Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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250 Jan-Hendrik Olbertz<br />
die Hochschulpädagogik von vielen Professoren anderer Fakultäten als "universitäts-<br />
bzw. wissenschaftsfremd" angesehen und mehr oder minder offen ignoriert.<br />
Interessant ist, daß die Ontogenese der <strong>DDR</strong>-Hochschulpädagogik in gewisser<br />
Beziehung analog zur "Phylogenese" der Wissenschaftsdisziplin (s.o.) verlief, denn<br />
ihr Impuls ist wie im Falle der Hodegetik zunächst von Bedürfnissen der Lehre<br />
ausgegangen und hat nicht unmaßgeblich mit "Eigenimpulsen" engagierter Einzelpersonen<br />
begonnen, ehe sich der Staat der Initiative bemächtigte und sie seinen<br />
Erwartungen und Zwecken unterwarf. Zum Lehrmotiv trat erst in der Mitte der 70er<br />
Jahre – sowohl infolge der selbstgesetzten Ansprüche als Wissenschaftsdisziplin<br />
als auch vor dem Hintergrund zunehmender Erwartungen an Ergebnisse einer<br />
<strong>Hochschulforschung</strong> – deutlicher das Motiv der Erforschung der Hochschulwirklichkeit<br />
hinzu. Im Rahmen des Fünf-Jahr-Plans 1976-80 gab es 1975 den ersten<br />
hochschulpädagogischen Forschungsplan.<br />
In West und Ost ...<br />
gab es also ungeachtet getrennter Entwicklungsgänge von Hochschulpädagogik<br />
bzw. -didaktik auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Sie bestanden darin, daß<br />
sich beide Impulse als Ausdruck der Notwendigkeit einer – in politischer Beziehung<br />
gleichwohl oft gegenläufig motivierten – allgemeinen Studien- bzw. Hochschulreform<br />
verstanden, die angesichts der hier wie dort veränderten wirtschaftlichpolitischen<br />
Bedingungen bzw. Erfordernisse als unumgänglich empfunden wurde<br />
und Veränderungen, zumindest aber Anpassungen, im jeweiligen Hochschulsystem<br />
verlangte. Gemeinsam ist beiden Entwicklungslinien hochschulpädagogischer bzw.<br />
-didaktischer Forschung deshalb die Suche nach praxiswirksameren und effizienteren<br />
Gestaltungsformen sowie Methoden akademischer Bildung, die in einer Vielzahl<br />
von Konzepten und Projekten Niederschlag gefunden haben und an denen sich<br />
häufig auch die Fortbildungsangebote orientierten.<br />
Als weitgehend unvereinbar dagegen erwiesen sich die unterschiedlichen Herangehensweisen<br />
an die Gegenstandsbestimmung von Hochschulpädagogik und<br />
Hochschuldidaktik. Für erstere wurde unumwunden die "kommunistische Erziehung<br />
der Studenten" festgeschrieben und in eine fast scholastische Debatte über die<br />
gesellschaftlichen Hintergründe für den Übergang von der „sozialistischen“ zur<br />
"kommunistischen Erziehung" nach dem IX. Parteitag der SED verwickelt (vgl.<br />
Einführung 1984, S. 17 ff.). Auf den ersten Blick mögen nur einige Schlagwörter<br />
genügen, um die Kluft zum Ansatz der (alt-)bundesdeutschen Hochschuldidaktik<br />
kenntlich zu machen: didaktisch-methodische Optimierung versus Ausgestaltung<br />
eines pädagogischen Führungsverhältnisses, Sozialisation versus Erziehung, pluralistische<br />
Vielfalt versus "marxistisch-leninistische Gerichtetheit" bzw. "geschlosse-