06.12.2012 Aufrufe

Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Idee der Hochschule 15<br />

Deshalb scheint der im Zusammenhang mit dem deutschen Universitätsmodell<br />

immer wieder auftauchende Idee-Begriff nach Ansicht der Autorin noch am ehesten<br />

geeignet zu sein, die oftmals anzutreffende Gemengelage von klar formulierten<br />

Zwecken, erklärten Absichten und gewollten Visionen für ein historisch konkretes<br />

Hochschulsystem begrifflich zu umfassen.<br />

Im folgenden wird daher der Versuch unternommen, die Idee des Hochschulsystems<br />

der <strong>DDR</strong> als eine solche besondere Gemengelage zu charakterisieren und<br />

so für Wertungen der Leistungsfähigkeit dieses Hochschulsystems einen gesamtheitlichen,<br />

vielleicht auch besser objektivierbaren Orientierungshintergrund zu<br />

schaffen. Dies könnte helfen, Einschätzungen bekannter Leistungen stärker in Bezüge<br />

zu Absichten und Zwecken des Gesamtsystems zu stellen.<br />

Für die Beschreibung der Idee des <strong>DDR</strong>-Hochschulsystems werden die o.g.<br />

drei Erklärungsmuster herangezogen. Sie reichen aber dafür nicht aus. Zusätzlich<br />

und diesen drei Erklärungsmustern gewissermaßen übergeordnet muss die für den<br />

Staatssozialismus in der <strong>DDR</strong> typische weltanschauliche Einbettung und ideologische<br />

Dogmatisierung aller gesellschaftlichen Bereiche und Prozesse kommentiert<br />

werden.<br />

1. Die Gemengelage der Idee des <strong>DDR</strong>-Hochschulsystems erhielt ihre Grundprägung<br />

aus dem Verständnis von Interessenausgleich und Konsens auf der<br />

Grundlage marxistischer Weltanschauung und dogmatischer Interpretation im<br />

Staatssozialismus der <strong>DDR</strong>.<br />

Wenn oben festgestellt wurde, dass die Institution Hochschule als gesellschaftliches<br />

Teilsystem einem vielfältigen Geflecht von Interessen und Funktionsbezügen<br />

unterliegt, aus dem Zweckbestimmungen im Diskurs hervorgehen, so muss man sagen,<br />

dass in der <strong>DDR</strong> die „Philosophie“ für gesellschaftliche Prozesse, darin die<br />

Idee für das Hochschulsystem eingeschlossen, nur bedingt das Ergebnis von Konsenssuche<br />

im Sinne etwa „europäischer Aufklärung“ war, sondern vor allem Ergebnis<br />

von Verständigung im Korsett einer ‚einzig wahren’ Weltanschauung zur Beschreibung<br />

von (Natur und) Gesellschaft, des Marxismus-Leninismus.<br />

Diese Weltanschauung steht zwar nicht vordergründig in Distanz zu Forderungen<br />

europäischer Aufklärung. Auch sie stützt sich auf Grundsätze der Art, dass<br />

Aussagen über die Welt mit Hilfe überprüfbarer Argumente rational zu begründen<br />

und dass nach demokratischem Prinzip in der Argumentation zu Fragen von Wahrheit<br />

und Gerechtigkeit die von allen Beteiligten und Betroffenen geäußerten Gründe<br />

zur Geltung zu bringen sind. Aber diese Weltanschauung orientiert vor allem<br />

darauf, dass Diskurs mit dem Ziel der Verständigung (vgl. Habermas 1984) nicht<br />

unter der alleinigen Norm zu führen sei, Verständigung zu erreichen, sondern vor

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!