06.12.2012 Aufrufe

Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 Gertraude Buck-Bechler<br />

Um die Studierbarkeit des Angebots in Aus- und Weiterbildung zu gewährleisten,<br />

musste die pädagogisch-didaktische Dimension von Leistungsprozessen Gewicht<br />

erlangen. Lehrende wurden deshalb darauf orientiert, Curricula-Entwicklungen<br />

nach fachwissenschaftlichen und didaktischen Konzepten vorzunehmen und<br />

der Betreuung der Studierenden einen hohen Stellenwert einzuräumen, wofür sich<br />

auch eine entsprechende Lehrkultur entwickelt hat. Die Folge war einerseits, dass<br />

die Selektionsmechanismen im Verlauf des Studienganges für Studierende minimiert,<br />

also weniger Schwund- dafür höhere Abschlussquoten erzielt werden konnten.<br />

Andererseits ließen sich über so entwickelte enge soziale Beziehungen weitaus<br />

besser auch erzieherische Absichten verwirklichen, über die noch zu sprechen sein<br />

wird.<br />

Die für die Identität einer Hochschule so wichtige Wissenschaftsfunktion ist in der<br />

<strong>DDR</strong> nicht unterschätzt worden. Allein die bereits dargelegte Berufung auf die<br />

Humboldt’sche Tradition der Einheit von Lehre und Forschung, aber auch die herausgehobene<br />

Rolle des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Gesellschaftskonzept<br />

der <strong>DDR</strong> haben diesen Fakt schon belegt. Wenn trotzdem hier noch einmal<br />

diese Funktion beleuchtet wird, dann deshalb, weil sie sich zum einen zwar am<br />

Code der Wahrheitssuche orientieren sollte, wenn auch weltanschaulich vorbestimmt,<br />

aber zum anderen dem Code der Zweckhaftigkeit von Forschung neben<br />

dem Code der Wahrheitssuche ein höheres Gewicht einzuräumen hatte. Hieraus<br />

ergaben sich deutliche Verzerrungen bis Entstellungen im Funktionsverständnis:<br />

� Die weltanschauliche Begrenzung der Wahrheitssuche verursachte mindestens<br />

eine qualitative Zweiteilung im Erkenntniszuwachs. Es gab Forschungsergebnisse,<br />

die in Untersuchungen der objektiven Realität gewonnen wurden und in<br />

wissenschaftsüblichen Größenordnungen auch international zu anerkannten<br />

Leistungen geführt haben. Und es gab Erkenntniszuwachs, der das Ergebnis<br />

von Analysen der objektiven Realität in methodologischer Orientierung an<br />

Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus und sozialistischer Ideologie war:<br />

dieser konnte sich nicht nur durch mehr oder weniger große Realitätsferne auszeichnen,<br />

sondern hat mitunter selbst zur Entstellung der weltanschaulichen<br />

Grundlagen mit beigetragen. Daraus jedoch den Schluss zu ziehen, dass diese<br />

Zweiteilung im Erkenntniszuwachs einerseits den Natur- und Technikwissenschaften<br />

und andererseits den Geisteswissenschaften zuzuordnen sei und damit<br />

letztere von vornherein diskreditiere, ist eine nicht haltbare, vorschnelle Verallgemeinerung,<br />

die in den Umbruchjahren Anfang der 90er Jahre leider zu<br />

vermeidbaren Fehleinschätzungen Anlass gegeben hat. Sicher war es in den<br />

Geisteswissenschaften riskanter, vielleicht auch stellenweise unmöglich, reali-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!