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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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144 <strong>Peer</strong> <strong>Pasternack</strong><br />

(Schandera et al. 1997, 261); andererseits könne die Zeitschrift „nicht auf den<br />

Nachvollzug von Herrschaftsdiskursen reduziert werden“, die Abhängigkeit von<br />

politischen Vorgaben sei vielfältig gebrochen gewesen (ebd., 328). 7<br />

Der Hinweis auf die ZEITSCHRIFT FÜR GERMANISTIK ist an dieser Stelle auch<br />

von Interesse, da diese „auf Beschluß des Sekretariats des ZK der SED und des<br />

Ministerrates im Zusammenhang mit dem Beschluß zur Arbeit mit der deutschen<br />

Sprache im Ausland als zentrales Publikationsorgan der <strong>DDR</strong>-Germanistik gegründet“<br />

worden war. 8 Elf Jahre Erscheinen hatten augenscheinlich nicht genügt, diesen<br />

politisch formulierten Anspruch gegen etablierte (und auch im Westen wahrgenommene)<br />

Journale wie die WEIMARER BEITRÄGE oder SINN UND FORM durchzusetzen.<br />

9 Aufschlussreich erscheint an diesem Fall auch, dass noch 1980 wissenschaftliche<br />

Zeitschriften „auf Beschluß des Sekretariats des ZK der SED und des<br />

Ministerrates“ begründet wurden. Andererseits, so eine Redakteurin, habe sich daraus<br />

keine dauerhafte unmittelbare Abhängigkeit ergeben. Im Gegenteil: Die ZEIT-<br />

SCHRIFT FÜR GERMANISTIK sei „kaum (und damit anders als andere Redaktionen)<br />

beeinflußt“ worden „von Eingriffe der zuständigen Ministerien, der Humboldt-<br />

Universität oder anderer Personen/Einrichtungen“:<br />

„Direktiven seitens des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen, dem die<br />

Zeitschrift mit unterstellt war, gab es in den letzten Jahren immer weniger: Die<br />

Redaktion hatte mit Redaktionsschluß dem verantwortlichen Mitarbeiter eine Kopie<br />

des <strong>Inhalt</strong>sverzeichnisses einzureichen. Wenige Male mußten daraufhin ganze<br />

Beiträge zur Einsichtnahme übersandt werden.“ (Kunkel 1990, 36).<br />

In welcher Weise systemüberschreitende Üblichkeiten des Wissenschaftsbetriebs<br />

politisch kontaminiert sein konnten, sobald sie in der <strong>DDR</strong> auftraten, schildert die<br />

hier zitierte Redakteurin der ZEITSCHRIFT FÜR GERMANISTIK am Rande auch:<br />

„Es hat ... auch ... Versuche direkter, auch politischer Erpressung gegeben, indem<br />

uns z.B. ein älterer Autor, der ein Manuskript über das Sumerische im Vergleich<br />

zu anderen germanischen Sprachen eingereicht hatte, damit drohte, er werde die<br />

Veteranenkommission des ZK mobilisieren, wenn wir diesen Artikel nicht drucken.“<br />

(Ebd.)<br />

7<br />

Vgl. des weiteren zu den WEIMARER BEITRÄGEN Schandera (1999) und Nahke et al.<br />

(1999).<br />

8<br />

zit. bei Kunkel (1990, 34).<br />

9<br />

In diesem Zusammenhang sei auch auf Gallée (1996) aufmerksam gemacht, die einige<br />

Kapitel <strong>DDR</strong>-Zeitschriftengeschichte schreibt, indem sie die Lukács-Rezeption in der<br />

<strong>DDR</strong> unter anderem an Hand der Redaktionsstrategien der DEUTSCHEN ZEITSCHRIFT FÜR<br />

PHILOSOPHIE, der WEIMARER BEITRÄGE sowie von SINN UND FORM systematisch darstellt<br />

und analysiert.

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