Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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Hochschulpädagogik 251<br />
ne Konzeption" von Hochschulbildung, Marktorientierung versus Erziehungsplanung<br />
bzw. "gesellschaftlicher Bedarf" usw. usf.<br />
Daß diese damit nur oberflächlich angedeutete Unterschiedlichkeit im Selbstverständnis<br />
beider Entwicklungslinien – in einem jeweils anderen gesellschaftlichen<br />
und politischen Kontext – auch die Begründung für abweichende disziplinäre<br />
Zuordnungen lieferte, vermag nicht zu überraschen: Die <strong>DDR</strong>-Hochschulpädagogik<br />
verstand sich von Anfang an als Teildisziplin einer allgemeinen Pädagogik<br />
und konnte sich dabei auf Hans Schmidkunz (vgl. 1907) berufen; Erziehung war<br />
für sie eine Schlüsselfunktion der Universität. Die Hochschuldidaktik ging, in der<br />
Praxis wesentlich verstanden als Wissenschaftsdidaktik, enge Bindungen an die<br />
jeweils zu lehrenden Fächer ein und entwickelte sich (inhaltlich wie institutionell)<br />
auf einer weitgehend selbständigen, in sich viel stärker ausdifferenzierten – aber<br />
kaum verknüpften – Ebenenvielfalt. Zumindest äußerlich hielt man sich an die<br />
weitgefaßte, sozialisationstheoretisch begründete Gegenstandsbestimmung durch<br />
Huber, die – knapp formuliert – "die Lernsituation und Lernumwelt der Studenten“<br />
als Grundthema und Leitmotiv der Hochschuldidaktik beschrieb (vgl. 1983, S. 116<br />
f.). Vorstellungen von Erziehung waren dieser Gegenstandsbeschreibung fremd -<br />
kein Wunder angesichts des (begründeten) Mißtrauens linker Universitätsreformer<br />
gegen Erziehung schlechthin, zu der eine von der Geschichte diskreditierte oder<br />
durch ihre Interessenlage unfähige Professorenschaft weder legitimiert noch befähigt<br />
schien, und die selbst mit demokratischen Zielen als erneutes Einfallstor zur<br />
konservativen Indoktrination, unvereinbar mit den pluralistischen Strukturen einer<br />
Massendemokratie, betrachtet wurde (vgl. dazu Luther 1979).<br />
Auffällig ist, daß sich die weite Begriffs- bzw. Gegenstandsbestimmung der<br />
Hochschuldidaktik in ihrer Wissenschaftspraxis bzw. Themen- und Perspektivenwahl<br />
häufig wieder "verengte“, während die enge (bis sture) Definition der <strong>DDR</strong>-<br />
Hochschulpädagogik mehr oder minder heimlich verlassen und ausgeweitet wurde.<br />
So war die ursprünglich breit und potentiell viel eher interdisziplinär angelegte<br />
Selbstbestimmung der Hochschuldidaktik in den Ansätzen der Hochschulpädagogik<br />
bisweilen deutlicher wiederzufinden – was übergreifende Reflexionen, das<br />
Themenspektrum und vor allem den systematischen Zugriff betrifft – als in manchen<br />
Zugängen der westlichen Hochschuldidaktik, deren anfängliches Grundmotiv<br />
sich bald in eine Vielzahl von Einzelthemen bzw. -projekten verlor.<br />
Parallelen schließlich ergaben sich auch im Hinblick auf die Inanspruchnahme<br />
historischer Bezüge, die nicht nur im Hinblick auf ihren Erkenntniswert für aktuelle<br />
wissenschaftliche Fragestellungen, sondern auch zur Legitimation des Anliegens<br />
bzw. Gegenstandes von Hochschulpädagogik oder -didaktik herangezogen wurden.<br />
Auf beiden Seiten fällt auf, daß die Zuwendung zur Wissenschaftsgeschichte der