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FELDmUSIK UNTERÄGERI<br />
Lange haben wir auf den Tag hin gearbeitet,<br />
geprobt und davon gesprochen.<br />
Was denn wäre wenn . . .<br />
Schnell stelle ich den Weckruf meines<br />
Mobiltelefons aus, um mich zu strecken und<br />
meinen wirren Traum von der unauffindbaren<br />
Posaune abzuschütteln. Rasch gehe<br />
ich meine Packliste in Gedanken durch:<br />
Habe ich auch wirklich nichts vergessen<br />
und alles eingepackt? Noten, Notenlayer,<br />
schwarze Schuhe und Socken, die Uniform<br />
mit Hosen, Gurt, Hemd, Gilet, Foulard und<br />
natürlich meine Querflöte . . . Ja die Liste ist<br />
komplett. Ich kann also getrost die Augen<br />
öffnen. Hmmmm, aber der Traum?!? Rasch<br />
stehe ich auf und öffne meine Tasche. Da<br />
ist es ja, das kleine Köfferchen mit meinem<br />
Instrument. Erleichtert mache ich mich nun<br />
fertig für den grossen Tag.<br />
Im Bus, der uns aufs Festgelände in St. Gallen<br />
bringt, beginne ich schon das erste Mal<br />
zu schwitzen und dies nicht aus Nervosität.<br />
Bei dem schönen und warmen Sommerwetter<br />
fühlt sich die Uniform wie ein<br />
Ganzkörperanzug an. Da hilft es nicht, sich<br />
vorzustellen, dass draussen Temperaturen<br />
von 0° C herrschen, ein kalter Wind bläst,<br />
und man ist froh über die warme Uniformjacke<br />
mit Gilet und langärmligem Hemd<br />
Gesellschaft<br />
Der grosse Tag<br />
darunter. Schnell lasse ich meinen Blick im<br />
Bus umherwandern und atme erleichtert<br />
auf, als ich den Instrumentenkoffer erblicke,<br />
der in etwa der Grösse einer Posaune<br />
entspricht. Zum Glück sind Albträume das<br />
was sie sind, nämlich nur Träume. Überrascht<br />
lacht meine Kollegin auf, als ich ihr<br />
von meinem nächtlichen Schrecken erzähle.<br />
Natürlich hat sie ihre Posaune dabei, sogar<br />
deren zwei! Schon hält der Bus und wir<br />
steigen aus, um das OLMA-Festgelände<br />
zu betreten. Und dann geht es Schlag auf<br />
Schlag, einspielen, Instrumente stimmen,<br />
die Noten ein letztes Mal «büschelä», noch<br />
ein Gang zur Toilette bevor . . . Mit grosser<br />
Spannung warten wir alle auf den Aufruf,<br />
das Spiellokal zu betreten. Was hat der<br />
Dirigent doch gleich noch mal gesagt? In<br />
meiner Anspannung kann ich mich nicht<br />
mehr an die Worte, wohl aber an deren<br />
Inhalt erinnern. Wir haben alles Mögliche<br />
in der Vorbereitungsphase getan, um heute<br />
gute Musik vorzutragen und unser Bestes<br />
zu zeigen. Aber wir sollen auch versuchen,<br />
den einmaligen Moment im Spiel zu geniessen.<br />
Erst auf der Bühne, während ein paar<br />
Takten Pause, wird mir klar, was er damit<br />
sagen wollte. Es ist unscheinbar schön zu<br />
musizieren, anders kann ich es nicht beschreiben.<br />
Schmunzelnd blicke ich nach<br />
vorn, ja da ist definitiv jemand am geniessen.<br />
Langsam hebe ich mein Mundstück,<br />
um unseren nächsten Einsatz im Stück nicht<br />
zu verpassen.<br />
Tja liebe Freunde, dies ist nur eine kleine<br />
Zusammenfassung meiner Erlebnisse und<br />
Gedanken an jenem Sonntagmorgen am<br />
Eidgenössischen Musikfest in St. Gallen. Es<br />
war dies der Sonntag, der 26. Juni 2011.<br />
Ein bisschen baff, und äussert zufrieden<br />
über das Resultat, nahmen wir die Wertung<br />
von der Jury nach unseren beiden<br />
aufgeführten Stücken «Der Magnetberg»<br />
und 2The Witch and the Saint» entgegen.<br />
Am Nachmittag konnten wir unsere<br />
Leistung nach einer gelungenen Marschmusikparade<br />
kaum fassen. Da hat sich das<br />
etwas militärische Proben der Marschmusik<br />
sehr gelohnt . . . Freudestrahlend beglückwünschten<br />
wir uns gegenseitig. Wir haben<br />
es geschafft, und unser gesetztes Ziel<br />
erreicht, dies wurde anschliessend natürlich<br />
ausgiebig gefeiert.<br />
Aber denkt nur nicht, dass wir damit auch<br />
die Endstation erreicht haben. Ich bin schon<br />
gespannt, was nach unserer Sommerpause<br />
in meinem Notenfach liegen wird. Mit<br />
Bestimmtheit ein spannendes Stück und<br />
Stoff für ein weiteres bewegtes Musikjahr.<br />
Übrigens war ich nicht die Einzige, die an<br />
jenem Morgen einen kurzen Schrecken<br />
erlebte: Ein Musikant hatte beim Öffnen<br />
des Uniformsackes mit Schrecken festgestellt,<br />
dass sein weisses Hemd zu Hause am<br />
Bügel hängen geblieben ist. Wo kriegt man<br />
den so schnell an einem Sonntagmorgen<br />
ein weisses Hemd her?!? Glücklicherweise<br />
hatte jemand ein zweites Hemd vorausschauend<br />
eingepackt, und alle konnten in<br />
Uniform komplett antreten. Auch wenn<br />
beim Einen oder Andern der Kragen (und<br />
Bauch) ein wenig enger als gewöhnlich<br />
gesessen hat . . .<br />
Bericht: Nadja Kühni, Fotos: Adrian Wildi<br />
Ägeritaler III / 2011 29