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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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20 Gertraude Buck-Bechler<br />

2.2. Funktionsverantwortung:<br />

Dominiert wurde die Idee des <strong>DDR</strong>-Hochschulsystems allerdings durch seine<br />

funktionalen Bezüge im gesellschaftlichen Kontextsystem, für die vor allem<br />

die Reproduktionsprobleme der Gesellschaft Ausgangspunkt waren.<br />

Die ideologisch geprägte Vision von der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft<br />

als ‚umfassendes gesellschaftliches System’ wies von Anfang an dem Hochschulsystem<br />

in der <strong>DDR</strong> einen festen Platz im Kontext der anderen gesellschaftlichen<br />

Teilsysteme 7 und damit im zentralstaatlichen System der Planung, Lenkung<br />

und Leitung zu. Aus der erwarteten „Dienstleistung für die Gesellschaft“ heraus<br />

wurde die Hochschule instrumentalisiert, nahm die Idee des Hochschulsystems in<br />

der <strong>DDR</strong> expressis verbis Gestalt an. Die Skala gesellschaftlicher Funktionsbereiche<br />

war groß (also die Dienstleistungserwartung hoch); aber nicht immer haben<br />

alle Funktionsbereiche den gleichen Stellenwert gehabt, was zu bestimmten Idee-<br />

Nuancierungen im Laufe von 40 Jahren geführt hat. Die Funktionsbereiche lassen<br />

sich begrifflich mit gebräuchlichen Termini beschreiben, wobei die einzelnen Bereiche<br />

nicht überschneidungsfrei voneinander abzugrenzen sind. Für folgende gesellschaftliche<br />

Funktionen sollte das Hochschulsystem der <strong>DDR</strong> Verantwortung<br />

übernehmen:<br />

� Ausbildungs-(Qualifizierungs-)funktion zur Sicherung der für alle gesellschaftlichen<br />

Bereiche erforderlichen Fachkräfte (im Sinne der notwendigen ‚Produktivkraftentwicklung’);<br />

� Wissenschaftsfunktion im Sinne von Erkenntniserweiterung (als notwendige<br />

Voraussetzung für ‚wissenschaftlich-technischen und gesellschaftlichen Fortschritt’)<br />

und von kultureller Sachwaltung;<br />

� staatspolitische (ideologische) Funktion für Transparenz von ‚marxistischleninistischer’<br />

Ideologie, für das Bearbeiten gesellschaftlicher Probleme und<br />

für das „Vorleben“ sozialistischer Verhaltensweisen;<br />

� Sozialisationsfunktion zur gesellschaftlichen Integration der Heranwachsenden<br />

durch wissenschaftliche Bildung und kommunistische Erziehung;<br />

� Reproduktionsfunktion nicht nur für Berufsgruppen, sondern auch für Sozialstrukturen<br />

und Statusverteilung und damit für Machtstrukturen im Sinne einer<br />

‚Volksdemokratie’;<br />

7 Dass sich damit in der <strong>DDR</strong> eine Entwicklung vollzogen hat, die allgemein für entwickelte<br />

Industrieländer konstatiert wird, weil sich Hochschule im Zuge einer ‚Verwissenschaftlichung<br />

der Gesellschaft’ einer komplementär dazu verlaufenden ‚Vergesellschaftung’<br />

auf Dauer nicht entziehen kann (Scholz 1993), sei hier am Rande vermerkt.

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