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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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Hochschulpädagogik 265<br />

FÜHRUNG 1984, S. 13 f.) hat sie, wie andere marxisitsch-leninistische Gesellschaftswissenschaften<br />

auch, von vornherein auf überwiegend eindimensionale, oft<br />

apologetische und nicht selten auch indoktrinäre Denk- und Handlungskonzepte<br />

fixiert. Vorgaben aus den 50er Jahren behielten im Prinzip bis zum Schluß ihre<br />

Gültigkeit und waren damit über mehr als drei Jahrzehnte praktisch keiner nennenswerten<br />

Modifikation oder gar grundsätzlichen Infragestellung unterworfen.<br />

Die für die ganze <strong>DDR</strong>-Gesellschaft verhängnisvolle Kopplung von Macht-, Wahrheits-<br />

und einem fatalen Endgültigkeitsanspruch der ideologischen Maximen einer<br />

"führenden Partei" hat auch im Bereich der Hochschule früh die Suche nach Alternativen<br />

oder gar nach Vielfalt und Kontroverse – als lebendige Existenzformen von<br />

Demokratie – ersticken lassen. Wissenschaft (zumindest Gesellschaftswissenschaft)<br />

sollte bestätigen oder allenfalls „ausgestalten“, optimieren, aber nicht kritisch<br />

reflektieren, in Frage stellen oder gar Alternativen entwickeln. Daß sich die<br />

Gesellschaft damit ihres eigenen Innovationspotentials beraubte, Kontinuität nicht<br />

im Wandel, sondern in der Stagnation bestand, zwang Lehrende wie Studierende<br />

(letztere natürlich in besonderer Weise) immer mehr in eine Objektrolle – bei ständiger<br />

Beschwörung ihrer Subjektposition – und führte dazu, daß die Universität<br />

ihre traditionellen Prämissen von Autonomie, akademischer Freiheit und studentischer<br />

Selbständigkeit der politischen Wirklichkeit aufopferte.<br />

Zweitens ist die Hochschulpädagogik auf Grund ihrer funktionellen Einbettung<br />

in ein geschlossenes, "gesamtgesellschaftliches“ Erziehungskonzept von vornherein<br />

darauf angelegt gewesen, lediglich eine „Variante“ kommunistischer Erziehung<br />

zu beschreiben, hier in der Realisierungsform Hochschule. Akzente des Besonderen<br />

oder gar Eigenständigen ihres Gegenstandes waren vor diesem Hintergrund nur<br />

bedingt geltend zu machen, so daß letztlich doch eher schulpädagogische Sichtweisen<br />

in die Hochschulpädagogik Eingang fanden und den traditionellen Aversionen<br />

der eingesessenen universitären Fächer gegen das Gebiet immer wieder Nahrung<br />

gaben. Dies als Widerspruch zu reflektieren, der die Hochschulpädagogik ins Zwielicht<br />

rückte und auch ihre wissenschaftlichen Grundlagen in der Pädagogik fraglich<br />

erscheinen ließ, war innerhalb des Systems unmöglich, wurde aber auch kaum versucht.<br />

Daß solche Probleme in internen Zirkeln natürlich kritisch erörtert wurden,<br />

inoffiziell ständig im Gespräch waren, kann die Hochschulpädagogen nicht von<br />

dem Vorwurf einer weitgehenden Preisgabe reformorientierter Ansätze für die<br />

Herrschaftsansprüche von Ideologie und Politik entlasten.<br />

Dennoch hat die Hochschulpädagogik vor allem in den letzten Jahren wichtige<br />

und zeitgemäße (manchmal sogar "systemparadoxe") hochschulpädagogische<br />

Stichwörter verfolgt: Aktivität, Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Studierenden,<br />

differenzierte und individuelle Studienplangestaltung, Ausbau der

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