauspiel:<br />

Große Scharen von Wildgänsen, die<br />

die Nacht auf dem Arendsee verbracht haben,<br />

brechen morgens zur Futtersuche auf<br />

Das ca. 250 Hektar große Che<strong>in</strong>er Torfmoor,<br />

hier mit dem blühenden Schlangenknöterich,<br />

ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> <strong>am</strong> besten erhaltenen<br />

Nie<strong>der</strong>moore Deutschlands. Im<br />

Schatten <strong>der</strong> ehemaligen <strong>in</strong>nerdeutschen<br />

Grenze war es vor Entwässerungsmaßnahmen<br />

relativ geschützt.<br />

die umliegende Wiesen und Fel<strong>der</strong> auf<br />

und kehren abends zur Nachtruhe auf den<br />

See zurück.<br />

»Seid mir gegrüßt, befreundte<br />

Scharen!«<br />

...so begrüßt <strong>der</strong> Held se<strong>in</strong>e Begleiter,<br />

die Kraniche, <strong>in</strong> Friedrich Schillers Ballade<br />

»Die Kraniche des Ibykus«, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Dichter den majestätischen Vögeln e<strong>in</strong> literarisches<br />

Denkmal setzt. Dem Besucher<br />

<strong>der</strong> <strong>Altmark</strong> mag es hoffentlich besser ergehen<br />

als Ibykus, <strong>der</strong> ja feige gemeuchelt<br />

wird. Doch hat auch er die seltene Gelegenheit,<br />

Kraniche aus <strong>der</strong> Nähe zu bewun<strong>der</strong>n,<br />

denn <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Altmark</strong> haben die Kraniche sogar e<strong>in</strong>es<br />

ihrer Brutgebiete.<br />

Die e<strong>in</strong>drucksvollen Balztänze und ihre<br />

weith<strong>in</strong> hörbaren »Trompetenrufe« ließen<br />

die Kraniche <strong>in</strong> die Mythologie vieler Völker<br />

als Glücksbr<strong>in</strong>ger und Frühl<strong>in</strong>gsboten<br />

e<strong>in</strong>gehen. Doch s<strong>in</strong>d sie im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

durch Entwässerung von Feuchtgebieten<br />

stark gefährdet. Um ihre Gelege vor<br />

Wildschwe<strong>in</strong>en, Füchsen, aber auch streunenden<br />

Hunden zu schützen, errichten<br />

sie diese <strong>in</strong> wasserreichen Mooren und<br />

Bruchwäl<strong>der</strong>n, wie dem Wasserfe<strong>der</strong>-Erlenbruchwald<br />

<strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> (s.o.).<br />

In <strong>der</strong> Brutzeit s<strong>in</strong>d die Kraniche scheu<br />

und leben versteckt. Doch schon bald nach<br />

30 NATUR ERLEBEN


Der ca. 150 Hektar große Wasserfer<strong>der</strong>-Erlenbruchwald entlang des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong> ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

und größten <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Hier brüten auch Kraniche und Schwarzstörche.<br />

dem Schlüpfen unternehmen die Kranichf<strong>am</strong>ilien<br />

ausgedehnte Wan<strong>der</strong>ungen auf<br />

<strong>der</strong> Suche nach Insekten, Würmern und<br />

Schnecken. Unter fachkundiger Führung<br />

von Jürgen und Traudi Starck kann man<br />

das Leben <strong>der</strong> »Aristokraten« unter den Vögeln<br />

hautnah mit<strong>erleben</strong>.<br />

Nachtwan<strong>der</strong>ung zur »Laubfrosch-Disco«<br />

Nachts steppt zwar (noch) nicht <strong>der</strong> Bär<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong>, da<strong>für</strong> aber Ziegenmelker,<br />

Laubfrosch und Fle<strong>der</strong>maus. Als Nachtschwalbe<br />

ist <strong>der</strong> Ziegenmelker (Caprimulgus<br />

europaeus) nacht- und dämmerungsaktiv<br />

und wegen se<strong>in</strong>es braunen, hell bis<br />

dunkel gemusterten Tarngefie<strong>der</strong>s sowie<br />

se<strong>in</strong>es tagsüber auf Zweigen ruhenden,<br />

stummen Verhaltens bei Helligkeit kaum zu<br />

entdecken. Er ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur nachts zu<br />

hören, wenn er den Gesang, e<strong>in</strong> markantes<br />

und weit hörbares, langandauerndes, monotones<br />

Schnurren »err-örr-err-örr.....« von<br />

e<strong>in</strong>er S<strong>in</strong>gwarte o<strong>der</strong> aus dem Flug vorträgt.<br />

Typisch ist auch e<strong>in</strong> Flügelklatschen,<br />

das e<strong>in</strong>em Peitschenknall ähnelt. Da <strong>der</strong><br />

Ziegenmelker gerne Insektenans<strong>am</strong>mlungen<br />

bei weidenden Viehherden nutzt, entstand<br />

schon im Altertum se<strong>in</strong> N<strong>am</strong>e durch<br />

den Aberglauben, er sauge nachts den Ziegen<br />

die Milch aus.<br />

Nachts kann man noch an<strong>der</strong>e »komische<br />

Typen« im Gebiet treffen. Neben zahlreichen<br />

Fle<strong>der</strong>mäusen, die mittels Echolot auf Beutefang<br />

gehen, auch Horden von Laubfröschen<br />

(Hyla arborea), die mit ihren Haftscheiben<br />

an den Füßen die Bäume und Büsche erklimmen.<br />

Woan<strong>der</strong>s ist ihr Lebensraum<br />

durch Entwässerung, Verbauung und <strong>in</strong>tensive<br />

landwirtschaftliche Nutzung <strong>der</strong> Uferbereiche<br />

verloren gegangen. Am <strong>Grünen</strong><br />

<strong>Band</strong> f<strong>in</strong>det man noch viele Laubfrösche.<br />

Doch Vorsicht! Nehmen Sie sich Ohrenstöpsel<br />

mit zur »Laubfrosch-Disco«, denn die<br />

kle<strong>in</strong>en Kerlchen machen ziemlich Radau.<br />

E<strong>in</strong> alter Heuwagen - Überrest <strong>der</strong> geschleiften Ortschaft Jahrsau, <strong>der</strong> an das<br />

Schicksal <strong>der</strong> Menschen er<strong>in</strong>nert, die bei den Umsiedlungsaktionen des DDR-<br />

Regimes ihre Heimatdörfer verlassen mussten.<br />

Progr<strong>am</strong>m und Kontakt<br />

Fauna & Flora<br />

In Anwesenheit <strong>der</strong> Bürgermeister <strong>der</strong> Anra<strong>in</strong>er aus Ost und<br />

West wurde die <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> gemeißelte Friedenstaube <strong>am</strong> ehemaligen<br />

Grenzturm zwischen Luckau und Seebenau gesetzt.<br />

E<strong>in</strong>zigartiges <strong>Natur</strong><strong>erleben</strong> zu Fuß o<strong>der</strong> mit dem Rad entlang des<br />

<strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es bietet die <strong>BUND</strong> Ortsgruppe <strong>Altmark</strong> Nordwest.<br />

Falls auch Sie Interesse an Führungen und RadWan<strong>der</strong>ungen<br />

mit Öko-Verpflegung <strong>für</strong> F<strong>am</strong>ilien, Vere<strong>in</strong>e, Jugend- und K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppen<br />

haben, dann nehmen Sie e<strong>in</strong>fach mit Traudi und Jürgen<br />

Starck Kontakt auf:<br />

<strong>BUND</strong>-Ortsgruppe <strong>Altmark</strong> Nordwest<br />

Haselnusshof · Jürgen und Traudi Starck<br />

Dorfstrasse 14 · D-29416 B<strong>in</strong>de · �/ � (039036) 9 64 32<br />

Vorläufiges <strong>Natur</strong>erlebnis-Progr<strong>am</strong>m <strong>für</strong> 2006<br />

Mai 2006: »<strong>Natur</strong>erlebniswochenenden <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong> im Norden<br />

<strong>der</strong> <strong>Altmark</strong>« - Kraniche, Orchideen, Laubfrösche und Fle<strong>der</strong>mäuse<br />

können hautnah erlebt werden.<br />

Juli 2006: »Fle<strong>der</strong>mäuse und an<strong>der</strong>e Kobolde <strong>der</strong> Nacht <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong><br />

<strong>Band</strong>« - Exkursionen <strong>am</strong> Tage und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht geben e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Lebensweise von Fle<strong>der</strong>mäusen, Ziegenmelkern<br />

und Co.. Zugleich besteht die Möglichkeit, an Bestandserfassungen<br />

teilzunehmen, und es wird über die Schutzbemühungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Altmark</strong> <strong>in</strong>formiert.<br />

November 2006: »Nordische Gänse <strong>am</strong> <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>« - Entlang<br />

des <strong>Grünen</strong> <strong>Band</strong>es im Norden <strong>der</strong> <strong>Altmark</strong> verbr<strong>in</strong>gen alljährlich<br />

viele Tausend nordische Gänse den W<strong>in</strong>ter. Beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

ist <strong>der</strong> abendliche und morgendliche E<strong>in</strong>- und Abflug zu den<br />

Schlafgewässern.<br />

Info + Kontakt<br />

<strong>BUND</strong>-Projektbüro Grünes <strong>Band</strong> · Dr. Liana Geidezis, Melanie Kreutz<br />

Bauernfe<strong>in</strong>dstraße 23, D-90471 Nürnberg · � (0911) 8 18 8 17<br />

� (0911) 86 95 68 · liana.geidezis@bund-naturschutz.de<br />

www.dasgrueneband.<strong>in</strong>fo; www.bund.net/green-belt-europe<br />

NATUR ERLEBEN 31

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