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THEATER UNTERÄGERI<br />
Vor drei Jahren fragte mich die katholische<br />
Kirchgemeinde an, ob ich nicht<br />
bereit wäre, wieder ein Freilichtspiel zu<br />
inszenieren – zum 150-jährigen Jubiläum<br />
der Kirche Heilige Familie.<br />
Natürlich erinnerte ich mich sofort an das<br />
Freilichttheater «Katharina Knie» von Zuckmaier<br />
im Jahr 1989 zurück. Viele schöne<br />
Erinnerungen und der damalige Grosserfolg<br />
wurden wach. Die Idee liess mich nicht<br />
mehr los und ich sagte zu. Nun liess ich mir<br />
von verschiedenen Theaterverlagen entsprechende<br />
Auswahlsendungen zustellen, die sich<br />
für ein Freilichttheater eignen. So habe ich<br />
während eines halben Jahres viele Texte verschlungen.<br />
In der Theaterliteratur stiess ich<br />
zufällig auf das bekannte Stück von Hugo von<br />
Hofmannsthal. Die Geschichte vom «Jedermann»<br />
packte mich. Ich startete diverse<br />
Schreiben und Telefongespräche und suchte<br />
eine passende Mundartübersetzung. Fündig<br />
wurde ich bei der Schwyzer Mundartübersetzung<br />
von Oskar Eberle «Jedema». Eberle<br />
studierte bei Max Reinhardt, der das geniale<br />
Stück im Jahre 1911 in Berlin uraufführte.<br />
Seither wird der Jedermann alljährlich in Salzburg<br />
von grossen Regisseuren und berühmten<br />
Schauspielern mit viel Erfolg aufgeführt.<br />
Oskar Eberle übersetzte das Schauspiel nicht<br />
nur in Schwyzer Mundart, sondern auch noch<br />
in Versform. Versform? Schaffen wir das? Ja,<br />
das schaffen wir! Ich las die faszinierende,<br />
lebendige Handlung immer wieder – die<br />
Geschichte blühte in mir auf und bald fand<br />
ich auch die perfekte Kulisse: Das Hauptportal<br />
unserer Pfarrkirche. Einige waren erstaunt.<br />
Ein solch hochkarätiges Stück; ist das möglich?<br />
Einige dachten – jetzt spinnt er! Das ist<br />
nicht realisierbar.<br />
Ich erstellte ein grosses Modell (1 : 20) und<br />
der Ablauf schwirrte mir in Bildern durch<br />
den Kopf. Meine aufkommenden Zweifel<br />
besprach ich mit Andreas Wüthrich. Nach<br />
zehn Tagen reagierte er mit einer E-Mail:<br />
Er war ebenfalls total begeistert. Uns beide<br />
packte das Theaterfieber – und wie!<br />
An einer Versammlung von Interessierten im<br />
Sitzungszimmer des Kirchenrats wurde das<br />
Ganze besprochen. Regierungsrat Joachim<br />
Eder gab mir den nötigen Schubs: «Mach's,<br />
Beat!». Er übernahm das OK-Präsidium und<br />
um seine Person wurde ein engagiertes OK<br />
gebildet, das sich mit Begeisterung reinkniete.<br />
Das theater unterägeri lud Spielerinnen und<br />
Spieler zu einer Versammlung in den Pfarreisaal<br />
«Sonnenhof» ein. Das Stück wurde<br />
vorgestellt und die 60 Anwesenden aufgefordert,<br />
sich in die Liste einzutragen. Am 20.<br />
Januar 2011 startete «Jedema» bei einem<br />
Fondueessen. Die Besetzung der Rollen und<br />
Helfenden war schwierig. Unzählige Telefongespräche<br />
führten allmählich zum Ziel. Einige<br />
Gesellschaft<br />
Rückschau des Regisseurs<br />
Personen, die vom Aussehen oder vom Charakter<br />
her zum Stück passten, sah ich auf<br />
der Strasse, in einem Lokal – oder irgendwo!<br />
Es gab einige Interessenten für die Hauptrolle,<br />
aber eigentlich stand die Idealbesetzung<br />
längst neben mir – er brauchte nur noch<br />
etwas Zeit. Wie man sich überzeugen konnte,<br />
war Andreas Wüthrich der geborene und vortreffliche<br />
«Jedema». So könnte ich über jede<br />
Person eine entsprechende Geschichte schreiben,<br />
über den Gsell, den Tod, den Teufel,<br />
den Mammon, das Maientheresli, die guten<br />
Werke, den Glauben, den langen und den<br />
kleinen Vetter, den «Chnächt», den armen<br />
«Nachbuur», den «Schuldenpuur» und die<br />
«Schuldenpüurin», die Mägde ... und natürlich<br />
die vielen Kinder – alle haben mitgeholfen.<br />
Es brauchte Jede und Jeden und alle<br />
haben ihr Bestes gegeben.<br />
Natürlich müsste ich alle erwähnen: Den Verantwortlichen<br />
für die Musik Beat Bürgi junior;<br />
den Organisten Udo Zimmermann; unsere<br />
Musikfreunde von «CIGAR» mit Armin Landtwing,<br />
Martina Rohrer, Jacqueline Schmidig-<br />
Wachter, Hasi Blattmann und Walter Bruhin;<br />
das Maskenteam (Andrea Maly-Gardi); das<br />
Kostümteam (Steffi Gardi und Eva Maria<br />
Müller); die beiden Souffleusen (Vreni Frischknecht<br />
und Marika Biermann); auch die enge<br />
Zusammenarbeit mit dem Bühnenchef Daniel<br />
Iten und unserem Bühnenmaler Josef Ineichen<br />
und dem ganzen Bühnenteam (grossartig!);<br />
dem Bauchef der Tribüne Urs Muff;<br />
unserem tollen Beleuchtungs- und Beschallungsteam<br />
Peter Schuler (tsw – Unterägeri)<br />
mit Adrian Gisin, Marco Horat und Roger Iten<br />
(was die vor die Kirche gezaubert haben –<br />
einfach super!; das Theaterbeizli unter der<br />
Führung von Yvonne und Peter Bucher und<br />
Xaver Stierli sowie das ganze Küchen- und<br />
Servicepersonal, die unsere Gäste, unser Publikum<br />
und alle Mitwirkenden verwöhnt haben<br />
– einfach grossartig!<br />
Für dieses einmalige Projekt «opferten» die<br />
Spielerinnen und Spieler rund 65 Abende (65<br />
Proben à ca. 3 Stunden und ein Wochenende<br />
(je ca. 215 Std.). Ich selber habe wohl<br />
1000 Stunden aufgewendet. Nicht vergessen<br />
möchte ich die OK-Sitzungen und das ganze<br />
OK (Yvonne Bucher, Jill Gann, Daniel Ryser,<br />
Thomas Brändle, Gregor Iten, Daniel Iten,<br />
Max Büchi und den OK-Präsidenten Joachim<br />
Eder) und den Webmaster René Kläy. Diese<br />
vielen Stunden und Abende wurden durch<br />
die immer grossartigen Beifallsbezeugungen,<br />
die stehenden Ovationen und natürlich das<br />
kaum zu erwarten erhoffte grosse Geschenk<br />
der Mitwirkenden (Spielerinnen, Spieler und<br />
Bühnenmannschaft) hoch belohnt. Es freut<br />
mich riesig, dass wir es miteinander geschafft<br />
haben – einfach toll – herzlichen Dank an<br />
ALLE. Es war einmalig. Wir haben etwas<br />
Unvergessliches geleistet.<br />
Bericht: Beat H. Bürgi<br />
Dä Jedema häd Ägeri verlah um innere andere Ortschaft z'bestah.<br />
Vom Erfolg g'hört meh i allne Gasse – es isch doch wirkli chum zum fasse!<br />
Alli händ g'schuftet und 'chrampfet – und dafür en grosse Erfolg use g'stanzed.<br />
Es häd sich sicher g'lohnt – und mir sind dur dä riesig Applaus belohnt.<br />
Min Gott, die Gratulationen – vo da und det – unglaublich was mir händ bewegt.<br />
Jedema, wie du g'spielt häsch mit dem lange Text – dich i d'Rolle innä gä und alli tüf<br />
bewegt.<br />
All händ s'Beschti gäh – dä Tod, Tüfel, Mammon; vo dä eigene Wärch zum starche Glaube,<br />
das Spiel isch gsy für Bravi, Frächi – jung und alt und au für die, wo's die inneri Rue tued<br />
raube!<br />
Öb das Spiel die riche Lüt und die mit dä Boni äntlich hed grüttlet –<br />
das wott niemert säge – au die nid wos hed g'schüttlet.<br />
Mer redt vom weise Spiel ums Läbe und ums Gäld –<br />
säget's wyters – mir bruchet nüd so viel, händ Sorg zu üsere Wält!<br />
Uf einisch chund dä Chnochema – und denn muesch alles uf dä Wält lo gah!<br />
Äs cha z'spat sy, dich am Schluss z'bekehre –<br />
Villicht tuet dir dä Herrgott denn dä Rugge chehre.<br />
Dank allne wird das Spiel vom «riche Ma – wo stärbe muess» nid so schnell vergässe ga.<br />
Es wird nu mängisch Erinnerige wecke und es riese Thema sy!<br />
Aber wie's ä mol mit üs wird sy, isch das Spiel vom Jedema jetzt verby!<br />
Ägeritaler III / 2011 33