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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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Hochschulpädagogik 243<br />

sellschaft für Hochschulpädagogik“ um Franz v. Liszt, Karl Lamprecht, Ernst<br />

Bernheim und Hans Schmidkunz ihr geistiges und organisatorisches Zentrum hatte.<br />

Der Ruf nach einer Hochschulpädagogik (alias akademische bzw. universitäre<br />

Pädagogik, Pädagogik der Wissenschaften und Künste) fand an den deutschsprachigen<br />

Universitäten und Hochschulen in dem Maße Verbreitung, wie die expandierende<br />

Industrie wachsende Verwertungsbedürfnisse an spezialisierte wissenschaftlicher<br />

Bildung artikulierte und der öffentlichen wie studentischen Kritik an<br />

der mangelnden Flexibilität und Effizienz überkommener akademischer Strukturen<br />

bzw. Lehr- und Lernformen handfeste Argumente lieferte. Wie die Hodegetik in<br />

Widerspruch zum neuhumanistischen Universitätskonzept geriet, wollte und mußte<br />

sich die Hochschulpädagogik zudem zwischen der abstrakten Humboldtrezeption<br />

der "offiziellen" Universität und der Aufspaltung ihrer Lehre in spezielle Fachausbildung<br />

und Akademikererziehung in den Traditionsverbänden der Korporationen<br />

positionieren. Sie tat dies u.a., indem sie die freistudentische Bewegung untersützte.<br />

Unter Berufung auf den 1899 als Beilage zur ersten Ausgabe der Mitteilungen<br />

für Hochschulpädagogik" erschienenen „Plan eines Seminars für Hochschulpädagogik"<br />

von Hans Schmidkunz (vgl. 1899) hatte Foerster ein Programm für eine pädagogische<br />

Qualifizierung angehender Hochschullehrer entworfen und damit an<br />

eine bereits 1807 von Johann Gottlieb Fichte in seinem „Deduzierten Plan ...“ zur<br />

Berliner Universitätsgründung erhobene Forderung angeknüpft (vgl. Fichte 1807).<br />

Schmidkunz und Foerster wollten Lehrveranstaltungen für Hochschullehrer anbieten,<br />

damit jene sich in der "Gabe der Mitteilung", der "Kunst des akademischen<br />

Vortrags" und des "expressen Dialogs" mit den Studenten ausbilden und üben<br />

könnten.<br />

Friedrich Paulsen konnte diesem Vorhaben nicht viel abgewinnen. Die deutsche<br />

Universität habe sich bis dato ohne Hochschulpädagogik entwickelt und Fortschritte<br />

auf dem Gebiete der Lehrkunst seien nicht das Werk von Hochschulpädagogen<br />

gewesen, sondern des spontanen Wachstums unter den Händen von "Meistern<br />

der Wissenschaft, die zugleich Meister des Unterrichts waren“ (ebenda, S.<br />

257). Diese Kunst aber sei "so sehr bedingt durch die Besonderheit des Gegenstandes<br />

und die Individualität des Lehrenden, daß sie sich gegen jede Methodisierung<br />

sträubt“ (ebenda). Wollte man Professoren in der Lehrkunst unterweisen, so müßten<br />

auch die sie lehrenden Hochschulpädagogen einer Schulung unterworfen werden,<br />

wofür man, so die spöttische Sequenz, erneut spezielle Lehrer bräuchte: „Lehrer<br />

für Lehrer, die Lehrer lehren, wie man Lehrer die Lehrkunst lehrt“ (ebenda).<br />

Die Anlässe solcher Ressentiments und Mißverständnisse scheinen zeitlos zu<br />

sein. Vor allem der Vorwurf, die Hochschulpädagogik gründe sich auf eine unzu-

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