Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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244 Jan-Hendrik Olbertz<br />
lässige Ausdehnung des Gegenstandes der Schulpädagogik auf den akademischen<br />
Bereich, ist älter als die (so benannte und entsprechend institutionalisierte) Hochschulpädagogik<br />
selbst. Er wurde zuerst 1836 gegen Diesterweg im Angesicht seiner<br />
Streitschrift "... über das Verderben auf den deutschen Universitäten“ erhoben<br />
(vgl. dazu Jackstel 1986b, S. 62 ff.), ehe Paulsen ihn wiederholte (s.o.) und schließlich,<br />
wiederum mehr als ein halbes Jahrhundert später, selbst von Seiten der marxistisch-leninistischen<br />
Philosophie der <strong>DDR</strong> ein solcher Einwand (vgl. Wessel<br />
1975, S. 89) erneuert wurde (vgl. dazu die Entgegnung von Kiel 1984, S. 63 ff.).<br />
Ungeachtet dessen aber war die vor allem von Schmidkunz unternommene<br />
Herleitung und Bestimmung der Hochschulpädagogik als "Teil der pädagogischen<br />
Gesamtwissenschaft“ (vgl. 1907, S. 97) die entscheidende methodologische Vorleistung<br />
zu einer systematischen hochschulpädagogischen Theorieentwicklung. Auf<br />
dieser disziplinären Grundlage ist sie zugleich konstituierend für die <strong>DDR</strong>-Hochschulpädagogik<br />
gewesen, die sich damit prinzipiell von der (alt-)bundesdeutschen<br />
Hochschuldidaktik – ungeachtet aller intentionalen Nähe – unterschied.<br />
Die "hochschulpädagogische Bewegung" und ihr Verband bestanden bis<br />
1933/34. Dem Aufkommen des Faschismus und seiner Verbreitung an den Universitäten<br />
und Hochschulen hatten sie nichts entgegenzusetzen. Die Rezeption ihres<br />
Erbes in der <strong>DDR</strong> verlief wohl auch deshalb nicht ohne Zwiespalt. Neben umfänglichen<br />
Würdigungen wurde Schmidkunz und seinen Weggefährten vorgeworfen,<br />
sie hätten mit ihrer Universitätskritik nicht an die gesellschaftskritische Philosophie<br />
und Pädagogik von Fichte, Humboldt und Schleiermacher angeknüpft und "es nicht<br />
vermocht(en), sich über bürgerliche Klassenvorurteile hinwegzusetzen und in der<br />
sozialdemokratischen Arbeiterbewegung einen Bündnispartner im Ringen um bürgerlich-demokratische<br />
Freiheiten und Reformen der Hochschulbildung zu erkennen"<br />
(Warnecke 1986, S. 89). Diese Kritik mündete in die These, der Schmidkunz -<br />
sche Pragmatismus sei als "Absage ... an das überlieferte humanistische Ideal allseitiger<br />
Bildung" (ebenda, S. 82) zu bewerten, womit Schmidkunz indirekt zum<br />
Wegbereiter des Faschismus an den deutschen Universitäten wurde. Hier allerdings<br />
regte sich auch Widerspruch (vgl. Olbertz 1989, S. 45 ff.), der zu einer der wenigen<br />
Kontroversen führte, die in der hochschulpädagogischen Geschichtsschreibung der<br />
<strong>DDR</strong> offen ausgetragen wurden.<br />
1.2. Die nationalsozialistischen "Dozentenakademien"<br />
Wer über die (ungeschriebene) Geschichte der Hochschulpädagogik nachdenkt,<br />
kommt um die nationalsozialistische Machtergreifung an den (oder besser: über<br />
die) Hochschulen und damit um faschistisches hochschulpädagogisches Gedanken-