Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

Die Universität Halle und die
Franckeschen Stiftungen nach 1945
Jan-Hendrik Olbertz
Das Ende des Hitlerregimes 1945 fällt nahezu unmittelbar mit dem Ende der Selbständigkeit
der Franckeschen Stiftungen zusammen. In der sowjetischen Besatzungszone
wurden das öffentliche Schulwesen und der Hochschulsektor unter die
Kontrolle der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) gestellt. Ansprechpartner
der Hochschulen waren zum einen die mit SMAD-Befehl Nr. 1 gebildete sowjetische
Militärverwaltung in der SBZ mit ihrer Hochschulabteilung sowie deren
regionale Gliederungen, die neuen Volksbildungsministerien der Länder und Provinzen
sowie schließlich die mit Befehl Nr. 17 gebildeten „Deutschen Zentralverwaltungen“,
das deutsche Pendant zur sowjetischen Militärverwaltung.
Das Schicksal der Franckeschen Stiftungen wurde vor allem durch eine Verfügung
der Präsidialregierung vom 4. Dezember 1945 besiegelt, wonach die Stiftungen
in ihrer Gesamtheit als Pädagogisches Institut der Universität anzugliedern
waren. Die Stadtverwaltung dagegen wollte die Stiftungen unter städtische Trägerschaft
stellen und zu einer Einheitsschule umbauen, die als "Musteranstalt" mit
einer "Antifa-Schule" für Kinder, deren Eltern in den faschistischen Konzentrationslagern
umgekommen waren, verbunden werden sollte. Sogar dieses - politisch
motivierte - Vorhaben läßt die latente Anerkennung der von den historischen Zeitläufen
unberührt gebliebenen Bedeutung des Ortes unter den neuen Machtverhältnissen
erkennen. So gab es um die Zukunft der Franckeschen Stiftungen zunächst
harte Auseinandersetzungen. Das Direktorium stellte sich dem Plan der Stadt mit
folgendem Vorschlag entgegen:
"Aufgrund (der) gesetzlichen Neuordnung des gesamten Schulwesens ist ... von
dem Direktorium die Vorbereitung und Gründung der Einheitsschule der Franckeschen
Stiftungen in die Hand genommen worden. Sie sollte 24 Klassen der Ober-