Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack
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214 Jan-Hendrik Olbertz<br />
Zudem ist die Rolle des Akademischen Mittelbaus an den <strong>DDR</strong>-Universitäten<br />
mit seinem heutigen Funktionsprofil kaum vergleichbar; als eigener Berufsstand<br />
mit hohem Lehrdeputat hatte er einen Großteil der selbständigen Verantwortung für<br />
die Lehre wahrzunehmen. Die Inanspruchnahme der knappen Mittelbaustellen des<br />
neuen Systems durch die „alten“ Angehörigen des Mittelbaus führt zu einer „Abriegelung“<br />
dieser Stellen für junge, qualifikationsorientierte Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler. Dennoch sind die "Leidtragenden" der Umstrukturierung vor<br />
allem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der <strong>DDR</strong> im mittleren<br />
Lebensalter, deren Qualifikation eine einschneidende Entwertung erfuhr, und die in<br />
das System nicht mehr richtig "passen". Für die Neubesetzung vakanter Stellen<br />
werden sie schon aus strukturellen Gründen selten in Betracht gezogen.<br />
Hinsichtlich der Professuren wurde bei rund einem Drittel der Neubesetzungen<br />
in Ostdeutschland auf Bewerberinnen und Bewerber aus der <strong>DDR</strong> zurückgegriffen,<br />
wobei ihr Anteil bei den C4-Stellen mit 15 % deutlich geringer liegt als bei den<br />
C2/C3-Stellen mit 56 % (Kell 1994, S. 21, 31).<br />
Probleme gibt es auch hinsichtlich der Mobilität des ostdeutschen wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses. Neueste Untersuchungen der DGfE haben gezeigt, daß<br />
bei der Einstellung von erziehungswissenschaftlichem Personal aus Ostdeutschland<br />
(Absolventen) auch in den alten Ländern keineswegs "Normalität" eingetreten ist<br />
(Lehnhardt 1997).<br />
Die gegenwärtigen Entwicklungsprogramme der erziehungswissenschaftlichen<br />
Fakultäten bzw. Fachbereiche drohen durch Haushalts- und Stellenbesetzungssperren<br />
(auch im Falle von Wiederbesetzungen) ins Stocken zu geraten. Die staatlichen<br />
Sparmaßnahmen im Hochschulbereich und erste Rückwanderungen von Ost nach<br />
West gefährden den nach der Vereinigung in den neuen Ländern erreichten Ausbau<br />
der Erziehungswissenschaft.<br />
Zur erziehungswissenschaftlichen Forschung:<br />
Die meisten der gegenwärtig an den ostdeutschen Universitäten bearbeiteten Forschungsvorhaben<br />
stammen aus der Schul- und Unterrichtsforschung sowie der Erwachsenenbildung/Weiterbildung<br />
(einschl. <strong>Hochschulforschung</strong>), gefolgt von der<br />
historischen/vergleichenden pädagogischen Forschung und der Sozialpädagogik.<br />
Fast 70 % von insgesamt 312 ausgewerteten Forschungsprojekten wenden sich<br />
praktischen, handlungsfeldorientierten Fragestellungen zu (betreiben also Entwicklungs-<br />
und Begleitforschung oder sind Evaluationsvorhaben), während rund 30%<br />
der Themen theoretisch-systematischen bzw. historiographischen Zuschnitts sind.<br />
Damit stellt sich eine ausgesprochen hohe Praxisorientierung der Forschung heraus.<br />
Vor allem in den "neuen" Disziplinen wie Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung<br />
hat sich ein Forschungstyp etabliert, der als Entwicklungs- bzw. Anwen-