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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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66 <strong>Peer</strong> <strong>Pasternack</strong><br />

Nomen est omen: Die ABF „Walter Ulbricht“<br />

Als mit der Kulturverordnung der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) vom<br />

31.3.1949 die Umwandlung der bestehenden Vorstudienanstalten in Arbeiter-und-<br />

Bauern-Fakultäten (mit dreijähriger Studiendauer) vollzogen wurde, hatte die hallesche<br />

ABF noch keinen eigenen Namen. Nach einem zunächst gescheiterten Versuch<br />

erfüllte das Zentralkomitee der SED den Wunsch der ABF, den Namen Walter<br />

Ulbrichts tragen zu dürfen und teilte mit, daß der Antrag vom Genossen Ulbricht<br />

befürwortet sei. Die Namensverleihung werde "vom Genossen Walter Ulbricht<br />

selbst vorgenommen" (vgl. ebenda). Aus der Festrede Ulbrichts auf dem für<br />

diesen Vorgang einberufenen Festakt ist der berühmte Satz überliefert, daß es Aufgabe<br />

der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät sei, "die Festung Wissenschaft zu erstürmen<br />

und in diesem Kampf nicht zu erlahmen“(ebenda, S. 49).<br />

Wie immer man zu der politischen und ideologischen Inanspruchnahme der<br />

Vorstudieneinrichtungen steht – in der SBZ und der frühen <strong>DDR</strong> hatten sie entscheidenden<br />

Anteil an der Überwindung des Bildungsmonopols von Angehörigen<br />

der Ober- und Mittelschicht. Ihre fast 35.000 Absolventen (von rund 52.000 aufgenommenen<br />

Studenten), die im langjährigen Durchschnitt zu 40% aus der Arbeiter-<br />

bzw. Bauernschaft stammten, sind aus dem Demokratisierungsprozeß an den Universitäten<br />

und Hochschulen nicht wegzudenken. Fast ein Viertel aller ihrer Absolventen,<br />

die anschließend ein Hochschulstudium aufnahmen, sind an den Vorsemestern<br />

bzw. der ABF der halleschen Universität zur Hochschulreife geführt worden.<br />

Auch hinsichtlich der Gesamtzahl der Studierenden war diese Einrichtung die größte<br />

derartige Institution in der SBZ/<strong>DDR</strong>.<br />

Die soziale Zusammensetzung der Studentenschaft an den ostdeutschen Universitäten<br />

und Hochschulen änderte sich infolge der Zulassungspolitik und der ersten<br />

Absolventenjahrgänge der Vorstudienanstalten in kurzer Zeit erheblich, indem<br />

der Anteil von Arbeiter- und Bauernkindern zwischen 1945 und 1947/48 etwa um<br />

das Siebenfache auf rund 30 % anstieg. Erreicht wurden diese Quoten auch - aber<br />

nicht ausschließlich – durch die zunehmende Zurückweisung von Kindern bürgerlicher<br />

Herkunft. Die Paradoxie dieser Zulassungspolitik machte sich übrigens in<br />

der nächstfolgenden Generation z.T. schmerzlich bemerkbar, indem ehemalige<br />

Arbeiter- und Bauernstudenten, jetzt selbst Angehörige der "sozialistischen Intelligenz",<br />

Schwierigkeiten bekamen, ihren eigenen Kindern den Weg auf die Universitäten<br />

zu ermöglichen.<br />

1966 wurde die ABF mit der zweiten Halleschen ABF, der ABF II, zum Institut<br />

für die Vorbereitung auf ein Auslandsstudium zusammengeschlossen. Die ABF<br />

II hatte schon seit 1954 die alleinige Aufgabe, Abiturientinnen auf ein Studium in<br />

der Sowjetunion vorzubereiten. Jetzt verlor auch die ABF "Walter Ulbricht" in den

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