Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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262 Jan-Hendrik Olbertz<br />
z.B. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, boten das postgraduale<br />
Studium Hochschulpädagogik ohne Fachabschluß an und bezogen z.B. die Lehrproben<br />
auch nur noch auf fakultativer Basis ein. Der Grund hierfür lag allerdings<br />
vor allem in der personellen Kapazität, die trotz Einführung der neuen Studienform<br />
konstant blieb.<br />
Wer angesichts der enormen Regelungsdichte der verbindlichen thematischen<br />
Vorgaben (vgl. Anlage 2) allerdings analoge Kontrollmechanismen erwartete, dürfte<br />
in den Veranstaltungen selbst überrascht gewesen sein. Denn das bedruckte Papier<br />
des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen wurde von vielen Lehrenden<br />
mehr oder minder offen als die eine Seite, die reale Lehr- und Studienpraxis als<br />
eine andere angesehen und gestaltet. Ohne weiteres war es möglich, diese Vorgaben<br />
"vor Ort" individuell zu modifizieren, sie inhaltlich "auszulegen" (z.B. neben<br />
dem Erziehungsimperativ Sozialisationsprozesse zu behandeln), die Relationen zu<br />
verändern und den Veranstaltungsverlauf vor allem an den Vorstellungen der Teilnehmer<br />
zu orientieren (mit anderen Worten: vieles ganz anders zu machen). Eine<br />
"Punkt-für-Punkt-Umsetzung" der Vorgaben des Programms hätte die Veranstaltungen<br />
in der Praxis ohnehin zum Scheitern gebracht und wäre auch für die Mehrzahl<br />
der Lehrenden unzumutbar gewesen.<br />
Dem Trend, eigene Programme zu entwickeln, kamen vielerorts bereits Versuche<br />
entgegen, die Lehrangebote stärker und unmittelbarer an den Bedürfnissen der<br />
Teilnehmer zu orientieren, also z. B. hochschulpädagogische Vorlesungen zugunsten<br />
von Seminaren und weiteren dialogischen Verfahren zu reduzieren, praktische<br />
Übungen einzuführen (u.a. zur Rhetorik im Hochschulunterricht), zu Trainingszwecken<br />
Videotechnik einzusetzen usw. So verlor auch das vielgescholtene "Delegierungsprinzip"<br />
in der Lehre, das der Hochschulpädagogik ihre Klientel auf administrativem<br />
Wege zuführte, ohne daß mit attraktiven Angeboten um sie zu werben<br />
war (s.o.), in den letzten Jahren an praktischer Bedeutung. Immer häufiger kam es<br />
vor, daß sich Mitarbeiter der Universität von sich aus an die Bereiche Hochschulpädagogik<br />
wandten, um angebotene Kurse zu belegen bzw. didaktisch-methodische<br />
Beratung einzuholen. Sicher stehen solche neuen (späten) Erfahrungen mit der<br />
Hochschulpädagogik noch in einem Zusammenhang mit den heute wieder vermehrten<br />
Anfragen an die Universitäten, warum es eigentlich keine hochschulpädagogischen<br />
bzw. -didaktischen Kurse vor allem für die jüngeren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mehr gibt. Die Berücksichtigung solcher Wünsche scheitert indessen<br />
schon am nicht mehr vorhandenen hochschulpädagogischen Personal.