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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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266 Jan-Hendrik Olbertz<br />

Wahlmöglichkeiten, Vervielfältigung der Lehr- und Studienformen, problem- anstelle<br />

disziplingeleitetes Lernen, neue didaktische Modelle, moderne Unterrichtstechnologien,<br />

Erhöhung der Praxisrelevanz und -verbindung des Studiums usw.<br />

usf.<br />

Wenn am Ende der Ruf nach mehr Schöpfertum und Selbsttätigkeit (bzw. entsprechenden<br />

Bedingungen) meist dennoch in allenfalls halbherzigen Retuschen des<br />

verregelten Studiensystems verhallte, so ist dies weniger hochschulpädagogischer<br />

Fehlleistung als dem allgemeinen intellektuellenfeindlichen Klima des „Arbeiterund-Bauern-Staates"<br />

anzulasten, der von einem Ausufern kritisch-kreativen Potentials<br />

über kurz oder lang die Selbstinfragestellung zu befürchten hatte. Allein die<br />

halbherzige Inangriffnahme der (ohnehin bescheidenen) Korrekturimpulse des<br />

SED-Politbürobeschlusses über die Aufgaben der Universitäten und Hochschulen<br />

(vgl. Beschluß 1980) zeugt davon, daß man Innovationsdefizite eher in Kauf zu<br />

nehmen bereit war als unkontrolliertes Schöpfertum, das in der Tat schnell zu den<br />

Grundwidersprüchen der <strong>DDR</strong>-Gesellschaft vorgedrungen wäre und womöglich<br />

eine forcierte Suche nach Alternativen ausgelöst hätte.<br />

Aus den beschriebenen Entwicklungen wird ersichtlich, daß sich die Leistungen<br />

der <strong>DDR</strong>-Hochschulpädagogik nicht allein aus ihrem in Form öffentlicher Verlautbarungen<br />

dokumentierten Erbe ermitteln und beurteilen lassen, die in der Tat<br />

von Reformtrends nicht gerade überzeugend künden. Aber es gab in der Forschung<br />

wie in der Lehre bereits viele Anzeichen dafür, daß die Hochschulpädagogik auf<br />

dem Wege war, sich von einer – von einem Großteil ihrer Adressaten lange Zeit so<br />

empfundenen – Instanz der Belehrung hin zu einem Podium des wissenschaftlichen<br />

Austauschs über Probleme der Hochschulentwicklung, über Widersprüche und<br />

Erfahrungen in der akademischen Lehre bzw. im Studiums zu entwickeln. Wenn<br />

auch zunächst eher verhalten als öffentlich bzw. offiziell zielte sie in den letzten<br />

Jahren der <strong>DDR</strong>-Ära längst nicht mehr allein auf die Bestätigung bildungs- bzw.<br />

hochschulpolitischer Setzungen und die Verteilung von Rezepten, sondern zunehmend<br />

auf kritische Reflexion, Anregung und individuelle Beratung.<br />

In der Forschung kritische und innovative Fragestellungen aufzugreifen und in<br />

der Lehre die Kursteilnehmer anzuregen und zu ermutigen, ihren eigenen Lehrstil<br />

zu finden und in eine sich verändernde Lehrkultur einzubringen, war für eine gewachsene<br />

Anzahl von Hochschulpädagogen und -pädagoginnen längst in den Vordergrund<br />

ihres wissenschaftlichen Anliegens und auch ihrer fachlichen Identität<br />

bzw. Motivation gerückt. Doch mangelnde, von Mißtrauen getragene Nachwuchspflege<br />

ließ neuen Vorstellungen über das Wissenschaftsgebiet zu wenig Chancen.<br />

Viele jüngere Fachvertreter empfanden den hochschulpädagogischen Diskurs als<br />

verkümmert und sahen sich bestenfalls in der Rolle von Ornamenten für die Ent-

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