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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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26 Gertraude Buck-Bechler<br />

ingenieurwissenschaftliche Disziplinen für eine Minimierung der ‚Störanfälligkeit’<br />

der <strong>DDR</strong>-Wirtschaft durch ‚kapitalistische Ausfuhrbeschränkungen’ u.v.a.m. Dabei<br />

sind den Hochschulen auch Aufgaben übertragen worden, die sie in eine mit dem<br />

Ethos von Wissenschaft nicht zu vereinbarende und teilweise auch die Würde des<br />

Menschen missachtende Nähe zur Parteidoktrin gebracht haben.<br />

Aber auch hier verbietet sich wiederum jede Schwarz-Weiß-Malerei. Die erwartete<br />

Verknüpfung der Lehr-, Forschungs- und Studienarbeit mit der Behandlung<br />

gesellschaftlicher Problemstellungen, wofür u.a. auch Lehr- und Studienzeit zur<br />

Verfügung stand, hat Lehrende wie Studierende für gesellschaftliche Anliegen sensibilisiert<br />

und zu Stellungnahmen herausgefordert (in „von oben“ gewünschte und<br />

in nicht gewünschte Richtungen). Im Unterschied dazu war das obligate Studium<br />

des Marxismus-Leninismus, wenn es nach Parteistrategie als Administrierung einer<br />

Weltanschauung veranstaltet wurde, vor allem der Ort für zwiespältige Lippenbekenntnisse<br />

und eine Entartung des Disputes auf der Basis von Worthülsen. Beides<br />

zusammen hat einerseits nachweislich das Konfliktpotential an Hochschulen in<br />

der <strong>DDR</strong> im Umgang mit staatspolitischen Programmen immer wieder einmal gestärkt,<br />

aber gleichzeitig den individuellen Rückzug in die Nische oder in das Private<br />

gefördert.<br />

In sehr engem Zusammenhang zur Wissenschafts- und staatspolitischen Funktion<br />

stand die Sozialisationsfunktion der Hochschule in der <strong>DDR</strong>. Vor allem über diese<br />

Funktion wurden entscheidende Wirkungen von Bildungs- und Erziehungsprozessen<br />

erwartet.<br />

Für Bildung an <strong>DDR</strong>-Hochschulen fungierte im Humboldt’schen Sinne Wissenschaft<br />

– in der oben vorgenommenen Begrenzung – als Medium. Arbeit an und<br />

mit der Wissenschaft war deshalb das erklärte Ziel für studentisches Tätigsein. Es<br />

wurde schon darauf hingewiesen, dass dieses Ziel zum Teil weit über die sehr berufs<strong>bezogene</strong>n<br />

Interessen von Studierenden hinausgegangen ist. Trotzdem hat es in<br />

der Gestaltung von Aus- und Weiterbildung stets als Leitbild fungiert, was z.B.<br />

auch auf entsprechende methodische Studienkonzepte und Vorgehensweisen orientierte<br />

und letztlich zu einem anerkannt fundierten, wissenschaftlich-berufs<strong>bezogene</strong>n<br />

Ausbildungsstand bei vielen Absolventen an <strong>DDR</strong>-Hochschulen geführt hat.<br />

Im Hochschulsystem der <strong>DDR</strong> ging es aber nicht nur um Bildung von hochqualifizierten<br />

Fachleuten, sondern vor allem auch um Erziehung sozialistischer<br />

Persönlichkeiten. Dafür sollten Normen und Werte sozialistischer Moral und Ethik<br />

grundlegend sein, zum einen vermittelt durch das marxistisch-leninistische Grundlagenstudium<br />

(auf dessen zwiespältige Wirkung schon hingewiesen wurde) und<br />

zum anderen erlebbar gestaltet im sozialen Zusammenleben. Der einzelne sollte in

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