Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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Hochschulpädagogik 249<br />
Man kann darüber streiten, ob der ausschlaggebende Unterschied zwischen der<br />
<strong>DDR</strong>-Hochschulpädagogik und der (alt-)bundesdeutschen Hochschuldidaktik darin<br />
besteht, daß erstere mit ihrer vergleichsweise frühen Institutionalisierung weitgehend<br />
"von oben" verordnet wurde, während die entsprechenden Anstöße in Westdeutschland<br />
vor allem aus der Studentenbewegung heraus erfolgten. Fraglos standen<br />
sich in dieser grundlegend unterschiedlichen (und bis zuletzt in hohem Maße<br />
identitätswirksamen) Ausgangslage alternativlose Systemkonformität und drängende<br />
Systemkritik gegenüber, was vielen im Ansatz denkbaren Gemeinsamkeiten –<br />
abgesehen von der allgemeinen politischen Abgrenzung – den Boden entzog. Und<br />
zumindest "unter der Hand" war der lnstitutionalisierungsvorsprung der <strong>DDR</strong>-<br />
Hochschulpädagogik wohl auch ein präventiver Vorgriff auf befürchtete Unruhen<br />
im Hochschulbereich, denn eine gut ausgebaute Hochschulpädagogik konnte dazu<br />
beitragen, das Hochschulstudium im wohlgeordneten Sinne als pädagogisches Verhältnis<br />
auszugestalten und durch pädagogische Führung unter Kontrolle zu halten.<br />
Die Formierung fester "Seminargruppen" als kleinste Struktureinheiten der gesamten<br />
Lehr- und Studienorganisation – identisch mit den Gruppierungen des obligatorischen<br />
Jugendverbandes FDJ – sowie das Seminargruppenberatersystem bewährten<br />
sich auch als feinmaschiges Netz sozialer Aufsicht, das kalkulierbare Verhältnisse<br />
an den Hochschulen gerade in dem Moment aufrechterhalten konnte, als im<br />
Westen Deutschlands die Studenten auf die Straße gingen, um mit Vehemenz die<br />
ausgebliebene Studien- bzw. Hochschulreform einzufordern.<br />
Doch darf man mit Blick auf die Entwicklung in der <strong>DDR</strong> die "Eigeninitiative"<br />
der Hochschulpädagogen selbst nicht unterschätzen, die Staat und Partei gleichsam<br />
zum Handeln aufforderten, für ihr Anliegen, ihre Lehrangebote und für sich persönlich<br />
Spielräume einforderten und die Entwicklung durch persönliches Engagement<br />
vorantrieben. Bestes Beispiel hierfür ist das Wirken Helmut Lehmanns in<br />
Berlin. Stimulus der Institutionalisierung war zudem das Ringen der Hochschulpädagogen<br />
um ihre fachliche Legitimation, denn sie waren an den Universitäten denselben<br />
Vorurteilen ausgesetzt, die den Verfechtern der Disziplin historisch stets zu<br />
schaffen machten. Anders als ihre wissenschaftlichen Vorfahren hatten sie sich<br />
aber zusätzlich noch mit einem verbreiteten Argwohn gegenüber ihrem "Erziehungsauftrag"<br />
auseinanderzusetzen, auf dessen Betonung sie angesichts politischer<br />
Erwartungen und Abhängigkeiten kaum verzichten konnten, z.T. aber auch nicht<br />
wollten. Weil sie sich zu großen Teilen als Pädagogen und nicht nur als Didaktiker<br />
verstanden, wandte sich z.B. 1971 Kiel dezidiert gegen eine Reduktion des Faches<br />
auf eine "Hochschulmethodik", die primär den Hochschulunterricht, nicht aber die<br />
Erziehung der Studierenden zum Gegenstand haben sollte (vgl. Kiel 1971). Aber<br />
gerade wegen dieses (oft vordergründig ideologischen) Erziehungsansatzes wurde