Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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240 Jan-Hendrik Olbertz<br />
wie ihr schließliches Scheitern zu verstehen. Anliegen, Besonderheiten und Geschichte<br />
der <strong>DDR</strong>-Hochschulpädagogik lassen sich nicht nachzeichnen, wenn man<br />
sie aus ihrem historischen Gesamtzusammenhang herauslöst.<br />
1. Ausflug in die Geschichte:<br />
Von der "Hodegetik" zur "Hochschupädagogik"<br />
Mit der Hodegetik, abgeleitet vom griechischen "hodos" (der Weg), setzte in der<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts an den Lehrstühlen für Philosophie mehrerer deutscher<br />
Universitäten das Bemühen ein, neuimmatrikulierten Studenten eine "Wegweisung"<br />
zu geben und sie in die Kunst des Studierens einzuführen. Ähnliche Ziele<br />
wurden mit der allgemeinen Propädeutik, der "Isagogik" (Einleitungswissenschaft),<br />
sowie "Paränesen" (Ermunterung, Ermahnungen, Ratschläge als typische Formen<br />
der Aufklärungsliteratur) verfolgt. Die Forderung lautete, "daß auf Universitäten<br />
öffentlicher allgemeiner Unterricht über den Zweck, die Art, das Ganze und die besonderen<br />
Gegenstände des akademischen Studiums ertheilt werde" (Scheidler<br />
1839, S. 8). So ging es den Hodegetikern darum, Vorstellungen vom akademischen<br />
Studium in ein System zu bringen, "Grundbegriffe, Grundsätze und Maximen oder<br />
practische Regeln für die zweckmäßigste Methode des Studirens" (Scheidler) wissenschaftlich<br />
zu begründen und an die Studierenden bzw. Studienanfänger weiterzugeben<br />
(vgl. dazu Olbertz 1994, S. 234 ff.).<br />
Ihre eigentliche Blütezeit hatte die Hodegetik in der Aufklärung, die Wurzeln<br />
aber reichen bis in den Renaissance-Humanismus zurück. Nach den frühen hodegetischen<br />
Entwürfen Rudolf Agricolas ("De formando studio", 1484) und Erasmus<br />
von Rotterdams ("De ratione studii", 1497) stammt die erste umfangreiche Hodegetikkonzeption<br />
(über 700 Seiten stark) von dem Historiker, Juristen und Bibliotheksinspektor<br />
Martin Schmeizel (vgl. 1738). Das im beginnenden 18. Jahrhundert aufkommende<br />
enzyklopädische Denken bewirkte und förderte die hodegetische Überzeugung,<br />
daß die Wissenschaften innerlich zusammenhängen und auch entsprechend<br />
zu lehren und zu studieren seien (vgl. Jackstel 1986 a, S.36). Diese aufklärerische<br />
Überzeugung schlug sich in diversen Reformimpulsen im Hinblick auf den<br />
Vorlesungsstil und die Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden<br />
nieder. Vielzitiertes Beispiel dafür ist die neue, "ohnpedantische" Lehrart des Christian<br />
Thomasius, der 1694 in Halle erstmals Vorlesungen in deutscher Sprache ankündigte,<br />
„konversatoria“ als dialogische Ergänzung zur Vorlesung einrichtete und<br />
Sprechstunden für studentische "dubia" abhielt.