Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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Hochschulpädagogik 245<br />
gut nicht herum. Ihren Einfluß auf die Universitäten suchten die Nazis vor allem<br />
über die Auswahl und Schulung der Dozenten zu erlangen, aus guten Gründen,<br />
denn – anders als die bereits im Amt befindlichen Ordinarien – waren die Universitätsdozenten<br />
noch in abhängigen Positionen und für eine Berufung zu Professoren<br />
mit Vorbedingungen konfrontierbar. So machte man sich ihr Lebensgefühl als unterprivilegierte<br />
Privatdozenten zu nutze, die in „strenger Lebensgemeinschaft“ unter<br />
Lagerbedingungen auf das Professorenamt vorbereitet werden sollten (vgl. hierzu<br />
Jackstel 1987). Zu diesem Zweck wurden „Dozentenakademien“ gegründet, die<br />
zugleich als "Ansatzpunkt der Hochschulreform“ (so Ernst Krieck in seiner Frankfurter<br />
Rektorenrede vom 23.05.1933, zit. nach ebd.) im nationalsozialistischen Sinne<br />
dienen sollten.<br />
Im Rahmen dieser Dozentenakademien, auch „Hochschul-Führerschulen“ genannt<br />
und meist in Lagerform durchgeführt, sollte mit der Lehrbefähigung zugleich<br />
eine nationalsozialistische „Lehrgesinnung“ erworben werden. Schon im Dezember<br />
1933 begann man mit entsprechenden Vorbereitungen. Erste Kurse gab es 1934 bei<br />
Kiel, weitere Einrichtungen entstanden in der Nähe von Berlin, Göttingen und Tübingen.<br />
1936 übernahm das Reichserziehungsministerium die Leitung der „Dozentenakademien“.<br />
Nicht zuletzt betrachtete der „NS-Dozentenbund“ die neuen "Stätten<br />
eines geistigen Arbeitsdienstes" als seine „wissenschaftlichen Akademien“.<br />
Die konzeptionellen Grundlagen für die Schulung des Hochschullehrernachwuchses<br />
stammten maßgeblich aus der Feder von Martin Heidegger. Seine Vorstellungen<br />
von einer „Erziehung zum Lehrersein“ an der Hochschule entwickelte er im<br />
August 1934. Die Dozenten sollten sich ausdrücklich als Erzieher verstehen und<br />
selbst als „neuerzogene Universitätslehrer“ einen Wandel der akademischen Lehre<br />
und Kultur betreiben (Die Dozentenakademie 1933/34, Blatt 502, jew. zit. nach<br />
Jackstel 1987), und zwar in bewußter Abkehr von der "gelehrten Gesellschaft humanistischen<br />
Gepräges" (ebenda, Blatt 464).<br />
Zugleich forderte Heidegger in einer Stellungnahme „Zur Einrichtung der Dozentenschule“<br />
die Durchsetzung des Führerprinzips durch die entsprechend geschulten<br />
Dozenten. Die Stichwörter waren „Erziehung“, „Jugendführung“, „Führerprinzip“<br />
und eine auf darauf gegründete „neue Pädagogik“ für die Universität<br />
(ebenda, Blatt 508). Es gab auch didaktische Kursbestandteile, mit denen die Konzentration<br />
der Vorlesungen auf das Wesentliche und der „Innere Bau des Vortrages<br />
Lebendigkeit und Schlagkraft“ gewinnen sollte (ebenda, Blatt 502). Die Befähigung<br />
zu dieser "neuen Pädagogik für die Universität" war Voraussetzung für die<br />
Genehmigung zu Habilitation und nur durch Ableistung eines mehrmonatigen<br />
Dienstes in einem der Dozentenlager zu erwerben. Die Verfahren zur Habilitation<br />
und zur Erteilung der Lehrbefugnis verliefen getrennt. So erhoffte man sich die