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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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256 Jan-Hendrik Olbertz<br />

mit den X. Weltfestspielen 1973 in Berlin eröffnet wurden, mit dem Aufbau von<br />

Jugendclubs, Jugendreisebüros (der FDJ), die übrigens auch Jugendreisen als Auszeichnungen<br />

für ausgewählte "Kader" in kapitalistische Länder vergaben, Jugendbrigaden<br />

usw. einhergingen. Auch die Verabschiedung des Jugendgesetzes der<br />

<strong>DDR</strong> (1974) kann als Ausdruck der neuen Aufmerksamkeit (und Wachsamkeit) der<br />

<strong>DDR</strong>-Regierung gegenüber der Jugend gelten.<br />

Fiedler wies die Hochschulpädagogen zurecht, daß es nicht genüge, "neue subjektive<br />

Voraussetzungen lediglich festzustellen, sondern es ist dringend erforderlich,<br />

sie gründlich und komplex zu untersuchen und einer tiefergehenden wissenschaftlichen<br />

Bewertung zu unterziehen" (ebenda, S. 35). "Vor allem aber", fuhr er<br />

fort,<br />

"erwarten wir Vorschläge dazu, welche Konsequenzen für die Gestaltung des pädagogischen<br />

Prozesses daraus abzuleiten sind, wie nunmehr praktisch an unseren<br />

Hochschulen diesen veränderten Bedingungen Rechnung zu tragen ist, welche<br />

Auswirkungen das auf den Stil der akademischen Ausbildung, auf die massenpolitische<br />

Tätigkeit, auf die Gestaltung der selbständigen wissenschaftlichen Arbeit<br />

und auf die Verwirklichung der sozialistischen Demokratie haben muß" (ebenda).<br />

Diese Passagen bieten einen interessanten Einblick in die seitens der politischen<br />

Ebene eingenommene Perspektive auf die Hochschulpädagogik. Es ist erstaunlich,<br />

mit welcher Selbstverständlichkeit politische "Erwartungen" an ein Wissenschaftsgebiet<br />

wie die Hochschulpädagogik und seine Vertreter formuliert wurden, das für<br />

die Politik offenbar nie etwas anderes als ein Instrument für die Durchsetzung politischer<br />

und ideologischer Interessen gewesen ist. "Einmal erwarten wir von Ihnen",<br />

forderte Fiedler,<br />

"daß Sie an der Herausarbeitung des gesellschaftlichen Maßstabes für die Erhöhung<br />

der Qualität der Erziehung und Ausbildung produktiv mitarbeiten und zum<br />

anderen die Grundpositionen zur kommunistischen Erziehung der Studenten durch<br />

theoretisch anspruchsvolle und praxiswirksame Forschungsergebnisse immer klarer<br />

herausarbeiten und an den Hoch- und Fachschulen umsetzen helfen" (ebd., S.<br />

13).<br />

Die Hochschulpädagogik, vom politischen Apparat längst als "Auftragsdisziplin"<br />

vereinnahmt, hatte die in sie gesetzten "Erwartungen" nicht erfüllt. Ihre Wirksamkeit<br />

ließ zu wünschen übrig, sie konnte für die wahrgenommenen Probleme und<br />

beunruhigenden Befunde keine Lösungen vorweisen (wie sollte sie auch?). Die<br />

Hochschulpädagogik versagte, sie schien als "Regulativ" für das erwachende, kritische<br />

Selbstbewußtsein einer neuen Jugendgeneration, das außer Kontrolle zu geraten<br />

drohte, untauglich zu sein.<br />

Helmut Lehmann, der von dem drohenden Ungewitter rechtzeitig erfahren hatte,<br />

reagierte in seinem Beitrag mit fast zugespitzter "Selbstkritik". Er warf der<br />

Hochschulpädagogik – nicht einmal zu Unrecht – eine "gewisse Praxisferne", die

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