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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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Hochschulpädagogik 255<br />

2.1. Hochschulpädagogik in der Krise<br />

Ende der 70er Jahre gab es zunehmend Unzufriedenheit mit dem "erreichten Stand<br />

bei der Vervollkommnung der kommunistischen Erziehung der Studenten", so der<br />

stellvertretender Minister für Hoch- und Fachschulwesen, Peter Fiedler (1980, S.<br />

13). Diese Unzufriedenheit artikulierte sich in z.T. herber Kritik an der Hochschulpädagogik.<br />

Das (fast zweistündige) Eröffnungsreferat Fiedlers auf der ersten "Zentralen<br />

Arbeitstagung Hoch- und Fachschulpädagogik" am 8. und 9. Februar 1980 an<br />

der Karl-Marx-Universität in Leipzig fiel ungewohnt und – jedenfalls für Uneingeweihte<br />

– überraschend kritisch aus.<br />

Nachdem er zunächst die für <strong>DDR</strong>-Verhältnisse erstaunliche Feststellung getroffen<br />

hatte, die politische Situation unter den Studierenden sei "im wesentlichen<br />

als stabil" (1980, S. 15) zu beurteilen, folgte die Präzisierung, "daß bei der generell<br />

positiven Gesamtbewertung der politischen Situation unter unseren Studenten der<br />

Grad der bewußten Identifizierung mit der Politik unserer Partei auf allen Ebenen<br />

unserer gesellschaftlichen Entwicklung noch differenziert bewertet werden muß"<br />

(ebd.). Ähnliche Feststellungen wurden in bezug auf die Hochschullehrkräfte getroffen,<br />

und Kiel bezog sich auch auf deren hochschulpädagogisches Interesse und<br />

Engagement, als er 1982 bemängelte, "daß die Motivation für die Aneignung der<br />

Hochschulpädagogik sehr unterschiedlich, manchmal kaum ausgeprägt" sei (Kiel<br />

1982, S. VI).<br />

Den Hintergrund der Probleme bildete eine neue Studentengeneration, deren<br />

gesellschaftlicher und politischer Erfahrungshorizont allenfalls bis in die späten 60er<br />

Jahre zurückreichte, und für die, wie Fiedler konstatierte, "die Jahre des schweren<br />

Anbeginns und Aufbaus der Grundlagen des Sozialismus nicht Gegenstand<br />

eigenen Erlebens sind" (ebd. S. 34).<br />

Vor allem das Zentralinstitut für Jugendforschung hatte mit Ergebnissen seiner<br />

Intervallstudien zur Studentenforschung wiederholt auf den gewandelten Lebensstil,<br />

die veränderten Wertorientierungen und den Mentalitätswandel der heranwachsenden<br />

Jugend- bzw. Studentengeneration aufmerksam gemacht (vgl. u.a.<br />

Starke 1979 und 1983, "Student 79" 1980, Hofmann 1983, Bathke 1984, Starke/<br />

Bruhm-Schlegel 1984); die Studierenden waren zu Studienbeginn älter (u.a. durch<br />

Vorpraktika in einer gewachsenen Anzahl von Studienrichtungen), selbständiger,<br />

anspruchsvoller, weniger gläubig auf die Ideale des Sozialismus als auf private Zielen<br />

fixiert (vgl. dazu auch Friedrich 1990, Friedrich/Griese 1991). Sie paßten nicht<br />

mehr recht zur teils begeisterungsfähigen, teils zumindest disziplinierteren Aufbaugeneration<br />

ihrer Eltern der 50er Jahre. Die <strong>DDR</strong>-Obrigkeit stand dieser Entwicklung<br />

ratlos und vor allem mißtrauisch gegenüber. Um die undankbare Jugend<br />

zurückzugewinnen, gab es in den 70er Jahren regelrechte "Jugendkampagnen", die

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